Titel: Ueber Bennet's Composition für Zapfenlöcher in Taschen-Uhren. Von Hrn. Th. Earnshaw.
Fundstelle: Band 40, Jahrgang 1831, Nr. LXVIII., S. 352
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LXVIII. Ueber Bennet's Composition fuͤr Zapfenloͤcher in Taschen-Uhren. Von Hrn. Th. Earnshaw. Aus dem Mechan. Magaz. N. 382. 4. Dec. S. 231. (Im Auszuge.) Benet's Composition fuͤr Zapfenloͤcher in Taschen-Uhren. Hr. Earnshaw nimmt seine Kunstgenossen gegen Hrn. Bennet auf eine sehr lebhafte und wortreiche Weise in Schuz, so daß wir seine Bemerkungen fuͤglich um die Haͤlfte kuͤrzer fassen koͤnnen. Er sagt, daß, wenn Hr. Bennet bemerkt haben will, daß die Juwelierung die Reibung oft nur vermehrt, statt sie zu vermindern, dieses von Ursachen herruͤhrt, welche bei seiner Composition leicht noch weit kraͤftiger mitwirken koͤnnen: naͤmlich von der Sorglosigkeit und Ungeschiklichkeit der Arbeiter. Hr. Bennet hat behauptet, daß man Gold unter Anderem auch deßwegen aufgegeben habe, weil es schwer ist, ein vollkommen rundes Loch in dasselbe zu bohren. Nun sagt Hr. Earnshaw aber, daß man in Bennet's Composition kaum leichter runde Loͤcher bohren kann, als heute zu Tage jeder geschikte Mechaniker in jedes gebraͤuchliche Metall Loͤcher bohren kann, selbst in Rubine und Sapphire, die dem Demante am naͤchsten kommen. „Ich muß Hrn. Bennet versichern,“ faͤhrt Hr. Earnshaw in heiligem Eifer fort, „daß ich es fuͤr meine Pflicht halte meine Lehrjungen zu lehren, wie man Loͤcher vollkommen kreisfoͤrmig (statt, wie er sagt, rund) bohrt, und, zugleich mit dem Zapfen, jedes Mal glatt und eben: wenn sie hierin fehlen, so ist es ihre Schuld. Jede Kunst hat ihre Pfuscher; und ich will es gern zugeben, daß auch die Uhrmacherkunst solche Genies darbieter; ich will aber Hrn. Bennet's Behauptung widerlegen, und ihm zeigen, daß wenigstens einige unter uns solche Metallcompositionen zu waͤhlen und noͤthigen Falles zu verfertigen wissen, wie man sie fuͤr die verschiedenen Theile einer Taschen-Uhr noͤthig hat, um hoͤchst genaue und ganz ausgezeichnete Maschinen hiernach zu verfertigen. Ich habe Playfair, George und die meisten der uͤbrigen Schriftsteller gelesen, auf welche Hr. Bennet sich bezieht, und die fuͤr ihn das nicht beweisen, was er meint. Der Seitendruk, von welchem sie sprechen, ist ganz etwas Anderes als jener Druk, welcher die uͤblen Wirkungen hervorbringt, von welchen er spricht. Ich will es glauben, daß seine Composition gut ist, und in jedem Falle so gut taugt, wie Messing; ich will aber auch das Publikum gegen den Glauben warnen, daß irgend ein anderes oder ein besseres Metall, als gutes Messing, hierzu nothwendig ist. Ich bitte, daß man meiner Erfahrung hieruͤber einige Aufmerksamkeit schenken wolle.“ „Als man vor fuͤnf und zwanzig Jahren kein gutes Messing bei uns haben konnte, machte ich mir einiges aus schwedischem Kupfer und Zink: es war von der vollendetesten Guͤte. Einiges von diesem Messinge war von dieser Zeit an bis vor 11 Monaten bestaͤndig im Gange, wo ich es durchsaͤgte, und nicht die mindeste Spur eines Fehlers, der von Saͤuren oder aus anderen Ursachen herruͤhrte, gefunden habe; weder das Messing noch der Stahl, der auf dasselbe wirkte, war so abgenuͤzt, daß eine Ausbesserung nothwendig gewesen waͤre. In kuͤrzeren Zeitraͤumen gab es natuͤrlich dieselben Resultate. Man hat Messing von verschiedenen Messinghaͤndlern gekauft, und Stok- und Taschen-Uhren daraus verfertigt, von welchen viele beinahe 30 Jahre lang gehen, ohne den mindesten Anschein irgend einer Abnuͤzung auf der Oberflaͤche, und ohne allen Fehler von einwirkender Saͤure. Mein Regulator, welcher seit 40 Jahren bestaͤndig im Gange war (die Zeit seines dreimaligen Puzens ausgenommen) besteht bloß aus Messing, Stahl und Rubin: ich zerlegte ihn vor vier oder fuͤnf Jahren, und fand nicht die mindeste Spur irgend einer Abnuͤzung dieser drei Materialien an ihren Oberflaͤchen gegen einander; die Juwelierung und die Zapfen befanden sich im vollkommensten Zustande. Wer kann also sagen, daß ein neues oder besseres Metall in der Uhrmacherkunst nothwendig ist? Daß mehr nothwendig ist, als sorgfaͤltige und wissenschaftliche Auswahl und Anwendung der bereits durch Erfahrung als brauchbar erwiesenen Materialien? Die Materialien, die man vor Bennet kannte, sind eben so gut, und noch wohlfeiler, als die Bennet'schen.“