Titel: Ueber die Stärke von verschiedenem Strik- oder Tauwerk.
Fundstelle: Band 56, Jahrgang 1835, Nr. IX., S. 26
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IX. Ueber die Staͤrke von verschiedenem Strik- oder Tauwerk. Aus dem American Mechanic Journal im Mechanics' Magazine, No. 596. Ueber die Staͤrke von verschiedenem Strik- oder Tauwerk. Die in Boston bestehende Compagnie zur Fabrikation verschiedener hanfeuer Gegenstaͤnde hat in ihrer Seilerei in Milldamm eine Maschine errichtet, mit welcher die Staͤrke ihres Tauwerkes, welches zum Theil nach der gewoͤhnlichen Methode mit der Hand gesponnen wird, bestimmt wird. Man stellte mit dieser Maschine an Tauen von verschiedener Dike und Beschaffenheit eine Reihe von Versuchen an, aus denen sich folgende Durchschnittsresultate ergaben. Folgende Tabelle zeigt, wie viele Pfunde erforderlich waren, um jeden Zoll des Quadrates des Umfanges des Taues zum Brechen zu bringen. Pfd. Wallfischleine, Handgespinnst von der besten Beschaffenheit 776 Wallfischleine, Maschinengespinnst 994 Russischer Segelsaum (bolt-rope), erste Qualitaͤt 723 Segelsaum aus Maschinengarn 915 Laufendes Tauwerk (running rigging), russisches vonerster Qualitaͤt 442 Laufendes Tauwerk, amerikanisches Handgespinnst 631 Laufendes Tauwerk, Maschinengespinnst 717 Baumwollleine 604 Coire-Tauwerk (coire-rope) 215 Tauwerk aus Manillaflachs 610 Tauwerk aus dem neuseelaͤndischen Flachse 722 Mittel von allem Tauwerke aus Handgespinnst 633 Mittel von allem Tauwerke aus Maschinengespinnst 875 Hieraus wuͤrde erhellen, daß das Tauwerk aus Maschinengespinnst um 36 Proc. staͤrker ist, als jenes aus Handgespinnst; nimmt man jedoch von den Versuchen, welche mit dem schwachen russischen Tauwerke angestellt wurden, Umgang, so schmilzt dieser Vorzug bis auf 24 Proc. herab. Die Versuche mit dem Maschinengespinnste wurden hiebei nie an ausgesuchten Tauen angestellt, sondern man nahm dieselben, so wie sie kamen; und wirklich waren diese Tauwerke mit Ausnahme der Wallfischleinen auch wirklich aus schlechterem Flachse verfertigt, als man gewoͤhnlich in den Maschinen zu verarbeiten pflegt. Der Modulus der Cohaͤsion betrug bei diesen Versuchen an den staͤrksten Tauen 30,700, oder ein Tau von dieser Staͤrke kann in einen Schacht von 30,700 Fuß hinabgelassen werden, bevor es in Folge seiner eigenen Schwere bricht. Eine Eisenstange wuͤrde nach Hrn. G. Rennie schon in einer Tiefe von 19,700 Fuß brechen. Die groͤßere Staͤrke von Tauwerk, dessen Garn in Maschinen gesponnen worden ist, scheint daher zu ruͤhren, daß die Fasern in der Mitte des Garnes beinahe dieselbe Spannung besizen, wie an der Außenseite, waͤhrend an dem Handgespinnste die mittleren Fasern weit gespannter sind. Da nun die kurzen Fasern zuerst nachgeben, so wirkt die ganze Kraft auf die aͤußeren Fasern; und da diese der Zahl nach geringer sind, so koͤnnen sie unmoͤglich eben so viel tragen, wie ein Tau, welches aus Fasern von gleicher Laͤnge verfertigt ist. Die Maschine, deren man sich in der angefuͤhrten Fabrik zum Probiren der Staͤrke der Taue bedient, scheint uns sehr genaue Resultate zu geben. Wir waren selbst bei folgenden drei Versuchen zugegen, und zweifeln nicht an deren Richtigkeit. 1) Eine Wallfischleine aus Handgespinnst und von 2 Zoll im Umfange brach bei 2240 Pfd. 2) Eine Wallfischleine aus Maschinengespinnst und von 1 7/8 Zoll im Umfange riß bei einer Last von 3520 Pfd. 3) Ein laufendes Tau von 2 1/8 Zoll im Umfange brach bei 3440 Pfd. Da Nr. 2 um 1/7 duͤnner war als Nr. 1, so muß man zu dem Gewichte, welches dieses Tau trug, noch 502 Pfd. hinzuzaͤhlen, so daß dasselbe also 4022 Pfunde getragen haben wuͤrde, wenn es von derselben Dike gewesen waͤre, wie Nr. 1. Hieraus folgt also, daß Nr. 2 um 64 Proc. staͤrker war, als Nr. 1. Nr. 3 ferner war um 1/9 diker als Nr. 1; es kommen also von dem Gewichte, welches dasselbe wirklich traͤgt, 382 Pfd. abzuziehen; mithin wuͤrde es 3058 Pfd. getragen haben, wenn es so duͤnn gewesen waͤre wie Nr. 1, und folglich war Nr. 3 um 25 Proc. staͤrker als Nr. 1. Wir konnten durch die Gefaͤlligkeit des Hrn. Treadwell von den Operationen der Maschinen, deren sich die Compagnie zum Zurichten und Spinnen des Flachses bedient, Einsicht nehmen, und koͤnnen nur Ruͤhmliches davon sagen. Eben so wurde uns gezeigt, nach welcher Methode man die Taue betheert; es geschieht dieß naͤmlich in ihrer ganzen Dike gleichmaͤßig, wobei der Theer auf einer etwas unter dem Siedepunkte stehenden Temperatur erhalten wird. Die auf diese Weise behandelten Taue sehen eher wie gefaͤrbt, als wie getheert aus.