Titel: Ueber eine verbesserte Luftpumpe und einen Verdichtungsapparat für elastische Flüssigkeiten. Von William Witty.
Fundstelle: Band 43, Jahrgang 1832, Nr. CXII., S. 445
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CXII. Ueber eine verbesserte Luftpumpe und einen Verdichtungsapparat fuͤr elastische Fluͤssigkeiten. Von William Witty. Aus dem Mechan. Magaz. N. 436. S. 194. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Witty, uͤber eine verbesserte Luftpumpe etc. Die große Zusammengeseztheit der Klappen an jenen Luftpumpen, welche man fuͤr die besten haͤlt, die vielen Maͤngel, die sich an diesen Instrumenten zeigen, wenn es sich darum handelt, einen vollkommen luftleeren Raum zu erhalten, und die Schwierigkeit, mit welcher man die elastischen Fluͤssigkeiten bis auf einen hohen Grad von Druk comprimiren kann (wenn man nicht die hydropneumatische Pumpe des Hrn. David Gordon anwendet), alle diese Umstaͤnde zusammengenommen brachten mich auf die Idee der Vorrichtung, die ich hier vorzulegen die Ehre habe. R in Fig. 40 ist ein Recipient; P eine zweiarmige Roͤhre, welche mit dem Recipienten und den beiden Roͤhren A und B in Verbindung steht. KK sind zwei Kolbenstangen, welche sich durch die Ausfuͤllbuͤchsen ii bewegen. xv sind zwei solide Kolben oder Staͤmpel mit luftdichter Liederung. Die Bodentheile dieser beiden Kolben sind genau kegelfoͤrmig gedreht, und haben in der Mitte einen Zapfen, der sich ungefaͤhr einen halben Zoll lang nach Abwaͤrts erstrekt. oo sind zwei Klappen, die gleichfalls kegelfoͤrmig sind, und die die Bodentheile der Cylinder vollkommen genau verschließen. Diese Klappen haben hohle Roͤhren, in denen sich Spiralfedern befinden, und die in zwei kleinen, als Fuͤhrer dienenden Cylindern hin und her gleiten. DD sind zwei kurze Cylinder, an welchen die Cylinder A und B durch Seitenraͤnder befestigt sind; in diese kurzen Cylinder, welche bis auf einen Zoll vom Rande, wie in der Zeichnung schwarz dargestellt ist, mit Queksilber gefuͤllt sind, steigen die Enden der Cylinder A und B drei Zoll weit herab. T ist eine Roͤhre mit zwei Armen, welche fest durch die unteren Seitenraͤnder der Cylinder A und B geschraubt sind, und mit der Luft uͤber dem Queksilber communiciren. U ist ein Unionsgefuͤge; C ein Hahn; ff sind zwei Reibungsrollen und e ist eine Schraube, durch welchen wieder Luft in den Recipienten B eingelassen werden kann. Die Kurbel und das Zahnrad, durch welches die Kolben in Bewegung gesezt werden, sind in der Zeichnung ausgelassen, damit dieselbe deutlicher blieb. Bei dieser Einrichtung geschieht nun das Auspumpen auf folgende Weise: Wenn die Kurbel so gedreht wird, daß der Kolben x auf den Boden des Cylinders geraͤth, so wird der Kolben v dabei genau uͤber die Oeffnung der Roͤhre P zu stehen kommen: in dieser Stellung sieht man denselben auch in der Zeichnung. Wird hingegen die Kurbel auf die entgegengesezte Seite gedreht, so wird v herabgedruͤkt, und x in dem Cylinder A uͤber die Muͤndung der Roͤhre P gehoben werden. So wie nun der Kolben v herabtritt, so muß er, da dessen Seiten luftdicht schließen, offenbar alle, in dem Cylinder B enthaltene Luft vor sich her treiben; diese Luft wird daher durch die Klappe o getrieben werden, und wird sich in Blasen auf die Oberflaͤche des Queksilbers begeben. Wenn der Kolben auf den Grund des Cylinders gelangt, so wird der, in dessen Mitte befindliche, Zapfen die Klappe einen halben Zoll weit herabdruͤken, und auf diese Weise wird jedes Theilchen Luft durch das Queksilber emporsteigen. In diesem Zustande wird sich der Kolben in der Stellung befinden, in welcher man den Kolben x in der Zeichnung sieht; es wird ferner alle Luft ausgetrieben, und er mit Queksilber umgeben seyn. Hierauf wird v emporgehoben und x herabgedruͤkt, wobei auf dieselbe Weise alle Luft vor demselben ausgetrieben wird. So wie aber v herabsteigt, so wird die Klappe o mittelst ihrer Feder demselben folgen, bis sie den kegelfoͤrmigen Rand des Cylinders B beruͤhrt, und dabei eine kleine Menge Queksilber einschließen, durch welche der Boden des Cylinders vollkommen geschlossen seyn wird. Sollte die Klappe auch ein wenig schweißen, so koͤnnte doch bloß Queksilber durch dieselbe dringen, was keinen Schaden bringen wuͤrde. Wird dann der Kolben v wieder gehoben, so wird zwischen der Klappe o und dem Kolben v ein vollkommen leerer Raum gebildet werden, bis v an der Muͤndung der Roͤhre P voruͤber gegangen, wo dann die Luft aus dem Recipienten R in diesen leeren Raum eindringen wird. Hierdurch wird folglich die Luft in dem Recipienten, indem sie sich in einem groͤßeren Raume verbreitet, verduͤnnt werden; und da dieß bei jeder Umdrehung der Kurbel geschehen muß, so muß auch ein bestaͤndiges Auspumpen oder eine fortwaͤhrende Verduͤnnung der Luft in dem Recipienten Statt finden, indem bei jedem Stoße alle Luft unter dem Kolben ausgetrieben wird. Wenn der luftleere Raum erreicht ist, so wird der Hahn C geschlossen. Ich habe eine Beschreibung der Cuthberson'schen Luftpumpe gelesen, die zwar eine sehr sinnreiche Erfindung ist, allein wegen der großen Zusammengeseztheit ihrer Theile sehr leicht in Unordnung geraͤth, und daher viele Unkosten verursacht. Die Mendelssohn'sche Luftpumpe ist zwar auch noch complicirt und kostspielig, aber doch einfacher; allein sie treibt nicht alle, zwischen dem Kolben und dem oberen Ende des Cylinders befindliche Luft aus, und kann daher als keine vollkommene Maschine betrachtet werden: denn die geringe Menge comprimirter Luft wird hinreichen, um den Cylinder mit Luft von eben so großer oder groͤßerer Elasticitaͤt zu fuͤllen, als die Luft in dem Recipienten besizt, wenn kein weiteres Auspumpen Statt finden kann. Hierin beruht auch der Fehler aller mir bekannten Luftpumpen, und aller Pumpen zur Compression der elastischen Fluͤssigkeiten, mit Ausnahme der erwaͤhnten hydropneumatischen Pumpe. Der Apparat, welchen ich hier angab, wird wahrscheinlich die Aufgabe eines fortwaͤhrenden Auspumpens vollkommen erfuͤllen, so lang naͤmlich die Luft noch Elasticitaͤt genug besizt, um sich in den Cylinder auszudehnen. Diese Luftpumpe laͤßt sich aber sogleich in einen Luft- oder Gas-Verdichtungs-Apparat umwandeln, wenn man entweder das Gefuͤge U losschraubt, und es mit der Roͤhre T verbindet, die man an dieselbe anpaßt, oder wenn man eine eigene Pumpenplatte anbringt, sobald die Verdichtung und Auspumpung zu gleicher Zeit geschehen soll. Lezteres kann jedoch nicht empfohlen werden, da die große Compression der Luft unter dem Kolben einen geringen Antheil Luft durch die Liederung treiben, und dadurch die Bildung eines gehoͤrigen luftleeren Raumes verhindern konnte. Sollen Gase comprimirt werden, so muß die Roͤhre P mit einer anderen Roͤhre verbunden werden, die von A, einem Gasbehaͤlter oder einer pneumatischen Wanne kommt; und da jedes Theilchen Luft bei jedem Stoße und unter jedem Druke aus dem Cylinder ausgetrieben wird, so kann die Compression bis zu einem unbegraͤnzten Grade getrieben werden. Anmerkung des Mechanic's Magazine . Die Pumpe, deren Hr. Witty im Eingange erwaͤhnt, ist, wie wir vermuthen, jene, die der selige erfindungsreiche David Gordon erfand, und die er Queksilber-Heber-Pumpe, nicht hydropneumatische Pumpe nannte.Wahrscheinlich verwechselte Hr. Witty Gordon's Pumpe mit Sam. Seaward's hydropneumatischer Pumpe zum Zusammendruͤken der Gasarten und anderer elastischer Fluͤssigkeiten, die unsere Leser im Polyt. Journale Bd. XV, S. 270 beschrieben und abgebildet finden. Ueber die Gordon'sche Pumpe vergleiche man auch Polyt. Journal Bd. XIX, S. 161. A. d. Ueb. Gordon's Pumpe wurde fuͤr die Anstalten des tragbaren Gases, die derselbe zu London errichtete, erfunden, und mehrere Jahre hindurch mit großem Vortheile benuzt, so daß wir hier eine kurze Beschreibung dieser vortrefflichen Vorrichtung geben zu muͤssen glauben. Die Zeichnung Fig. 41 ist ein senkrechter Durchschnitt dieser Pumpe, wobei der Taucher (a) in jener Stellung gezeigt ist, die er hat, wenn er am tiefsten herabgedrungen ist. Der Theil c ist mit Wasser gefuͤllt, der dunklere Theil dd hingegen mit Queksilber. Wenn der Taucher aufgezogen wird, so verbreitet sich das Wasser in dem Raume, den derselbe einnahm; dadurch wird der Druk des Wassers vermindert, und daher steigt die unterhalb befindliche Queksilbersaͤule in dem laͤngeren Arme des Hebers, waͤhrend sie in dem kuͤrzeren Arme herabsinkt, bis sie in beiden Armen gleiche Hoͤhe erreicht hat. In Folge dieses Herabsinkens des Wassers in dem kuͤrzeren Arme oͤffnet sich die Klappe e, und laͤßt eine Quantitaͤt Gas von gewoͤhnlicher Dichtheit, die durch die Roͤhre f aus einem Gasbehaͤlter zustroͤmt, eindringen. Wird nun aber der Taucher herabgedruͤkt, so wird das Gas durch das hierdurch bewirkte Steigen des Queksilbers in dem kuͤrzeren Heber-Arme zusammengedruͤkt, und durch die Entladungsklappe g getrieben, die sich in die Roͤhre h oͤffnet, durch welche das Gas in einen gehoͤrigen Recipienten geleitet wird. Das Queksilber und das Wasser werden mittelst des Trichters bei i in den Heber gebracht, wobei die Muͤndung bei k zum Austritte der Luft offen gelassen wird. Wenn die Pumpe ganz gefuͤllt ist, so wird diese Oeffnung k durch einen Schraubenstift luftdicht verschlossen. Ebenso wird dann in die Oeffnung i ein Stift geschraubt, und Wasser daruͤber gebracht.In Nr. 438 des Mechanics's Magazine erklaͤrterkaͤrt zwar ein Hr. K. C. die Luftpumpe des Hrn. Witty fuͤr eine rein theoretische Erfindung, die in der Praxis untauglich seyn muͤsse; wir geben sie jedoch dessen ungeachtet, da sie einige Dinge von praktischem Werthe zu enthalten scheint. Hr. K. C. bemerkt, daß wenn die Klappen genau passen, es eine unnuͤze Arbeit ist, in jedem Cylinder bei jedem Aufziehen des Kolbens einen vollkommen leeren Raum hervorzubringen, bis der Kolben uͤber die Muͤndung der Roͤhre P gestiegen ist; und daß wenn die Klappen nicht gut schließen, das Queksilber dem Kolben so weit folgen wird, bis es dem atmosphaͤrischen Druke das Gleichgewicht halten wird, so daß auf diese Weise der vermeintliche luftleere Raum mit Queksilber gefuͤllt seyn wird. Hr. K. C. arbeitet selbst an einer verbesserten Luftpumpe, die er bekannt machen will, wenn ihm seine Versuche mit derselben gelungen seyn werden. A. d. Ueb.

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