Titel: Ueber die zwekmäßigste Form der Dampf- und Siedegefäße. Von Hrn. J. G. Peschel, k. Hofgrotteur und Wasserinspector in Dresden.
Autor: J. G. Peschel
Fundstelle: Band 36, Jahrgang 1830, Nr. XVII., S. 86
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XVII. Ueber die zwekmaͤßigste Form der Dampf- und Siedegefaͤße. Von Hrn. J. G. Peschel, k. Hofgrotteur und Wasserinspector in Dresden. Mit Abbildungen auf Tab. III. Ueber die zwekmaͤßige Form der Dampf- und Siedegefaͤße. Die Dampf- und Siedekessel bei Dampfheizungen, Dampfkochereien, Dampfmaschinen, Bier- und Essigbrauereien, Brantweinbrennereien, Zuker-, Salz-, Laugensiedereien u. dgl. machen einen sehr wichtigen Gegenstand in der technischen Oekonomie aus. Daß sehr viel von der Form derselben abhaͤngt, wenn die darin auf den Siedepunkt zu bringenden oder zu verdampfenden Fluͤssigkeiten in moͤglich kuͤrzester Zeit und mit dem geringsten Aufwande des Feuermateriales geschehen soll, ist leicht einzusehen. Man hat schon verschiedene Arten von Dampfkesseln angewendet, und mancherlei Abaͤnderungen daran vorgenommen, um die Verdampfung zu beschleunigen und an Feuermaterial zu ersparen; man scheint aber die zwekmaͤßigste Form derselben bis jezt noch gar nicht ausgemittelt zu haben; oder, wenn man ja derselben zuweilen nahe gekommen ist, das Vortheilhafste daran nicht erkannt zu haben; wenigstens habe ich nirgends einen zureichenden Grund angefuͤhrt gesunden: warum man ihre Form gerade so und nicht anders gewaͤhlt habe; die Dampfkessel, die ich, als die neuesten nach englischer Art, gesehen habe, sind gerade die unzwekmaͤßigsten, die man dazu anwenden kann. Die Erwaͤrmung des Wassers und die Entwikelung des Dampfes durch die freie Waͤrme des Feuers kann in einem jeden Raͤume und in jeder Form eines Gefaͤßes geschehen, wozu die Waͤrme Zutritt haben kann, und daselbst chemische Aufloͤsungen und Verbindungen hervorbringen; die Wirkung des Feuers selbst geschieht aber auf mechanische Weise, wobei sehr viel auf die Form und das Verhaͤltniß des Gefaͤßes ankommt, in welchem die Fluͤssigkeit zum Sieden gebracht oder verdampft werden soll, wenn das Fetter vollkommen darauf wirken, die Verdampfung beschleunigen, und nicht ein zu großer Theil Hize dabei unbenuͤzt verloren gehen soll. In haͤuslichen Einrichtungen, beim Kochen und Braten der Speisen, wird die Form der Gefaͤße mehr nach der Bequemlichkeit und Localitaͤt eingerichtet, und wegen des Geschmaks der Speisen oft mehr Feuermaterial verwendet, als eigentlich noͤthig waͤre; wo aber Feuerungsanstalten im Großen betrieben werden, und das Feuermaterial ein großes Object ausmacht, da verdient wohl die Form der Gefaͤße genau beruͤksichtigt zu werden. Um nun die vortheilhafteste Form dazu auszumitteln, muß die Erfahrung zu Huͤlfe genommen und die Wirkung des Feuers genau beobachtet werden. Folgende Erfahrungen halte ich dazu fuͤr hinlaͤnglich, um das Nachtheilige an den Kesseln zu erkennen, und das Vorteilhaftere dabei zu bestimmen: Wenn man auf einen freien Herd einen Topf mit Wasser sezt, und um denselben herum ein Feuer macht, um dieses Feuer aͤußerlich wieder so viel gleich große Toͤpfe mit Wasser sezt, als neben einander Raum haben, so wird man glauben, der mittlere Topf muͤsse weit fruͤher in's Kochen oder Sieden kommen, als die aͤußeren Toͤpfe, weil diese nur mit einem kleinen Theile ihrer Seitenflaͤche vom Feuer beruͤhrt werden, und jener ganz vom Feuer umgeben ist. Die Erfahrung lehrt aber das Gegentheil; die aͤußeren Toͤpfe kommen gewoͤhnlich fruͤher zum Kochen, als der innere. Wenn ferner ein gewoͤhnlicher Kochtopf mit der einen Seite am Feuer steht, und die Fluͤssigkeit in demselben im Sieden ist, so kann man die dem Feuer entgegengesezte Seite des Topfes nicht beruͤhren, ohne sich die Hand daran zu verbrennen; ruͤkt man aber den Topf vom Feuer ab, so kann man die Hand an die am Feuer gestandene Seite des Topfes so lang halten, als die Fluͤssigkeit in demselben fortsiedet, ohne sich daran zu verbrennen. Sobald aber das Wallen des Wassers im Topfe aufhoͤrt, wird der Topf auch sogleich an allen Seiten gleich heiß, und man kann keine Seite mehr beruͤhren, ohne sich daran zu verbrennen. Dieses geschieht auch an den Casserolen und Fischkesseln, die uͤber dem Feuer stehen. Wenn ein Fischkessel waͤhrend des Kochens vom Feuer abgehoben wird, und man sezt ihn mit dem Boden auf die hohle Hand, so kann er eine ziemliche Streke auf derselben fortgetragen werden, ohne daß man sich daran verbrennt, waͤhrend er weder am Henkel noch am oberen Rande beruͤhrt werden kann, ohne daß man sich sogleich die Hand daran verbrennte. So verbrennt sich auch die Hand an dem, aus einem Kessel stroͤmenden, siedenden Dampfe augenbliklich, waͤhrend man den Kessel an der Seite des Feuers ein paar Secunden lang ohne große Schmerzen anruͤhren kann. So weiß auch jeder Koch, daß auf einer Herdplatte, wo bloß unter derselben das Feuer unterhalten wird, ein Topf mit Wasser weit leichter kocht, als in einer Kochroͤhre oder Kochmaschine, wo die Hize von allen Seiten auf den Topf wirken kann. Ueberhaupt gestehen alle Koͤche, daß in einer jeden Kochmaschine mehr Feuerungsmaterial zum Kochen verbraucht wird, als beim Kochen auf dem freien Herde, wenn uͤbrigens beim Anlegen des Holzes vorsichtig zu Werke gegangen wird. Die Vortheile einer Kochmaschine sind nie Ersparung an Feuermaterial, sondern mehr Reinlichkeit und Schmakhaftigkeit der Speisen und andere Waͤrmevortheile, und daß dabei jede Art von Feuermaterial angewendet werden kann. Auch das Verdampfen geschieht auf einem freien Feuerherde schneller, als in einer Kochmaschine. Wie schnell wurde z.B. die wenige Fluͤssigkeit, die man beim Braten des Fleisches demselben zusezt, verdampfen, wenn man die Bratpfanne auf einem freien Herde der Hize aussezte, in der das Fleisch in der Bratroͤhre zum Roͤsten kommt, wo sie Stunden lang nicht ganz verdampft. So kommt auch ein offenstehender Topf mit Wasser auf dem freien Herde eher zum Kochen, als ein zugedekter; der Topf, der vorne am Feuer steht, wo die Luft von außen hinzutritt, fruͤher, als der, der hinter dem Feuer steht, worauf die Hize mehr stoͤßt u.s.w. Diese Erfahrungen habe ich auch durch viele, und zum Theile sehr kostspielige. Versuche bestaͤtigt gefunden; die ich aber der Weitlaͤuftigkeit wegen hier nicht beschreiben will. Aus dem Angefuͤhrten wird zu ersehen seyn, daß jede Feuerungseinrichtung auf Grundsaͤzen beruht, nach denen dabei verfahren, und die Form der Gefaͤße zu bestimmen ist, wenn so wenig Feuermaterial als moͤglich verschwendet werden soll. Das Feuer wirkt naͤmlich, wie das Licht, strahlenmaͤßig, und durch die Koͤrper in gleicher Richtung vor sich hin. Nur dadurch, daß es die Koͤrper ausdehnt, das Wasser dadurch so, wie die Luft, leichter wird und in der kaͤlteren in die Hoͤhe schwimmt, scheint sie mehr nach oben, als nach unten zu gehen. Wenn man das Feuer oder den Feuerungsraum mitten in der Fluͤssigkeit oder des Siedegefaͤßes anbringt, so wirkt das Feuer nach allen Seiten, und es scheint keine Waͤrme dabei verloren zu gehen; allein die Hize zerstreuet sich dabei zu sehr; die Fluͤssigkeit kommt aͤußerst langsam in's Kochen, und eben so langsam geht alsdann die Abdampfung von Statten, wobei nicht nur an Zeit, sondern auch an Feuermaterial verschwendet wird. Davon habe ich mich durch einen sehr kostspieligen Versuch uͤberzeugt. Wirkt dagegen das Feuer von zwei einander gegenuͤberstehenden Seiten auf die Fluͤssigkeit, so wird die Wirkung zwar nicht aufgehoben, aber eine Wirkung hindert die andere, und es wird dabei ebenfalls an Feuermaterial verschwendet. Das Feuer, das einen Koͤrper durchdringen, erwaͤrmen und veraͤndern soll, muß erst etwas aus demselben verdraͤngen, ehe es die Veraͤnderung bewirken kann. Diese Verdraͤngung eines Bestandtheiles wird sehr verhindert, wenn die Waͤrme von zwei entgegengesezten Seiten auf die Fluͤssigkeit wirkt, wenigstens gehoͤrt ein Uebermaß von Feuer dazu, wodurch die Verschwendung entsteht. Der aus dem Wasser, welches erwaͤrmt oder in Dampf verwandelt werden soll, zuerst zu verdraͤngende Bestandtheil ist unstreitig der Kaͤltestoff.Von der Hypothese des Kaͤltestoffes ist man heute zu Tage so ziemlich zuruͤkgekommen.A. d. R. Wenn man z.B. zu einiger Dike uͤber einander gelegten Wollenzeug auf einen Ofen zum Erwaͤrmen legt, so wird die aͤußere Seite erst bedeutend kaͤlter, ehe man etwas von der Erwaͤrmung verspuͤrtDer Hr. Verfasser scheint das Gesez der Verminderung der Temperatur bei dem Uebergange einer tropfbaren Fluͤssigkeit in gasfoͤrmige hier uͤbersehen zu haben.A. d. R. Dasselbe geschieht auch bei einem jeden anderen auf diese Art zu erwaͤrmenden Koͤrper. Daß diese Verdraͤngung der Kaͤlte eben so, wie die Wirkung der Waͤrme, in gleicher Richtung geschieht, beweiset das bekannte Experiment mit einem Teller voll Schnee und Eis. Sezt man auf einen solchen Teller mit Schnee und Eis einen anderen mit Wasser, so schmilzt in einem erwaͤrmten Zimmer das Eis nach und nach, ohne eine merkliche Veraͤnderung in dem Wasser des oberen Tellers hervorzubringen; wird aber unter dem ersten Teller ein Kohlenfeuer angebracht, so wird das Wasser im oberen Teller in Eis verwandelt, indem das Eis im unteren Teller schmilzt; dasselbe geschieht auch umgekehrt. Hier wird durch die strahlenaͤhnliche Wirkung des Feuers auf das Eis der Kaͤltestoff, als ein besonderer Bestandtheil im Wasser, genoͤthiget in gleicher Richtung zu entweichen, aͤußert auf diesem Wege noch seine Wirkung auf das Wasser, und verwandelt dasselbe in Eis. Dieses Verdraͤngen eines Bestandtheiles muß, nach den vorangefuͤhrten Erfahrungen, auch im Wasser noch fortgehen, bis dasselbe durch die Hize des Feuers in einen gasartigen Dampf verwandelt worden ist. Ob aber das Eis in der halben Zeit zerschmelzen wuͤrde, wenn man von zwei Seiten ein Kohlenfeuer auf dasselbe wirken ließe, und auf diese Art mit doppeltem Aufwande an Feuermaterial auch doppelte Wirkung hervorbringen koͤnne? dieses habe ich noch nicht versucht. Die Zeit, die das Feuer braucht, um einen Koͤrper zu durchdringen, ist ebenfalls bei der Form der Siedegefaͤße zu beruͤksichtigen. Die Feuermaterialien brauchen zum Theile mehr, zum Theile weniger atmosphaͤrische Luft zum Verbrennen, wovon das Stikgas und die entwikelten Gasarten wieder entweichen muͤssen und die Hize mit fortfuͤhren. Wenn diese Gase einen Siedekessel zu geschwind verlassen, so kann nur wenig von ihrer Hize auf die Fluͤssigkeit wirken, und es muß dabei ein großer Theil des Feuermateriales unbenuͤzt verloren gehen. Dieß sind die Gruͤnde, auf welchen die Form der Dampfkessel beruht, in welchen das Wasser bis zur Verwandlung in Dampf gebracht werden soll, wenn man das Feuer mit Vortheil dabei anwenden will; und es laͤßt sich auch daraus die Unzwekmaͤßigkeit ersehen, wornach viele Dampf- und Siedekessel geformt und construirt sind. Es sey z.B. Fig. 7. der Durchschnitt eines Dampfkessels, wie ich einen dergleichen neu gefertigten vor ein paar Jahren gesehen habe, und wie man sie gewoͤhnlich in den Aufrissen der englischen Dampfmaschinen gezeichnet findet. Diese Form von Dampfkesseln hat an sich viel Zwekmaͤßiges: die Kessel sind nach derselben gewoͤhnlich sehr hoch und nicht lang gebauet und nehmen daher wenig Raum ein; das Bogenfoͤrmige am Boden und an den Seiten widersteht dem Zerspringen derselben; die Hoͤhlung durch die Mitte derselben haͤlt beide Stirnseiten zusammen, und das Feuer hat sehr viel Beruͤhrungspunkte mit der Fluͤssigkeit. Nach den auf Erfahrungen beruhenden Grundsaͤzen sind sie aber gegen die vortheilhafte Wirkung des Feuers geformt; mithin holzverschwendend, und daher auch unzwekmaͤßig construirt. Das Feuer brennt in dem Feuerungsraume a unter dem Kessel hinter, durch die Hoͤhlung b, wieder hervor, geht von da zu beiden Seiten c und d wieder zuruͤk und zur Esse hinaus. Die Hize des Feuers in a unter dem Kessel ist groͤßer, als die bei b hervorkommt. Die Hize in b ist wieder groͤßer, als die zu beiden Seiten c und d. Da nun die Hize in b schon kleiner seyn muß als in a, und noch dazu strahlenmaͤßig und zerstreuend wirkt, so kann sie zur Vermehrung der Hize von a nichts beitragen, wohl aber dieselbe in ihrer Wirkung verhindern. Eben so ist es mit der Waͤrme zu beiden Seiten c und d, diese muß von der Hize, die aus b wirkt, ganz verdraͤngt und unwirksam gemacht werden. Die große Beruͤhrungsflaͤche, die bei dieser Form der Erwaͤrmung dargeboten wird, kann sehr wenig zur Vermehrung derselben beitragen; im Gegentheile, die Hize wirkt von allen Seiten zerstreuend auf die Fluͤssigkeit, und auch einander entgegen. Es gehoͤrt mithin ein großer Ueberschuß von Feuer dazu, um alle diese Gegenwirkungen zu uͤberwinden, und die Verdampfung in einem solchen Gefaͤße zu beschleunigen; und ich halte daher diese Form fuͤr die unzwekmaͤßigste, die man dazu erfinden und anwenden kann. Die Erfahrung mag auch schon manchen Maschinenbauer und Inhaber derselben davon uͤberzeugt haben. Nur scheint man nicht zu wissen, was dabei abzuaͤndern oder zu verbessern ist. Zwekmaͤßiger, und unter allen moͤglichen Formen, die man Dampfgefaͤßen geben kann, die vorteilhafteste ist die Kugelform, Fig. 8. Bei der Kugelform kann, wenn diese bis zur Haͤlfte angefuͤllt und bis auf diese Hoͤhe in den Feuerungsraum eingesenkt ist, die Hize des Feuers von allen Seiten auf die Fluͤssigkeit wirken, ohne sich entgegen zu wirken, und hat auf diese Art Gelegenheit sich ungehindert und am vollkommensten der Fluͤssigkeit im Siedegefaͤße mitzutheilen. Da aber die Hize nicht schnell genug die Fluͤssigkeit zu durchdringen vermag, sondern einige Zeit dazu braucht, auch durch den Luftzug, den das Feuer zum Verbrennen noͤthig hat, zum Theile fortgefuͤhrt wird, so muß das Siedegefaͤß eine verhaͤltnißmaͤßige Laͤnge haben, damit sich die Flamme an denselben ausbreiten kann und die Hize mehr Zeit bekommt auf die Fluͤssigkeit zu wirken, was bei der bloßen Kugelform nicht geschehen kann. Fig. 8. stellt einen solchen Dampfkessel im Quer- und Fig. 10. im Langendurchschnitt vor; a, ist der Feuerungsraum; b, der Aschenherd; c, d, die Hoͤhe der Fluͤssigkeit im Kessel; e, der Rost und f, f, die Thuͤren zur Einheizung und zum Aschenherde. Da ich bloß von der Form dieser Kessel spreche, so sind die uͤbrigen Einrichtungen, die an dergleichen Kesseln angebracht werden, als bekannt weggelassen, und ich bemerke nur, daß das Dampfrohr g in der Mitte desselben anzubringen ist. Gleiche Form muͤssen auch die Pfannen, die oben offen sind, wie Fig. 9. im Durchschnitt zeigt, haben. Der hier verzeichnete Kessel ist vier Mal so lang, als breit angenommen; und diese Laͤnge ist bei jedem Feuermateriale, das mit Flamme brennt, nothwendig, wenn die Hize auf die moͤglich vollkommenste Weise benuͤzt werden soll. Die Laͤnge des Rostes oder der Raum, den das zum Verbrennen eingelegte Feuermaterial einnimmt, betraͤgt aber nur den vierten Theil der Laͤnge des Kessels. Die uͤbrigen drei Theile desselben werden hinlaͤnglich von der Flamme und von der Gashize erwaͤrmt. Die, Hize ist bei a, wo das Feuer unter dem Kessel brennt, natuͤrlich groͤßer, als da, wo sie bei c, zur Esse, h, hinausfaͤhrt; aber beide, die groͤßere und die kleinere Hize, koͤnnen einander in der Wirkung auf die Fluͤssigkeit nicht hindern, und haben Gelegenheit, beinahe die ganze Temperatur, die zur Verdampfung der Fluͤssigkeit noͤthig ist, an den Kessel abzusezen. Bei Anwendung der Kohks, Holzkohlen oder eines anderen Feuermateriales, das nicht mit Flamme brennt, und weniger atmosphaͤrische Luft zum Verbrennen braucht, oder auch, wo der Dampf in sehr stark erhiztem Zustand angewendet wird, kann man die Form etwas kuͤrzer waͤhlen. Wenn aber die Fluͤssigkeit bloß zum Siedepunkte zu bringen ist, wie beim Bier- und Essigbrauen, beim Brantweinbrennen, besonders bei Abdampfungen in den Salzsiedereien u. dgl. ist es vortheilhafter, sie noch laͤnger, oder so lang zu nehmen, daß der Rauch nur noch die Temperatur des Siedepunktes hat, wenn er den Kessel verlaͤßt. Bei allen Einrichtungen aber, wo Wasser zum Siedepunkte gebracht, oder in Dampf verwandelt werden soll, (lezterer mag zu was immer fuͤr einer Drukhoͤhe auch gebracht werden sollen) muß die Kugel- oder Cylinderform und die angegebene Wasserhoͤhe in denselben beibehalten werden, wenn man kein Feuermaterial dabei verschwenden will; man mag uͤbrigens der Spannung wegen einen vollen Kreis waͤhlen, oder zur Deke nur einen gedruͤkten Bogen nehmen. Wo aber Wasser nicht in Dampf verwandelt, sondern bloß in eine große Gluͤhhize gebracht werden soll, was bei einigen Maschinen mit hohem Druke geschehen ist, muß das Gefaͤß ganz voll Wasser gehalten werden, und man kann die Hize von allen Seiten darauf wirken lassen. Hierbei kann nur allerdings das, was man Verschwendung des Feuermaterials nennen kann, in dem Feuerungsraume geschehen. Auch in dem Feuerungsraume koͤnnen bei dergleichen Einrichtungen Fehler begangen werden. Die Erfahrung lehrt, daß das Feuer in einem Cylinder oder in einer blechernen Roͤhre am lebhaftesten, das ist, mit der meisten Flamme brennt. Man muß daher jede Feuerung so viel als moͤglich kreisfoͤrmig einrichten, wie es in Fig. 8 und 9. angegeben ist. Dieser Raum wird so groß genommen, als noͤthig ist, um so viel Feuermaterial einzulegen, als zur erforderlichen Hize gebraucht wird. Da nun das Feuermaterial verschieden ist, und das eine mehr Hize auf einmal erzeugt, als das andere; so muß dieser Raum nach der Wirksamkeit des zu verbrauchenden Feuermittels bestimmt werden. Ist dieser Raum zu groß, so bleibt entweder zu viel Raum zwischen dem Feuer und dem Kessel, oder der Heizer legt auf ein Mal zu viel ein, und sucht sich durch Daͤmpfung des Luftzuges zu helfen, wenn auf ein Mal mehr Hize erzeugt wird, als noͤthig ist, wobei sowohl die Verbrennung des Materiales als die Benuͤzung der Hize unvollkommen geschieht. Es ist uͤberhaupt unverzeihlich, mit welcher Nachlaͤssigkeit bei vielen Feuerungen die Unterhaltung des Feuers durch das Nachlegen des Materiales betrieben wird. Hierzu sollte man gerade die vorsichtigsten und fleißigsten Arbeiter waͤhlen. Die meisten stopfen gewoͤhnlich die Feuerungsraͤume so voll, daß sie lange Zeit Muße haben, ehe sie wieder nachlegen duͤrfen, wobei sehr viel Material verschwendet wird. Der uͤbrige Raum vom Feuer unter dem Kessel bis zur Esse darf auch nicht kleiner als der Feuerungsraum genommen werden, wenn das Material mit voller Flamme brennen soll. Manche Feuerungsarbeiter glauben der Hize des Feuers mehr Wirkung zu geben, wenn sie den Feuerungsraum am Ende enge zusammen ziehen, und einen sogenannten Fuchs bilden, um eine Stichflamme hervorzubringen. Es ist wahr, daß wenn die Flamme des Feuers bis durch diese Verengung geht, die Hize dadurch sehr zusammen gedraͤngt wird, so daß der Kessel an diesem Orte weit eher verbrennt, als an den uͤbrigen Stellen; aber die Flamme brennt dabei unvollkommen, und die Hize wird zu schnell vom Kessel hinweg gefuͤhrt, und kann zu wenig auf die ganze Fluͤssigkeit wirken. Der Rauch wird zwar von da noch ein Mal um den Kessel herum gefuͤhrt, die Hize desselben kann aber, nach oben angefuͤhrten Ursachen, zur Erwaͤrmung der Fluͤssigkeit im Kessel nichts mehr beitragen. Bei jedem Feuermateriale, das mit Flamme brennt, nimmt gemeiniglich die Flamme einen noch groͤßeren Raum ein, als das angelegte brennende Material selbst. Wenn man daher diesen Raum zu sehr verengt, so wird dadurch nicht nur der Luftzug gehindert, sondern die Flamme kann auch nicht vollkommen brennen. Soll die Flamme in diesem Raume ganz ohne Rauch verbrennen, so muß man derselben durch besondere kleine Oeffnungen hinter dem Feuer noch etwas atmosphaͤrische LuftUnd wenn moͤglich heiße Luft.A. d. R. zustroͤmen lassen, indem die Luft, die das Feuer durch den Rost oder die Einheizthuͤre erhaͤlt, groͤßten Theils zersezt wird, ehe sie zur Flamme kommt. Das Gas selbst, welches vom Feuer stroͤmt und noch viel Hize enthaͤlt, ist in einem sehr ausgedehnten Zustande, und wuͤrde ebenfalls so schnell vom Kessel entweichen muͤssen, wenn der uͤbrige Raum zu eng gehalten wird; wuͤrde eben darum auch nicht mehr Hize an den Kessel absezen koͤnnen. Es ist ferner sehr rathsam, die inneren Seiten des Feuerungsraumes mit Eisenplatten zu belegen, Statt, wie vorgeschlagen worden ist, dieselben mit lokeren Massen, wie mit Lehm, mit Thon, mit Kohlenpulver gemengt u. dgl., auszustreichen. Erstens, brennt ein jedes Feuer am vollkommensten, wenn die ganze Umgebung in der Gluͤhhize steht, und zweitens, reflectirt auch diese Hize der Umgebung mehr, als bei einem lokeren Koͤrper. Zur Zusammenhaltung der Waͤrme ist es vortheilhafter, den Raum zwischen diesen Eisenplatten und der Mauer mit Asche oder mit einem anderen lokeren Koͤrper auszufuͤllen, oder denselben auch hohl zu lassen. Eben so ist es auch rathsamer bei Cylinder-Feuerungen, wo entweder Wasser bloß in eine Gluͤhhize gebracht, und dann in einem anderen Raume in Dampf uͤbergehen soll, oder wo brennbares Gas aus Steinkohlen entwikelt werden soll, daß jeder Cylinder in einem besonderen Heizraume steht, als daß mehrere Cylinder neben und uͤber einander in einem Heizraume angebracht sind. Es sind noch zwei Umstaͤnde zu erwaͤhnen, die bei der Dampfentwikelung beruͤksichtigt zu werden verdienen. Erstens kocht das Wasser weit geschwinder, und oft in der halben Zeit, wenn Gemuͤse oder andere Koͤrper in demselben zum Feuer gesezt werden. Sollte es nicht zur Beschleunigung des Dampfes vortheilhaft seyn, wenn in die Dampfkessel harte Kieselsteine oder Metallkugeln eingelegt wuͤrden?Man gibt in England etwas Erdaͤpfelkleie in den Dampfkessel.A. d. R. – Zweitens ist es bekannt, daß destillirtes Wasser weit leichter kocht und verdampft, als Brunnenwasser; daß aber Oel und Fett das Kochen sehr verhindert. Nun wird zwar bei Dampfmaschinen das verdampfte und wieder verdichtete Wasser wieder in den Kessel gebracht; allein es kommt auch zugleich eine Menge Fett von dem Einschmieren mit in den Dampfkessel, das der Verdampfung sehr hinderlich seyn muß.Jede Koͤchin weiß, daß wenn beim Fischsieden, da Fische gewoͤhnlich bei einem lebhaften Flammenfeuer rasch gesotten werden muͤssen, zulezt etwas Butter oder eine andere Fettigkeit zugesezt wird, das Ueberkochen des Wassers dadurch sogleich niedergehalten wird und bei aller Hize nicht wieder in die Hoͤhe kochen kann. Dieß beweiset, daß dadurch die Verdampfung desselben sehr aufgehalten wird. In einem offenen Gefaͤße, wo das siedende Wasser Wellen schlaͤgt, wird diese Fettdeke noch durchbrochen; in einem Dampfkessel aber, wo dieses Wallen im wirklichen Siedepunkte voͤllig aufhoͤrt, kann sich die, nach und nach eingebrachte Fettigkeit auf der ganzen ruhigen Oberflaͤche des Wassers ausbreiten, und die Dampfentwikelung dadurch sehr verhindern, was sorgfaͤltig vermieden werden muß. Sollte es nicht vortheilhafter seyn, hierzu anderes und reines Wasser zu nehmen, das in einem besonderen Gefaͤße von dem abgehenden Rauche dem Siedepunkt nahe gebracht werden kann? – Große Wirkungen haͤngen oft von kleinen Umstaͤnden bei einer Sache ab; man muß daher auf alles Ruͤksicht nehmen, was dabei Einfluß haben kann, um den moͤglich groͤßten Vortheil davon zu erhalten. Von den Vortheilen der von mir angegebenen Kesselform hatte ich vor 12 Jahren in Berlin Gelegenheit mich zu uͤberzeugen. Ich besuchte naͤmlich daselbst eine Drathzieherei, in welcher mit einer, in Berlin gefertigten Dampfmaschine gearbeitet wurde; ich fand diese Maschine sehr gut und zwekmaͤßig gebaut; besonders gefiel mir der Dampfkessel derselben. Dieser war aus Kupfer gefertigt, und bestand in einem langen Cylinder, voͤllig kreisrund, 1 1/4 Elle im Durchmesser und uͤber 5 Ellen lang. Ich fragte die beiden Herren Besizer sogleich nach der Consumtion der Kohlen. Diese gaben mir ihre volle Zufriedenheit mit der Maschine zu erkennen, und gestanden mir, daß ihre Maschine etwa die Haͤlfte der Kohlen verbrauche, welche andere Maschinen dieser Groͤße, die sie untersucht haͤtten, noͤthig haben; ohne zu ahnden, daß dazu die Form des Dampfkessels das Meiste beitraͤgt. Denn als ich nach der Absicht bei dieser Form fragte, entgegneten sie mir: „des Zerspringens wegen, und weil es das Local gerade gestattete, einen mehr langen als breiten Dampfofen anzubringen. Das Werk stand eben still. Die Herren waren so gefaͤllig, mir zu erlauben, den folgenden Tag wiederzukommen, wo ich schon fruͤhe das Werk in Thaͤtigkeit finden wuͤrde. Diese Gelegenheit benuͤzte ich auch; nicht des Drathziehens wegen, sondern um mich von der Wirkung des Kessels zu uͤberzeugen; der der erste und auch einzige dieser Art war, den ich gesehen oder gezeichnet gefunden hatte. Als ich den zweiten Tag dahin kam, war die Maschine ebenfalls nicht im Gange. Der freundliche Inhaber entschuldigte sich mit einer kleinen Reparatur, die daran noͤthig geworden, die aber bald hergestellt seyn wuͤrde. Ich glaubte nun etwas lang warten zu muͤssen, ehe der Kessel auf den Siedepunkt kommen wuͤrde, weil noch alles an demselben verschlossen war. Allein zu meiner Verwunderung ging die Maschine auf einmal fort, eine Zange wurde eingelegt, und 7/4 Zoll starke Kupferstangen wurden mit einer solchen Kraft durchgezogen, daß sie nach ein paar Mal Durchziehen im Wasser abgekuͤhlt werden mußten. Die Maschine hatte einen Cylinder von 10 Zoll im Durchmesser mit Messingkolben, und arbeitete, außer der Condensation, mit 12 Zoll Queksilberhoͤhe Druk; diese Kraft wurde so verbraucht, daß dem sehr großen Schwungrade, nach jedem Durchziehen, das wenige Secunden dauerte, wieder etwas Zeit gelassen werden mußte, sich zu erholen. Ich gab meine Verwunderung daruͤber zu erkennen, daß ich es bei einem solchen Druke nicht wagen wuͤrde, den Dampfkessel bei vollem Feuer zu verschließen. Man entgegnete mir, „sie haͤtten dabei nichts zu befuͤrchten; es wuͤrde gewoͤhnlich bei 10 bis 12 Zoll Druk gearbeitet; wenn sie Mittags zum Essen gingen, wuͤrde der Dampfhahn zugedreht und der Luftzug zum Feuer etwas gedaͤmpft, und nach dem Essen ginge die Maschine sogleich ihren Gang wieder fort; das Queksilber stiege dabei hoͤchstens um 2 Zoll hoͤher und noch nie sey das Sicherheitsventil dabei geoͤffnet worden.“ – Ein Beweis mehr, wie vortheilhaft diese Form und das Verhaͤltniß dieses Kessels war; wie vollkommen die Hize des darunter brennenden Feuermateriales benuzt wurde, die die Compression des Dampfes, nach dem Abschließen des Dampfrohres, nicht weiter zu bringen vermochte. Bei welcher andern Form von Dampfkesseln duͤrfte diese kuͤhne Nachlaͤssigkeit, ohne Gefahr zu besorgen, wohl zu wagen seyn! – Diese Drathzieherei soll aber nicht rentirt haben und nachher wieder eingestellt worden seyn. Es ist mir jedoch nicht bekannt, wozu diese Maschine weiter verwendet wurde. Wer daher bei Dampf- und Siedekesseln alle moͤgliche Vortheile benuͤzen, nicht uͤberfluͤssiges Feuermaterial verschwenden will und durch keine Localverhaͤltnisse und andere Ursachen daran behindert wird, der pruͤfe die angefuͤhrten Grundsaͤze und ahme die angegebene Form nach! – Bei Dampfbooten, die weite Reisen zu machen haben, ist es besonders hoͤchst noͤthig, auf die moͤglich groͤßte Ersparung des Feuermateriales Ruͤksicht zu nehmen. Außer der Kohlenverschwendung finde ich noch an diesen Fahrzeugen die Schaufelraͤder, mit allen ihren Verbesserungen, sehr unzwekmaͤßig gebaut, so daß groͤßten Theils die halbe Kraft der Dampfmaschine verloren gehen muß. Meine Ansicht und Angabe, wie dieselben beschaffen seyn muͤssen, werde ich naͤchstens bekannt machen.

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