Titel: Notiz über Thomas Howard's Esq. Queksilber- oder Wasserdunstmaschine.
Fundstelle: Band 54, Jahrgang 1834, Nr. XXVI., S. 152
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XXVI. Notiz uͤber Thomas Howard's Esq. Queksilber- oder Wasserdunstmaschine.Wir haben von dem Bestehen der Howard'schen Maschine im Polyt. Journale Bd. XLVII. S. 208 Nachricht gegeben; kein englisches Journal hat bisher noch eine Abbildung oder Beschreibung derselben geliefert, obschon das Patent vom 29. Novbr. 1832 datirt ist. Die fruͤhere Howard'sche Dampfmaschine, welche eigentlich der neueren zum Grunde liegt, findet man im Polyt. Journale Bd. XXIV. S. 3 beschrieben und abgebildet. A. d. R. Aus dem Mechanics' Magazine, No. 579, S. 410. Howard's Queksilber- oder Wasserdunstmaschine. Das Princip der neuerlich von Hrn. Thomas Howard Esq. erfundenen Queksilbermaschine, welche besser eine Wasserdunstmaschine (vapeur-engine) genannt werden duͤrfte, und welche nun versuchsweise an dem Dampfboote Sr. Majestaͤt, der Comet, angewendet werden soll, beruht auf dem Unterschiede zwischen dem Verdampfungspunkte des Wassers und jenem des Queksilbers, von denen ersterer bei 212°, und lezterer bei 660° F. Statt findet. An der Dampfmaschine mit einem Kessel oder Dampferzeuger von gewoͤhnlicher Form wechselt der zum Betriebe der Maschine noͤthige Druk nach der Dichtheit des Dampfes, obschon dieselbe oder beinahe dieselbe Oberflaͤche (d.h. 10 Quadratfuß per Pferdekraft) erforderlich ist, die Maschine mag mit hohem oder niedrigem Druke betrieben werden. An der Dunstmaschine hingegen wird der Dampf erzeugt, ins dem man innerhalb der moͤglich kuͤrzesten Zeit die moͤglich geringste Menge Wasser verduͤnstet, und indem man den Druk durch Verduͤnnung dieses Dampfes und durch ausdehnungsweise Anwendung desselben erzeugt. An dieser Maschine faͤllt daher der gegenwaͤrtig uͤbliche Dampfkessel, so wie auch die ganze in ihm enthaltene Wassermenge weg. So viel von dem Principe der Maschine; ihre Operationsweise ist folgende. Eine seichte, gußeiserne und mit Queksilber gefuͤllte Pfanne, welche an einer Maschine von 10 Pferdekraͤften eine Oberflaͤche von 7 Quadratfuß darbietet, und wonach also 3/4 Quadratfuß auf die Pferdekraft kommen, ist unmittelbar unter dem arbeitenden Cylinder, der 20 Zoll im Durchmesser hat, uͤber dem Feuer angebracht. Ueber diesem Queksilber und auf demselben ruhend befindet sich eine sehr duͤnne eiserne Platte. Wenn nun das Queksilber durch das auf die Pfanne einwirkende Feuer auf eine Temperatur, welche zwischen 400 und 500° F. (aber nicht mehr) betraͤgt, erhizt worden, so wird auf die duͤnne, das Queksilber bedekende Eisenplatte, durch ein zu diesem Behufe angebrachtes Mundstuͤk regenfoͤrmig Wasser gesprizt, welches vorher bis zum Siedepunkte erhizt worden, und welches auf diese Weise augenbliklich und vollkommen in Dampf von sehr großer Verduͤnnung verwandelt wird. Dieser Wasserregen braucht nicht ununterbrochen fortzuwaͤhren, sondern er erfolgt in Zwischenraͤumen, d.h. auf jeden Kolbenhub kommt eine Einsprizung. Die Quantitaͤt Wasser, welche eingesprizt wird, und durch welche die Kraft der Maschine bestimmt ist, wird durch die Bewegung einer kleinen Klappe, die entweder mit der Hand oder durch einen der gewoͤhnlichen Mechanismen gestellt wird, regulirt. Um die hohe Temperatur, welche erforderlich ist, schneller herbeizufuͤhren, und um dieselbe zu unterhalten, ist mit dem Ofen ein Geblaͤse in Verbindung gebracht, welches so regulirt ist, daß es immer gleichfoͤrmig eine und dieselbe Quantitaͤt Luft liefert. Rund um den arbeitenden Cylinder herum ist eine Kammer angebracht, in der sich der Dampf sammelt, bevor er durch die Einfuͤhrungsklappen in den Cylinder geleitet wird. Diese Kammer hat selbst wieder ihr aͤußeres Gehaͤuse, durch welches aller Waͤrmestoff, der allenfalls nicht vom Queksilber aufgenommen wurde, gehen muß, ehe er den Rauchfang erreicht. Es hat sich gezeigt, daß man mittelst dieser Einrichtung den Dampf innerhalb der an dem arbeitenden Cylinder gelegenen Kammer bis auf 400° F. erhizen kann, ohne daß dessen Druk im Allgemeinen um mehr als 10 Pfund per Quadratzoll uͤber den Druk der atmosphaͤrischen Luft steigt. Waͤhrend dieses Theiles des Processes erfolgt gar keine Verdichtung; statt des bedeutenden Verlustes an Nuzeffect, welcher an der gewoͤhnlichen Dampfmaschine in Folge der Verdichtung Statt findet, wird dem Dampfe eine solche Ausdehnung oder Expansion gegeben, daß alle Verdichtung unmoͤglich ist. Ein Volumen Dampf z.B., welches in Beruͤhrung mit dem Wasser 212° F. zeigen wuͤrde, wird uͤber dem Queksilber auf 1 1/2 Volumen von 450° F. ausgedehnt. Um noch mehr zu ersparen, wird der Dampf ausdehnungsweise angewendet, indem er ungefaͤhr nach dem vierten Theile des Kolbenhubes abgesperrt wird; dieß gibt naͤmlich durch den ganzen Hub im Durchschnitte einen Druk von 12 Pfd. per Zoll, waͤhrend der Druk fuͤr den vierten Theil 20 Pfd. per Zoll betraͤgt. Wenn nun der Dampf seine Wirkung vollbracht hat, so wird er auf folgende Weise wieder verdichtet. So wie er durch die Ausfuͤhrungsroͤhre aus dem arbeitenden Cylinder austritt, gelangt er in ein kupfernes Verdichtungsgefaͤß, welches bestaͤndig mit kaltem Wasser gefuͤllt erhalten wird. Mit dem Boden dieses Verdichtungsgefaͤßes stehen zwei Pumpen, welche durch die Maschine in Bewegung gesezt werden, in Verbindung; und eben so laͤuft von demselben eine kupferne Roͤhre aus, welche, nachdem sie, um eine groͤßere Oberflaͤche dem kalten Wasser auszusezen, in dem Behaͤlter mehrere Windungen gemacht hat, an dem unteren Theile aus dem Verdichter austritt, und an ihrem Ende mit einer belasteten Klappe versehen ist. In den Verdickter selbst wird eine solche Quantitaͤt Fluͤssigkeit gebracht, daß die Roͤhre und die Pumpen damit gefuͤllt sind, und daß leztere kraͤftig spielen koͤnnen. Die Pumpen saugen die warme Fluͤssigkeit bestaͤndig von dem Boden des Verdichters auf, fuͤhren sie durch das Schlangenrohr, und entziehen ihr auf diese Weise den Waͤrmestoff, so daß, wenn sie hierauf durch die Klappe in den Dampf eingesprizt wird, der aus dem Cylinder in den Verdichter trat, dieser Dampf augenbliklich in eine Fluͤssigkeit umgewandelt wird. Bei diesem Verdichtungsprocesse wird also leine atmosphaͤrische Luft angewendet, wie dieß in der gewoͤhnlichen Dampfmaschine geschieht; eben so braucht die Maschine nur ein Mal mit Wasser gespeist zu werden, indem immer wieder dasselbe Wasser zur Verdichtung verwendet wird. Der Apparat steht zwar mit einer kleinen Luftpumpe in Verbindung, allein diese dient bloß dazu, um am Anfange der Bewegung die Luft auszupumpen, oder um jene Luft zu entfernen, welche zufaͤllig eindringt. Aus dem Verdichter wird das Wasser endlich durch eine kleine Pumpe wieder in die Einsprizvorrichtung des Verdampfungsapparates zuruͤkgefuͤhrt.Diese Verdichtungsmethode ist auch auf die gewoͤhnliche Dampfmaschine anwendbar, und gewaͤhrt den Vortheil, daß immer wieder dasselbe Wasser in den Kessel zuruͤkgefuͤhrt wird. A. d. O. Das Brennmaterial, dessen sich Hr. Howard bedient, besteht aus Kohks. Sein Apparat wuͤrde zwar auch mit Walliser Steinkohle, welche keine große Flamme gibt, arbeiten; allein die Heizoberflaͤche, die er anwendet, ist nicht groß genug, um alle die Hize, welche eine flammende Kohle gibt, zu absorbiren. Wird die Maschine mit Kohks betrieben, so rechnet Hr. Howard, daß sie, was das Brennmaterial betrifft, um die Haͤlfte wohlfeiler betrieben werden kann, als eine gewoͤhnliche Dampfmaschine. Das Dampfboot, der Comet, an welchem nun Hr. Howard leine Maschine anbringen, soll, hat eine Ladung von 232 Tonnen und eine Kraft von 40 Pferden. Beilaͤufig der sechste Theil der Tonnenladung ist fuͤr die Kessel und die dazu gehoͤrigen Theile, so wie fuͤr das Wasser erforderlich. Es verbraucht stuͤndlich 6 3/4 Cntr. Steinkohlen, oder beilaͤufig 8 Tonnen innerhalb 24 Stunden; und es kann bloß Brennmaterial fuͤr 4 Tage unter sein Verdek bringen.Der Comet ist in dieser Hinsicht ungewoͤhnlich klein gebaut; denn die meisten koͤniglichen Dampfboote koͤnnen wenigstens fuͤr 8 Tage Brennmaterial laden. A. d. O. Wird an diesem Dampfboote hingegen statt der gewoͤhnlichen Dampfmaschine die Howard'sche Maschine angebracht, so wird der sechste Theil der Tonnenladung, welche gegenwaͤrtig fuͤr die Kessel etc. bestimmt ist, beinahe ganz erspart. Der Verbrauch an Kohls wird nur 3 Cntr. per Stunde oder 3 1/2 Tonnen in 24 Stunden betragen; der Comet wird also hienach 70 Tonnen Brennmaterial, und folglich einen Bedarf fuͤr 20 statt fuͤr 4 Tage laden koͤnnen, ohne deßhalb auch nur um einen Zoll tiefer im Wasser zu