Titel: Bericht des Hrn. Péclet über einen neuen Apparat zum Reguliren des Feuers, und über einen Kochapparat, an welchem dieser Regulator angebracht ist, und der von Hrn. Sorel zu Paris erfunden wurde.
Fundstelle: Band 51, Jahrgang 1834, Nr. LXXVI., S. 341
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LXXVI. Bericht des Hrn. Péclet uͤber einen neuen Apparat zum Reguliren des Feuers, und uͤber einen Kochapparat, an welchem dieser Regulator angebracht ist, und der von Hrn. Sorel zu Paris erfunden wurde. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Novbr. 1853, S. 398. Ueber einen neuen Apparat zum Reguliren des Feuers etc. Man ist unter sehr vielerlei Umstaͤnden gezwungen, einen oder den anderen Koͤrper auf einer bestimmten Temperatur zu erhalten. Dieser Aufgabe suchte man nun in einigen Faͤllen dadurch zu entsprechen, daß man die Groͤße der Muͤndung, durch welche man die Luft in den Feuerherd eintreten ließ, durch eine Bewegung zu modificiren suchte, welche durch die Ausdehnung eines festen oder fluͤssigen Koͤrpers bedingt war, der von dem Koͤrper, dessen Temperatur auf einem bestimmten Grade erhalten werden sollte, erhizt wurde. Nach diesem Principe wurde z.B. der große Bruͤtapparat des Hrn. Bonnemain, und der kleinere des Hrn. Lemare gebaut. An allen diesen Apparaten hatten zwar die Veraͤnderungen der Eintrittsoͤffnung fuͤr die Luft die Wirkung zur Folge, die man davon erwartete, allein im Allgemeinen waren diese Regulatoren doch zu complicirt, und in ihren Angaben so wenig genau, daß man diese Vorrichtungen nicht als genuͤgend betrachten konnte. Wir wollen, um dieß anschaulicher zu machen, die Regulatoren mit festen und fluͤssigen Koͤrpern naͤher pruͤfen. An ersteren ist die Bewegung durch die ungleiche Ausdehnung zweier metallener Stabe bedingt, und da diese Staͤbe schon bei einer Temperaturveraͤnderung von einigen Graden ihre Wirkung aͤußern mußten, so war man gezwungen, die sehr geringe Bewegung, die sich aus der Veraͤnderung der Laͤnge der beiden Staͤbe ergibt, durch Hebel zu verstaͤrken. In diesem Falle erzeugten jedoch die Biegung der Hebel und das Spiel ihrer Umdrehungsachsen nochwendig eine große Unregelmaͤßigkeit und Unbestimmtheit im Gange des Registers. An den durch Fluͤssigkeiten wirkenden Regulatoren hingegen mußte man entweder einen Kolben anwenden, der durch die Ausdehnung der Fluͤssigkeit in Bewegung gesezt wurde, und dessen Bewegung durch Hebel an das Register fortgepflanzt wurde; oder man mußte sich großer Massen von Fluͤssigkeiten bedienen, und deren Ausdehnung direct auf das Register wirken lassen. Im ersten dieser beiden Faͤlle stoͤßt man aber auf alle die Nachtheile der Regulatoren mit festen Koͤrpern, und selbst auf eine noch groͤßere Complication der Vorrichtung; waͤhrend die Fluͤssigkeit im zweiten Falle wegen ihres großen Volumens nicht sogleich im Stande ist, die Temperatur des Koͤrpers, dessen Hizgrad regulirt werden soll, anzunehmen, so daß dessen Temperatur mithin zwischen noch weiteren Graͤnzen hin und her schwanken kann, als in ersterem Falle: ausgenommen die regulirende Fluͤssigkeit dient zugleich zur Erhizung des Koͤrpers. Dieses leztere ist der Fall an dem Bruͤtapparate des Hrn. Lemare; doch laͤßt sich dieser Bedingung, wie man gestehen muß, nur unter sehr wenigen Umstaͤnden Genuͤge leisten. Hieraus erhellt also, daß die auf das Princip der Ausdehnung gegruͤndeten Regulatoren im Allgemeinen sehr complicirt, und mit vielen Umstaͤndlichkeiten verbunden sind, und dabei doch wenig Genauigkeit gewaͤhren, so daß es gar nicht zu verwundern ist, daß dieselben bisher so wenig in Anwendung kamen. Wenn ein Regulator wahrhaft nuͤzlich seyn, und sich fuͤr alle erforderlichen Faͤlle eignen soll, so muß er folgenden beiden Bedingungen entsprechen: d.h. er muß 1) bei einer bestimmten Temperatur eine augenblikliche Bewegung von solcher Ausdehnung und solcher Kraft hervorbringen, daß dadurch die Unthaͤtigkeit des Registers uͤberwunden wird; und er muß 2) sehr einfach gebaut seyn. Hr. Sorel hat nun diesen beiden Bedingungen auf eine sehr sinnreiche Weise entsprochen. Das Princip, von welchem er ausging, beruht nicht auf der Ausdehnung, sondern seine Apparate sind sogar so eingerichtet, daß die Wirkung der Ausdehnung an denselben beinahe null und aufgehoben wird. Er stuͤzt sich auf das bekannte physische Gesez: „daß, wenn eine Fluͤssigkeit, die genau eine Gloke ausfuͤllt, welche mit ihrem unteren Theile in einem Bade ruht, gradweise erhizt wird, diese Fluͤssigkeit nur bei ihrer Siedhize (die bei einer und derselben Fluͤssigkeit nach dem Druke, den sie erleidet, verschieden ist) Daͤmpfe entwikelt. Die Art und Weise, auf welche nun Hr. Sorel dieses Gesez benuzt, um bei einer bestimmten Temperatur eine augenblikliche Bewegung zu erzeugen, ist folgende. Man denke sich einen umgekehrten Heber, dessen beide Arme senkrecht sind, und von denen der groͤßere Arm offen, der kleinere hingegen geschlossen ist. Man denke sich ferner, der kuͤrzere Arm sey mit Wasser gefuͤllt, und der laͤngere Arm enthalte bis zu gleicher Hoͤhe dieselbe Fluͤssigkeit, die der groͤßeren Einfachheit wegen als luftfrei betrachtet werden soll, so wird, wenn der kleinere Arm des Hebers erhizt wird, das Wasser sich ausdehnen, und durch die Ausdehnung in dem laͤngeren Arme emporsteigen. Wenn die Saͤule des erwaͤrmten Wassers nicht sehr groß ist, so wird die Wirkung der Ausdehnung nicht sehr merklich seyn; so wie die Temperatur aber bis auf 100° steigt, so wird sich ein Theil der Fluͤssigkeit augenbliklich in Dampf verwandeln, und die Fluͤssigkeit in die offene Roͤhre hinauftreiben. Der Dampf wird dann von der Atmosphaͤre und von der emporgehobenen Wassersaͤule gedruͤkt werden, und damit der Dampf nun unterhalten werde, muß die Temperatur nothwendig um eine bestimmte Quantitaͤt, die von der Zunahme des Drukes abhaͤngen wird, steigen. Damit das Wasser z.B. durch die Dampfentwikelung um 10 Centimeter emporsteige, muß die Temperatur, wie sich leicht finden laͤßt, um einen Viertelgrad zugenommen haben. Dieß vorausgesezt wird, wenn sich auf dem Wasser des offenen Armes ein Schwimmer befindet, der durch fixe Rollen mit dem Register des Ofens, der die Fluͤssigkeit heizt, in Verbindung steht, und wenn die Oeffnung, durch welche die Luft Zutritt hat, nur 10 Centimeter hoch ist, bei 100°,25 das Register vollkommen geschlossen seyn, und die Verbrennung mithin aufhoͤren, so daß die Temperatur des zu erhizenden Koͤrpers folglich immer nur zwischen 100 und 100°,25 schwanken kann. Waͤre die festgesezte Temperatur von 100° verschieden, niedriger oder hoͤher, so koͤnnte man entweder 1) eine Fluͤssigkeit anwenden, welche bei der festgesezten Temperatur siedet; oder 2) eine Fluͤssigkeit, die einem solchen Druke ausgesezt waͤre, daß deren Siedhize der verlangten Temperatur gleichkaͤme. Die erstere dieser Methoden koͤnnte manchmal in Hinsicht auf die Wahl der Fluͤssigkeiten und der Gefaͤße, in denen sie enthalten sind, Schwierigkeiten darbieten; auch ließe sie sich bei niedrigen Temperaturen nicht wohl in Anwendung bringen. Die zweite hingegen waͤre in einer weit groͤßeren Anzahl von Faͤllen anwendbar, und bei Anwendung von Wasser ließe sie sich hauptsaͤchlich leicht bei solchen Temperaturen benuzen, die nicht weit von 100° entfernt sind; man brauchte naͤmlich nur die Hoͤhe des Wasserstandes in der offenen Roͤhre abzuaͤndern, um die Fluͤssigkeit des geschlossenen Armes einem Druke auszusezen, der groͤßer oder geringer, als jener der atmosphaͤrischen Luft waͤre, und um folglich ihren Siedpunkt auf einen hoͤheren oder niedrigeren Temperaturgrad zu bringen. Waͤre die festgesezte Temperatur jedoch zu weit von 100° entfernt, so muͤßte man zur Vermeidung einer zu großen Wassersaͤule seine Zuflucht zum Queksilber oder zu anderen Fluͤssigkeiten nehmen. Aus dem Gesagten erhellt, daß das von Hrn. Sorel zuerst in Anwendung gebrachte Princip sehr mannigfache Benuzungen zulaͤßt. Allein dieses Princip ist deßhalb noch nichts weniger als zu verschiedenen industriellen Zweken, wie einfach dieselben auch seyn moͤgen, anwendbar; denn in jedem einzelnen Falle sind eine Menge Bedingungen zu erfuͤllen, die oft selbst die Anwendung der besten Principien aͤußerst schwierig machen. Die Commission wuͤrde jedoch nicht so lange bei diesen theoretischen Eroͤrterungen verweilt haben, wenn die Theorie nicht bereits durch eine praktische Anwendung sanctionirt waͤre. Hr. Sorel hat seinen RegulatorRegulatotor naͤmlich mit einem Apparate in Verbindung gebracht, der als Fleischtopf dienen soll, und in welchem er die Fluͤssigkeit zu einem leichten Aufsieden bringen, und 8 Stunden lang in dieser Temperatur erhalten will, ohne den Apparat waͤhrend dieser Zeit mit frischem Brennmateriale speisen zu muͤssen. Dieser Apparat besteht aus einem unten geschlossenen Cylinder aus Eisenblech, welcher in einer gewissen Hoͤhe mit einem Roste, der den ganzen innern Durchschnitt einnimmt, versehen ist, und an welchem sich unter diesem Roste eine seitliche Oeffnung befindet, die mit einem in zwei senkrechten Falzen beweglichen Register verschlossen wird. In diesen als Ofen dienenden Cylinder aus Eisenblech kommt ein Gefaͤß, welches aus zwei concentrischen Cylindern besteht; der innere Cylinder dient zur Aufnahme des Wassers und des Fleisches; der Zwischenraum zwischen beiden hingegen, welcher luftdicht verschlossen seyn muß, enthaͤlt das als Regulator dienende Wasser. Dieser leztere Raum ist an seinem oberen Theile mit einer Oeffnung versehen, durch welche er gefuͤllt werden kann, und welche, so lange sich der Apparat in Thaͤtigkeit befindet, verschlossen bleiben muß. Dieser Raum communicirt ferner in einer gewissen Hoͤhe durch eine horizontale Roͤhre mit einer großen senkrechten Roͤhre, in welcher sich der mit dem Register verbundene Schwimmer befindet. Will man sich dieses Apparates bedienen, so soll man so viel Kohle auf den Rost legen, daß der Raum zwischen dem Roste und dem Topfe vollkommen damit angefuͤllt ist, worauf man dann einige Stuͤke brennende Kohlen auf das Brennmaterial wirft. Hierauf fuͤllt man die ringfoͤrmige Huͤlle mit Wasser, und verschließt sie; dann fuͤllt man auch den Topf, und befestigt, nachdem man den Topf in den Ofen gesezt, das Register an den Schwimmer. Der Apparat wird hierauf bald in Sud kommen, und man kann ihn dann, sobald man gehoͤrig abgeschaͤumt hat, vollkommen sich selbst uͤberlassen. Es wurde im Locale der Gesellschaft ein Versuch mit einem dergleichen Apparate von kleinen Dimensionen angestellt; mehrere Mitglieder der Commission begaben sich an einen Ort, an welchem Hr. Sorel einen Apparat, der zum Sieden von 70 Liter Fleischbruͤhe bestimmt ist, errichtet hatte; der Berichterstatter bediente sich endlich zwei Monate hindurch eines Sorel'schen Apparates, den er den Haͤnden seiner Koͤchinn anvertraute. Das Resultat aller dieser Versuche ist nun, daß der fragliche Apparat mit großer Genauigkeit und Puͤnktlichkeit arbeitet, und daß das leise Wallen, welches zur Bereitung der Fleischbruͤhe noͤthig ist, die ganze zum Sieden erforderliche Zeit hindurch ohne merkliche Erhoͤhung der Temperatur und ohne Unterbrechung unterhalten wird. Ein fuͤr 7 bis 8 Personen bestimmter Fleischtopf verbraucht zum Sieden der Suppe fuͤr 15 Centimen Brennmaterial; ich muß jedoch bemerken, daß dieser Verbrauch an Brennmaterial weit geringer seyn wuͤrde, wenn man statt des blechernen Ofens ein ringfoͤrmiges, mit Wasser gefuͤlltes Gefaͤß anwendete!