Titel: Ueber die Anwendung des getrokneten Blutes als Dünger. Von Christian Derosne.
Fundstelle: Band 41, Jahrgang 1831, Nr. LXXV., S. 298
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LXXV. Ueber die Anwendung des getrokneten Blutes als Duͤnger. Von Christian Derosne. Aus dem Agriculteur-Manufacturier, April 1831. S. 22. Derosne, uͤber die Anwendung des getrokneten Blutes als Duͤnger. Die Wichtigkeit und Guͤte der thierischen Substanzen als Duͤngungsmittel wurde schon zu allen Zeiten anerkannt; je mehr thierische Stoffe daher die verschiedenen Duͤngerarten enthalten, je mehr sie, um diesen Ausdruk zu gebrauchen, animalisirt sind, um so hoͤher werden dieselben von den Landwirthen geschaͤzt.Es ist in neuerer Zeit ein Lieblingsbestreben geworden, Alles zu animalisiren, ein Ausdruk der ganz unpassend ist, und der eigentlich bloß so viel sagen will, etwas mit Stikstoff mehr oder weniger zu versehen. Dem. Grundsaze des Hrn. Derosne, daß ein Duͤnger um so besser sey, je mehr er Stikstoff enthalte, koͤnnen wir durchaus nicht unbedingt beistimmen. Der reinste, natuͤrlichste und zwekmaͤßigste Duͤnger fuͤr Pflanzen wurde bisher ziemlich allgemein, und wie es scheint mit vollem Rechte, im vegetabilischen Duͤnger, im Humus, gesucht. Nur wo dieser fehlt, oder wo es an Mitteln gebricht, denselben in hinlaͤnglicher Menge zu erzeugen, soll man seine Zuflucht zum thierischen Duͤnger nehmen. Uebrigens handelt es sich hier hauptsaͤchlich darum, ob der Landwirth mehr auf Quantitaͤt als Qualitaͤt seines Productes sieht; ist Ersteres der Fall, so wird er fleißiger thierischen Duͤnger anwenden muͤssen, ist hingegen Letzteres der Fall, so wird er ihn so viel als moͤglich zu vermeiden haben. Um dieß zu beweisen, wollen wir bloß erwaͤhnen, daß Tabak, auf Boden gebaut, der frisch mit thierischem Duͤnger gebaut wurde, so unangenehm riecht, daß er zu Rauchtabak mehr oder weniger unbrauchbar ist; daß Wein von frisch geduͤngten Weingaͤrten jedes Mal weniger feinen Geschmak besizt, als Wein, der auf ungeduͤngtem Boden gebaut wurde; eben dieß gilt vom Obste, von den Erdaͤpfeln und so herab bis zum Heu. Abgesehen davon ist es aber auch physiologisch unrichtig, daß die Pflanze um so besser gedeihe, je mehr man sie in den Stand sezt, Stikstoff aufnehmen zu koͤnnen. A. d. Ue. Die rein oder beinahe rein thierischen Stoffe bringen daher auch auf dem Boden, auf welchem sie angewendet werden, Resultate hervor, welche in dem Maße außerordentlich sind, in welchem die Anwendung derselben richtig und verstaͤndig geleitet wurde. Jedermann kennt die beinahe wunderbaren Wirkungen, die das Verscharren todter Thiere am Fuße von Baͤumen erzeugt. Jedermann weiß auch, daß das Blut fuͤr sich allein ein vortreffliches Duͤngmittel ist; dessen ungeachtet haben jedoch die Schwierigkeiten, mit welchen die Anwendung desselben in frischem Zustande verbunden ist, die Schwierigkeiten, welche seiner Aufbewahrung und gehoͤrigen Vertheilung auf dem Boden im Wege stehen, so wie der Ekel, der allgemein gegen diese Substanz herrscht, bisher noch immer die Anwendung desselben, von welcher sich so viel erwarten ließ, verhindert. Da mir die Schlachthaͤuser zu Paris im Ausstreiche zuerkannt wurden, so glaubte ich auch aus jenem Theile Blut, der groͤßten Theiles verloren ging, Nuzen ziehen, und denselben zu einem neuen Zweke verwenden zu koͤnnen; ich ließ daher alles dieses Blut troknen, und mehr oder weniger fein puͤlvern, um es dann als Duͤnger zu benuzen. Dieß sezte mich in den Stand, daß ich nun allen Landwirthen das getroknete gepulverte Blut als den kraͤftigsten bisher bekannten Duͤnger, und als ein Dungmittel empfehlen kann, welches in dem kleinsten Volumen die groͤßte Menge fruchtbar machender Bestandtheile enthaͤlt. Wenn es, wie oben gesagt wurde, in der Landwirthschaft anerkannt ist, daß der Duͤnger um so kraͤftiger wirke, je mehr er animalisirt ist, was laͤßt sich nicht von einem Duͤnger erwarten, der eigentlich ein Extract des reinen thierischen Stoffes ist? Ein Kilogramm getrokneten Blutes stellt vier Kilogramme fluͤssiges Blut vor, und nach bestimmten und sicheren Versuchen beinahe vier Kilogramme Fleisch irgend eines Thieres, denn 100 Kilogr. frisches Blut enthalten 25 Kilogr. getroknetes Blut und 75 Kilogr. Wasser, und 100 Kilogr. frisches Fleisch ohne Knochen enthalten 28 Kilogr. Fleisch und 72 Kilogr. Wasser; ein Resultat, welchem a priori wenige Leute Glauben beizumessen geneigt sind, indem sie von der Fluͤssigkeit des Blutes irre gefuͤhrt werden. Ein Kilogramm getrokneten Blutes ist als Duͤnger beilaͤufig einem todten Thiere gleich zu sezen, das fuͤnf Kilogramme wiegt; denn dieses Thier besteht aus Fleisch, Knochen und Eingeweiden, und mit Ausnahme des Fleisches sind alle uͤbrigen Bestandtheile weit weniger animalisirt als das Blut, so daß sie aus diesem Grunde als Duͤnger gar nicht mit demselben in Vergleich gebracht werden koͤnnen. Das Muskelfleisch ist die einzige Substanz, welche, getroknet und bei gleichem Gewichte, in Hinsicht auf seine Bestandtheile, mit dem getrokneten Blute in eine Parallele gestellt werden kann. Das getroknete Muskelfleisch kommt bis jezt nicht als Duͤngmittel im Handel vor. Die tobten Thiere koͤnnen naͤmlich nur in dem Zustande, in welchem sich dieselben vorfinden, d.h. mit einem Gehalte von wenigstens 72 Procent Wasser, in Duͤnger verwandelt werden; allein in diesem Zustande hat das Zerkleinern derselben seine Schwierigkeiten; auch macht der Ekel gegen diese Art von Arbeit ein großes Hinderniß, so daß man daher die Thiere lieber ganz verscharrt, obwohl auf diese Weise eine ungeheure Menge fruchtbar machender Bestandtheile, welche sich in der Luft verbreiten, verloren gehen. Das getroknete gepuͤlverte Blut ist roͤthlich schwarz und durchaus nicht ekelhaft aussehend; es besizt einen schwachen Geruch, und laͤßt sich aͤußerst fein vertheilen. Wegen dieser Feinkeit kann man es außerordentlich leicht mit der loker gemachten Erde vermischen, und daher diese Mischung in jenen richtigen Verhaͤltnissen bewirken, welche man eben fuͤr zwekmaͤßig haͤlt. Wegen der Trokenheit und wegen ihres geringen Volumens laͤßt sich ferner diese Substanz mit großer Kostenersparung weit verfuͤhren. Nach sehr wahrscheinlichen Daten kann man annehmen, daß Ein Theil getrokneten Blutes 72 Theile guten Pferdeduͤnger ersezen, so daß mithin ein Wagen, mit getroknetem Blute beladen, 72 Fuhren Pferdeduͤnger ersezen wuͤrde. Diesen unendlichen Vortheil wird gewiß Jedermann zu ersezen wissen, der sich mit dem Akerbaue beschaͤftigt, dessen Gruͤnde weiter von seinem Wohnorte entlegen sind, und der in einem Lande lebt, in welchem die Vicinalwege so schlecht sind, wie die in Frankreich. Jene Leute, welche, ohne eigentliche Landwirthe zu seyn, sich mit dem Baue gewisser Pflanzen beschaͤftigen, die keinen Wechsel in der Bewirthschaftung zulassen, und welche daher die kraͤftigsten Duͤngungsmittel anwenden muͤssen, werden noch mehr die Vortheile fuͤhlen, die ihnen ein so kostbarer Duͤnger gewahrt. Diese Pflanzungen koͤnnen nun buchstaͤblich ohne Viehstand unternommen werden, oder wenigstens ohne einen Viehstand, welcher bloß des Duͤngers wegen unterhalten werden muͤßte; in dieser Hinsicht erkannten die Pflanzer auf unseren Colonien, deren Gruͤnde fast lediglich zu dem, den Boden so sehr erschoͤpfenden, Baue des Zukerrohres bestimmt sind, und die im Allgemeinen bei Weitem nicht jenen Viehstand erhalten koͤnnen, der noͤthig waͤre, um der Verschlechterung des Bodens durch gehoͤrige Duͤngung zu steuern, sehr schnell die hohe Wichtigkeit dieses Duͤngers. Jaͤhrlich werden sehr bedeutende Quantitaͤten getrokneten Blutes in diese Colonien, und namentlich nach Guadeloupe versendet, wo jedes Jahr uͤber 400,000 Kilogramme dieses Duͤngers mit dem besten Erfolge verwendet werden. Die Sclaven in jenen Laͤndern sind ebenso zufrieden mit diesem Duͤnger, wie ihre Herren, indem sie natuͤrlich die Anwendung eines trokenen und geruchlosen Pulvers dem beschwerlichen Transporte eines schweren und stinkenden Mistes vorziehen, den sie mit den Armen herbeischleppen, und mit den Haͤnden ausbreiten muͤssen. Die Knochen wurden sehr als Duͤnger gepriesen; wie sehr dieselben jedoch in Hinsicht auf relativen Reichthum dem Blute nachstehen, laͤßt sich leicht beweisen. 100 Theile Knochen enthalten 30 Theile thierischen Stoffes oder Gallerte, und 70 Theile erdige Substanzen, welchen man keine duͤngenden Eigenschaften bemessen kann.Auch diese Behauptung ist zu weit getrieben, und durch die Erfahrung widerlegt, denn wie koͤnnten sonst Mergel, Gyps, Sand und dergl. in gewissen Arten von Boden so treffliche Wirkungen hervorbringen? Zudem sind die erdigen Bestandtheile der Knochen ja auch salziger Natur, und daß viele Salze duͤngen, weiß Jedermann. A. d. Ue. Die 30 Theile Gallerte stehen einer gleichen Menge getrokneten Blutes sehr weit nach, weil die Gallerte viel weniger Stikstoff enthaͤlt als das Blut, und daher weniger animalisirt ist als dieses. Von der Anwendung des getrokneten Blutes. Seit mehreren Jahren schon ersuche ich Leute, welche das getroknete Blut als Duͤnger anwendeten, mir positive Aufschluͤsse hieruͤber im Vergleiche mit der Anwendung anderer Duͤngerarten zu geben; allein ich konnte nichts von ihnen erhalten. Ueberall kuͤndigte man außerordentliche Resultate an, uͤberall bekennt man, daß das Blut die reichsten bisher benuzten Duͤngerarten, wie den Staubmist, das Knochenmehl, die Oehlkuchen etc., weit uͤbertreffe, und doch gibt man nirgends vergleichsweise Daten. Ich sehe die Schwierigkeiten einer solchen Arbeit wohl ein, und wundere mich daher nicht, daß es so wenige Personen gibt, die den Muth haben, sich derselben zu unterziehen. Aus allen Berichten, welche ich hieruͤber sammelte, geht jedoch dessen ungeachtet hervor, daß die Praxis die Theorie vollkommen bestaͤtigte, d.h., daß das getroknete Blut als der beste bis jezt bekannte Duͤnger zu betrachten ist. Die wesentlichen Bedingungen zur Anwendung des getrokneten Blutes sind, daß dasselbe sich im Zustande der feinsten Vertheilung befinde, und daß es so innig als moͤglich mit der feuchten Erde vermengt werde, damit seine Zersezung schnell vor sich gehen koͤnne. Man muß es daher vorzuͤglich im Fruͤhjahre und im Laufe des ganzen Sommers anwenden, wenn man einen nahen Regen voraussieht, denn sonst bleibt es mit der troknen Erde gemischt, ohne irgend eine Wirkung hervorzubringen. Dieser Duͤnger eignet sich ferner besonders fuͤr jene Faͤlle, in welchen man ein unmittelbares Resultat an der Pflanzung, bei welcher man ihn benuzt, hervorbringen will. Sind alle Bedingungen zur schnellen Zersezung desselben vereint vorhanden, so kann man um so sicherer seyn, daß diese Zersezung direct der Pflanze zu Gut kommen wird; man darf weniger den Verlust befuͤrchten, welchen alle Duͤngerarten waͤhrend der Zeit erleiden, waͤhrend welcher die Erde nicht mit Pflanzen bedekt ist. Wendet man am Fuße eines Baumes oder irgend einer Pflanze gepuͤlvertes Blut an, so kann man so sehr, als es moͤglich ist, uͤberzeugt seyn, daß die Elemente, welche aus der Zersezung desselben hervorgehen, von der Erde eingesogen und allmaͤhlich zur Ernaͤhrung und Entwikelung dieser Pflanze verwendet werden. Diese Zersezung erfolgt ohne Entwikelung stinkender Gase, so lange man gewisse Verhaͤltnisse nicht uͤbersteigt, und wenn man die Zersezung nur geschehen laͤßt, wenn sie zugleich von der vegetativen Kraft der Pflanzen unterstuͤzt wird. Specielle Anwendung des Blutes als Duͤnger. Obwohl das getroknete und gepuͤlverte Blut im Allgemeinen uͤberall anwendbar ist, so eignet es sich doch vorzuͤglich fuͤr jene Faͤlle, in welchen der Boden zwei Mal umgearbeitet und ausgejaͤtet wird, wie fuͤr den Weinbau, die Cultur der Obstbaͤume, fuͤr Baumschulen, fuͤr die Cultur von ein- oder zweijaͤhrigen Gewaͤchsen, Gemuͤsen, Mais, Erdaͤpfeln, Runkelruͤben, Schweinsbohnen, Bohnen, Erbsen etc., und in den Tropenlaͤndern fuͤr den Kaffee-, Zukerrohr-, Baumwollen-Bau etc. Die beste Weise das getroknete Blut bei dem Baue von bewurzelten Pflanzen, Schoͤßlingen etc. anzuwenden, ist nun die, daß man die Erde rings um den Fuß des Stokes zerkleinert, daß man dieselbe, und vorzuͤglich jene, welche die Wurzeln zunaͤchst umgibt, mit einer angemessenen Menge getrokneten gepuͤlverten Blutes mischt, und endlich, daß man dieses Gemisch mit einer 2 bis 3 Zoll hohen Schichte nicht gemischter Erde bedekt. Die Resultate, welche man erhaͤlt, wenn man auf diese Weise verfaͤhrt, sind wahrhaft wunderbar, vorzuͤglich wenn man so gluͤklich war, eine Zeit zu treffen, wo ein staͤrkerer Regen bald auf die Operation folgt. Wendet man das Blutpulver bei dem Baue der Erdaͤpfel, der Zukerrohrableger oder anderer Pflanzen an, welche zarte Keime bilden, so muß dieß mit mehr Vorsicht geschehen, als bei Gewaͤchsen, die bereits stark bewurzelt sind. Wuͤrde hier das Blut nicht innig mit der Erde vermengt, oder wuͤrde es in zu großer Menge angewendet, so wuͤrde man Gefahr laufen, daß die Hize, welche durch die Zersezung des Blutes entsteht, die Keime verbrennt, und daß Alles zu Grunde ginge; dieß geschah auch wirtlich auf mehreren Pflanzungen unserer Colonien, als dieses Duͤngmittel daselbst eingefuͤhrt wurde. Um diesem Nachtheile auszuweichen, muß man das Blut nur in geringen Mengen unter die Erde mischen; ich glaube, daß man in diesen Faͤllen nicht wohl mehr als Einen Theil Blut auf 50 Theile Erde anwenden duͤrfe. Zu diesem Behufe nun mischt man das Blut und die Erde in der Grube, in welche die Pflanze gesezt werden soll, bedekt diese dann mit dem Gemische und breitet zulezt noch eine Schichte ungemischter Erde daruͤber. Bei diesem Verfahren kann man des Gelingens sicher seyn; auf dieselbe Weise behandelt man alle groͤßeren Samen, wie Schweinsbohnen, Bohnen, Mais etc. In allen Faͤllen, in welchen Samen ausgesaͤet werden, fuͤr welche die Wirkung der Zersezung des Blutes zu heftig werden moͤchte, koͤnnte man auf folgende Art verfahren; man bereitet vorher eine Art von Gemisch aus Blut und Erde und begießt es, wodurch es, wenn man es auf einem Theile des Feldes, welches besaͤet werden soll, sich selbst uͤberlaͤßt, unter starker Entwikelung von Waͤrme die erste Gaͤhrung erleiden wuͤrde; nach 6–7 Tagen koͤnnte man dieses Gemisch wieder aufnehmen, und es Hand- oder schaufelweise in die Furchen streuen, in welche gesaͤet werden soll; darauf wuͤrde nun ausgesaͤet, und der Same unmittelbar darauf mit dem Gemische bedekt etc. Ich glaube nicht, daß bei diesem Verfahren viel von den wirksamen Bestandtheilen des Blutes verloren gehen wird; allein es ist mehr zusammengesezt, und wir haben noch keine Erfahrungen uͤber die Vortheils desselben im Vergleiche mit jenen, welche das Blut hervorbringt, wenn es unmittelbar an die Pflanzen gebracht wird, deren Wachsthum man beguͤnstigen will. Das Blutpulver laͤßt sich auch sehr gut bei dem Getreidebaue, und bei allen Samen anwenden, die frei mit der Hand ausgeworfen werden. Ich erhielt die besten und entsprechendsten Nachweisungen uͤber die Versuche, welche hieruͤber im Großen angestellt wurden. Doch glaube ich, daß diese Art von Bau eine derjenigen ist, in welcher dieser kostbare Duͤnger verhaͤltnißmaͤßig am wenigsten Vortheile darbietet. Ich fuͤrchte naͤmlich, daß, wenn man das Blut vor oder nach dem Pfluͤgen so wie den Samen auf die Erde aussaͤet, ein Theil desselben zersezt wird, ohne dem Samen Nuzen zu bringen, indem wegen der geringen Menge, in welcher sowohl der Samen als das Blut ausgesaͤet werden, die Beruͤhrungspunkte zwischen beiden zu selten werden wuͤrden. Ein Theil dieser Nachtheile verschwindet jedoch, wenn man, wie oben gesagt wurde, das Blut und den Samen furchenweise ausstreut, denn dann ist mehr Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß beide in unmittelbare Beruͤhrung mit einander gelangen, werden, so daß der Erfolg sicherer seyn wird. Ich glaube, daß es am besten waͤre, das Getreide erst als zweite Ernte zu bauen, das heißt, es in einen solchen Boden zu bauen, in welchen man eine ziemlich große Menge Blut gebracht haͤtte, und auf welchem bereits etwas Anderes gebaut worden ist. Die Zeit, seit welcher dieser Duͤnger angewendet wird, ist jedoch zu kurz, als daß man sichere Daten haben koͤnnte, nach welchen sich die Wirksamkeit des Blutes bei einer zweiten Ernte bestimmen ließe. Die Theorie, welche aus der schnellen Zersezung des Blutes dessen Wirksamkeit ableitet, scheint diesem Verfahren nicht besonders guͤnstig zu seyn; dock hatte ich Gelegenheit zu beobachten, daß die Wirkung des Blutes auch bei einer zweiten Ernte, die auf einen Bau folgt, bei welchem gejaͤtet wurde, noch sehr bemerkbar war. Auf Rasenplaͤze, natuͤrliche oder kuͤnstliche Wiesen angewendet, bringt das getroknete Blut gleichfalls ein vortreffliches Resultat hervor; man saͤet es in Form eines feinen Pulvers im Fruͤhjahre und bei regnerischem Wetter aus, damit es schnell zersezt werde. Auch zu diesem Zweke verdient das Blut weit den Vorzug vor dem Staubmiste, den Oehlkuchen etc.; allein da dasselbe bei dieser Anwendung nicht mit der Erde vermischt wird, so kann leicht ein Theil seiner Bestandtheile waͤhrend der Gaͤhrung verloren gehen, und ich halte diesen Duͤnger fuͤr zu kostbar, als daß man nicht suchen muͤßte, ihn bloß in jenen Faͤllen anzuwenden, in welchen man alle die Vortheile erhaͤlt, die er gewaͤhren kann. Das Blut laͤßt sich auch noch auf eine andere Weise benuzen, welche in vielen Faͤllen sehr vortheilhaft werden koͤnnte; man kann naͤmlich durch dasselbe die Zusezung der vegetabilischen Substanzen beschleunigen, und dadurch die duͤngenden Eigenschaften dieser lezteren erhoͤhen. So kann man das Blutpulver vorher oder an Ort und Stelle mit verschiedenen Substanzen mischen, welche fuͤr sich allein nur ein schlechter Duͤnger waͤren, wie mit Blaͤttern, Strohhaͤkerling, Saͤgespaͤnen, Haferspreu und anderen kleinen Abfaͤllen trokener Pflanzen. Der Transport dieser Substanzen wird in trokenem Zustande immer wohlfeiler seyn, als in nassem. Nach Umstaͤnden koͤnnte man es der Luft uͤberlassen, diese Gemische zu befeuchten, oder sie muͤßten mit dem Wasser der Graben und Pfuͤzen begossen werden. Auf thonigem Boden, der zertheilt und aufgelokert werden muß, waͤren solche Gemische besonders vortheilhaft; denn das Blut allein wuͤrde wegen der geringen Menge, in welcher es angewendet wird, in diesem Falle nicht dieselbe Wirkung hervorbringen. Sehr vortheilhaft wuͤrde sich das Blut auch erweisen, wenn man sich desselben bediente, um die Kraft der Gewaͤchse zu erhoͤhen, die zur Besserung und Duͤngung des Bodens gebaut werden. Man muͤßte hier das getroknete Blut in dem Augenblike auf die gruͤnen Saaten, wie auf Wiken, Heidekorn, Klee etc. streuen, in welchem dieselben unter die Erde gebracht werden sollen. Die Mischung einer thierischen Substanz mit diesen rein vegetabilischen Duͤngungsmitteln koͤnnte bloß einen vortrefflichen Erfolg haben; denn hier wird das Blut unter einem Zusammenflusse guͤnstiger Umstaͤnde angewendet, und diese sind: die Leichtigkeit des Transportes, der Vertheilung, des Ausstreuens, und das Vorhandenseyn einer hinlaͤnglichen Menge von Feuchtigkeit zur schnellen Zersezung des Blutes, dessen Bestandtheile von der Erde aufgesogen werden, die die umgestuͤrzten Pflanzen bedekt. Auch mit Unkraͤutern, Sumpfpflanzen, verdorbenem Heu etc. kann man das Blut mischen, und auf diese Weise einen Duͤnger bereiten, der dem so eben beschriebenen gleichkommen wird. Von der Menge, in welcher das Blut angewendet werden soll. Ich wurde schon oft darum gefragt, wie viel getroknetes Blut man auf eine Hectare braucht; die Antwort auf diese Frage haͤngt von einer solchen Menge von Umstaͤnden ab, daß ich dieselben nicht gehoͤrig abzuschaͤzen weiß, und daß deren Aufzaͤhlung hier viel zu weitlaͤufig werden wuͤrde. Hr. Payen, dessen Abhandlung uͤber die Benuzung todter Thiere im April 1830 von der Société centrale d'Agriculture gekroͤnt wurde, hat hergestellt, daß ein Kilogramme getrokneten Blutes 3 Kilogrammen grob gepulverten Knochen oder 72 Kilogr. guten Pferdemistes gleichkommt, und daß dieser Duͤnger alle bisher bekannten Duͤngerarten weit uͤbertreffe. Dieser Grundsaz des Hrn. Payen kann, bis auf einen gewissen Punkt, als allgemeine Norm fuͤr die Menge des Blutes dienen, welche man anzuwenden hat; allein Jedermann wird auch einsehen, daß sie nicht fuͤr alle Faͤlle gelten kann. Bei jedem Baue, bei welchem ausgejaͤtet wird, wuͤrde ich die Menge des anzuwendenden Blutes lieber nach der Zahl und der Staͤrke der Stoͤke berechnen, welche ein gewisser Raum aufzunehmen im Stande ist. Sezen wir z.B., daß in einem Weinberge die Stoͤke in jeder Richtung Einen Meter oder 3 Fuß von einander entfernt sind, so glaube ich, daß man auf jeden Stok mit großem Vortheile ungefaͤhr 75 Grammen oder 2 1/2 Unzen getroknetes Blut nehmen kann; dieß gaͤbe mithin fuͤr Eine Hectare von 10,000 Meter zehntausend Mal 75 Grammen oder 750 Kilogrammen getrokneten Blutes. Bei Erdaͤpfeln oder anderen Pflanzen, welche 66 Centimeter oder 2 Fuß in jeder Richtung von einander entfernt sind, hat man 15,000 Stoͤke auf einer Hectare; in diesem Falle nun werden 50 Grammen oder etwas uͤber 1 1/2 Unzen auf den Stok hinreichen, so daß hier ebenfalls 750 Kilogrammen auf die Hectare kommen werden. In allen Faͤllen, in welchen die Pflanzen 33 Centimeter oder Einen Fuß weit von einander stehen, wird man 30,000 Pflanzen auf Einer Hectare haben, und fuͤr jede Pflanze 26 Gammen oder etwas uͤber 0 Quentchen brauchen, so daß man auch hier wieder 750 Kilogrammen auf die Hectare erhaͤlt. Diesen Angaben zufolge kann man also rechnen, daß Eine Hectare, um gut geduͤngt zu werden, beilaͤufig 750 Kilogrammen oder 1500 Pfund getroknetes Blut erfordert; uͤbrigens wird Jedermann einsehen, daß diese Menge nach Umstaͤnden bald erhoͤht, bald vermindert werden muß. Dieselbe Berechnung gilt auch fuͤr alle Pflanzungen oder Saaten in Furchen, indem man die Entfernung derselben von einander in Betracht zieht, und fuͤr eine Furche die Menge getrokneten Blutes berechnet, die man angewendet haben wuͤrde, wenn der Bau mit von einander entfernten Pflanzen getrieben worden waͤre. Diese Berechnungen fuͤhren mich unwillkuͤrlich zu dem Vergleichungspunkte, welchen ich am Anfange dieser Abhandlung zwischen dem fluͤssigen Blute, dem Fleische und dem Pferdemiste aufstellte; ich bemerke daher hier summarisch, daß wenn man 75 Grammen getrokneten Blutes an den Fuß eines Weinstokes odereiner anderen Pflanze, die EinenMeter von einer anderen entfernt 50        –              –              – steht; an den Fuß eines Erdaͤpfelstokesoder eines anderen Gewaͤchses, welchesin Entfernungen von 66 Centimeterngebaut wird; 25        –              –              – an den Fuß einer Runkelruͤbe oder irgendeiner anderen Pflanze, die man in Entfernungenvon 33 Centimeter oder von einem Fuße sezt, bringt, dieß eben so viel ist, als wenn man 300 Grammen oder beilaͤufig 10 Unzen fluͤssiges Blut oder Fleisch oder 5 K., 300 Pferdemist 200 Grammen oder etwas mehr als                 6 Unzen dieser Substanzen oder 1 K., 500       – 100 Grammen oder etwas uͤber 3 Unzen oder    750 Gr.       – auf jeden einzelnen Stok anwendete. Die Angabe der Mengen dieser bekannteren Substanzen macht das Blut als Duͤngungsmittel nur schaͤzbarer, indem sie die Summe der Vortheile bei der Anwendung desselben nur noch deutlicher zeigt. Ich habe jezt nur noch zu bestimmen, auf welchen Preis dem Landwirthe das getroknete gepuͤlverte Blut zu stehen kommt. Da diese Fabrikation bis jezt nur in Folge eines Monopols Statt haben konnte, das auf einem Handel beruht, der auf langen Termin mit den Fleischereien zu Paris abgeschlossen wurde, so laͤßt sich der Preis nicht bestimmen, um welchen diese Substanz einst verkauft werden wird, wenn ihre Erzeugung aller Fesseln und aller Lasten befreit seyn wird, welche jezt dieselbe hemmen. Ich zweifle aus mannigfachen Gruͤnden, daß dieser Preis viel geringer werden koͤnne als der ist, den ich bestimmte, und der 20 Francs fuͤr 100 Kilogrammen in der Fabrik und ohne Emballage betraͤgt Bei diesem Preise kommen 750 Kilogrammen getroknetes Blut, welche ich zum Duͤngen einer Hectare im Durchschnitte fuͤr noͤthig hatte, auf 150 Fr., eine Summe, die mir viel geringer scheint, als der Preis von 54,000 Kilogr. Pferdemist, die noͤthig waͤren, um die befruchtende Kraft von 750 Kilogr. getrokneten Blutes zu ersezen. Man hat gegen den Vorschlag, das getroknete Blut als Duͤnger zu verwenden, den Einwurf gemacht, daß diese Substanz nie der Gegenstand eines bedeutenden Handels werden koͤnne, indem es sehr schwer ist, dieselbe in großen Massen zu sammeln, so daß man sich immer nur kleine Quantitaͤten davon verschaffen koͤnnte; allein ich glaube nicht, daß dieser Einwurf von einigem Werthe ist. Die Menge des Blutes, welche sich sammeln laͤßt, ist nichts weniger als gering, denn das Blut bildet im Durchschnitte mehr als den 10ten Theil des Fleisches der Thiere. Dieses Blut ist zwar in so vielen feinen Blutgefaͤßen vertheilt, daß es unmoͤglich ist, es aus denselben ganz zu gewinnen und es zu troknen; allein in allen den groͤßeren Staͤdten werden Schlachthaͤuser errichtet, und in allen diesen Schlachthaͤusern waͤre es von großem Vortheile das Blut zu sammeln und zu troknen. Wuͤrde uͤbrigens aus der Bekanntmachung dieser Abhandlung auch nur der Vortheil entstehen, daß man aufmerksam auf die Vortheile wuͤrde, die man aus dem Blute ziehen kann, so wuͤrde ich schon deßhalb die Zeit, welche ich darauf verwendete, nicht bereuen. Man muß das Blut eben nicht durchaus in trokenem Zustande anwenden; es ist weit einfacher, dasselbe fluͤssig oder als Gerinnsel zu benuzen, wenn es nicht anders seyn kann. Ich schmeichle mir, daß einige Landwirthe, durch diese Abhandlung besser aufgeklaͤrt uͤber den Werth des Blutes als Duͤngungsmittel, dasselbe nun mehr zu schaͤzen wissen werden, so daß man nun seltner als bisher diese kostbare Fluͤssigkeit in Ausguͤssen und Fluͤssen unbenuͤzt abfließen sehen wird. Es kann sogar noch ein anderer Vortheil aus der Bekanntmachung dieser Abhandlung entspringen: wenn viele thierische Substanzen bisher unbenuzt verloren gingen, so lag der Grund vorzuͤglich darin, daß keine derselben fuͤr sich allein die Muͤhe und die Auslagen lohnte, die die Gruͤndung einer Anstalt, in welcher dieselbe zur Duͤngerbereitung haͤtten benuzt werden koͤnnen, erforderte; man wurde auch von der Furcht keinen Absaz zu finden, zuruͤkgehalten. Ich sing mit dem Blute an, indem ich mir durch ein Monopol große Mengen desselben zu verschaffen im Stande war, und weil das Abfließen dieser Fluͤssigkeit mit so großer Leichtigkeit Statt hat; das Publicum darf aber versichert seyn, daß ich binnen Kurzem auch noch andere bisher verloren gegangene Substanzen zu benuzen wissen werde. Das Feld der Industrie ist in dieser Hinsicht noch sehr weit, und man wird gewiß noch die todten Thiere, ihre Knochen, die nicht gegohrenen Faͤcalmaterien derselben, und viele andere thierische Abfaͤlle mit großem Vortheile als Duͤnger verwenden lernen. Alle diese Koͤrper lassen sich in ein trokenes Pulver verwandeln, das die hoͤchste duͤngende Kraft besizt, unbestimmt lange aufbewahrt, und mit der groͤßten Leichtigkeit an die entferntesten Orte verfuͤhrt werden kann. Ich hoffe sogar, daß es einst auch gelingen wird in großen Staͤdten den Urin zu concentriren, und auf diese Weise einen Duͤnger zu erzeugen, der ungefaͤhr das 25fache eines urspruͤnglichen Gewichtes darstellen wird. Brachte man diese concentrirte Substanz auf die Felder, und verduͤnnte man sie da mit dem Wasser der Graͤben und Pfuͤzen, so koͤnnte man auf diese Weise den Urin mit allen seinen urspruͤnglichen Eigenschaften wieder herstellen. Anmerkung. Die Anstalt zum Troknen des Blutes fuͤr Duͤnger befindet sich Barriére des Fourneaux, extra muros, N. 3, service de Vaugirard.