Titel: Analyse einiger Producte englischer Bleihütten. Zubereitung verschiedener salziger schmelzbarer Verbindungen. Von Hrn. P. Berthier.
Fundstelle: Band 38, Jahrgang 1830, Nr. LVI., S. 182
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LVI. Analyse einiger Producte englischer Bleihuͤtten. Zubereitung verschiedener salziger schmelzbarer Verbindungen. Von Hrn. P. Berthier. Aus den Annales de Chimie et de Physique. Juni 1830. S. 285. Berthier, uͤber englische Bleihuͤtten. Die HHrn. Coste und Perdonnet haben an der École des Mines eine sehr schoͤne metallurgische Sammlung in Hinsicht auf Behandlung der Bleierze hinterlegt, welche sie auf ihrer Reise durch England zu Stande brachten. Ich beeilte mich diese Sammlung zu untersuchen, und die englischen Producte mit jenen unserer Bleihuͤtten auf dem festen Lande zu vergleichen. Ich will hier nur die Zusammensezung derjenigen bekannt machen, die mir etwas Besonderes dargeboten haben. Da unter denselben sich einige aͤußerst schmelzbare befinden, in welchen Bestandtheile vorkommen, welche man noch nie mit einander verbunden fand, so veranlaßte mich dieser Umstand, indem ich mir naͤmlich ihre Schmelzbarkeit erklaͤren wollte, eine Menge synthetischer Versuche uͤber die Verbindungen der Fluoruͤre, Chloruͤre und Suͤlfuͤre mit verschiedenen Salzen anzustellen. Ich will diese Versuche summarisch beschreiben: abgesehen von dem wissenschaftlichen Interesse, welches sie mir darzubieten scheinen, koͤnnen sie vielleicht auch zur Vervollkommnung der Metallurgie und Docimasie dienen.Und auch zu anderen Zweken, Siehe den Beschluß.A. d. Ue. Alston-Moor. Die Erze von Alston-Moor sind ein Bleiglanz, der mit etwas Blende und kohlensaurem Bleie gemengt ist. Nach dem Roͤsten schmilzt man denselben im schottischen Ofen, und behandelt die daselbst erhaltenen Schlaken noch ein Mal in dem sogenannten Aermelofen. Die Schlaken aus diesem lezteren Ofen sind dicht, schwarz metallisch glaͤnzend, wie Schmiedeschlaken, gleichartig, feinkoͤrnig, krystallinisch und glaͤnzend, sehr stark magnetisch. Kochsalzsaͤure greift sie sehr leicht an. Sie besteht aus Kieselerde 0,285; Eisenprotoxyd 0,250; Kalk 0,240; Zinkoxyd 0,106; Thonerde 0,070; Bleioxyd 0,030; Bittererde, Spuren; ––––– 0,981. Sie schmelzen sehr gut in einem gefuͤtterten Tiegel mit Zusaze von 0,16 Quarz, und bilden ein durchscheinendes, etwas rauchfarbenes Glas mit großen Gußeisenkoͤrnern bedekt. Man laͤßt zu Alston-Moor allen Rauch aller Oefen in einen langen Schornstein, auf dessen Waͤnden sich der Staub und Alles, was immer verdichtbar ist, absezt. Diese Masse wird von Zeit zu Zeit gesammelt. Am Eingange des Schornsteines in der Naͤhe der Oefen ist sie stark zusammengehaͤuft, und bildet Massen, die von runden Hoͤhlungen ganz durchloͤchert sind, sehr schwer sind, und einen ebenen, matten, lichtgrauen und gelblich oder roͤthlich schattirten Bruch zeigen. Sie besteht aus schwefelsaurem Blei 0,656; Bleioxyd 0,102; Zinkoxyd 0,138, Eisenoxyd 0,034; Kiesel- und Thonerde 0,056; Schwefelblei 0,014; ––––– 1,000. Sie muͤssen einst so weich gewesen seyn, daß sie beinahe fluͤssig waren. Eine aͤhnliche Composition bildet sich auch am Eingange der Schornsteine der Reverberiroͤfen zu Conflans in Savoyen, wo man beinahe reinen Bleiglanz schmilzt. Ein vor zwei Jahren daselbst gesammeltes Stuͤk, das dicht, gelblich, undurchsichtig, von ebenem etwas glaͤnzenden Bruche war, gab bei der Analyse schwefelsaures Blei 0,390; Bleioxyd 0,426; Kiesel-, Thon-, Kalkerde und Eisenoxyd 0,174, ––––– 0,990. Das schwefelsaure Blei ruͤhrt von dem verfluͤchtigten Schwefelblei her, das sich in der Luft verbrennt. Dieses schwefelsaure Blei wuͤrde in den Schornsteinen nicht schmelzen, wenn es rein waͤre, indem es bei der Weißgluͤhehize kaum weich wird: es wird ohne Zweifel unter diesen Umstaͤnden durch das beigemengte Bleioxyd zum Flusse gebracht. Ich fand wirklich durch Versuche, daß es nur einer sehr geringen Menge dieses Oxydes bedarf, um dem schwefelsauren Bleie eine sehr große Schmelzbarkeit zu verschaffen. Ich habe folgende Mischungen versucht. Schwefelsaures Blei 37,91 Gr. – 2 At.; 37,91 Gr. – 4 At.; 37,91 Gr. – 8 At. Bleiglaͤtte 13,95  – – 1  –   6,98  – – 1  –   3,49  – – 1  – –––––––– –––––––– ––––––– 51,86. 44,89. 41,40. Alle drei wurden bei anfangender Weißgluͤhehize so duͤnn fluͤssig, wie Wasser, und gaben weiße, durchscheinende Email von mehr oder minder krystallinischem Bruche. Das Email der ersten Mischung hatte einen entschieden faserigen Bruch, und man sah selbst in den Hoͤhlungen kleine durchscheinende Krystalle. Wenn man die Bleiglaͤtte im Verhaͤltnisse von 1 At. 27,89 auf 1 At. schwefelsaures Blei, 37,91, nimmt, so bildet sich ein aͤußerst schmelzbares, farbenloses, basisch schwefelsaures Blei, das eine große Neigung zur Krystallisation besizt; so zwar, daß, wenn man es unter gehoͤriger Vorsicht erkalten laͤßt, man große, prismatische, farbenlose, durchscheinende Krystalle erhaͤlt. Wenn man nur etwas mehr Bleiglaͤtte nimmt, so faͤrbt die Masse sich canarien- oder strohgelb. Redruth in Cornwall. Das Erz von Redruth ist ein an Silber reichhaltiger Bleiglanz, der an der Huͤtte 70 bis 72 p. C. Blei gibt. Man roͤstet das Erz 12 Stunden lang im Reverberirofen: jedes Mal 12 Zentner auf einmal, und bringt es hierauf in einen zweiten Reverberirofen, wo die Roͤstung vollendet, und mittelst einiger Fluͤsse das Blei ausgeschmolzen wird. Die Schlaken werden weggeworfen. Ein Exemplar solcher Schlaken, wahrscheinlich aus einer Schmelzung, bei welcher man keinen flußspathsauren Kalk zugesezt hat, bestand aus Kieselerde 0,350; Eisenprotoxyd 0,225; Kalkerde 0,190; Bleioxyd 0,120; Zinkoxyd 0,060; Thonerde 0,035; Schwefel- und Kohle-Spuren. ––––– 0,980. Diese Schlake war dicht, etwas metallisch schwarz; ihr Bruch war koͤrnig, etwas schuppig, blaͤttrig; sie war magnetisch, und aͤhnelte dem Basalte. Mit vier Theilen schwarzem Fluß probirt, die zur Erhaltung einer guten Schmelzung nothwendig waren, gab sie 0,08 metallisches Blei. Man sammelt am Eingange der Schornsteine der Reverberirschmelzoͤfen eine dichte, getraͤufte, glasartige, undurchsichtige Masse, von gelb-brauner Farbe, wie Harz. Sie besteht aus Kieselerde 0,206; Bleioxyd 0,712; Thonerde 0,074; Kalkerde 0,002; Eisenoxyd-Spuren. ––––– 0,992. Diese Masse entsteht offenbar durch die Einwirkung der Bleidaͤmpfe auf die Ziegelsteine, welche den Schornstein auskleiden, und wo stark geschuͤrt wird, schmelzen, und laͤngs der Wand herablaufen. Grassington bei Skipton in Yorkshire. Die Erze, welche man zu Grassington ausschmilzt, sind ein Gemenge aus Bleiglanz und kohlensaurem Blei, deren gewoͤhnliche Gangart kohlensaurer Kalk und schwefelsaure Schwererde ist. Man schmilzt 18 Ztr. auf ein Mal in einem Reverberirofen, bald mit bald ohne Zusaz von Flußspath. Man roͤstet und schmilzt abwechselnd: nach dem Roͤsten treibt man das Erz mit kleinen Steinkohlen oder Kohks. Man schiebt die Schlaken auf die Buͤhne des Ofens (l'autel) zuruͤk, und troknet das Bleibad mit Kalk. Wenn man Kalkspath zusezt, treten die Schlaken vollkommen in Fluß; wo nicht, oder wenn man nur wenig davon nimmt, kluͤmpern sie sich an einander, schmelzen aber nicht. Sie sind dann bloß blond, etwas poroͤs, und so muͤrbe, daß sie die Finger faͤrben. Sie enthalten viele kleine Bleikoͤrner. Man behandelt sie noch ein Mal im Aermelofen. Ein Exemplar dieser lezteren fand ich bestehen aus Calcium-Fluoruͤr 0,015; Schwererde 0,335; Kalkerde 0,045; Blei zum Theile oxydirt 0,340; Eisenoxyd 0,030; Schwefelsaͤure 0,235; ––––– 1,000; oder Calcium-Fluoruͤr 0,015; schwefelsaure Schwererde 0,510; schwefelsauren Kalk 0,106; Blei zum Theile oxydirt 0,340; Eisenoxyd 0,030; ––––– 1,001. Mit zwei Theilen schwarzem Flusse geschmolzen werden sie außerordentlich fluͤssig, und geben 0,24 bis 0,25 metallisches Blei. Lea bei Matlock in Derbyshire. Man unterscheidet zu Lea zweierlei Erze; naͤmlich, reinen Bleiglanz, und Bleiglanz, der mit kohlensaurem Blei gemengt ist, und mit schwefelsaurer Schwererde. Man fand in einem Muster des lezteren: Bleiglanz 0,55; kohlensaures Blei 0,23; schwefelsaure Schwererde 0,19; Thonerde 0,03; –––– 1,00. Es ist wahrscheinlich, daß man die kohlensaure Schwererde nicht durch Waschen zu entfernen sucht, aus Furcht das kohlensaure Blei zu verlieren. Man mengt diese beiden Erze mit einander, ungefaͤhr zu gleichen Theilen, und behandelt 16 Ztr. auf ein Mal im Reverberirofen. Man roͤstet Anfangs zwei oder drei Stunden lang; bei dieser Arbeit erhaͤlt man viel Blei, was durch Einwirkung des kohlensauren Bleies auf den Bleiglanz geschieht. Hierauf sezt man dem geroͤsteten Erze 9 Theile eines Flusses zu, der aus Flußspath und Kalkspath in folgendem Verhaͤltnisse besteht: Blaͤttriger Flußspath 0,75; Blaͤttriger Kalkspath 0,25; –––– 1,00. Man schuͤrt kraͤftig ein Mal an, und laͤßt das metallische Blei und die schmelzbaren Schlaken ausfließen. Auf der Sohle bleiben noch andere weiche Schlaken, die aber nicht ganz in Fluß gerathen. Man troknet sie mit Kalk, zieht sie dann aus dem Ofen, und schmilzt sie im Aermelofen mit armen Erzen aus etc. Was die schmelzbaren Schlaken betrifft, so wirft man dieselben weg, indem man sie selbst fuͤr den Aermelofen zu arm haͤlt. Zwei Muster solcher schmelzbarer Schlaken, das eine von Hrn. Dufresnoy, das andere von den HHrn. Coste und Perdonnet zuruͤkgebracht, bestanden aus Calcium-Fluoruͤr 0,160 0,136; Schwererde 0,164 0,197; Kalkerde 0,178 0,225; Bleioxyd 0,159 0,066; EisenoxydZinkoxyd 0,045 0,020;0,020; Schwefelsaͤure 0,278 0,320; Kohlensäure und Verlust 0,016 0,016; ––––––––––––––––––– 1,000. 1,000. oder aus Calcium-Fluoruͤr 0,160 0,136; schwefelsaurer Schwererde 0,250 0,300; schwefelsaurer Kalkerde 0,225 0,330; schwefelsaurem Blei 0,220 0,090; EisenoxydZinkoxyd 0,045 0,020;0,020 Kalkerde 0,080 0,088; Kohlensaͤure und Verlust 0,020 0,016; –––––––––––––––––– 1,000. 1,000. Diese Schlaken sind dicht, sehr hell grau, etwas gelblich, im Inneren der Blasen glaͤnzend, von koͤrnigem und mattem Bruche; sie sind zuweilen mit sehr kleinen matten Stuͤken gemengt. Wenn man sie mit Salpetersaͤure behandelt, so loͤst sich schwefel- und flußspathsaurer Kalk, Eisen, Zink und etwas Blei auf, und der Ruͤkstand besteht aus schwefelsaurer Schwererde, schwefelsaurem Bleie und flußspathsaurem Kalke. Um sie zu analysiren, hizte man sie in einem silbernen Tiegel mit zwei Theilen kohlensaurer Soda, und einem halben Theile Salpeter. Die Mischung schmolz sehr leicht, und ward vollkommen fluͤssig. Man ruͤhrte Wasser ein und filtrirte, schlug die Flußspathsaͤure, die in der Fluͤssigkeit enthalten war, durch ein Kalksalz, die Schwefelsaͤure durch ein Barytsalz nieder. Flußspathsaͤure kam immer nur sehr wenig vor: beinahe aller flußspathsaurer Kalk widersteht der zersezenden Wirkung des kohlensauren Alkali, und findet sich in dem unaufloͤsbaren Theile wieder. Man behandelte diesen mit Essigsaͤure, unter der Vorsicht die uͤberschuͤssige Saͤure mittelst gehoͤrig geleiteter Abdampfung zu verjagen, und es blieb reiner flußspathsaurer Kalk, oder etwas von einer geringen Menge Eisens gefaͤrbter flußspathsaurer Kalk zuruͤk. Die Aufloͤsung in Essigsaͤure, welche Schwererde, Blei, Eisen, Zink und Kalk enthaͤlt, wurde auf zwei verschiedene Weisen behandelt: 1) man schlug alle Schwererde und alles Blei durch Schwefelsaͤure nieder, bestimmte die Menge beider zugleich, und schied in der Folge das schwefelsaure Blei mittelst fluͤssiger kaustischer Pottasche davon ab; dann schlug man das Eisen mit uͤberschuͤssigem Ammonium nieder, den Zink durch Schwefelwasserstoffsaͤure, und den Kalk durch irgend eine sauerkleesaure Verbindung. 2) man schlug das Blei, das Eisen, den Zink durch Schwefelwasserstoffsaͤure nieder; die Schwererde durch Schwefelsaͤure und die Kalkerde durch eine sauerkleesaure Verbindung, unter der Vorsicht, die Fluͤssigkeit mit Ammonium zu saͤttigen. Man behandelte den metallischen Niederschlag neuerdings mit schwacher Salpetersaͤure, und schlug das Blei durch Schwefelsaͤure nieder. Wenn man das Bleioxyd als frei in den Schlaken vorhanden annaͤhme, so wuͤrden die ersten Schlaken 0,315 schwefelsauren und 0,038 freien Kalk enthalten, und die zweiten 0,37 schwefelsauren, und 0,072 freien Kalk. Die nicht geschmolzenen Schlaken, welche auf der Sohle des Reverberirofens uͤbrig bleiben, sind nicht gleichartig. Die vorherrschende Masse ist hellgrau und matt, wie die schmelzbare Schlake; sie ist aber sichtbar poroͤs, und mit weißen, erdigen, matten Theilen gemengt, die Kalk zu seyn scheinen, und mit vielen glaͤnzenden blaͤttrigen Theilen, die alle Kennzeichen des Bleiglanzes besizen. Sie sind merklich magnetisch. Wenn man sie mit Essigsaͤure behandelt, so hat ein sehr leichtes Aufbrausen Statt, welches von der Entwikelung einiger Kohlensaͤure herruͤhrt, und es loͤst sich Kalk und etwas Gyps auch kalt auf: wenn man sie aber kocht, so loͤst sich Kalk, Zink und Eisen auf, das sich in der Fluͤssigkeit als Protoxyd befindet, wenigstens dem groͤßeren Theile nach. Der Ruͤkstand ist schwarz. Wenn man denselben bei gelinder Waͤrme mit Salpetersaͤure behandelt, so loͤst sich viel Blei, Eisen, Zink, Kalk auf, und es bleibt ein Gemenge aus schwefelsaurer Schwererde, schwefelsaurem Bleie und flußspachsaurem Kalke mit etwas Schwefel zuruͤk. Man analysirte diese Schlaken, indem man sie im silbernen Tiegel mit 2 Theilen kohlensaurer Soda und Einem Theile Salpeter schmolz etc. Zwei Muster, von welchen das Eine viel Bleiglanz enthielt, das andere rein war, gaben folgende Resultate: Calcium-Fluoruͤr 0,072 0,085; Schwererde 0,144 0,160; Kalkerde 0,147 0,170; Bleioxyd 0,088 0,220; metallisches Bl 0,152 0,017; Eisenoxyd 0,154 0,055; Zinkoxyd 0,072 0,080; Kadmiumoxyd Spur Spur; Schwefelsaͤure 0,117 0,199; Schwefel 0,024 0,003; Kohlensaͤure und Verlust 0,030 0,011; –––––––––––––– 1,000. 1,000. oder Calcium-Fluoruͤr 0,072 0,085; schwefelsaure Schwererde 0,220 0,244; schwefelsaure Kalkerde 0,016 0,056; schwefelsaures Blei 0,120 0,300; Eisenoxyd 0,154 0,056; Zinkoxyd 0,072 0,080; Kadmiumoxyd Spur Spur; Kalk 0,140 0,147; Bleiglanz 0,176 0,020; Kohlensäure und Verlust 0,030 0,012; ––––––––––––– 1,000. 1,009. Diese Schlaken schmelzen sehr gut mit 2 Theilen schwarzem Flusse, und liefern 0,20 bis 0,21 zaͤhes Blei. Wenn man annaͤhme, daß die Schwefelsaͤure mit dem Kalke in diesen Schlaken verbunden ist; so wuͤrden die ersteren 0,106 schwefelsauren Kalk und 0,103 Kalk, und die lezteren 0,186 schwefelsauren Kalk und 0,093 freien Kalk enthalten. Die nicht geschmolzenen Schlaken unterscheiden sich von den geschmolzenen vorzuͤglich dadurch, daß sie weniger Calcium-Fluoruͤr enthalten, als diese, und mehr freien Kalk. Es scheint hieraus offenbar, daß es das Calcium-Fluoruͤr ist, welches die Stelle eines Flusses vertritt, waͤhrend, im Gegentheile, der kaustische Kalk sich der Schmelzung widersezt. Die wesentliche Wirkung des zugesezten Calcium-Fluoruͤres ist Abscheidung des groͤßten Theiles der schwefelsauren Schwererde; die Wirkung des Kalkes, wenn er in gewisser Menge zugesezt ist, ist Zersezung des schwefelsauren Bleies, welches, ohne diesen Zusaz, mit der schmelzbaren Schlake in Verbindung treten wuͤrde, und dadurch großen Theils der reducirenden Wirkung des Bleiglanzes oder der Kohle entzogen wuͤrde. Da es nun zur Erhaltung dieses Zwekes noͤthig zu seyn scheint, Kalk in Ueberschuß anzuwenden, so folgt, daß die Schlaken, welche sich in dem Reverberirofen bilden, sich in zwei Theile theilen: in einen schmelzbaren, der sich durch die Schmelzung abscheidet, und eine gewisse Menge schwefelsauren Bleies mit sich nimmt; und in einen teigigen, aber nicht fluͤssigen, den man als ein Gemenge von Bleioxyd, Kalk, sogenannter Matte, Eisen- und Zinnoxyd, mit schmelzbaren Schlaken getraͤnkt, betrachten kann. Flußspath und Salze. Um die Schmelzungsfaͤhigkeit (capacité fondante) des Calcium-Fluoruͤres zu bestimmen, stellte ich, nachdem ich mich einmal uͤberzeugte, daß die schwefelsaure Schwererde, der schwefelsaure Kalk und das schwefelsaure Blei unter sich keine schmelzbaren Verbindungen bilden, und die beiden ersteren sich nicht mit basischem schwefelsauren Bleie schmelzen, folgende Versuche an. Ich erhizte nach und nach bis auf 50 pyrometrische Grade ungefaͤhr Flußspath   9 Gr., 87 – 1 At.; 19 Gr., 74 – 2 At. Schwefelsaure Schwererde 29  –,   16 – 2 At.; 29 Gr., 16 – 1 At. –––––––– –––––––– 39 Gr., 03 58 Gr., 90 Das erste Gemenge schmolz, ohne jedoch vollkommen fluͤssig zu werden. Die erkaltete Masse war in einigen Theilen aufgeblaͤht, und der Bruch koͤrnig krystallinisch; die Waͤnde der Hoͤhlungen waren polyedrisch, und man bemerkte hier und da einige kleine prismatische Krystalle. Das zweite Gemenge ward vollkommen fluͤssig, und lieferte eine dichte Masse, die im Bruche etwas krystallinisch, und ein wenig durchsichtig war: sie gab aber keine Spur von Krystallen. Ich hizte wie vorher, Flußspath. 19 Gr., 74 – 2 At.; 9 Gr., 87 – 1 At.; 4 Gr. 93 – 1 At.; 2 Gr. 47 – 1 At. Calcinirten schwefelsauren Kalk. 17 –, 14 – 1 At.; 17 Gr., 14 – 1 At.; 17 Gr. 14 – 2 At.; 17 Gr. 14 – 4 At. ––––––– –––––––– –––––––– –––––––– 36 –, 88. 27 –,    01. 22 Gr. 07. 19 –,    61. Die drei ersten Mischungen sind vollkommen geflossen; die zweite jedoch viel leichter, als die beiden anderen. Die Masse, die man von der ersteren Mischung erhält, war dicht, von unebenem Bruche, und bot nur schwache Spuren von Krystallisation dar. Jene von dem zweiten Gemenge war weiß, etwas perlmutterartig, durchsichtig, krystallinisch, und bestand aus großen Blaͤttern, die sich in verschiedenen Richtungen kreuzten: in den Hoͤhlungen kamen einige Krystalle vor, deren Winkel man haͤtte messen koͤnnen. Die Masse aus dem dritten Gemenge war dicht, ohne Blasen, weiß, durchsichtig, von koͤrnigem Bruche, blaͤtterig, die Blaͤtter sehr deutlich. Das vierte Gemenge ging nicht in vollkommenen Fluß uͤber, erweichte sich aber sehr stark. Die Masse war sehr blasig, weiß, undurchsichtig, von sehr fein koͤrnigem Bruche: die innere Oberflaͤche der Blasen war polyedrisch. Derselben Hize, die man bei den vorigen Proben anwendete, wurden drei andere Gemenge aus Flußspath und aus schwefelsaurem Bleie ausgesezt, naͤmlich: Flußspath   9 Gr. 87 – 1 At.;   4 Gr. 98 – 1 At.;   4 Gr. 98; 1 At. Schwefelsaures Blei 37  –,  91 – 1  –; 37  –,  91 – 2  –; 75  –,  82; 4 At. –––––––– –––––––– –––––––– 47  –,  78 42  –,  89 80  –,  80. Das erste Gemenge, bestehend aus Flußspath 0,210, Schwefelsaurem Blei 0,790, schmolz mit der groͤßten Leichtigkeit, und ward fluͤssig, wie Wasser. Die Masse war dicht, im Bruche steinig, ungleich, etwas glaͤnzend, undurchsichtig, und zeigte keine Spur von Krystallisation. Das zweite Gemenge, bestehend aus Flußspath 0,116 Schwefelsaurem Blei 0,884, schmolz eben so leicht, wie das vorige. Die Masse war dicht, steinig, weiß, etwas in's Gelbliche ziehend. Das dritte Gemenge schmolz, ohne jedoch vollkommen fluͤssig zu werden. Die Masse war voll kleiner Blasen, wodurch sie das Ansehen eines Bimssteines erhielt, uͤbrigens koͤrnig, so daß man die Koͤrner mit dem Nagel auskrazen konnte, etwas gelblich, und ohne alle Spur von Krystallisation. Wenn man einem Gemenge aus Flußspath und schwefelsaurem Bleie Kalk oder kohlensauren Kalk zusezt, so wird das schwefelsaure Blei, wenigstens zum Theile, zersezt, und es bildet sich eine schmelzbare Verbindung aus Flußspath und aus schwefelsaurem Kalk mit Glaͤtte gemengt. Wirklich wurde 1 At. Flußspath   9 Gr. 87 – 0,181, 1 At. schwefelsaures Blei 37  – 91 – 0,690, 1 At. Kalk   7  – 12 – 0,129, ––––––––––––––– 54  – 90    1,000. schnell stark fluͤssig, und die Masse ward bleich grau, blaͤttrig, und dem groͤßten Theile nach krystallinisch; der Kern war aber am Grunde gelblich, was daselbst angehaͤufte Glaͤtte verrieth. Man hat nun gesehen, daß schwefelsaure Schwererde, schwefelsaure Kalkerde und schwefelsaures Blei, jedes fuͤr sich einzeln, sehr gut mit Flußspath schmilzt. Wenn alle diese drei schwefelsauren Verbindungen mit dem Flußspathe vereint sind, so bilden sie Mischungen, die noch weit leichter schmelzen. Ein Gemenge aus Flußspath 0,20, Schwefelsaurer Schwererde 0,25, Gegluͤhter schwefelsaurer Kalkerde 0,30, Schwefelsaurem Bleie 0,25 –––– 1,00, wurde bei anfangender Weißgluͤhehize vollkommen fluͤssig. Die erkaltete Masse war dicht, von ungleichem Bruche, beinahe gleichfoͤrmig, matt, weiß und undurchsichtig; sie sah den schmelzbaren Schlaken voll Lea vollkommen aͤhnlich, welchen sie sich auch in ihren Bestandtheilen sehr naͤherte. Diese Masse gab, mit zwei Theilen schwarzen Flusses geschmolzen, nur 0,035 Blei; wenn man aber zugleich 0,10 metallisches Eisen zusezte, so konnte man 0,14 bis 0,15 Blei erhalten, und die Schlake, die leicht schmilzt, ist dicht, von koͤrnigem Bruche, und von Schwefeleisen schwarzbraun gefaͤrbt. 1 At. Flußspath   9 Gr. 87, 1 At. wasserfreies schwefelsaures Kupfer 19  –   94, –––––––– 29  –   81, in einem Platinnatiegel gehizt, wurden bei Rothgluͤhehize vollkommen fluͤssig. Die dadurch entstandene Masse war dicht, von einem sehr krystallinischen, glaͤnzenden Bruche, blaß ziegelroth; doch war ihr diese Farbe nicht besonders eigen, sondern sie erhielt dieselbe durch einen kleinen Antheil Kupferoxyd, der aus der Zersezung von etwas schwefelsaurem Kupfer entstand. Wenn die Masse rein waͤre, wuͤrde sie perlmutterweiß seyn. Das Wasser zersezt sie sehr leicht, und loͤst alles schwefelsaure Kupfer auf. Wenn man sie in Weißgluͤhehize behandelt, so wallt sie, und blaͤht sich auf; es steigen dichte schwefelsaure Daͤmpfe auf; die Masse wird immer mehr und mehr teigig, und sie verliert endlich ihre Schmelzbarkeit gaͤnzlich. Der Ruͤkstand ist dann nur mehr ein Gemenge aus Flußspath und Kupferoxyd. Wenn man demselben Kieselerde zusezte, so wuͤrde sich Flußspathsaͤure entwikeln, und es bliebe eine Masse aus flußsaurer Kieselsaͤure und schwefelsaurem Kalke mit Kupferoxyd gemengt zuruͤk. Der Flußspath schmilzt auch leicht mit wasserfreiem Eisenpersulfat; die Masse zerstoͤrt sich aber beinahe eben so schnell, als sie schmilzt, unter Entwikelung von wasserfreier Schwefelsaͤure. Es scheint also, daß das Calcium-Fluoruͤr die Eigenschaft besizt, Verbindungen mit allen schwefelsauren Salzen zu bilden, welche sehr leicht schmelzbar sind; daß aber diese Verbindungen nur bei Graden von Hize bestehen koͤnnen, die niedriger sind als jener, welchen die schwefelsaure Verbindung, die in ihnen enthalten ist, ertragen kann, ohne ihre Schwefelsaͤure zu verlieren. Da der Flußspath mit den unschmelzbaren Salzen viele schmelzbare Verbindungen bildet, so war es leicht vorauszusehen, daß er mit Salzen, die fuͤr sich selbst schmelzbar sind, sehr leicht schmelzen wuͤrde. Dieß wurde auch in folgenden Versuchen bestaͤtigt. Versuche mit dem Loͤthrohre lehren noch uͤberdieß daß er mit Borax und mit phosphorsaurer Soda Glas bildet. Flußspath 19 Gr., 74 – 1 At.; 19 Gr., 74 – 2 At. Wasserfreie schwefelsaure Soda 35  –,   48 – 1  –, 17  –,   84 – 1 At. –––––––– –––––––– 55  –,   22, 37  –,   58, schmolzen vollkommen bei Weißgluͤhehize. Das erstere Gemenge ward außerordentlich fluͤssig; die Masse zog sich bei dem Erkalten sehr stark zusammen, war compact, von koͤrnigem Bruche, krystallinisch und stark durchsichtig. Das zweite Gemenge ward nicht so fluͤssig, wie das erste. Die erkaltete Masse war der vorigen aͤhnlich, sie war aber mehr zaͤhe und mehr hart. 3 At. Flußspath 29 Gr. 61 1 At. geschmolzener Borax 25  – 25 ––––––––– 54  – 86 schmolzen bei Weißgluͤhehize ohne Aufwallen und Aufblaͤhen und wurden sehr fluͤssig, obschon sie etwas teigig waren. Die erkaltete Masse war dicht, von schuppigem Bruche, glaͤnzend, und bot viele kleine stark durchsichtige Blaͤttchen dar. Sie war einem schillernden Sandsteine aͤhnlich. Chloruͤre und Salze. Die schmelzende Kraft des Flußspathes, und die wohlbekannte Wirkung des Calcium-Chloruͤres auf schwefelsaure Schwererde und Strontian brachten mich auf die Idee, die Weise zu untersuchen, wie verschiedene Chloruͤre sich mit schwefelsauren Salzen verhalten. 1 At. Sodium-Chloruͤr 14 Gr., 67, 1 At. schwefelsaure Schwererde 29  –, 16, ––––––––– 43  –, 83, oder 1 At. Barium-Chloruͤr 25 Gr., 99, 1 At. schwefelsaure Soda 17  –, 84, ––––––––– 43  –, 83, wird schnell aͤußerst fluͤssig, und erzeugt eine dichte gleichfoͤrmige, etwas durchsichtige Masse von ungleichem und krystallinischem Bruche, die selbst in den Hoͤhlungen einige Spuren von regelmaͤßigen Krystallen darbietet. 1 At. Sodium-Chloruͤr 14 Gr., 67, 1 At. schwefelsaures Blei 37  –, 91, ––––––––– 52  –, 58, oder 1 At. Bleichloruͤr 34 Gr., 74, 1 At. schwefelsaure Soda 18  –, 17, ––––––––– 52  –, 91, schmelzen vollkommen bei Dunkelrothhize. Die Mischung wallt bestaͤndig auf, und verbreitet einen weißen, sehr dichten Rauch von Bleichloruͤr in der Luft. Die erkaltete Masse ist dicht, grau, schwach durchsichtig, und hat einen schuppigen Bruch. Zwei Mischungen aus Barium-Chloruͤr und aus schwefelsaurer Schwererde, in den unten folgenden Verhaͤltnissen, wurden bei anfangender Weißgluͤhehize fluͤssig wie Wasser. Barium-Chloruͤr 25 Gr., 99 – 1 At.; 25 Gr., 99 – 1 At.; Schwefelsaure Schwererde 29  –,   16 – 1  –; 58  –,   32 – 2 At.; ––––––––– ––––––––– 55  –,   15. 84  –,   31. Die Masse, die aus der ersteren Mischung entsteht, war dicht, weiß, stark durchsichtig, schuppig, blaͤttrig, krystallinisch. Die Masse aus der zweiten Mischung glich vollkommen dem weißen salinischen Marmor. 1 At. Calcium-Chloruͤr 13 Gr., 97, 1 At. wasserfreier schwefelsaurer Kalk 34  –, 28, ––––––––– 48  –, 25, schmolz bei Weißgluͤhehize zu einem gut fluͤssigen Teige. Die erkaltete Masse war dicht, durchsichtig und schwarz, an einigen Stellen durchscheinend, und von sehr krystallinischem Bruche: in den Hoͤhlungen waren kleine prismatische Krystalle. An der Luft zerfloß sie sehr schnell. Ich versuchte zwei Mischungen von Barium-Chloruͤr und von schwefelsaurem Blei, naͤmlich: Barium-Chloruͤr 25 Gr., 99 – 1 At.; 12 Gr., 99 – 1 At.; Schwefelsaures Blei 37  –,   91 – 1 At.; 37  –,   99 – 2 At.; –––––––– –––––––– 63  –,   90 50  –,   90; oder Bleichloruͤr 34 Gr. 97 – 1 At.; 17 Gr., 37 – 1 At.; Schwefels. Schwererde 29  –,   16 – 1 At.; 14  –,   58 – 1 At.; Schwefelsaures Blei 18  –,   95 – 1 At.; –––––––– –––––––– 63  –,   90 50  –,   90 Beide Mischungen wurden sehr weich, schmolzen aber nicht vollkommen, und gaben ein weißes Email, das sehr blasig, durchsichtig und von koͤrnigem Bruche war. waͤhrend der ganzen Dauer der Operation hafte eine sehr bedeutende Verfluͤchtigung von Bleichloruͤr Statt. Die drei folgenden Versuche werden beweisen, daß nur eine sehr geringe Menge Bleichloruͤr nothwendig ist, um schwefelsaures Blei zu schmelzen. Man erhizte nach und nach Schwefelsaures Blei 37 Gr., 91 – 1 At.; 37 Gr., 91 – 2 At.; 37 Gr., 91 – 4 At; Bleichloruͤr 34  –,   74 – 1 –; 17  –,   37 – 1 –;   8 –,    69 – 1 –; –––––––– –––––––– –––––––– 72 –,    65. 55  –,   28 46  –,   60 Diese drei Mischungen schmolzen mit der groͤßten Leichtigkeit, und wurden vollkommen fluͤssig. waͤhrend des Schmelzens verfluͤchtigte sich viel Bleichloruͤr, wodurch die Flamme am Herde eine weiße livide Farbe erhielt. Die aus der ersten Mischung erhaltene Masse bildete ein weißes Email, das etwas blasig und von krystallinischem Gefuͤge war, und nadelfoͤrmige durchscheinende Krystalle in seinen Hoͤhlungen enthielt. Die aus den beiden uͤbrigen Mischungen enthaltene Masse hatte ein etwas krystallinisches Gefuͤge, und einen beinahe ebenen Bruch. Man hat gesehen, daß der sogenannte Schaum (les crasses), der nach dem lezten Flusse in dem Reverberirofen zuruͤkbleibt und unschmelzbar ist, noch reich an Blei ist, und in dem sogenannten Aermelofen mit armen Erzen etc. behandelt wird. Durch diese Behandlung erhaͤlt man fließende Schlaken, die dicht, schwarzbraun, im Bruͤche koͤrnig und matt sind. Diese Schlafen schmelzen sehr gut mit zwei Theilen schwarzem Flusse, ohne jedoch die mindeste Spur von Blei zu geben; sie werden, aber unvollkommen, von Essigsaͤure angegangen, und es entwikelt sich geschwefeltes Wasserstoffgas. Die Saͤure loͤst viel Schwererde und Kalk auf, und etwas weniges Eisen und Zink. Concentrirte Kochsalzsaͤure greift sie vollkommen an, und laͤßt einen gallertartigen Ruͤkstand zuruͤk, der aus Kieselerde und flußspathsaurem Kalk besteht: Koͤrper, welche man mittelst fluͤssiger kaustischer Pottasche von einander scheiden kann. Um eine vollstaͤndige Analyse dieser Schlaken zu liefern, hat man sich, auf der einen Seite, der Einwirkung der Kochsalzsaͤure, auf der anderen, als Controle, der Einwirkung der kohlensauren Soda und des Salpeters auf trokenem Wege, wie bei den Schlaken des Reverberirofens bedient. Das Resultat war: Calcium-Fluoruͤr 0,134; Kieselerde 0,130; Schwererde 0,300; Kalkerde 0,185; Eisenprotoxyd 0,145; Zinkoxyd 0,025; Blei 0,010; Thonerde 0,020; Braunsteinoxyd Spuren Schwefel 0,070; ––––– 1,019. Diese unmittelbaren Producte sind nicht diejenigen, welche in den Schlaken enthalten sind; ein Theil einer jeden Erde und eines jeden Metalles muß sich in denselben nicht im Zustande eines Oxydes, sondern einer Schwefelverbindung, eines Sulfuͤres, befinden, so daß sie eigentlich aus Sulfuͤren, Fluoruͤren und Silicaten oder kieselsauren Verbindungen bestehen muͤssen. Da wir keine einzige Thatsache besizen, welche uns bei der Vertheilung, die hier zwischen Sauerstoff und Schwefel an die verschiedenen Metalle zu geschehen hat, leiten koͤnnte, so werde ich mich hier auf die Bemerkung beschranken, daß 0,300 Schwererde das Aequivalent von 0,331 Barium-Sulfuͤr sind, welche 0,063 Schwefel enthalten; und daß die 0,145 Eisenprotoxyd das Aequivalent von 0,183 Protosulfuͤr sind, welche 0,068 Schwefel enthalten; woraus folgt, daß das Barium oder das Eisen beinahe hinreichend sind, um allen Schwefel zu saͤttigen, der in den Schlafen enthalten ist. Man erhält eine mit den Schlaken aus dem Aermelofen zu Lea sehr analoge Zusammensezung, wenn man folgende Koͤrper zusammenschmilzt:   15 Flußspath;   15 Quarzsand;   34 Barium-Sulfuͤr;   15 Kalk;   15 Hammerschlag;     6 Zinkoxyd. –––– 100. Diese Mischung schmilzt bei einer Hize von 50 bis 60 pyrometrischen Graden zu einem weichen Teige, und bildet eine homogene Masse, die dicht, etwas blasig ist. Die Blasen sind glaͤnzend, und enthalten einige kleine Krystalle, welche dunkelschwarz, aber nicht metallisch sind. Der Bruch ist eben und etwas glaͤnzend. Die alkalischen Sulfuͤre koͤnnen sich demnach sehr gut auf trokenem Wege mit den Fluosilicaten verbinden. Aus dem, was ich bisher in dieser, und fruͤher in einer anderen Abhandlung in den Annales de Chimie aufstellte, ergibt sich demnach, daß die Fluoruͤre, die Chloruͤre und selbst die Sulfuͤre mit mehreren Salzen sehr leicht schmelzbare Verbindungen bilden. Diese Verbindungen sind, im Allgemeinen, sehr schwach, indem das Wasser sie vollkommen zersezt, wenn einer der Grundbestandtheile (principes élémentaires) aufloͤsbar ist. Man findet in der Natur selbst analoge Zusammensezungen: den Topas, die Picrinite, gewisse Glimmer, den Apatit, das chlorphosphorsaure und chlorarseniksaure Blei: einige sind aber nicht schmelzbar. Schwefelverbindungen und Salze. Ich will noch ein Beispiel von Verbindungen des Schwefels mit einem Salze angeben. 1 At. Barium-Sulfuͤr 21 Gr., 16, 1 At. wasserfreie schwefelsaure Soda 17  –, 84, –––––––– 39  –, 00, Aequivalent von 1 At. Sodium-Sulfuͤr   9 Gr., 84, 1 At. schwefelsaure Schwererde 29  –, 16, –––––––– 39  –, 00, schmilzt bei Weißgluͤhehize in einen gut fluͤssigen Teig. Die erkaltete Masse ist dicht, olivengruͤn, undurchsichtig, von koͤrnigem matten Bruche. Wasser zersezt sie, und loͤst Sodium-Sulfuͤr auf. Das Barium-Sulfuͤr und die schwefelsaure Schwererde zersezen sich gegenseitig nicht; sie bilden aber unter einander keine schmelzbaren Verbindungen. Fluoruͤre und Chloruͤre. Die Fluoruͤre, Chloruͤre und Sulfuͤre koͤnnen auch sehr schmelzbare Zusammensezungen veranlassen, indem sie sich je zwei zu zwei verbinden. 1 Atom Calcium-Fluoruͤr   9 Gr., 87, 1 Atom Sodium-Chloruͤr 14  –, 65, –––––––– 24  –, 52, Aequivalent von 1 Atom Sodium-Fluoruͤr 10 Gr., 55, 1 Atom Calcium-Chloruͤr 13  –, 97, –––––––– 24  –, 52, in einem Platinnatiegel gehizt, werden bei anfangender Weißgluͤhehize vollkommen fluͤssig. Wenn die Masse im Flusse ist, stoͤßt sie einen dichten Dampf aus, der merklich sauer ist. Die erkaltete Masse ist gleichartig, dicht, hat einen krystallinischen Bruch, ist blaͤttrig und durchscheinend. Folgende Mischungen von Calcium-Fluoruͤr und Barium-Chloruͤr wurden in Platinnatiegeln gehizt. Calcium-Fluoruͤr   9 Gr. 87 – 1 At.; 19 Gr., 74 – 1 At.; Barium-Chloruͤr 25 –    99 – 1 At.; 25  –,   99 – 1 At.; –––––––– –––––––– 35  –,   86, 45  –,   73, oder Barium-Fluoruͤr 21 Gr., 89 – 1 At.; 21 Gr., 89, – 1 At.; Calcium-Chloruͤr 13  –,   97 – 1 At.; 13 Gr., 97, – 1 At.; Sodium-Fluoruͤr   9 –,    87, – 1 At.; –––––––– –––––––– 35  –,   86, 45 –,    73. Beide Mischungen floͤssen mit gleicher Leichtigkeit, und stießen ein weißes blendendes Licht aus; aus der fluͤssigen Masse stiegen merklich saure Daͤmpfe empor. Die erkalteten Massen waren dicht, email-weiß, undurchsichtig, von ungleichem oder schuppigem Bruche, beinahe gleichfoͤrmig, ohne alle Spur von Krystallisation. Mit Wasser behandelt gaben sie Barium-Chloruͤr und Kalk-Fluoruͤr; wenn man sie aber auf dem Reibsteine abrieb, und eine gewisse Zeit uͤber mit Alkohol digerirte, so loͤst sich eine sehr bedeutende Menge Calcium-Fluoruͤr auf, woraus folgt, daß der Ruͤkstand Barium-Fluoruͤr enthaͤlt. Fluoruͤre und Sulfuͤre. 1 At. Calcium-Fluoruͤr   9 Gr., 87, 1 At. Barium-Sulfuͤr 21 –, 16, ––––––––– 31 –, 03, Aequivalent von 1 At. Barium-Fluoruͤr 21 Gr., 89, 1 At. Calcium-Sulfuͤr   9 –, 14, ––––––––– 31 –, 03, schmilzt bei der Weißgluͤhehize zu einem sehr weichen Teige, der aber nicht vollkommen fluͤssig ist, und greift die irdenen Schmelztiegel nicht an. Die kalte Masse ist dicht, kaffeebraun, undurchsichtig, und hat einen koͤrnigen oder blaͤttrigen Bruch. Eine Mischung aus 1 At. Calcium-Fluoruͤr   9 Gr., 87, 1 At. schwefelsaurer Schwererde 29 –, 16, ––––––––– 39 –, 03, in einem gefuͤtterten Tiegel bis auf eine Temperatur von 150 pyrometrischen Graden erhizt, gibt einen mit dem vorigen identischen Koͤrper, einen gut geschmolzenen Kern, der blaß fleischroth, undurchsichtig, im Bruche wenig glaͤnzend und voll kleiner krystallinischer Blaͤttchen ist. 1 At. Calcium-Fluoruͤr   9 Gr., 87, 1 At. schwefelsaurer Kalk 17 –, 14, ––––––––– 27 –, 01, in einem gefuͤtterten Tiegel bei 150° geschmolzen, gibt einen gut geschmolzenen Kern, der weiß, etwas durchsichtig, blasig, im Bruche koͤrnig, sehr krystallinisch ist, oder vielmehr aus krystallinischen mikroskopischen Koͤrnern besteht, die sehr glaͤnzend sind. Dieser Kern muß zusammengesezt seyn aus 1 At. Calcium-Fluoruͤr   9 Gr., 87, 1 At. Calcium-Sulfuͤr   9 –, 14, ––––––––– 19 –, 01. Calcium-Fluoruͤr scheint nicht Verbindungen mit eigentlichen Metall-Sulfuͤren eingehen zu koͤnnen. Wenn man die beiden metallischen Substanzen bis auf eine hoͤhere Temperatur erhizt, so schmelzen sie beide, und scheiden sich vollkommen von einander. Chloruͤre und Sulfuͤre. Die beiden folgenden Mischungen, Barium-Chloruͤr 23 Gr., 99 – 1 At., 12 Gr., 99 – 1 At., Barium-Sulfuͤr 21  –,   16 – 1 At., 21  –,   16 – 2 At., ––––––––– ––––––––– 45  –,   15, 34  –,   05, wurden in irdenen Tiegeln bei einer starken Weißgluͤhehize gehizt. Erstere schmolz zu einem weichen Teige, der fluͤssig genug war, um gegossen werden zu koͤnnen. Die Masse war nach dem Erkalten dicht, roth wie Kermes, undurchsichtig, im Bruche etwas schuppig und glaͤnzend. Die zweite Mischung schmolz auch, aber bloß zu einem klebrigen Teige. Die erkaltete Masse war an einigen Stellen dicht, an anderen blasig, hatte die Faͤrbendes rohen Weinsteines, war undurchsichtig, und von ebenem matten Bruche. Mehrere der hier angegebenen schmelzbaren Compositionen koͤnnten mit Vortheil zum Gusse von Statuen, Vasen, Basreliefs und anderen Verzierungen gegossen werden. Sie wuͤrden den Bildhauerarbeiten aus Stein auf das Tauschende aͤhnlich sehen, und dabei weit wohlfeiler zu stehen kommen. Vor den Gypsabguͤssen hatten sie den großen Vorzug voraus, daß man sie der Luft aussezen koͤnnte, wie Marmor, ohne Gefahr zu laufen, daß sie dadurch litten. Versuche und Erfahrung wuͤrden sehr bald die zwekmaͤßigsten Compositionen kennen lehren. Diejenigen, die man, wie es mir scheint, versuchen koͤnnte, waren folgende: 80 Theile gebrannter Gyps und 20 Theile Flußspath; 70 Theile schwefelsaure Schwererde und 30 Theile Flußspath; 90 Theile schwefelsaures Blei und 10 Theile Flußspath; 25 Theile gebrannter Gyps, 20 Theile schwefelsaure Schwererde, 40 Theile schwefelsaures Blei und 15 Theile Flußspath. Die schmelzbaren Schlaken aus dem Reverberirofen zu Lea wuͤrden, umgeschmolzen, sehr gut zu diesem Zweke dienen. Man koͤnnte auch noch eine Mischung aus 88 Theilen schwefelsaurem Blei, 12 Theilen Bleichloruͤr, oder, aus 92 Theilen schwefelsaurem Blei und 8 Theilen Glaͤtte mit Vortheil anwenden. Diejenigen Mischungen, zu welchen man viel schwefelsaures Blei nimmt, wuͤrden den Vortheil gewaͤhren, daß sie hoͤchst schmelzbar, und, da sie sehr dicht sind, zugleich auch aͤußerst dauerhaft waͤren; vielleicht waͤren sie aber etwas zu muͤrbe. Eine groͤßere Menge Flußspath wuͤrde hingegen der Mischung mehr Haͤrte geben; allein, sie wuͤrde auch mehr kosten, als eine Composition, in welcher schwefelsaures Blei den Hauptbestandtheil bildet, indem dieses heute zu Tage sehr wohlfeil ist. Es waͤre sehr leicht diese verschiedenen Compositionen mittelst einiger zugesezten Metallkoͤrper, z.B. chromsaures Blei etc. zu faͤrben.Hr. Berthier hat in dieser lehrreichen Abhandlung den Bleihuͤttenwerken, den Besizern von Bergwerken, in welchen Schwerspath und Flußspath in groͤßerer Menge bricht, den Fabrikanten chemischer Waaren, bei welchen schwefelsaures Blei als Abfall haͤufig vorkommt, und den Erzgießern uͤberhaupt einen neuen Zweig fuͤr ihre Industrie eroͤffnet. Es kann, wenn geistreiche und thaͤtige Mineralogen, Chemiker und bildende Kuͤnstler Versuche anstellen, an deren Gelingen, nach dem was hier gesagt wurde, nicht zu zweifeln ist, eine neue Art von Stein- und Erzguß in das Gebiet der nuͤzlichen und bildenden Kuͤnste eingefuͤhrt werden. Man sollte, nach einigen freilich hoͤchst unbestimmten Angaben, beinahe vermuthen, daß ein aͤhnlicher heißer Steinguß schon im Mittelalter bekannt war, und manche Erzguͤsse der klassischen Zeit bieten ein Material dar, das den Schlaken aͤhnlicher kommt, als Erzen. Die Sache scheint alle Aufmerksamkeit zu verdienen.A. d. Ue.