Titel: Ueber die alte und neue London-Brüke.
Fundstelle: Band 43, Jahrgang 1832, Nr. LXXX., S. 321
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LXXX. Ueber die alte und neue London-Bruͤke.Das Repertory zog diesen Aufsaz aus einer aͤußerst schaͤzbaren Schrift, welche vor Kurzem zu London unter folgendem Titel erschien: A professional Survey of the Old and New London Bridges and their Approaches; including historical memorials of both Structures: with remarks on the probable effects of the changes in progress on the Navigation on the Tames. With a portrait of the late John Rennie Esq. and 13 other illustrative plates. M. Salmon, Wine-Office Court, Fleet Street.“ Wir finden uns um so mehr verpflichtet diesen Aufsaz unseren Lesern mitzutheilen, als die neue London-Bruͤke zu den groͤßten Werken neuerer Zeit gehoͤrt, als sie sogar fuͤr die schoͤnste Bruͤke in Europa gehalten wird, und als alle englischen Blaͤtter mit Artikeln uͤber dieselbe und uͤber die Wirkungen des Abbruches der alten Bruͤke auf das Flußbeet und mithin auf die Schifffahrt gefuͤllt sind. Wir haben uns nur hie und da einige Abkuͤrzungen erlaubt. A. d. Ueb. Auf dem Repertory of Patent-Inventions. November 1831, S. 291. December S. 361. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Ueber die alte und neue London-Bruͤke. Der große Nuzen einer Bruͤke uͤber die Themse, durch welche die Communication zwischen der City von London und dem Borough Southwark hergestellt wurde, war schon in den aͤltesten Zeiten so anerkannt, daß schon vor dem Erscheinen der Normannen in England 2 oder 3 hoͤlzerne Bruͤken an dieser Stelle erbaut wurden, welche jedoch saͤmmtlich durch Fluthen oder Feuer zu Grunde gingen. Erst im J. 1176 wurde von Peter of Cholechurch, einem ausgezeichneten Manne, welcher sowohl Priester als Baumeister war, die erste steinerne Bruͤke gegruͤndet, die gegenwaͤrtig unter dem Namen der alten London-Bruͤke bekannt ist. Der Gruͤnder erlebte jedoch die Beendigung seines Werkes nicht, sondern starb im J. 1205, und wurde in eine Gruft in den mittleren Pfeiler der Bruͤke, uͤber welchem eine, dem heil. Thomas a Becket geweihte Kapelle erbaut wurde, begraben. Die Art der Ausfuͤhrung der alten Bruͤke wirft kein guͤnstiges Licht auf die Talente des Baumeisters. Die auffallendsten Fehler derselben liegen in der unverhaͤltnißmaͤßigen Groͤße der 19 Bogen, von denen auch nicht zwei einander gleich, und einige sogar auf der einen Seite hoͤher, als auf der anderen waren. Peter of Colechurch fehlte hierin wie alle seine Zeitgenossen: es ist auch wirklich sonderbar, daß unsere Gothischen Vorfahren, die in ihren Schloͤssern und Kirchen eine Groͤße zeigen, welche heut zu Tage nirgendwo mehr erreicht wird, in ganz England auch nicht eine einzige Bruͤke bauten, deren Bogen so hoch waͤren, daß man mit bemasteten Schiffen unter denselben durchfahren koͤnnte, und daß, wenn ja ein einzelner großer Bogen erbaut wurde, gewiß zunaͤchst daran ein kleiner zu stehen kam, als wenn er eine Apologie auf die Groͤße des einen bilden muͤßte. Uebrigens hatten die Pfeiler dieser Bruͤken auch saͤmmtlich verschiedene Formen und Groͤßen, so daß sie in nichts, als in ihrer Plumpheit mit einander uͤbereinstimmten. Hawkesmoor machte im J. 1736 eine Beschreibung der alten London-Bruͤke bekannt, in welcher er sagt, daß der mittlere Pfeiler, auf welchem die Kapelle ruhte, deßwegen so stark gebaut wurde, damit er der Gewalt der Fluthen, dem Andrange des Eises und anderen Zufaͤllen gehoͤrigen Widerstand leisten koͤnne. Man sollte nicht glauben, daß ein Lieblings-Schuͤler Sir Christopher Wren's, wie es Hawkesmoor war, einen solchen Grund aufstellen konnte; die Idee dem mittleren Pfeiler ein solches Denkmal der pfaͤffischen Allgewalt und anmaßenden Herrschsucht aufzubuͤrden, wie er es an der Thomaskapelle zu tragen hatte, war gewiß hinreichend, um denselben so fest zu bauen, als man es im Stande war. Wollte man ja einen wissenschaftlichen Grund hiefuͤr ausmitteln, so ließe sich dieser bloß darin finden, daß man in einem so starken und festen Mittelpfeiler einen Stuͤzpunkt zu finden glaubte, von welchem aus die Erbauung der Bruͤke nach beiden Seiten hin mit groͤßerer Bequemlichkeit und Sicherheit haͤtte betrieben werden koͤnnen. Abgesehen von diesen aͤußeren Maͤngeln hatte die alte Bruͤke auch noch andere, nicht geringere Fehler, die sich erst bei der Untersuchung ihrer Grundlager zeigten. Sie war naͤmlich, wie die meisten Bruͤken aus jener Zeit, auf Stelzen, d.h. auf Pfaͤhlen, die in den Fluß eingerammt worden, erbaut. Haͤtte man diese Pfaͤhle tief genug eingesenkt, und das Mauerwerk tief genug gelegt, so ließe sich nichts gegen diese Methode einwenden; allein bei der alten London-Bruͤke scheinen diese Pfaͤhle meistens bei niederem Wasserstande abgesaͤgt, dann mit einer zweiten Reihe nicht so tief eingerammter Pfaͤhle umgeben, der Zwischenraum zwischen diesen beiden Reihen mit Kalk, Steinen und losem Geroͤlle ausgefuͤllt, und darauf die Pfeiler erbaut worden zu seyn. Die Pfeiler selbst waren uneben, rund, unbehauen, und zwar mit Eisen beschlagen, aber nicht mit Klammern oder anderen Vorrichtungen gebunden. Da die Pfeiler also in sich selbst schwach, schlecht gestuͤzt, und uͤberdieß auch schlecht zum Tragen der Bogen berechnet waren, so machten sie mit der Zeit neue steinerne Gehaͤuse und neue Gegenpfeiler noͤthig, um die Steine gegen die Gewalt des Stromes zu stuͤzen. In Folge der großen Verengerung des Flußbettes, welche hiedurch nothwendig erfolgte, stroͤmte nun das aufgedaͤmmte Wasser mit solcher Schnelligkeit durch die Bogen, daß man, um zu verhindern, daß der Grund des Flußbettes nicht weggeschwemmt werde, gezwungen war, denselben durch unregelmaͤßig eingerammte Pfaͤhle zu binden, deren Koͤpfe man bei niederem Wasserstande so tief absaͤgte, daß sie die Schifffahrt nicht stoͤrten. Ungeachtet aller dieser Stuͤzen war das ganze Gebaͤude 80 Jahre nach seiner Erbauung bereits in einem erbaͤrmlichen Zustande, und blieb es auch troz der haͤufigen Ausbesserungen bis zum Jahre 1666, in welchem die Bruͤke beinahe mehr als irgend ein anderer Theil der Stadt von dem großen Brande litt, der damals dieselbe verheerte. Die Bruͤke war naͤmlich ganz mit Haͤusern besezt, die saͤmmtlich ein Raub der Flammen wurden; selbst einige Bogen und Pfeiler wurden bedeutend beschaͤdigt. Sir Christopher Wren schlug daher vor, alle Haͤuser von der Bruͤke zu entfernen, und mehrere Bogen zu erweitern; allein seine Vorschlaͤge wurden, wie so vieles Gute und Nuͤzliche, uͤberstimmt. Im J. 1754 war die Bruͤke abermals so in Verfall gerathen, und bot einen solchen Contrast gegen die nun erbaute Westminster-Bruͤke dar, daß die Buͤrgerschaft ernstlich in Berathung zog, ob man die alte Bruͤke nicht ganz niederreißen, und dafuͤr eine neue aufbauen sollte. Man ließ sich daher von Hrn. Dance und anderen Sachverstaͤndigen einen Bericht erstatten, in welchem diese Herren aussprachen, daß die Grundlagen der Bruͤke noch gut seyen, und daß das Gebaͤude noch fuͤr Jahrhunderte stehen, und selbst elegant(!) werden koͤnne, wenn man die Haͤuser von der Bruͤke entfernen und einige Pfeiler und Bogen ausbessern oder aͤndern wuͤrde. Hiezu erhielt man durch eine Parliamentsacte vom J. 1756 auch wirklich die Erlaubniß. Man entfernte nun die Haͤuser von der Bruͤke, die sie so lange Zeit uͤber entstellt hatten, trug den mittleren Pfeiler mit der Thomaskapelle ab, und verwandelte die beiden demselben zunaͤchst gelegenen Bogen in einen einzigen großen, der nun die vorzuͤglichste Durchfahrt bildete. In diesem Zustande ließ die Bruͤke nichts zu wuͤnschen uͤbrig, als eine noch groͤßere Erweiterung der Wasserfahrstraßen. Im J. 1823 ging endlich eine Parliamentsacte zur Erbauung einer neuen London-Bruͤke, und zur Verbesserung und Anlage gehoͤriger Zugaͤnge zu derselben durch, in deren Eingang als Grund dafuͤr angegeben wurde, daß der große Fall, welchen das Wasser zu gewissen Zeiten der Ebbe und Fluth an den großen Gegenpfeilern und Pfeilern der Bruͤke hat, die Schifffahrt durch die alte Bruͤke fuͤr Leben und Gut vieler Unterthanen Sr. Majestaͤt gefaͤhrlich mache. Da in dieser Acte mit keiner Sylbe eines Gebrechens der Bruͤke selbst Erwaͤhnung geschieht (was doch wohl geschehen waͤre, wenn man ein solches haͤtte auffinden koͤnnen), so ist klar, daß die neue Bruͤke bloß deßwegen gutgeheißen wurde, weil die alte die Schifffahrt beeintraͤchtigen oder erschweren sollte. Man sagte, daß durch die breiten Gegenpfeiler und Pfeiler dieser Bruͤke zu gewissen Zeiten der Ebbe und Fluth ein starker Fall unter der Bruͤke verursacht werde; allein in den Verhandlungen des Parliaments laͤßt sich nicht ein einziger Beweis hiefuͤr finden; im Gegentheile scheint es klar, daß dieser Fall durch eine wirkliche Verschiedenheit der Hoͤhe des Flußbettes oberhalb und unterhalb der Bruͤke bedingt ist. Ob die Gegenpfeiler und Pfeiler urspruͤngliche Ursache der Entstehung dieser Ungleichheit sind, ist eine andere Frage, die wir hier nicht zu untersuchen haben, und die auch der beruͤhmte Smeaton in einem im J. 1769 an die Buͤrgerschaft abgegebene Berichte uͤber die Bruͤke nicht zu entscheiden wagte. Dem mag nun seyn, wie ihm wolle, so ist so viel gewiß, daß gegenwaͤrtig der staͤrkere Fall durch die Ungleichheit des Flußbettes und nicht durch die Gegenpfeiler und Pfeiler veranlaßt wird, und daß er mithin durch Niederreißen derselben nicht gehoben werden kann. Was die Gefaͤhrlichkeit der Schifffahrt und den Verlust an Menschenleben und Eigenthum betrifft, wegen welcher die alte Bruͤke niedergerissen werden sollte, so fehlte es auch hieruͤber an Beweisen, indem vom J. 1800 bis 1820 nur 18 Menschen bei der Durchfahrt durch die Bruͤke, mithin des Jahres nicht ein Mal Einer, verungluͤkten, und indem der ganze Verlust an Eigenthum, welcher bei dieser Durchfahrt Statt hatte, innerhalb 20 Jahren, nicht uͤber 4000 Pfd. betrug, was fuͤr den Tag kaum ein Pfund ausmacht.Dieser Verlust an Menschenleben und Eigenthum scheint zwar sehr gering; allein bedenkt man, daß die Bruͤke beinahe 720 Jahre steht, und berechnet man fuͤr diese Zeit nach obigem Verhaͤltnisse den Verlust, so ergibt sich, daß in Folge der schlecht gebauten Bruͤke 648 Menschen, und, ohne Interessen, ein Capital von 144,000 Pfunden zu Grunde gingen, was allerdings nicht so ganz unbedeutend ist, besonders wenn man den Werth des Menschen nicht nach jenem eines kaͤuflichen Sklavens, sondern nach jenem eines freien, dem Staate und seinen Mitbuͤrgern angehoͤrenden, nuͤzlichen Subjektes berechnet. – Ueberdieß wuͤrde dieser Verlust, bei der Zunahme des Verkehres und der Bevoͤlkerung von Jahr zu Jahr gewiß zugenommen haben, so daß damit allein schon der Bau einer neuen Bruͤke Jedermann hinreichend begruͤndet erscheinen wird, der das Leben seiner Mitbuͤrger hoͤher zu Schaͤzen weiß, als ein Selbstherrscher oder Despot. A. d. Ueb. Sir Christopher Wren war der Meinung, daß man durch Entfernung der abwechselnden Pfeiler mit voller Sicherheit die 18 Bogen der alten Bruͤke auf 9 zuruͤkfuͤhren koͤnnte. Die Ausfuͤhrbarkeit dieses Planes zeigte sich auch im J. 1759, wo, wie gesagt worden, durch Entfernung eines Pfeilers, der gegenwaͤrtige mittlere Bogen gebaut wurde. Hr. Dance war noch im J. 1799 der Meinung, daß die Pfeiler des mittleren Bogens, mit denen diese Operation bereits vorgenommen worden, so stark sind, daß der mittlere Bogen noch ein Mal so hoch haͤtte gespannt werden koͤnnen, als er gegenwaͤrtig ist. Eben so sagte Hr. Win. Chapman noch im J. 1821, daß die Wasserstraßen mit voller Sicherheit und mit einer Dauer fuͤr Jahrhunderte erweitert werden koͤnnten. Der beruͤhmte Erbauer der Vauxhall-Bruͤke, Hr. James Walker, meinte gleichfalls, daß man auf den Pfeilern der alten Bruͤke eben so sicher eine neue Bruͤke bauen koͤnne, als auf ganz neuen Grundlagen. Wir haben in den vorangehenden Bemerkungen vorausgesezt, daß die Rathsamkeit einer Erweiterung der Fahrstraße hergestellt ist, was jedoch noch manchem Zweifel unterliegt. Viele wichtige Gewaͤhrsmaͤnner behaupten naͤmlich, daß der Widerstand, welchen die vielen Pfeiler der alten Bruͤke dem Strome leisten, und die ploͤzliche Abhaͤngigkeit des Flußbettes an dieser Stelle, im Ganzen mehr Gutes als Unheil bewirken; indem dadurch einer Seits die Hoͤhe vermindert wird, auf welche das Wasser bei hohen Springfluthen uͤber die Bruͤke steigen wuͤrde, und indem anderer Seits das Wasser auf diese Weise zu allen Zeiten uͤber der Bruͤke auf einem hoͤheren Stande erhalten wird, als dieß auf irgend eine andere Weise geschehen koͤnnte. Es scheint auch, daß die Magistrate der City diese Hindernisse, welche die Bruͤke den Gewaͤssern entgegensezte, einst sehr hoch anrechneten, indem sie Alles thaten, um deren Kraft ehe zu vermehren, als zu vermindern. Man erwaͤhnt (Philos. Magaz. Vol. IX. P. 33) in dieser Hinsicht einer Parliamentsacte, welche die Buͤrgerschaft ermaͤchtigte, einige der Bogen der Bruͤke zu verstopfen, um dadurch jenen Fall zu vermehren, uͤber welchen in lezter Zeit so viel geklagt wurde. Ja, ein alter, noch lebender Schriftsteller erzaͤhlt sogar, daß er sich sehr gut erinnere, daß mehrere Bogen der alten Bruͤke Schleußen genannt wurden, daß mehrere der kleinsten derselben Thore hatten, und daß an anderen noch starke eiserne Angeln sichtbar waren. (Mechan. Magaz. Vol. XII. S. 452.) In wiefern die Bewohner der City seither in dieser Hinsicht aufgeklaͤrter geworden, werden unsere Leser am besten beurtheilen, wenn wir ihnen die Ausspruͤche mehrerer ausgezeichneter Sachverstaͤndiger vorlegen. Smeaton sagte in dem oͤfter angefuͤhrten Berichte: „Wenn die London-Bruͤke mithin abgebrochen wird, so wird der Fluß oberhalb derselben bei der Ebbe so seicht werden, daß die Schifffahrt bei jeder Ebbe wahrscheinlich fuͤr Stunden sehr beeintraͤchtigt seyn wird.“ Hr. Telford, welcher einen der ersten Plaͤze unter den Mechanikern einnimmt, zeigte in einem neueren Berichte: 1) daß wenn die alte Bruͤke abgebrochen wird, die Schnelligkeit der Ebbe oberhalb der Bruͤke bedeutend zunehmen, und fruͤher eintreten wird, als gegenwaͤrtig. 2) daß die Schifffahrt, welche gegenwaͤrtig bis Teddington moͤglich ist, an diesem Orte fruͤher eingestellt seyn wird. 3) daß in dem lezten Theile der Ebbe das Flußbett einige Stunden uͤber beinahe ganz troken liegen wird. 4) daß diese Nachtheile zwar zum Theile durch die groͤßere Schnelligkeit und das groͤßere Moment, womit der Sand, Schlamm und kleinere Kies entfernt, und das Flußbett also vertieft werden wird, ersezt werden duͤrfte; daß aber eben durch diese Vertiefung des Flußbettes den Grundlagen mehrerer anderer Bruͤken, wie der Blackfriars-, Waterloo- und Westminster-BruͤkeEinige Pfeiler der Westminster-Bruͤke gehen nicht tiefer als 3 Fuß unter die Oberflaͤche des gegenwaͤrtigen Flußbettes; jene der Blackfriars-Bruͤke gehen bloß 3 Fuß 9 Zoll tief, und selbst an der Waterloo-Bruͤke reichen die Grundlagen der Pfeiler nur aus 6 Fuß 4 Zoll unter den niedrigsten Wasserstand. A. d. O. wesentlich schaden, und die Anstalten und Gebaͤude am Ufer untergraben etc. wuͤrde. Und 5) endlich, daß alle Baͤnke und tief gelegenen Gruͤnde an den Ufern der Themse, von Westminster bis Teddington, nach Entfernung der alten Bruͤke bei hohen Fluthen weit mehr den Ueberschwemmungen ausgesezt seyn wird. Der beruͤhmte Dr. Olinthus Gregory von Woolwich erklaͤrte, daß, nach seiner festen Meinung, nach Entfernung der alten Bruͤke, das Flußbett zwischen seinem Size und der Westminster-Bruͤke bei dem niedrigsten Wasserstande troken, und die Schifffahrt ganz gehemmt seyn wird. Wenn man bedenkt, daß gegenwaͤrtig bei niederem Wasserstande das Wasser in der Mitte des Stromes nur 4 Fuß Tiefe hat, und daß dieß bei Springfluthen bloß dem Falle durch die London-Bruͤke gleich ist, so wird man diese Ansicht nicht gar zu uͤbertrieben finden. Sir H. C. Englefield, der Verfasser der Schrift On the probable consequences of the demolition of London Bridge,“ unterstuͤzte die Ansichten der angefuͤhrten Maͤnner, und sagt noch, daß das Wasser uͤber der Bruͤke nach Entfernung derselben beinahe um die Menge des ganzen Falles mehr ablaufen wuͤrde, als gegenwaͤrtig; daß eine groͤßere Tiefe bei hohem Wasserstande der Schifffahrt keinen Nuzen bringen wuͤrde, und daß, in dem Maße als das Flußbett bei der Ebbe troken bleibt, die Gesundheit der naͤchsten Umgebungen durch die Ausduͤnstungen des Schlammes, welcher zuruͤkbleibt, leiden muͤßte. – Selbst Hr. Rennie gestand noch im J. 1820 zu, daß wenn die London-Bruͤke abgebrochen wuͤrde, mehrere Theile des Ufers von Westminster bis Chelsea um 12 bis 18 Zoll erhoͤht werden muͤßten.Mehrere der Kais der Themse sind bloß 1 1/2 bis 2 Fuß uͤber das Trinity-Hochwasser-Zeichen erhaben, und werden daher selbst gegenwaͤrtig haͤufig uͤberfluthet. A. d. O. Allein, laͤßt sich eine neue Bruͤke denn nicht ohne Beibehaltung dieses Dammes erbauen, und auf diese Weise das allgemeine Verlangen nach Neuheit, und das Interesse der Schifffahrt zugleich befriedigen? Allerdings. Dr. Gregory machte, waͤhrend er die Nachtheile der unbedingten Entfernung der London-Bruͤke aus einander sezte, zugleich den Vorschlag: daß die neue Bruͤke sieben statt fuͤnf Bogen haben soll, und daß unter jedem Bogen Schleußenthuͤren, gleich jenen, deren man sich in Holland so haͤufig bedient, angebracht werden sollten; daß die Westminster-, und vielleicht auch die Blackfriars-Bruͤke mit aͤhnlichen Schleußenthuͤren zu versehen sey, um auf diese Weise den ganzen Fluß gleichsam in eine große Doke zu verwandeln; daß die Uferdaͤmme und Kais sowohl an dem Surrey- als an dem Middlesex-Ufer weiter in den Fluß hinein geruͤkt, und dieser dadurch schmaͤler gemacht werden soll; daß hiebei alle starken Kruͤmmungen, Vorspruͤnge und Buchten abzugraben oder auszufuͤllen waͤren. Durch die zwekmaͤßige Anwendung dieser Schleußen an den drei Bruͤken, in Verbindung mit der weilenweisen Benuzung von Plankungen, durch welche die Stroͤmung auf die Niederschlaͤge von Schlamm, Sand etc. gerichtet werden koͤnnte, ließe sich nach Dr. Gregory den Nachtheilen des Niederreißens der alten Bruͤke nicht nur abhelfen, sondern auch die Schifffahrt uͤber derselben bedeutend erleichtern. Dieser Vorschlag des Hrn. Drs. Gregory fand bei Hrn. Telford eine so gute Aufnahme, daß er sagte, er moͤchte, im Falle er angenommen wird, der Buͤrgerschaft rathen, sich demselben nicht laͤnger zu widersezen. Die Erbauung einer neuen Bruͤke mußte entweder durch die Herstellung einer ganz freien, und die Schifffahrt sehr erleichternden Wasserstraße,Wenn man diesen Zwek allein im Auge haͤtte, so haͤtte die Buͤrgerschaft wohl untersuchen duͤrfen, ob der Plan zu einer Bruͤke, welchen die HH. Telford und Douglas im J. 1800 vorlegten, nicht unter allen der beste sey. Diese Herren schlugen naͤmlich vor, 200 Yards von der alten Bruͤke eine neue Bruͤke zu bauen, deren Zugaͤnge von der koͤnigl. Bank und von der High-Street des Borough herliefen. Diese Bruͤke sollte aus Eisen erbaut werden, und die Spannung der Bogen (welche einen Kreisabschnitt bildeten) 600 Fuß betragen, so daß der Sinus versus uͤber dem hohen Wasserstande 65 Fuß haͤtte. Merkwuͤrdig ist uͤbrigens, daß Hr. Telford, welcher die Nachtheile der Entfernung der Daͤmmung durch die alte Bruͤke nachwies, zu einer anderen Zeit eine Bruͤke vorschlug, die gleichfalls keine solche Daͤmmung gewaͤhrte! A. d. O. oder durch den Verfall der alten Bruͤke motivirt seyn; fuͤr beides blieb man die Beweise schuldig, und doch ging die Bill durch und ward zum Geseze. Kurz bevor die Bill durchging, schrieb die Buͤrgerschaft Preise von 250, 150 und 100 Pfd. fuͤr die drei besten Zeichnungen einer neuen Bruͤke mit fuͤnf Bogen aus, die in der Mitte 23 Fuß uͤber das Trinity-Hochwasser-Zeichen erhaben seyn, und eine 690 Fuß breite freie Wasserstraße geben mußte. Die eingegangenen Zeichnungen wurden den drei koͤnigl. Architecten Nash, Soane, Smirke und Hrn. Montague zur Beurtheilung uͤbergeben, nach welcher Hrn. Gwilt's Plan fuͤr den besten erklaͤrt wurde. Die Buͤrgerschaft kehrte sich jedoch nicht an die Berichte der von ihr selbst ernannten Bericht-Erstatter, sondern ertheilte den ersten Preis Hrn. Charles Fowler, den zweiten Hrn. T. Borer, den dritten Hrn. Busby, und uͤberging Hrn. Gwilt ganz und gar. So sonderbar dieses Resultat war,Wir finden hierin gar nichts Sonderbares, dieß ist das gewoͤhnliche Resultat aller Concurse, und aller Vorschlaͤge der Bericht-Erstatter. Sie werden bloß befolgt, und als Anhaltspunkte dargestellt, so lang sie mit der Ansicht, oder vielmehr mit dem Interesse und der Willkuͤr jener uͤbereinstimmen, welche die lezte Entscheidung zu gehen haben. A. d. Ueb. so war doch das, was diesem folgte, noch sonderbarer. Die Buͤrgerschaft befolgte selbst keinen der Plane, die sie mit Preisen gekroͤnt hatte, sondern erklaͤrte jenen des Hrn. Rennie, der ihr unter der Hand mitgetheilt worden, fuͤr den besten, und nach diesem wurde auch die Ausfuͤhrung durch die Parliamentsacte ausschließlich befohlen. Dieses Benehmen der Buͤrgerschaft wurde schon oft einer strengen Kritik unterworfen; allein mit Ausnahme des unedlen, und wenn man will, schaͤndlichen Verfahrens gegen Hrn. Gwilt, dem doch von seinen Amtsbruͤdern selbst der Preis zuerkannt worden, scheint sie uns recht gehandelt zu haben. Denn wenn sie auch gewisse Plane fuͤr die besten erklaͤrt hatte, so hinderte sie ja doch nichts, einen spaͤteren noch weit besseren, wie es uns jener des Hrn. Rennie wirklich zu seyn scheint, anzunehmen. Wir werden Hrn. Rennie's Plan spaͤter beschreiben; hier genuͤgt zum Vergleiche einstweilen, daß er fuͤnf halb-elliptische Bogen von sehr bedeutender Groͤße annahm. Auch Hr. Gwilt, dessen Plan in der Zeichnung dargestellt ist, schlug fuͤnf Bogen vor, die jedoch Kreisabschnitte bildeten. Fig. 1. ist ein Aufriß des mittleren Bogens, an welchem A und B den hohen und niederen Wasserstand bezeichnen. Fig. 2 ist ein Aufriß der Landpfeiler und der Stiegen; Fig. 3 ein Grundriß des oberen Baues; Fig. 4 ein Grundriß der Grundlagen fuͤr die Landpfeiler und Stiegen; und Fig. 5 ein Grundriß der Pfeiler. Fuͤr die Bogen schlug er folgende Dimensionen vor: Spannung.   Hoͤhe uͤber demhohen Wasserstande.     Fuß.     Fuß.     Zoll. Mittlerer Bogen     150     25       0 Die beiden, dem mittleren zunaͤchst    stehenden Bogen     140     23       4 Die Bogen an den Landpfeilern     130     22       8 Die Wasserbrecher sollten 25 Fuß, die Pfeiler 20 Fuß Dike bekommen, und die Bruͤke zwischen den Brustwehren 50 Fuß Breite erhalten; der Fahrweg sollte auf 26 Fuß 1 Fuß Neigung haben. Ob diese Bruͤke des Hrn. Gwilt in jeder Hinsicht so schoͤn gewesen waͤre, wie jene des Hrn. Rennie, wollen wir nicht untersuchen; so viel ist aber gewiß, daß die Wahl der Form eines Kreisabschnittes fuͤr die Bogen fuͤr sich allein schon einen hinreichenden Grund zur Verwerfung dieses Planes geben mußte, indem es erwiesen, und besonders auch durch die Blackfriars- und Waterloo-Bruͤke bestaͤtigt ist, daß an den elliptischen Bogen alle Theile sich im vollkommensten Gleichgewichte befinden, und am wenigsten Neigung zum Nachgeben haben. Die elliptischen Bogen sind mithin staͤrker als die Bogen von irgend einer anderen Form, und, indem sie weniger Material verschlingen, auch leichter und wohlfeiler. Sie gestatten ferner eine groͤßere Hoͤhe der Schenkel, und gewaͤhren eine groͤßere Flachheit des Scheitels. Ein großer Theil der Kunstgenossen des Hrn. Gwilt will zwar nicht zugestehen, daß dessen Plan jenem des Hrn. Rennie nachstehe; wir glauben jedoch, daß dieß mehr von dem Vorwurfe herruͤhrt, den man der Buͤrgerschaft macht, als habe dieselbe den Plan des Hrn. Ritchie bereits gut geheißen gehabt, als sie die Preise ausschrieb, und als habe sie hiebei dieselbe Farce gespielt, welche die Regierungen gewoͤhnlich bei der Besezung der Stellen durch Concurse zum Besten geben. Wir glauben nicht, daß sich dieß so verhaͤlt; wenn es aber auch wirklich so waͤre, so haͤtte die Buͤrgerschaft sich dieses Mittels wohl bedienen koͤnnen, um zu sehen, ob ihre Preise nicht einen noch vorzuͤglicheren Plan zum Vorscheine bringen moͤchten. Leider starb Hr. Rennie bevor noch die Ausfuͤhrung seines Planes begonnen. An ihm verlor das Land einen seiner vorzuͤglichsten Kuͤnstler, dem es, was auch seine Gegner sagen moͤgen, viele seiner schoͤnsten Monumente und Zierden zu verdanken hat. Nach dessen Tod wurde die Auffuͤhrung der Bruͤke seinem Sohne, dem gegenwaͤrtigen Sir John Rennie, uͤbertragen, unter welchem die HH. Joliffe und Bankes als die Baucontrahenten angenommen wurden. Die Regierung betrachtete diese Unternehmung als einen Gegenstand, welcher nicht bloß oͤrtliches, sondern auch nationales Interesse haͤtte, und gewaͤhrte ihr daher einen Beitrag von 200,000 Pfund, unter der Bedingung, daß die Lords der Schazkammer in Gemeinschaft mit der Buͤrgerschaft die Controle uͤber den Bau fuͤhren sollten. Nach Hrn. Rennie's urspruͤnglichem Plane sollte die neue Bruͤke an derselben Stelle erbaut werden, an welcher sich die alte befand, und vorher, um den Verkehr nicht zu hemmen, eine hoͤlzerne Bruͤke hergestellt werden. Die Hoͤhe der Bruͤke sollte an beiden Enden mit dem Niveau der alten Zugaͤnge, d.h. der Thames- und Toley-Streets correspondiren, um durch neue Zugaͤnge nicht zu große Kosten zu veranlassen. Die Buͤrgerschaft beschloß jedoch, ohne hierauf oder auf die Verordnungen der Parliamentsacte Ruͤksicht zu nehmen, und ohne die Lords der Schazkammer zu befragen, daß die Bruͤke um 180 Fuß weiter oberhalb uͤber die Themse erbaut werden soll. Haͤtte man hiebei im Sinne gehabt, sich der schmalen und steilen Einfahrt in die City bei Fish-Street-Hill zu entledigen, so waͤren wir geneigt gewesen zuzugestehen, daß die Ausgabe aus diesem Grunde allein schon nicht gewagt war; allein diese Verbesserung lag wenigstens Anfangs nicht im Sinne der Buͤrgerschaft. Nach dem urspruͤnglichen Contracte, den sie mit den HH. Joliffe und Bankes abschloß, sollte sich die Bruͤke wie vorher in gleicher Hoͤhe mit der Thames-Street enden, und dann in einem halbmondfoͤrmigen Wege bis zum Fuße des Fish-Street-Hill fuͤhren. Man kann sich aber nicht leicht einen groͤßeren Umweg, einen mehr unebenen und ungeeigneteren Zugang denken, als diesen; denn wenn man von Cornhill kommt, so muß man zuerst durch eine steile und schmale Straße bis beinahe zum Niveau des Flusses herabsteigen, sich dann ploͤzlich rechts wenden, in einem Halbmonde herumgehen, sich dann wieder links wenden, um endlich an der Bruͤke hinaufzusteigen! Wir haben diese Abweichung von dem urspruͤnglichen Plane des Hrn. Rennie, und die dadurch noͤthig gewordene Verbesserung der Zugaͤnge bloß angegeben, um zu erklaͤren, wie es kam, daß die Kosten dieser Bruͤke den Voranschlag der Kosten um mehr uͤbersteigen, als man dieß je bei einer Bruͤke erlebt hat. Hr. Rennie schaͤzte naͤmlich die Kosten der neuen Bruͤke auf 430,000 Pfd., und jene der einstweiligen Nothbruͤke auf 20,000 Pfd. Was die Kosten der Bruͤke selbst betrifft, so wurde der Voranschlag auch nur um sehr wenig uͤberstiegen. Die Aenderung der Stelle, an welcher die Bruͤke erbaut werden sollte, und die neuen, von der Buͤrgerschaft entworfenen, Zugaͤnge, erhoͤhten jedoch diese Schazung um 456,000 Pfd. Die unuͤberlegte und unverstaͤndige Anordnung dieser Zugaͤnge, besonders jener an der City, machte aber spaͤter neue Veraͤnderungen noͤthig, wodurch die Ausgaben beinahe auf die Summe von zwei Millionen Pfunden stiegen! Die Contrahenten begannen ihre Arbeit am 15. Maͤrz 1824, an welchem sie den ersten Pfahl fuͤr den Kastendamm des suͤdlichen Pfeilers einrammten. Da das Flußbett an der Stelle, an welcher die Bruͤke erbaut werden sollte, bei Springfluthen, bei niederem Wasserstande uͤber 30 Fuß tief, und die Stroͤmung zu allen Zeiten sehr stark war, so mußte man zu einigen außerordentlichen Mitteln seine Zuflucht nehmen, um den Kastendamm so stark zu machen, daß er kein Wasser einließ. Die Form des Dammes war eine Ellipse, welche man in Fig. 6 sieht. Es wurden drei Reihen gut in einander gefalzte und mit Eisen beschlagene Pfaͤhle von 80 bis 90 Fuß Laͤnge in den Grund eingerammt, fest zusammengebolzt und dann mit Thon etc. ausgeschlagen. Zwischen diese Reihen von Pfaͤhlen wurden hoͤlzerne Stuͤzen oder Balken hh gebracht, und der innere Raum, wie man bei f, f, f, b sieht, nach der diagonalen Methode mit starker Zimmerung versehen. Da das Holz, wenn von der Seite auf dasselbe gewirkt wird, verhaͤltnißmaͤßig schwach ist, so wurden die Laͤngenbalken b, b und e, e durch Baͤnder fest mit einander verbunden, wo dann die Arme oder Stuͤzen f, f in diese Gefuͤge kamen. Bei k, k befanden sich die Stiegen, auf welchen man in den Damm hinabstieg; bei p, p die Pumpen, mittelst welchen das Wasser ausgepumpt wurde, welches aus Quellen in denselben drang, oder durch die Waͤnde einsikerte. yy stellt den Pfeiler aus festem Mauerwerke sammt dessen Grundlage und der Art die Steine mit einander zu verbinden, vor. Es wurden vielleicht noch nirgends so kuͤnstliche Kastendaͤmme erbaut, als wie diese, welche der Beachtung eines jeden praktischen Mechanikers gewiß in hohem Grade werth sind. Sie entsprachen ihrem Zweke auch so gut, daß das Innere derselben, ungeachtet der ungeheuren Gewalt des Wassers, der sie Widerstand zu leisten hatten, fast immer troken war, und daß die Dampfmaschine und die Pumpen nur selten in Thaͤtigkeit gesezt werden mußten. Zum Ausziehen der Pfaͤhle bei Entfernung der Kastendaͤmme bediente man sich sonst der Maschine, welche Belidor in seiner Architecture Hydraulique beschrieb, und welche im J. 1749 mit Vortheil angewendet wurde, um den Fluß Var von dem Walde von Pfaͤhlen zu reinigen, welche waͤhrend des Krieges eingerammt worden waren. Der selige Rennie hat das Verdienst einen viel einfacheren und eben so wirksamen Apparat zu diesem Behufe eingefuͤhrt zu haben, welchen man in Fig. 7 abgebildet sieht, und der auf der außerordentlichen Kraft der neueren hydraulischen, von Bramah erfundenen, Pumpe beruht. Dieser Apparat wurde zuerst bei dem Baue der Waterloo-Bruͤke angewendet. AA stellt einen Theil der Verpfaͤhlung des Kastendammes vor, und B die Pumpe, welche oben auf dieser Verpfaͤhlung befestigt ist. Wird der Griff C dieser Pumpe belegt, so wird Wasser aus dem Behaͤlter D gepumpt, und durch die kupferne Roͤhre C in einen eisernen Cylinder getrieben, der von dem hoͤlzernen, fest an den Pfaͤhlen befestigten, Bloke F eingeschlossen ist. Der Druk des Wassers treibt dann den festen oder soliden Taucher G in die Hoͤhe, und dieser hebt den Balken H, welcher auf einem anderen Balken J ruht. Wird nun ein loser eiserner Ring L um den Pfahl K gebracht, und die Kette M einige Male um den Balken H gezogen, so wird der Ring L, wenn er von der Kette emporgezogen wird, eine winkelige Stellung annehmen, und dadurch eine solche Gewalt auf den Pfahl ausuͤben, daß dieser dem Baume folgen muß, so wie er in die Hoͤhe steigt. Die Ausdruͤke: erster Stein (first stone) und Grundstein (foundation stone) werden im gemeinen Leben gewoͤhnlich fuͤr gleichbedeutend gehalten; in gegenwaͤrtigem Falle koͤnnte diese Meinung leicht zu Mißverstaͤndnissen fuͤhren, vor welchen wir den Leser warnen. Die eigentlichen Grundlager der neuen London-Bruͤke bestehen nicht aus Stein, sondern aus Holz. Es wurden naͤmlich von dem Inneren des Kastendammes aus Pfaͤhle aus Buchenholz beinahe 20 Fuß tief in den blauen Thon getrieben, der das natuͤrliche Flußbett der Themse bildet. Auf die Koͤpfe dieser Pfaͤhle wurden zwei Reihen horizontaler Balken von 12 Zoll im Gevierte gelegt, und diese Balken mit buchenen Bohlen von 6 Zoll Dike bedekt. Auf diesen gut gestuͤzten Boden wurde dann erst die unterste Schichte Mauerwerk gelegt. Auf diese Weise wurden saͤmmtliche Pfeiler erbaut, indem eine lange und sehr verschieden erprobte Erfahrung zeigte, daß derlei Grundlagen die groͤßte Sicherheit gewaͤhren. Dem festesten Boden, und selbst Felsen darf man nicht immer trauen. Bloudel erwaͤhnt z.B. einer Kirche in Paris, welche, obschon sie auf einem, dem Anscheine nach sehr festen Boden, und mit sehr diken Mauern erbaut worden, doch an einer Seite sich senkte, weil in fruͤheren Zeiten einige Klafter unter deren Grundlagen zwei oder drei Hoͤhlen gegraben worden waren. Gautier erzaͤhlt einen aͤhnlichen Fall von einem Festungswerke, welches auf einem Felsen auf einer der Inseln von Oleron erbaut wurde, und dann auf einer Seite einfiel, weil im Inneren des Felsens eine natuͤrliche Hoͤhle bestanden hatte. Stephen Wren sagte in der Schrift zur Vertheidigung seines Vaters, welcher bei dem Baue der Paulskirche das Einrammen von Pfaͤhlen vernachlaͤssigt hatte, daß wenn man die Pfaͤhle nicht immer naß erhalten kann, eine Grundlage aus denselben eben so wenig Festigkeit darbietet als irgend eine andere, weil diese Pfaͤhle, wenn sie abwechselnd naß und troken werden, bald faulen. Dieß ist sehr richtig, und daher die große Gefahr, denen die hoͤlzernen Grundlager der Blackfriars- und Westminster-Bruͤke ausgesezt seyn werden, wenn die Tiefe des Flusses nach der Entfernung der alten London-Bruͤke so großen Veraͤnderungen Preis gegeben seyn sollte. Da durch den Bau der neuen Bruͤke die Schifffahrt auf dem Flusse beeintraͤchtigt wurde, so fand man es bald fuͤr noͤthig, zwei der kleineren Bogen an jeder Seite der alten Bruͤke in Einen zu verwandeln. Die Leichtigkeit und Schnelligkeit, mit welcher dieß geschah, gab einen sehr lehrreichen Commentar uͤber die Zweifel, die fruͤher uͤber die Thunlichkeit dieses Vorschlages erhoben worden waren. Der gewoͤhnliche Verkehr wurde naͤmlich durch diesen Bau nicht ein Mal unterbrochen; die schwersten Lasten gingen uͤber die Bruͤke, und Schiffe segelten unter derselben durch, waͤhrend der ganze Charakter zweier großer Theile dieses Gebaͤudes wesentlich veraͤndert wurde. Der Fahrweg wurde zuerst eingeengt, die eine Haͤlfte desselben auf ein Mal weggenommen, und Raum fuͤr die Aufnahme eines queren eisernen Bindebalkens geschafft. Auf diesen Bindebalken wurde von den aͤußeren Pfeilern der beiden Bogen eine Reihe massiver hoͤlzerner Hauptbalken gelegt, welche, nicht wie an Daͤchern, in Zwischenraͤumen gelegt, sondern von einer Seite des Fahrweges bis zur anderen fest aneinander gebolzt wurden, so daß sie eine ununterbrochene gezimmerte Flaͤche bildeten. Ueber dem Bindebalken wurde das eingesezt, was man fuͤglich die Unterlage oder die Rippe fuͤr die Bodenbretter (brest-summer) nennen kann, und in welche in Zwischenraͤumen Hoͤlzer eingezapft wurden, die einer festen Dielung, auf welche das Pflaster, so wie es fruͤher war, gelegt wurde, als Stuͤze dienten. Die Staͤrke dieser Zimmerung wurde noch durch eine Anzahl Gegenhauptbalken vermehrt, indem einige der Bruͤstungen fest mit einander verbunden wurden, andere aber einen Zwischenraum von ihrer eigenen Breite zwischen sich ließen. – Nicht weniger merkwuͤrdig, als die sinnreiche Idee und die Geschiklichkeit ihrer Ausfuͤhrung, war die Schnelligkeit, mit der dieser Bau betrieben wurde: in nicht mehr als 6 Wochen war derselbe naͤmlich gaͤnzlich vollendet. Die Erbauung der hoͤlzernen Lehrbogen, durch welche die Bogen waͤhrend des Baues gestuͤzt werden sollten, bildete eine andere große Schwierigkeit bei dieser großen Unternehmung. Alle Bogen koͤnnen bis zu einer Neigung von 30º ohne alle Lehrbogen getrieben werden; denn bei diesem Winkel werden die Gewoͤlbsteine nicht aus der Stellung gleiten, in welche sie gebracht werden, sondern bloß gegen einander druͤken. So wie sich aber die Steine mehr und mehr der senkrechten Stellung naͤhern, so nimmt ihre Gravitationskraft zu, und sie muͤssen durch Lehrbogen von gehoͤriger Staͤrke gestuͤzt werden. Diese Gravitation muß an solchen Bogen, welche, wie jene an der neuen London-Bruͤke, sehr flache Ellipsen bilden, noch viel groͤßer seyn, als an anderen Bogen, und erfordert um so mehr Beachtung, als es gerade bei dieser Art von Bogen von der hoͤchsten Wichtigkeit ist, daß auch nicht ein einziger der Gewoͤlbsteine auch nur im Geringsten von seiner gehoͤrigen Stellung abweiche. Es waren mithin hier Lehrbogen von mehr als gewoͤhnlicher Staͤrke noͤthig, deren einzelne Theile so genau vertheilt waren, und sich so genau das Gleichgewicht hielten, daß auch nicht die geringste Veraͤnderung ihrer Form Statt finden konnte. Der erste Bogen wurde am 4. August 1827 geschlossen, und zugleich waren die anderen Bogen schon so weit vorgeruͤkt, daß am 19. November 1828 der lezte Bogen geschlossen wurde. In dem Maße als die Bruͤke sich ihrer Vollendung naͤherte, zeigte sich sowohl dem Publicum, als der Buͤrgerschaft die Nothwendigkeit, die Zugaͤnge zu der Bruͤke, die wir oben in ihrer ganzen Unzwekmaͤßigkeit geschildert haben, zu aͤndern. Die Baumeister derselben befanden sich gewisser Maßen in der Lage derjenigen, die große Gebaͤude aufgefuͤhrt, und die Stiege in denselben vergessen haben.Sollte der Ruf einiger unserer Architekten bis nach England erschollen, und dieß eine Anspielung auf dieselben seyn? Oder besizt England eben solche Genie's wie wir? A. d. Ueb. Es wurden zur Abhuͤlfe dieses Uebelstandes Plane ohne Ende eingegeben, die saͤmmtlich verworfen oder wenigstens nicht angenommen wurden, und unter denen sich vorzuͤglich jene der HH. Allen, Gwilt, Jeffreys und Lund auszeichneten. Wie viel diese Plane zur besseren Belehrung der Buͤrgerschaft beitrugen, und ob es richtig ist, daß Hr. Rennie aus denselben all das Gute copirte, was an seinem Plane ist, wollen wir hier nicht weiter untersuchen. Die einzige Abweichung von dem urspruͤnglichen Plane der eigentlichen Bruͤke, die sich Hr. Rennie erlaubte, bestand darin, daß er den Fahrweg auf der Bruͤke um 6 Fuß breiter, und die Landpfeilerbogen um 2 Fuß hoͤher machte. Die groͤßere Breite des Fahrweges wurde vom Publicum gefordert, und auch so nuͤzlich befunden, daß die Lords der Schazkammer befahlen, daß die dadurch entstandene Vermehrung der Kosten um 42,000 Pfd. aus dem oͤffentlichen Fond bestritten werden soll. Die Erhoͤhung der Landpfeilerbogen fand Hr. Rennie zur groͤßeren Sicherheit und zur vollkommneren Proportion der Bruͤke noͤthig. Am lezten Julius 1831 war die Bruͤke endlich vollendet; ihr Bau dauerte 7 Jahre 5 Monate und 13 Tage. Die Waterloo-Bruͤke wurde innerhalb 6 Jahren erbaut, allein auch unter viel geringeren localen Schwierigkeiten. Die Blackfriars- und Westminster-Bruͤken brauchten beide 11 Jahre zu ihrer Vollendung, woraus die Fortschritte in der Kunst Bruͤken zu bauen, und in dem Betriebe der Arbeit selbst waͤhrend des lezten halben Jahrhunderts deutlich hervorgehen. Es ist wohl nicht noͤthig etwas zum lobe dieser Bruͤke zu sagen: sie uͤbertrifft nicht nur alle uͤbrigen Bruͤken uͤber die Themse, sondern unter allen Bruͤken unseres Erdballes duͤrfte ihr keine an die Seite gestellt werden koͤnnen. Sie befriedigt den Volkssinn, die Anforderungen der Wissenschaft und der Kunst auf's Vollkommenste, und gestattet nirgendwo einen Tadel. Ihre Vorzuͤge liegen in dem Großartigen ihres Baues und in ihrer Einfachheit, die jede uͤberfluͤssige Verzierung von sich wies. Die Bruͤke hat, wie bereits gesagt worden, 5 halb-elliptische Bogen, von denen der kleinste groͤßer ist, als der groͤßte steinerne Bogen, welcher je erbaut wurde. Der mittlere Bogen hat eine Spannung von 152 Fuß mit einer Hoͤhe von 29 Fuß 6 Zoll uͤber dem Hochwasser-Stande; die beiden naͤchsten Bogen haben eine Spannung von 140 Fuß und eine Hoͤhe von 27 Fuß 6 Zoll, und die beiden Bogen an den Widerlagern eine Spannung von 130 Fuß und eine Hoͤhe von 24 Fuß 6 Zoll. Bisher wurden die Blackfriars- und Waterloo-Bruͤken fuͤr die groͤßten elliptischen steinernen Bruͤken gehalten; nun ist aber der mittlere Bogen der ersteren um die Haͤlfte, und jener der Westminster-Bruͤke um den vierten Theil kleiner, als der mittlere Bogen der neuen London-Bruͤke. Fig. 8 zeigt die Form und Groͤße der Kruͤmmung, welche der mittlere Bogen dieser drei Bruͤken beschreibt, woraus der Vorzug der neuen Bruͤke am schoͤnsten hervorgeht. AA ist die Kruͤmme des Blackfriars-Bogens, BB jene des Waterloo-Bogens, und CC jene des Bogens der neuen London-Bruͤke.Der der Zeichnung beigefuͤgte Maßstab ist etwas fehlerhaft, was jedoch auf die Vergleichung kaum einen merklichen Einfluß hat: er sollte naͤmlich in 152 Fuß getheilt seyn, da die wirkliche Spannung des mittleren Bogens der neuen Bruͤke 152 und nicht 150 Fuß betraͤgt. A. d. O. Die Pfeiler, auf denen diese großartigen Bogen ruhen, haben eine rechtekige Form, und sind ganz solid, ohne im Mindesten schwerfaͤllig auszusehen. Die bedeutende Verminderung im ganzen Mauerwerke, welche durch die Annahme der halb-elliptischen Kruͤmmung der Bogen bewirkt wurde, machte es dem Architecten moͤglich, die Dike der Pfeiler weit uͤber die gewoͤhnlichen Verhaͤltnisse hinaus zu vermindern. An der Westminster-Bruͤke betraͤgt naͤmlich die Dike der Pfeiler den vierten Theil der Spannung der Bogen, an der Blackfriars-Bruͤke macht sie den fuͤnften Theil derselben aus, und an der neuen London-Bruͤke kaum den sechsten. Die Basen der Pfeiler haben eine kreisfoͤrmige, kegelfoͤrmig zulaufende Form, und ragen frei in den Strom; ihre From vertraͤgt sich daher sehr gut mit der wogenden Wasserflaͤche, und entfernt auch den unangenehmen Eindruk, den die rechtwinkelige Form und die steife Ebenheit der Pfeiler gemacht haben wuͤrde. Laͤngs des oberen Theils der Bruͤke laͤuft ein einfaches Sparrenkopf-Karnieß (modillion cornia), welches die Linie des Fahrweges von Außen anzeigt, und auf welchem sich eine geschlossene Brustwehre befindet, die wie die Scamilli der Alten in 2 Hoͤhen zuruͤktritt. Als es bekannt wurde, daß die Bruͤke keine offene Ballustrade erhalten sollte, sagte man allgemein, daß die einfachen Steinbloͤke das Ganze duͤster und schwerfaͤllig machen wuͤrden; gegenwaͤrtig scheint man aber durch die gute Wirkung derselben uͤberzeugt worden zu seyn, daß sich die zwergartigen Saͤulen und die kleinen Gukloͤcher der offenen Ballustraden, denen bisher der Vorzug gegeben wurde, sehr schlecht mit den riesenhaften Pfeilern und Bogen eines solchen Baues vertragen. Die Brustwehre ist uͤbrigens bloß 4 Fuß hoch, so daß die Fußgaͤnger leicht uͤber dieselbe weg sehen koͤnnen.Fig. 9 und 10 zeigen den Grund- und Aufriß der Bruͤke. Die Fahrstraße oder die obere Flaͤche der Bruͤke bildet einen Abschnitt eines sehr großen Kreises, indem sie in 132 Fuß nur um Einen Fuß steigt. Die Erhoͤhung der Pfeiler um 2 Zoll, wie sie von Sir John Rennie veranstaltet wurde, hat sehr viel dazu beigetragen, daß die Straße ebener wurde, und dieß scheint uns auch der Hauptzwek zu seyn, welchen er bei dieser Erhoͤhung im Auge hatte. Die Landpfeiler sind an der Basis 73 Fuß breit, und laufen nach Ruͤkwaͤrts aus einander. Laͤngs derselben laufen 2 Stiegen von 22 Fuß Breite, die vom und zum Wasser fuͤhren. Die Berechnungen, nach welchen jeder Theil dieser Bruͤke belastet ist, waren so genau, und die Genauigkeit, mit welcher jeder Stein bearbeitet und gelegt worden, so groß, daß die Senkung, welche bei allen derlei Bauten Statt findet, hier unerhoͤrt gering war. Der mittlere Bogen senkte sich bloß um 2 Zoll, die beiden naͤchsten um 2 1/4 und die Bogen an den Landpfeilern nur um 2 Zoll. Die Senkung an der Waterloo-Bruͤke, welche damals fuͤr wunderbar gering gehalten wurde, betrug 5 Zoll. Die ganze Breite der Wasserfahrstraße zwischen den Bogen betraͤgt zu allen Zeiten der Ebbe und Fluch 690 Fuß, und mithin um 66 Fuß mehr, als die alte London-Bruͤke bei hoͤchster Fluth gewaͤhrte. Die ganze Laͤnge der Bruͤke, von den aͤußersten Enden der Landpfeiler an, betraͤgt 928 Fuß; innerhalb der Landpfeiler belaͤuft sich die Laͤnge auf 782 Fuß. Der Weg zwischen den Brustwehren ist 53 Fuß breit, und mithin um 8 Fuß breiter als er an der alten Bruͤke war, und um 11 Fuß breiter, als er an irgend einer anderen Bruͤke uͤber die Themse ist. Jeder der Fußwege ist 9 Fuß, der Fahrweg 35 Fuß breit. Die ganze Bruͤke, sammt den trokenen Bogen uͤber die Thames- und Tooley-Straßen, ist aus dem schoͤnsten Granite aus den Steinbruͤchen von Aberdeen, Heytor und Penryn erbaut. Die Bogen, uͤber welche an beiden Seiten die Zugaͤnge gefuͤhrt sind, sind, mit Ausnahme der beiden oben erwaͤhnten, aus Ziegelsteinen erbaut. Die Menge der Steine, welche bei dem ganzen Baue verbraucht wurden, belaͤuft sich auf 120,000 Tonnen. Das Sprengen der Steine in den Steinbruͤchen, das Aufladen, Fuͤhren, Zurichten und Sezen der Steine, sammt mehreren anderen, mit dem Baue verbundenen Arbeiten beschaͤftigte, waͤhrend der ganzen Zeit des Baues, taͤglich 800 Menschen. Die Summe, fuͤr welche die HH. Joliffe und Bankes die Bruͤke und die Zugaͤnge herzustellen uͤbernahmen, belief sich auf 426,000 Pfd. Fuͤr Erweiterung der Bogen der alten Bruͤke wurden denselben 30,000 Pfd. bewilligt; fuͤr das Erbauen der Lehrbogen eigens 8000 Pfd.; und endlich dafuͤr, daß die Bruͤke um 6 Fuß breiter gemacht wurde, als es urspruͤnglich im Plane lag, 42,000 Pfd. Die Erbauungskosten der Bruͤke belaufen sich mithin bloß auf 506,000 Pfd.; und obschon auch bei diesem Baue, wie gewoͤhnlich, einige Summen fuͤr das in Anspruch genommen werden, was außer dem Contracte lag, so sollen diese, wie wir hoͤren, doch sehr gering seyn. Welche Wirkungen die Erweiterung dere Wasserstraße nun hervorbringen wird, daruͤber wird sich erst nach Entfernung der alten Bruͤke mit Sicherheit sprechen lassen. Jedoch gibt es jezt schon einige Anzeichen, daß die hieruͤber geaͤußerten Besorgnisse nicht ganz ohne Grund sind. Man wird sich erinnern, daß, um die Daͤmmung auszugleichen, welche durch die Kastendaͤmme bei Erbauung der Bruͤke erzeugt wurde, an jeder Seite der alten Bruͤke 2 Bogen in Einen verwandelt wurden. Als nun diese Kastendaͤmme entfernt wurden, zeigte sich, daß der Fall bei der Bruͤke bereits um 15 Zoll vermindert worden, und daß das Wasser bei Springfluthen um 2 Fuß hoͤher stieg, als sonst je. Wenn nun schon diese theilweise Verminderung des alten Dammes solche Folgen hatte, welche Wirkung wird erst die gaͤnzliche Entfernung desselben nach sich ziehen? Wenn schon fruͤher bei hohen Springfluthen, wie im December 1821, alle ober der Bruͤke gelegenen Ufer so uͤberschwemmt wurden, daß die Mauern kaum Widerstand zu leisten vermochten, und die Communication nur in Bothen unterhalten werden konnte, was wird erst jezt in solchen Faͤllen geschehen? Wir hoffen, daß Alles dieß wohl-uͤberdacht werden wird, ehe man einen so maͤchtigen Fluß, wie die Themse aller seiner alten Fesseln entledigt, und ehe man die niedrigen und ungeschuͤzten Ufer, die in der Ueberzeugung bevoͤlkert und bebaut wurden, daß man den Fluß in dem Zustande lassen werde, in welchem er sich Jahrhunderte lang befand, den Fluchen Preis gibt. – Erhoͤht Eure Mauern und Waͤlle, antwortete man den Uferbewohnern auf ihre Vorstellungen. Dieß waͤre wohl ein sicheres Mittel; allein nach wie langer Zeit, nach wie vielen Ueberschwemmungen, und nach wie vielen Verlusten duͤrfte dieß erst erreicht werden, wenn dieser Plan nicht allgemein an beiden Ufern befolgt wird? Duͤrften die Uferbewohner nicht mit mehr Recht sagen: wenn ihr einen Damm zerstoͤrt, der uns Jahrhunderte lang Schuz gewaͤhrte, so koͤnnen wir auch von euch erwarten, daß ihr einige Fluththore zwischen uns und jenen zerstoͤrenden Fluthen anbringt, mit welchen ihr uns bedroht?Wir haben schon oben uͤber die Thunlichkeit dieses Vorschlages gesprochen, und wollen hier nur noch den Vorschlag des Hrn. Isaac Summer im Mechanic's Magazine Vol. XII. S. 453 anfuͤhren. Dieser sagt naͤmlich: Ich meine, daß es, um den befuͤrchteten Gefahren vorzubeugen, gut seyn duͤrfte, beim Abbrechen der alten Bruͤke 5 oder 6 der alten Pfeiler und Gegenpfeiler in beinahe gleichen Entfernungen von einander stehen zu lassen, um, wenn es noͤthig seyn sollte unter der neuen Bruͤke Schleußenthore anzubringen, doch gleich einige Pfeiler fertig zu haben, die sich nach einigem Behauen und Formen als eine wesentliche Basis hiezu verwenden ließen. Um bei Nacht alles Ungluͤk zu vermeiden, koͤnnten diese Pfeiler bei Nacht gehoͤrig beleuchtet werden; am Tage wuͤrden sie ohnedieß keinen Nachtheil bringen. A. d. O. Aber nicht bloß von der Fluth allein, sondern auch von der Ebbe drohen uns nicht geringere Gefahren, wenn die Schifffahrt bei jeder Ebbe 1 oder 2 Stunden unterbrochen, die Grundlagen aller uͤbrigen Bruͤken, so wie viele der Daͤmme und Haͤuser an dem Ufer untergraben, und die Menge des Verderben aushauchenden Schlammes vermehrt werden sollten. Die Curatoren der Westminster-Bruͤke scheinen die einzigen zu seyn, welche die Gefahr, die in Folge dieser Veraͤnderungen dem ihnen anvertrauten Baue droht, gehoͤrig wuͤrdigen; sie sind eifrig beschaͤftigt, deren Pfeiler auszubessern, und auf jede, der Kunst zu Gebot stehende Weise zu befestigen. Das Schiksal der Blackfriars-Bruͤke scheint uns bereits unterschrieben zu seyn; sie wurde so lange Zeit uͤber und so schaͤndlich vernachlaͤssigt, daß sie ihrem Ruine entgegengeht, und daß man glauben sollte, es habe sich gar Niemand um deren Erhaltung zu kuͤmmern.

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