Titel: Unterricht über die nöthigen Vorsichtsmaßregeln, um den Apparat zum Ausziehen der Gallerte aus den frischen Knochen der Fleischbank gehörig anwenden zu können. Von Hrn. d'Arcet.
Fundstelle: Band 37, Jahrgang 1830, Nr. XXXV., S. 120
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XXXV. Unterricht uͤber die noͤthigen Vorsichtsmaßregeln, um den Apparat zum Ausziehen der Gallerte aus den frischen Knochen der Fleischbank gehoͤrig anwenden zu koͤnnen. Von Hrn. d'Arcet.Unsere Leser werden aus der Anlage ersehen, daß die franzoͤsische Knochenleimsuppe, vor welcher der Himmel die deutschen Magen bewahren wolle, noch immer nicht ganz fertig ist. Da dieser Apparat indessen auch zu anderen Zweken dienen, und die in großen Communitaͤten, in Spitaͤlern, Kasernen, Waisenhaͤusern, Strafanstalten eben so nothwendige, als bisher schaͤndlich vernachlaͤssigte, Dampfkochung einfuͤhren, verbreiten und verbessern helfen kann, so glauben wir durch Mittheilung dieser Abhandlung unserem Paterlande einen Dienst erweisen zu koͤnnen. Die Abbildung nebst Beschreibung desselben findet man im Bd. XXV. S. 210. und Tab. V. Aus den Annales de l'Industrie. T. V. N. 2. S. 155. d'Arcet, Unterricht uͤber den Apparat zum Ausziehen der Gallerte. Nachdem der Apparat, welchen ich zum Ausziehen der Knochengallerte vorgeschlagen habe, fuͤr die Spitaͤler einmal angenommen wurde, und die Anwendung desselben anfaͤngt, sich immer mehr zu verbreiten,Die Apparate, die gegenwaͤrtig zu Paris im Gange sind, haben bereits mehr als 500,000 Portionen Knochenleimaufloͤsung geliefert! A. d. O. Bon Appetit! Wenn ihr Christler Christen seyn wollt, so lasset das Wort Fleisch werden.“ und versucht den hungernden Magen nicht mit Knochenleim, wie Satan den Herrn Christus mit Steinen Statt des Brotes. A. d. Ue. so hielt ich es fuͤr nuͤzlich einen Unterricht bekannt zu machen, welcher den Arbeitern, die mit der Bedienung dieses Apparates beauftragt sind, als Fuͤhrer dienen, und sie in den Stand sezen koͤnnte, den moͤglich groͤßten Vortheil aur demselben zu ziehen. Ich hoffe, daß die Aufklaͤrungen, die ich hier geben werde, diesen Zwek erfuͤllen werden. Ich werde uͤbrigens mit Dank die Bemerkungen aufnehmen, welche die Anwendung meines Apparates im Großen veranlassen kann, und werde mich beeilen sie zu benuͤzen, um den gegenwaͤrtigen Unterricht, von welchem ich nur wenige Exemplare abziehen ließ, zu vervollkommnen, und denselben dann neu auflegen zu lassen. Ich werde hier in der Ordnung die Vorsichtsmaßregeln auffuͤhren, welche man zu ergreifen hat, um die verschiedenen Theile des Apparates gehoͤrig und regelmaͤßig wirken zu lassen. Von dem Brennmateriale. Man kann sich des Holzes, Torfes oder der Steinkohlen zur Erzeugung des noͤthigen Dampfes bedienen. Einige Versuche, die Preise dieses verschiedenen Brennmateriales an verschiedenen Orten, werden sehr bald die Wahl entscheiden helfen. Wo man Steinkohlen anwendet, muß man dafuͤr sorgen dieselben so bindend (collante) zu erhalten, daß es nicht nothwendig wird, dieselben zu befeuchten, und sie in Stuͤke von der Groͤße eines Eies zerschlagen, ehe man sie in den Ofen wirft. Von dem Ofen. Der Heizer muß dafuͤr sorgen, daß er regelmaͤßig diejenige Menge Dampfes erzeugt, deren man bedarf, und diese mit dem moͤglich geringsten Aufwande von Brennmaterial zu erhalten suchen. Er wird diese Ersparung an Brennmaterial erreichen, wenn er nur wenig von demselben auf ein Mal in den Ofen schuͤrt, den Rost in gutem Stande erhaͤlt, den Aschenherd oft ausleert und denselben, vorzuͤglich aber die Klappe, die sich uͤber der Roͤhre befindet, welche als Schornstein dient, so viel moͤglich geschlossen haͤlt. Der Heizer darf das Feuer in dem Ofen nicht hoͤher treiben, als bis auf den Punkt, welcher nothwendig ist, um den Dampf bei seinem Uebertritte in die Cylinder bestaͤndig auf einer Temperatur von 105 bis 106° am 100gradigen Thermometer zu halten. Er muß die Zuͤge reinigen, wenn der Mangel an Zug ihm anzeigen wird, daß sie anfangen sich zu verstopfen.Man sehe uͤber den Bau der Ofen bei Dampfkesseln: Traité de la chaleur par Mr. Peclet . 1828. A. d. O. (Die deutsche Uebersezung von Hrn. Hartmann. A. d. Ue. Von dem Kessel. Der Heizer muß genau dafuͤr sorgen, daß das Wasser in dem Kessel beinahe immer auf derselben Hoͤhe steht. Er wird diesen Zwek leicht erreichen, wenn er den Hahn auf der Roͤhre, die das Wasser in den Kessel fuͤhrt, gehoͤrig weit oͤffnet, um, wenn der Kessel gehoͤrig im Gange ist, die Oberflaͤche des Wassers bestaͤndig zwischen den Enden der Anzeigeroͤhren zu erhalten. Er muß sich hiervon uͤberzeugen, indem er jede Stunde Ein Mal die beiden mit diesen Roͤhren correspondirenden Haͤhne etwas oͤffnet. Der Hahn, welcher mit der unteren Roͤhre correspondirt, muß immer Wasser geben, waͤhrend der andere Hahn nur Dampf ausfahren lassen darf. Der Heizer muß ferner, wenigstens ein Mal des Tages, die Sicherheitsklappe spielen lassen. Er muß sie endlich immer in gutem Stande erhalten, indem er sie, so oft es noͤthig ist, herumlaufen laͤßt. Man muß immer schmelzbare Scheiben zum Auswechseln bei der Hand haben, um auf der Stelle diejenige, die sich an der Tubulirung des Kessels befindet, auswechseln zu koͤnnen, wenn sie zufaͤlliger Weise schmoͤlze, oder sich verunstaltete. Diese Scheiben bestehen aus einer Composition von Wißmuth 4 Theilen, Zinn 4    – Blei 3    – Diese Composition muß bei 118 oder hoͤchstens 120° am 100-gradigen Thermometer schmelzbar seyn. Man muß sich genau uͤberzeugen, ob diese Composition wirklich den angegebenen Grad von Schmelzbarkeit besizt, ehe man sich derselben zur Verfertigung solcher Scheiben bedient.Man kann sich von der Schmelzbarkeit dieser Composition bald uͤberzeugen, wenn man etwas von derselben, mit einem guten Thermometer, in einen eisernen Loͤffel gibt, und diesen in Oehl taucht, dessen Temperatur man nach und nach bis auf den gehoͤrigen Grad erhoͤht. A. d. Ue. Man kann sie eben so gut in hoͤlzernen, wie in steinernen oder metallnen Modeln gießen. Man gießt das geschmolzene Metall in die Hoͤhlung des Models, nachdem man diese vorher etwas mit Fett ausstrich. Man ruͤhrt die Composition mit einem hoͤlzernen Stabe, bis sie anfingt teigig zu werden. Dann druͤkt man eine gebrannte Thonplatte darauf, um alle uͤberfluͤssige Composition zu beseitigen, und die obere Flaͤche der Scheibe so eben, als moͤglich, zu machen. Wenn der Guß hinlaͤnglich kalt geworden ist, darf man nur den Model umstuͤrzen, um die Scheibe herausfallen zu machen, die man dann mittelst einer Feile zupuzt. Der Heizer muß dafuͤr sorgen, daß nur klares und trinkbares Wasser in den Kessel kommt, oder wenigstens nur solches, das so wenig als moͤglich fremde Koͤrper aufgeloͤst oder schwebend in sich enthaͤlt. Der Kessel muß so oft vollkommen gereinigt werden, als man wahrnimmt, daß die Rinde, die sich an demselben angelegt hat, zu stark geworden ist, oder nachtheilig werden koͤnnte. Wenn die Rinde oder der Bodensaz bloß staubig, pulverartig ist, so kann man denselben dadurch wegschaffen, daß man die Tubulirungen, welche durch die schmelzbaren Scheiben und durch die Sicherheitsklappen geschlossen werden, oͤffnet; das in dem Kessel enthaltene Wasser mittelst Staͤben, die man durch diese Roͤhren einfuͤhrt, gehoͤrig umruͤhrt; daß man endlich den unten am Kessel befindlichen Hahn oͤffnet, das Wasser auslaufen laͤßt und den Kessel wiederholt mit frischem Wasser auswascht. Wenn aber diese Rinde und der Bodensaz fest ist, wenn er Schuppen oder ganze Lagen bildet; so muß man, wenn er nicht von Hydrochlorsaͤure (Kochsalzsaure) angegriffen wird, den Kessel ausleeren, seinen Zapfen oͤffnen, den Bodensaz mit sanften Schlaͤgen des Hammers abschlagen, denselben wegschaffen, den Kessel gut auswaschen, und den Zapfen wieder an seine Stelle bringen. Wenn aber, im Gegentheile, dieser feste Bodensaz in Hydrochlorsaͤure aufgeloͤst, oder von derselben wenigstens zerbroͤkelt wird; so wuͤrde es in diesem Falle, um denselben wegzuschaffen, hinreichen, das Feuer ausgehen zu lassen, die Sicherheitsklappe abzuheben, die schmelzbare Scheibe wegzunehmen, den Hahn, der den Dampf in die Cylinder leitet, zu schließen, und nach und nach durch eine dieser Roͤhren so viel Hydrochlorsaͤure in den Kessel zu gießen, als noͤthig ist, um allen in demselben befindlichen kohlensauren Kalk aufzuloͤsen. Man koͤnnte die Wirkung der Saͤure noch beschleunigen, wenn man das in dem Kessel enthaltene Wasser mit einem Stoke umruͤhrte. Das Aufbrausen, welches dadurch entsteht, koͤnnte als Maßstab zur gehoͤrigen Anwendung der Kochsalzsaure dienen; man koͤnnte mit dem Zersezen desselben aufhoͤren, wenn kein Aufbrausen mehr Statt hat, und wenn das Nasser, gehoͤrig damit umgeruͤhrt, den Veilchensaft oder das blaue Papier roͤchet; oder, wenn dieses Wasser auf Kreide gegossen ein merkliches Aufbrausen auf derselben erzeugt. Man duͤrfte dann nur den Kessel ausleeren und mit vielem Wasser auswaschen, wie ich oben bei Beseitigung des nicht festen Niederschlages angegeben habe.Die Anwendung der Hydrochlorsaͤure zur Reinigung der Dampfkessel bietet so viele Vortheile dar, daß man sich derselben, wo es nur immer geschehen kann, bedienen sollte: die Leitung dieser Arbeit sollte jedoch einem Apotheker oder irgend einem Manne anvertraut werden, der die hierzu noͤthigen Kenntnisse besizt. Man sehe hieruͤber meine Notiz im Bulletin d. l. Soc. d'Encouragement. T. XXV. p. 118. S. 1826. A. d. O. (Sie findet sich auch im polytechnischen Journale beschrieben.) A. d. Ue. Von dem Zerkleinen der Knochen. Man hat versucht, die Knochen mittelst einer Ramme und mittelst gefurchter Walzen, die horizontal gestellt sind, und von einer Roßmuͤhle getrieben werden, zu zerkleinen; allein die Arbeiter kamen immer wieder auf die Keule, und vorzuͤglich auf den Gebrauch der Hake zuruͤk. Einige haben selbst vorgezogen, die Knochen einzeln auf einen hoͤlzernen Blok zu legen, und sie so mittelst eines starken Messers, das sie auf dieselben aufsezten, und mit einem starken Hammer mit der Hand in dieselben einschlugen, zu zerkleinen.So schlaͤgt man in Deutschland Zuker. Sind die Knochen in Frankreich ein so kostbares Ding geworden, daß man so langweilig und vornehm mit ihnen umgehen muh? A. d. Ue. Dieses leztere Verfahren, so wie die Anwendung der Keule und der Hake, kostet wenig, und fordert wenig Muͤhe. Jeder Arbeiter kann dasjenige Verfahren waͤhlen, das ihm am leichtesten daͤucht: fuͤr jeden Fall wird es aber gut seyn, wenn er seine Haͤnde mit starken Handschuhen, und sein Gesicht mit einer Drathlarve bei dieser Arbeit versieht; denn die Erfahrung hat gelehrt, daß Verwundungen mit Knochensplittern sehr gefaͤhrlich sind.Wenn die Knochen alt und faul sind, wie es bei diesen Knochenleim: suppen oft der Fall ist. A. d. Ue. Aufbewahrung der Knochen. Die Knochen muͤssen, so viel nur immer moͤglich, in dem Augenblike angewendet werden, wo sie aus dem Kessel kommen, in welchem man das Fleisch, so wie es aus der Fleischbank kommt, siedet.Hr. d'Arcet scheint also seine fruͤhere Knochenaufbewahrung, gegen welche wir so sehr protestirten, selbst zuruͤkgenommen zu haben. Auch das Salzen und Troknen wird nicht gegen das Stinken sichern. Vergl. Polyt. Journal. Bd. XXXIII. S. 222. Wenn man gezwungen seyn sollte, sie ein paar Tage lang aufzubewahren, so muß dieß in einem Strome frischen Wassers, oder uͤberhaupt in Wasser geschehen, das man oͤfters erneuert. Wenn man sie lang im Magazine aufbewahren muͤßte, muͤßte man sie entweder einsalzen, oder sorgfaͤltig auswaschen, und dann in einer maͤßig gewaͤrmten Trokenstube troknen. Von den Cylindern. Ueber die Bedienung der Cylinder bleibt wenig zu sagen uͤbrig. Wir werden nicht bei der Nothwendigkeit verweilen, sie rein zu halten, indem die Knochengallerte-Aufloͤsung als Nahrungsmittel dienen soll; es ist offenbar, daß man nur frische Knochen dazu verwenden darf,Allerdings! Oben wurde aber davon gesprochen, sie einzusalzen, wie Haͤringe, oder zu troknen, wie Stoksische. Was soll dieses Schaukelsystem bei der Leimsuppe? A. d. Ue. und daß die Gefaͤße hier so rein gehalten werden muͤssen, wie alles Kuͤchengeschirr uͤberhaupt. So oft man einen Cylinder ausleert, muͤssen mit einem Schoͤpfloͤffel alle Knochenreste, die allen Falls aus dem Korbe auf den Boden der Cylinder gefallen seyn koͤnnten, herausgeschoͤpft werden; man muß den Cylinder rein auswaschen, und sich uͤberzeugen, ob der Ausleerungshahn nicht verstopft ist. Nachdem dieß geschehen ist, bringt man die zerkleinten Knochen von der Groͤße einer Nuß in den frischen Korb, welcher nun Statt des vorigen eingesezt werden soll, gießt zwei oder drei Mal frisches Wasser auf die Knochen, um sie gehoͤrig auszuwaschen, laͤßt den Korb abtroͤpfeln, und haͤngt ihn dann in den Cylinder. Es ist hoͤchst nothwendig, daß der Cylinder genau geschlossen wird. Um dieß zu bewerkstelligen, muß man zwischen den Rand des Cylinders und seinem Dekel eine Scheibe Kartenpapier anbringen, die in gekochtem Leinoͤhle getraͤnkt und zwei bis drei Mal mit einem Bande aus Baumwolle umwunden wurde: auf diese Weise erhaͤlt man sehr elastische und sehr dauerhafte Scheiben. Die kleinen Roͤhren, welche das kalte Wasser in die Mitte der Cylinder fuͤhren, fuͤllen sich oͤfters mit einer Kalkrinde; man muß sie mit neuen auswechseln und von Zeit zu Zeit entweder auf mechanische oder auf chemische Weise reinigen. Lezteres geschieht dadurch, daß man sie in schwache Hydrochlorsaͤure eintaucht, bis alle Rinden vollkommen aufgeloͤst sind. Diese Roͤhren sind dann, wenn sie ausgewaschen werden, wie neue. Das Thermometer auf der Roͤhre, welche den Dampf in die Cylinder fuͤhrt, muß stets eine Temperatur von 106° am 100gradigen Thermometer anzeigen; man muß sich von Zeit zu Zeit von dem richtigen Gange des Thermometers uͤberzeugen, indem man denselben von seiner Stelle wegnimmt, und in siedendes Wasser taucht, wo er dann 100° zeigen muß. Die ganze Arbeit wird nach diesem Instrumente geleitet; es ist daher nothwendig, daß es bestaͤndig in gutem Zustande erhalten und durch ein neues ersezt wird, wenn es verdorben wurde oder gar brach. Der Arbeiter, der den Apparat zu bedienen hat, muß dafuͤr sorgen, daß die Auslaßhaͤhne der vier Cylinder so geoͤffnet werden, daß die Gallerteaufloͤsung in dem Maße ausfließen kann, als sie sich bildet, ohne daß jedoch der Dampf aus den Cylindern selbst entweicht. Es duͤrfen daher nur 9/10 der gebildeten Aufloͤsung durch die Hahne entweichen, und die Hahne muͤssen von Zeit zu Zeit etwas mehr geoͤffnet werden, um die am Boden der Cylinder angehaͤufte Fluͤssigkeit ausfließen zu lassen. Auf diese Weise erhaͤlt man reine und uͤberdieß noch vollkommen klare Gallerte. Was die Bereitung der Gallerte selbst betrifft, so ist das Verfahren hierbei sehr einfach. Es ist genug, um sie in der besten Qualitaͤt zu erhalten, wenn man den Cylinder, welcher der lezte mit frischen Knochen gefuͤllt wurde, alsogleich genau mit Wollentuch bedekt, sobald die Knochen kein Fett mehr geben; den Hahn, der das kalte Wasser auf den Korb leitet, schließt; den Hahn unten am Cylinder geschlossen haͤlt, und denselben nur ein Mal in einer Stunde und nach und nach oͤffnet, so daß nur die concentrirte Gallertaufloͤsung, aber kein Dampf, entweichen kann. Von der Aufbewahrung der Knochengallerte-Aufloͤsung und des Fettes. Da die Knochengallerte-Aufloͤsung nicht mehr concentrirt ist, als Fleischbruͤhe; da sie alkalisch und nicht gesalzen ist; so nimmt sie oͤfters, wenn sie sich selbst uͤberlassen ist, einen uͤblen Geruch an, vorzuͤglich im Sommer: diesem Uebel laͤßt sich indessen leicht vorbeugen. Wenn diese Aufloͤsung aus frischen Knochen bereitet wird, hat sie weder Geruch, noch Geschmak; man darf sie nur in sehr reinen blechernen Gefaͤßen auffangen, und muß sie schnell erkalten lassen, wenn man sie nicht alsogleich anwenden kann. Fleischbruͤhe hat, wie man weiß, eine ziemlich starke Saͤure, welche auch die Ursache ist, warum man sie aufbewahren kann.Fleischbruͤhe, auf die gewoͤhnliche Weise bereitet, roͤthet das Lakmußpapier stark, und wird nur alkalisch, wenn sie verdirbt. Man kann ihrem Verderben nach Belieben Einhalt thun, wenn man sie mittelst einer hinlaͤnglichen Menge beigesezter Milchsaͤure, sauren phosphorsauren Kalkes, krystallisirten Weinsteines oder concentrirten Holzessiges saͤuerlich erhaͤlt: lauter Koͤrper, die sich in unseren Nahrungsstoffen finden, und die den Geschmak der Fleischbruͤhe, wenn sie durch dieselben gesaͤuert wird, nicht sehr veraͤndern. Wenn man sich der Milchsaͤure zum Saͤuren der Knochenleimaufloͤsung bedienen wollte, so hatte man den Vortheil in diese Aufloͤsung einen der Hauptbestandtheile des Fleisches und der Fleischbruͤhe gebracht zu haben: diese Betrachtungen verdienen alle Aufmerksamkeit des Lesers. A. d. Ue. Nichts ist leichter, als der Knochenleimaufloͤsung dieselbe Eigenschaft zu ertheilen. Man darf sie, wenn man dieses will, nur etwas saͤuerlich machen, entweder mit Milchsaͤure oder mit krystallisirter Weinsteinsaͤure, oder mit saurem phosphorsauren Kalke oder auch mit concentrirtem Holzessige. Auf diese Weise laͤßt sich die Knochenleimaufloͤsung nicht nur gut aufbewahren, sondern sie erhaͤlt auch dadurch die Eigenschaft, leichter zu einer Gallerte zu stoken. Ich rathe dringend, die Vortheile, die dieses Verfahren zur Aufbewahrung gewaͤhrt, nicht zu vernachlaͤssigen, vorzuͤglich im Sommer.Wir haben den obenerwaͤhnten Versuch mit Lakmuß angestellt, und gefunden, daß frisch bereitete gute Rindsuppe das Lakmußpapier nicht blau faͤrbt. Hr. d'Arcet taͤuschte sich; entweder war das Fleisch oder die Suppe nicht frisch. Es ist uͤbrigens einer jeden Hausfrau und leider auch vielen Kranken nur zu bekannte Sache, daß sehr gute Fleischbruͤhe im Sommer vom Mittage bis Abends, oder, wo des Abends fuͤr Kranke frisch gekocht wird, uͤber Nacht sauer wird, und solche sauere Suppe ist eben so ekelhaft als ungesund, vorzuͤglich fuͤr Kranke. Da nun selbst gute Fleischbruͤhe ehe sauer wird, als sie in Faͤulniß uͤbergeht, d.h. wie der Hr. Verf. sagt, alkalisch reagirt, so wird dieß bei der Leimsuppe derselbe Fall seyn, und die von ihm vorgeschlagenen Saͤuren als Zusaͤze zu derselben werden, wenn sie auch das Faulen der Leimsuppe weiter hinausruͤken, doch die natuͤrliche widerliche Saͤure durch die kuͤnstliche nur noch vermehren. Ueberdieß werden die Milchsaͤure, die Weinsteinsaͤure, der saure phosphorsaure Kalk bei Kranken leicht einen Durchfall erregen, der hoͤchst nachtheilig werden kann. Vor dem Gebrauche der Holzsaͤure, die zuweilen mit Blausaͤure verunreinigt ist, muͤssen wir Gesunde wie Kranke warnen. A. d. Ue Ich habe bereits von der Notwendigkeit gesprochen, die Knochenleimaufloͤsung sehr reinlich aufzubewahren. Man kann nicht Werth genug auf diesen Rath legen. Da die Knochenleimaufloͤsung hoͤchstens 2 p. Cent thierischen Stoffes enthaͤlt, so haͤlt sie sich sehr schwer, wenn man sie nicht salzt, oder wenn man derselben nicht einen kleinen Ueberschuß an Saͤure zusezt. Es reicht hin, sie in ein Gefaͤß zu gießen, das bereits Knochenleimaufloͤsung enthielt und nicht gewaschen wurde, wenn man sie vollends verderben will. Selbst ein irdener gebrannter Topf reicht hin, wenn man ihn auch auswascht, um dieses Verderben hervorzurufen. Ich habe daher auch bloß Gefaͤße aus Eisenblech bei meinem Apparate empfohlen, und gerathen, diese Gefaͤße immer mit siedendem Wasser, oder mit Wasser und Essig, und dann erst in einer großen Menge reinen Wassers zu waschen, so oft man sie ausleert. Man muß noch uͤberdieß das Aufbewahren der Knochenleimaufloͤsung so viel moͤglich zu vermeiden suchen. Sie muß auf der Stelle, und so zu sagen in dem Augenblike gebraucht werden, wo sie erzeugt wurde. Je weniger man sich von diesem Rathe entfernt, desto besser wird man fahren.Man sieht hier, daß der große Chemiker d'Arcet selbst nach und nach auf unsere kleinen Bemerkungen, mit welchen wir uns erlaubten unsere fruͤheren Uebersezungen seiner Aufsaͤze uͤber Knochenleimsuppe zu begleiten, zuruͤkkommt. Wir wissen, daß viele fromme Menschenfreunde, die ihren Naͤchsten lieber mit Knochen und Erdaͤpfeln, Statt mit Fleisch und Brot genaͤhrt wissen moͤchten, uͤber unsere groben Wahrheiten ihre feine Nase ruͤmpften. Wir werden aber immer und jedem dasjenige laut und deutlich sagen, was wir fuͤr Wahrheit halten. „Vitam impendere vero!“ A. d. Ue. Mit dem Fette, welches man aus den Knochen erhaͤlt, ist dieß nicht der Fall: es laͤßt sich gut und leicht aufbewahren, wenn man es im Wasserbade schmilzt, und auf die gewoͤhnliche Weise salzt. Man muß nicht vernachlaͤssigen, alles Fett, was man nicht in Einem Tage verbrauchen oder verkaufen kann, auf diese Weise zu behandeln: dieß ist das einzige Mittel, dasselbe als Nahrung fuͤr den Menschen aufzubewahren, und ohne große Muͤhe allen moͤglichen Vortheil von demselben zu ziehen. Von dem Knochenruͤkstande. Der Ruͤkstand, welcher noch einige p. Cent thierischen Stoffes enthaͤlt, mit einer großen Menge Wassers uͤberladen ist und sehr heiß aus den Cylindern kommt, geht sehr leicht in Faͤulniß uͤber, wenn man ihn in Haufen aufschuͤttet. Um diesen Nachtheil zu beseitigen, der die Magazine eben so ungesund macht, als er den Absaz dieses Ruͤkstandes hindert, darf man nur die Knochen, so wie sie aus dem Korbe kommen, auf der Erde ausbreiten, daselbst kalt und troken werden lassen, und dann erst im Magazine auf Haufen schuͤtten. Dieser Ruͤkstand wird, so wie er aus den Cylindern kommt, gegenwaͤrtig zu Paris mit 4 1/2, Franken der metrische Ztr. (100 Kilogr.) von den Beinschwarzfabrikanten bezahlt, die demselben andere wohlfeile thierische Stoffe zusezen, und daraus ein gutes schwarz bereiten. Ueber die Leitung des Apparates. Ein Apparat, welcher taͤglich zwischen 1000 und 1200 Portion Gallerteaufloͤsung liefern kann, wenn er gehoͤrig eingerichtet ist, fordert zwei Arbeiter, wovon jeder nur 24 Stunden lang, aber ununterbrochen, arbeitet, und dabei von demjenigen, der seinen freien Tag hat, Aushuͤlfe erhaͤlt. Es muß aber noch ein dritter fuͤr den Fall bei der Hand seyn, daß einer der beiden vorigen krank oder abwesend waͤre, und er muß den Dienst verstehen. Wenn die Kuͤche so eingerichtet ist; wenn man verstaͤndige Arbeiter hat, die abwechseln; wenn sie gut bezahlt sind; wenn man sie an ihren freien Tagen nicht anderswo arbeiten laͤßt; wenn man ihren Lohn in fixen Gehalt und in Remuneration theilt, die von dem Gutbefinden des Herrn abhaͤngt; so kaun man einer guten Wirkung dieses Apparates mit Sicherheit entgegen sehen. Es wird uͤberdieß gut seyn, wenn man Arbeiter waͤhlt, die etwas gewohnt sind mit Maschinen umzugehen: man findet sie leicht unter den Schlossern, Klempnern etc. Man erspart sich auf diese Weise die Abhaͤngigkeit von dem Meister, der den Apparat errichtete, und die Ausgaben fuͤr die kleinen Reparaturen, die auch den regelmaͤßigen Gang der Maschine unterbrechen. Ich kann diesen Abschnitt nicht schließen ohne zu bemerken, daß der Apparat verschieden eingerichtet seyn muß, je nachdem man ihn zugleich als Heizapparat verwenden will, oder nicht. Im ersten Falle muß er so eingerichtet seyn, wie ich ihn in meiner Abhandlung beschrieben habe; im zweiten hingegen muß man der Verdichtung des Dampfes auf der inneren Oberflaͤche der Cylinder so viel moͤglich entgegen arbeiten, was sehr leicht dadurch geschieht, daß man sie genau mit Tuch uͤberdekt. Man muß aber dann auch dafuͤr sorgen, daß haͤufiger Wasser in die Mitte der Koͤrbe eingesprizt wird, damit man immer so viel Gallerteaufloͤsung erhaͤlt, als die Knochen zu liefern vermoͤgen. Es ist klar, daß auf diese Weise viel Brennmaterial erspart wird. Nach der Theorie wuͤrde diese Ersparung, wenn man alle Verdichtung an den inneren Waͤnden der Cylinder vermeiden koͤnnte, sich auf 3/4 des Brennmateriales belaufen, wenn die Cylinder zugleich als Heizapparat dienen, und die verlangte Menge Gallerte liefern. Umstaͤnde und Ortsverhaͤltnisse muͤssen hier die Wahl bestimmen.Man findet hier in einer Note ein Verzeichniß der Fabrikanten, die solche Apparate liefern. Der naͤchste an Deutschland, an der Mosel, ist Hr. Grouvelle zu Metz. A. d. Ue.