Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 38, Jahrgang 1830, Nr. CIV., S. 409
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CIV. Miszellen. Miszellen. Beitrag zur Geschichte der Dampfbothe. Nach dem Mech. Mag. N. 377., 30. October S. 146. war es Hr. Ogden, der gegenwaͤrtige nordamerikanische Consul zu Liverpool, welcher zuerst mit Dampfbothen auf dem Ocean fuhr. Hr. Ogden machte im Jahr 1810 einige Versuche mit einem kleinen Dampfbothe, und legte sich hierauf allen Fleißes auf Dampfschifffahrt. Im folgenden Jahre gab er einem Freunde Plan und Zeichnung fuͤr ein Dampfboth, das er im Begriffe stand zu bauen, ward aber durch Zufaͤlligkeiten veranlaßt die Sache wieder aufzugeben, bis er im J. 1813 neuerdings zu derselben gelangte, und sich ein Patent geben ließ. Im Mech. Mag. ist a. a. O. dieses Patent im Aufzuge mit einer Abbildung gegeben, und der kuͤnftige Geschichtschreiber der Dampfmaschine wird auf diese Nr. zuruͤkkommen muͤssen. Es ist merkwuͤrdig, daß Hr. Latrobe, ein sehr geschikter Mechaniker in den Verein. Staaten, Hrn. Ogden Anfangs die Moͤglichkeit, daß seine Maschine arbeiten koͤnne, geradezu weglaͤugnete: endlich uͤberzeugte er sich aber durch Versuche, daß Hr. Ogden Recht hatte. Im J. 1815–16 ruͤstete Hr. Ogden ein Both in der Naͤhe von New-York aus, dessen Maschine zwei 27zoͤllige Cylinder hatte, bei einem Zuge von 4 Fuß und Absperrung des Dampfes in der Haͤlfte. Mit diesem Bothe fuhr er im Mai 1816 von New-York nach Virginien, und hatte waͤhrend eines Sturmes auf dieser Fahrt Gelegenheit sich von der Trefflichkeit seiner Maschine zu uͤberzeugen, von welcher er spaͤter zu Leeds eine mit 35-zoͤlligen Cylindern von den HHrn. Fenton, Murray und Wood erbauen ließ, die am Mississippi zieht. Das Dampfboth the United States erlitt eine Explosion des Dampfes seines Kessels am 17. Septbr. l. J., als es von N. York nach New-Haven fuhr. Der Capitaͤn versichert, daß der Kessel nur 12 1/2 Zoll Dampf zur Zeit der Explosion hatte, und daß die Ursache derselben unbekannt ist. Das Dampfboth hat nicht sehr gelitten. Von den 25 Reisenden auf dem Schiffe ertranken zwei, die selbst uͤber Bord sprangen; ein anderer starb zeither, weil der heiße Dampf ihn brannte, und ein vierter gleichfalls. (Boston Gazette. Galignani. N. 4872.) Neuer Dampfwagen zu Cincinnati in N. America. Das Chronicle erwaͤhnt aus einem N. Yorker Blatte folgender Notiz (Galignani. N. 4860.). „Die Maschine an dem neuen Dampfwagen zu Cincinnati ist, ohne Kessel, so compendioͤs, daß sie sich in eine zwei Fuß lange und Einen Fuß hohe und breite Kiste paken laͤßt, und doch kann mit derselben eine Anhoͤhe von 45 (engl.) Fuß auf die (engl.) Meile (pr. 5280 engl. Fuß) so schnell hinan fahren, als man in der Ebene faͤhrt. In einer kreisfoͤrmig gewundenen Bahn fuhr man mit dieser Maschine 14–16 Meilen in Einer Stunde, auf geradem Wege koͤnnte man 20 engl. Meilen zuruͤklegen. Der Kessel hat eine ganz neue Einrichtung. Man braucht nur eine Viertelklafter (1/4 Cord) Holz, wenn man eine ganze Woche lang taͤglich 12 Stunden lang faͤhrt.“ Eine neue Nabe. Ebendaselbst kommt folgende Notiz uͤber eine neue Nabe an Raͤdern vor. Die Nabe ist aus Gußeisen, und die Speichen sind auf die gewoͤhnliche Weise in dieselbe eingetrieben. Ihre Kammer hat 6 1/4 Zoll im Durchmesser und ist 6 1/2 Zoll tief. In dieser Kammer befinden sich acht Walzen; die vier groͤßeren sind 4 1/2 Zoll lang, und halten 2 1/2 Zoll im Durchmesser; die vier kleineren sind 5 1/4 Zoll lang, und halten 7/8 im Durchmesser. Die vier groͤßeren umgeben die Achse unter rechten Winkeln; ihr Umfang traͤgt die ganze Schwere der Achse, und ruht auf der Kammer. Sie haben keine Achse oder Journal, und kommen nicht naͤher als einen halben Zoll an einander. Die kleineren Walzen, welche sich zwischen denselben befinden und mit ihnen in Beruͤhrung kommen, halten sie unter gehoͤrigen Winkeln. Die kleineren Walzen beruͤhren die Achse oder die Kammer nicht, sondern werden durch einen Ring mit einem hervorstehenden Rande in ihrer Lage erhalten, auf welchem sie sich drehen. Ueber die Urheber der Gasbeleuchtung in England und Frankreich, hat Hr. W. Matthews im Juniushefte von Gill's technol. and microscop Repository S. 379. einen Aufsaz eingeruͤkt, in welchem derselbe (er ist der Verfasser der von uns schon fruͤher angefuͤhrten historical sketch of the origin and progress of Gas-lightning) demjenigen geradezu widerspricht, was jezt in mehreren englischen Journalen, seit Winsor's Tode, geschrieben wird, und wovon wir auch neulich Erwaͤhnung machten, daß naͤmlich Winsor der Urheber (originator) der nuͤzlichen Gasbeleuchtung ist“ und daß er „im J. 1803 oͤffentlich zeigte, wozu man diese chemische Entdekung benuͤzen konnte.“ (Winsor's Patent ist vom J. 1804, und Winsor nennt sich nur zweiter Erfinder und Verbesserer.) Hr. Matthews tadelt, mit Recht, das Marktschreierische in der Patent-Erklaͤrung Winsors; es ist aber so Sitte in England. Winsor ist ehrlich genug, auf Le Bon, als den ersten Erfinder der Gasbeleuchtung aufmerksam zu machen, der im J. 1802 zu Paris ein Patent mit einer Dauer erhielt, wie man dieselbe bisher noch bei keinem andern zugestand. Winsor sagt, daß er von Frankfurt nach Paris reiste, um dort Rauch statt Wachs brennen zu sehen, und erzaͤhlt was er zu Paris sah, um demjenigen Glauben zu verschaffen, was er zu London leisten wuͤrde, und Hr. Matthews tadelt ihn daruͤber. Hr. Winsor zeigte am Ende des Jahres 1804 diese „Entdekung und Erfindung“ im Lyceum oͤffentlich, und lud im J. 1805 zur Foͤrderung derselben ein. Im J. 1807 verstieg er sich allerdings zu weit, als er behauptete, daß man mit 5 Pfd. Sterl. jaͤhrlich 570 Pfd. gewinnen koͤnne, und der Regierung eine Steuer auf Kohlen vorschlug, die ihr beinahe 11 Millionen Pfd. Sterl. tragen sollte; man mag ihn daruͤber tadeln, aber nicht verhoͤhnen: denn es ist doch nach Hrn. Matthews eigenem Gestaͤndnisse uͤber allen Zweifel gewiß, „daß er der Stifter der privilegirten Gasbeleuchtung und Kohkgesellschaft (founder of the chartered gas-light and coke company) geworden ist;“ „wenn man auch, „wie Hr. Matthews beifuͤgt,“ nirgendwo die mindeste Spur wissenschaftlicher Entdekungen und mechanischer Geschiklichkeiten von seiner Seite wahrnimmt, obschon die Faͤlle großen Verlustes, die diejenigen erlitten, welche seiner Darstellung trauten, sehr zahlreich sind.“ Hr. Matthews sagt, daß Winsor uͤber 50,000 Pfd. Sterl. von seinen Freunden erhielt und zu seinen Versuchen verwendete, und bemerkt: „es ließe sich mit Recht vermuthen, Hr. Winsor habe zu Paris Le Bon's Patent gelesen.“ Waͤre dieß eine Schande, da er sich nur den zweiten Erfinder, den Verbesserer nannte? Da er, als er im J. 1810 die Bill fuͤr die Gascompagnie ansuchte, durchaus keinen Anspruch auf die urspruͤngliche Erfindung machte? Daß Hr. Murdoch schon im J. 1792 zu Redruth in Cornwallis seine Officin mit Kohlengas beleuchtete, und einen damit beleuchteten Dampfwagen zur Unterhaltung seiner Mitbuͤrger durch die Straße laufen ließ; daß Murdoch im J. 1798 die Fabrik der Hrn. Boulton und Watt's mit Kohlengas beleuchtete, und im J. 1802 die große Beleuchtung mit demselben gab; daß Hr. Clegg Erfinder der Gasometer war; daß alles dieß lang vor Winsor geschah; haben wir bereits an einem anderen Orte bemerkt. Verdient aber deßwegen Winsor Hohn und Tadel, wenn auch die von ihm gegruͤndete Gesellschaft erst dann gedieh, als sie Murdoch's Plan annahm? Auch Hr. Gill spricht in einem Anhange von Winsor's Unverdienst, und sagt, daß er, als er einige seiner Vorlesungen im Lyceum und in Pall-Mall hoͤrte, er uͤber seine ausschweifenden Anspruͤche und uͤber seine Unwissenheit nicht wenig Stoff zu lachen fand; daß Winsor z.B. sagte, er koͤnne Metalle mittelst Gas schmelzen, was er dann auch an Schlagloth wirklich producirte. Hr. Gill sagt, er erinnere sich noch, wie es Hrn. Winsor gaͤnzlich mißlang, Pall-Mall zu beleuchten, und wie, als er die hintere Seite von Carlton-House beleuchtete, das Gas so uͤbel roch, daß er vermuthete, man habe, um ihn zu neken, Asa foetida in die Kohlen geworfen. Hr. Gill erwaͤhnt, daß ein Uhrmacher, der sel. Knight, in Fleet-street, einer der ersten war, der Gasbeleuchtung zu London foͤrderte, und Stifter der City gas works wurde. Niemand wird Murdoch's und Knight's Verdienste um Gasbeleuchtung bestreiten; wenn aber Winsor der Gruͤnder der chartered gas-light und coke company gewesen ist,“ und wenn ohne diese Gesellschaft die Gasbeleuchtung in England nie das Gluͤk gemacht haben wuͤrde, das sie machte; so sehen wir nicht ein, warum man gegen Hrn. Winsor so undankbar seyn duͤrfe, daß man ihn wegen seiner uͤbrigen Fehler nach Belieben verhoͤhnen koͤnne. Wir sind nicht der Meinung, daß man de mortuis nil nisi bene sprechen muͤsse, wenn sie nichts Gutes gethan haben: daß man aber, wo man ihnen wirklich Dank schuldig ist, nur ihre schwache oder schlechte Seite nach oben kehrt, wenn man sie im Grabe noch beleuchten will, das finden wir aus dem Grunde hart, weil sich der Todte nicht mehr von selbst umkehren kann, um uns seine bessere und schoͤnere Seite zu zeigen. Vorschlag zu einer neuen Feuerloͤschanstalt. Das Mechan. Magaz. N. 376., 23. Oct. 1830 theilt S. 142. einen zwar nicht ganz neuen Vorschlag zu einer Feuerloͤschanstalt mit, (ein etwas aͤhnlicher Vorschlag, von Dr. Johns zu Manchester, der zu New-York wirklich ausgefuͤhrt worden seyn soll, findet sich im Mechan. Mag. X. Bd. S. 394.), der jedoch immer Beachtung zu verdienen scheint. Es gibt, sagt Hr. J. H–n, in oder um viele Staͤdte Plaͤze, welche hoͤher gelegen sind, als das hoͤchste Hausdach der Stadt, und wenn die Natur keinen solchen schiklichen Ort zu einem Wasserbehaͤlter schuf, so kann die Kunst einen solchen Behaͤlter bauen. Von diesem Hauptbehaͤlter soll nun eine Hauptroͤhre uͤber alle Hausdaͤcher hinlaufen, was, da der Behaͤlter hoͤher liegt, als die Hausdaͤcher, sehr leicht ist: je staͤrker der Fall, desto besser. Auf jedem Hausdache ist eine Seitenroͤhre mit einem Hahne angebracht, und aus dieser Seitenroͤhre kann dann mittelst des Hahnes das Wasser durch Nebenroͤhren auf jeden Theil des Hausdaches und selbst in jedes Stokwerk gelassen, und nicht bloß uͤberall durch bloßes Oeffnen des Hahnes oder der Haͤhne das Feuer geloͤscht, sondern auch Wasser zu jedem beliebigen Zweke erhalten werden. Hr. H–n schlaͤgt einer Compagnie vor, diese Idee auszufuͤhren. (Wir finden gegen diese Idee, so bizarr sie zu seyn scheint, keine andere Einwendung, als die Kaͤlte unserer Winter, in deren Folge das Wasser in diesen luftigen Wasserleitungen, so wie im hochgelegenen Wasserbehaͤlter selbst, sehr bald einfrieren wird. Es scheint uns aber, daß dieser Nachtheil sich dadurch beseitigen ließe, daß man, wo der Behaͤlter erst erbaut werden muͤßte, denselben noͤthigen Falls in der Stadt selbst, und so tief unter der Erde anbringt, daß das Wasser nicht frieren kann, und dann durch ein Pumpwerk in die verlangte Hohe treibt. Es waͤre wohl auch nicht schlecht, wenn man in jedem Hause, das mit einem guten Brunnen versehen ist, ein Pumpwerk anbraͤchte, durch welches das Wasser bis in die Roͤhre, die uͤber den Dachgiebel hinlaͤuft, hinaufgetrieben und noͤthigen Falles in jeden Schornstein durch Nebenroͤhren hineingeleitet werden koͤnnte. Bei Aerarial-Gebaͤuden, Palaͤsten, Fabrikgebaͤuden waͤre diese Vorsicht gewiß nicht uͤberfluͤssig. Sie wuͤrde kraͤftiger schuͤzen, als Feuersprizen, und nicht viel kosten. Diese Roͤhren konnten dann auch zugleich als Blizableiter dienen.) Zunahme der Brauereien in und um London. Da nun die Aufhebung der Biertranksteuer in England in Wirkung tritt, so sind binnen 3 Wochen in einem Umfange von 10 engl. Meilen um London nicht weniger als 150 neue Bierbrauereien entstanden. Der Preis des Bieres fiel ungeheuer. (Herald. Galignani. 4856.) (Schade, daß kein wohlhabender Bayer in England ein Brauhaus errichtet: er koͤnnte in wenigen Jahren Millionaͤr werden, denn die Englaͤnder koͤnnen kein trinkbares Bier brauen.) Gegenwaͤrtige Bierpreise in England nach Aufhebung der Biertaxe. Vom 10. Octbr. an gilt bei allen großen Bierbrauern zu London das Barrel (104 Wiener Maß) Porter 33 Shill. (Shill. à 36 kr.)Dieß ist an jedem Fasse um 12 Shill. weniger, als bisher. Stout 48   – Double Stout 53   – Imperial Stout 63   – Ale  X.       – 48   –Dieß ist das erste Mal, daß die großen Brauer zu London Ale, d. i., Weizenbier brauen. Do   XX.    – 58   – Do   XXX. – 68   – Do Imperial 80   – (Globe. Galignani. N. 4860.) Schnelligkeit des Verkehres zwischen Liverpool und Manchester durch die gegenwaͤrtige Eisenbahn. Vor einigen Tagen sandte Hr. Woolwright zu Liverpool Worsted-Garn nach Manchester mit dem Auftrage, dasselbe so schnell als moͤglich zu faͤrben. Es wurde um Mittag auf der Eisenbahn von Liverpool abgeschikt, und kam um 6 Uhr Abends gefaͤrbt auf derselben Bahn wieder zuruͤk. (Liverpool Times. Galignan. Mess. N. 4867.) Verbrennen der Dreschmaschinen in England. Seit einigen Wochen ist die aͤrmere Classe in Kent vorzuͤglich mit Verbrennen der Dreschmaschinen beschaͤftigt, gegen welche sich doch am allerwenigsten sagen laͤßt, indem der Ertrag an ausgedroschenem Getreide mittelst der Dreschmaschine um 2 1/2 p. C. mehr betraͤgt. Die Spinnmaschine liefert nicht mehr Garn aus einem Pfunde Baumwolle, als die Hand; sie spinnt aber schneller: die Dreschmaschine gibt aber mehr Ertrag, als die Hand und arbeitet noch zehn Mal schneller. Da sie 2 1/2 p. C. mehr Korn gibt, so ist es gerade so viel, als ob man 51 1/2 Morgen Landes besaͤße, wo man in der That nur 50 hat. (Spectator. Galignani. 4869.) Militaͤr-Loͤhnung in England im Jahre 1792 bis 1829 CapitaͤnLieutenantCornetGemeiner 265 Pfd.154 –136 –  12 – 266 Pfd.164 –146 –  22 – 16 Shill. Cavallerie. Man verdoppelte also in England den Gemeinen, nicht den Officiren die Loͤhnung. im Jahre 1792 bis 1829. OberstOberstlieutenantMajorHauptmannLieutenantFaͤhnrichGemeiner 411 Pfd.291 –257 –171 –  80 –  63 –    9 – 2 Shill. 6 P. 440 Pfd.310 –292 –211 –118 –  96 –  18 – 5 Shill. Infanterie.Galign. 4841. Staatseinnahme von Großbritannien. im J. 1829.     1830.     Plus.     Minus. Zoͤlle 15,597,482 16,385,059 787,567 Accise 18,350,189 17,083,179 1,267,010 Staͤmpel   6,662,670   6,624,501      38,169 Post   1,404,000   1,337,000      67,000 Taxen   4,871,558   4,938,581   67,023 Miscellaneen      522,818      349,427    173,391 –––––––––– –––––––––– –––––––––– ––––––––––––– 47,408,717 46,717,737 854,590 1,545,570           Nach Abzug der    854,590 ––––––––––––– Reines Deficit    690,980 Pfd. Sterl. Man will aus der Zunahme der Zoͤlle auf ein Steigen des Handels schließen; allein es wurde Getreide aus Mangel ein- und Waare aus Noth aus gefuͤhrt. Um wie viel der Handel sank, sieht man am Deficit des Staͤmpel- und Post-Ertrages und der Miscellaneen deutlich, und das Elend im Volke ergibt sich aus dem Deficit in der Accise. (Galignani. N. 4782.) Ertrag der Kalenderstaͤmpel in England fuͤr das Jahr 1751         30,789 Pfd. 1 Sh. 3 P. –  Schottland    –            –        59 – 7 – 6 – –  Irland           –            –   1,063 – 7 – 1 – ––––––––––––––––––––– 31,910 – 15 – 10 – Indirecte Steuern in Frankreich in den ersten 9 Monaten der Jahre 1829–1830.     1829.     1830. Staͤmpel und Juristerei 128,121,000 Frank. 137,164,000 Frank. Mauth- und Schifffahrtsabgaben   78,352,000   –   80,824,000   – Salzverbrauchssteuer an den Kuͤsten   36,340,000   –   35,233,000   – im Inneren     4,760,000   –     4,800,000   – Geistige Getraͤnke   73,063,000   –   71,461,000   – Oeffentliche Versendung   19,328,000   –   19,280,000   – Tabak   49,104,000   –   49,823,000   – Post   21,334,000   –   23,236,000   – Bothen und Diligencen     1,711,000   –     1,751,000   – Lotto     9,663,000   –     8,261,000   –               Deficit 451,000 Franken. (Galignani. N. 4861.) Frachtlohn von Bombay und Calcutta nach England. Von Bombay nach England zahlt man gegenwaͤrtig, bei gestiegenem Frachtlohne, 4 Pfund 10 Shill. bis 5 Pfd. (48 fl. bis 60 fl.) fuͤr die Tonne, d. i. fuͤr 20 Ztr., von Calcutta 6 Pfd. (d.h. 72 fl.) Globe Galignani. N. 4848. (D.h. auf Deutsch: man faͤhrt mit seiner Waare auf englischen Schiffen wohlfeiler um die halbe Erde, als von Augsburg nach Frankfurt oder Leipzig. Und wir hoͤren prahlen von Foͤrderung des Handels und Erleichterung der Communication!) Tambour-Stikerlohn zu Glasgow. Zu Glasgow erhält eine Stikerinn fuͤr 1198 Figuren, zu deren Verfertigung am Tambour sitz 13 bis 14 Stunden braucht, 3 Pence (9 kr.) Globe. Galignani. 4850. (Und doch konnte der mystische Hahn Ach und Wehe uͤber Herrn Heilman kraͤhen, der eine Stikmaschine erfand, um die Menschheit von solchem Jammer zu erloͤsen!) Verfall der Landwirthschaft in England. In der Pfarre Wotton Underwood, Buckinghamshire, sind jezt alle Haͤuser und Gruͤnde (2300 Acres) aufgekuͤndet: die Paͤchter verlassen alle ihre Wirthschaft (ihr Pachtgut) und ziehen fort. (Brighton Herald. Galig. N. 4875.) Theuerung des Thranes in England. Nach dem Scotsman (Galignani. N. 4872.) ist, wegen des in diesem Jahre gaͤnzlich mißlungenen Wallfischfanges, der Preis des Thranes so sehr gestiegen, daß nun der Weber sich nicht mehr den Preis des Thranes bei seinem Arbeitslohne verdienen kann. Englisches Mittel zur Foͤrderung der inlaͤndischen Industrie. An den Mauern von Dublin las man kuͤrzlich uͤberall folgenden Anschlag. „Frauen und Maͤdchen Irlands! Wollt Ihr Eurem Vaterlande ein Opfer bringen und Wohlthaͤterinnen desselben werden? Kauft keine auslaͤndischen Seidenwaaren, und schenkt Eure Gunst den Arbeitern am vaterlaͤndischen Seidenstuhle. Moͤchte jede Irlaͤnderinn naͤchsten Winter nur irlaͤndischen Poplin tragen! Dieser Zeug ist derjenige, der Euch am besten steht; Ihr duͤrft ihn nur in die Mode bringen. Versucht nur Euere Kraͤfte, Ihr werdet die Mode zwingen koͤnnen dem Elende zu Huͤlfe zu eilen; seyd elegant; liebet den Puz; liebet aber auch Euer Vaterland. Schenkt Euch das herzerhebende Gefuͤhl, daß derselbe Stoff, der die schoͤne Irlaͤnderinn schmuͤkt und puzt, Hunderte unserer hungernden Landsleute naͤhren, und ihnen Gesundheit und Leben schenken koͤnnen. Unsere gute Vicekoͤniginn wird Euch als Beispiel vorangehen.“ (Atlas Galignani. N. 4873.) Foͤrderung der Wissenschaften in England. Das Quarterly Review enthaͤlt eine lange Liste beruͤhmter und verdienter Maͤnner, welche die englische Regierung auf eine schaͤndliche Weise vernachlaͤssigt hat. Seit Karl I. wurde kein Genie in England mehr belohnt und alle wissenschaftlich beruͤhmten Maͤnner gingen unbelohnt zu Grabe. Davy wurde, der Einzige, in Adelstand erhoben. Nach seinem Tode kam ihm auch noch die Kirche zu Huͤlfe. Eine steinerne Tafel, 3 Fuß 6 Zoll lang, 2 Fuß 6 Zoll breit, und etwas uͤber 3 Zoll dik, die zwei Maͤnner uͤberall hin tragen koͤnnen, wurde so eben in der Westminster-Abtei errichtet. Das Capitel dieser Abtei wußte den Werth, welchen dasselbe auf Davy's Verdienste und auf dessen Andenken legt, nicht besser zu beweisen, als daß es 120 Pfd. Sterl. (1440 fl.) als Taxe fuͤr die Erlaubnis) forderte, daß dieser Stein in der Westminster-Kirche liegen duͤrfe. Nicht genug. Das Capitel forderte uͤberdieß noch halbe Leichen-Stollgebuͤhr zu 22 Pfd. Sterl. (264 fl.). Die Calviner zu Genf haben Hrn. Davy taxfrei begraben, das Capitel zu Westminster erweist ihm die Ehre seine Witwe fuͤr einen Leichenstein 142 Pfd. Sterl. bezahlen zu lassen! (Globe Galignani. N. 4873.) Neueste Entdekung eines Fehlers von 3 Jahren in unserer christlichen Zeitrechnung. Nach dem Chronicle (Galignani. N. 4872.) hat die lezte Mondesfinsterniß erwiesen, daß in unserer christlichen Zeitrechnung ein Fehler von 3 Jahren stekt, und daß das gegenwaͤrtige Jahr 1830 eigentlich das 1833igste Jahr nach Christi Geburt ist. Der Geschichtschreiber Josephus erzaͤhlt, daß kurz vor dem Tode des Herodes, unter dessen Regierung der Heiland geboren wurde, eine Mondesfinsterniß in der Nacht vom 12. auf den 13. Maͤrz Statt hatte, und es ist astronomisch erwiesen, daß diese Mondesfinsterniß im 4ten Jahre vor Christi Geburt sich zeigte. Unsere Chronologen haͤtten demnach um drei volle Jahre gefehlt.“ Wir wollen hoͤren, was unsere deutschen Himmels-Repraͤsentanten auf Erden, Beßl, Enke, Gauß, Littrow uͤber diesen Fehler sagen werden. Daß die Papste Gregor und Julius ungeachtet aller ihrer Kunstgriffe das Jahr Christi nicht gefunden haben, haben wir leider bisher schon immer gewußt. Von Bombay uͤber Suez und Alexandria nach England berechnet der Bombay-Courier die Reisekosten nach England gegenwaͤrtig fuͤr den Kopf auf 100 Pfd. (1200 fl.); folglich weniger beinahe um die Haͤlfte, als um das Vorgebirge der guten Hoffnung. (Post. Galignani. N. 4774.) Winsor's Tod. Die London Litterary Gazette, May 1830, S. 195. liefert eine unvollstaͤndige Biographie von Friedr. Alb. Winsor, der am 25. May 1830 zu London in einem Alter von 68 Jahren starb. Er war der Stifter der Londoner Gas-Beleuchtungs-Compagnie. Seine ersten Versuche machte er im J. 1803, und erst im J. 1810 gelang es ihm, eine Beleuchtung eines Theiles von Pall-Mall herzustellen. Im J. 1812 erhielt er das Privilegium der Gesellschaft, die er gruͤndete, die den ungeheuren Gewinn unter sich theilte, und ihn mit seiner Familie zu Grunde gehen ließ. In Frankreich ging es ihm mit der daselbst im J. 1815 gegruͤndeten Gesellschaft um nichts besser. Er hinterließ seiner Familie, wie viele Erfinder, nur das Andenken seiner Talente und der Schlechtigkeit seiner Zeitgenossen. (War dieser Hr. Winsor nicht der Deutsche Hr. Winzler, Erfinder der Thermolampe?) Literatur. Anzeige uͤber die Statistique générale du Département du Haut-Rhin publiée par la Société industrielle de Mulhausen. (Allgemeine Statistik des Departements des Ober-Rheins, herausgegeben von der Société industrielle zu Muͤlhausen.) Der große Nuzen einer Statistik ist heute zu Tage zu allgemein anerkannt, als daß es noͤthig waͤre sich daruͤber ausfuͤhrlich zu verbreiten. Die Lage eines Landes in einer gegebenen Epoche, seine physische Constitution, seine Bevoͤlkerung, der Grad seiner Zivilisation, sein Verhaͤltniß zur Regierung und den uͤbrigen Theilen des Koͤnigreichs, der Zustand, die Huͤlfsmittel und die Producte seiner Landwirthschaft und Industrie geben, wenn sie bekannt gemacht werden, unterrichteten Personen eine große Menge wichtiger Thatsachen und nuͤzlicher Documente fuͤr ihre Betrachtungen an die Hand, aus welchen der Gelehrte, der Staatsmann und der Kaufmann bei ihren Untersuchungen und Speculationen Nuzen ziehen koͤnnen. Soll aber eine Statistik solche Dienste leisten, so muß sie das vollkommenste Zutrauen verdienen, und daher nur sichere Data geben oder wenigstens so genaue, als man sie von einer Arbeit dieser Art verlangen kann; dieß entging der Société industrielle zu Muͤlhausen nicht, welche die moͤglichst groͤßte Summe von Aufklaͤrung uͤber diesen Gegenstand zu vereinigen suchen mußte. Abgesehen von den Bearbeitungen, welche ihr ihre Mitglieder lieferten, berathschlagte sie noch eine große Anzahl unterrichteter Personen des Departements, welche so gefaͤllig waten zu diesem nuͤzlichen Unternehmen beizutragen: sie hat außerdem auf ihre Kosten, durch Agenten welche alle Gemeinden bereisten, und deren Arbeiten durch ein aus den Mitgliedern der Gesellschaft selbst gewaͤhltes Comité sorgfaͤltig revidirt wurden, Tabellen uͤber alle Industriezweige des Departements und die Menge ihrer Producte verfertigen lassen. Dieß war zwar ein sehr kostspieliges und langwieriges Verfahren, aber das einzig sichere, und die Gesellschaft zoͤgerte nicht es anzunehmen. Der Conseil général des Departements bewilligte eine Summe von 1000 Franken als Beitrag zu diesen Kosten. Damit man jedoch einen deutlichen Begriff von der Art und Weise erhaͤlt, wie diese allgemeine Statistik des Ober-Rheins bearbeitet wurde, folgt hier die summarische Angabe ihres Inhalts: Physische Beschreibung – Meteorologie – Politische, administrative und religioͤse Eintheilung – Bevoͤlkerung – Cadaster – Contributionen und Auflagen – Geognostische Beschreibung (mit der geognostischen Karte des Departements) – Communicationen zu Wasser und zu Lande – Oeffentlicher Unterricht – Zoologie des Departements .... Verzeichniß der Thiere, welche darin leben – – Botanik .... Statistik der Flora des Elsaßes und des Theils der Vogesen, welcher zu dieser Provinz gehoͤrt – Mineralogie .... Mineralwasser – Industriezweige, welche sich auf das Thierreich beziehen .... Wolle, Tuch, Seidenzeuge, Leder, u.s.w. – Industrie des Pflanzenreichs .... Akerbau, Wein, Branntwein, Oehl u.s.w. – Spinnen und Weben der Baumwolle, Fabrikation gefaͤrbter und gedrukter Baumwollenzeuge, Lein, Hanf, Papier, u.s.w. – Industrie des Mineralreichs .... Lithographie, Metallurgie, Glasfabrikation u.s.w. – Allgemeine Betrachtungen uͤber die Statistik des Departements des Ober-Rheins. – 32 Tabellen von zwei Seiten, jede in 4°. Bedingungen fuͤr die Subscription. Die Statistik des Departements des Ober-Rheins wird aus ungefaͤhr 70 Blaͤttern in groß 4° (560 Seiten) auf Velinpapier bestehen. Vom 1 Jan. 1831 angefangen, wird davon am ersten Tage jeden Monats eine Lieferung von 8 Blaͤttern (64 Seiten) erscheinen. Der Preis, fuͤr jede Lieferung ist 3 Franken, welche man erst beim Empfange bezahlt. Die geognostische Karte wird 3 Franken kosten und eine Lieferung ausmachen. Man unterschreibt in Strasburg, bei F. G. Levrault, imprimeur-libre., rue des Juiss, N. 33, in Wien, bei Spoerlin und Rahn, in Frankfurt a. M. in der H. L. Broennerschen Buchhandlung, in Basel in der J. G. Neukirchschen Buchhandlung, in Arau in der H. R. Sauerlaͤndischen Buchhandlung. –––––––––– Die Redaction des polytechnischen Journales macht die deutschen Fabrikanten, Kaufleute und Beamten auf die Erscheinung dieses interessanten Werkes aufmerksam, welches auch in keiner unserer oͤffentlichen Bibliotheken fehlen sollte. Die litterarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in Muͤnchen wird Bestellungen auf dasselbe annehmen.