Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 54, Jahrgang 1834, Nr. XII., S. 73
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XII. Miszellen. Miszellen. Preisaufgabe der Société des sciences physiques, chimiques et arts agricoles et industriels de France fuͤr das Jahr 1835. Die unter obigem Titel zu Paris bestehende Gesellschaft hat fuͤr das J. 1835 folgende Preisfrage ausgeschrieben: „Man bestimme durch zahlreiche und bewaͤhrte Thatsachen, welchen Einfluß die imponderablen Fluͤssigkeiten (der Waͤrmestoff, das Licht und die Elektricitaͤt) auf den menschlichen Koͤrper ausuͤben, und worin sowohl ihr Einfluß, als jener der atmosphaͤrischen Luft, in Bezug auf die Erzeugung einiger Krankheiten, wie z.B. der Pest, des gelben Fiebers, der Cholera etc. bestehe.“ Der Preis ist eine goldene Medaille im Werthe von 500 Fr. Die Werke oder Abhandlungen der Preisbewerber muͤssen bis zum 1. Mai 1835 an Hrn. Julia de Fontenelle, den bestaͤndigen Secretaͤr der Gesellschaft, oder an den Praͤsidenten Hrn. Labarraque eingesendet seyn. Preise, welche die Société d'encouragement zu Paris ertheilte. Die Société d'encouragement hat in ihrer Sizung vom 11. Junius 1834 folgende Medaillen zuerkannt: I. Die goldene Medaille erster Classe: 1) Dem Hrn. Grangé, fuͤr seinen Pflug mit Vordergestell. 2) Dem Hrn. Dr. Aujoux, fuͤr seine kuͤnstlichen anatomischen Praͤparate. 3) Dem Hrn. Caré, fuͤr seine Fabrik von Dampfmaschinen. II. Die goldene Medaille zweiter Classe: 4) Dem Hrn. Charles Chevalier, fuͤr sein einfaches Mikroskop. 5) Dem Hrn. Med. Dr. Robert, fuͤr seine von der Kammer aus ladbare Muskete. 6) Dem Hrn. Douault Wieland, fuͤr seine Arbeiten in gefaͤrbtem Glase, Cameen und anderen erhabenen Gegenstaͤnden. 7) Dem Hrn. Henry Robert, fuͤr seine Verbesserungen in der Uhrmacherkunst. 8) Dem Hrn. Rattier und Guibal, fuͤr die Fabrikation von elastischen Geweben aus Kautschuk. III. Die silberne Medaille: 9) Dem Hrn. Gandais, fuͤr seine Arbeiten in gemischter Goldarbeiterkunft. 10) Dem Hrn. Eugène Bourdon, fuͤr seine glaͤsernen Modelle von Dampfmaschinen. 11) Dem Hrn. Pottet d. aͤlt., fuͤr seine von der Kammer aus ladbare Jagdflinte. 12) Dem Hrn. Saulnier d. aͤlt., fuͤr seine Zubereitung der Kupferplatten fuͤr die Schwarzkunst. 13) Dem Hrn. Collas, fuͤr seine Methode nach Reliefs direct Copien zu graviren. IV. Die bronzene Medaille: 14) Dem Hrn. Palissard, fuͤr seinen mechanischen Karren zum Ausgraben von Erde. 15) Dem Hrn. Goyon, fuͤr seine Methode Moͤbel und Metalle zu reinigen. Ein Dampfboot zur Luftschifffahrt! Die Cincinnati Daily Gazette schreibt Folgendes: „Einer unserer erfindungsreichsten Einwohner, Hr. Mason, arbeitet gegenwaͤrtig an einem Luftdampfboote, in welchem er aufzusteigen und eine Luftfahrt zu machen gedenkt. Das Boot ist beilaͤufig 10 Fuß lang und dessen Gerippe ist mit Seidenzeug uͤberzogen, um es so leicht als moͤglich zu machen. In der Mitte desselben ist eine Dampfmaschine von zwei Pferdekraͤften angebracht, welche 4 senkrechte Wellen, die uͤber den Bauch und den Hintertheil des Schiffes hinausragen, in Bewegung sezt. An jeder dieser Wellen sind vier spiralfoͤrmige, seidene Fluͤgel angebracht, welche mit solcher Geschwindigkeit umgedreht werden sollen, daß das Fahrzeug sich in der Luft erheben muß. Ueber das Ganze ist ein beweglicher seidener Ueberzug angebracht, der nicht bloß der Gravitationskraft entgegenwirken, sondern zugleich zum Forttreiben des Bootes behuͤlflich seyn soll. Das ganze Boot wiegt mit Einschluß der Maschine 60 Pfund und rostete beilaͤufig 300 Dollars. (Mechanics' Magazine, No. 377.) Erste Fahrt von Burden's neuem Dampfboote Helena von New-York nach Albany. Das New-York Mechanics' Magazine enthaͤlt folgenden Bericht uͤber die erste Probefahrt, welche Hr. Burden mit seinem neuen Dampfboote Helena (welches nach dem in Bd. LII. S. 161 des polytechnischen Journales beschriebenen Principe erbaut ward) anstellte. Die Helena fuhr am 7. Julius sieben Minuten vor 7 Uhr Morgens von der Werste ab; 6 Meilen von ihr steuerte das Dampfboot Erie, welches als das schnellste auf dem Hudson gilt. Beide Boote fuhren, wie die Amerikaner zu sagen pflegen, in einem sehr schonen Style; die Helena zeichnete sich jedoch zur Verwunderung aller Zuschauer durch die Ruhe und Glaͤtte aus, mit welcher ihre sehr spizen Cylinder uͤber und durch das Wasser hinglitten. Diese Ruhe, welche nur mit der ruhigen Bewegung der Wagen auf den Eisenbahnen verglichen werden kann, stach besonders von den Wellen ab, die das Dampfboot erzeugte, und welche beinahe eine Meile weit fuͤhlbar waren. Die Helena fuhr in kurzer Zeit dem kleinen Dampfboote Champion vor, obschon die Raͤder bis dahin nur 16 bis 18 Umgaͤnge in der Minute machten; erst spaͤter als sie mit einer Geschwindigkeit von 20 englischen Meilen in der Stunde fortrann, machten die Raͤder 22 Umgaͤnge in der Minute. Auf diese Weise hatte sich die Helena bis Mittag dem Erie schon auf drei engl. Meilen genaͤhert, als ploͤzlich das Triebwerk einer Klappe nachgab, und die Raͤder nur mehr 16, 14, und endlich gar nur 13 Umgaͤnge machten. Man legte nun an, um das Uebel auszubessern; allein nach 10 Minuten war die Sache wieder beim Alten, und da sich zeigte, daß auch der eine der Kessel ausließ, so fuhr man in diesem Zustande weiter, obschon die Raͤder hoͤchstens auf 16 Umgaͤnge in der Minute gebracht werden konnten. Dieses Unfalles ungeachtet, und obschon die Helena deßhalb 2 1/2 Stunde lang anzuhalten gezwungen war, erreichte sie Albany doch nur um 3/4 Stunden spaͤter als der Erie, welcher 20 Minuten vor ihr von New-York abgefahren war. Die Maschine der Helena war vor dieser Probefahrt nie gehoͤrig probirt worden, und daher die wiederholten Bruͤche, die an derselben vorkamen. Ist ein Mal Alles gehoͤrig in Gang, so wird die Helena, wie man zuverlaͤssig erwartet, die Fahrt von New-York nach Albany gewiß in 8 Stunden, zuruͤklegen. Hr. Burden baut gegenwaͤrtig ein zweites Dampfboot nach seinem Plane, welches um 100 Fuß laͤnger als die Helena werden soll, und dessen parabolische Spindeln aus Eisen verfertigt werden sollen. Zunahme der Dampfschifffahrt in England. Aus einem kuͤrzlich bekannt gemachten Berichte ergibt sich folgendes Verhaͤltniß der Zunahme der Dampfschifffahrt in Großbritannien innerhalb der beiden lezten Jahre. Im Jahre 1833 wurden 11,401 Kuͤstenfahrten mit einer Ladung von 1,652,089 Tonnen unternommen; im Jahre 1832 betrug die Zahl der Fahrten nur 10,329 und die Tonnenzahl 1,501,649. Nach fremden Haͤfen wurden im Jahre 1832 nur 1112 Fahrten mit einer Ladung von 98,146 Tonnen gemacht; im Jahre 1833 hingegen stieg die Zahl der Fahrten auf 1306 mit einer Ladung von 132,921 Tonnen. – Das Mechanics' Magazine bemerkt in einer Anmerkung, welche es dieser aus dem Hull Observer entnommenen Notiz beifuͤgt, daß die Dampfschifffahrt aus den Fluͤssen nicht unter diesen Daten begriffen ist. – Die englische Postverwaltung beschaͤftigt gegenwaͤrtig regelmaͤßig 24 Dampfboote. Zwischen Liverpool und Dublin fahren 6: jedes zu 300 Tonnen und zu 140 Pferdekraͤften; 6 zwischen Holyhead und Dublin: jedes zu 235 Tonnen und 100 Pferdekraͤften; 4 zwischen Milford und Waterford, von 189 bis zu 237 Tonnen und zu 80 Pferdekraͤften; 2 zwischen Portpatrick und Donaghadee zu 110 und 130 Tonnen und 40 Pferdekraͤften; 3 zwischen Weymouth und Guernsey und Jersey von 154 bis zu 165 Tonnen und zu 60 Pferdekraften; 5 zwischen Dover und Calais und Ostende, jedes zu 110 Tonnen und zu 40 und 50 Pferdekraͤften. Alle diese Paketdampfboote vollbringen jaͤhrlich 2293 Fahrten, wozu sie 30,000 Tonnen Steinkohlen brauchen. Es kommt beinahe nie vor, daß eines dieser Boote nicht innerhalb der festgesezten Zeit ankommt. Ueber Badnall's undulirende Eisenbahn. Eine Gesellschaft hat nun auf Badnall's Andringen eine kurze Streke Eisenbahn nach seinem in unserem Journale schon oͤfter beruͤhrten, undulirenden Principe erbaut. Die Bahn, welche den Namen Whiston Branch-Railway fuͤhrt, ist vollendet, und es soll demnaͤchst eine Reihe von Versuchen auf derselben unternommen werden, welche dem Streite hieruͤber ein Ende machen sollen. Wir zeigen unterdessen an, daß auf der schiefen Flaͤche von Sutton, an der Liverpool-Manchester-Eisenbahn Versuche angestellt wurden, aus denen hervorging, daß einige Lastzuͤge durch das Herabrollen auf der schiefen Flaͤche ein solches Bewegungsmoment erreichten, daß sie unten auf der oberen Bahn eine ganze engl. Meile weit fortrollten, ohne den Beistand irgend einer Triebkraft zu beduͤrfen. Das Mechanics' Magazine No. 577. zweifelt an dieser aus dem Manchester Chronicle entnommenen Angabe. Castera's Vorrichtung zur Vermehrung der Zugkraft von Zugthieren. Hr. Vauvillers erstattete der Société d'encouragement zu Paris in ihrer Sizung vom 11. Junius Bericht uͤber ein Instrument, welches Hr. Castera in Vorschlag brachte, um in gewissen Faͤllen der Unzulaͤnglichkeit der Zugkraft, welche Thiere, die an ein gewoͤhnliches Fuhrwerk gespannt sind, entwikeln, abzuhelfen. Hr. Castera will naͤmlich, daß jedes Fuhrwerk zu diesem Behufe mit einem Hebel versehen werde, welcher drei Radien des Rades gleich ist, und in die Speichen eingreift. Die Commission, die diese Vorrichtung zu untersuchen hatte, glaubt, daß dieselbe zwar mehrerer Verbesserungen faͤhig ist; daß dieselbe jedoch nie unmittelbar mit Vortheil angewendet werden kann. Bulletin de la Société d'encouragement, Junius 1834, S. 251.) Verbesserung an Hrn. Professor Henslow's Clinometer. Das London and Endinburgh Philosophical Journal, August 1834, S. 159 enthaͤlt ein Schreiben des Hrn. J. H. Pratt Esq., in welchem geklagt wird, daß die Clinometer, welche die HH. Watkins und Hill nach der Angabe des Hrn. Professors Henslow verfertigen, bei der Bestimmung der Dike einer Schichte sehr leicht und gewoͤhnlich irrige Angaben liefern, weil die Nivellirwaage innerhalb des Gehaͤuses und am Boden desselben angebracht ist. Diesem Uebelstande wird vollkommen abgeholfen, wenn man die Nivellirwaage außen an dem Dekel anbringt, und sie so in das Holz einlaͤßt, daß sie nicht leicht zerbrochen werden kann. Man braucht bei dieser Vorrichtung das Gehaͤuse nur flach auf den Boden der Schichte zu stellen, und den Dekel emporzuheben, bis die Nivellirwaage andeutet, daß sich der Dekel in horizontaler Richtung befinde; der messingene Bogen gibt dann die Tiefe an. Hrn. Toplis's Pacificator. Das Morning Chronicle enthaͤlt folgende Notiz uͤber eine neue Maschine, welche, wenn sie sich bewaͤhren wuͤrde oder bewaͤhren koͤnnte, allerdings in hohem Grade den Namen verdiente, den ihr der Erfinder beilegt. Wir haben schon oft geaͤußert, daß derjenige fuͤr den groͤßten Wohlthaͤter der Menschheit gehalten werden muß, der eine Maschine erfindet, mit welcher man die groͤßte Menge von Menschen auf ein Mal todt machen kann. Dieser Wohlthaͤter waͤre nun Hr. Toplis, am Museum of National Manufactures zu London, Leicester-Square, wenn sein Pacificator wirklich das leistete, was sein Erfinder verspricht. Der Pacificator soll naͤmlich fuͤr die Zukunft alle Kriege unmoͤglich machen, indem mit Huͤlfe desselben ein Paar Menschen leicht die groͤßte Armee vernichten koͤnnen. Die Maschine ist tragbar, und ohne ihrem Gehaͤuse kann sie leicht von zwei Maͤnnern fortgeschafft werden; auf ihrem Wagen angebracht kann sie mit Schnelligkeit und Leichtigkeit uͤberall hin gefahren werden, wo Pferde oder Menschen gehen koͤnnen; sie ist außerordentlich leicht in Thaͤtigkeit zu sezen, und man kann mit derselben mit ebenderselben Leichtigkeit, mit welcher man aus Feuersprizen einen Wasserstrahl austreibt, eine beliebige Zeit hindurch einen Strom von Kugeln erzeugen, der sich mit Sicherheit schnell auf jeden beliebigen Gegenstand richten laͤßt. Die Maschine ist sehr einfach gebaut; denn sie besteht nur aus einem langen Rohre, welches an einem Drehringe angebracht ist. Der Hintertheil dieses Rohres communicirt mit einer Kammer, in welcher mittelst eines Pulvers, welches so zubereitet ist, daß es ohne Explosion brennt, rasch und fortwaͤhrend Gas erzeugt wird. Dieses Gas stroͤmt mit Gewalt durch das Rohr und treibt die Kugeln aus, die durch einen Trichter aus dem oberhalb angebrachten Behaͤlter in das Rohr fallen. Das Rohr kann gehoben oder herabgesenkt oder nach irgend einer Richtung gedreht werden, so daß man ohne alle Muͤhe nach jedem beliebigen Punkte hin einen Kugelstrom spielen lassen kann. Man sieht hieraus, daß das Princip, auf welchem die neue Maschine beruht, nicht neu ist; die Erfahrung wird zeigen, ob Hr. Toplis in der Besiegung der Schwierigkeiten, welche die Anwendung dieses Principes mit sich bringt, gluͤklicher war, als seine Vorgaͤnger. Neue Methode Pianoforte's zu stimmen. Franzoͤsische Journale kuͤndigen an, daß ein Instrumentenmacher zu Paris eine aus Drukschrauben bestehende Vorrichtung erfunden hat, mit welcher Jedermann, der nur ein einiger Maßen gutes Gehoͤr hat, sein Pianoforte selbst zu stimmen im Stande ist. Die neue Vorrichtung soll den großen Stimmschluͤssel ganz entbehrlich machen; der neue Stimmschluͤssel ist so klein, daß ihn Jedermann in der Tasche mit sich tragen kann. Die Stimmung laͤßt sich auf's Genauste erreichen, und man laͤuft bei der neuen Methode weit weniger Gefahr, daß die Saiten abreißen. (Aus dem Athenaeum.) Genauigkeit des englischen Muͤnzgepraͤges. Unter 1000 Souverainsd'or, welche auf der koͤniglichen Muͤnze zu London in lezter Zeit ausgepraͤgt und mit einer hoͤchst genauen Waage gewogen wurden, hatten 500 ganz genau das bestimmte Gewicht, bei 300 fehlte es um einen halben, bei 100 um 3/4 und bei 100 um einen ganzen Gran. Bringt man die vielen Operationen, welche jedes Stuͤk durchmachen muß, in Anschlag, so wird man diesen Grad von Genauigkeit gewiß uͤberraschend finden. (Mechanics' Magazine, No. 578.) Ueber die aͤtherischen Oehle hat einer der ersten Parfumeurs zu Paris, Hr. Raybaud, welcher sich bei der lezten Industrieausstellung durch seine vortrefflichen Praͤparate auszeichnete, eine Abhandlung bekannt gemacht, welche Jedermann, der sich mit diesen Gegenstaͤnden beschaͤftigt, empfohlen zu werden verdient. Hr. Raybaud hat selbst 207 verschiedene Arten von Oehlen destillirt, und in einer Tabelle die Quantitaͤten Oehl, welche er aus einer bestimmten Menge roher Stoffe erzielte, die physischen Eigenschaften derselben, und die Veraͤnderungen, die sie erleiden, wenn sie alt werden, angegeben. Er hat auch mehrere der Fehler, die man bei der Destillation der aͤtherischen Oehle im suͤdlichen Frankreich, welches bekanntlich die groͤßte Menge dieser Stoffe liefert, aufgedekt, und gezeigt, daß der Vorzug, den man dem englischen Lavendel- und Muͤnzenoͤhle vor dem franzoͤsischen gibt, lediglich aus diesen Fehlern hervorgegangen sey. Wir bemerken, indem wir auf die erwaͤhnte Abhandlung aufmerksam machen, daß Hr. Lecaner einen weitlaͤufigen Auszug davon im Journal de Pharmacie, August 1834, S. 437 bekannt machte. Ueber die Wirkung des Gerbestoffes und einiger anderer Substanzen auf die Wurzeln der Pflanzen. Hr. Silvestre der juͤngere hatte wiederholt behauptet (vergl. Polytechn. Journ. Bd. LII. S. 398), daß Baͤume schnell absterben, wenn ihre Wurzeln mit den Ueberresten der Wurzeln alter ausgehauener Eichenstaͤmme in Beruͤhrung kommen. Einige schrieben dieß der schaͤdlichen Wirkung des Gerbestoffes zu, andere hingegen hielten diesen fuͤr unschaͤdlich. Hr. Payen suchte diesen Punkt durch directe Versuche zu eroͤrtern, uͤber welche wir hier das Wesentliche mittheilen wollen. Er brachte Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Maiskoͤrner unter ganz gleichen Umstaͤnden mit gleichen Quantitaͤten folgender Fluͤssigkeiten in Beruͤhrung: 1) mit destillirtem, mit Kohlensaͤure impraͤgnirten Wasser; 2) mit demselben Wasser, dem jedoch 0,01 seines Gewichtes einer gesaͤttigten Aufloͤsung von kohlensaurem Natron zugesezt worden; 3) mit ebensolchem Wasser, dem nur 0,001 seines Gewichtes der gesaͤttigten Aufloͤsung von kohlensaurem Natron zugesezt worden; 4) mit einer Aufloͤsung, welche 0,001 reinen Gerbestoff enthielt; 5) mit einer Aufloͤsung, welche 0,001 Schwefelsaͤure enthielt; 6) mit destillirtem, mit Kalk gesaͤttigtem Wasser. In der 1sten, 3ten und 4ten dieser Aufloͤsungen erfolgte das Keimen der Samen in der angegebenen Ordnung; in den drei anderen Aufloͤsungen hingegen fand kein Keimen Statt. Das destillirte Wasser wurde bald schwach saͤuerlich. Die Entwikelung der Staͤnge!, welche anfangs in demselben rascher erfolgte, als in der Aufloͤsung von 0,001 kohlensaurem Natron, ließ nach und nach im Vergleiche mit lezterer nach. Wenn das Alkali durch die bei der Vegetation entwikelte Saͤure gesaͤttigt worden, wurde die urspruͤngliche Quantitaͤt Alkali wieder zugesezt. In beiden Fluͤssigkeiten wurden die weißen Wurzeln und die gruͤnen Staͤngel in 14 Tagen mehrere Centimeter lang. In der Aufloͤsung des Gerbestoffes wurden alle Wuͤrzelchen allmaͤhlich braun gefaͤrbt; ihre Entwikelung erfolgte langsam und unvollkommen; die Federchen blieben weißlich und trieben keine Staͤngel, so daß diese Fluͤssigkeit ein offenbares Hinderniß fuͤr die Vegetation bildete. Pflanzen, welche in destillirtem Wasser schon 3–5 Centimeter Hoͤhe und eine eben so große Laͤnge der Wurzeln erreicht hatten, wurden in Gerbestoffaufloͤsung von 0,001 Gerbestoff gebracht; sie wurden darin nach und nach gelblich; die Wurzeln wuchsen beinahe gar nicht, und die Staͤngel nur hoͤchst langsam weiter, so daß sie nach 10 Tagen gegen die in destillirtem Wasser verbliebenen Pflanzen von gleichem Alter bedeutend zuruͤkgeblieben waren. Aus diesen und anderen Versuchen zieht Hr. Payen folgende Schluͤsse: 1) der Gerbestoff wirkt selbst in kleinen Quantitaͤten auf die Wurzeln mancher Pflanzen nachtheilig; 2) die Saͤuren schaden selbst in geringen Verhaͤltnissen dem Keimen und der Entwikelung der Pflanzen; 3) die Alkalien sind in geringen Quantitaͤten der Vegetation guͤnstig; 4) die Saͤttigung der Saͤure, welche sich waͤhrend des Keimens entwikelt, beschleunigt nicht nur das Keimen, sondern beguͤnstigt auch die weitere Entwikelung. Diese Versuche erklaͤren die nuͤzliche Wirkung des Kalkes, des Mergels, der Asche, und den nachtheiligen Einfluß, welche die Alkalien ausuͤben, wenn sie in zu großer Menge angewendet oder ungleich vertheilt werden. (Journal de Chimie médicale, April 1834. Wir erlauben uns zu dieser Notiz nur noch die Bemerkung beizufuͤgen, daß der Gerbestoff wenigstens in seinen Verbindungen nicht so nachtheilig auf die Wurzeln vieler Pflanzen einzuwirken scheint. Alle Gaͤrtner wissen z.B., daß wenn die Wurzeln von Pflanzen, die in Lohbeeten gehalten werden, durch die Toͤpfe in die Lohe dringen, dieß nur einigen schaͤdlich wird, waͤhrend andere vortrefflich dabei gedeihen. Alte Lohe wird nicht selten als ein mittelmaͤßiger Duͤnger verwendet, und besonders im Herbste auf Beeten von Blumenzwiebeln gestreut, wovon wir nie Nachtheile sahen.) Ueber die Bereitung der Pektinsaͤure (Gallertsaͤure) und ihrer alkalischen Salze. Die Pektinsaͤure und ihre salzartigen Verbindungen, uͤber welche bekanntlich Braconnot schoͤne Arbeiten lieferte,Polytechnisches Journal, Bd. XLIII. S. 60. und Bd. XLVII. S. 57. koͤnnte sowohl von Apothekern, als von Zukerbaͤkern sehr gut benuzt werden, um schnell sogenannte Gelées zu bereiten. Die bisherige Umstaͤndlichkeit der Bereitung dieser Substanzen hinderte jedoch bis jezt selbst die unermuͤdlichen und unerschoͤpflichen franzoͤsischen Zukerbaͤker an der allgemeineren Verwendung dieser Substanzen, was den Hrn. Simonin zu Nancy veranlaßte, ein einfacheres Verfahren ausfindig zu machen. Dieses Verfahren wird im Journal de Pharmacie, August 1834, S. 478 folgender Maßen beschrieben: Man scheidet aus dem Johannisbeerensafte das Pektin oder das durchsichtige Gelée, welches sich nach der Vermengung desselben mit Sauerkirschensaft von selbst bildet, ab; waͤscht es aus, um den Faͤrbestoff so viel als moͤglich zu beseitigen, und kocht es endlich mit einer hinreichenden Menge sehr schwacher aͤzender Kalilauge, um hierauf die Ueberreste der Johannisbeeren, welche allenfalls noch damit vermengt sind, dadurch abzuscheiden, daß man die stark gefaͤrbte Fluͤssigkeit, in welcher das pektinsaure Salz enthalten ist, durch ein grobes Tuch seiht. Dieses Salz wird dann zersezt, indem man nach und nach, und unter Umruͤhren eine hinreichende Menge fluͤssigen Chlorkalkes zusezt, die Fluͤssigkeit wird dadurch schnell entfaͤrbt; es bilden sich in ihr weißliche Floken von pektinsaurem Kalke, den man auf einem Tuche sammelt und mit Wasser anruͤhrt, welches schwach mit Salzsaͤure gesaͤuert worden, und welches daher den Kalk aufloͤst. Die auf diese Weise frei gewordene Pektinsaͤure wird, nachdem sie auf einem Tuche abgetropft hat, sorgfaͤltig und lange Zeit fort mit destillirtem Wasser oder mit Regenwasser ausgewaschen, um allen salzsauren Kalk und alle uͤberschuͤssig zugesezte Saͤure wegzuschaffen. Nach diesen Operationen, und nachdem man die Masse, um die groͤßte Menge des Wassers daraus zu entfernen, ausgedruͤkt, ist die Pektinsaͤure beinahe farblos, durchsichtig, und von der Consistenz eines diken Gelée; sie verbindet sich sehr leicht mit Alkalien, und einige wenige Tropfen Ammoniak reichen hin, um sie fluͤssig zu machen und braun zu faͤrben. Will man sich pektinsaures Ammoniak bereiten, so sezt man der Saͤure so viel Ammoniak zu, daß sie einen klaren Syrup bildet, welchen man durch Papier filtrirt, und in duͤnnen, auf Porcellan oder Fayence aufgetragenen Schichten im Trokenofen oder an der Sonne troknen laͤßt. Dieses pektinsaure Ammoniak troknet schnell, loͤst sich in braunen, durchsichtigen, glasigen Stuͤken ad, und ist in destillirtem Wasser vollkommen aufloͤslich. Alkohol und Zuker scheiden die Pektinsaͤure in Form eines voluminoͤsen Gelées aus dieser Aufloͤsung ab. Mit Natron und Kali kann man auf gleiche Weise aͤhnliche Salze bereiten. – Das Waschwasser, dessen man sich bei diesen Operationen bedient, darf weder Kalk noch Kalksalze enthalten, indem sich sonst gleich wieder pektinsaurer Kalk bilden wuͤrde. Sollte man kein destillirtes Wasser und kein Regenwasser zur Disposition haben, so koͤnnte man auch Brunnenwasser nehmen, nachdem man aus demselben die groͤßte Menge des Kalkes durch kohlensaures Kali niedergeschlagen, ohne das Wasser uͤbrigens dadurch zu sehr alkalisch gemacht zu haben. – 200 Pfund Johannisbeeren geben Hrn. Simonin beilaͤufig 8 Unzen pektinsaures Ammoniak, womit man einer 500 Mal groͤßeren Menge Wasser eine gallertartige Consistenz zu geben im Stande ist. Ueber den Wassergehalt einiger Brodsorten. Hr. Lassaigne erhielt von Hrn. Darblay ein Brod, welches lezterer aus 1/3 Weizenmehl, 1/3 Gerstenmehl und 1/3 Feldbohnenmehl bereitet, und als Pferdefutter empfiehlt. Das Brod ist viel schwerer und dichter, als das gewoͤhnliche Schwarzbrod, und wie dieses etwas saͤuerlich. Die Krume desselben verlor durch Troknen bei einer Temperatur von 50 bis 60° nicht weniger als 52,25 Procent Feuchtigkeit; die Kruste hingegen nur 17 Procent. Von den 47,75 Procent fester Substanz, die nach dem Troknen der Krume zuruͤkblieben, waren 11,75 Theile in Wasser aufloͤslich, und 36 unaufloͤslich. Von den 83 Procent Kruste, welche nach dem Troknen uͤberblieben, waren hingegen 45,20 Theile in Wasser aufloͤslich und 37,80 unaufloͤslich. (Journal des connaisannces usuelles, Junius 1834, S. 296.) Neue im Gehirne entdekte Substanzen. Hr. J. P. Couerbe legte der Akademie der Wissenschaften zu Paris eine Abhandlung uͤber das Gehirn vom chemischen und physiologischen Gesichtspunkte aus betrachtet vor, und Hr. Dumas erstattete am 11. August im Namen einer Kommission, zu welcher Thenard, Chevreul und er gehoͤrten, hieruͤber einen sehr guͤnstigen Bericht. Wir beschraͤnken uns darauf anzugeben, daß Hr. Couerbe außer einer großen Menge Cholesterin auch noch folgende 4 fette Substanzen in der Gehirnmasse entdekte: 1) Ein weißes, unschmelzbares, in Aether unaufloͤsliches, in kochendem Alkohol aufloͤsliches, getroknet zerreibliches, das Papier nicht beschmuzendes Fett, welchem er den Namen Cerebrot beilegte, und welches im Gehirne von Gesunden 2–3 Procent; im Gehirne von Wahnsinnigen 3 bis 5, und im Gehirne von Bloͤdsinnigen und Greisen unter 2 Procent Phosphor enthalten soll. 2) Ein braunes, in Wasser unaufloͤsliches, in 25 Gewichtstheilen kalten Aethers aufloͤsliches, in der Hize weich werdendes, aber nicht schmelzbares, elastisches und kautschukaͤhnliches, von Saͤuren schwach angreifbares, mit Alkalien verseifbares Fett, welches er Cephalot nennt, und welches in seinen Bestandtheilen dem Cerebrot sehr aͤhnlich ist. 3) Ein fahles, unschmelzbares, in warmem und kaltem Wasser, Alkohol und Aether unaufloͤsliches, in den Oehlen aufloͤsliches, pulverfoͤrmiges Fett, Stearoconot genannt, welches durch Salpetersaͤure in ein krystallisirbares Product verwandelt wird. 4) Endlich ein roͤthlich gelbes, unangenehmes, in Aether in allen Verhaͤltnissen, und eben so auch in kochendem Alkohol aufloͤsliches Oehl, das sogenannte Eleencephol, welches seiner ganz verschiedenen Eigenschaften ungeachtet, in seiner Zusammensezung mit dem Cephalot die groͤßte Aehnlichkeit hat. Die Bestandtheile aller dieser Koͤrper ergeben sich aus folgender Tabelle. Textabbildung Bd. 54, S. 80 Cholesterin; Cerebrot; Cephalot u. Eleencephol; Stearoconot; Kohlenstoff; Wasserstoff; Sauerstoff; Stikstoff; Phosphor; Schwefel (Aus dem Temps No. 1760.) Festigkeit der Champagnerflaschen der Bruͤder Blum. Die HH. Bruͤder Blum haben der Société d'encouragement zu Paris Champagnerflaschen aus ihrer Fabrik vorgelegt, welche in der Werkstaͤtte des Hrn. Collardeau mit der von ihm erfundenen Maschine in Gegenwart einer Commission untersucht wurden. Die Flaschen hatten im Durchschnitte eine Dike von 3 Millimeter) der Bruch erfolgte im Durchschnitte bei einem Druke von 26 Atmosphaͤren, waͤhrend die fruͤher vorgelegten Flaschen nur einen Druk von 21 Atmosphaͤren aushielten. Die Commission hat sich vorgenommen die zum naͤchsten Concurse einlaufenden Flaschen einem bestimmten, aber laͤnger fortgesezten Druke auszusezen, wozu einige Veraͤnderungen an dem Apparate des Hrn. Collardeau vorgenommen werden muͤssen. (Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement, Junius 1834, S. 251.) Nachtheilige Wirkung von eisernen Nageln auf Spalierbaͤume. Ein ungenannter Correspondent des Journal des connaissances usuelles bestaͤtiget die schon oͤfter gemachte Beobachtung, daß eiserne Naͤgel nicht bloß, wenn sie durch die Aeste der in Spalier oder an Mauern gezogenen Obstbaͤume geschlagen werden, sondern selbst dann, wenn die Aeste an solche Naͤgel gebunden werden, eine so nachtheilige Wirkung haben, daß dergleichen Aeste gewoͤhnlich gelb werden und bald ganz absterben. Besonders auffallend soll sich dieß an Kirschen- und Pfirsichbaͤumen zeigen. Er empfiehlt daher in jeder Hinsicht die Aeste dadurch an den Mauern zu befestigen, daß man Tuchschnizel um dieselben fuͤhrt, und diese dann an die Mauer nagelt. Sonderbares Mittel Fruchtbaͤume gegen die Raupen zu schuͤzen. Unter den unzaͤhlig vielen Mitteln, welche bereits in Vorschlag gebracht wurden, um Obstbaͤume gegen Raupen zu schuͤzen, gehoͤrt folgendes, welches im Journal des connaissances usuelles von einem Landeigenthuͤmer als vollkommen bewaͤhrt empfohlen wird, zu den sonderbareren. Man soll naͤmlich oben auf die Theilung des Stammes eine große Erdscholle legen und befestigen. In Folge dieses einfachen Mittels sollen die Raupen, selbst wenn sie sich auf den hoͤchsten Aesten befinden, herabfallen, und wenn sie von Unten an dem Stamme hinaufzukriechen suchen, sogleich wieder umkehren, so wie sie an die Erdscholle gelangen. Wenn dieses Mittel, woran wir zweifeln, auch wirklich etwas leistete, so waͤre es schwer die Wirkungsart desselben zu erklaͤren.