Titel: Chemische Untersuchung des Kuhmistes von Hrn. Morin, Pharmaceuten zu Rouen.
Fundstelle: Band 39, Jahrgang 1831, Nr. XCVII., S. 395
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XCVII. Chemische Untersuchung des Kuhmistes von Hrn. Morin, Pharmaceuten zu Rouen. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhausen, N. 17. S. 164. Morin, chemische Untersuchung des Kuhmistes. Die wichtige Rolle, welche der Kuhmist bei der Indiennefabrikation spielt, verdient in hohem Grade die Aufmerksamkeit der Chemiker; die Société industrielle zu Muͤlhausen fand sich daher veranlaßt folgende Preisaufgabe aufzustellen: „Was fuͤr Bestandtheile dieser Substanz gehen mit der Alaunerde, dem Eisenoxyd und anderen Metalloxyden unaufloͤsliche Verbindungen ein, so daß sie deßwegen zum Puzen (zur Reinigung) der gebeizten Baumwollenzeuge gebraucht werden kann? Veraͤndern diese Bestandtheile ihre chemische Natur oder veraͤndert sich ihre relative Quantitaͤt, wenn der Kuhmist alt ist oder das Thier mit frischem Futter anstatt mit Heu genaͤhrt wurde?“ Um diese Frage zu beantworten, uͤbergeben wir der Société industrielle folgende Arbeit. Der Kuhmist wurde bereits von Thaer und Einhof untersucht, aber ihre Resultate werfen kein Licht auf obige Frage.Die Resultate derselben sind im Polyt. Journ. Bd. XXX. S. 49. angegeben, bei Gelegenheit der Bemerkungen des Hrn. Koechlin-Schouch, uͤber den Zwek des Kuhmistbades und des Walkens. A. d. R. Wir werden uns gluͤklich schaͤzen, wenn unsere Untersuchungen den Beifall der Gesellschaft erhalten. Analyse des Mistes einer Kuh, welche trokenes Futter, wie Heu und Klee, erhielt. Die Substanz welche wir untersuchten, war gruͤnlichgelb und besaß den eigenthuͤmlichen Geruch dieser Art von Excrementen. Sie roͤthete das Lakmuspapier nicht und machte das durch Saͤure geroͤthete Papier nicht wieder blau. Man weichte 500 Grammen davon in destillirtes Wasser ein und ließ sie mit der Fluͤssigkeit so lange in Beruͤhrung, bis leztere nicht mehr darauf zu wirken schien. Nach jedesmaligem Abgießen filtrirte man die Fluͤssigkeit, um sie durch Abdampfen zu concentriren. Durch diese Behandlung erhielten wir einen schwaͤrzlich-braunen Ruͤkstand, welcher einen eigenthuͤmlichen Geruch hatte, aͤhnlich dem durch Abdampfen concentrirten Urin; er hatte die Consistenz von dikem Honig. Man schuͤttelte ihn einige Zeit lang mit Aether, welcher sich dadurch nicht merklich faͤrbte; man filtrirte, uͤberließ die Fluͤssigkeit der freiwilligen Verdunstung, und erhielt dadurch 6 Decigrammen eines gruͤnlichen Ruͤkstandes; wir werden spaͤter auf diese Substanz zuruͤkkommen. Das mit Aether behandelte Extract wurde mit Alkohol von 40° Beaumé in Beruͤhrung gebracht, der eine schwache Faͤrbung davon annahm; man filtrirte ihn um abzudampfen; er hinterließ eine gelbliche Substanz, welche 3 Grammen wog. Dieselbe war in Wasser aufloͤslich, schmekte etwas scharf, ekelhaft und schwach suͤß; ihre waͤsserige Aufloͤsung faͤllte das schwefelsaure und essigsaure Eisen; Gallaͤpfeltinctur bildete darin Floken; Schwefelsaͤure, Salpetersaͤure und Salzsaͤure brachten in der Fluͤssigkeit Niederschlage hervor, auf welche das Wasser nicht merklich wirkte; mit concentrirter Schwefelsaure behandelt, entwikelte sie den Geruch von Essigsaͤure. In einer Retorte destillirt, gab sie nur Spuren von Ammoniak; sie besizt also nach dem Vorhergehenden mehrere von den Eigenschaften des Pikromels, welches fruͤher fuͤr einen naͤheren Bestandtheil des Thierreichs gehalten wurde, unterscheidet sich aber davon durch ihre Eigenschaft, die Gallaͤpfeltinctur zu faͤllen. Dessen ungeachtet sind wir geneigt diese Substanz fuͤr eine Art Pikromel oder vielmehr fuͤr die zukerige Substanz, welche man in diesem Product der Galle findet, zu halten; denn wenn man diese Substanz mit dem gruͤnen Stoff vereinigt, wovon wir unten sprechen werden, so erhaͤlt man ein bitter-suͤßes Product, welches wenigstens hinsichtlich des Geschmaks an das Pikromel erinnert. Uebrigens hat Hr. Chevreul in der Galle eine zukerige, etwas bittere Substanz gefunden, die einige Aehnlichkeit mit jener im Suͤßholz hat und die er fuͤr eine Art Pikromel haͤlt. Das waͤsserige Extract, wovon wir die zukerige Substanz mittelst Alkohol abgeschieden haben, wurde mit destillirtem Wasser behandelt, welches eine Substanz auszog, die man durch Abdampfen erhielt; sie war braun, wurde durch gaͤnzliches Austroknen glaͤnzend und wog 8 Grammen. Dieser Stoff hat keinen merklichen Geruch und ist fast geschmaklos; er loͤst sich in Alkohol nicht auf. Seine waͤsserige Aufloͤsung schlaͤgt das essigsaure Blei gelblichbraun und das schwefelsaure Eisen schmuziggrau nieder. Die Gallaͤpfeltinctur bringt darin braune Floken hervor; Alaun brachte einen Niederschlag hervor, welcher auf Zusaz einer gewissen Quantitaͤt Wasser nicht wieder verschwand; das schwefelsaure Kupfer faͤllte sie schmuziggruͤn; eine Aufloͤsung von Queksilbersublimat brachte darin keine Veraͤnderung hervor. Salzsaures Mangan erzeugt darin braune Floken. Die Saͤuren faͤllen ebenfalls braͤunliche Floken, waͤhrend die Alkalien darin keine Veraͤnderung hervorbringen. Diese verschiedenen Niederschlaͤge werden durch Wasser bloß zertheilt. Wenn man diesen Stoff erhizt, so gibt er keine bemerkenswerthe Menge von Ammoniak. Ohne Zweifel ertheilt diese Substanz dem Kuhmist die Eigenschaft die gebeizten Zeuge zu puzen, in Folge ihrer Einwirkung auf die meisten Metallsolutionen. Vielleicht waͤre es zwekmaͤßig die Substanz, deren Eigenschaften man nun kennt, durch Behandlung des Mistes mit Wasser und Filtriren abzuscheiden; die Fluͤssigkeit enthielte sie dann in fast reinem Zustande und koͤnnte mit Ersparung vielen Auswaschens, in den Fabriken zum Puzen gebraucht werden. Man muß diese Substanz nach ihren Eigenschaften fuͤr einen eigenthuͤmlichen Stoff halten und wir schlagen daher vor, sie Bubulin vom lateinischen Worte bubulum (Kuhmist) zu nennen. Das Wasser schied bei seiner Einwirkung auf das waͤsserige Extract eine braͤunliche flokige Substanz ab, welche getroknet hornartig wurde. Aezkali loͤste sie auf. Die alkalische Fluͤssigkeit gab mit Gallaͤpfeltinctur einen Niederschlag; Salzsaͤure brachte darin einen Niederschlag hervor, welcher bei uͤberschuͤssiger Saͤure verschwand. In einer Glasretorte erhizt, gab sie ein alkalisch reagirendes Product. Die Unaufloͤslichkeit dieser Substanz in Wasser und ihr hornartiges Aussehen lassen mit ihren uͤbrigen chemischen Eigenschaften zusammengenommen, keinen Zweifel, daß sie geronnener Eiweißstoff ist. Sie wog 2 Grammen. Ueber den mit Wasser ausgezogenen Kuhmist. Der mit Wasser ausgezogene Kuhmist wurde mit siedendem Alkohol behandelt, welchen man so oft erneuerte, bis er nichts mehr an ihn abzugeben schien. Die vereinigten filtrirten geistigen Fluͤssigkeiten wurden im Wasserbade abgedampft und hinterließen einen Ruͤkstand von dunkelgruͤner Farbe, welcher einen der verdikten Ochsengalle etwas aͤhnlichen Geruch hatte; man brachte ihn zur Trokniß und behandelte ihn so lange mit Aether, bis er diesen nicht mehr faͤrbte. Die aͤtherischen Fluͤssigkeiten wurden in einer Porcellanschale sich selbst uͤberlassen, welche sich bald mit einer gruͤnen fett anzufuͤhlenden Substanz uͤberzog. Die gruͤne Substanz wog 7 Grammen; schon oben hatten wir durch Behandlung des waͤsserigen Extracts mit Aether davon 6 Decigrammen erhalten. Der Aether hinterließ nach Aufloͤsung des gruͤnen fetten Stoffes eine braͤunliche Substanz, von welcher wir besonders handeln werden; sie wog 9 Grammen. Ueber die gruͤne fette Substanz. Die gruͤne Substanz hat einen Geruch, welcher an denjenigen der Ochsenstalle erinnert, die Consistenz von Schweineschmeer, einen zugleich aromatischen und faden demjenigen von frischer Butter aͤhnlichen Geschmak; nach dem Schmelzen roͤthet sie das Lakmuspapier. Da wir besorgten, daß leztere Eigenschaft nur von etwas Essigsaͤure herruͤhren moͤchte, welche entsteht, wenn man den Aether in Beruͤhrung mit der Luft laͤßt, so schmolzen wir die gruͤne Substanz einige Zeit lang in destillirtem Wasser, konnten ihr aber ihre sauren Eigenschaften dadurch nicht benehmen, woraus wir ersahen, daß sie kein naͤherer Bestandtheil, sondern im Gegentheil sehr zusammengesezter Natur ist. Um keinen Koͤrper anzuwenden, welcher eine oder mehrere fette Saͤuren haͤtte bilden koͤnnen, behandelten wir die Substanz mit kohlensaurer Bittererde; sie bildete mit der Bittererde unter Entbindung von Kohlensaͤure eine unaufloͤsliche Verbindung. Man filtrirte sie und zersezte sie mit Salzsaͤure, welche sich der Bittererde bemaͤchtigte und die saure gruͤne Substanz in Freiheit sezte, die sodann mit destillirtem Wasser behandelt und mit Aether gereinigt wurde. Wir behandelten sie sodann mit einer gewissen Quantitaͤt reinen Aezkalis, wodurch wir eine seifenartige Verbindung erhielten, welche in Wasser geruͤhrt und ruhig hingestellt wurde, wobei sich eine gruͤne Substanz, welche das Kali nicht aufloͤsen konnte, absonderte. Wir werden auf diese Substanz wieder zuruͤkkommen. Die in Wasser aufgeloͤste seifenartige Verbindung wurde mit Weinsteinsaͤure versezt, welche sich des Kalis bemaͤchtigte und die fette Substanz ausschied; man sammelte leztere auf einem Filter und suͤßte sie mit destillirtem Wasser aus. Das Waschwasser wurde mit der filtrirten Fluͤssigkeit vereinigt und in eine Retorte gebracht, an deren Hals man eine mit befeuchteter Leinewand umgebene Vorlage anbrachte, um das Product der Destillation aufzunehmen. Die destillirte Fluͤssigkeit hatte einen aus Essigsaͤure und ranziger Butter gemischten Geruch. Sie roͤthete das Lakmuspapier; man saͤttigte sie mit Barytwasser, wodurch ihr Geruch verschwand; man dampfte hierauf behutsam bis zur Trokniß ab, brachte den Ruͤkstand in eine Glasroͤhre, welche einen Centimeter im Durchmesser hatte und goß Phosphorsaure darauf, welche sich des Baryts bemaͤchtigte, worauf sich in der Ruhe eine schwache Schichte einer oͤhlartigen Fluͤssigkeit bildete, deren Geruch aus Essigsaͤure und ranziger Butter gemischt war. Um diesen Koͤrper zu erhalten, versuchten wir die Destillation, welche uns eine kleine Menge Saͤure lieferte, die das Papier nach Art der Fette flekte; wenn man das damit getraͤnkte Papier in der Luft schuͤttelte, konnte man leicht den Geruch nach Essigsaͤure und ranziger Butter bemerken. Mit Alkohol gemischt, gab sie sogleich den Geruch von Reinetteaͤpfeln. Wir haben in Ermangelung einer groͤßeren Menge dieser Substanz unsere Versuche hierauf beschraͤnkt, indessen glauben wir, daß diese Saͤure die groͤßte Aehnlichkeit mit der Buttersaͤure hat. Die von dem Kali durch Weinsteinsaͤure abgeschiedene und mit Alkohol gereinigte Substanz wurde mit Baryt in Beruͤhrung gebracht, welcher eine unaufloͤsliche Seife gab. Als diese Seife mit Salzsaͤure zersezt wurde, erschien die fette Substanz wieder; man behandelte sie neuerdings mit reinem Kali; die so erhaltene Seife wurde in Wasser aufgeloͤst und an einen kuͤhlen Ort gestellt, wo sie saures margarinsaures Kali absezte, welches mit Alkohol gereinigt und mit Salzsaͤure zersezt, reine Margarinsaͤure gab. Die seifenartige Fluͤssigkeit, welche kein saures margarinsaures Kali mehr erzeugte, enthielt oͤhlsaures Kali; sie wurde mit Weinsteinsaure zersezt, welche sich des Kalis bemaͤchtigte und die Oehlsaͤure in Freiheit sezte, die man in Alkohol aufnahm. Wie oben bemerkt wurde, ließ das Kali, welches anfaͤnglich auf die fette Materie wirkte, eine gruͤne Substanz von scharfem, sehr deutlich bitterem Geschmak unaufgeloͤst. Diese roͤthete Lakmus; auf gluͤhenden Kohlen brannte sie nach Art der Harze. Sie ist in Alkohol und Aether sehr aufloͤslich; Wasser loͤst davon eine geringe Menge auf. Diese Substanz ist es, welche mit der zukerigen gemengt, eine Verbindung gab, deren Geschmak demjenigen des Pikromels aͤhnlich war; ihre merkwuͤrdigste Verbindung ist aber diejenige, welche sie mit Baryt beim Schuͤtteln mit einer Aufloͤsung dieses Alkalis eingeht; sie bildete als man behutsam erhizte, um einen troknen Ruͤkstand zu erhalten, eine Masse, welche sich in geringer Menge in Alkohol aufloͤste. Aus dem Vorhergehenden ersehen wir also, daß die gruͤne Substanz aus Margarinsaͤure und Oehlsaͤure, ferner einem eigenthuͤmlichen gruͤnen Stoff von bitterem Geschmak, welcher einige Aehnlichkeit mit den Harzen hat, und endlich aus einer Saͤure besteht, die ihr ihren Geschmak und Geruch ertheilt und die vornehmsten Eigenschaften der Buttersaͤure besizt. Ueber die braͤunliche aus dem geistigen Extract abgeschiedene Substanz. Diese Substanz ist gelblich braun, hat einen etwas ekelhaften dem der Galle nicht unaͤhnlichen Geruch; ihr Geschmak ist kaum bitter; diese schwache Bitterkeit ruͤhrt nur von einer geringen Menge gruͤnen Stoffes her, wovon wir sie nicht ganz befreien konnten. In kaltem Wasser loͤst sie sich nicht auf; in siedendem in geringer Menge, eine Art Emulsion bildend; Alkohol loͤst sie auf und durch Wasser wird sie aus der geistigen Aufloͤsung nach Art der Harze gefaͤllt. Die fetten und fluͤchtigen Oehle wirken nur wenig auf sie. Beim Erhizen stoͤßt sie zuerst einen faden, ekelhaften Geruch aus, entzuͤndet sich dann, gibt viel Rauch und hinterlaͤßt eins voluminoͤse Kohle. Die Alkalien loͤsen sie auf; wenn man in die Fluͤssigkeit eine Saͤure gießt, so faͤllt die harzige Substanz in Floken nieder. Die Essigsaͤure loͤst sie beim Erwaͤrmen leicht auf; durch Zusaz von Wasser wird die Aufloͤsung milchig. Die geistige Aufloͤsung der harzigen Substanz verhaͤlt sich gegen Metallsolutionen folgendermaßen: essigsaures Blei bringt darin Floken hervor, welche sich auf der Oberflaͤche der Fluͤssigkeit sammeln. Queksilbersublimat erzeugt darin einen braͤunlichgelben, ebenfalls sehr leichten Niederschlag, waͤhrend die Floken, welche durch Alaun entstehen, sich am Boden des Gefaͤßes sammeln. Das schwefelsaure Eisen schlaͤgt sie braun nieder; das salzsaure Mangan und das schwefelsaure Zink geben mit der Aufloͤsung der braͤunlichen harzigen Substanz Niederschlaͤge, welche dieselbe Farbe haben. Salpetersaͤure und Salzsaͤure truͤben sie nicht, sondern beleben bloß ihre Farbe; Schwefelsaͤure bildet darin einen gruͤnlichen Niederschlag, welcher durch laͤngere Beruͤhrung mit der Saͤure braun wird. Obgleich diese Substanz sehr leicht auf die Metallsolutionen wirkt, so kann sie doch wegen ihrer Unaufloͤslichkeit in Wasser sicher keine Rolle beim Puzem der gebeizten Baumwollenzeuge spielen. Das Bubulin bleibt also der einzige Koͤrper, welcher diese Eigenschaft besizt. Der Kuhmist hatte nach diesen verschiedenen Behandlungen nur noch das Aussehen der Holzfaser. Er wog nach dem Troknen 120,4 Grammen. Ich calcinirte 100 Grammen Kuhmist, ohne sie vorher irgend einer Behandlung unterzogen zu haben, in einem Platintiegel. Sie hinterließen 2 Grammen Ruͤkstand, welchen man mit Wasser behandelte. Die filtrirte Aufloͤsung wurde abgedampft und der Ruͤkstand mit concentrirtem Alkohol behandelt, welcher einen Decigramm salzsaures Kali und salzsauren Kalk aufloͤste. Was der Alkohol nicht aufloͤsen konnte, bestand aus schwefelsaurem Kali, dessen Gewicht 5 Centigrammen betrug. So wurde also das Product der Einaͤscherung auf 1,85 Grammen reducirt. Man behandelte es sodann mit Salzsaͤure, die es fast vollstaͤndig unter Aufbrausen mit Hinterlassung von 4 Decigrammen Kieselerde aufloͤste. Die saure Aufloͤsung wurde mit dem Waschwasser vereinigt und mit Ammoniak gefaͤllt, welches einen Niederschlag hervorbrachte, der gegluͤht 5 Decigrammen wog; er bestand aus phosphorsaurem Kalk, kohlensaurem Kalk, Alaunerde und Eisenoxyd. Die mit Ammoniak gefaͤllte Fluͤssigkeit gab mit einfachkohlensaurem Kali 9 Decigrammen kohlensauren Kalk. 500 Grammen Koth einer mit troknem Futter genaͤhrten Kuh enthielten also: Faserstoff 120,4 Gram. Wasser 350      – Gruͤne fette Substanz und Harz     7,6   – Gelbliche Substanz, welche wir fuͤr dassuͤße Princip des Pikromels halten     3,0   – Bubulin     8,0   – Geronnenes Eiweiß     2,0   – Braune harzige Substanz     9,0   – –––––––––– 500. Analyse eines alten Kuhmistes. 500 Grammen alter Kuhmist, auf dieselbe Art analysirt, gaben dieselben Resultate, aber in folgenden Verhaͤltnissen: Faserstoff 165,0 Gram. Wasser 307,0    – Gruͤne fette Substanz     3,4    – Zukerstoff     4,0    – Bubulin     2,0    – Braͤunliche harzige Substanz   12,6    – –––––––––– 500,0. Gram. Nach diesen Resultaten hat es den Anschein, daß die braͤunliche harzige Substanz sich auf Kosten der gruͤnen fetten Substanz bildere, welche alsdann durch die Einwirkung der Luft auf den Kuhmist zum Theil verharzt wurde. Analyse des Kothes einer Kuh, welche mit frischem Futter genaͤhrt wurde. 500 Grammen dieses Excrementes gaben bei derselben Behandlung folgende Resultate. Faserstoff 114,0 Gram. Wasser 356,0    – Gruͤne fette Substanz     8,0    – Zukerstoff     3,1    – Bubulin     9,4    – Geronnenes Eiweiß     3,5    – Harzige Substanz     6,0    – –––––––––– 500,0 Gram. Aus diesen vergleichenden Analysen ergibt sich, daß der Koth einer Kuh, welche frisches Futter erhielt, zum Puzen der gebeizten Baumwollenzeuge vorzuziehen ist, weil er mehr Bubulin enthaͤlt. Der Bulletin liefert a. a. O. S. 161. den Bericht, welchen Hr. Penot im Namen des chemischen Comité's der Société industrielle zu Muͤlhausen uͤber vorstehende Abhandlung erstattete. „Nur Ein Chemiker, sagt Hr. Penot, hat der Gesellschaft uͤber ihre Preisaufgabe eine ihrer Aufmerksamkeit werthe Abhandlung eingeschikt. Wir haben alle vom Verfasser bei seiner Untersuchung des Kuhmistes angestellten Versuche wiederholt, wobei wir fast immer dieselben Resultate erhielten; wir glauben, daß die kleinen Unterschiede, welche wir bisweilen beobachteten, von der Verschiedenheit der Substanz herruͤhren. Wir wollen davon einige Beispiele anfuͤhren.“ „Nach dem Verfasser ist der Kuhmist in seinem natuͤrlichen Zustande vollkommen neutral; waͤhrend derjenige, dessen wir uns zu unseren Versuchen bedienten, das durch Saͤuren geroͤthete Lakmuspapier stark blaͤute. Die Substanz, welche man im Anfang der Analyse mit Alkohol auszieht, loͤst sich in der That, wie es der Verfasser angibt, in Alkohol auf; aber wir konnten die Niederschlaͤge, wovon er spricht, nicht erhalten und muͤssen uͤberhaupt bemerken, daß wir nicht immer die in der Abhandlung angefuͤhrten Niederschlaͤge hervorbringen konnten. Auch fanden wir nicht, daß die braͤunliche flokige Substanz, welche man aus dem waͤsserigen Extract abscheidet, in Kali aufloͤslich ist.“ „Ungeachtet dieser kleinen Abweichungen schien uns der erste Theil der Abhandlung des Verfassers dem Programm Genuͤge zu leisten; keineswegs aber der zweite. Der Verfasser schreibt dem Bubulin allein eine Wirkung beim Puzen der Zeuge zu, unterstuͤzt aber diese Behauptung durch keinen directen Versuch. Das Comité glaubte daß man, um in dieser Hinsicht Gewißheit zu erlangen, Zeuge in reinem Bubulin und in Kuhmist, welchem sein Bubulin entzogen wurde, puzen muͤßte. Im ersten Falle muͤßte die Operation eben so gut wie gewoͤhnlich gelingen und im lezteren duͤrfte man kein Resultat erhalten. Wir hoffen, daß der Verfasser durch neue Versuche die Frage noch vollstaͤndig loͤsen wird und schlagen daher vor, ihm eine Ehrenerwaͤhnung zuzuerkennen, und die Preisfrage nochmals auszusezen.“ Im Bulletin ist nur der Wohnort, nicht aber der Name des Verfassers dieses Aufsazes genannt; das Journal de Chimie médicale, September 1830, enthaͤlt aber denselben Aufsaz mit einigen Abkuͤrzungen und gibt Hrn. Morin als Verfasser an. A. d. R.