Titel: Verfahren, um den Stahl mit Gold und Platin zu vereinigen.
Fundstelle: Band 47, Jahrgang 1832, Nr. IX., S. 55
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IX. Verfahren, um den Stahl mit Gold und Platin zu vereinigen. Aus dem Journal des connaissances usuelles. December 1832, S. 309. Verfahren, Stahl mit Gold und Platin zu vereinigen. Man hat uns haͤufig um das Verfahren angegangen, welches die Englaͤnder anwenden, um verschiedene Gegenstaͤnde aus Stahl, besonders Nadeln, zu vergolden. Wir theilen hier das gebraͤuchlichste und sicherste mit. Man loͤst in Salpetersalzsaͤure (Koͤnigswasser) durch Kochen so lange Gold oder Platin auf, bis es beim Erhizen kein Aufbrausen mehr verursacht. Die Aufloͤsung wird bei gelinder Waͤrme bis zur Trokniß abgedampft, um die uͤberschuͤssige Saͤure zu verjagen und der Ruͤkstand in moͤglichst wenig Wasser wieder aufgeloͤst. Man nimmt dann eine Saugroͤhre (Pipette), welche eine Unze Fluͤssigkeit oder mehr faßt und fuͤllt ungefaͤhr den vierten Theil ihres Hohlraumes mit der Goldaufloͤsung und die uͤbrigen drei Viertel mit dem besten Schwefelaͤther. Wenn diese Operation gehoͤrig bewerkstelligt wurde, werden sich die beiden Fluͤssigkeiten nicht vermischt haben. Nachdem man die weite (obere) Oeffnung der Saugroͤhre mit einem Kork verstopft hat, legt man die Saugroͤhre horizontal und dreht sie sanft zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger; der Aether wird dann bald Gold oder Platin aufnehmen, was man an seiner Farbe erkennt; man bringt hierauf die Saugroͤhre wieder in die senkrechte Lage und laͤßt sie vier und zwanzig Stunden lang in diesem Zustande, wo sodann die Fluͤssigkeit in zwei Theile getheilt seyn wird; die gefaͤrbtere ist unten: man laͤßt sie auslaufen, indem man den Kork wegnimmt und bringt lezteren sogleich wieder an, wenn die staͤrker gefaͤrbte Fluͤssigkeit ganz ausgelaufen ist. Die in dem Instrument zuruͤkgebliebene Fluͤssigkeit ist ganz zur Anwendung fertig; man bewahrt sie in einer luftdicht verschlossenen Glasflasche auf. Will man einen Gegenstand mit Gold oder Platin uͤberziehen, so verschafft man sich ein glaͤsernes Gefaͤß, das ihn gerade faßt, bringt ihn hinein und fuͤllt das Gefaͤß mit jener Fluͤssigkeit. Der Stahl muß von Rost und Fett ganz rein und sehr gut polirt seyn; man laͤßt ihn sehr kurze Zeit in der Fluͤssigkeit, nimmt ihn dann heraus und taucht ihn in reines Wasser; nachdem er gehoͤrig abgespuͤlt ist, troknet man ihn auf Fließpapier und haͤlt ihn in einer Waͤrme von 52° Reaumur, bis er in allen seinen Theilen diese Temperatur angenommen hat; man braucht ihn dann nur noch zu glaͤtten. Der Stahl darf vor dem Erhizen nicht gerieben werden. Wenn man obige Vorschrift genau befolgt, so erhaͤlt man eine sehr schoͤne Vergoldung, welche den Stahl sehr gut gegen Rost schuͤzt. Um die Nadelkoͤpfe zu vergolden, braucht man nur den zu vergoldenden Theil einige Augenblike in die Fluͤssigkeit zu tauchen. Das Gold, dessen man sich zur Bereitung derselben bedient, verkaufen die Goldschmiede unter der Benennung reines (oder ganz feines) Gold.