Titel: Ueber Firnißbereitung.
Fundstelle: Band 56, Jahrgang 1835, Nr. LXXXI., S. 449
Download: XML
LXXXI. Ueber Firnißbereitung. Aus dem Dictionnaire technologique, Bd. XXII., S. 135. Mit Abbildungen auf Tab. VI. (Fortsezung und Beschluß von Heft 5, S. 364.) Ueber Firnißbereitung. Fette Firnisse. Die fetten Firnisse sind Terpenthinoͤhlfirnisse, zu welchen auch fixe Oehle, die austroknend gemacht wurden, kommen; leztere ertheilen ihnen die erforderliche Weichheit, ohne deßwegen ihren Uebergang in den festen Zustand merklich zu verzoͤgern. Das Copalharz und der Bernstein sind immer ihre Grundlage. Ihre Bereitung ist zwar sehr einfach, aber doch mit einigen Schwierigkeiten verbunden, und erheischt, um allen Unfaͤllen vorbeugen zu koͤnnen, nicht nur große Sorgfalt, sondern auch eine gewisse Geschiklichkeit. Die Apparate, welche man hiezu anwendet, sind sehr, einfach. In fast allen Schriften uͤber den Copal- und Bernsteinfirniß wird angerathen, sich zu dieser Operation eines glasirten irdenen Topfes mit oder ohne Dekel zu bedienen. Dieses Verfahren scheint uns, abgesehen von der damit verbundenen Gefahr einer Entzuͤndung, sehr mangelhaft zu seyn; jene Substanzen faͤrben sich naͤmlich, wenn man sie in einem solchen Gefaͤße schmilzt, betraͤchtlich, und muͤssen daher an und fuͤr sich schon einen sehr dunklen Firniß liefern; derselbe wird dann durch das immer stark gefaͤrbte Trokenoͤhl, welches ihm beigemischt wird, beinahe schwaͤrzlich werden. Man begreift daher nicht, wie man mit solchen Mitteln die weißen Copalfirnisse darstellen konnte, wovon in allen Werken uͤber diesen Gegenstand die Rede ist. Wenn man den Copal in dem Maaße, als er in Fluß kommt, mit den Oehlen verbinden koͤnnte, so muͤßte man beinahe farblose Firnisse erhalten; diese Aufgabe ist aber noch zu loͤsen. Tingry hat in seinem Werke, jedoch in einer anderen Absicht, einen Apparat beschrieben, welcher dazu bestimmt schien, diesen Zwek zu erreichen. Obgleich dieser sehr sinnreiche Apparat ohne nuͤzliche Anwendung geblieben ist, so ist es vielleicht doch nicht unmoͤglich, ihn durch einige Veraͤnderungen brauchbar zu machen. Er besteht aus einem irdenen Ofen, der wie ein Windofen ohne Thuͤre aussieht, und dessen Rost durch eine thoͤnerne Scheidewand ersezt ist, die in der Mitte ein großes rundes Loch hat. Die zur Verbrennung erforderliche Luft streicht durch mehrere im Umfange des Ofens angebrachte Loͤcher in denselben; ein etwas conischer Cylinder aus Eisenblech, der einige Zoll kuͤrzer ist als der Ofen, paßt in das Loch der Scheidewand, und verschließt es luftdicht. Dieser Cylinder darf, wenn er sich an seiner Stelle befindet, nicht uͤber den oberen Rand des Ofens hinausgehen, und muß entweder mit einem in ihn passenden Dekel aus Eisenblech oder mit einem Pfropf aus gebrannter Erde oben moͤglichst gut verschlossen werden koͤnnen; der untere Theil desselben bleibt offen. Innen muß dieser Cylinder an seinem oberen Theile auch noch mit einigen Stiften ausgeruͤstet seyn, an denen man einen Sak aus Metalltuch anhaͤngt, der mit Copal gefuͤllt ist; die Oeffnung wird dann mit dem Dekel verschlossen; der Dekel wird endlich an die Raͤnder des Cylinders mit Lehm anlutirt und eben so der Cylinder an die Scheidewand. Nachdem alles so hergerichtet und der obere Theil des Cylinders mit gluͤhenden Kohlen umgeben worden ist, wird der Copal schmelzen und durch das Metalltuch unten aus dem Cylinder abstießen, ohne durch das Feuer merklich veraͤndert worden zu seyn; man kann ihn sogleich aus dem Sak in kochendes Oehl fallen lassen, damit er sich mit demselben verbindet. (Man sehe Fig. 15, 16, 17, 18 und 19.) In der Firnißfabrikation sind schon große Verbesserungen vorgenommen worden, und sie ist deren noch immer faͤhig. Man bedient sich nicht mehr des Steinguttopfes der alten Lakirer, sondern hat ihn durch einen kupfernen Kolben (Fig. 11) ersezt; rings um den Bauch dieses Gefaͤßes bringt man eine kupferne Rinne an, damit der geschmolzene Copal, wenn er im Hals des Kolbens uͤber den Rand hinauslaͤuft, sich in der Rinne sammelt, so daß man Zeit hat, das Gefaͤß vom Feuer zu nehmen, ehe eine Entzuͤndung erfolgt Der Kolben muß auch mit Henkeln oder einem sehr langen Griff versehen seyn, damit man ihn bequem vom Feuer nehmen kann, ohne sich zu verbrennen; er muß endlich so groß seyn, daß man vier bis sechs Pfund Copal auf ein Mal schmelzen kann, und dieser nimmt im geschmolzenen Zustande bekanntlich einen drei bis vier Mal groͤßeren Raum ein, als vorher. Dieses Gefaͤß hat vor den fruͤher gebraͤuchlich gewesenen den Vorzug, daß die Hize darin viel gleichfoͤrmiger und hoͤher ist; obgleich der Copal ein schlechter Waͤrmeleiter ist, so schmilzt er darin doch viel schneller, und veraͤndert sich folglich weniger. Hr. Mérimée, der sich viel mit Firnißfabrikation beschaͤftigte, empfiehlt auf dem Halse jenes Kolbens eine ungefaͤhr 2 Fuß lange und oben mit einem sehr engen Metalltuch versehene eiserne oder kupferne Roͤhre anzubringen (Fig. 12, 13 und 14); auch will er seitwaͤrts am Halse des Kolbens eine kleine Tubulatur angebracht haben, die er mit einem Korkstoͤpsel verschließt, welchen er herauszieht, wenn er die schmelzende Masse umruͤhren will. Die Daͤmpfe, welche sich waͤhrend des Schmelzens entwikeln, gehen leicht durch das Metalltuch, und um ihren unangenehmen Geruch zu beseitigen, kann man sie ohne Gefahr anzuͤnden. Jene Roͤhre scheint uns sehr vortheilhaft zu seyn; die kleine Tubulatur hingegen duͤrfte ihrem Zweke nicht sonderlich entsprechen. Das zweite Mal, wo man sich des Kolbens bedient, ist dieser Theil naͤmlich schon so sehr mit Firniß uͤberzogen, daß man den Kork nicht leicht herausziehen oder ersezen kann; haͤlt er fest, so zerbricht man ihn, und die Tubulatur ist dann unnuͤz, gelingt es aber ihn herauszubringen, so koͤnnen die durch diese Oeffnung entweichenden Daͤmpfe Feuer fangen, und einen Unfall verursachen. Wir glauben, daß es besser waͤre, die kleine Tubulatur wegzulassen, und den Kolben vom Feuer zu heben, um mit der Eisenstange die schmelzende Masse umzuruͤhren, nachdem man fuͤr einen Augenblik die mit Metalltuch versehene eiserne Roͤhre weggenommen hat; sollte man die Gasarten uͤber derselben angezuͤndet haben, so muͤßte man natuͤrlich die Flamme ausloͤschen, ehe man die Roͤhre aus dem Kolben zieht. Bei einiger Sorgfalt laͤßt sich diese Operation ohne die geringste Gefahr vornehmen; man muß aber immer die Vorsicht gebrauchen, die Haͤnde mit grober befeuchteter Leinewand zu umhuͤllen. Man kann sich zur Bereitung der fetten Firnisse auch eines glaͤsernen Kolbens bedienen. Dieses Verfahren ist zwar weniger oͤkonomisch, muß aber den oben angegebenen vorgezogen werden, wenn es sich darum handelt, schoͤne Producte zu erhalten. Da der Copal ein schlechter Waͤrmeleiter ist, und deßhalb moͤglichst schnell geschmolzen werden muß, damit die Theile, welche zuerst in Fluß kamen, sich nicht verkohlen, ehe die uͤbrigen vollends schmelzen, so muß man, damit das Gefaͤß, worin er enthalten ist, nicht springt, dasselbe anfangs in einer Entfernung von beilaͤufig 18 Zoll vom Feuer halten, es ihm dann allmaͤhlich naͤhern, und es endlich auf einen eisernen Dreifuß stellen, so daß es die gluͤhenden Kohlen beinahe beruͤhrt. Man kann sich auch, um den Copal waͤhrend des Schmelzens im Glaskolben umzuruͤhren, einer Glasstange bedienen, aber nur mit großer Vorsicht, denn bei dem geringsten Stoß gegen seinen Boden, welcher immer sehr duͤnn ist, kann er zerbrechen, worauf die Operation verloren waͤre. Um dieses zu vermeiden, ist es besser, den Kolben einen Augenblik vom Feuer zu nehmen, und ihm dann eine drehende Bewegung zu ertheilen. In diesem Falle muß man sich einer etwas starken eisernen Zange bedienen, deren Arme beim Zusammen, gehen einen Ring bilden, womit man den Hals des Kolbens faßt. Es waͤre viel einfacher ihn mit der Hand vom Feuer zu nehmen, indem man dieselbe mit groben Lappen umhuͤllt, um sich nicht zu verbrennen; dabei wird aber der Hals des Kolbens, so weit ihn die Huͤlle der Hand beruͤhrt, abgekuͤhlt, und ein Theil des fluͤchtigen Oehles, welches sich waͤhrend der Operation entbindet, verdichtet. Lezteres laͤuft dann am Halse des Kolbens auf den Boden hinab, verkohlt sich, und erzeugt schwarze Streifen, welche das Product stark faͤrben. Der Kolben muß nach jeder Operation gereinigt werden; dieß ist sehr leicht, wenn man heißes Terpenthinoͤhl dazu anwendet, welches man dann zu den folgenden Operationen nimmt. Wenn Firniß von einer vorhergehenden Operation im Kolben zuruͤkbleibt, so verkohlt er sich waͤhrend des Schmitzens des Copals, und man erhaͤlt ein gefaͤrbtes Product. Wenn man darauf achtet, daß der Kolben nicht zu schnell erhizt wird, und auch langsam erkaltet, so kann man sich eines solchen oͤfters bedienen, denn er zerbricht beinahe immer entweder im Anfange und am Ende der Operation. Mit solchen Glaskolben kann man jedes Mal nur ein Pfund Copal schmelzen; ein Kolben, der acht Pfund Wasser faßt, ist groß genug. Ein verstaͤndiger und mit diesen Manipulationen vertrauter Arbeiter kann wenigstens zwei Kolben zugleich bedienen, und also an einem einzigen Tage eine sehr große Menge Firniß bereiten. Copalfirniß. Harter Copal 8 Unzen. Trokenoͤhl 2–3 oder 4 Unzen. Terpenthinoͤhl 8 Unzen. Man vertheilt diese 3 Substanzen in besondere Gefaͤße, schmilzt den Copal auf angegebene Weise, erhizt das bleiglaͤttehaltige Leinoͤhl bis beinahe zum Sieden und sezt es dann in kleinen Portionen dem geschmolzenen Copal zu, indem man nach jedem Zusaz umruͤhrt, um die Verbindung zu beguͤnstigen. Nachdem das Oehl und der Copal vermischt sind, sezt man auch, und zwar in kleinen Portionen, das Terpenthinoͤhl zu, welches ebenfalls vorher erhizt worden seyn muß. Da das Gemisch von Leinoͤhl und Copal eine viel hoͤhere Temperatur hat, als diejenige ist, wobei das Terpenthinoͤhl kocht, so verwandeln sich die ersten Portionen, welche man von lezterem zusezt, beinahe ganz in Dampf. Um diesen Verlust zu vermeiden, kann man nach dem zweiten oder dritten Zusaz warten, bis das Gemisch sich ein wenig abgekuͤhlt hat, ehe man den Rest zusezt. Man kann beim Zusezen des Terpenthinoͤhls nicht vorsichtig genug seyn, denn die Daͤmpfe, welche in reichlicher Menge aus dem Gefaͤße emporsteigen, worin das Gemisch enthalten ist, entzuͤnden sich ungemein leicht, und koͤnnen dadurch große Unfaͤlle veranlassen. Ist der Firniß fertig und auf ungefaͤhr 40 oder 32° R. erkaltet, so filtrirt man ihn durch Leinewand, um die fremdartigen Koͤrper oder Stuͤke von ungeschmolzenem Copal, welche darin enthalten seyn koͤnnten, abzusondern. Die Copalstuͤke nimmt man dann zu gewoͤhnlichen Firnissen, welche immer gefaͤrbt sind. Beinahe alle Firnißfabrikanten sind der Meinung, daß man zuerst das Trokenoͤhl mit dem geschmolzenen Copal verbinden muß, ehe man das Terpenthinoͤhl zusezt. Dieß ist aber ein Irrthum. Siedend heißes Terpenthinoͤhl verbindet sich sehr leicht mit schmelzendem Copal, und wir glauben, daß man wenigstens in gewissen Faͤllen besser thut, diese beiden Substanzen mit einander zu verbinden, ehe man das Trokenoͤhl zusezt. Wollte man aber sogleich alles Terpenthinoͤhl in das Gefaͤß schuͤtten, worin der geschmolzene Copal enthalten ist, so wuͤrde, wie bereits bemerkt wurde, eine große Menge Oehl verdampfen und rein verloren gehen; man muß daher das Terpenthinoͤhl in geringer Menge auf zwei oder drei Mal zusezen und jedes Mal umruͤhren; obgleich nun nach jedem Oehlzusaz ein betraͤchtliches Aufsieden Statt findet, und eine reichliche Menge Dampf aus dem Gefaͤße austritt, so verfluͤchtigt es sich doch nicht ganz, sondern es bleibt immer eine gewisse Menge davon in Verbindung mit dem Copal, welche hinreicht um die Vereinigung des uͤbrigen zu beguͤnstigen, nachdem sich die Masse ein wenig abgekuͤhlt hat. Bei Bereitung weißer Copalfirnisse, die man erhaͤlt, wenn man sehr schoͤnen Copal und farbloses Trokenoͤhl anwendet, wuͤrde sich natuͤrlich lezteres, wenn man es bis zum Sieden erhizen wollte (und bloß in der Siedhize kann es sich mit dem Harz vereinigen) faͤrben, so daß der beabsichtigte Zwek nicht erreicht werden koͤnnte. Anders verhaͤlt es sich aber bei dem oben angegebenen Verfahren; denn einer Aufloͤsung von Copal in Terpenthinoͤhl, die noch sehr heiß ist, laͤßt sich Terpenthinoͤhl, welches bloß auf 40 oder 45° R. erhizt ist, sehr leicht einverleiben. Wenn man also den Copal auf eine Art geschmolzen hat, daß er sich nicht faͤrben konnte, so wird man damit einen sehr schoͤnen und eben so guten Firniß erhalten. Den Copalfirniß soll man wo moͤglich nicht sogleich nach seiner Bereitung anwenden; er klaͤrt sich in der Ruhe und wird mit der Zeit besser. Wollte man ihn sogleich anwenden, so muͤßte er eine syrupartige Consistenz haben, waͤhrend er, wenn man ihn aufbewahren will, etwas fluͤssiger seyn muß, weil er mit der Zeit selbst in gut verschlossenen Gefaͤßen viel diker wird. Man kann ihn mit Terpenthinoͤhl verduͤnnen, aber auf Kosten seiner Guͤte: er muß dann sogleich verbraucht werden; sonst faͤllt meistentheils nach einigen Tagen ein Antheil Copal als eine dike Gallerte nieder, selbst wenn man, was durchaus noͤthig ist, das Terpenthinoͤhl und den Firniß vor ihrer Vermischung erhizt hat. Man aͤndert die Menge des Trokenoͤhls, wie man dieß aus unserer Vorschrift ersieht, nach der Anwendung, wozu der Firniß bestimmt ist, ab. Enthaͤlt er davon viel, d.h. die groͤßte angegebene Menge, so behaͤlt er mehr Elasticitaͤt und ist leichter anzuwenden, troknet aber nicht so schnell. Man muß solchen also vorzugsweise fuͤr biegsame Koͤrper, wie Leder, Wichsleinewand etc. gebrauchen. Nimmt man hingegen wenig Leinoͤhl dazu, so troknet er schneller und nimmt eine schoͤnere Politur an; da er aber nicht besonders weich bleibt, so kann er nur auf harte unbiegsame Koͤrper aufgetragen werden, wie Eisen, Kutschenfuͤllungen etc. Das angegebene Verhaͤltniß von Leinoͤhl kann zwar abgeaͤndert, aber weder sehr vergroͤßert, noch um Vieles vermindert werden. Eine groͤßere Menge Oehl wuͤrde der Haltbarkeit des Firnisses schaden, und da er zu langsam austroknen wuͤrde, so koͤnnte sich der in der Luft schwebende Staub an ihn anhaͤngen. Eine kleinere Quantitaͤt als die geringste angegebene, waͤre eben so nachtheilig. Der Firniß wuͤrde zu schnell austroknen, waͤre schwer zu vertheilen, wuͤrde troken und sproͤde werden. Risse bekommen, und endlich gar nicht lange dauern. Ein guter Firniß muß im Sommer nach 24 Stunden so fest werden, daß der Staub sich nicht mehr an ihn anhaͤngen kann, und daß die Finger, wenn man sie darauf legt, keinen Eindruk darin hinterlassen. In diesem Zustande kann er jedoch noch nicht als vollkommen troken betrachtet werden, besonders wenn er polirt werden soll. Ehe man diese Operation vornimmt, muß man die Gegenstaͤnde, worauf er aufgetragen ist, noch mehrere Tage in einer warmen Stube austroknen. Der Copalfirniß nimmt eine sehr schoͤne Politur an, und ist auch unter allen Firnissen der glaͤnzendste und dauerhafteste; er wird fuͤr Holz, Eisen, Leder etc., kurz uͤberall wo es sich um einen dauerhaften Firniß handelt, angewandt.Wir erinnern die Firnißfabrikanten bei dieser Gelegenheit an eine Beobachtung, welche Berzelius machte, daß naͤmlich der Copal mit Aezammoniak in der Waͤrme stark aufschwillt, und eine klare Gallerte bildet, die sich in Alkohol zu einer farblosen klaren Fluͤssigkeit loͤst; er empfiehlt eine in Alkohol bereitete Aufloͤsung der Copalgallerte zum Lakiren von Gegenstaͤnden, die in der Waͤrme getroknet werden koͤnnen, und denen das vorhandene Ammoniak nicht nachtheilig ist (Polytechn. Journ. Bd. XXVI. S. 156); durch die Entdekung Barnard's, daß das Kautschukohl den Copal schon in der Kaͤlte vollstaͤndig aufloͤst, wird die Fabrikation der Copalfirnisse endlich bedeutender Verbesserungen faͤhig (man vergleiche hieruͤber die Abhandlung im Polytechnischen Journal Bd. LVI. S. 288). A. d. R. Firniß, der bloß aus Copal und Leinoͤhl besteht. Man bereitet auch einen Firniß, bloß aus gewoͤhnlichem Leinoͤhl und Copal; dieser Firniß wuͤrde, wie es sich denken laͤßt, viel zu langsam austroknen, als daß man ihn zum Firnissen gebrauchen koͤnnte; er wird von den Malern fuͤr Gemaͤlde angewandt, aber nicht zum Ueberfirnissen derselben, wo er wegen des langsamen Austroknens eher schaͤdlich als nuͤzlich waͤre, sondern an Statt des Mohnoͤhls zum Verduͤnnen bereits mit Oehl abgeriebener Farben, wenn dieselben zu dik sind. Dieser Firnißzusaz gibt den Farben viel Leben und macht das Braun kraͤftiger; uͤberdieß gewaͤhrt er noch den großen Vortheil, daß er das Einschlagen verhindert. Man bereitet ihn ganz einfach, indem man ein Pfund Leinoͤhl mit einem Viertelpfund schoͤnen Copals in einem Glaskolben, der 6 bis 8 Pfund Wasser faßt, erhizt. Die Temperatur muß moͤglichst schnell bis zum Sieden erhoͤht werden; der Copal blaͤht sich dann auf, schwimmt auf dem Oehl, und zergeht endlich vollkommen, indem er eine große Menge eines fluͤchtigen, scharfen und sehr unangenehmen Oehles entbindet und betraͤchtlich aufschwillt. Bernsteinfirniß. Dieser Firniß ist immer stark gefaͤrbt und wird deßwegen wenig angewandt; man bereitet ihn auf dieselbe Art wie den Copalfirniß, mit denselben Quantitaͤten und den naͤmlichen Vorsichtsmaßregeln. Alles was wir vom Copal gesagt haben, ist auch auf den Bernstein anwendbar. Schwarzer Firniß fuͤr eiserne Gegenstaͤnde. Judenpech   8 Unzen. Kolophonium   8   – Trokenoͤhl 16   – Copal- oder Bernsteinfirniß 16   – Terpenthinoͤhl, eine hinreichende Menge. Man schmilzt das Judenpech und Kolophonium in einer Pfanne uͤber gelindem Feuer, sezt ihnen das Trokenoͤhl und dann den Copalfirniß zu; endlich verduͤnnt man die Masse noch mit so viel Terpenthinoͤhl, daß man sie leicht mit einer Buͤrste auftragen kann. Gewoͤhnlich sezt man diesem Firniß auch noch etwas Kienruß zu, um ihn schwaͤrzer zu machen. Terpenthinoͤhl-Firniß. Man bereitet mehrere Terpenthinoͤhl-Firnisse; die meisten dienen aber nur, um Farben fuͤr die Firnißmalerei anzuruͤhren, und nicht zum Firnissen. Wir wollen hier nur die Bereitung des Gemaͤldefirnisses als des wichtigsten angeben, und verweisen hinsichtlich der uͤbrigen auf Watin's und Tingry's Werke. Gemaͤldefirniß. Mastix in Koͤrnern 16 Unzen. Terpenthinoͤhl 32   – Man bringt diese beiden Substanzen in einen Glaskolben und erhizt sie im Marienbade, indem man von Zeit zu Zeit umruͤhrt, so lange, bis die Aufloͤsung erfolgt ist. Dann laͤßt man den Firniß ein wenig erkalten und seiht ihn durch Leinewand, um die fremdartigen Substanzen abzusondern, welche ihn bei laͤngerer Beruͤhrung faͤrben koͤnnten. Man laͤßt ihn hierauf acht oder zehn Tage lang ruhig stehen; es scheidet sich dann ein in Terpenthinoͤhl unaufloͤsliches Harz daraus ab, das sich in kleinen Warzen an die Seitenwaͤnde des Gefaͤßes anhaͤngt. Endlich filtrirt man ihn durch ungeleimtes Papier; wenn der Mastix gut ausgelesen und das Terpenthinoͤhl sorgfaͤltig rectificirt war, muß der Firniß beinahe so weiß wie Wasser seyn. Mehrere andere Substanzen, die wir nicht erwaͤhnt haben, vertreten in gewissen Fallen die Firnisse, und werden nach gehoͤriger Zubereitung auch als solche angewandt. Dahin gehoͤren verschiedene Gummiarten, Zuker, Eiweiß, die man in Wasser zergehen ließ, endlich Wachs in Terpenthinoͤhl zergangen oder in Wasser als Emulsion zertheilt. Leztere Substanz verdient einige Aufmerksamkeit. Ihre Aufloͤsung in Terpenthinoͤhl bildet Firnisse, welche die Kunstschreiner sehr oft auf Meublen aus Nußbaumholz anwenden. Mittelst Aezlauge in Wasser zertheilt, dient das Wachs zum Ueberziehen gewisser Tischlerarbeiten und noch oͤfters der getaͤfelten Fußboͤden, welchen man sodann einen bedeutenden Glanz ertheilen kann, wenn man sie mit einer groben Buͤrste stark reibt. In Wasser als Emulsion zertheilt, liefert es einen fuͤr die Wachsmalerei sehr schaͤzbaren Firniß, der unter dem Namen Wachsmilch bekannt ist. Wir wollen seine Bereitung angeben. Man schmilzt eine gewisse Menge weißen Wachses in einer Porcellanschale, sezt dann eine gleiche Quantitaͤt Weingeist von 36° B. (0,837 specif. Gew.) zu, ruͤhrt die Masse um, und schuͤttet hierauf das Ganze auf einen breiten Reibstein; man erhaͤlt so eine koͤrnige Masse, die keinen Zusammenhang hat; diese zertheilt man noch durch sanftes Reiben mit einem Reibstein, wobei man von Zeit zu Zeit ein wenig Weingeist zusezt; wenn die ganze Masse gut zertheilt zu seyn scheint, versezt man sie so lange mit Wasser in kleinen Portionen, bis dasselbe ungefaͤhr das vierfache Gewicht des angewandten Wachses betraͤgt. Man seiht die Emulsion dann durch ein Stuͤk Canevas, um das nicht gehoͤrig zertheilte Wachs daraus abzuscheiden. Zum Auftragen dieses Firnisses oder vielmehr dieses zertheilten Wachses bedient man sich eines Pinsels von Dachshaaren, welchen man in die Wachsmilch eintaucht, und womit man die ganze Oberflaͤche der Malerei sanft uͤberstreicht. Nachdem das in der Wachsmilch enthaltene Wasser verdunstet ist, scheint das Gemaͤlde mit einem weißen sehr feinen Staube bedekt zu seyn, der ihm nicht anklebt. Hierauf fuͤllt man ein mit einem hoͤlzernen Griff versehenes Gehaͤuse aus Eisendraht mit gluͤhenden Kohlen, und faͤhrt damit sanft und sehr vorsichtig uͤber die Malerei hin; das zertheilte Wachs schmilzt und verbreitet sich uͤber die ganze Oberflaͤche. Man laͤßt es erkalten und gibt den Glanz, indem man es mit weicher Leinewand oder einer Buͤrste reibt. Man kann auf dieselbe Art mehrere Schichten auftragen, wenn man es fuͤr noͤthig haͤlt. Laͤßt der Glanz etwas nach, so braucht man nur neuerdings zu reiben, um ihn wieder herzustellen. Nach fuͤnf bis sechs Wochen, wo das Wachs erst ganz erhaͤrtet ist, nimmt es bei nochmaligem Reiben einen viel schoͤneren Glanz an, und dieser verschwindet dann nicht mehr. Das Wachs ist unveraͤnderlich und folglich auch der damit bereitete Firniß. Im Alterthume benuzte man es zu Farben, wie heut zu Tage das Oehl, und diesem Umstande verdanken wir die Erhaltung der Gemaͤlde an den Mauern von Herculanum und Pompeji. Beschreibung der Apparate zur Firnißfabrikation. Weingeistfirniß. Fig. 6. Destillirapparat, der auf seinem Ofen aufgesezt und mit einem Schlangenrohre versehen ist. Er unterscheidet sich von den gewoͤhnlichen bloß durch die Eisenstange, welche bis auf den Boden des Marienbades hinabreicht, und welche oben mit einer Kurbel, unten aber mit einem Kreuze versehen ist. Fig. 7 zeigt den Hut des Kolbens im Durchschnitt, damit man das eiserne Stuͤk sehen kann, welches quer durch denselben geht, und in seiner Mitte ein Loch hat, welches der Dille des Hutes senkrecht gegenuͤber liegt; es dient dazu, die Eisenstange in senkrechter Stellung zu erhalten. Fig. 8 zeigt das Marienbad im Durchschnitt, damit man die Stange sieht, die mit einem Kreuz versehen ist, und bis auf dessen Boden hinabreicht. Fig. 9 zeigt die Eisenstange mit ihrer Kurbel; unten ist sie mit einem vierekigen Stuͤk versehen, uͤber welches das eiserne Kreuz paßt und mit welchem lezteres durch eine Schraube verbunden wird. Fig. 10 zeigt das eiserne Kreuz von der Stange abgenommen; in der Mitte hat es ein vierekiges Loch, in welches das Vierek der Stange paßt. Apparate zur Fabrikation der fetten Firnisse. Fig. 11 zeigt den kupfernen Kolben, welcher um seinen Bauch eine Art von Traufe aus demselben Metalle hat, die dazu dient, den geschmolzenen Copal zuruͤkzuhalten, wenn derselbe uͤber das Gefaͤß hinaussteigen wuͤrde. Dieser Kolben ist mit Henkeln versehen, damit man ihn bequem von einem Orte zum anderen transportiren kann. Fig. 12. Derselbe Kolben, nach Angabe des Hrn. Mérimée mit einer kupfernen oder eisernen Roͤhre, die mit Drahttuch versehen ist, ausgestattet. Fig. 13 zeigt die mit Drahttuch versehene Roͤhre des Herrn Mérimée, vom Kolben abgenommen, im Aufriß; unten hat sie eine Kehle, die in den Hals des Kolbens paßt. Fig. 14. Dieselbe Roͤhre des Hrn. Mérimée im Grundriß. Tingry's Apparat zum Schmelzen des Copals. Fig. 15 zeigt den ganzen Apparat im Durchschnitt, damit man die Stellung der eisernen Roͤhre sieht, welche durch den Ofen geht, und worin der Copal geschmolzen wird. Der ganze leere Raum zwischen der Roͤhre und der inneren Seitenwand des Ofens dient zur Aufnahme von Kohlen. Die zur Verbrennung erforderliche Luft dringt durch Loͤcher in den Ofen, die im Umkreise desselben angebracht sind. Fig. 16 zeigt den Sak aus Metalltuch, in welchen man den Copal legt; er paßt in die eiserne Roͤhre und stuͤzt sich auf deren oberen Rand. Fig. 17. Dekel aus gebrannter Erde, welchen man auf die Roͤhre legt; er dient, die Communication zwischen dem Feuer und dem Copal zu unterbrechen, und wird mit Ofenerde lutirt. Fig. 18. Eine Schale, die man unter die Roͤhre stellt, und welche den schmelzenden Copal aufnimmt, so wie er herabfließt. Fig. 19 zeigt den ganzen Apparat von Außen.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    VI
Tab. VI