Titel: Verbesserungen an den Dampfmaschinen, worauf sich Samuel Seaward, Ingenieur von Poplar, in der Allerheiligen-Pfarre in der Grafschaft Middlesex, am 17. Oktober 1834 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 56, Jahrgang 1835, Nr. XLII., S. 248
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XLII. Verbesserungen an den Dampfmaschinen, worauf sich Samuel Seaward, Ingenieur von Poplar, in der Allerheiligen-Pfarre in der Grafschaft Middlesex, am 17. Oktober 1834 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. April 1835, S. 225. Mit Abbildungen auf Tab. V. Seaward's Verbesserungen an den Dampfmaschinen. Meine Erfindungen bestehen in einer solchen Einrichtung und Verbindung der vier Hauptschiebventile der Dampfmaschinen, daß hiedurch folgende Wirkungen hervorgebracht werden. 1) Kann hiedurch entweder das obere oder das untere Dampfschiebventil, oder das obere oder untere Austrittsschiebventil an den Maschinen mit Doppelwirkung, oder das Dampfschiebventil, das Gleichgewichtsschiebventil, oder das Austrittsschiebventil an den einfachen Dampfmaschinen zum Behufe der Ausbesserung oder Erneuerung einzeln aus seiner Stelle genommen werden, ohne daß dadurch irgend eines der anderen Hauptschiebventile beeintraͤchtigt wird. 2) Wird jedes der erwaͤhnten vier Hauptschiebventile bloß durch den Druk des Dampfes gegen seine Flaͤche angedruͤkt, so daß, wenn sich ja zu irgend einer Zeit Wasser in dem Cylinder ansammeln sollte, dieß wieder in die Dampfroͤhre zuruͤkgetrieben werden wuͤrde, ohne daß der Schluß der Schiebventile dadurch auch nur den geringsten Schaden litte. Ich gieße hienach fuͤr eine Maschine mit Doppelwirkung den arbeitenden Cylinder so, daß er vier einzelne Mundstuͤke oder Durchgangscanaͤle hat. Man sieht dieß aus Fig. 41, welche einen Seitenaufriß eines solchen Cylinders fuͤr eine Maschine von 100 Pferdekraͤften gibt. A ist der Cylinder, und die Zahlen 1, 2, 3 und 4 bezeichnen die vier Mundstuͤke oder Durchgangscanaͤle. Fig. 42 gibt einen Fronteaufriß desselben Cylinders, woraus man nur zwei dieser Mundstuͤke 1 und 2 ersieht. An diesen beiden Mundstuͤken 1 und 2, durch welche der Dampf in die Cylinder eintritt, bringe ich, wie der aus Fig. 43 ersichtliche senkrechte Durchschnitt desselben Cylinders zeigt, eine Dampfroͤhre D, D an; an den beiden Mundstuͤken 3, 4 hingegen, wie gleichfalls aus dieser Figur erhellt, die Austrittsroͤhre G, G. Sowohl die Roͤhre D, D, als die Roͤhre G, G wird mit Schrauben oder mit Kitt, oder auf eine der anderen bekannten und zu diesem Zweke dienenden Methoden mit dem Cylinder verbunden. An jedem der beiden Mundstuͤke oder Durchgangscanaͤle 1, 2 und innerhalb der Dampfroͤhre D, D bringe ich eine glatte, aus Gußeisen oder einem anderen Metalle bestehende Platte (face) an, in welcher sich eine Oeffnung von solcher Groͤße befindet, daß der durch die Dampfroͤhre D, D herbeigefuͤhrte Dampf unmittelbar den Cylinder A erfuͤllen kann. Diese Platten koͤnnen mit Bolzen oder Schrauben befestigt werden, doch gebe ich der spaͤter zu beschreibenden Befestigungsmethode den Vorzug; sie bestehen aus Gußeisen oder einem anderen Metalle. In Fig. 43 sieht man die bei 1 angebrachte Platte mit B, B, und ihre Oeffnung mit 11 bezeichnet, waͤhrend die Platte bei 2 mit C, C und die dazu gehoͤrige Oeffnung mit 12 bezeichnet ist. Die Dike dieser Platten wechselt je nach der Kraft der Maschine, an der man sich ihrer bedient. Auf diesen Platten bewegen sich zwei flache Schiebventile oder Schieber, S und T, aus Gußeisen oder einem anderen Metalle, und zwar entweder gemeinschaftlich oder einzeln und mittelst Stielen oder Spindeln, die ober- oder unterhalb der Schieber durch Stopfbuͤchsen gehen. Die Schiebventile stehen zu diesem Behufe entweder an ihrem oberen oder an ihrem unteren Ende durch Knoͤchelgelenke mit den genannten Spindeln auf so freie Weise in Verbindung, daß sie sich unabhaͤngig von den Spindeln von den Platten, auf denen sie ruhen, wegbewegen koͤnnen. Obschon ich nun der hier beschriebenen Methode den Vorzug gebe, so koͤnnen die Schiebventile doch auch auf andere Art direct in Bewegung gesezt werden; wie dieß jedoch auch immer geschehen mag, so ist es doch durchaus nothwendig, daß die Dampfschiebventile diese Freiheit der Bewegung besizen. Wenn nun diese Schiebventile auf die in den Platten befindliche Oeffnung bewegt werden, so wird das Eintreten des Dampfes in den Cylinder dadurch verhindert werden; werden sie hingegen von diesen Oeffnungen entfernt, so wird der Dampf den Cylinder auch alsogleich von Oben oder von Unten erfuͤllen, indem er durch die oben erwaͤhnte mit diesen Mundstuͤken des Cylinders in Verbindung stehende Roͤhre D, D von dem Kessel herbeigeleitet wird. Der Druk des Dampfes im Kessel wird das Schiebventil immer dicht an die Platte, auf der es sich bewegt, anhalten. Zum Austritte des Dampfes aus dem Cylinder bediene ich mich zweier aͤhnlicher Schiebventile P und Q, welche sich auf den beiden Platten E, E und F, F bewegen; in diesen, von denen die eine oben, die andere unten angebracht ist, sind gleichfalls Oeffnungen angebracht, von denen die eine mit 13, die andere mit 14 bezeichnet ist, wie Fig. 43 zeigt. Hier waltet jedoch der Unterschied ob, daß die Platten, auf denen sich die Schiebventile bewegen, nicht so an den Mundstuͤken oder Durchgangscanaͤlen des Cylinders angebracht sind, daß ihre glatten Oberflaͤchen von dem Cylinder abgekehrt sind; sondern daß diese Platten E, E und F, F an der Ausfuͤhrungsroͤhre G, G angebracht, und mit ihren glatten Oberflaͤchen gegen den Cylinder gekehrt sind, oder daß sie auf irgend andere Weise so gestellt sind, daß der Druk des Dampfes innerhalb des Cylinders die Schiebventile dicht an die Platten druͤkt, auf denen sie sich bewegen. Auch diese beiden Schiebventile koͤnnen gemeinschaftlich oder einzeln so bewegt werden, daß der Dampf je nach Umstaͤnden bald aus dem oberen, bald aus dem unteren Theile des Cylinders austreten kann. Durch abwechselndes Oeffnen oder Schließen der Muͤndungen 1 und 2, so wie der Muͤndungen 3 und 4 mittelst einer excentrischen Stange oder mittelst einer anderen der gewoͤhnlichen Vorrichtungen, wird der Dampf die erforderliche Wirkung auf den Kolben hervorbringen. Man kann diesen Schiebventilen auf dieselbe Weise, die oben bei den Dampfschiebventilen beschrieben wurde, eine directe Bewegung geben; jedoch brauchen diese Austrittsventile an jenen Stellen, an denen sie mit den Stielen oder mit den Spindeln in Verbindung stehen, kein Knoͤchelgelenk zu haben, indem sie sich bei ihren Verrichtungen nicht von ihren Platten wegzubewegen brauchen. Es ist nicht unumgaͤnglich nothwendig, daß sich innerhalb der Einfuͤhrungsroͤhre D, D zwei getrennte Schieber und Platten, so wie ich sie oben beschrieben habe, befinden. In kleinen doppelt wirkenden Dampfmaschinen koͤnnen naͤmlich die beiden in der Einfuͤhrungsroͤhre befindlichen Dampfmuͤndungen so nahe an einander angebracht werden, daß sich ein Schiebventil uͤber beide Oeffnungen bewegt; dessen ungeachtet muͤssen aber, was die Austrittsventile und die Platten betrifft, auf denen sie sich bewegen, diese auf die oben beschriebene Weise eingerichtet seyn. An den Dampfmaschinen mit einfacher oder einseitiger Wirkung muͤssen das Dampfschiebventil, das Gleichgewichtsschiebventil und das Austrittsschiebventil gleichfalls nach der oben beschriebenen Methode eingerichtet seyn, nach welcher jedes Ventil durch den einfachen Druk des Dampfes auf seine Platte angedruͤkt wird, und sie, je nachdem man es fuͤr besser haͤlt, entweder alle gemeinschaftlich oder auch einzeln in Bewegung gesezt werden koͤnnen. Meine Methode, die Schiebplatten an dem Cylinder oder an den Austrittsroͤhren anzubringen oder wieder davon loszumachen, ist folgende. Wenn die Dampfroͤhre D, D und die Austrittsroͤhre G, G fest an die 4 Mundstuͤke des Cylinders A gebolzt worden ist, so bleiben jedem dieser Mundstuͤke gegenuͤber die Raͤume W, X, Y, Z, welche zur Aufnahme der Schiebventile dienen. Wenn nun die Dampfschieberplatten mit ihren Ruͤken gegen die Mundstuͤke des Cylinders gekehrt in diese Raͤume gebracht worden, so werden sie mit Schluͤsseln oder Keilen fest an Ort und Stelle befestigt. Diese Keile sieht man in Fig. 44, welche einen vergroͤßerten senkrechten Durchschnitt darstellt, und in Fig. 45, welche einen vergroͤßerten horizontalen Durchschnitt durch die Schiebplatte und das Mundstuͤk zeigt, mit 9,9 und 10,10 bezeichnet. Diese Keile druͤken auf die Schiebplatte und gegen die Dampfroͤhre, welche die Platte dicht an den Cylinder oder an das Mundstuͤk bindet; dabei bleibt, wie Fig. 45 zeigt, an jeder Seite ein schwalbenschwanzfoͤrmiger Raum 5 und 6, und am Boden und Ruͤken der Schiebplatte ein flacher Liederungsraum, der in Fig. 44 mit 7 und 8 bezeichnet ist, und der dann mit sogenannter weicher Liederung oder mit anderen dampfdichten Substanzen, die jedoch einen bestimmten Grad von Elasticitaͤt haben sollen, ausgefuͤttert wird. Dieses Gefuͤge bleibt so lange vollkommen fest, als die Keile an Ort und Stelle bleiben; sollte daher die Schiebplatte entfernt werden muͤssen, so koͤnnte dieß jederzeit in einigen Minuten geschehen, indem man die Keile zuruͤktreibt, wo dann die Schiebplatte leicht von der Liederung abgenommen werden kann, auf die sie von den erwaͤhnten Keilen angedruͤkt wurde. Ebendieß findet auch auf die Befestigungsweise der Ausfuͤhrungsschiebplatten seine Anwendung; nur sind die glatten Oberflaͤchen dieser, wie gesagt, nach einer anderen Richtung gekehrt, so daß sie also mit ihrem Ruͤken von dem Cylinder entfernt und mit ihrer Flaͤche gegen die Austrittsroͤhre G, G angedruͤkt sind. Fig. 46 ist ein senkrechter, in groͤßerem Maßstabe genommener Durchschnitt jenes Raumes, der in Fig. 43 mit W bezeichnet ist. Fig. 44, 45 und 46 sind in doppelt groͤßerem Maßstabe gezeichnet, als Fig. 41, 42 und 43. Ich nehme keinen der hier beschriebenen Theile einzeln fuͤr sich als meine Erfindung in Anspruch, indem sie saͤmmtlich schon bekannt sind, und auch bereits an den Dampfmaschinen in Anwendung gebracht wurden; wohl aber besteht meine Erfindung in der Verbindung aller dieser Theile zur Erzielung der oben angefuͤhrten Zweke an Dampfmaschinen mit niederem Druke sowohl, als mit hohem.

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