Titel: Ueber den Einfluß der Farbe und der Rauhheit und Glätte der Oberflächen auf die Ausstrahlung nicht leuchtender Wärme.
Fundstelle: Band 60, Jahrgang 1836, Nr. XI., S. 40
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XI. Ueber den Einfluß der Farbe und der Rauhheit und Glaͤtte der Oberflaͤchen auf die Ausstrahlung nicht leuchtender Waͤrme. Aus dem Mechanics' Magazine, No. 651. Ueber Waͤrme-Ausstrahlung verschiedener Substanzen. Wir entnehmen aus einem groͤßeren Aufsaze, welcher im vorjaͤhrigen Novemberhefte des Franklin Journal enthalten ist, fuͤr unsere Leser die Hauptresultate einer Reihe von Versuchen, die die HH. Bache und Courtenny, Professoren an der Universitaͤt in Pennsylvania, in neuerer Zeit anstellten, um zu ermitteln, welchen Einfluß die Farbe und der Zustand der Rauhheit oder der Glaͤtte der Oberflaͤche auf die Ausstrahlung der Waͤrme ausuͤben. Folgende Tabelle enthaͤlt naͤmlich eine Zusammenstellung der vorzuͤglicheren Resultate dieser Versuche, bei denen verschieden angestrichene blechene Cylinder angewendet wurden. Textabbildung Bd. 60, S. 41 Art des Anstriches; Farbe.; Zahl der Cylinder.; Datum der Versuche.; Abkuͤhlungszeit in Secunden.; Bemerkungen uͤber die Oberflaͤche.; Berlinerblau; Schwefelsaures ammoniakalisches Kupfer; Mangansuperoxyd; Tusche; Kali-Bichromat; Tusche; Alkanna; Kohlensaures Blei in Lavendeloͤht; Schwefelblei; Alkannablau; Kohlensaure Bittererde; Kohlensaures Blei in Gummi; Kohlensaurer Kalk; Zinnober; Schwefelsaurer Baryt; Goldschwefel; Indigo; Cochenille; Mennig; Graphit; Chromsaures Blei; Gummigutt; Zinn-Bisulfurid; Blau; Gruͤnlichblau; Braͤunlichschwarz; Braun; Schwarz; Carmoisin; Weiß; Orange; Olivengruͤn; Gelb; Oktober; November; Rauh; Richt glaͤnzend, aber gleichmaͤßig; Richt glatt; Gestreift, streifenweis glatt; Glatt; Glatt, nicht glaͤnzend; Glatt; Mittel; Rauh braͤunlichweiß; Glatt in Streifen; verschiedene Substanzen Die hierin enthaltenen Resultate, sagt Hr. Bache, stehen mit vielen bisher allgemein verbreiteten Ansichten im Widerspruche, und sind der specifischen Wirkung der Farbe zur Bestimmung der ausstrahlenden Kraft der Koͤrper durchaus unguͤnstig. Blau findet sich am Anfange der Tabelle vor Schwarz und kommt dann unter Nr. 18 abermals vor. Die ersten sieben Nummern bestehen zwar aus blau und schwarz; allein von 9 bis 12 wechseln weiß, schwarz, blau und weiß. Roth findet sich unter Nr. 8 und Nr. 19 und zwischen beiden unter Nr. 15. Weiß trifft man groͤßten Theils in der Mitte der Tabelle zunaͤchst an Schwarz. Die allgemein verbreitete Ansicht, daß dunkle Kleidung bei kalter Witterung den Vorzug verdiene, scheint demnach uͤbereilt; und es scheint vielmehr, daß wenn die Person nicht der Sonne ausgesezt ist, die Farbe der Kleidung von gar keinem besonderen Belange ist. Eben so wenig Einfluß scheint die Glaͤtte oder die Rauhheit zu haben; denn wenn die glatten Oberflaͤchen in der Tabelle auch im Allgemeinen tiefer stehen, so ist dieß doch nicht immer der Fall; der rauhe schwefelsaure Baryt steht z.B. hinter dem glatten kohlensauren Blei; Graphit nimmt eine niedrige und Tusche dagegen eine hohe Stufe ein. Die besten Radiatoren scheinen keiner bestimmten Classe von Koͤrpern anzugehoͤren; denn Lakmuß und Berlinerblau stehen dicht neben einander, waͤhrend Schwefelblei und Schwefelzinn um 15 Nummern von einander entfernt sind. Wenn obige Resultate als entscheidend angenommen werden koͤnnen, so erhellt hieraus, daß jede Substanz eine specifische, weder von der chemischen Zusammensezung, noch von der Farbe abhaͤngige Ausstrahlungskraft hat. Ich will uͤbrigens durchaus keinen solchen Schluß aus unseren Versuchen ziehen, sondern will mich hinlaͤnglich fuͤr meine Muͤhe entschaͤdigt halten, wenn ich andere vor der Versuchung gewarnt habe, aus einer unvollkommenen Induction ein wissenschaftliches Gesez abzuleiten.