Titel: Beschreibung einer Maschine zum Walken, Filzen und Reinigen von wollenen Tüchern oder anderen Fabrikaten, welche dieser Behandlung bedürfen, worauf sich John Dyer, Ingenieur von Trowbridge, in der Grafschaft Wilts, am 13. August 1833 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 54, Jahrgang 1834, Nr. VIII., S. 36
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VIII. Beschreibung einer Maschine zum Walken, Filzen und Reinigen von wollenen Tuͤchern oder anderen Fabrikaten, welche dieser Behandlung beduͤrfen, worauf sich John Dyer, Ingenieur von Trowbridge, in der Grafschaft Wilts, am 13. August 1833 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts. August 1834, S. 1. Mit Abbildungen auf Tab. I. Dyer's Maschine zum Walken, Filzen und Reinigen von wollenen Tuͤcher etc. Das Walken oder Filzen der wollenen Tuͤcher scheint von den fruͤhesten Zeiten an mit einer groben und plumpen Vorrichtung vollbracht worden zu seyn. Man bediente sich naͤmlich, mit Ausnahme der unter gegenwaͤrtigem Patente begriffenen Maschine, immer der plumpen und schwerfaͤlligen Walkmuͤhlen, die nicht nur eine große Triebkraft erfordern, sondern die, wenn sie in Bewegung gesezt worden, auch einen solchen Laͤrm und eine solche Erschuͤtterung erzeugen daß das Gebaͤude, in welchem sie sich befinden, Gefahr laͤuft, und daß selbst die Nachbarschaft durch sie belaͤstigt wird. Der Zwek des Walkens ist die losen Fasern der Wolle in innige Beruͤhrung mit einander zu bringen; denn indem man das Tuch in nassem Zustande preßt und walzt, werden dessen Fasern gezwungen fest an einander zu kleben, und sich so in einander zu schlingen und zu filzen, daß sie ein compactes oder dichtes Gewebe bilden, wie man es an den gefilzten Tuͤchern sieht. Dieser Zwek scheint nun an der Maschine des Patenttraͤgers eben so vollstaͤndig durch Walzen, wie sonst durch die Walkstaͤmpel erreicht zu werden, wodurch nicht nur das laͤstige Getoͤse der Walkmuͤhlen beseitigt, sondern wodurch es auch moͤglich wird, die Maschine durch eine weit geringere Triebkraft, als bisher dazu erforderlich war, in Bewegung zu sezen. Die Erfindung des Patenttraͤgers besteht demnach in der Anwendung von Drukwalzen mit kreisender Bewegung, um dadurch die losen Fasern der wollenen Tuͤcher in innige Beruͤhrung mit einander zu bringen, und um zu bewirken, daß sich diese Fasern so unter einander schlingen und mit einander verbinden, wie dieß sonst beim Walken und Filzen zu erfolgen pflegt. Fig. 15 ist ein Fronteaufriß der Maschine, d.h. jenes Theiles, an welchem die Tuͤcher in dieselbe gebracht werden. Fig. 16 ist ein Aufriß des zur Rechten gelegenen Endes der Maschine, woran der Rigger befestigt ist. Fig. 17 zeigt das zur Linken gelegene Ende mit dem Triebwerke; Fig. 18 endlich stellt den Ruͤken, oder jenen Theil vor, bei welchem die Tuͤcher aus der Maschine austreten. Um die arbeitenden Theile noch deutlicher zu machen, ist in Fig. 19 ein senkrechter Laͤngendurchschnitt der Maschine gegeben, woraus man die Stellung der Drukwalzen, der Leitungswalze und jene des gebogenen Troges ersieht, durch welchen das Tuch in ununterbrochenen oder endlosen Stuͤken durch die Maschine geleitet und dem Druk- oder Preßprocesse ausgesezt wird. Fig. 21 ist ein horizontaler Durchschnitt durch die Maschine, woraus man die Stellung der uͤbrigen, in den fruͤheren Figuren nicht sichtbaren Theile ersieht. An allen diesen Figuren beziehen sich gleiche Buchstaben auch auf gleiche Gegenstaͤnde. a, a sind die unteren oder Lager- oder Tragwalzen, deren Achsen in Bleibloͤken oder Zapfenlagern ruhen, welche an den oberen Leisten der horizontalen Seitengestelle der Maschine befestigt sind. An den Achsen oder Wellen dieser Walzen befinden sich auch die Zahnraͤder b, b, welche durch ein an der Achse des Riggers d angebrachtes Zwischengetriebe c in Bewegung gesezt werden. Die senkrechten Drukwalzen e, e sind oberhalb so aufgezogen, daß sie in ihrer Stellung mit den unteren Walzen a, a zusammenfallen; ihre Wellen oder Achsen sind in den gabelfoͤrmigen Wagen ff angebracht, die mittelst der Fuͤhrstangen g, g, welche von dem oberen Theile eines jeden Wagens ausgehen und durch Scheiden in den Querstaͤben am Scheitel der Maschine laufen, gehoben und gesenkt werden. An den Achsen der Drukwalzen sind die Zahnraͤder h, h angebracht, deren Zaͤhne in die Zaͤhne der unterhalb befindlichen Raͤder b, b eingreifen. Diese Raͤder h, h sowohl, als die Walzen e, e werden dadurch genau in den entsprechenden Stellungen erhalten, so daß sich die Enden ihrer Wellen in senkrechten Leitungsfugen in den von dem Scheitelriegel des Gestelles herabhaͤngenden Armen i, i bewegen. Das Tuch, welches gewalkt oder gefilzt werden soll, muß zwischen den Bodenwalzen a und den Drukwalzen e durchlaufen, wie dieß aus dem Durchschnitte, Fig. 19, ersichtlich ist. Die Umfaͤnge dieser beiden Walzen stehen nicht mit einander in Beruͤhrung, sondern es befindet sich im Gegentheile ein kleiner Zwischenraum zwischen denselben. Die Seiten dieser Raͤume sind von den geraden horizontalen Brettern j, j, die an beiden Seiten dicht an den Walzen in eisernen Rahmen angebracht sind, umgeben. Diese geraden horizontalen Bretter sieht man in Fig. 15 vom Ende her; die Ruͤkentheile ihrer eisernen Rahmen hingegen sieht man in Fig. 16 und 17 bei j, j. Die eisernen Rahmen bestehen aus flachen Platten mit nach Innen hervorragenden Raͤndern; sie werden durch Bolzen, welche durch die Saͤulen des Maschinengestelles gehen und durch Schraubenmuttern an diesem lezteren befestigt. Eines dieser Bretter sieht man in Fig. 21 einzeln fuͤr sich abgebildet, damit man die Holzbloͤke s, s sehen kann, welche an jenen Theilen, an denen beim Uebergange des Tuches uͤber die senkrechten Walzen eine bedeutende Reibung Statt findet, eingelegt werden. Diese Bloͤke kann man sehr gut aus Apfelbaumholz verfertigen; sie muͤssen, wenn sie abgenuͤzt sind, durch neue ersezt werden, und mit der uͤbrigen Oberflaͤche der Bretter in einer und derselben Ebene liegen. Die hervorragenden Randstuͤke innerhalb der eisernen Rahmen halten die Bretter an Ort und Stelle; diese werden uͤbrigens durch Keile, welche man zwischen die Bretter und deren eisernen Rahmen eintreibt, in die gehoͤrige Stellung an den Seiten der Walzen (Fig. 15 und 20) gebracht. Die Drukwalzen e koͤnnen, wenn die Substanz des Tuches mehr Raum zum Durchgange erfordert, mit ihren Wagen f gehoben werden, wenn man die Stangen g in ihren Scheiden emporschiebt. Dabei wird jedoch durch die belasteten Hebel k, k immer der je nach der Qualitaͤt des Tuches erforderliche Druk erhalten; indem naͤmlich diese Hebel auf die Stangen g der Wagen druͤken, und dadurch bewirken, daß die Walzen e, e immer mit gleichmaͤßiger Kraft auf das Tuch aufdruͤken. Aus dieser Beschreibung erhellt, daß das Tuch, wenn es dieser Maschine ausgesezt werden soll, zuerst, und nachdem es vorher eingeseift worden oder nicht, in den unterhalb befindlichen Trog gebracht, und nachdem es zwischen den beiden beschriebenen Walzen durch und am Ruͤken wieder herausgezogen worden, an beiden Enden so zusammengeheftet werden muß, daß es ein endloses Stuͤk bildet. Nachdem dieß geschehen, wird der an der Treibwelle befindliche Nigger d in Bewegung gesezt, und zwar nach der Richtung des in Fig. 16 ersichtlichen Pfeiles; dadurch kommen dann auch die Raͤder und Walzen a, a, b, b, e, e und h, h in Bewegung, und hiedurch wird, waͤhrend sie sich um ihre Achsen drehen, das Tuch in der Laͤnge nach zusammengewikeltem Zustande durch die Maschine gezogen. Sollte das Tuch nicht schon vorher eingeseift oder mit einer anderen gehoͤrigen Substanz behandelt worden seyn, so muͤßte nun, waͤhrend dasselbe durch die Maschine laͤuft, allmaͤhlich von der zum Walken bestimmten Substanz in fluͤssigem Zustande darauf vertheilt werden. Der Druk, welchem jeder Theil des Tuches bei dessen Durchgang durch die senkrechten Walzen ausgesezt ist, bringt die losen Enden der Wollenfasern mit einander in innige Beruͤhrung, und da dieselben durch das Walkmaterial hiebei zusammenkleben, so werben die Fasern, je oͤfter das Tuch durch die Walzen laͤuft, um so inniger mit einander verbunden, und um so mehr durch einander gewunden, wodurch das sogenannte Filzen oder Walken erzielt wird. Da dieser Theil der Operation mehr unmittelbar nach der Breite oder Querrichtung des Tuches auf die Fasern der Wolle wirkt, so finde ich es gut, wenn zugleich auch noch andere, von der Seite druͤkende Walzen, die der fortschreitenden Bewegung des Tuches einen theilweisen Widerstand entgegensezen, angebracht werden. Diese Walzen, die man in Fig. 18 und 19 bei l und m sieht, und welche sich um senkrechte Achsen drehen, koͤnnen etwas bauchig seyn. Die Walze l ist in der Maschine in einer geringen Entfernung von dem Hinteren Paare der senkrechten Walzen a und e aufgezogen; ihre aufrechte Achse dreht sich in sinnen Zapfenlagern. Die Walze m ist auf der anderen Seite der Maschine in einer aͤhnlichen Stellung angebracht; ihre aufrechte Achse dreht sich in dem gabelfoͤrmigen Wagen n, welcher in Fugen in den sinnen Zapfenlagern auf und nieder gleitet. Am Ruͤken dieses Wagens n befindet sich ein Schaft o, welcher durch das Gestell geht, und mit welchem der belastete Hebel p, der die Walze m gegen die Walze l zu druͤken strebt, in Verbindung steht. Durch diesen seitlichen Druk dieser Walzen wird also das Tuch in seiner fortschreitenden Bewegung gehindert, und in Falten in den zwischen den Hinteren senkrechten Walzen a, e und den seitlichen Walzen l, m befindlichen Raum r gedraͤngt, wie man aus Fig. 19 sieht. Das Tuch wird bei seinem Durchgange durch die beiden lezteren Walzen einem bedeutenden Druke nach seitlichen Richtungen ausgesezt, und dadurch wird das Walken und Filzen des Tuches noch vollkommener erreicht. Der Umfang der Bodenwalzen aa sowohl, als jener der Drukwalzen ee soll aus Holz verfertigt seyn. Am besten duͤrfte es seyn, wenn man sich zum Baue derselben gußeiserner, kreisrunder Gestelle bediente, in deren Reifen sich Zapfenloͤcher befinden, in welche dann englisches Eichenholz so eingetrieben wird, daß der Kern des Holzes in der Richtung von Radien laͤuft. Wenn alle die eichenen Pfloͤke, deren man sich hiezu bedient, mittelst seitlicher Stifte festgemacht worden, so kann man dann den aͤußeren Theil oder den Umfang der Walze abdrehen, oder auch schwach gerieft machen lassen. Als die geeignetsten Dimensionen fuͤr diese Walzen zeigten sich ein Durchmesser von 18 Zoll und eine Dike von 2–3 Zoll; das zweite Walzenpaar soll jedoch beilaͤufig um einen halben Zoll diker seyn, als das erste, damit keine Runzeln in dem Tuche entstehen. Die Zaͤhne der Raͤder b und h muͤssen etwas lang seyn, damit sie noch in einander eingreifen, wenn auch die Wellen der Raͤder b durch die Substanz des zwischen den Walzen durchgehenden Tuches etwas emporgehoben werden. Um alles Geraͤusch zu vermeiden, sollen die Zaͤhne des Rades h aus Holz verfertigt werden. Der Patenttraͤger beschraͤnkt sich uͤbrigens nicht auf die Anwendung von zwei Walzenpaaren allein, sondern bringt deren auch mehrere an, wenn es zwekmaͤßig befunden werden sollte. Der untere, den Trog bildende Theil der Maschine ist, wie die Zeichnung zeigt, von Brettern eingeschlossen, und die Raͤder sind an den in Fig. 15 mit z, z, z bezeichneten Stellen angebracht. Damit das Tuch jedoch nicht zwischen die Raͤder gerathe, sondern in gehoͤriger Richtung zwischen den Walzen durchgefuͤhrt werde, ist das Gehaͤuse in der Abbildung abgenommen, so daß man die Raͤder und ihre Achsen in den gehoͤrigen Stellungen sieht. Nachdem der Walk- oder Filzproceß gehoͤrig vollbracht ist, wird die Seife oder das sonstige mit dem Tuche in Verbindung gebrachte Walkmaterial zum Theil ausgewaschen, indem man bei der Klappe q eine Quantitaͤt reines Wasser von Hinten in den Trog bringt. Laͤßt man naͤmlich das Tuch hierauf noch einige Mal durch die Walzen laufen, so wird eine bedeutende Quantitaͤt der unreinen Substanzen ausgepreßt werden, und durch eine am Boden des Troges befindliche Oeffnung abfließen. Es ist jedoch nicht die Absicht des Patenttraͤgers diese Maschine nach Vollendung des Walkens auch zum vollkommenen Reinigen des Tuches zu verwenden, sondern er zieht zu diesem Behufe die Waschmaschine, deren man sich gewoͤhnlich zu bedienen pflegt, vor. Der Patenttraͤger bemerkt am Ende seiner Patenterklaͤrung, daß er sich nicht auf die hier beschriebene Einrichtung seiner Maschine allein beschraͤnkt, sondern daß er jede Abaͤnderung derselben als sein Patentrecht in Anspruch nimmt, wenn nur schmale Walzen zum Vollbringen des Walk- oder Filzprocesses angewendet werden.

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Tafel Tab.
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