Titel: Beschreibung des Mallet'schen Apparates zum Kochen mittelst der Gasflamme.
Fundstelle: Band 50, Jahrgang 1833, Nr. LXXXII., S. 361
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LXXXII. Beschreibung des Mallet'schen Apparates zum Kochen mittelst der Gasflamme. Aus London's Encyclopaedia of Cottage, Form and Villa-Architecture im Mechanics' Magazine, No. 521.Wir haben im Polyt. Journale Bd. XLV. S. 85 den Hicks'schen Patentapparat zum Kochen und Braten mit Gas mitgetheilt, und geben hier nun auch jenen des Hrn. Mallet, da sich diese beiden Herren gegenwaͤrtig daruͤber abstreiten, welcher von beiden Apparaten der bessere ist. Wir unserer Seits haben, in so fern es die Angelegenheiten des Gaumens betrifft, noch immer kein großes Vertrauen auf die Dampfkochkunst. A. d. Ueb. Mit Abbildungen auf Tab. V. Mallet's Apparat zum Kochen mittelst der Gasflamme. Schon seit langer Zeit, sagt Hr. Mallet, schwebte mir die Idee mittelst der Gasflamme zu kochen, vor; nur die Furcht von meinen lieben Landsleuten fuͤr einen Narren gehalten zu werden, hielt mich ab, fruͤher etwas uͤber diese Sache bekannt zu machen. Ich hatte vor einigen Jahren Gelegenheit, einige Schweißungen mit Eisen vorzunehmen, wobei es besonders darauf ankam, daß das Metall im Feuer nicht verbrannt werde. Ich versuchte nun hierzu ein großes Gas-Loͤthrohr anzuwenden, und bediente mich eines solchen, welches dem in Fig. 36 abgebildeten sehr aͤhnlich, aber viel groͤßer war. In dieser Figur ist a die Luftroͤhre, b die Gasroͤhre, oder Gashahn und d eine Endansicht der Spize des Loͤthrohres, an welcher e die kreisfoͤrmige Oeffnung zum Behufe des Austrittes der Luft und f die Oeffnung zum Austritte des Gases vorstellt. Hr. Daniell, Professor am Kings-College zu London, hat seither dieselbe Vorrichtung als eine neue, von ihm gemachte Erfindung bekannt gemacht; daß sie dieß nicht ist, und daß ich mich derselben lange vor ihm bediente, beweist das Journal meines Laboratoriums. Dem sey nun wie ihm wolle, so war das Loͤthrohr so eingerichtet, daß ein Strom atmosphaͤrischer Luft in die Mitte der Gasstamme getrieben, und leztere dadurch in ein sehr kraͤftiges Loͤthrohr umgewandelt wurde. Statt eines einfachen Kreises von Gasbrennern bediente ich mich nun einer gewissen Anzahl solcher Loͤthrohrflammen, die ich, wie Fig. 27 zeigt, wie die Halbmesser eines Kreises stellte. An diesem Kreise ist g die Luft- und h die Gasroͤhre, und jeder der Arme, die von diesen Roͤhren an die Schnaͤbel gehen, besizt vier kleine lederne Halsringe oder Schlußbuͤchsen, so daß jeder nach Wunsch und Bedarf gegen den Mittelpunkt des Kreises oder davon weg gezogen, oder gehoben oder gesenkt werden kann. Fig. 23 ist ein Durchschnitt eines solchen in Thaͤtigkeit befindlichen Apparates. Die kreisfoͤrmige Hauptroͤhre i liefert fuͤr saͤmmtliche Schnaͤbel das Gas, waͤhrend die Roͤhre k allen einen Strom atmosphaͤrischer Luft zufuͤhrt. Der Gegenstand, welcher gebraten werden soll, ist an einem senkrechten Bratenwender aufgehaͤngt, doch ist zwischen demselben und dem Bratenwender ein Drehring angebracht, so daß sich der Braten drehen oder stillstehen kann, ohne daß der Gang des Bratenwenders dadurch eine Unterbrechung erleidet. Ueber und unter dem Braten sind parabolische, platirte, kupferne Reflectoren mm angebracht, von denen der untere mit einem Behaͤlter fuͤr die Traufe oder Tuͤnche n versehen ist, waͤhrend an dem oberen 6 bis 8 Glasscheiben angebracht sind, durch welche man die Fortschritte und den Gang des Brat- und Kochprocesses beobachten kann. Jeder der Brenner ist mit einem kupfernen Kegel p ausgestattet, welcher sich uͤber demselben hin und her schieben laͤßt, und durch welchen, indem er die strahlende Waͤrme concentrirt, bestaͤndig ein heißer Luftstrom gegen den Braten getrieben wird, wie aus Fig. 24 deutlich erhellen wird. Der obere Reflector ist mit Huͤlfe von Gegengewichten aufgehaͤngt, so daß er in jedem Augenblike leicht emporgeschafft werden kann. Außer den Hahnen, die sich an jeder einzelnen Roͤhre eines jeden Gasbrenners befinden, ist an der Haupt-Luft- und Haupt-Gasroͤhre auch noch ein Generalhahn angebracht, so daß die Hize sowohl im Allgemeinen, als an jeder einzelnen beliebigen Stelle vermindert werden kann. Die Vorzuͤge, welche ein Apparat dieser Art vor jenem des Hrn. Hicks voraus hat, scheinen mir: eine groͤßere Ersparniß an Brennmaterial (indem die verbrauchte Hize in dem oberen Reflector gesammelt, in einer Roͤhre weggefuͤhrt und zum Hizen von Wasser u. dgl. benuzt werden kann); eine vollkommene Verbrennung bei einer sehr erhoͤhten Temperatur (bei welcher z.B. selbst Schmiedeisen geschmolzen werden kann), ohne daß sich dabei irgend ein Rauch entwikelt; geeignetere Mittel zur Regulirung und Anwendung der Hize auf irgend eine Substanz; eine zwekmaͤßigere Form der Reflectoren und ein spaͤrlicheres Entweichen der erhizten Luft aus denselben; die Anwendung der kupfernen Kegel oder Trichter an den Brennern, in Folge deren bestaͤndig ein heißer Luftstrom auf den zu bratenden Gegenstand getrieben wird; und endlich die Moͤglichkeit, die Brenner selbst bei unregelmaͤßig geformten Massen so stellen zu koͤnnen, daß sie uͤberall gleich weit von denselben entfernt sind. Ein Apparat dieser Art kommt zwar weit hoͤher zu stehen, als die Hicks'sche Vorrichtung, allein er ist auch weit brauchbarer; der gemeinschaftliche Kreis dieses lezteren wird z.B. nur fuͤr Gegenstaͤnde von ziemlich gleicher Groͤße passen, waͤhrend sich mein Apparat auf alle Dinge anwenden laͤßt, die in denselben gebracht werden koͤnnen. Der Luftstrom kann durch Windfaͤnge oder Windfluͤgel, dergleichen man in den Gußwerken in groͤßerem Maßstabe anwendet, erzeugt werden. Diese Windfaͤnge werden entweder durch einen gewoͤhnlichen Bratenwender oder durch irgend eine andere Kraft in Bewegung gesezt; sie bestehen bloß aus einigen Fluͤgeln aus Eisenblech, welche sich mit großer Geschwindigkeit (z. V. 1500 Mal in einer Minute) in einem cylindrischen Gehaͤuse umdrehen, in welchem sich, wie Fig. 25 zeigt, an der Seite eine Oeffnung fuͤr den Austritt, und an der Achse zwei fuͤr den Eintritt der Luft befinden. Die Fluͤgel sind tangential auf die Achse eingesezt, und drehen sich dabei so, daß sie der Luft in dem Cylinder eine Centrifugalkraft mittheilen, in Folge deren sie bei a ausgetrieben wird, waͤhrend bei b wieder frische Luft eintritt, die gleichfalls wieder ausgetrieben wird u. s. f. Hr. Daniell schlug vor, die Luft in einer rothgluͤhenden Roͤhre zu erhizen; dieß ist allerdings eine Verbesserung, von der man leicht Nuzen ziehen kann, indem man die Roͤhre nur durch das Kuͤchenfeuer laufen zu lassen braucht. Auf aͤhnliche Weise und nach denselben Principien kann man, wenn die Loͤthrohre senkrecht gestellt werden, auch mit Loͤthrohrflammen sieden und daͤmpfen; es ist naͤmlich nichts weiter nothwendig, als daß man mehrere concentrische, abwechselnd Luft und Gas fuͤhrende Roͤhren anbringt und anzuͤndet. Ich glaube nicht, daß bei dem gegenwaͤrtigen Zustande der Gasfabrikation und bei dem immer noch hohen Preise des Gases das Kochen mit Gas im Allgemeinen vortheilhaft und wohlfeil seyn koͤnne. Sehr geeignet halte ich aber die Gaskochkunst zur Zubereitung von Repphuͤhnern, wildem Gefluͤgel und anderen derlei Lekerbissen. Wenn das Gas ein Mal durch Zersezung des Wassers im Großen gewonnen werden wird, – eine Zeit, von der wir, wie ich glaube, gewiß nicht mehr weit entfernt sind, – wird dasselbe gewiß in den mannigfaltigsten Faͤllen als das wohlfeilste Brennmaterial anerkannt werden. Bemerkungen des Hrn. LondonLoudon. Ich will hier keine vergleichenden Beobachtungen uͤber die Gas, Kochapparate der HH. Mallet und Hicks anstellen, sondern nur bemerken, daß ich, je mehr ich von diesem Gegenstande sehe und hoͤre, immer mehr und mehr zu der Ueberzeugung gelange, daß man in kurzer Zeit an allen Orten, in welchen die Gasbeleuchtung ein, gefuͤhrt ist, auch mit Gas kochen wird. Hr. Robison sagte mir, daß die Bruͤder Steele, Eisenhaͤndler zu Edinburgh, gegenwaͤrtig fuͤr einen in der Naͤhe von Edinburgh wohnenden Gentleman eine Kuͤche erbauen, an welcher statt der Kohksfeuer Gasoͤfen angebracht sind, und die uͤberdieß auch noch mit einem durch Gas gebeizten Roͤst- und Bakofen ausgestattet sind. Ueber dem Kochherde soll eine Art von Himmel angebracht werden, aͤhnlich der Schalldeke einer Kanzel; der Scheitel dieses Himmels soll mit einem in der Mauer befindlichen Rauchfange in Verbindung gebracht werden, damit auf diese Weise aller Geruch, der sich beim Kochen entwikelt, so schnell als moͤglich entfernt wird. Hr. Melne, einer der ausgezeichnetsten Gelbgießer Edinburghs, der sich bei dem Baue von Gasapparaten große Erfahrung erworben, ist der Meinung, daß man in den Haͤusern der bemittelteren Classe nicht nur in kurzer Zeit mit Gas kochen, sondern selbst heizen wird. Ich selbst sah kuͤrzlich mit Huͤlfe des Hicks'schen Apparates sehr gut braten, kochen und daͤmpfen; statt der metallenen Kegel und Ausstrahlungsscheiben waren irdene Geraͤthe dieser Art beinahe nach Hrn. Mallet's Vorschlag angebracht.

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