Titel: Bericht des Hrn. Héricart de Thury über die hohlen Eisenstangen der HH. Gandillot und Roy (rue Pétrelle Nr. 3, 5 und 7 faubourg Poissonière in Paris).
Fundstelle: Band 44, Jahrgang 1832, Nr. LXI., S. 274
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LXI. Bericht des Hrn. Héricart de Thury uͤber die hohlen Eisenstangen der HH. Gandillot und Roy (rue Pétrelle Nr. 3, 5 und 7 faubourg Poissonière in Paris). Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement. Februar 1832, S. 41. Héricart de Thury, Bericht uͤber die hohlen Eisenstangen. Die HH. Gandillot und Comp. uͤberreichten der Gesellschaft den Prospectus eines Etablissements, welches sie in Paris zur Fabrikation hohler Eisenstangen fuͤr alle Schlosserarbeiten bei Gebaͤuden, wie Gittern, Gelaͤndersaͤulen, Altanen, Treppengelaͤndern u.s.w. errichtet haben. Dieser Industriezweig, welchen jene Fabrikanten schon seit mehreren Jahren mit Erfolg zu Besançon trieben und worauf sie ein Brevet d'invention fuͤr 15 Jahre erhalten haben, ist fuͤr die Architectur wegen der großen Vortheile, die er darbietet, hoͤchst wichtig; dahin gehoͤren: 1) Eine Ersparung von ungefaͤhr zwei Drittel an den Auslagen fuͤr massives Eisen, indem der Preis zweier gleichen Gitter, wovon das eine aus hohlem und das andere aus massivem Eisen verfertigt ist, in dem Verhaͤltniß von 116 Fr. 50 C. zu 326 Fr. 60 C. steht.Es sey ein Gitter von hohlen Eisenstangen 6 Fuß breit, und bestehe aus eilf Stangen von 7 Fuß Laͤnge auf 13 Linien Dike, mit drei horizontalenQuerstuͤken von 16 Linien im Gevierte, so ergebensich die Kosten fuͤr die 77 Fuß runder Stangen von 13 Linien Dike, den Fuß zu 81 Cent. gerechnet, zu  62 Fr.35 C.Fuͤr die 18 Fuß Querstuͤke von 16 Linien Dike  37 –45 –Und fuͤr die Zusammenfuͤgung, 33 Stuͤke von Nr. 13, zu 50 Cent.  16 –50 –––––––––––––Der Preis des Gitters aus hohlem Eisen betraͤgt116 –30 –Fuͤr ein aͤhnliches Gitter aus massivem Eisen wuͤrdendie 77 runden Stangen von 13 Linien Dike (die 6 Fuß zu80 Cent., dem gewoͤhnlichen Preis der Schlosser gerechnet) kosten224 ––   –Und die 18 Fuß eiserner Querstuͤke von 16 Linien im Gevierte102 –60 –Der Preis des Gitters aus massivem Eisen betraͤgt326 –60 –Derjenige des Gitters aus hohlem Eisen116 –30 –––––––––––––Die Ersparung macht also210 –30 –A. d. O. 2) Die Festigkeit des hohlen Eisens steht zu derjenigen des massiven in einem so vortheilhaften Verhaͤltnisse, daß bei zwei Stangen, wovon die eine hohl und die andere massiv ist, damit sie in der Staͤrke einander gleich werden, die Durchmesser zu einander nur in dem Verhaͤltniß von 9 zu 8 zu seyn brauchen, vorausgesezt daß die Dike der Roͤhren der dreizehnte Theil ihres Durchmessers ist. 3) Die Staͤrke der hohlen Stangen ist dem Cubus ihres Durchmessers proportional, waͤhrend der Preis nur wie der Durchmesser zunimmt; man kann folglich mit geringem Aufwand die Verschoͤnerung sowohl als die Festigkeit der Gebaͤude sehr weit treiben, was bei Anwendung des massiven Eisens nur mit großen Kosten moͤglich ist. 4) Daß bei Anwendung des hohlen Eisens das Gewicht des Metalles um ungefaͤhr drei Viertel vermindert wird, und zwar ohne Beeintraͤchtigung der Festigkeit, ein in vielen Faͤllen, wo es darauf ankommt die Gebaͤude moͤglichst wenig zu beschweren, hoͤchst schaͤzbarer Vortheil.Die Erfahrung lehrt, daß wenn man eine massive Eisenstange von dem Gewicht einer hohlen verfertigen wuͤrde, die Festigkeit dieser lezteren fuͤnf Mal groͤßer als die der massiven von gleichem Gewicht waͤre.A. d. O. 5) Endlich daß man eine Reihe von Roͤhren in einander steken und sich dadurch eine Stange verschaffen kann, deren Staͤrke bei weitem groͤßer ist als die einer massiven Stange von demselben Durchmesser, obgleich jene ein viel geringeres Gewicht hat als diese.Eine solche Stange, wenn sie nach Bedarf nur doppelt oder dreifach waͤre, wuͤrde z.B. den Vortheil darbieten, daß man sie an gewissen Stellen in einem Gitter anbringen und dadurch, ohne daß sie diker als die Zwischenstangen waͤre, die Strebepfeiler beseitigen koͤnnte; uͤberdieß haben die Strebepfeiler bei einem Gitter aus hohlem Eisen auch ein viel geringeres Gewicht zu tragen, und koͤnnen schon deßwegen viel schwaͤcher seyn.A. d. O. Ich wurde als Director der Stadtbauten von Paris von dem mechanischen Comité der Gesellschaft mit der Pruͤfung der hohlen Eisenstangen der HH. Gandillot beauftragt und bei diesen Versuchen von mehreren meiner Collegen unterstuͤzt. Die HH. Gandillot uͤberschikten Buͤndel hohler Stangen von verschiedenem Caliber, wovon einige leer und andere mit KittDieser Kitt ist demjenigen der Brunnenmacher aͤhnlich, und besteht aus Harz, Terpenthin und gestoßenen Ziegeln.A. d. O. ausgefuͤllt waren; man pruͤfte sie mit einer aͤhnlichen Maschine, wie sie Duleau zu seinen Versuchen anwandte. Diese Maschine besteht in der Hauptsache aus einem eisernen Hebel, durch dessen eines Ende ein Bolzen geht, welcher dem Hebel als Stuͤzpunkt dient; das andere Ende ist mit einer Wagschale, auf welche die Gewichte gebracht werden, versehen. Die Wagschale ruht auf einem Messer (Wagzapfen) in einem in dem Hebel angebrachten Einschnitt, so daß die Reibung vermieden wird; die Entfernung ihres Aufhaͤngepunktes vom Stuͤzpunkte betraͤgt 4 Meter. Die Wirkung, welche das Gewicht der Maschine allein auf die Eisenstangen ausuͤbt, ermittelte man durch eine Wage, die uͤber dieser Maschine angebracht wurde. Das Ende des großen eisernen Hebels wurde an einer der Schalen befestigt und in die andere Schale brachte man so viele Gewichte als noͤthig waren, um der Maschine das Gleichgewicht zu halten. Es waren 213 K., 05 erforderlich, um den großen Hebel mit seiner Wagschale ins Gleichgewicht zu bringen.Da diese Maschine auch zum Probiren von Bolzen bestimmt ist, so hat man sie am Ende des Hebels auf der anderen Seite des Stuͤzpunktes mit einem Schraubstokbaken versehen, worin die Koͤpfe der Bolzen befestigt werden. Dieser Theil der Maschine wiegt 66 K., 45, und ist 8 Centimeter von der Achse entfernt. Die Kraft, welche er ausuͤbt, um die in der Schale befindlichen Gewichte ins Gleichgewicht zu bringen, steht in umgekehrtem Verhaͤltniß mit den Hebelarmen: er haͤlt also das Gleichgewicht einem Gewichte vonTextabbildung Bd. 44, S. 275das man in die Schale legen wuͤrde.A. d. O. Die eisernen Stangen, welche in aufrechter Stellung gepruͤft wurden, brachte man zwischen den Stuͤzpunkt und die Schale. Auf der eisernen Welle wurde mittelst Schließen eine Gabel in wandelbarer Entfernung vom Stuͤzpunkt befestigt. In dem unteren Ende dieser Gabel machte man einen Einschnitt senkrecht auf den Hebel, so daß sie die Schneide eines Keiles aufnehmen konnte, dessen Kopf sich auf die zu pruͤfende Stange stuͤzte: diese Anordnung gewaͤhrt den Vortheil, daß der Kopf der Stange immer vierekig traͤgt, wenn auch die Neigung des Hebels variirt oder die Stange sich kruͤmmt. Man beruͤksichtigte bei den Versuchen das Gewicht des Keiles und der Gabel, welches direct auf die Stange wirkt. Dieses Gewicht betraͤgt 12 K.,90.Bezeichnet man mit P ein in die Schale gelegtes Gewicht, mit R das Verhaͤltniß der beiden Entfernungen des Stuͤzpunktes von der Schale und der Stange, mit P' die Wirkung des ganzen Systems auf die Stange, so ergibt sichTextabbildung Bd. 44, S. 275Mittelst dieser Formel fand man die Belastung, welche die Stangen in der Tabelle Nr. 4 trugen.A. d. O. Bei den sieben ersten Versuchen war der Kopf der Stange 0 M., 40 vom Stuͤzpunkte entfernt; in diesem Falle war das Verhaͤltniß zwischen den beiden Hebelarmen oder R. = 10 Kil. Wenn man schwache Stangen zu probiren hatte, war das Gewicht der Maschine allein fuͤr die anfaͤngliche Belastung zu groß, und man ruͤkte daher den Kopf der Stange auf 1 M. vom Stuͤzpunkte zuruͤk, so daß das Verhaͤltniß zwischen den beiden Hebelarmen nur noch wie 1 zu 4 war. Die Pfeile wurden auf die Art beobachtet, daß man auf die Stange auf der Seite der Hoͤhlung ihrer Kruͤmmung ein gerades Lineal auflegte und die groͤßte Entfernung zwischen dem Lineal und der Stange maß. Ich muß bemerken, daß der groͤßte Pfeil sich fast immer gegen das Drittel der Hoͤhe einstellte, und daß die Richtung des Hebels und der Laͤngenspalt der Stange auf seine Lage keinen Einfluß hatte. Wenn die in aufrechter Stellung gepruͤften Stangen einen Spalt hatten, so schien dieß keinen Einfluß auf ihre Staͤrke zu aͤußern; waren aber die Stangen durch Fehler bei ihrer Verfertigung schwach gekruͤmmt, so bogen sie sich auch immer auf der Seite dieser Kruͤmmung. Das Krachen, welches durch das Brechen des Kittes verursacht wurde, zeigte immer die eintretende Biegung im Voraus an. Ein Unfall, der uns bei der Maschine begegnete, verhinderte die Beendigung der Versuche mit Stangen in aufrechter Stellung, und wir konnten eine lezte Stange von gleichen Dimensionen wie die zehnte, welche wahrscheinlich analoge Resultate gegeben haben wuͤrde, nicht mehr probiren. Man unterwarf sodann die Stangen einer auf ihre Richtung senkrechten Belastung. Behufs dieser Versuche befestigte man zwei starke Gestelle so, daß sie ihre Lage nicht veraͤndern konnten; auf diese Gestelle brachte man zwei umgekehrte eiserne Keile, deren Kopf cylindrisch geformt und deren Achse senkrecht auf die Richtung der Stangen war. Auf die Schneide dieser Keile wurden die Stangen gelegt; kleine Strebestuͤke aus Eisenblech verhinderten das Ausgleiten derselben. Man sieht hieraus, daß die Schwere auf diese Stuͤzen in Ebenen wirkt, welche senkrecht durch die Achse und die Erzeugungsflaͤchen der den Kopf der Keile bildenden Cylinder gehen und daß die Stangen, wenn sie sich biegen, die Messer so mitziehen, daß alle Reibung, welche die Resultate ungenau machen koͤnnte, vermieden wird. Die Entfernung zwischen den beiden Stuͤzpunkten betraͤgt 0 M., 90. Um die Stangen zu belasten, zog man sie durch einen starken Ring, den man in der Mitte zwischen den Stuͤzpunkten anbrachte, und an welchen man eine Wagschale zur Aufnahme der Gewichte hing. Um die Kruͤmmung der belasteten Stangen zu messen, brachte man uͤber ihnen ein bewegliches Lineal an, das mit zwei den Keilen, worauf die Stange lag, entsprechenden Stuͤzen versehen war. Diese Stuͤzen waren eben so lang als der Ring, durch welchen die zu pruͤfende Stange ging, dik; so daß wenn keine Belastung Statt fand, der Ring das Lineal beruͤhren mußte. Wenn die Wagschale beschwert wurde, kruͤmmte sich die Stange und die Entfernung zwischen dem Ring und dem Lineal gab das Maß des den Gewichten entsprechenden Pfeiles. Fuͤr kleine Kruͤmmungen ist dieses Maß genau, und dieser Fall fand auch bei der Maschine Statt, wenn man gußeiserne Stangen pruͤfte oder die Kruͤmmungspfeile blecherner Stangen nicht betraͤchtlich waren; wenn aber die Kruͤmmung sehr groß wurde, neigte sich die Stange auf ihren Stuͤzen, der senkrechte Durchschnitt der Stange auf diesen beiden Punkten wurde eine Ellipse und die Stuͤzen des Lineales wurden durch diese Kruͤmmung gehoben und zeigten einen etwas groͤßeren Pfeil an als die Gewichte allein hervorgebracht haͤtten. Uebrigens ist dieser Irrthum wenig merklich. Da bei diesen Versuchen die Gewichte direct auf die Stangen wirkten (man sehe die Tabelle Nr. 2), so mußte man das Gewicht der Schale hinzurechnen. Die Tabelle uͤber diese Versuche enthaͤlt acht Spalten; in der ersten ist die Nummer der hohlen Eisenstangen angegeben; in der zweiten ihr innerer Durchmesser; in der dritten die Dike des Eisenbleches, woraus sie verfertigt sind; in der vierten die Last, welche sie in ihrer Mitte tragen mußten; in der fuͤnften die den Gewichten entsprechenden Pfeile wie sie der Versuch ergab; die sechste enthaͤlt die denselben Gewichten entsprechenden Pfeile, wie sie sich nach den Formeln von Duleau fuͤr aͤhnliche hohle, aber nicht mit Kitt ausgegossene Roͤhren ergeben; aus der siebenten ersieht man das Maximum des Pfeiles, den eine Stange annehmen kann, ohne daß ihre Elasticitaͤt veraͤndert wirdDie Formel Duleau's fuͤr das Maximum des Pfeiles, den eine Stange annehmen kann, ohne daß ihre Elasticitaͤt veraͤndert wird, ist F = 0,00005 L²/c: wenn man mit L die Entfernung zwischen den Stuͤzpunkten und mit c die senkrechte Hoͤhe der Stange bezeichnet.Fuͤr die erste und zweite Stange, welche gepruͤft wurden, hat manF = 0,81/0,034 × 0,00005 = 0,0000405/0,034 = 0 M., 0012.Die beobachteten Pfeile sind aber alle groͤßer als diejenigen, welche sich aus der Formel F = 0,00002122 (c4³/D² – d⁴) ergeben.Es ist wahrscheinlich, daß als man die Belastung von 35 Kilogrammen anbrachte, die Stange schon eine Kruͤmmung von 0 M., 003 hatte; denn wenn man diese 0 M., 003 von allen beobachteten Pfeilen abzieht, so stimmen sie mit denjenigen, welche die Berechnung ergibt, sehr nahe uͤberein.Man darf sich um so weniger wundern, daß die beobachteten Pfeile groͤßer als die berechneten sind, weil die Graͤnze, innerhalb welcher die Elasticitaͤt unveraͤndert bleibt, uͤberschritten wurde. Noch auffallender sind diese Resultate bei der zehnten und eilften Stange. Man sieht, daß bei einer kleinen Belastung eine fast vollkommene Uebereinstimmung zwischen den berechneten und beobachteten Resultaten Statt findet; die Differenzen nehmen mit der Belastung und in dem Maße zu, als die Pfeile sich von der Graͤnze, innerhalb welcher die Elasticitaͤt unveraͤndert bleibt, entfernen; gegen den Punkt, wo die Stangen sich biegen, werden die Differenzen sehr groß.A. d. O.; die achte endlich enthaͤlt die Bemerkungen. Wir haben oben gesehen, daß die Maschine, welche sehr kleine Kruͤmmungen bei gußeisernen Stangen anzeigt, weniger genaue Resultate gibt, wenn es sich darum handelt, die Kruͤmmungen von Stangen aus Eisenblech zu messen, die sich stark biegen, ohne zu brechen. Deßwegen mußten auch die Pfeile, welche man gegen den Punkt, wo die Stangen ganz einsanken, beobachtete, noch fehlerhafter ausfallen, und es ist in dieser Hinsicht zu bemerken, daß da die Formeln fuͤr geschweißte Roͤhren, wie Flintenlaͤufe, berechnet sind, sie vortheilhaftere Resultate geben mußten als man mit Roͤhren erhielt, die aus einer Stange von Eisenblech bestanden, deren beide Raͤnder nur an einander gelegt sind. Die Uebereinstimmung unter den Pfeilen beweist ferner, daß so lange die Gestalt einer Roͤhre sich nicht merklich veraͤndert hat, der Kitt ihren Widerstand nicht vermehrt. Vergleicht man naͤmlich die erste und siebente Stange, welche gleichen Durchmesser haben, wovon aber die eine mit Kitt ausgefuͤllt und die andere leer ist, so findet man, daß bei kleinen Belastungen die Pfeile ziemlich gleich sind. Die Ausfuͤllung der Stangen mit Kitt zeigt sich also erst bei großen Belastungen vortheilhaft: so wird eine Last, welche die Gestalt einer hohlen Roͤhre zu veraͤndern im Stande ist, sie platt machen und ploͤzlich biegen, waͤhrend diese Roͤhre, wenn sie mit Kitt ausgefuͤllt ist, nicht ganz verunstaltet werden und sich erst unter einem viel groͤßeren Gewicht anfangen wird zu biegen; hieraus folgt, daß der Kitt um so nuͤzlicher ist, je groͤßer der Durchmesser der Stangen ist. Waͤhrend aller Versuche veraͤnderte sich die Temperatur der Luft wenig: sie betrug 1° bis 3° Reaumur. Wahrscheinlich wuͤrde bei hohen Temperaturen, z.B. wenn ein Gitter an heißen Sommertagen der Sonne ausgesezt ist, der Widerstand des Kittes geringer seyn. Endlich gewaͤhrt dieser Kitt noch einen anderen sehr wesentlichen Vortheil; er verhindert naͤmlich die Oxydation im Innern der Stange so wie die des Eisenblechs in der Fuge, welche der schmelzende Kitt vollkommen ausfuͤllt. Damit man zwischen der Staͤrke des hohlen und massiven Eisens leicht eine Vergleichung anstellen kann, habe ich nach der Formel Duleau's Bezeichnet man mit D und d den inneren und aͤußeren Durchmesser einer hohlen Stange, mit R ihren Widerstand, mit R' den Widerstand einer massiven Stange von gleichem Durchmesser, mit R'' und D' den Widerstand und den Durchmesser einer anderen massiven Stange von gleicher Laͤnge und verschiedenem Durchmesser, so hat man R/R' = (D⁴ – d⁴)/D⁴ und R'/R'' = D⁴/D'⁴, folglich R/R'' = (D⁴ – d⁴)/D⁴ und macht man R = R'', so ergibt sich der Werth des gesuchten Durchmessers,Textabbildung Bd. 44, S. 279Mittelst dieser Formel wurden die Zahlen in der Tabelle Nr. 3 berechnet.Hiebei ist aber die Staͤrke, welche die Ausfuͤllung der Stange mit Kitt hervorbringt, nicht beruͤksichtigt, und diese vergroͤßert den Widerstand der Stangen aus Eisenblech sehr.A. d. O. berechnet, welchen Durchmesser man massiven Eisenstangen geben muß, damit sie einen gleichen Widerstand leisten wie verschiedene hohle Eisenstangen der HH. Gandillot, die probirt worden waren. Diese Formel fuͤhrte uns auf die wichtige Bemerkung, daß man viel mehr gewinnt, wenn man den Durchmesser der Stange vergroͤßert, als wenn man die Dike des Blechs verstaͤrkt. Vergleicht man naͤmlich zwei Stangen von gleichem Widerstand, wovon die eine massiv und die andere hohl ist, wobei wir annehmen, daß die Dike des Blechs bei lezterer ein Dreizehntel ihres Durchmessers betraͤgt; so findet man, daß wenn der Durchmesser des hohlen Eisens 100 ist, derjenige des massiven Eisens nur auf 84 vermindert werden kann. Wuͤrde die Dike des Blechs auf die Haͤlfte reducirt, so daß sie also nur ein Sechsundzwanzigstel des Durchmessers betruͤge, so muͤßte, wenn der Durchmesser der hohlen Stange noch immer durch Hundert ausgedruͤkt wird, derjenige des massiven Eisens drei und siebenzig seyn. Wenn man also die Dike des Blechs verdoppelt, so gewinnt man nur um ein Siebentel an Staͤrke mehr, und es ist daher vortheilhaft, den Durchmesser der Roͤhre auf Kosten der Dike des Bleches zu vergroͤßern. Schlußbemerkungen. Aus allen unseren Versuchen, welche durch die Theorie bestaͤtigt werden, geht hervor, daß hohle Stangen bei einem viel geringeren Gewicht eine eben so große Festigkeit darbieten als massive, daher man durch ihre Anwendung die Kosten vieler Gegenstaͤnde außerordentlich vermindern kann. Dagegen haben sie freilich auch einige Nachtheile. Erstens ist es unmoͤglich genau zu bestimmen, wie sich die Dauer des hohlen Eisens zu derjenigen des massiven verhaͤlt. Die Erfahrung lehrt, daß Gitterwerke an Denkmaͤlern etc., selbst wenn sie mit der groͤßten Sorgfalt verfertigt wurden, nur eine sehr beschraͤnkte Dauer haben, indem sie durch die Oxydation, welche die Feuchtigkeit verursacht und die sich bisher durch keinen Ueberzug verhindern ließ, zerstoͤrt werden. Das Eisenblech ist seiner Natur nach sehr leicht oxydirbar, und wenn es noch so gut uͤberfirnißt ist, die Feuchtigkeit aber eine Fuge findet, wo sie durchdringen kann, so wird sie ihre Zerstoͤrung unter dem Firniß fortsezen, und die Stange muß sich von dem Kittcylinder, womit sie ausgefuͤllt ist, nach und nach abschuppen. Ein auffallendes Beispiel wie schnell Gitter von massivem Eisen zerstoͤrt werden, liefert dasjenige am Palais de Justice in Paris, welches im J. 1790 aufgestellt wurde und im J. 1828 ganz zu Grunde gerichtet war. Da nun dieses Gitter, welches mit der groͤßten Sorgfalt und Aufmerksamkeit verfertigt worden war, in weniger als fuͤnfzig Jahren so ruinirt wurde, was laͤßt sich nicht von der Oxydation bei Gitterwerken aus hohlem Eisen befuͤrchten, welche nur aus Blech bestehen? Um diesem großen Uebelstande abzuhelfen, schlagen die HH. Gandillot vor, die unteren Querstangen der Gitter aus massivem Eisen zu verfertigen und in das untere Ende der hohlen Stangen ein Stuͤk einer engeren Roͤhre einzusezen, durch welches der Stift ebenfalls hindurchginge. Diese Vorsicht ist gewiß sehr gut, scheint uns aber ungenuͤgend, und kann die Zerstoͤrung des Gitters verzoͤgern, aber nie verhindern; uͤberdieß werden dadurch die Kosten des Gitters wieder vergroͤßert. Es lassen sich noch zwei gewichtige Einwendungen gegen die Anwendung dieser Gitter machen: die erste ist, daß durch die Erschuͤtterungen bei ihrem Gebrauch die Roͤhren sich mit der Zeit oͤffnen werden, so daß die Feuchtigkeit in ihr Inneres gelangen kann; die zweite ist, daß solche Gitter keinen hinreichenden Schuz gegen Einbruch gewaͤhren, da man bloß mit der Feile einen ringfoͤrmigen Einschnitt zu machen braucht, um den Kitt zu entbloͤßen, welcher dann kein Hinderniß mehr darbietet. Die bezeichneten Nachtheile sind zwar groß, sie beziehen sich aber nur auf die Anwendung des hohlen Eisens bei Gittern, die zur Sicherstellung des Eigenthums oder an feuchten Orten angebracht werden; man kann sie vermeiden, wenn man solches Eisen bloß fuͤr das Innere und die hoͤheren Theile der Gebaͤude benuzt, wo es wegen seiner Leichtigkeit und Wohlfeilheit dem massiven vorzuziehen ist. Gitter aus hohlem Eisen haben im Allgemeinen vor solchen aus Gußeisen außerordentliche Vorzuͤge; sie geben nie wie diese dem bloßen Druk eines Hebels nach, wenn sie anders unversehrt sind. Wir wollen bei dieser Gelegenheit bemerken, daß man sich wohl huͤten muß, gußeiserne Gitter als Verschließungsmittel anzuwenden. Ein wenig bekannter Vorfall wird hinreichen, die Leser in dieser Hinsicht aufzuklaͤren. Hr. Tranchant, ein Kaufmann zu Paris, ließ sein Pferd an einem Tilbury angespannt frei in dem Hofe seines Landgutes zu Villeneuve-Saint-Georges stehen. Das Geraͤusch von dem Jagdgefolge des Koͤnigs machte das Pferd scheu, und es drang, ohne sich zu verlezen, durch das Gitter, indem es die Querstange und sieben Stangen aus Gußeisen zerbrach. Die Kunst metallene Roͤhren zu verfertigen ist zwar nicht neu. Den 3. November 1828 erhielt Hr. Thompson ein Einfuͤhrungs- und Verbesserungs-Patent auf Apparate und Maschinen zur Fabrikation von Roͤhren und hohlen Cylindern aus Metall. Die HH. Gandillot haben aber dieselben zuerst im Großen verfertigt und zum Aufschwung dieses Industriezweiges am meisten beigetragen.Wir haben schon im J. 1829 im Polytechnischen Journal (Bd. XXXIII. S. 47) einen Bericht uͤber die hohlen Eisenstangen der HH. Gandillot und Roy aus dem Recueil industriel mitgetheilt; es scheint aber nicht, daß er die Aufmerksamkeit der deutschen Architecten erregte.A. d. R. Die Vortheile, welche diese Roͤhren in der That bei Bauten wegen ihrer Festigkeit, Leichtigkeit und Wohlfeilheit darbieten, werden sie ohne Zweifel bald allgemein in Gebrauch bringen. TabelleNr. 1. Versuche mit den hohlen Eisenstangen der HH. Gandillot und Roy. Textabbildung Bd. 44, S. 281 Nummern der senkrecht probirten Stangen; Durchmesser; Dike des Eisens; Belastung; Pfeile; Bemerkungen; 1ste senkrechte Stange von 0 M., 50 Laͤnge; Einsinken; Die Fuge auf der Seite der Wagschale; Die Fuge oͤffnete sich um 0,0065; 2te Stange; Die Fuge auf der Seite der Stuͤze, die Kruͤmmung war auf dieser Seite ehe die Gewichte in die Wagschale gelegt wurden; Einsinken nach Verlauf einer Minute; Die Fuge oͤffnete sich um 0 M., 002; 3te Stange; Ploͤzliches Einsinken; Die Stange war unter der Belastung der Wagschale vollkommen gerad, die Fuge auf der Seite der Wagschale; Die Stange oͤffnete sich auf der Fuge um 0,002. Textabbildung Bd. 44, S. 282 Nummern der senkrecht probirten Stangen; Durchmesser; Dike des Eisens; Belastung; Pfeile; Bemerkungen; 4te Stange. Dauer des Versuches 1/4 Stunde; Einsinken; Ehe man Gewichte auflegte, betrug der Pfeil der Kruͤmmung in einer auf den Hebel senkrechten Ebene 0,0015; die Fuge war auf der Seite des Stuͤzpunktes; 5te Stange; 6te Stange; Die Fuge auf der Seite der Wagschale. Der Pfeil auf der Seite der Achse; 7te Stange; Die Fuge auf der Seite des Pfeils: bei einer Belastung von 2,942 hoͤrte man ein betraͤchtliches Krachen; 8te Stange; Die Fuge oͤffnete sich nicht.; 9te Stange; 10te Stange; Bei einer Belastung von 2,424 ging ein Ring der Kette auf und die Wagschale fiel mit einer heftigen Erschuͤtterung auf den Boden TabelleNr. 2 Textabbildung Bd. 44, S. 283 Nummern der nach der Quere belasteten Stangen; Durchmesser; Dike; Belastung; Pfeile welche der Versuch ergab; Pfeile nach der Formel von Duleau; Maximum des Pfeiles welchen die Stange mit Beibehaltung ihrer Elasticitaͤt annehmen kann, nach Duleau; Bemerkungen; 1ste Stange auf zwei Stuͤzpunkten angebracht, die 0,90 M. entfernt waren; Als man die Gewichte aufhob; Die nach Oben gerichtete Fuge oͤffnete sich um 0,003 M; 2te Stange; Die Fuge war nach Unten gerichtet und ging nicht auf; 3te Stange; Man legte den Gewichten der Wagschale Behufs einer groͤßeren Beschwerung eine Platte v. 10 Kil. zu, was b. d. Berechnung beruͤksichtigt wurde; Bei einer Belastung v. 765 Kil. ging d. Fuge ein wenig auf, vielleicht weil der Kitt zuruͤktrat; 4te Stange; Bei 950 Kil. oͤffnete sich die Fuge um 0,003; die Stange hatte ihre Elasticitaͤt verloren; Die Fuge oberhalb drehte sich ohne aufzugehen; 5te Stange; Die Fuge nach Unten; 6te Stange, nicht mit Kitt ausgegossen; Die Fuge nach Oben; Bei einem Pfeil von 15 M. fing die Stange an Risse zu bekommen Textabbildung Bd. 44, S. 284 Nummern der nach der Quere belasteten Stangen; Durchmesser; Dike; Belastung; Pfeile welche der Versuch ergab; Pfeile nach der Formel von Duleau; Maximum des Pfeiles welchen die Stange mit Beibehaltung ihrer Elasticitaͤt annehmen kann, nach Duleau; Bemerkungen; 7te Stange, nicht mit Kitt ausgegossen; Die Fuge nach Oben; 8te Stange; 9te Stange; Die Fuge nach Unten; 10te Stange; 11te Stange TabelleNr. 3. Sie gibt die Durchmesser der massiven Stangen an, welche den Durchmessern der hohlen gepruͤften Stangen (in Tab. Nr. 1 und 2) entsprechen. Textabbildung Bd. 44, S. 285 Nummern der Stangen in der Tabelle Nr. 1; Durchmesser des hohlen Eisens; Dike; Verhaͤltniß der Dike zum Durchmesser; Durchmesser des massiven Eisens von gleicher Staͤrke; Durchmesser des massiven Eisens, wenn derjenige des hohlen Eisens von gleicher Staͤrke 1 ist; Nummern der Stangen in der Tabelle Nr. 2