Titel: Zwei Ruder mit einer Hand zu treiben. Von Lieutenant William's, von der k. Flotte.
Fundstelle: Band 37, Jahrgang 1830, Nr. LXXXIV., S. 329
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LXXXIV. Zwei Ruder mit einer Hand zu treiben. Von Lieutenant William's, von der k. Flotte. Aus dem Register of Arts. Mai. S. 308. Mit Abbildungen auf Tab. VI. (Im Auszuge.) William's Ruder, mit einer Hand zu treiben. Der deutsche Leser in der Mitte des festen Landes muß, um die Vortheile dieser Vorrichtung einzusehen, vorlaͤufig wissen, daß in Franks reich, England, Holland der Schiffer in seinem Bothe (wenn er auch ein altes Weib ist) mit beiden Haͤnden rudert, und in jeder Hand, rechts und links, ein Ruder fuͤhrt. Wir rudern, unsere Nachen nur mit Einem Ruder, wenn nur Ein Schiffer in demselben ist. Lieut. Williams haͤtte das Ungluͤk, in seinem Dienste einen Arm zu verlieren. Um sich nun das Vergnuͤgen einer Wasserfahrt nicht versagen zu muͤssen, und seinen aͤrmeren Bruderinvaliden ein Mittel an die Hand zu geben, auch mit Einem Arme noch durch Rudern ihr Brot gewinnen zu koͤnnen, verfertigte er folgenden Apparat, den er der Society of Arts mittheilte. Fig. 32, 33, 34. stellen das Doppelruder fuͤr Einen Arm dar; Fig. 1. den Griff desselben und seine Gefuͤge von oben; Fig. 2. von der Seite; und Fig. 3. zeigt es, im verjuͤngten Maßstabe im Bothe. aa sind die Ruder in Verbindung mit dem Griffe, b, mittelst der beiden Paare von Gefuͤgen, cc und dd. Erstere erlauben freie Bewegung vorwaͤrts und ruͤkwaͤrts, waͤhrend die Haͤlter ee in den Gefuͤgen cc zu tiefes Eintauchen der Ruder in das Wasser hindern. Man darf nur eine oder beide Schrauben, f, herausnehmen, wenn man die Ruder einziehen will. Wenn man das Both wenden und daher nur mit einem Ruder rudern will, laͤßt sich das Ruder, dessen man dann nicht bedarf, bequem an die Seite des Schiffes anlegen.Man sollte beinahe glauben, die ganze Welt wuͤßte, was unter Hunderttausenden kaum Einer weiß, daß der Mensch nur bei dem Rudern, und bei keiner anderen Arbeit so sehr als bei dieser, seine ganze volle Menschenkraft mit dem hoͤchsten Vortheile zu aͤußern vermag, und es geschaͤhe aus Stolz auf dieses Bewußtseyn seiner hoͤchsten Staͤrke als Ruderer, daß alle Menschen noch heute zu Tage eben so rudern, wieder erste Schiffer, oder, eigentlicher gesprochen, zehn Mal schlechter, indem der cultivirte Mensch ohne Vergleich schwaͤcher ist in seiner Muskelkraft, als der Wilde. Man hat, seit der Suͤndfluth, noch keinen ernsthaften, gelungenen Versuch gemacht, die Bewegungen des Ruders bei dem Rudern, die so einfach als moͤglich sind, durch irgend einen eben so einfachen Mechanismus hervorzubringen, als jener des Menschenarmes ist, um diesem dadurch Muͤhe zu ersparen und Zeit zu gewinnen. Haͤtte nicht die Dampfmaschine die Ruderraͤder, die schon vor 1000 Jahren an großen Schiffen von Ochsen getrieben wurden, wieder aus der Vergessenheit hervorgerufen, so stuͤnde es mit dem Rudern der groͤßeren Schiffe in der See noch so, wie es auf den Galeeren noch uͤberall heute zu Tage steht. Es ist hart, wenn man den Verbrecher als Galeerensklaven, als Rudermaschine an das Ruder geschmiedet sieht, und es ist dumm, wenn man aufrichtig sprechen darf, erzdumm und stinkfaul, daß man den freien Menschen seine Kraͤfte als Rudermaschine erschoͤpfen laͤßt. Es scheint, daß seit der Suͤndfluch noch nie ein guter Mechaniker uͤber den Mechanismus des Ruderns ernstlich nachzudenken sich die leichte Muͤhe gegeben hat, und beinahe steht es zu besorgen, daß wenn heute ein zweiter Watt der Welt eine Rudermaschine geben wuͤrde, die nicht mehr kostete, als ein paar Ruder, die Menschen dieses Geschenk, so wie manches andere, das ihnen dargeboten wurde, verschmaͤhen und von sich stoßen wuͤrden. A. d. Ue.

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