Titel: Analyse einiger Queksilbersalze; von R. Phillips.
Fundstelle: Band 42, Jahrgang 1831, Nr. LXXIV., S. 281
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LXXIV. Analyse einiger Queksilbersalze; von R. Phillips. Aus the Philosophical Magazine and Annals of Philosophy, Septbr. 1831, S. 205. Phillips, Analyse einiger Queksilbersalze Wenn zwei Theile Queksilber mit drei Theilen Schwefelsaͤure kurze Zeit uͤber erhizt werden, bildet sich etwas schwefelsaures Queksilberoxydul; bei fortwaͤhrendem Erhizen verwandelt sich aber das Queksilber fast ganz in zweifach-schwefelsaures Queksilberoxyd, noch ehe die Entbindung von schweflichsaurem Gas aufhoͤrt und alles Metall aufgeloͤst ist. Im Wasser zersezt sich dieses saure Oxydsalz; es entsteht ein gelber Niederschlag, welchen man ehemals mineralischen Turpeth nannte. Dieses Salz wurde, wie ich glaube, zuerst von Fourcroy (Annales de Chimie Bd. X. S. 109) genau untersucht und besteht nach seiner Analyse aus: Schwefelsaͤure                 10 Queksilber   76 Sauerstoff   11 Wasser     3 –––– 100. Die HHrn. Braamcamp und Sequeira (Annales de Chimie Bd. XIII. S. 123) geben als Resultat ihrer Analyse an: Schwefelsaͤure   15 Rothes Queksilberoxyd   84,7 Verlust (Feuchtigkeit)   00,3 ––––– 100,0. Dr. Thomson (System Bd. II. S. 660) sagt, daß wenn es eine Verbindung von 1 Atom Saͤure + 1 Atom Oxyd sey, es bestehe aus: Schwefelsaͤure   15,62 Queksilberoxyd               84,33 –––––– 100,00. In seinem Attempt (Bd. II. S. 403) betrachtet Dr. Thomson dieß ebenfalls als die wahre Zusammensezung dieses Salzes. Ich wollte die Zusammensezung sowohl dieses Salzes als auch des in der Aufloͤsung nach seiner Faͤllung zuruͤkbleibenden bestimmen und brachte daher 200 Gran zweifach-schwefelsaures Queksilberoxyd in ungefaͤhr ein Quart kaltes Wasser; der gelbe Niederschlag wog 141,1 Gran; die Aufloͤsung wurde erhizt, wodurch man noch 8,4 Gran erhielt; hierauf faͤllte Schwefelwasserstoffgas 14,5 Gran Zweifach-Schwefelqueksilber. Um die Zusammensezung des gelben Niederschlages auszumitteln, erhizte ich 100 Gran in einer Natronaufloͤsung; das ausgeschiedene Queksilberoxyd wog 86,9 Gran; die Aufloͤsung wurde dann mit Salzsaͤure uͤbersaͤttigt und salzsaurer Baryt zugesezt, wodurch man 37,3 Gran schwefelsauren Baryt erhielt, welche 12,6 Schwefelsaͤure entsprechen. Hundert Gran gaben daher: Schwefelsaͤure   12,6 Queksilberoxyd             86,9 Verlust     0,5 ––––– 100,0. Ich bestimmte die Menge des Queksilberoxyds auch durch Zersezung des Salzes mit Schwefelwasserstoff; 100 Gran gaben 94,8 Zweifach-Schwefelqueksilber = 88,2 Oxyd. Nach dem Mittel aus diesen Versuchen besteht das Salz aus: Schwefelsaͤure   12,6 Queksilberoxyd             87,5 ––––– 100,1. Ich betrachte daher das gelbe schwefelsaure Queksilber als ein basisches Oxydsalz, bestehend aus: Drei Atomen Schwefelsaͤure (40   × 3) = 120 oder   12,2 Vier Atomen Queksilberoxyd       (216 × 4) = 864   87,8 ––––– 100,0. oder man kann auch annehmen es bestehe aus: Zwei Atomen schwefelsaurem Queksilberoxyd (80 + 432) = 512 Einem Atom halb-schwefelsaurem Queksilberoxyd     (40 + 432) = 472 ––– 984 Diese atomistische Zusammensezung ist jedoch so ungewoͤhnlich, daß ich ihre Existenz erst nach wiederholten Analysen annahm; man wird bemerken, daß wenn wir bei Fourcroy's Analyse den Sauerstoff zu dem Queksilber addiren, sie 87 Queksilberoxyd ergibt, womit meine Versuche sehr nahe uͤbereinstimmen. Ich vermuthete Anfangs, daß die Schwefelsaͤure und das Queksilberoxyd, welche in der Aufloͤsung bleiben, ein eigenthuͤmliches saures Salz bilden; wir haben gesehen, daß wenn vier Atome zweifachschwefelsaures Queksilber durch Wasser zersezt werden, eine Verbindung von drei Atomen Saͤure mit vier Atomen Oxyd niederfaͤllt, waͤhrend fuͤnf Atome Schwefelsaͤure in der Aufloͤsung bleiben: diese Saͤure verhindert jedoch die Zersezung der ganzen Quantitaͤt des sauren Queksilbersalzes, indem sie einen Theil desselben aufloͤst; die Quantitaͤt, welche in der Aufloͤsung zuruͤkbleibt, haͤngt bis zu einer gewissen Graͤnze von der Menge des angewandten Wassers ab; als ich z.B. ein Quart Wasser anwandte, wie bei obigem Versuch, wurden nahe 150 gelbes basisches Salz von 200 zweifach-schwefelsaurem Oxydsalz gefallt, als ich aber nur halb so viel Wasser anwandte, erhielt ich 155 von einem gleichen Gewicht; bei dem fruͤheren Versuch blieb daher ein Zehntel und bei dem lezteren eher weniger unzersezt. Da ich einigen Grund hatte zu vermuthen, daß die Verbindungen der Kohlensaͤure mit dem Queksilber noch nicht hinreichend untersucht sind, so sammelte ich Alles, was ich in zahlreichen chemischen Werken uͤber diesen Gegenstand auffinden konnte. Dr. Thomson (System Bd. II. S. 658) sagt: „Kohlensaͤure greift das Queksilber nicht an, kann aber mit seinem Oxyd verbunden werden, indem man ein kohlensaures Alkali in salpetersaures Queksilber tropft; es faͤllt dann ein weißes Pulver nieder, welches nach Bergmann besteht aus: Queksilber   90,9 Sauerstoff und Saͤure       9,1 ––––– 100,0 „Angenommen das kohlensaure Salz sey eine Verbindung von 1 Atom Kohlensaͤure + 1 Atom Queksilberoxyd, so besteht es aus: Kohlensaͤure     9,24 Queksilberoxyd           90,76 –––––– 100,00. Es ist jedoch klar, daß das von Bergmann erhaltene Salz kein so zusammengeseztes kohlensaures Queksilberoxyd seyn konnte und wahrscheinlich war es gar kein kohlensaures Salz; denn 90,9 Queksilber erfordern nahe 7,3 Sauerstoff, um in Oxyd umgeaͤndert zu werden, daher bei seiner Analyse nur 1,8 fuͤr Kohlensaͤure uͤbrig bleiben: waͤre es kohlensaures Oxydul, so mußte es aus ungefaͤhr 90,5 Oxydul und 9,5 Kohlensaͤure bestehen; es ist mir jedoch aus Gruͤnden, welche ich sogleich angeben will, wahrscheinlich, daß es gar keine Kohlensaͤure enthielt. In seinem Attempt etc. Bd. II. S. 397) erwaͤhnt Dr. Thomson des kohlensauren Queksilberoxyds nicht; er sagt uns aber, daß er ein weißes kohlensaures Queksilberoxydul erhielt, indem er eine Aufloͤsung von salpetersaurem Queksilber mit kohlensaurem Natron versezte; der Niederschlag verlor 14,44 Procent durch Aufloͤsung in Salpetersaͤure und Dr. Thomson betrachtet ihn daher als anderthalbkohlensaures Queksilberoxydul, bestehend aus: Anderthalb Atomen Kohlensaͤure             33 oder   13,7 Einem Atom Queksilberoxydul 208     86,3 ––––––––––––– 241 100,0. Obgleich ich eine Menge chemischer Werke nachschlug, um uͤber die Existenz und Zusammensezung eines kohlensauren Queksilberoxyduls etwas zu erfahren, so habe ich doch außer obigen Angaben des Dr. Thomson wenig aufgefunden; Berzelius fuͤhrt zwar in den Tabellen zu seiner Theorie der chemischen Proportionen carbonas hydragyrosus als bestehend aus 9,47 Kohlensaͤure + 90,53 Queksilberoxydul auf, dieß ist aber gewiß nur eine theoretische Zusammensezung. Berthollet (Mémoires d'Arcueil Bd. III. S. 89) sagt, wo er von der Faͤllung des salpetersauren Queksilberoxyds durch kohlensaures Natron spricht: „Man hat denselben Versuch mit einer salpetersauren Aufloͤsung von Queksilberoxydul angestellt. Der Niederschlag war hellgelb; nachdem man ihn gut ausgesuͤßt hatte, brauste er mit Salpetersaͤure stark auf. Sezt man das Aussuͤßen sehr lange fort, so nimmt er eine schwaͤrzliche Farbe an und er schwaͤrzt sich sogar unter Wasser auf seiner Oberflaͤche;“ spaͤter sezt er hinzu: „das Queksilberoxydul verbindet sich mit der Kohlensaͤure, das Salz wird aber schon durch bloßes Wasser zersezt, welches ihm die Kohlensaͤure entzieht, obgleich schwierig. Berthollet hielt also den gelben Niederschlag fuͤr ein kohlensaures Salz und den schwarzen fuͤr Queksilberoxydul, welches durch seine Zersezung entstand. Um kohlensaures Queksilberoxydul zu erhalten, vermischte ich eine Aufloͤsung von kohlensaurem Kali mit salpetersaurem Queksilberoxydul; der Niederschlag hatte Anfangs eine gelbliche Farbe, und blieb so, bis das kohlensaure Alkali in Ueberschuß zugesezt war; dann wurde er aber sogleich dunkel und so schwarz wie der Niederschlag, welchen Aezkali hervorbringt; ich zweifle daher nicht, daß der gelbliche Niederschlag, welchen man zuerst erhaͤlt, ein basisches salpetersaures Salz ist, auch loͤste er sich in Salpetersaͤure ohne Aufbrausen auf; versezt man die Aufloͤsung des salpetersauren Queksilberoxyduls sogleich mit uͤberschuͤssigem kohlensaurem Alkali, so ist der Niederschlag schon Anfangs schwarz. Zwei hundert Gran von dem Niederschlag, welchen man mit uͤberschuͤssigem kohlensaurem Kali erhielt und an der Luft austroknen ließ, wurden in einem gewogenen Glase in verduͤnnter Salpetersaͤure aufgeloͤst; der Gewichtsverlust betrug nur 0,5 Gran und war offenbar nur ein Manipulationsfehler; ich habe diesen Versuch mit aͤhnlichem Erfolg wiederholt. Ich glaube daher, daß man kein weißes oder gelbes kohlensaures Queksilberoxydul darstellen kann und daß wenn das kohlensaure Oxydul niedergeschlagen wird, es eine schwarze Farbe hat, aber seine Kohlensaͤure durch Troknen an der Luft verliert. Berthollet sagt, daß man kein kohlensaures Queksilberoxyd darstellen kann und bemerkt sehr richtig, daß man kein solches erhaͤlt, wenn salzsaures Queksilberoxyd mit kohlensaurem Kali behandelt wird; hingegen erhaͤlt man es, wenn man eine Aufloͤsung von salpetersaurem Queksilberoxyd mit kohlensaurem Alkali versezt: ich vermischte Aufloͤsungen dieser Salze und erhielt einen ochergelben Niederschlag; nachdem er an der Luft ausgetroknet war, verlor er 4,4 Procent durch Aufloͤsen in verduͤnnter Salpetersaͤure und die Aufloͤsung mit Natron zersezt, lieferte 96,1 Queksilberoxyd; dieses Salz ist also ein halbkohlensaures, bestehend aus: Zwei Atomen Queksilberoxyd (216 × 2) = 432 oder   95,2 Einem Atom Kohlensaͤure =   22     4,8 ––––––––––––––     454 100,0.