Titel: Ueber einige Verbesserungen im Gießen und Bearbeiten der Spiegel für die reflectirenden Teleskope, von Hrn. R. Potter.
Fundstelle: Band 40, Jahrgang 1831, Nr. LXXX., S. 422
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LXXX. Ueber einige Verbesserungen im Gießen und Bearbeiten der Spiegel fuͤr die reflectirenden Teleskope, von Hrn. R. Potter. Aus dem Edinburgh Journal of Science. Jan. 1831. S. 15. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Potter, uͤber einige Verbesserungen im Gießen und Bearbeiten der Spiegel. Ich habe bei diesem Versuch uͤber das Schleifen und Poliren gewisser Metalle fuͤr Spiegel zu reflectirenden Teleskopen keine andere Absicht, als mein Scherflein zu demjenigen beizutragen, was bereits von Sir Isaac Newton, Smith, Mudge, Edward's, Herschel, Lord Oxmantoun und anderen Liebhabern der Optik uͤber diesen Gegenstand bekannt gemacht wurde, keineswegs aber den Optiker von Profession zu belehren. Da ich hier bloß diejenigen Verfahrungsarten mittheilen werde, welche meiner Meinung nach besser sind, als die bereits durch den Druk bekannt gemachten, so will ich zuerst fuͤr den Anfaͤnger die Werke anfuͤhren, wo er Belehrung uͤber diesen Gegenstand findet, und dann meine eigenen Beobachtungen nachfolgen lassen. Vor allen anderen muß er die Encyclopaͤdien nachschlagen und in den meisten darunter wird er die hierauf bezuͤglichen Mittheilungen unter den Artikeln: Teleskope, Spiegel, Schleifen, Poliren u.s.w. finden; uͤber die Spiegel findet er eine Abhandlung von Dr. Mudge in den Philosophical Transactions von 1787; vor allen aber sollte er Sir Isaac Newton's Anleitung in seiner Optik studiren. Dieser beruͤhmte Naturforscher theilt daselbst sein Verfahren mit, nach welchem er die ersten Spiegelteleskope verfertigte. Die Operation des Polirens beschreibt, er eben so belehrend als vollstaͤndig und doch kurz; sie ist fast ganz so, wie sie gegenwaͤrtig ausgeuͤbt wird. Da sehr viele Personen sich ihre Augenglaͤser werden selbst verfertigen wollen, so theile ich bei dieser Gelegenheit die Beschreibung einer Schleifmaschine mit, deren ich mich bei Verfertigung meiner Linsen von kurzem Focus fuͤr meine Brille bediente, indem ich bis jezt noch keine aͤhnliche kennen lernte. Ich fand sie auch sehr nuͤzlich zum Schleifen der kleinen ovalen Spiegel fuͤr die Newton'schen Teleskope und zum Schleifen und Poliren kleiner Spiegel fuͤr Baker's Reflectionsmikroskop, welches beilaͤufig gesagt, fuͤr dunkle Gegenstaͤnde ein sehr wirksames Instrument ist. Das Gestell der Maschine Fig. 21. besteht aus zolldiken Brettern; das Rad hat ungefaͤhr zwoͤlf Zoll im Durchmesser und die Rolle ist mit mehreren Einschnitten (Laͤufen) versehen, damit man die Geschwindigkeit beliebig abaͤndern kann. Da die Maschine hinreichend schwer ist, so kann man sie bequem auf dem Knie in sizender Stellung gebrauchen, indem man mit der einen Hand die Kurbel dreht und mit der anderen die zu schleifenden Linsen in der Schale handhabt. Die kleine Schale, in welcher man die Linse schleift, ist am Ende der Spindel der Rolle angeschraubt, wie man bei a sieht; die Linse wird an das Ende eines hoͤlzernen Griffes, wie man bei b sieht, mit Siegellak oder Gummilak fest angekittet. Sie muß bestaͤndig quer durch die Schale, ruͤkwaͤrts und vorwaͤrts, bewegt werden, wenn sie eine genaue sphaͤrische Gestalt erhalten soll, weil sonst die umdrehende Bewegung der Maschine sie bei convexen Linsen bald benehmen wuͤrde. Zum Poliren bediene ich mich einer Schale von groͤßerem Durchmesser als zum Schleifen, weil sie dann einen Pechuͤberzug haben muß; so polire ich Glaͤser von 1/10 Zoll Focus in der Schleifschale fuͤr diejenigen von 1/8 Zoll Focus und solche von 1/8 Zoll Focus in der Schale, worin ich diejenigen von 1/6 Zoll schleife und so fort; befolgt man diese Methode, so kann man sehr kleine Linsen genauer als mit der Hand allein und auch viel schneller verfertigen. Beim Schleifen der Spiegel ist es gut, wenn das Metall weich ist (und dieß kann haͤufig der Fall seyn, waͤhrend es uͤbrigens gut ist); solches kann man auf der Drehscheibe wegen ihrer schnellen Bewegung schleifen, waͤhrend das Reiben mit Schmergel durch die Hand stellenweise zu viel Metall wegnaͤhme. Mit einer Drehscheibe von obigen Dimensionen kann man eine Flaͤche von sechs oder sieben Quadratzoll schleifen, sie muß dann aber auf dem Schleifstein bearbeitet und mit der Hand polirt werden, weil die Kraft der Drehscheibe nur zum Poliren einer Flaͤche von 1–1 1/2 Quadratzoll Glas oder Metall zureicht. Obgleich die drehende Bewegung der Maschine der Gestalt einer convexen Linse (oder eines convexen Spiegels) nachtheilig seyn wuͤrde, so kann man sie doch benuzen, um einer concaven eine Kruͤmmung zu geben, welche sich einer Ellipse oder Parabel naͤhert, und ich befolge auch diese Methode bei Metallspiegeln fuͤr Mikroskope, die im Verhaͤltniß zu ihrer Brennweite einen großen Durchmesser haben. Ich habe in Allem nur vierzig bis funfzig kleine Spiegel, ovale und runde, fuͤr Mikroskope gegossen, die 3/4 bis 1 1/2 Unzen schwer waren; ich kann aber bezeugen, daß man auch bei dem vorzuͤglichsten Metall, naͤmlich einer Legirung von 14 1/2 Theilen Zinn auf 32 Theile Kupfer, große Sorgfalt und Aufmerksamkeit anwenden muß, wenn man einen vollkommenen, von Runzeln, Rissen und Makeln ganz freien Guß (von dem angegebenen Gewicht) erhalten will. In den lezten Monaten verfiel ich in dieser Hinsicht auf einen Gedanken, der mir wichtig scheint, ich befolgte naͤmlich ein Verfahren, welches gerade das umgekehrte von dem gewoͤhnlichen ist; allein ich habe bis jezt meine Versuche nur mit kleinen Metallspiegeln gemacht und muß es Anderen uͤberlassen zu bestimmen, in wie weit es auf große anwendbar ist. Ich stellte naͤmlich in den Sand der Formbuͤchse einen alten staͤhlernen Spiegel, um darauf einen ovalen zu gießen und bewirkte dadurch, daß der Guß sehr schnell erstarrte. Zwei andere Mikroskop-Spiegel, welche ich zu derselben Zeit in bloßen Sand goß, waren so zart und bruͤchig, daß sie das Schleifen nicht aushielten; bei einem anderen ovalen war zwar das Metall besser, hatte aber Blasen; um so angenehmer war ich uͤberrascht, gegen meine Erwartung zu finden, daß der erste, schnell abgekuͤhlte, im Metall der beste war, den ich je gegossen hatte; dasselbe war so hart und dicht, daß es sich vortrefflich schleifen ließ, nachdem ich die Ungleichheiten auf einem Sandstein beseitigt hatte und eine wunderschoͤne Politur erhielt. Ich habe seitdem drei andere auf dieselbe Art gegossen und bei allen war das Metall eben so hart und gut. Die Erfahrung muß uns lehren, welches Gewichtsverhaͤltniß zwischen dem abkuͤhlenden Metall und dem Spiegel das beste ist; wenn die Spiegel von etwas betraͤchtlicher Groͤße sind, so wird man, wie ich glaube, den Guß wie das Glas hizen muͤssen; so viel koͤnnen wir aber als ausgemacht annehmen, daß wenn auch das Hizen das Metall geeignet macht, die Bearbeitung besser auszuhalten, es doch keineswegs ihm die Eigenschaft ertheilt, sich gut schleifen und poliren zu lassen. Ich glaube, daß diese Abkuͤhlungsmethode mit dem Verfahren Lord Oxmantown's, sproͤdes Metall mit zaͤherem zu verbinden, bei Verfertigung großer Spiegel eine sehr nuͤzliche Anwendung wird finden koͤnnen. Anfaͤngern rathe ich sich ihre Metallspiegel von geschikten Glokengießern gießen zu lassen. Man muß ihnen aber sehr empfehlen, daß sie das Metall beim Schmelzen nicht uͤberhizen und es nach Edward's Vorschlag durch ein großes Loch gießen, damit der Guß nicht durch die Zusammenziehung beim Erkalten auf der Ruͤkseite Loͤcher bekommt, denn Spiegelmetall ist eine der Legirungen, welche sich am staͤrksten zusammenziehen. Indem ich mehrere Kuchen von ungefaͤhr 5 1/2 Zoll Durchmesser, welche in demselben Model gegossen worden waren, mit einander verglich, fand ich, daß die Zusammenziehung ungefaͤhr den 57sten Theil von der linearen Dimension des Models betraͤgt, daher man ihn in diesem Verhaͤltniß groͤßer machen sollte als den erforderlichen Kuchen; dasselbe Verhaͤltniß bleibt auch fuͤr den Radius der Curve bei convexen und concaven Spiegeln, denn man kann durch aͤhnliche Dreieke leicht geometrisch beweisen, daß ein Kreisbogen (vorausgesezt, daß sich das Metall in jeder Richtung gleichmaͤßig zusammenzieht) immer vollkommen ein Kreisbogen bleiben wird, aber fuͤr einen kuͤrzeren Radius, je nachdem sich das Metall mehr oder weniger zusammenzieht. Ich glaube, daß das Metall des Dr. Mudge, welches eine Legirung von 14 1/2 Theilen Zinn mit 32 Theilen Kupfer ist, am staͤrksten reflectirt. Nach Hrn. Dalton's Zahlen fuͤr die relativen Atomgewichte des Zinns und Kupfers scheint es fast genau zwei Atome Kupfer auf ein Atom Zinn zu enthalten.Nach den neueren genauen Analysen verhaͤlt sich das Mischungsgewicht des Zinns zu demjenigen des Kupfers = 73,53 : 79,14. Es waͤre daher interessant zu wissen, welches Resultat man erhaͤlt, wenn man die Legirung genau in dem Verhaͤltniß von 15,83 Kupfer auf 7,35 Zinn zusammensezt. A. d. R. Diese Legirung hat ein viel groͤßeres specifisches Gewicht, als man durch die Berechnung findet; aus diesem Grunde, mit Beruͤksichtigung ihrer Farbe und Haͤrte, sollte man glauben, daß sie eine binaͤre Verbindung in bestimmter Proportion ist. Ich habe von vier und dreißig Proben die Dichtigkeit bestimmt und gefunden, daß sie von 8,6 bis 8,98 variirt und auch bei verschiedenen Theilen von demselben Gusse sehr abweicht, daher man sich leicht vorstellen kann, daß die Behandlung dieses Metalles einige Geschiklichkeit erfordert. Durch etwas Arsenik wird die Legirung viel haͤrter, klingend und erhaͤlt auch auf dem Bruch ein anderes Aussehen. Ich habe nur zwei kleine Metallspiegel mit diesem Zusaz gegossen und polirt und da ich keinen Vortheil dabei fand, so wende ich ihn jezt nicht mehr an. Das Metall reflectirte nach meinen Messungen nicht mehr Licht, als wenn es aus Kupfer und Zinn in demselben Verhaͤltniß ohne Zusaz von Arsenik bereitet worden war. Es ist zu hart, als daß man es mit Eisenoxyd (auf unten angegebene Weise bereitet) poliren koͤnnte und zu hart, als daß man ihm mit Zinnasche (putty) die hoͤchste Politur ertheilen koͤnnte, auch sehr zum Erblinden geneigt. Beim Bearbeiten kleiner Linsen und Spiegel, deren Oberflaͤche flach oder nur wenig gekruͤmmt ist, ist die Gestalt des Griffes von großem Einflusse. Ich war bei Verfertigung einiger plan-convexen Linsen einige Zeit lang nicht im Stande, die flache Seite genau zu poliren, obgleich ich mehrere Vorrichtungen versuchte, von welchen ich mir einen guͤnstigen Erfolg versprechen konnte. Ich fand, daß bloß ein kegelfoͤrmiger Griff dem Zwek entspricht und fuͤr flache Oberflaͤchen bediente ich mich mit gutem Erfolg eines Kegels von Blei, dessen schiefe Seite ungefaͤhr gleiche Laͤnge mit dem Durchmesser der Basis hatte, wie in Fig. 22. Bekanntlich kann man nur dadurch eine vollkommen ebene Flaͤche hervorbringen, daß man drei Flaͤchen, abwechselnd zwei und zwei, mit einander schleift, bis sie alle gleich sind, wo sie dann nothwendig eben seyn muͤssen. Anerkannter Maßen ist es einer der schwierigsten Gegenstaͤnde der Kunst des Optikers, eine Linse oder einen Spiegel mit einer guten ebenen Flaͤche herzustellen; wenn Dilettanten das Newton'sche Teleskop zu astronomischen Beobachtungen verfertigen und finden, daß ihr Instrument schwierige astronomische Gegenstaͤnde nicht gut zeigt, so wird der Fehler in der Regel dieser seyn, daß der kleine ovale Spiegel nicht genau eben ist, daher man z.B. die Planeten laͤnglich anstatt rund sieht; wenn aber das Ocularglas und die Metallspiegel nicht in der gehoͤrigen Lage zu einander sind, oder wie man zu sagen pflegt, nicht justirt sind, so wird eine aͤhnliche Wirkung eintreten. Es ist also bei diesem Teleskop von der groͤßten Wichtigkeit, den planen Metallspiegel moͤglichst genau bearbeitet zu haben. Ich fand jedoch, daß wenn man auch die Flaͤche auf oben beschriebene Weise genau geschliffen und sodann auf einem sehr sorgfaͤltig zubereiteten Stein bearbeitet hat, sie sich dennoch beim daraus folgenden Poliren, besonders an den Raͤndern, etwas veraͤndern kann. Dieß veranlaßte mich folgende Anordnung zu treffen: Ich gieße fuͤr einen ovalen Metallspiegel von ungefaͤhr 1 Zoll Breite und 1 1/2 Zoll Laͤnge eine runde Scheibe von Spiegelmetall von ungefaͤhr 2 1/3 Zoll Durchmesser und 1/4 Zoll Dike mit einer Oeffnung in der Mitte, die etwas breiter als das Oval ist (man sehe Fig. 23). Nachdem ich den Metallspiegel in dieses Loch gebracht habe, erhizte ich beide und kitte sie mit Gummilak, welchen ich in die Zwischenraͤume laufen lasse, zusammen. Die koͤnnen nun wie ein einziges Stuͤk geschliffen und polirt werden, worauf man das Oval beseitigt, indem man seine Ruͤkseite uͤber einer Kerzenflamme erhizt, bis der Kitt erweicht. Wenn man auf diese Art auch vier Mal so viel Metall schleift und polirt, als man braucht, so ist man doch ziemlich sicher einen guten Metallspiegel zu erhalten, was die groͤßere Muͤhe bei diesem Verfahren hinreichend belohnt. Man muß sogleich poliren, nachdem die Scheibe und der Spiegel auf dem Stein zugeschliffen wurden, denn wenn man sie einige Zeit lang liegen laͤßt, so kann der Kitt außer Beruͤhrung mit dem Metall kommen, indem er sich nicht gleichmaͤßig mit demselben ausdehnt und zusammenzieht, so daß dann die beiden Flaͤchen nicht mehr in derselben Ebene liegen. Eine hohe Politur ist bei reflectirenden Koͤrpern von der hoͤchsten Wichtigkeit, denn wenn man auch nur durch die wirksamsten Mikroskope Rauhigkeiten auf der Oberflaͤche entdeken kann, so werden schon viele Lichtstrahlen von ihrer eigentlichen Bahn abgelenkt und bringen ein Bild hervor, welches, wenn es auch nicht merklich unrichtig ist, doch einen undeutlichen Umriß und keine Schaͤrfe hat. Um sich zu uͤberzeugen, daß man eine gute Politur hervorgebracht hat, bringt man den Spiegel in einer Entfernung von ungefaͤhr einem Zoll vor die Flamme einer Kerze, wo man sodann die Oberflaͤche nicht sehen darf, sondern dieselbe wie eine in eine geschlossene Buͤchse geschnittene Oeffnung erscheinen muß. Halten die Metallspiegel diese Probe nicht aus, so darf man sich nicht wundern, wenn die damit gefertigten Teleskope den achromatischen nachstehen. In London bedienen sich einige der geschiktesten, wenn nicht alle Optiker der Zinnasche (des rahmfarbigen Zinnoxyds) zum Poliren ihrer Spiegel und es scheint, daß dieselbe aus einem arsenikhaltigen Zinn bereitet wird. Nach Edward's Vorschrift soll man, um ein gutes Polirpulver zu erhalten, gruͤnen Eisenvitriol (Kupferwasser) calciniren: will man aber die lezten Antheile der Saͤure vollstaͤndig austreiben, so muß man ihn stark und anhaltend erhizen, wodurch das ruͤkstaͤndige Oxyd zu hart wird. Man kann sich aber dadurch helfen, daß man das Eisenoxyd mit einem Alkali niederschlaͤgt und dann calcinirt. Am besten loͤst man eine Quantitaͤt schwefelsaures Eisen in Wasser auf und laͤßt es einige Tage stehen, damit sich die Unreinigkeiten absezen, gießt sodann die klare Aufloͤsung in ein anderes Gefaͤß, und versezt sie mit aͤzendem Ammoniak (Salmiakgeist) bis kein Niederschlag, mehr entsteht; sezt man das Ammoniak in Ueberschuß zu, was man an dem ammoniakalischen Geruch der Fluͤssigkeit leicht erkennt, so kann man sicher seyn, daß der Niederschlag Eisenoxydhydrat und frei von kohlensaurem Eisen ist. Er muß nun auf einem Musselinfilter gesammelt und gut ausgewaschen werden; wenn kein Wasser mehr davon abtropft, bringt man ihn in einen Tiegel, welchen man bedekt, damit keine Asche hineinfallen kann und laͤßt ihn zehn Minuten lang bei einer niedrigen Rothgluͤhhize im Feuer, wo sodann das Pulver fertig ist. Fuͤr Metall, welches ein haͤrteres Pulver erfordert, muß man ihn laͤngere Zeit erhizen und man kann ihn auf diese Art von beliebiger Haͤrte bereiten. Wenn kohlensaures Eisen darin enthalten ist, so rizt es den Spiegel beim Poliren und das Ammoniak ist daher dem kohlensauren Kali oder Natron als Faͤllungsmittel vorzuziehen. Ich habe jedoch auch ein gutes Polirpulver durch Faͤllung des Eisenvitriols mit Perlasche bereitet, es mußte aber oͤfters erhizt und jedes Mal Wasser auf das rothgluͤhende kohlensaure Oxydul getropft werden, um es ganz in das rothe Oxyd zu verwandeln, auch wurde es fuͤr meine Metallspiegel beinahe zu hart. Da das Auspoliren der feinen Risse, welche der Schleifstein zuruͤklaͤßt, mit dem feinen Oxyd nur sehr langsam von Statten geht, so befolge ich seit einiger Zeit ein Verfahren, welches ich das doppelte Poliren nenne und wozu ich zwei Polirer aus einer Mischung von Pech und Colophonium bereite. Zuerst polire ich mit Zinnasche (die ich zwischen zwei Kupferplatten so fein reibe als ich sie brauche) auf einem der Polirer, und dann vollende ich die Politur auf dem zweiten bereit gehaltenen Polirer mit dem feinen Polirpulver (rothen Eisenoxyd, welches ich eben so wie die Zinnasche zerreibe). Um Glas zu poliren, kann man fuͤr den Polirer eine Mischung von 3/4 Colophonium auf 1/4 Pech nehmen; 3/4 Pech auf 1/4 Colophonium ist eine gute Mischung fuͤr Spiegelmetall. Das Pech und Colophonium enthalten oft viele Unreinigkeiten; um sie davon zu befreien, bindet man ein Stuͤk Musselin lose uͤber die Muͤndung eines irdenen Topfes, legt das Pech und Colophonium darauf und stellt den Topf in den Kuͤchenofen. Beim Schmelzen gehen sie durch den Musselin und sammeln sich als reine gelaͤuterte Mischung auf dem Boden. Beim Poliren des Glases ist es unnoͤthig Seife anzuwenden, beim Metall hingegen unerlaͤßlich. Seife macht, daß das Pulver sich feucht erhaͤlt und das Poliren sanft und ohne Stoͤße vor sich geht, welche leztere immer anzeigen, daß man die Arbeit verdirbt. Das Pulver darf jedoch weder zu feucht noch zu troken seyn. Mit fein zerriebener Zinnasche und einem Polirer, welcher hart genug fuͤr Glas ist, kann man Gußstahl, welcher ohne nochmals temperirt worden zu seyn, gehaͤrtet wurde, so gut wie Glas poliren, wenn man die Vorsicht gebraucht, bestaͤndig Seife und Wasser in geringer Menge anzuwenden, weil der Stahl sonst an den weicheren Theilen, wo ihm die Dehnbarkeit durch den Haͤrtungsproceß nicht ganz benommen wurde, leicht grau wird. Wenn man nicht nach absoluter Vollkommenheit strebt, so braucht man sich nicht von dem Schrekbild „einer genauen parabolischen Gestalt“ aͤngstigen zu lassen. Die interessantesten Gegenstaͤnde in der Astronomie und viele, welche man fuͤr schwierige haͤlt, kann man mit einer kreisfoͤrmigen Curve gut sehen, wenn der Durchmesser des Spiegels in keinem groͤßeren Verhaͤltniß zu seiner Brennweite steht als gewoͤhnlich bei dem Newton'schen Teleskop der Fall ist. Bei einem concaven Spiegel von 5 1/2 Zoll Durchmesser auf funfzig Zoll Brennweite betraͤgt die Differenz zwischen dem Sin. versus eines Kreisbogens und der Abscisse einer parabolischen Curve nur 0,0000071517 eines Zolles oder ungefaͤhr den 350sten Theil der Dike eines Haares, leztere zu 1/400 Zoll angenommen. Das Verhaͤltniß von 5 1/2 Zoll Durchmesser des Spiegels auf funfzig Zoll Brennweite ist viel groͤßer als es Newton vorschrieb und Herschel bei seinem siebenschuhigen Teleskop, mit welchem er seine meisten Entdekungen machte, anwandte. Nehmen wir dieses Verhaͤltniß, oder ungefaͤhr 6 1/2 Zoll Durchmesser des Spiegels auf 84 Zoll Brennweite an, so betraͤgt die Differenz zwischen dem Kreise und der Parabel am Rande, oder wo sie am groͤßten ist, nur 0,0000025146 eines Zolles oder ungefaͤhr 1/1000stel Theil der Dike eines Haares, oder nimmt man das Distinctionsverhaͤltniß umgekehrt wie die Flaͤche des kleinsten Kreises der Abweichung auf der Retina, die bei gleicher Vergroͤßerungskraft aus dieser Ursache entspringt, so hat das siebenschuhige Teleskop den Vorzug im Verhaͤltniß von ungefaͤhr 10 zu 1. Dr. Mudge gab ein Verfahren an, wodurch man eine kreisfoͤrmige Curve einer parabolischen oder elliptischen naͤhern kann, ich kann dasselbe jedoch nicht vollkommen billigen. Nach dem Poliren ließ er den Spiegel einige Stunden lang auf dem Pech mit etwas Wasser umgeben abkuͤhlen und behandelte ihn dann nochmals einige Minuten lang auf eine besondere Weise; er schreibt die parabolische Gestalt der Bearbeitungsart zu, waͤhrend es mir scheint, daß sie großen Theils von dem Umstande herruͤhrt, daß das Metall beim Poliren durch die Hand erhizt wurde, und sich beim Abkuͤhlen wieder zusammenzog; es umfaßte folglich, besonders bei den Raͤndern, den Polirer dicht und diese Theile mußten durch das neue Bearbeiten zuerst afficirt werden. Ich habe beim Poliren folgende Methode befolgt: nachdem ich das Pulver und den Spiegel auf der Schale so gut als moͤglich in denselben Kreisbogen gebracht habe, erwaͤrme ich das Pulver, ehe ich anfange zu poliren, auf ungefaͤhr 100° F. (30° R.) und lege es mit etwas Wasser einige Minuten lang auf den Polirer. Das Pulver dehnt sich beim Erhizen aus, erhaͤlt einen laͤngeren Radius und theilt dieselbe Gestalt dem Polirer mit, wodurch das Poliren des Spiegels an den Raͤndern schneller als in der Mitte vor sich geht. Dadurch, daß man das erhizte Pulver auf das Pech bringt, werden alle kleinen Erhabenheiten leicht beseitigt, welche, wenn sie zuruͤkblieben, den Spiegel rizen wuͤrden. Um lezteren nicht zu erhizen, ziehe ich beim Poliren krummer Spiegel ein Paar Handschuhe an, damit er seine Form bei dieser Operation nicht veraͤndern kann. Die Differenz zwischen den Kruͤmmungen des Metalles und Polirers, welche auf obige Art hervorgebracht wird, betraͤgt aber nicht so viel als erfordert wird, um eine parabolische Form zu erzeugen, selbst wenn man beim Bearbeiten nicht eine kreisfoͤrmige beizubehalten strebte. Und doch kann man mit einem auf diese Weise vollendeten Spiegel ohne weitere Operationen viele schwierige astronomische Gegenstaͤnde sehen. Ich glaube nicht, daß man beim Poliren der Spiegel, wenigstens solcher von maͤßiger Groͤße, durch Maschinen einen Vortheil erreicht. Wir koͤnnen in diesem Falle nicht nach der Verfertigungsart gewoͤhnlicher Linsen urtheilen, denn das wird jedenfalls, wenn es durch Poliren nicht besser wird, auch nicht schlechter; anders aber verhaͤlt es sich mit Metall; hier muͤssen wir uns oft bloß nach dem Gefuͤhl richten, welches uns sagt, daß wenn wir unsere Arbeit auf diese Art fortsezen, wir genoͤthigt seyn werden, den Spiegel neuerdings zu schleifen. Da ich glaube, daß man bloß mit dem reflectirenden Teleskop astronomische Beobachtungen, welche große Deutlichkeit und Scharfe erfordern, anstellen kann, so halte ich es fuͤr meine Schuldigkeit, obgleich der Gegenstand eigentlich nicht in diesen Aufsaz gehoͤrt, eine sehr unrichtige Ansicht zu beruͤhren, die man in allen wissenschaftlichen Werken uͤber die verhaͤltnißmaͤßige Erleuchtungskraft der reflectirenden und refractorischen Teleskope aufgestellt findet. Man glaubt naͤmlich allgemein, daß ein reflectirendes Teleskop mit zwei Spiegeln nur ungefaͤhr halb so viel Licht hat, als ein achromatisches mit zwei Objectivglaͤsern von demselben Durchmesser. Diese Meinung stuͤzt sich einzig und allein auf die Versuche von Sir William Herschel; obgleich er aber die reflectirende Kraft seiner Spiegel sehr genau fand, so hat er doch durch ein Versehen oder weil sein Photometer fehlerhaft war, die Menge der vom Glas hindurchgelassenen Lichtstrahlen sehr uͤberschaͤzt. Crownglas laͤßt nach meinen Versuchen von 100 einfallenden Strahlen 94,8 hindurch, was mit den fruͤheren Versuchen von Graf Rumford uͤbereinstimmt; die durchsichtigsten und besten Stuͤke von Fensterglas ließen nur 87 und 88 Strahlen von 100 hindurch und zwei Stuͤke wuͤrden daher nicht mehr als ungefaͤhr 77 Strahlen durchlassen, waͤhrend nach Herschel zwei Linsen 89,9 durchlassen. Da das Glas bei achromatischen Objectivglaͤsern sehr dik ist, so geht viel Licht im Glase auch außer der Reflection an der Oberflaͤche verloren, und besonders im Crownglase, wegen der faͤrbenden Theilchen, die es enthaͤlt. Einige meiner gelehrten Freunde verschafften mir Gelegenheit ein vortreffliches fast sechs Fuß langes achromatisches Teleskop von Dollond zu Versuchen uͤber diesen Gegenstand zu benuzen. Im Durchschnitt von acht Messungen fand ich fuͤr den Mittelpunkt der Linse das Verhaͤltniß der durchgehenden zu den einfallenden Lichtstrahlen wie 80,93 : 100, fuͤr den mittleren Radius ziemlich genau 80,63 : 100 und moͤglichst nahe am Rande der Linse genau 81,92 : 100. Diese Zahlen mußten nach der Concentrationskraft der Linse corrigirt werden; Versuche und Berechnung ergaben hiebei als Resultat, daß auf 100 einfallende Strahlen immer ungefaͤhr 66 durchgehen. Spiegel, welche man sorgfaͤltig aufbewahrt, behalten lange Zeit die Eigenschaft bei, fuͤnfundsechzig bis sechsundsechzig Strahlen von hundert einfallenden zu reflectiren. Fuͤr das Aufbewahren kleiner Spiegel befolge ich seit einiger Zeit ein Verfahren, welches auch fuͤr groͤßere von Nuzen seyn wird; ich verschließe sie naͤmlich in ein luftdichtes Gefaͤß, welches eine Quantitaͤt gebrannten Kalk enthaͤlt und man hat dann selten eine andere Reinigung mit ihnen vorzunehmen, als daß man den Staub mit einer Buͤrste von Kameelhaaren wegwischt. Eine weithalsige Glasflasche mit gut eingeriebenem Glasstoͤpsel ist der beste Behaͤlter fuͤr kleine Spiegel.