Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 38, Jahrgang 1830, Nr. XLIX., S. 149
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XLIX. Miszellen. Miszellen. Verzeichniß der im Jahre 1830 zu London ertheilten Patente. Dem William Mason, Achsenfabrikant, Margaret Street, Cavendish Square, in der Grafschaft Middlesex: auf gewisse Verbesserungen an Achsen, so wie den hiezu anwendbaren Buͤchsen. – Dd. 24. August 1830. Dem Thomas Barratt, Papiermacher zu Saint Mary Cray, in der Grafschaft Kent: auf gewisse Verbesserungen an den Maschinen zum Papiermachen. – Dd. 31. August 1830. Dem Augustus Applegarth, Buchdruker zu Crayford, in der Grafschaft Kent: auf gewisse Verbesserungen an Drukmaschinen. – Dd. 31. August 1830. Dem William Losh, Esq. zu Benton House, in der Grafschaft Northumberland: auf gewisse Verbesserungen an den Wagenraͤdern fuͤr Eisenbahnen. – Dd. 31. August 1830. Dem Edwin Budding, Maschinenfabrikant, in dem Thrupp, Pfarrei Stroud: in der Grafschaft Gloucester: auf eine neue Verbindung und Anwendung von Maschinentheilen, wodurch er eine Maschine erhaͤlt, die vortheilhaft an Statt der Sensen zum Abmaͤhen von Grasplaͤzen, Vergnuͤgungsplaͤzen u.s.w. gebraucht werden kann. – Dd. 31. August 1830. Dem John Hanson, Mechaniker zu Huddersfield in der Grafschaft York: auf gewisse Verbesserungen an Dampfwagen. – Dd. 31. August 1830. Dem Edwin Clayton, Baͤker zu Bridlesmith Gate, in der Stadt und Grafschaft Nottingham: auf eine verbesserte Methode den Teig behufs des Brodbakens zu kneten. – Dd. 31. August 1830. Dem Thomas Thacher, Sattler in der Pfarrei Birmingham, in der Grafschaft Warwick: auf einen elastischen Sattel. – Dd. 7. Septbr. 1830. Dem Peter Williams, Chirurg zu Holywell, in der Grafschaft Flint: auf einen Apparat, um in Faͤllen von Gefahr die Pferde oder andere Thiere an Wagen augenbliklich loslassen und die Raͤder sperren zu koͤnnen. – Dd. 7. Septbr. 1830. Dem Charles Blacker Vignoles, Furnivalls Inn, London und John Ericsson, Mechaniker, Brook Street, Fitzroy Square, in der Grafschaft Middlesex: auf gewisse Zusaͤze fuͤr Dampfwagen. – Dd. 7. Septbr. 1830. Dem William Cook, Zinnarbeiter, Redcros's Square, Cripplegate, in der City von London: auf gewisse Verbesserungen an Haͤhnen, um die Kuͤchenroste und Kochapparate mit Wasser zu versehen, die auch zu anderen Zweken noch anwendbar sind; er will sie fountain cocks nennen. – Dd. 7. Septbr. 1830. Dem Henry George Pearce, Schiffsmeister zu Liverpool, in der Grafschaft Lancaster, Richard Gardner und Joseph Gardner, Kaufleuten ebendaselbst: auf einen verbesserten Splizpflok. – Dd. 7. Septbr. 1830. Dem James Chadley, Aufseher (Survèyor), Gloucester Street, Queen Square: auf gewisse Verbesserungen in der Verfertigung von Schornsteinstangen und gebrannten Steinen zum Aufbauen von hohen Schornsteinen. – Dd. 13. Septbr. 1830. Dem Seth Smith, Baumeister zu Wilton Crescent, in der Pfarrei St. George, Hanover Square, in der Grafschaft Middlesex: auf gewisse Verbesserungen an Kaminen zum Heizen der Wohnhaͤuser und anderer Gebaͤude. – Dd. 14. Septbr. 1830. (Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Octbr. 1850. S. 254.) Verzeichniß der erloschenen englischen Patente. Des Charles Lacy, und John Lindley, Spizenfabrikanten, jenes zu Nottingham, dieses zu Loughborough in Leicestershire: auf eine Maschine, welche mit theilweiser Benuzung gewisser schon uͤblichen Maschinerien dazu dienen kann, um sogenannten Bobbin- oder Buckinghamshire-Tuͤll mit groͤßerer Leichtigkeit und weniger Handarbeit zu fabriciren. – Dd. 30. Septbr. 1816. Des Jacob Metcalf, Buͤrstenfabrikanten zu Great Mary-le-bone, Middlesex: auf eine schmal zulaufende Haar- oder Kopfbuͤrste. – Dd. 30. Septbr. 1816. Des Robert Clayton, Kuͤnstlers zu Dublin: auf eine Methode, metallne Bloͤke, Platten, Cylinder, Lettern und Staͤmpel so zuzubereiten, daß die verschiedensten Muster, Devisen und Compositionen auf baumwollene, leinene, seidene, Worsted-, Kohr- und Wollentuͤcher, so wie auf Papier, Leder, Porzellan und irdene Waaren, mit viel weniger Kostenaufwand als es bei den bisher uͤblichen Verfahrungsarten moͤglich ist, aufgedrukt werden koͤnnen. – Dd. 30. Septbr. 1816. Des John Aston Wilkes, Glasspielwaaren-Fabrikanten zu Birmingham, Warwickshire: auf eine Methode, um alle Arten von Zierrathen, mit Ringen, alles aus Glas, zu verfertigen. – Dd. 30. Septbr. 1816. (Beschrieben im Repertory Bd. XXXI. S. 326.) Des William Losh, Eisengießers zu Newcastle-upon-Tyne und George Stephenson, Mechanikers zu Killingworth, Northumberland: auf gewisse Erfindungen und Verbesserungen an Maschinen, Wagen und Wagenraͤdern, welche zur leichteren Befoͤrderung von Guͤtern aller Art auf Eisenbahnen dienen, so wie auf Verbesserungen an Eisenbahnen und Schienenwegen selbst. – Dd. 30. Septbr. (Beschrieben im Repertory Bd. XXX. S. 321.) – (Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Octbr. 1830. S. 253.) Saulnier's Dampfmaschinen. Die Fabrikation der Dampfmaschinen verbessert sich in Frankreich von Jahr zu Jahr. Hr. Saulnier, Mechaniker an der Muͤnze, rue de Vangirard, 57, erhielt von der Société de l'Encouragement die goldene Medaille fuͤr die Fortschritte seiner Dampfmaschinenfabrik. Er verfertigte unter anderm eine Dampfmaschine fuͤr die HHrn. Gebruͤder Fihet, die bereits vier Jahre lang trefflich arbeitet, die Kraft von 16 Pferden besizt, und fuͤr jede Pferdekraft in Einer Stunde nur 3 Kilogramm (6 Pfd. ungefaͤhr) verbraucht. (Vergl. Ann. de l'Ind. Juni S. 555.) Windmuͤhle, die sich selbst stellt. Hr. Amad. Durand, Mechaniker zu Paris, rue Colombier N. 27., verfertigte eine sich selbst stellende Windmuͤhle mit verticalen Fluͤgeln, die ganz ausgezeichnet eingerichtet seyn kann und beinahe einem organischen Wesen gleichen soll. Er erhielt von der Société de l'Encouragement die goldene Medaille. Ueber gemischte Eisenbahnen kommt im Mech. Mag. N. 370. 11. Sept. S. 21. eine Idee des Hrn. Moriz Garvey vor, auf welche wir uns begnuͤgen muͤssen kuͤnftige Schriftsteller uͤber Eisenbahnen aufmerksam zu machen, indem der Raum unserer Blaͤtter zu beschraͤnkt ist, und diese Idee uns unausfuͤhrbar scheint, indem sie auf einem Federwerke beruht, welches bei Lasten von vielen Tonnen, die daruͤber weglaufen, in feuchter Erde doch nimmermehr lang in gutem und brauchbarem Zustande fortbestehen zu koͤnnen scheint. Shalder's Patent-Pumpe. Wir haben von dieser Pumpe, welche sich auch im VIII. Bd. des Mech. Mag. S. 438. befindet, seiner Zeit Nachricht gegeben. Im Mech. Mag. N. 364. S. 356. finden sich nun eine Menge Zeugnisse von Brauern, Faͤrbern etc., die sich dieser Pumpe mit großem Vortheile bedienen und derselben alles ordentliche Lob ertheilen. Versuche uͤber die Geseze, nach welchen Wasser aus großen senkrechten rechtwinkeligen Oeffnungen ausstroͤmt. Ueber diesen hochwichtigen, von so vielen Hydraulikern ersten Ranges behandelten Gegenstand sind noch immer viele Zweifel uͤbrig. Die HHrn. Poncelet und Lesbros haben, auf Befehl des Kriegsministers, im J. 1828 und 1829 an der École d'application zu Metz, unter Leitung des Chefs dieser Schule (des Feldmarschalls Sabatier vom Geniecorps), eine Reihe von Versuchen angestellt, welche jene der fruͤheren Hydrauliker sowohl an Zahl, als an Umfang uͤbertreffen. Man findet dieselben in den Annales de Chimie et de Physique, T. 43. S. 387. eine vorlaͤufige Anzeige von dieser schaͤzbaren Arbeit. Ueber einzelne Theile der wichtigen hier verhandelten Fragen wurden uͤber 500 Versuche angestellt, deren Resultate hier in 25 Tabellen aufgefuͤhrt sind. Wenn dieses Werk erscheinen wird, wird es, nach der hier gegebenen Anzeige, eine wichtige Luͤke in der Hydraulik ausfuͤllen, und eines der schaͤzbarsten Werke dieser schwierigen Wissenschaft bilden. Ueber Bewegung der Fluͤssigkeiten findet sich im Mech. Mag. N. 370, 11. Sept., S. 21. ein Aufsaz eines Mechanikers, welcher der Aufmerksamkeit der Hydrauliker und Hydrostatiker nicht unwerth zu seyn scheint. Wir empfehlen denselben ihrer weiteren Pruͤfung, waͤr' es auch bloß zur Berichtigung von Zweifeln, die hier aufgestellt sind. Wettrudern. Mary Drake, bekannter unter dem Namen Scotch Moggy, ein Weib von 60 Jahren, wettete 20 Guineen, auf einer Streke von 2 engl. Meilen jedem Manne vorzurudern. Sie gewann die Wette Mitte Septembers 1830 auf der Themse. (Observer. Galignani. 4838.) Ueber das Auseinandergehen der Floͤße. Ein Wink, nicht fuͤr Floßmeister, die nicht sehen wollen, sondern fuͤr Polizeibehoͤrden, die sehen sollen, daß Leute nicht wie Hunde ersaͤuft werden. Jaͤhrlich gehen Floͤße durch Anfahren an Bruͤkenjoche, Pfaͤhle, Baͤume etc. aus einander, und Waaren, und nicht selten auch Menschen, gehen dadurch zu Grunde. Erst vor wenigen Tagen ging das Ordinari-Floß der Stadt Muͤnchen unter Freising an der Bruͤke zu Marzling aus einander, weil der Schiffer anfuhr, und ein Junge von 18 Jahren und eine Braut ertranken. Die Ursache dieses Auseinandergehens der Floͤße ist, mit Erlaubniß der Herren Floßmeister, die schlechte Weise, nach welcher die Floßbaͤume meistens Unter einander verbunden sind. Sie sind naͤmlich in der Naͤhe ihrer vorderen und hinteren Enden oben etwas eingehauen, und in der dadurch gebildeten Furche liegt ein Querholz, oft nicht staͤrker, als daß ein mittelmaͤßig starker Mann es leicht in der Mitte entzwei brechen kann. Dieses Querholz ist meistens noch nicht einmal nach dem Kantenprincipe eingelegt, sondern nach der Flaͤche, so daß es leichter bricht oder ausspringt. Moͤgen die Floßmeister immer diese herkoͤmmliche Befestigungsmethode ihrer Floͤße beibehalten, jedoch dabei nicht vergessen, daß noch eine andere Sicherung fuͤr ihr Fahrzeug nothwendig ist, welche das Auseinandergehen der Baͤume des Floßes unmoͤglich macht. Und diese Sicherung kann entweder in einem Seile bestehen, welches unter dem Floße in der Naͤhe des vorderen Endes der Floßbaͤume quer durchlaͤuft, in einer kleinen in die zwei aͤußersten Floßbaͤume gehauenen Furche heraufsteigt, und dann oben in der Naͤhe des Querholzes mit einem Trommel festgebunden wird. Dieses Seil wird die Floßbaͤume fester zusammenhalten, als jede gewoͤhnliche Zimmerung. Damit aber die, Baͤume, waͤhrend sie nun nicht mehr aus einander gehen koͤnnen, bei einem Stoße an ihr vorderes Ende nicht zuruͤkweichen, muͤssen sie an ihrem hinteren Ende, wenigstens die laͤngsten, mit einer kleinen Furche versehen seyn, durch welche ein Seil quer heruͤber laͤuft, welches in der Naͤhe der Enden an den beiden aͤußersten Baͤumen mittelst Schraubenbolzen oder Klammern befestigt ist. Mit einem solchen Floße wird man eher manche hoͤlzerne Bruͤke niederfahren, als daß das Floß aus einander ginge. Man wird lachen, wenn wir sagen, daß 6 Draͤhte von N. 7. eben so gut dienen wuͤrden, als ein starkes Seil; denn wir koͤnnen in Deutschland noch die Drathbruͤken nicht: indessen ist manches gut und brauchbar, was verlacht wird. Wir haben mehrere Floßmeister auf die elende Zimmerung an ihrem Floße aufmerksam gemacht, und wurden ausgelacht, und fuͤr einen Hasenfuß erklaͤrt, der das Wasser fuͤrchtet. Als aber ein Nordamerikaner, der zu Passau auf dem Muͤnchner Floße nach Wien fahren wollte, und den Bau des Floßes untersuchend, den Kopf uͤber das elende Machwerk (patchwork) schuͤttelte, und sich nicht demselben anvertrauen wollte, nachdem er doch in einer Brigg uͤber den Ocean fuhr, fragten wir den Floßmeister: ob er diesen Seemann auch fuͤr einen Hasenfuß hielte? Er schuͤttelte den Kopf, mehr vielleicht aus Unwillen, einen guten Passagier verloren zu haben, als aus Ueberzeugung.Es scheint, daß, wenn man von Amts wegen, Lastwagen waͤgen laͤßt, ob sie nicht zu schwer geladen sind, damit sie die ohnedieß schlechten Straßen nicht noch schlechter machen, als sie sind, es auch der Muͤhe werth waͤre, die Floͤße zu untersuchen, ob sie fest genug sind, ehe man denselben 60–80, oft 100 Stuͤk Menschen zu laden erlaubt. Wenn die Polizei ihre Augen uͤberall haben darf, so soll sie dieselben auch dorthin kehren, wo sie hoͤchst nothwendig sind. Man kann mit Menschen nicht so verfahren, wie mit den Dingen, die freilich in den Augen vieler gnaͤdigen Herren, weit mehr werth sind, als ein Stuͤk Mensch; wir meinen die Geldfaͤsser. Wir fuhren einst mit einem alten Floßmeister auf der Isar, der eine huͤbsche Portion Geldfaͤsser auf seinem Floße nach Wien geladen hat. Der alte Praktikus hatte an jedem Faͤßchen eine Leine mit einem großen Stuͤk Kork am Ende derselben angebracht, damit „wenn der Teufel auseinandergeht (er meinte sein Floß) „man weiß, wo der Hase in der Soß liegt.“ Wir fragten ihn, warum er bei seinen Passagiers nicht dieselbe Sorgfalt brauchte. „Stehn ja nicht so schwer im Frachtbrief,“ sagte er. Man muß uͤbrigens gestehen, daß, wenn man den Floßmeistern befehlen kann und muß, ihre Floͤße fester zu bauen, man auch den Titl. Straßen- und Wasserbau-Inspektoren auftragen kann und soll, ihre Flußbette besser von alten Baͤumen zu reinigen, und ihre elenden hoͤlzernen Bruͤken wenigstens so zu bauen, daß man ohne Gefahr durchfahren kann. „Bruͤken bauen koͤnnen nur Soldaten,“ sagte der alte Floßmeister, der seinen Geldfaͤssern den Kork anhing; „der alte Riedl hat's verstanden. Da schauen's her! Durch a solche Bruͤken soll einer durchfahren! Die haͤtt' ich mitten in der Nacht besser gebaut, wenn ich gleich aus keiner Universitaͤt gstudirt hab. A. d. R. Bemerkung uͤber das Schiffer- und Fischergewerbe. Eine dringende Bitte an alle Regierungen. Es ergeben sich beinahe woͤchentlich in allen Laͤndern, in welchen schiffbare Fluͤsse und Seen, oder auch nur floßbare Fluͤsse vorhanden sind, oder selbst nur Teiche und Baͤche, in welchen Fischerei mit Kaͤhnen betrieben wird, Ungluͤksfaͤlle, in welchen theils Fischer und Schiffer, theils auf den Schiffen und Floͤßen durch mancherlei Zufaͤlligkeiten, die nicht immer in der Gewalt des Schiffers liegen, Reisende ertrinken. Nach einer hoͤchst maͤßigen Schaͤzung kann man die Zahl der jaͤhrlich in Wasser Verungluͤkten, in Deutschland allein, wenigstens auf 600 rechnen. Eine Hauptursache dieser haͤufigen Ungluͤksfaͤlle liegt darin, daß die meisten Schiffer und ihre Knechte, Fischer und ihre Knechte, nicht schwimmen koͤnnen. Es bestehen gegenwaͤrtig in allen gut eingerichteten Staaten Deutschlands, durch Beihuͤlfe des Militaͤres, Schwimmschulen, und unsere Jugend hat wieder Gelegenheit erhalten, Lesen und Schreiben und Schwimmen zu lernen (litteras et natare), wie es bei den guten Alten Sitte war. Es ist erfreulich zu sehen, wie das Publicum in allen großen Staͤdten von diesen menschenfreundlichen Anstalten erfreulichen Gebrauch macht; es ist aber auch hoͤchst traurig, wahrzunehmen, daß gerade diejenige Classe von Menschen, welche am meisten der Gefahr des Ertrinkens ausgesezt ist, welche am meisten dazu geeignet und bestimmt ist, die in das Wasser Gefallenen aus demselben zu retten, von diesem ihr so hoͤchst noͤthigen Unterrichte gar keinen Gebrauch macht. Waͤhrend nun theils die Weisheit der Regierungen, theils der gesunde Menschenverstand der Gewerbsclasse selbst es uͤberall fuͤr noͤthig gefunden hat, anzuordnen und dafuͤr zu sorgen, daß derjenige, der irgend ein Gewerbe treibt, die hierzu erforderlichen Eigenschaften und Geschiklichkeiten besizt, sieht man mit Erstaunen und mit Bedauern, daß die Classe der Schiffer und Fischer, die der Gefahr des Ertrinkens so zu sagen stuͤndlich bei ihrem Gewerbe ausgesezt ist, die stuͤndlich zur Pflicht herbeigerufen werden kann, andere, die in das Wasser fielen, aus demselben zu retten, nicht einmal die erste Bedingung zum gluͤklichen Betriebe ihres Gewerbes, die so einfache und so leicht zu erlernende Kunst des Schwimmens, sich eigen gemacht hat. Es waͤre daher sehr zu wuͤnschen, daß die Polizeibehoͤrden, eines jeden Ortes, in welchem sich Fischer und Schiffer befinden, beauftragt wuͤrden, zu verordnen und dafuͤr zu sorgen, daß fortan 1) keinem Individuum gestattet wuͤrde, das Gewerbe eines Fischers oder Schiffers zu treiben, welches nicht an der ihm zunaͤchst gelegenen Schwimmschule schwimmen gelernt, und die gehoͤrigen Zeugnisse seiner guten Fortschritte erhalten hat; 2) daß jedem Floße oder Schiffe, welches Reisende fuͤhrt, auf Kosten des Schiffers einstweilen, bis derselbe und seine Leute schwimmen gelernt haben, (was in 4 Wochen laͤngstens moͤglich ist), ein paar Individuen fuͤr die Fahrt mitgegeben wuͤrden, welche gut schwimmen, und im Ungluͤksfalle andere retten koͤnnen. Wenn man die Postwagen der Sicherheit der Reisenden wegen des Nachts mit Gensdarmen begleiten laͤßt, so ist es doch auch der Muͤhe werth ein Floß oder Schiff, worauf sich mehrere Duzende von Menschen befinden, von einigen Schwimmern begleiten zu lassen, die, im Ungluͤksfalle, als Retter dienen koͤnnten. Wenn die Schiffer diese Schuzengel bezahlen muͤssen, werden sie gewiß eilen schwimmenschwimmnn zu lernen. Belohnung des beruͤhmten Astronomen, Sir J. South. Sir James South, der die kostbarste Sammlung astronomischer Instrumente besizt, welche man bisher kennt, und Praͤsident der Astronomical Society zu London ist, wollte sich nach Frankreich uͤbersiedeln. Der sel. Koͤnig Georg IV. ernannte ihn aber kurz vor seinem Ende zum Ritter (d.h., gab ihm das Praͤdicat Sir) und der gegenwaͤrtige Koͤnig legte noch eine Jahres-Rente von 300 Pfd. (3600 fl.) zur Foͤrderung der Astronomie nach Sir South's Ermessen bei. Times. Philos. Mag. et Journ. Sept. 1830. S. 232. Hrn. James's Camera obscura. Hr. W. James, Optiker in Little Russell-Street, Bloomsbury, N. 27, London, verfertigt Cameras obscuras mit Linsen, so daß sie fuͤr jedes kurz- oder fernsichtige Auge mittelst des Drehens einer Schraube brauchbar werden. (Vergl. Mech. Mag. N. 395.) Ueber die Umkehrung des schiebbaren Rechenstabes (sliding rule) theilt der beruͤhmte Mathematiker Olinth Gregory zu Woolwich im Mech. Mag. N. 370. 1830, 11. Sept., S. 18. einige Bemerkungen mit, wodurch er sein Erfindungsrecht auf dieselbe beurkundet. Ueber das Licht, welches durch Zusammendruͤken aus der Luft und aus dem Sauerstoffe ausstroͤmt, hat Hr. Thenard in den Annales de Chimie et de Physique, Juin 1830. S. 181 eine Abhandlung geliefert, welche aͤußerst lehrreich ist, und welche vielleicht, wenn anders die Physiker diesen wichtigen Gegenstand durch fernere Versuche, und nicht durch leere Speculationen verfolgen wollen, noch manches Licht uͤber Selbstentzuͤndungen aller Art, uͤber Erdbraͤnde, vulkanische Ausbruͤche, vielleicht auch uͤber die Explosionen der Dampfkessel unter gewissen Umstaͤnden gewaͤhren kann. Die erste Veranlassung hierzu gaben die hoͤchst bequemen Compressionsfeuerzeuge, deren sich Tabakraucher haͤufig bedienen, und deren Erfinder, so viel wir wenigstens wissen, laͤngst vergessen ist. Man vergaß auch, wie es scheint, dieser wohlthaͤtigen Erfindung jene technische Ausdehnung zu geben, deren sie faͤhig ist. Wir muͤssen uns, bei dem beengten Raume unserer Blaͤtter, darauf beschraͤnken, bloß die wichtigeren Resultate der hier erzaͤhlten Versuche anzufuͤhren, und Techniker darauf aufmerksam zu machen: „1) kein Gas wird an Und fuͤr sich durch den gewoͤhnlichen Druk in einem sogenannten Luftfeuerzeuge leuchtend“ (wohl aber wenn die Staͤmpel geoͤhlt sind). „2) wenn man in einer glaͤsernen Roͤhre mit der Hand Gas so stark als moͤglich zusammendruͤkt, so erreicht es eine Temperatur, die 205° weit uͤbersteigt. Pulver, die sich sonst nur bei 205° entzuͤnden, gehen, unter großem und schnellem Druke, selbst im Stikstoff, Wasserstoff- und im kohlensauren Gase ploͤzlich los.“ „3) Papier, Holz entzuͤndet sich im Sauerstoffgase, das man einem starken Druke unterzieht; etwas oͤhlgetraͤnktes Papier thut dieß auch im Chlor.“ Fortschritte der Glasmacherkunst in Frankreich, und der Verfertigung optischer Instrumente. Die Société d'Encouragement zu Paris hat den optischen Instrumentenmachern, HHrn. Lerebours und Cauchoix, die goldene Medaille zuerkannt, in Erwaͤgung, daß Frankreich noch vor wenigen Jahren seine astronomischen Instrumente bloß aus England und Bayern erhielt, gegenwaͤrtig aber durch die Bemuͤhungen dieser beiden Kuͤnstler jedes andere Land in Verfertigung oftischer Instrumente uͤbertrifft. Kater in N. America arbeitet mit Lerebours, South, der Praͤsident der astronomical Society zu London, mit Cauchoix's Instrumenten. Hr. Chevalier und Sohn erhielt fuͤr Verbesserung der Amici'schen Mikroskope, die 6–7000 Mal vergroͤßern, die silberne Medaille. (Annales de l'Industrie. Juin. 1830.) Obscurantismus auf Taktik angewendet. Wie viel der Obscurantismus im Civil vermag, hat uns die Geschichte seit mehr dann 6000 Jahren sattsam erwiesen, und wir erhalten taͤglich noch neue Beweise hiervon. Das Militaͤr hat, so viel wir wissen (da der Tapfere immer ein gerader Mann ist), noch nicht darauf angetragen, die Welt mit Blindheit zu schlagen; hoͤchstens waren, von General Pius Aeneas an, der sich durch seine Frau Mama in eine Wolke huͤllen ließ, bis auf die neuesten Zeiten herab, einige derselben darauf bedacht, sich selbst unsichtbar zu machen, wo es sich darum handelte, dem Feinde gegenuͤber zu stehen. Die Taktik benuͤzt zuweilen die Kunst der Feuerwerker, ihre Streitkraͤfte hinter kuͤnstlichem Rauche zu bergen, d.h., den Feind objectiv blind zu machen; ihn selbst aber subjectiv blind zu machen, d.h., zu veranlassen, daß er mit seinen beiden Augen auch dasjenige nicht mehr sehen kann, was offen vor ihm da steht, wurde unseres Wissens in der Taktik, außer mit Kugeln aller Art und mit Bajonetten, Lanzen, Saͤbeln, Degen noch nicht versucht, obschon dieß moͤglich zu seyn scheint. Wir wissen, daß Jemand, der in seiner Kutsche von zwei Raͤubern mit Pistolen angegriffen wurde, sich dadurch rettete, daß er die Gegenwart des Geistes besaß, ihnen seinen Tabak aus der Dose in die Augen zu schuͤtten. Wenn man nun auf den gegenuͤber stehenden, mit dem Bajonette oder Saͤbel angreifenden Feind, außer der Vertheidigung mit dem Feuergewehre, auch Staubpatronen abschoͤsse, die Wolken von Aezkalk und anderem scharfen Staube unter den feindlichen Reihen verbreiteten, so wuͤrde die Sehekraft des Feindes bald wesentlich abzunehmen beginnen, und man koͤnnte die temporaͤre Blindheit eben so gut benuͤzen, als oͤfters schon Rauch und Nebel mit Vortheil benuͤzt wurde. Bei Volksauflaͤufen, welche die Theodemokraten, Volksthuͤmler und Jesuiten jezt uͤberall in evangelischen Staaten anzuzetteln wissen, wuͤrden, Anfangs wenigstens, Feuersprizen mit Aezlauge gefuͤllt, und unter die Haufen gesprizt, fuͤr jeden Fall ein zwekmaͤßigeres Mittel seyn, als Kugeln und Saͤbelhiebe: die Obscuranten wuͤrden hier mit derselben Blindheit gestraft, die sie unter den Voͤlkern verbreiten wollen. Selbstentzuͤndung einer Mischung aus Leinoͤhl und getheertem Hanfseilwerke (Oakum). Das Mech. Magaz. No. 368, 28. August 1830, theilt aus dem Newfoundlander folgendes merkwuͤrdige Factum mit. Hr. Holdsworth Brooking roch, als er Abends 11 Uhr im Comptoire bei seinen Magazinen schrieb, brennendes Leinoͤhl. Er ließ sogleich im Magazine nachsehen. Man bemerkte Rauch, und bei Eroͤffnung der Thuͤre schlug eine Flamme 6 Fuß hoch in die Hoͤhe und verlosch. Nach angestellter Untersuchung hieruͤber ergab sich, daß der Binder Tags vorher, bei einer Temperatur von ungefaͤhr 80° F. im Magazine (+ 17° R.), ungefaͤhr ein Quart gesottenes Leinoͤhl ausschuͤttete, den Boden, der mit Holz ausgetafelt war, mit 2 oder 3 Pfund schwarzem Oakum (aufgedrehte alte getheerte Schiffsfeile, deren man sich zum Kalfatern bedient) aufwischte, und dieses in einen Winkel hinter Branntweinfaͤsser warf. Der Gouverneur dachte sogleich auf Selbstentzuͤndung, und veranlaßte Hrn. Brooking einen Versuch unter aͤhnlichen Umstaͤnden anzustellen. Hr. Brooking that dieß in demselben Magazine, mit denselben Quantitaͤten von Leinoͤhl und Oakum, und nach Verlauf derselben Zeit (die Temperatur war dieselbe) war wieder Feuer im Magazine. Es ist also gewiß, daß getheertes Hanfwerg, vielleicht auch bloßes Hanfwerg mit gekochtem Leinoͤhle genezt unter einer Temperatur von + 17° R. sich von selbst entzuͤndet, wo es ruhig uͤber einander liegt. Oehl in's Feuer schuͤtten, oder Londoner Feuerloͤschanstalten. Am 11. August brach zu London mitten in der Stadt, Bartholomew-Close, ein Feuer aus, das um nicht weniger als 200,000 Pfd. (2 Millionen) niederbrannte. Das Feuer kam naͤmlich in dem Waarenlager der HHrn. Houghton und Messenger, Oehlhaͤndler, aus, wo eine ungeheure Menge Oehles aufgespeichert lag. Es verging eine halbe Stunde, ehe Feuersprizen herbeikamen, und, als diese kamen, floß das Oehl bereits in Stroͤmen und mengte sich mit dem Wasser in den Wasserleitungsgraben, aus welchem die Sprizen gefuͤllt wurden. Man entdekte dieses Unheil erst dann, nachdem man schon einige Zeit mit diesem Wasser buchstaͤblich Oehl in's Feuer gesprizt hatte. An diesem Oehlmagazine war eine große Tapeziererei, eine Drukerei, eine Gerberei und eine Nationalschule etc., welche gleichfalls niederbrannten. Am Ende des Brandes entzuͤndete sich auch noch der Pulvervorrath im Magazine des Hrn. Houghton, und die Truͤmmer, die durch diese Explosion entstanden, wurden bis Newgate-Street geschlaͤudert. (So steht's mit der Feuerpolizei zu London unter Staatssecretaͤr Peel im J. 1830.) Globe. Galignani 4810. Ueber Knallgold und die Theorie der Bildung desselben findet sich eine sehr interessante Abhandlung im Juniushefte der Annales de Chim. et de Phys. S. 167. von Hrn. Dumas. Seinen Untersuchungen zu Folge bestuͤnde dasselbe aus   73,0 metallischem Golde,     5,0 Stikstoff,     6,0 Ammonium,     4,5 Chlor,   11,5 Wasser. –––––––––– 100,0 Eis unter Lava. Das Mechanics' Magazine fuͤhrt (aus Lyall's Geology) N. 368, 28. August S. 439. folgende merkwuͤrdige Notiz an. „Man hat neulich am Aetna eine merkwuͤrdige Entdekung gemacht: eine Eis-Masse, die vielleicht seit Jahrhunderten dadurch vor dem Aufthauen geschuͤzt wurde, daß ein Strom gluͤhend rother Lava uͤber dieselbe geflossen ist. Folgende Thatsachen beweisen dieses Phaͤnomen, welches, beim ersten Anblike, so hoͤchst paradox zu seyn scheint. Die außerordentliche Hize, welche in Italien im Sommer und Herbste des Jahres 1828 herrschte, zerstoͤrte so zu sagen alle Vorraͤthe an Eis, welche man im Fruͤhjahre dieses Jahres fuͤr Catanea und die umliegenden Oerter und fuͤr die Insel Malta aufgesammelt hat. Der Mangel an Eis, welches in diesen Gegenden mehr Lebensbeduͤrfniß als Luxusartikel ist, von dessen Gebrauche selbst die Gesundheit des Wassers abhaͤngt, veranlage wahre Noth. Die Magistrate von Catanea wendeten sich an Hrn. Gemmelaro, in der Hoffnung, daß er, bei seiner genauen Kenntniß des Aetna, im Stande seyn wuͤrde, ihnen irgend eine Grotte oder eine Kluft in diesem Berge anzuzeigen, in welcher man noch Schnee finden koͤnnte. Sie taͤuschten sich nicht in ihrer Erwartung. Er hatte schon vor langer Zeit vermuthet, daß eine kleine Eismasse am Fuße des hoͤchsten Kegels einen Theil eines großen weit ausgedehnten Glaͤtschers bildet, welcher von einem Lavastrome bedekt ist. Er versah sich mit einer gehoͤrigen Anzahl von Arbeitern, und trieb Bergbau auf Eis. Er erwies, daß mehrere hundert Fuß tief unter der Lava Eis lag. Allein, ungluͤklicher Weise war das Eis so hart, und der Bau auf dasselbe so kostbar, daß man denselben wahrscheinlich nicht wieder erneuern wird. Ich besuchte dieses Eisbergwerk am 1. December 1828. Es liegt an der Suͤd-Ostseite des Kegels, nicht weit von der Casa inglese. Frisch gefallener Schnee hatte das neue Mundloch bereits zum Theile so ausgefuͤllt, daß es bloß als Eingang einer Grotte erschien. Ich will die Nichtigkeit der Ansicht des Hrn. Gemmelaro, der den Aetna so genau kennt, nicht bezweifeln, denke mir aber, daß dieses Eislager auf folgende Weise entstand. Eine tiefe Schneelehne wurde im Anfange der Eruption mit vulkanischem Sande bedekt, der vor dem Ausflusse der Lava auf eine bedeutende Hoͤhe uͤber dieselbe niederfiel. Eine maͤchtige Schichte dieses Sandes mit Schlaken gemengt, ist nun bekanntlich ein trefflicher Nichtleiter fuͤr Waͤrmestoff, und konnte auf diese Weise den Schnee selbst dann vor dem Schmelzen schuͤzen, als der gluͤhende Lavastrom uͤber denselben hinfloß. Die Hirten in den oberen Regionen des Aetna bewahren dadurch Vorraͤthe fuͤr Schnee fuͤr ihre Heerden auf die naͤchsten Sommermonate auf, daß sie denselben mit einer Lage vulkanischen Sandes einige Zoll hoch uͤberstreuen, wodurch die Sonnenwaͤrme vor dem tieferen Eindringen hinlaͤnglich abgehalten wird. Wenn sich in einer Hoͤhe von 10,000 Fuß uͤber dem Meere Lava uͤber einem Glaͤtscher einmal erhaͤrtet hat, so laͤßt sich leicht begreifen, daß das Eis unter dieser Deke eben so alt werden kann, als der Schnee auf dem Mont-Blanc, außer es wirkt vulkanische Hize von unten auf dasselbe. Als ich den großen Krater im Anfange des Winters vom J. 1828 besuchte, fand ich die Kluͤfte in dem Inneren desselben mit einer diken Eisrinde uͤberzogen, und in einigen Faͤllen stroͤmten heiße Daͤmpfe zwischen den Massen von Eis und den steilen und rauhen Waͤnden des Kraters durch. Nach dieser Entdekung des Hrn. Gemmelaro wird es nun Niemanden wundern, wenn man in den Vulkanen von Island abwechselnde Lagen von Lava und Eis findet. Ueber den Taupunkt findet sich ein interessanter Aufsaz des Hrn. Hayes im American Journal of Science, und im Mech. Mag. N. 364. S. 364., welcher auch fuͤr feine Techniker wichtig ist. Wahrscheinlich werden deutsche Journale fuͤr Physik denselben bald mit einigen Erlaͤuterungen mittheilen. Paradoxon bei Fluͤssigkeiten von verschiedenen specifischen Schweren. Dr. Hancock theilt im Edinburgh Journal of Science; Julius, 1830, S. 48. folgende Beobachtungen mit: Wenn man gleiche Theile Schwefel-Aether, Alkohol und Lorberoͤhl zusammenmengt, so schwimmt das Lorberoͤhl auf dem Gemenge von Schwefel-Aether und Alkohol von 28°, obschon es die schwerere Fluͤssigkeit ist, um 4° am Araͤometer schwerer, als die Mischung von Alkohol und Aether. Hier scheint die Affinitaͤt des Aethers zu dem Lorberoͤhle die specifische Schwere des lezteren zu uͤberwinden. Wenn man ferner in eine kleine mit Lorberoͤhl gefuͤllte Flasche in verschiedenen Zwischenraͤumen etwas rectificirten Weingeist gießt, wird man bemerken, daß Kuͤgelchen des lezteren Stunden und Tage lang, und wer weiß wie lang, auf und nieder steigen. Es zeigt sich auch eine kreisfoͤrmige Bewegung in dem Oehle, und die Kuͤgelchen des Weingeistes ziehen sich wechselweise an und stoßen sich ab, bis sie endlich flach werden und sich in die unterste waͤsserige Schichte begeben. Es hat hier ein Spiel Statt, wie bei Planetensystemen. Deleatur Schwefel-Senfsaͤure (Acide sulfo-sinapique). Aus der Reihe der Pflanzensaͤuren. „Ich will lieber eine wiederkauende Akademie,“ sagte der große Kanzler Bacon zu Verulam, „als eine solche, die neue Komoͤdien auffuͤhrt,“ und gewiß wird auch der kleinste Kanzler irgend einer noch kleineren Lehr- oder Bildungsanstalt, als er selbst ist, einsehen, daß die Berichtigung eines Irrthumes eben so nuͤzlich, und gar sehr oft noch weit mehr wohlthaͤtig ist, als eine neue Entdekung oder Erfindung. Das Feld muß erst gereinigt seyn vom Unkraute, ehe man mit Vortheil Weizen auf demselben bauen kann. Nun kommt aber der Teufel, Vanitas Eruditorum genannt, und streut sein Unkraut in den Weizen. Welchen Laͤrm hat nicht die Senf-Cur vor einigen Monaten noch in einer der Hauptstaͤdte Deutschlands gemacht, deren duͤrre Umgebungen jezt in uͤppigem Senfgruͤn dastehen; denn mancher ihrer Einwohner hat taͤglich ein Viertel-Pfund Senfkoͤrner auf Anrathen seines Arztes verschlukt! Hr. J. Pelouze beweist nun in den Annales de Chimie et de Physique, Juin, S. 214, daß die von den HHrn. Henry fils und Garot entdekte Schwefel-Senfsaͤure, (acide sulfo-sinapique), auf welche die heilbringende Kraft des Senfes gegruͤndet wurde, in demselben nicht vorhanden ist; daß die ganze Sache auf einem kleinen Irrthume beruht, und daß statt obiger Saͤure ein Calcium-Schwefel-Cyanuͤr im Senfe vorkommt? Hr. Pelouze fand, bei einer neuen mit dem weißen Senfe vorgenommenen Analyse als Bestandtheile desselben: ein fluͤchtiges und ein festes Oehl, gelben Farbestoff, Eiweißstoff, einen weißen krystallisirbaren Stoff, doppelt apfelsauren Kalk, citronensauren Kalk, Calcium-Schwefel-Cyanuͤr und freien Schwefel. Ueber das mit Chlor gebleichte Papier theilt das neueste Juniusheft der Annales de l'Industrie S. 503. einen Auszug aus der deutschen Petersburger Zeitung mit. Man sieht hieraus, daß es gegenwaͤrtig bereits so weit gekommen ist, daß die Industrie der Seine von jener an der Newa etwas lernen kann. Indessen ist es fuͤr die Bewohner der traurigen Ufer des Lechs sehr troͤstlich, daß bei diesem Reflexe von Osten gegen Westen eines Buͤrgers in Augsburg ruͤhmlich gedacht wird (des Hrn. Dr. von Kurrer), der uͤber die Bleiche des Papiers mittelst Chlors bekanntlich schon vor langer Zeit in unserem polytechnischen Journale seine Bemerkungen dem Publicum mitgetheilt hat. Aenderung der Farbe des Holzes durch Sauerstoff. Hr. Marcet bemerkte, daß das Holz gewisser Baͤume, vorzuͤglich der Ulmen, der Luft ausgesezt mehr oder weniger roth wird. Er fand jedoch durch zahlreiche Versuche, daß dieß nicht der Fall ist, wenn man den Zweig in dem Augenblike, wo er quer durch abgeschnitten wurde, in einen vollkommen luftleeren Raum oder in eine Gasart bringt, welche keinen Sauerstoff enthaͤlt; daß aber, im Gegentheile, die Farbe in Sauerstoffgas greller wird, als in gemeiner Luft. Wenn man den Zweig in Wasser stellt, wird er allzeit roth, selbst wenn er alsogleich in luftleeren Raum oder in eine Gasart gebracht wird, welche keinen Sauerstoff enthaͤlt. Gelb gewordenes Ulmenholz theilt seine Farbe nach und nach dem Wasser mit, und wenn dieses Wasser bis zur Trokenheit abgedaͤmpft wird, so zeigt sich der Ruͤkstand als reiner Gerbestoff. Die Faͤrbung des Ulmenholzes ist also nach Hrn. Marcet eine Art Oxigenirung des in demselben enthaltenen Gerbestoffes. Die Zweige waren bei diesen Versuchen immer quer durchgeschnitten; denn, wenn die Rinde bloß so weggeschnitten wird, ist die Veraͤnderung der Farbe minder deutlich. (Bibl. Univ. Febr. 1830. Philos. Mag. et Annals. Septbr. 1830. S. 225.) Ueber Salzsiedereien in Nord-America. Im Journal of the Franklin Institute, April, 1830 und im Register of Arts, September 1830, S. 111, wird eines Patentes eines Hrn. Seth Hunt, gegenwaͤrtig zu New-York, dd. 23. Jaͤner erwaͤhnt, welches derselbe sich auf eine Verbesserung der Apparate und des Verfahrens zur Reinigung und Vorbereitung des See- und Sohlenwassers zur Kochsalzbereitung aus demselben mittelst kuͤnstlicher Waͤrme ertheilen ließ. Aus der Notiz, welche a. a. O. von diesen Verbesserungen gegeben ist, geht nichts anderes hervor, als daß Hr. Hunt in den Cisternen und Behaͤltern, in welchen man aus einigen Salzwerken Nord-America's die Salzsohle sich absezen laͤßt, Waͤrme anbringt, um den Niederschlag des Gypses und anderer erdigen Salze in demselben zu beschleunigen. Wie er dieß bewirkt, und mit welchem Erfolge, ist nicht angegeben. Es waͤre jedoch sehr zu wuͤnschen, daß man hieruͤber genauere Notiz erhielte, indem die Salzsiederei in America einen hohen Grad von Vollkommenheit erlangte, und nirgendwo in der Welt das Salz so wohlfeil ist als in den Vereinigten Staaten; wohlfeiles Salz ist aber auch die erste Bedingung zum Gedeihen der Viehzucht, des Akerbaues und vieler vieler Zweige der Industrie, also zum wahren Reichthume des Staates selbst. Verfertigung der Drukerwalzen zum Kattundruke. Die Société de l'Encouragement zu Paris ertheilte Hrn. Thiébault d. aͤlt., rue du Faubourg St. Denis N. 152., auf den Bericht des Hrn. Gaultier de Claubry, die goldene Medaille zweiter Classe, wegen der Wichtigkeit und trefflichen Leitung seiner Kupfergießerei, und vorzuͤglich wegen der Verfertigung der Cylinder aus Messing zum Kattundruke, deren Preis er von 1200 Franken (die sie noch im J. 1818 kosteten) auf 650 Franken herabgebracht hat. Hr. Thiébault verfertigt auch in Patent-Recht hohle Cylinder aus Kupfercomposition (rouleaux anglais), die nur 450 Franken kosten, und in den meisten Faͤllen die anderen Walzen ersezen. (Vergl. Annales de l'Ind. Juin. S. 555.) Ueber eine neue Vorrichtung zur Verfertigung von Achsen und uͤber eine Verbesserung zum Schneiden der Schraube sind im Journal of the Franklin Institute April 1830, und im Register of Arts, September 1830, S. 113, zwei Patente angezeigt; das eine von Steph. Hyde, zu Williamsburgh, Hampshire County, Massachusetts, 29. Jaͤn., wornach wir der neuen Oval Axe Machine ein einzelner Mann eiserne Achsen schneiden kann; das andere von Archibald Lamont zu Pittsburgh, Allegheny, County, Pennsylvania, vom 29. Jan., fuͤr Schrauben mit vierekigen, runden und gewoͤhnlichen Gaͤngen. Die a. a. O. hieruͤber gegebenen Notizen lassen den Leser jedoch in vollkommener Unwissenheit uͤber die Art, wie die angegebenen Vorrichtungen und Verbesserungen ausgefuͤhrt sind, so daß, wer sie genau kennen lernen will, nach Nord-America wird reisen muͤssen. Noͤthige Vorsicht bei Reinigung großer Bierfaͤsser. Man hat in England ungeheuere Bierfaͤsser. Hr. W. Smith stieg mit seinem Sohne zu Henley in eines derselben, um nachzusehen ehe es gereinigt war. Er und sein Sohn erstikte in demselben in der darin befindlichen unreinen Luft (kohlensaurem Gas). (News. Galignani. 4836.) Warnung vor Kupfergeschirr. Ein Menschenfreund schenkte den hungernden Armen zu Kilkenny in Irland ein Lamm. Die Armen kochten sich dasselbe in einem kupfernen Kessel, der schon seit langer Zeit nicht mehr gebraucht wurde und Gruͤnspan hielt. Von den Armen, die von diesem Lamme aßen, starben fuͤnf, und fuͤnfundzwanzig wurden sterbenskrank. Galignani N. 4809. (Wir glauben diese Gelegenheit benuͤzen zu muͤssen, um den schon oft gegebenen und vergessenen Rath, Kupfer- und Messinggeschirr aus den Kuͤchen zu verbannen, zu wiederholen. Es ist unglaublich, in wie vielen Haͤusern, wo man mehr Kenntnisse wenigstens von Seite des Hausherrn vermuthen sollte, man Gurken und Bohnen in kupfernen und messingenen Pfannen, Muß (Brei) fuͤr die Kinder in messingenen Pfannen kochen sieht.) Ueber Oesterreichische Weine. Ein Hr. Dr. Waltl hat in A. Buchner's Repertorium 31. 425. eine Classification der Weine aufgestellt, von welcher wir nie Erwaͤhnung gethan haben wuͤrden, wenn wir dieses Unding nicht haͤtten in Erdmann's Journal fuͤr techn. und oͤkon. Chemie 3. H. 1830. S. 364. aufgenommen gesehen. Da nun drei Doctoren, wovon noch uͤberdieß einer ein ordentlicher, der zweite ein außerordentlicher Professor ist, von einem Dinge sprechen, das nicht ist, und da sie sich erlauben ihre Hirngespinste bis auf das Gebiet des Magens auszudehnen, so wird man uns verzeihen, wenn wir sie zur Ordnung verweisen. Es ist hier naͤmlich von suͤßen wenig geistigen oberoͤsterreichischen Weinen die Rede. Wie werden die guten, ehrlichen, in der Landwirthschaft seit Dr. Luther's Zeiten wohlunterrichteten, Oberoͤsterreicher lachen, wenn sie von dem suͤßen oberoͤsterreichischen Weine sprechen hoͤren; sie, bei denen jedes Kind weiß, daß man es mit dem Weine, der um Aschau und Marbach, und vulgo Maria Taferl waͤchst, zu schreken gewohnt ist, wenn es unartig wird? Wohl hat man in Oberoͤsterreich den besten suͤßesten Cider auf dem festen Lande; der wenige Wein aber, der um die oben angefuͤhrten Orte gebaut wird, und der in den besten Jahren kaum ein paar hundert Eimer betraͤgt, gehoͤrt unter die sauersten herbsten Weine des Erdballes, und wird von den Essighaͤndlern zu Spitz in Unteroͤsterreich als Essig benuͤzt. Selbst Unteroͤsterreich, das doch um vieles niedriger liegt, hat keinen einzigen suͤßen Wein. Hr. Dr. Waltl rechnet zu den oberoͤsterreichischen Weinen der Qualitaͤt nach die Steyrer und viele ungarische.“ Was die steyermaͤrkischen Weine betrifft, so scheint er weder den Luttersberger noch den Rackersberger zu kennen, und hinsichtlich der vielen ungarischen Weine,“ die er dem oberoͤsterreichischen Weine an die Seite stellt, wird ihm jeder Magyar Ember sagen koͤnnen, daß der schlechteste Ungarwein geistiger und besser ist, als der beste Unter-, viel weniger Oberoͤsterreicher. Daß er in seiner IV. Classe suͤße starke geistige Weine bloß der spanischen und suͤdfranzoͤsischen Sorten erwaͤhnt, den Tokayer und Méneser und die uͤbrigen feinen ungrischen Weine, die Ausbruͤche, weglaͤßt, der feinen toskanischen Weine, der edlen roͤmischen, sicilianischen und griechischen Weine gar nicht erwaͤhnt, beweist, daß er Weine classificirt, ohne sie gekostet zu haben, und so, wie mancher Doctor von Dingen spricht, die er nicht kennt. Gegen gesunden Menschenverstand schreiben, ist jedem Doctor erlaubt: man ist so etwas gewohnt; gegen Zunge, Gaumen und Magen aber seinen Gaͤnsekiel zu erheben, wird das Publikum nie gestatten. Eine Suͤnde gegen Vater Bacchus ist eine so große Suͤnde als zu Rom eine Suͤnde gegen den heil. Geist: Pentheus ward wegen eines kleinen Vergehens an Bacchus von seiner eigenen Mutter und von seinen lieben Schwestern nicht bloß bei den Ohren genommen, sondern buchstaͤblich zerrissen, und Pentheus war etwas mehr als ein Doctor, er war der Beherrscher der Thebaner! Chemische Analyse der Huͤlsen der Mimosa odorata (farnesiana L.) (Acacia farnesiana Willd.) Nach einer von Hrn. Dr. Ricord-Madiana angestellten Analyse im Journal de Pharmac. Sept. 1830. S. 569. enthalten dieselben in 576 Granen 1) Staͤrkmehl     8 Gran. 2) Gerbestoff 100   – 3) Gallaͤpfelsaͤure und Extractivstoff   50   – 4) Schleim   30   – 5) Chlorophyll und in Alkohol aufloͤsbares Oehl     4   – 6) Sarcocoll   10   – 7) Cerino mit aromatischem Oehle u. mit Chlorophyll gemengt     4 Gran 8) Holzfaser 100   – 9) Wasser und andere fluͤchtige Stoffe nebst Verlust 270   – –––––––– 576. Ausfuhr aus Irland im J. 1827. Im Hafen von Liverpool allein wurden im J. 1827 aus Irland eingefuͤhrt Getreide fuͤr 1,451,170 Pfd. Sterl. Lebensmittel 1,010,778     – Mundvorrath 1,170,998     – Manufakturwaaren 1,261,697     – ––––––––– 4,894,643.   – Eier wurden vor Kurzem eine Million aus Irland nach Glasgow gefuͤhrt. Waͤhrend aber so viel aus Irland ausgefuͤhrt wird, herrscht gegenwaͤrtig in Irland die furchtbarste Hungersnoth. (Galignani. N. 4783.) Literatur. Deutsche. Richtige Anweisung zur Heizung der Gebaͤude mit erwaͤrmter Luft. Von C. L. Engel, Intendant der oͤffentlichen Bauten in Finnland und Ritter mehrerer Orden. Mit 3 Kupfertafeln. 4. Berlin 1830 in der Stuhrschen Buchhandlung. 52 Seiten. „Jede Sache,“ sagt der erfahrne Hr. Verfasser in der Vorrede, „die noch im Werden ist, muß nach und nach ihre anfaͤngliche, fehlerhafte, auf mangelhaften Erfahrungen beruhende Gestalt und Einrichtung veraͤndern und sich dem Bessern naͤhern. Dieselbe Bahn muß daher die Kunst, die Gebaͤude mit erwaͤrmter Luft zu heizen, auch durchlaufen, wenn sie wirklich nuͤzlich werden soll. Wenn nach der gewoͤhnlichen Ansicht und aͤlteren Behandlungsart dieser Heizmethode eine Kammer mit einem Ofen u.s.w. erforderlich war, die oft viel Plaz wegnahm, so ist jezt nur ein Ofen mit einem Mantel dazu noͤthig, der, von demselben unzertrennlich, auf seinen eigenen Fuß basirt ist, und daher mit ihm ein fuͤr sich bestehendes Ganzes ausmacht, das, als ein solches, beliebig in jeder Lage, in jedem Raume und in jeder Anordnung eines Gebaͤudes angebracht und verwebt werden kann. Die Grundsaͤze, worauf die Concentrirung des Heizapparates, seine richtige Construction und seine vergroͤßerte Wirkung beruht, sind das Ergebniß vieler Erfahrungen, Versuche, Beobachtungen, Abstractionen, die bei mehrfacher Anwendung dieser Heizmethode in verschiedenen Gegenden und in einem Zeitraum von vielen Jahren gesammelt und erlangt wurden. Die Waͤrmebenuͤzung ist hier nicht allein so weit als moͤglich gebracht, sondern die mancherlei Arten, auf welche man zum Genuß der Waͤrme gelangen kann, sind zugleich auf die moͤglich einfachste Weise gezeigt und angegeben, so das; solche ohne große Schwierigkeiten, mit etwas Nachdenken, jeder Localitaͤt angepaßt werden koͤnnen.“ Wir koͤnnen diese neueste Schrift uͤber die wichtige Heizung der Gebaͤude mit erwaͤrmter Luft allen Bauverstaͤndigen zum Studium empfehlen.