Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 54, Jahrgang 1834, Nr. XLII., S. 222
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XLII. Miszellen. Miszellen. Ueber die Anwendung des zu einer Fluͤssigkeit comprimirten kohlensauren Gases als Triebkraft und uͤber einige Eigenschaften der fluͤssigen Kohlensaͤure. Ueber diesen Gegenstand hat Hr. Thilorier an die franzoͤsische Akademie der Wissenschaften einen Brief gerichtet, welchen wir aus dem Messager, No. 179 unseren Lesern mittheilen wollen. Er lautet woͤrtlich: „Ich habe die Ehre der Akademie einen Apparat vorzulegen, vermittelst dessen ich auf chemischem Wege und in wenigen Augenbliken einen Liter fluͤssig gemachter Kohlensaͤure erhalte. Um ihn hinsichtlich seiner Capacitaͤt und seines Widerstandes am zwekmaͤßigsten einrichten zu koͤnnen, mußte ich zuvor die Haupteigenschaften eines Koͤrpers kennen zu lernen suchen, welcher bisher nicht studirt worden war; obgleich dieses zur Fluͤssigkeit comprimirte Gas eine chemische Untersuchung unmoͤglich zu machen scheint, weil es nur in luftdicht verschlossenen Gefaͤßen, welche einen hohen Druk auszuhalten vermoͤgen, bestehen kann, so gelang es mir doch, eben so genau als es bei dem Aether und Alkohol geschehen konnte, das specifische Gewicht dieser Fluͤssigkeit, ihre thermometrische Ausdehnung, den Druk und die Dichtigkeit ihres Dampfes zu bestimmen, wenn man anders ein Gas, welches sich zu einer wahren Fluͤssigkeit verdichtet, und sich durch die Verdampfung derselben Fluͤssigkeit wieder erzeugt, Dampf nennen kann.“ „Ich habe bei meinen Versuchen gefunden, daß die Gasarten bei den Graͤnzen, wo sie fluͤssig werden, nicht mehr dem Mariotti'schen Geseze gehorchen und daß der Druk bei den verschiedenen Temperaturgraden der Dichtigkeit bei weitem nicht entspricht: so ist bei dem dritten Centesimalgrade uͤber Null, der wirkliche Druk, wie ihn das Manometer anzeigt, 79 Atmosphaͤren, waͤhrend der theoretische Druk, wie er sich aus der Anzahl der Volume, naͤmlich der Dichtigkeit, ergibt, 130 Atmosphaͤren waͤre. Gegen den fuͤnften Grad uͤber Null stimmt der Druk, welchen das Manometer angibt, mit dem berechneten vollkommen uͤber: ein; unter diesem Grade aber (ich habe meine Versuche bis zum 20sten Grad unter Null fortgesezt) wechseln die Rollen, und die Anzahl der nach der Dichtigkeit des Gases berechneten Atmosphaͤren ist geringer, als sie das Manometer anzeigt.“ „So sonderbar diese Thatsache scheinen mag, so scheint sie mir doch in einem analogen Falle ihre Rechtfertigung zu finden. Bekanntlich nehmen die Fluͤssigkeiten in dem Augenblike, wo sie fest werden, an Volumen zu; koͤnnte dasselbe nicht auch bei den Gasarten der Fall seyn, wenn sie sich der Graͤnze naͤhern, bei welcher sie in den fluͤssigen Zustand uͤbergehen?“ „Eine andere Eigenthuͤmlichkeit der fluͤssig gemachten Kohlensaͤure ist, daß sie unter allen bekannten Koͤrpern, die Gasarten selbst nicht ausgenommen, sich durch Temperaturveraͤnderungen am meisten ausdehnt und zusammenzieht. Obgleich die geringste Waͤrme hinreicht, um diese Fluͤssigkeit zum Sieden zu bringen, so findet dieses Sieden doch, man mag die Temperatur beliebig erhoͤhen, keineswegs Statt, wenn man in dem Maße, als man sie erwaͤrmt, den Druk in einem entsprechenden Verhaͤltnisse verstaͤrkt. Mittelst dieses Verfahrens konnte ich ihre Ausdehnung von 20 Grad der Centesimalscale unter Null bis zu 30 Grad uͤber Null ausmitteln; ich brauche nur zu bemerken, daß von Null bis 30 Grad uͤber Null der Verlaͤngerungsuͤberschuß, welchen ein Abschnitt der Fluͤssigkeit erleidet, gleich der Haͤlfte dieses Abschnittes ist, und daß also eine Fluͤssigkeitssaͤule, welche bei Null einen Raum von 40 Millimeter einnimmt, bei 30 Grad 60 Millimeter einnimmt.“ „Ich glaube, daß man diese ungeheure Ausdehnung in der Folge wird benuzen koͤnnen, um viel maͤchtigere und wohlfeilere Triebwerke herzustellen, als diejenigen sind, welche sich auf die Verdampfung der permanenten Fluͤssigkeiten gruͤnden.“ „Ich habe mich uͤberzeugt, daß die fluͤssige Kohlensaͤure, welche durch Temperaturerhoͤhung so ausdehnbar ist, durch mechanische Kraͤfte nicht comprimirt wird, welche Eigenschaft ihr also mit anderen bekannten Fluͤssigkeiten gemein ist: man begreift nun leicht, daß ein Kolben, welcher durch die Ausdehnung dieser Fluͤssigkeit in Bewegung gesezt wuͤrde, einen unuͤberwindlichen Widerstand darbieten muͤßte; man denke sich die Anzahl von Pferden, welcher ein Metallkolben von 1 Decimeter im Gevierte, der sich um 1 Meter in der Secunde heben wuͤrde, entspraͤche! Diesen dynamischen Effect wuͤrde man durch 30 Liter fluͤssig gemachten Gases erzielen, und zwar mit einem Aufwand von WaͤrmestoffHiebei ist vorausgesezt, daß die Waͤrmecapacitaͤt der fluͤssig gemachten Saͤure um die Haͤlfte geringer ist, als die des Wassers, und aller Wahrscheinlichkeit nach ist sie noch geringer. A. d. O., der vierzig Mal weniger betraͤgt. als der zum Verdampfen eines Liters Wasser erforderliche.“ Der Apparat, vermittelst dessen ich in wenigen Augenbliken einen Liter fluͤssige Kohlensaͤure erhalte, wird mir bei Versuchen uͤber diesen Gegenstand gute Dienste leisten. Ich habe mich vermittelst desselben von einer wichtigen Thatsache uͤberzeugt, welche sich uͤbrigens durch die Theorie voraussehen laͤßt, daß naͤmlich die fluͤssige Kohlensaͤure unter allen Fluͤssigkeiten derselben Art diejenige ist, welche durch ihre augenblikliche Verdampfung die groͤßte Temperaturerniedrigung hervorbringt. Ich richtete naͤmlich auf die Kugel eines Weingeistthermometers einen Strahl fluͤssiger Kohlensaͤure, und obgleich derselbe nur einen Punkt der Kugel beruͤhrte, und das Thermometer vorher 20° uͤber Null zeigte, so fiel die Temperatur doch in wenigen Augenbliken auf 75° unter Null, bisher hat man aber nur eine Kaͤlte von 68° erzeugen koͤnnen, und ich zweifle nicht, daß man die Temperatur noch unter – 150° wird treiben koͤnnen, wenn man das Thermometer in die Mitte der Fluͤssigkeit taucht, und den ganzen Apparat in ein erkaͤltendes Gemisch bei 30° unter Null bringt.“ Die franzoͤsische Akademie hat die HH. Dulong, Becquerel und Dumas mit einem Berichte uͤber den Apparat und die Beobachtungen des Hrn. Thilorier beauftragt, welchen wir seiner Zeit nachliefern werden. Nachtrag zu Faraday's experimentellen Untersuchungen uͤber die Elektricitaͤt.Vergl. Polytechn. Journal Bd. LII. S. 334. Hr. Faraday hat der koͤnigl. Societaͤt der Wissenschaften in London nochmals einen Vortrag uͤber seine die Elektricitaͤt betreffenden Versuche erstattet, worin er sich besonders uͤber die Elektricitaͤt der Bolta'schen Saͤule, naͤmlich ihre Quelle, Quantitaͤt, Intensitaͤt aussprach und ihre allgemeinen Eigenschaften betrachtete. Die Frage, ob die Elektricitaͤt der Saͤule durch die Beruͤhrung ungleicher Metalle oder durch die chemische Wirkung auf eines der beiden Metalle hervorgebracht wird, entschied er zu Gunsten der lezteren Ansicht und beweist seine Behauptung durch eben so einfache als uͤberzeugende Versuche. Wenn man z.B. auf irgend einen Theil einer amalgamirten Zinkplatte einen Tropfen verduͤnnter Schwefelsaͤure bringt, so wird keine merkliche chemische Wirkung Statt finden; wenn man aber ein Platinstuͤk, welches das Zink an irgend einem entfernten Theile beruͤhrt, auch den Saͤuretropfen beruͤhren laͤßt, so erfolgt chemische Wirkung; das Zink wird auf Kosten des Wassers der verduͤnnten Saͤure oxydirt und in Folge dieser Oxydation wird ein elektrischer Strom verursacht. Wenn man das Platin entfernt und einen Tropfen Jodkalium auf irgend einen anderen Theil des Zinkbleches bringt und das Platin mit diesem und dem Zink gerade so wie vorher bei der verduͤnnten Saͤure in Beruͤhrung bringt, so erfolgt eine Wirkung und ein elektrischer Strom streicht vom Zink durch die Aufloͤsung zum Platin und so zuruͤk zum Zink. Wenn man aber nun das Platin das Zink nicht beruͤhren laͤßt, wohl aber zu gleicher Zeit die beiden Tropfen von Fluͤssigkeit, so findet keine metallische Beruͤhrung Statt. Ungeachtet dieses Mangels an Beruͤhrung wird jedoch ein Volta'scher Strom erregt und es findet auch eine wahre Volta'sche Zersezung Statt, denn der Saͤuretropfen erregt einen Strom in derselben Richtung wie er es zuvor that, und da dieser Strom durch die Aufloͤsung von Jodkalium streicht, so verursacht er dessen Zersezung, indem er die Richtung, welche dessen Elemente annehmen wuͤrden, wenn sie nur ihrer eigenen Wirkung auf das Zink und Platin unterworfen waͤren, umkehrt, so daß das Jod gegen das leztere Metall erscheint, anstatt daß es gegen das vorhergehende frei wird. Durch diese und aͤhnliche Versuche zeigt Hr. Faraday, daß die erste Erregung des Volta'schen Stromes, so wie auch seine Fortdauer von chemischer Wirkung herruͤhrt. Er fuͤhrt, wie wir gesehen haben, vor Allem Faͤlle an, wo ein elektrischer Strom entwikelt wird, und eine Zersezung durch ihn an anderen Stellen als denjenigen, wo er sich entband, bewirkt wird, jedoch ohne daß dabei eine Beruͤhrung von Metallen ins Spiel kommt, so daß man weiter nichts als einen einfachen Volta'schen Strom hat. Er zeigt, daß dieser Fall ganz einfach ein solcher ist, wo zwei Reihen chemischer Verwandtschaften im Gegensaz sind, indem die Kraͤfte der staͤrkeren wirklich durch die angewandten Metalle und Koͤrper vorwaͤrts gefuͤhrt und in einer Entfernung erregt werden, indem sie die Kraͤfte der schwaͤcheren uͤberwinden. Er beweist, daß die Erscheinungen der Volta'schen Saͤule im Ganzen nur eine Anhaͤufung oder eine Ausgleichung chemischer Kraͤfte sind – indem sich die Elemente auf irgend einem Theil bei angehender Zersezung in vollkommener Gleichfoͤrmigkeit mit denjenigen bewegen, welche irgend anderswo im Kreislaufe thaͤtig oder in Bewegung sind. Indem er eine Batterie so anordnet, daß selbst in den erregenden Troͤgen keine chemische Wirkung Statt findet, ausgenommen wenn der Strom vollstaͤndig ist, zeigt er, daß die Quantitaͤt der circulirten Elektricitaͤt genau der Quantitaͤt von oxydirtem Zink oder zerseztem Wasser proportional ist, und daß ihre Intensitaͤt immer entweder der Intensitaͤt der chemischen Wirkung proportional ist oder irgend einer von einer Reihe aͤhnlicher Plattenpaare, oder der Anzahl von Abwechselungen, welche durch ihre gemeinschaftliche Wirkung den Strom vorwaͤrts zu treiben streben. Er geht dann auf die eigenthuͤmliche Constitution eines Volta'schen Stromes uͤber. Seine Wirkung haͤngt von einem Theilchen ab, welches schon mit einem anderen Theilchen in Verbindung ist und welches dieses andere verlaͤßt, um sich mit einem dritten zu vereinigen. Die zwei Theilchen, welche zuerst verbunden waren, muͤssen von solcher Art seyn, und in solchen Verhaͤltnissen, daß sie einen Elektrolit oder einen durch den elektrischen Strom zersezbaren Koͤrper constituiren; das dritte Theilchen muß von einer Substanz seyn, welche nicht nur die Eigenschaft hat, sich mit einer der beiden vorigen zu verbinden, sondern auch die Elektricitaͤt fortzuleiten. Daher die Notwendigkeit, Metalle anzuwenden, welche leztere Bedingungen erfuͤllen und Elektrolyte, deren Elemente der vorhergehenden Genuͤge leisten. Hr. Faraday stellt dann eine Untersuchung uͤber die Intensitaͤt des einfachen Volta'schen Stromes an, und zeigt, daß er direct von der Intensitaͤt der ins Spiel kommenden chemischen Wirkung abhaͤngt. Er beweist zunaͤchst, daß Elektrolyte, oder zersezbare Koͤrper erfordern, daß der sie durchstreichende Strom eine gewisse Intensitaͤt hat, unter welcher sie der Zersezung widerstehen, obgleich sie leiten. Er betrachtet dann den Fall, wo eine zusammengesezte oder gewoͤhnliche Volta'sche Saͤule angewandt wird.Wir haben nun die Hauptresultate aller Versuche des Hrn. Faraday mitgetheilt, welche gewiß von allgemeinem Interesse sind. Seine diesen Gegenstand betreffenden und mit seiner gewoͤhnlichen Weitschweifigkeit abgefaßten Originalabhandlungen erscheinen nach und nach alle im dießjaͤhrigen Jahrgange von Poggendorff's Annalen der Physik. A. d. R. (Literary Gazette, No. 909.) Ein Verfahren, das mit Chlor gebleichte Papier hinsichtlich seiner Brauchbarkeit zum Steindruk zu untersuchen. Es kommt gegenwaͤrtig im Handel haͤufig mit Chlor gebleichtes Papier vor, welches verbrannt ist und eine ziemliche Quantitaͤt Salzsaͤure zuruͤkhaͤlt. Wenn man solches Papier zum Steindruk anwendet, so schadet es der Zeichnung, die oft beim zehnten Abdruk schon ihre ganze Lebhaftigkeit verliert und verwischt wird; es nimmt auch beim Letterndruk die Schwaͤrze nicht gut an. Behufs des Steindruks kann man diesem Uebelstand zwar abhelfen, wenn man. solches Papier mit Kalkwasser oder mit Wasser, das mit etwas Potasche oder Ammoniak versezt iß, befeuchtet; dieses Verfahren ist aber sehr umstaͤndlich. Die Papierhaͤndler, Buchdruker und Lithographen koͤnnen sich jedoch auf eine sehr einfache Weise schon beim Einkaufe des Papiers uͤberzeugen, ob dasselbe sauer ist oder nicht und ob der Zeug gut ausgewaschen wurde: man braucht naͤmlich nur mit einem in Lakmustinctur getauchten Pinsel einen Streifen uͤber dasselbe zu ziehen; wenn das Papier sauer ist, so geht die Lakmustinctur, anstatt es blau zu faͤrben, in Roth uͤber. Man thut gut, wenn man das zu pruͤfende Papier auch wiederholt faltet, um zu sehen ob es nicht bricht; denn es koͤnnte die im Papier enthaltene Salzsaͤure mit einem Alkali gesaͤttigt worden seyn, wodurch es zwar die saure Reaction verlieren, aber nicht mehr die noͤthige Haltbarkeit bekommen wuͤrde. Die Lakmustinctur bereitet man sich auf die Art, daß man 1 Loth Lakmus in einem Moͤrser pulvert, es dann mit 5 Loth Wasser einige Stunden lang weichen laͤßt und hierauf durchseiht, um eine klare Fluͤssigkeit zu erhalten. (Journal des conn. usuell. Oktober 1834, S. 199.) Anwendung des Kautschuks zur Gewinnung fluͤchtiger Oehle, die sich sehr gut zur Firnißbereitung eignen. Hr. Faraday hielt in der koͤnigl. Societaͤt der Wissenschaften zu London einen Vortrag uͤber einige neue Anwendungen der Destillationsproducte des Kautschuks oder Federharzes. Wenn das Kautschuk in verschlossenen Gefaͤßen stark genug erhizt wird, so destillirt es uͤber, indem es sich in eine fluͤchtige Fluͤssigkeit von brauner Farbe verwandelt, welche acht Zehntel oder daruͤber von dem angewandten Kautschuk betraͤgt. Die HH. Enderby und Beale bereiten diese Fluͤssigkeit jezt im Großen. Indem sie dieselbe rectificiren, erhalten sie drei oder vier Qualitaͤten, wovon jede eine besondere nuͤzliche Anwendung gestattet. Die vollkommen rectificirte Fluͤssigkeit hat ein specifisches Gewicht von 0,640; sie ist außerordentlich fluͤchtig, sehr brennbar, verbrennt mit einer glaͤnzenden Flamme, ist mit Alkohol mischbar und loͤst Kopal und andere Harze auf; – da sie vortreffliche Firnisse liefert und der Gallon davon nur 21 Schill. kostet, so duͤrfte sie bald anstatt anderer fluͤchtigen Oehle bei Bereitung derselben haͤufig angewandt werden. Die zweite Sorte kostet nur halb so viel wie die erste und kann auch zur Bereitung von Firnissen oder zur Aufloͤsung von festem Kautschuk behufs der Fabrikation wasserdichter Gegenstaͤnde gebraucht werden; den Oehlen beigemischt verstaͤrkt sie das Licht, welches diese beim Verbrennen ausgeben, betraͤchtlich. Mit Kakaobutter vermischt liefert diese Fluͤssigkeit ein sehr wohlfeiles Material zur Beleuchtung. Waͤhrend des gegenwaͤrtigen Jahres sind schon gegen 200 Tonnen Kautschuk in England eingefuͤhrt worden.Bekanntlich besteht das Kautschuk bloß aus Kohlenstoff und Wasserstoff. Das fluͤchtige Oehl, welches man durch Destillation desselben (wobei nur etwas Kohle in der Retorte zuruͤkbleibt) gewinnt, enthaͤlt nach der Analyse von Dumas 88 Proc. Kohlenstoff und 12 Proc. Wasserstoff. In Paris kostet das Pfund Kautschuk gegenwaͤrtig nur 2 1/2 Sous, und Java allein koͤnnte jaͤhrlich 2,400,000 Pfund liefern, wenn im Handel hinreichende Nachfrage waͤre. A. d. R. (Literary Gazette, No. 909.) Die Boraxsaͤurefabrikation in Toscana. Aus vielen Spalten der Vulkane in einigen Provinzen Toscanas stroͤmen Daͤmpfe aus, welche, wie die im Jahre 1778 von zwei italienischen Chemikern angestellte Untersuchung derselben ergab, etwas Boraxsaͤure enthalten; ein Franzose, Namens Larderel, hat diesen Umstand nun zur Darstellung bedeutender Quantitaͤten von Boraxsaͤure benuzt. Zuerst ließ er, um diese nach schwefeliger Saͤure riechenden Daͤmpfe mit Wasser zu verbinden, Gruben von 20 bis 25 Fuß Tiefe auf einen Umfang von 100 bis 150 Fuß um die Spalten herum ausgraben, umgab sie mit Mauern und leitete dann suͤßes Wasser hinein, um sie anzufuͤllen. Da der Dampf aus den Spalten mit der groͤßten Heftigkeit austritt, so kochte das Wasser wie in einem Kessel und das Thermometer zeigte 75° R. Er ließ dieses Wasser mehrere Tage lang kochen (die so erhaltene Aufloͤsung von Boraxsaͤure zeigte am Araͤometer nur einen Grad) und leitete dann die schlammige und schwarze Fluͤssigkeit in einen großen Behaͤlter, damit sie sich klaͤren konnte, das klare Wasser wurde hierauf in großen flachen Kesseln, welche man mit Holz heizte, abgedampft. Zulezt brachte er das Wasser in bleierne Gefaͤße, worin nach 48 Stunden die Boraxsaͤure auskrystallisirte. Um diese Fabrikation aber einfacher und oͤkonomischer zu machen, construirte er besondere Oefen mit flachen bleiernen Kesseln, welche durch den Dampf der Vulkane selbst erhizt wurden, der bei seinem Austritt aus den Spalten der Vulkane 120° zeigt, die Abdampfung geschah auf diese Art in 24 Stunden. Nachdem nun an einem guͤnstigen Erfolge dieser Unternehmung nicht mehr zu zweifeln war, kaufte Hr. Larderel alle Grundstuͤke an, wo Vulkanspalten vorkamen; er machte ganze Berge eben und grub den Boden bis auf eine große Tiefe um, wodurch er die Anzahl der Dampfspalten noch bedeutend vermehrte, er legte große Straßen an und errichtete nach und nach ungeheure Gebaͤude, worin sich die Oefen, Kessel, Krystallisationsgefaͤße und Trokenapparate befinden. Der natuͤrliche Dampf der Vulkane wird fuͤr alle diese Anstalten und zu vielen anderen Zweken auch als Triebkraft benuzt. Solcher Fabriken bestehen bis jezt acht, außer einer betraͤchtlichen Raffinerie von Boraxsaͤure in Livorno; sie liefern zusammen jaͤhrlich 700,000 Kilogr. Boraxsaͤure, wovon 100,000 Kilogr. in Livorno raffinirt werden. (Le Moniteur universel, No. 203.) Bohrversuche zur Auffindung von Steinkohlen im Departement du Haut-Rhin. Der Bulletin de la Société industrielle de Mulhausen enthaͤlt in seiner No. 33 eine ausfuͤhrliche Zusammenstellung der ungeheuren Arbeiten, welche eine Gesellschaft von Fabrikanten vom Jahre 1822 bis zum Jahre 1832 im Departement des Oberrheines unternommen hatte, um an dem oͤstlichen Abhange der Vogesen ein ergiebiges Steinkohlenlager aufzufinden. Die zu verschiedenen Walen neu organisirte Gesellschaft, welche lediglich aus Fabrikanten bestand, die erkannt hatten, von welchen unendlichen Vortheilen ein ganz in der Naͤhe befindliches Steinkohlenlager fuͤr die immer wachsende Industrie ihrer Gegend seyn muͤßte, hat in der oben angegebenen Zeit nicht weniger dann eine Summe von 458,980 Franken auf Bohrversuche und auf das Graben von Schachten und Stollen verwendet. Wenn man auch dieser großen Kosten und dieser Ausdauer ungeachtet nicht so gluͤklich war, das, was man suchte, zu finden, so fuͤhrten diese großartigen Unternehmungen doch zu einer hoͤchst genauen geognostischen Kenntniß des Landes, und zu der Ueberzeugung: daß hier keine ausbeutbaren Steinkohlenlager zu finden seyen, und daß es, um dem immer hoͤher steigenden Preise des Holzes zu steuern, kein anderes Mittel gebe, als durch Anlegung von Eisenbahnen und Canaͤlen die Communication mit anderen, an Brennmaterial reicheren Gegenden so viel als moͤglich zu erleichtern. Wir empfehlen allen mit Bohrversuchen Beschaͤftigten den ausfuͤhrlichen Bericht im Bulletin zum Nachlesen. Ueber Selbstverkohlung des Getreides. Hr. Lassaigne legte der Akademie der Wissenschaften zu Paris kuͤrzlich ein Muster eines Getreides vor, welches beim Abbrechen eines Hauses in einer alten Hoͤhle gefunden worden, und welches wie verkohlt, schwarz, zerreiblich und leicht geworden war, waͤhrend es zugleich auch einen halbmetallischen Glanz angenommen hatte. Der angestellten Analyse gemaͤß war in diesem Getreide alles Starkmehl und aller Kleber verschwunden, wogegen sich eine große Menge Humussaͤure darin gebildet hatte. Hr. Lassaigne schloß hieraus, daß die Verkohlung des Getreides nicht durch die Waͤrme, sondern in Folge eines laͤngeren Aufenthaltes an einem feuchten, gegen Luft und Licht geschuͤzten Orte durch eine aͤhnliche Zersezung erfolgt sey, durch welche sich der Torf und einiges geschwaͤrzte Holz bildet. Hr. Julia de Fontenelle widersezte sich dieser Erklaͤrung, und glaubte darthun zu koͤnnen, daß die fragliche Veraͤnderung des Getreides durch Einwirkung der Hize bewirkt worden. Andere Beispiele von schwarzem verkohltem Getreide, welches man in alten unterirdischen Gewoͤlben fand, und an welchem selbst die Spelzen und Grannen noch unversehrt waren, widersprachen jedoch der Behauptung Fontenelle's. Hr. Virey macht bei dieser Gelegenheit im Journal de Pharmacie, August 1834, S. 482 aufmerksam, wie nothwendig es sey, das Getreide troken in die Silo's zu bringen, und es in denselben gegen Feuchtigkeit geschuͤzt zu halten, wenn es lange unveraͤndert bleiben soll. – Wir fuͤgen nur noch bei, daß man in Ungarn in uralten Silo's gleichfalls geschwaͤrztes, wie verkohltes Getreide gefunden, wodurch die Ansicht des Hrn. Lassaigne bestaͤtiget wird. Schieferplatten zur Beschleunigung der Reife des Obstes. Es ist, wie Jedermann weiß, schon etwas Altes, daß man die Waͤnde, an denen man Reben oder andere Obstsorten ziehen will, schwarz anzustreichen empfahl, um die Fruͤchte eher zur Reife zu dringen. Ein Hr. Bauchard de Montcornet bringt nun diese Sache neuerdings wieder in Anregung, behauptet oder, daß man noch weit besser zu seinem Zweke gelangt, und noch fruͤher reifes Obst erzielt, wenn man die Spalierwaͤnde statt sie mit schwarzer Farbe zu uͤbertuͤnchen, mit Schieferplatten belegt. Trauben, welche auf solchen Schieferplatten lichten, waren seiner Angabe nach schon ganz schwarz, waͤhrend andere Trauben an derselben Wand, die jedoch keine Schieferunterlage hatten, noch ganz gruͤn waren. Das Journal des connaissances usuelles, welches diese Notiz mittheilt, bemerkt bei dieser Gelegenheit, daß man junge Fruͤchte der Spalierbaͤume, welche eben von Wuͤrmchen angegangen wurden, sehr gut retten koͤnne, wenn man die angegangenen Stellen mit einem spizigen schneidenden Instrumente entfernt. Die an der Société d'horticulture zu Nantes hieruͤber angestellten Versuche sollen erwiesen haben, daß die Fruͤchte bei diesem Verfahren ihr volles Wachsthum erreichen, durchaus nicht steinig werden, und selbst wieder ein sehr schoͤnes Aussehen bekommen. Zur Geschichte der Surrogate der Maulbeerblaͤtter als Futter fuͤr die Seidenraupen. Das Journal des connaissances usuelles, August 1834, enthaͤlt einen Bericht uͤber das auf deutschem Boden entsprossene, und auch bereits abgeurtheilte Surrogat fuͤr Maulbeerblaͤtter, welches man in den Scorzonere- oder Schwarzwurzelblaͤttern zu finden glaubte. Wir begnuͤgen uns, indem wir auf die fruͤheren Aufsaͤze, die in unserem Journale uͤber diesen Gegenstand erschienen, und namentlich auf jenen im Bd. XXXIII. S. 463 verweisen, die Resultate des Berichtes des Hrn. de Fontenay auszuheben. Diese sind naͤmlich: 1) Von 800 mit Scorzonereblaͤttern gefuͤtterten Seidenraupen starben 60 vor der ersten Haͤutung; von der ersten bis zur dritten Haͤutung starben noch 130, und nach der dritten Haͤutung waren beinahe alle krank, so daß bei aller moͤglichen Sorgfalt von 600 Raupen nur 97 Cocons von mittlerer Qualitaͤt spannen. Die Seidenraupen koͤnnen sich mithin wohl von Scorzonereblaͤttern naͤhren; allein die Sterblichkeit ist dabei so groß, daß sich diese Blaͤtter nicht als Futter fuͤr die Seidenraupen eignen. 2) Die Seide, welche die mit Scorzonere gefuͤtterten Raupen spinnen, ist von weniger als mittelmaͤßiger Qualitaͤt. 3) Im Falle Futtermangel eintritt, kann man die Raupen einige Zeit durch Scorzonereblaͤtter beim Leben erhalten. – Wir fuͤgen hier nur noch die Bemerkung bei, daß Hr. Noisette, welcher eine Reihe von Versuchen mit verschiedenen Sorten von Maulbeerbaͤumen anstellte, gefunden hat: daß die Seidenraupen unter allen diesen Sorten stets den Blattern der in Nordamerika einheimischen Maclura aurantiaca den Vorzug gaben, und daß die damit erzielten Cocons eine sehr schoͤne Seide gaben. Man vergleiche hieruͤber das Polyt. Journ. Bd. L. S. 308, wo man die vortrefflichen Eigenschaften dieses Baumes, der sich bei uns sehr gut ziehen ließe, angegeben findet. Mittel gegen die Vermehrung der Farnkraͤuter und Schachtelhalme auf Wiesen. Das Journal des connaissances usuelles empfiehlt neuerdings als das beste Mittel die Farnkraͤuter, die sich auf manchen Waldwiesen so ungeheuer vermehren, zu vertilgen, dieselben, wenn sie ihr volles Wachsthum erreicht haben, abzumaͤhen, und dann jeden Stok mit einer Aufloͤsung von Eisenvitriol zu begießen. Gin Pfund Eisenvitriol soll auf 50 Liter Wasser hinreichen. – Zur Vertilgung der Schachtelhalme weiß sein Correspondent, nachdem er die empfohlene Duͤngung mit Schweinekoth sowohl, als das Begießen mit See- oder Salzwasser erfolglos versucht, auch kein anderes. Mittel als den Boden dieser Wiesengruͤnde der immer versumpft ist, troken zu legen oder durch Auffuͤhren von Erde zu erhoͤhen. Noch ein Urtheil uͤber Grangé's Pflug. Als Nachtrag zu den verschiedenen Urtheilen uͤber den in neuerer Zeit so beruͤhmt gewordenen Pflug Grangé's, von welchen Urtheilen wir in einem der lezten Hefte unseres Journales mehrere zusammenstellten, fuͤhren wir noch folgende Aeußerungen an, die Hr. Graf Lambel in einem Berichte machte, welchem er der Société d'encouragement den Vorschlag that, dem Erfinder ihre große goldene Medaille zu ertheilen. „Dieser Pflug,“ sagt Hr. Lambel „ist fuͤr die Gegend, in welcher er erfunden wurde, von groͤßtem Vortheile. Der Landmann in Lothringen kann nun ganz allein seinen mit ein Paar Pferd oder Ochsen bespannten Pflug fuͤhren, waͤhrend er fruͤher 4, 6 und selbst 8 Pferde anspannen mußte, zu deren Leitung nothwendig zwei Menschen erforderlich waren. Uebrigens muß ich hier bemerken, daß man nicht sagen koͤnne, es gaͤbe ein Grangé'schen Pflug; nein, es gibt nur ein Grangé'sches System, welches auf alle Pfluͤge mit Vordergestell anwendbar ist, und welches von dem Erfinder auf den lothringischen Pflug angewendet wurde. Diese Bemerkung ist von groͤßerer Wichtigkeit, als es auf den ersten Blick scheinen moͤchte; denn man liest alle Tage, daß der Pflug Grangé's bei diesem oder jenem Pflugconcurse nur den 8ten oder 12ten Plaz erhielt. Man koͤnnte hieraus schließen, daß dieses System bei weitem nicht die gepriesenen Vortheile gewaͤhrt; waͤhrend dieser Umstand, wenn er je gehoͤrig hergestellt ist, doch nur der Unvollkommenheit des Pfluges, auf welchen man dieses System anwendete, beizumessen ist. Man kann den ausfuͤhrlichen Bericht des Hrn. Grafen, in welchem jedoch durchaus keine weiteren neuen Daten enthalten sind, im Bulletin de la Société d'encouragement, Julius 1834, S. 272 finden. Ueber den Zustand der arbeitenden Classe in Manchester. Oberst Sykes zeigte der statistischen Section der Versammlung, welche in diesem Jahre zu Edinburgh Statt hatte, an, daß sich zu Manchester unter der Leitung des Hrn. Benjamin Heywood eine statistische Gesellschaft gebildet habe, welche sich's besonders zur Aufgabe machte den Zustand, in welchem sich die arbeitende Classe befindet, zu erforschen. Die Mitglieder der Gesellschaft hatten bereits 4102 Familien, welche zusammen gegen 20,000 Seelen zahlten, besucht. Darunter waren 8851 Kinder, wovon 252 taͤglich in die Schule gehen, waͤhrend 4480 nur die Sonntagsschule besuchen, und beinahe die Haͤlfte also gar keinen Unterricht genießt. 689 der oben erwaͤhnten Familien befanden sich in ziemlich guten, 651 in mittelmaͤßigen und 2500 in schlechten oder duͤrftigen Verhaͤltnissen! Buͤcherhandel zwischen England und Frankreich. Frankreich fuͤhrt jaͤhrlich gegen 400,000 Baͤnde nach England aus, wonach also auf je 56 Englaͤnder jaͤhrlich ein franzoͤsisches Buch kommt. Frankreich erhaͤlt dagegen jaͤhrlich nur 80,000 Baͤnde aus England; so daß auf 408 Franzosen jaͤhrlich nur ein englisches Buch trifft!