Titel: Das Dampfschiff: United Kingdom.
Fundstelle: Band 38, Jahrgang 1830, Nr. XXIX., S. 99
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XXIX. Das Dampfschiff: United Kingdom. Aus dem Register of Arts. Jul. S. 36. Mit Abbildungen auf Tab. III. Ueber ein Dampfschiff. Der Kessel dieses ungeheueren Dampfschiffes, wovon wir bereits Nachricht gegeben haben, ist im III. Bd. des Register of Arts, N. S. S. 369. beschrieben, und wir sind nun im Stande unseren Lesern auch einen Bericht uͤber die Maschinen zu ertheilen, von welchen dasselbe getrieben wird. In Figur 14. auf Tab. III. sind die beiden Maschinen von der Endseite dargestellt, und Fig. 15. zeigt eine derselben von der Seite. Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde, Die Cylinder aa sind aus Gußeisen, und in einem Gestelle befestigt, welches auf dem Boden aufgebolzt ist. Die Staͤmpelstangen, bb, sind an ihren oberen Enden in die Querhaͤupter, CC, eingelassen, an deren aͤußeren Enden die Verbindungsstangen, dd, angebracht sind. Die unteren Enden dieser Verbindungsstangen sind in den gabelfoͤrmigen Enden der Balken, ee, befestigt, die sich um eine Spindel, f, schwingen, deren Lager auf dem oberen Theile des Verdichters, g, ruht. In denselben Gabeln sind auch die Enden anderer Verbindungsstangen, hh, eingefuͤgt, die an ihren oberen Enden in die Querhaͤupter ii, eingelassen sind. In dem Mittelpunkte dieser Querhaͤupter befinden sich Hoͤhlungen, welche weit genug sind die Stangen, jj, aufzunehmen, die sich bis zu den Kurbelstiften der Kurbel kk erstreken. Diese Kurbeln befinden sich an der Hauptachse, die auf den Lagern, ll, auf den Bogen, mm, ruht, welche Lager in dem Querbalken bei, n, eingebolzt sind. Die Achsen sind als abgebrochen an ihren aͤußersten Enden dargestellt, erstreken sich aber bis außen an das Ruderrad. Die Seitenbalken, ee, sind nicht gerade, sondern haben zwei Kruͤmmungen, welche durch leichtere Schraffirung angedeutet sind. Die Enden neben dem Cylinder sind daher weit mehr abstehend, als die gegenuͤber stehenden Enden, so daß sie so wenig Raum einnehmen, als moͤglich, indem sie an den respectiven Theilen der Maschine dicht anliegen. Sie sind gleichfalls gabelfoͤrmig an dem der Luftpumpe, o, zunaͤchst gelegenen Ende, so daß sie die Pumpenstangen, p, einfuͤgen lassen, welche an ihrem oberen Ende mit dem Querhaupte, p, in einer Hoͤhlung verbunden sind, in deren Mittelpunkte die Stange der Luftpumpe, r, eingelassen ist. Verbindungsstangen, s, sind bei t an den Seitenbalken, e, angebracht, und an ihren oberen Enden an Querhaͤuptern befestigt, welche, wie bei uu in Fig. 14., mit zwei Stangen verbunden sind, durch welche die Staͤmpel von zwei Speisepumpen, v, getrieben werden, um den Kessel mit Wasser zu versehen. j ist der Apparat zum Ausblasen der Maschine, ehe man dieselbe in den Gang sezt. Er besteht aus einem Hahne, welcher sich oͤffnet und schließt, und dadurch eine Verbindung zwischen dem Dampfkasten und dem Verdichter durch Drehen des Griffes eroͤffnet oder absperrt. Die Stange und der Hebel, x, dienen zur Regulirung der Menge des Einsprizungswassers, welches in den Verdichter durch eine Roͤhre außerhalb des Schiffes eintritt, und in groͤßerer oder geringerer Menge eingelassen werden kann, je nachdem man einen Hahn dreht, an welchem die Stange x angebracht ist. y ist der heiße Brunnen, in welchen das Verdichtungswasser aus der Luftpumpe ausgeleert wird. Die Speisepumpen werden aus diesem heißen Brunnen mit Wasser mittelst einer eigenen Roͤhre versehen, und das uͤberfluͤssige Wasser laͤuft durch seine andere hier nicht sichtbare Roͤhre durch die Seiten des Schiffes hinaus. In dem Dampfkasten, 1, ist die schiebbare Klappe enthalten, zu dessen Erlaͤuterung wir hier eine besondere Figur, 16, beifuͤgen, die als Darstellung der besten Form gelten mag, in welcher dieselbe gebaut ist, obschon sie in ihrer relativen Lage etwas von jener derjenigen Maschine abweicht, die wir gegenwaͤrtig beschreiben. Der Cylinder a hat in dieser Figur zwei Oeffnungen, b und c, oben und unten, mit welchen die aufrechte Roͤhre, d, zusammengebolzt und verkittet ist. Diese Roͤhre hat in der Naͤhe ihres Mittelpunktes, oder an irgend einer anderen bequemen Stelle, eine breite Flaͤche, e, in welcher sich drei laͤngliche Loͤcher befinden, wovon das eine obere durch b, das andere durch c, mit dem Cylinder correspondirt. Das mittlere Loch steht mit einer besonderen Hoͤhlung, h, in Verbindung, an welcher eine Roͤhre angebracht ist, die mit dem Verdichter communicirt. Der Dampfkasten, f, ist ein rechtekiges Gehaͤuse aus Gußeisen, an welchem eine Roͤhre befestigt ist, die von dem Kessel herlaͤuft: dieser Kasten ist mit einem Dekel, g, der auf demselben aufgeschraubt ist, bedekt und luftdicht gemacht. Auf der oberen Seite des Dampfkastens befindet sich eine Schlußbuͤchse, durch welche eine abgedrehte Stange laͤuft, welche die schiebbare Klappe, h, bearbeitet, die im Durchschnitte dargestellt ist. Diese Klappe hat eine flache Flaͤche, welche genau nach der Flaͤche von e zugeschliffen und groß genug ist, um zwei Loͤcher an e zu bedeken, und zwei Mal so breit, als jedes Zwischenstuͤk zwischen zwei Loͤchern der Flaͤche e. Die Klappe kommt in eine Buͤchse, so daß ihr offener innerer Theil, groß genug um in der gegenwaͤrtigen Lage zwei Loͤcher von e zu bedeken, das dritte, in der gegenwaͤrtigen Lage das untere, offen laͤßt. Wenn Dampf in den Dampfkasten eingelassen wird, waͤhrend die Klappe sich in ihrer gegenwaͤrtigen Lage befindet, so kann er bloß durch die Oeffnung, c, in den Cylinder dringen, und wird folglich den Staͤmpel nach aufwaͤrts treiben, waͤhrend die daruͤber befindliche Luft bei b und dem, offenen Theile der Klappe ausgetrieben wird, und so in den Verdichter gelangt. Wenn man aber sezt, daß die Klappe so herabgedruͤkt ist, daß sie das mittlere und das untere Loch bedekt, dann hat der Dampf von dem Kessel her freien Eingang durch b auf den oberen Theil des Staͤmpels, den er folglich niederdruͤkt, waͤhrend der Dampf, der zu dem aufwaͤrts ziehenden Stoße verwendet wurde, innenwendig aus der schiebbaren Klappe in den Verdichter entladen wird, so daß also, durch Wechslung der Lage der Klappe, der Staͤmpel nach Belieben auf und nieder steigt. Die Klappen werden durch excentrische Scheiben an der Hauptachse in Bewegung gesezt, welche Kurbeln treiben. Eine Spindel laͤuft quer durch die stuͤzenden Saͤulen durch, in deren Mittelpunkte sich eine andere Kurbel befindet, welche eine schiebbare Stange mittelst zweier anderen Stangen in Bewegung sezt. Die Staͤmpelstangen und die Querhaͤupter behalten ihre senkrechte Bewegung mittelst horizontaler Stangen mit stellbaren Stuͤzen an ihren aͤußeren Enden, die in Saͤulen eingelassen sind, auf welchen sie sanft auf und nieder gleiten. Das Gestell der beiden Maschinen wird durch 8 Stangen zusammengehalten, die sich in der Kugel, 10, vereinigen, uͤber welcher eine Schiffslampe, 11,Man sieht hier, selbst aus der unvollkommenen Zeichnung dieser Lampe, daß bei der Art, wie dieselbe aufgehaͤngt ist, alles Schwanken unmoͤglich ist, das Schiff mag noch so sehr rollen und stampfen. Wenn man daher einen Stuhl auf dem Schiffe eben so aufhaͤngt, wie die Schiffslampe, so wird derjenige, der auf diesem Stuhle sizt, das Rollen und Stampfen des Schiffes eben so wenig empfinden, als nicht einmal die zarte Flamme der Lampe dadurch leidet. Da nun einzig und allein in dem Schaukeln, welches durch das Rollen und Stampfen des Schiffes entsteht, die Seekrankheit gegruͤndet ist, so ist es offenbar, daß das einfachste und sicherste Mittel gegen diese laͤstige Krankheit jenes ist, welches Dr. Jul. H. Schultes schon vor 5 Jahren empfahl: Aufhaͤngen der Stuͤhle auf dem Schiffe nach Art der Schiffslampen oder Compasse.A. d. R. angebracht ist. Diese Maschine braucht in Einer Stunde 20 Ztr. Weyms Kohle, folglich fuͤr ihre Reise im Durchschnitte 45 Tonnen.

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Tafel Tab.
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