Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 62, Jahrgang 1836, Nr. XIV., S. 74
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XIV. Miszellen. Miszellen. Leistungen der Austen'schen Dampfmaschine. Mehrere Blaͤtter haben von den großen Leistungen berichtet, welche eine von Hrn. Austen erfundene Dampfmaschine in der Grube Fowey Consols in Cornwallis unter der Leitung der Maschinisten W. Petherick und W. West vollbringen soll; und dabei angegeben, daß diese Maschine mit einem Aufwande von einem Bushel Steinkohlen 125,095,713 Pfd. einen Fuß hoch hebt. Es ist jedoch zu bemerken, daß diese Angabe nur das Resultat einer 24stuͤndigen, von einer Commission angestellten Beobachtung ist; und daß dieses Resultat wesentlich von jenem abweicht, welches Hr. Lean, der Berichterstatter uͤber die Dampfmaschinen in Cornwallis, in seinem Berichte fuͤr den Monat Oktober 1835 angibt. Hienach betrug naͤmlich die Leistung jener Maschine im monatlichen Durchschnitte bei einem Kohlenaufwande von einem Bushel nur 93,168,124 Pfd. auf einen Fuß gehoben. Die Maschine hat einen Cylinder von 80 Zoll im Durchmesser, und macht in einer Minute 2,9 Kolbenhube von 10,3 Fuß; dabei kommt auf den Quadratzoll des Kolbens eine Last von 9,3 Fuß. Die Details des Commissionsberichtes findet man im Mechanics' Magazine, No. 643. Ein neues Rettungsboot. Die General-Schiffbruchgesellschaft in Holland hat in lezter Zeit auf der Schelde Versuche mit einem neu erfundenen Rettungsboote, welche sich stets gegen den Wind bewegen sollen, angestellt, und soll aus diesen Versuchen sehr befriedigende Resultate geschoͤpft haben. Der Apparat besteht aus Ruderschaufeln, welche durch Segel, die an dem Maste angebracht sind, in Bewegung gesezt werden. Diese Segel werden naͤmlich durch den Wind in ununterbrochener rotirender Bewegung erhalten, und zwar stets in einer und derselben Richtung, und dadurch wird ein Zahnrad umgetrieben, welches die Ruderschaufeln in Bewegung sezt, so daß man auf diese Weise gerade gegen den Wind zu segeln im Stande ist. (Mechanics' Magazine, No. 672.) Seaward's excentrisches Ruderrad. Hr. Price zeigte der Versammlung der British associat. for the advanc. of science ein Modell von Seaward's patentirtem excentrischem Ruderrad, welches er, wie er sagte, mit großem Erfolg bei einigen seiner Dampfboote anwendet und das bei allen Regierungsdampfbooten im mittellaͤndischen Meere benuzt ist. Er erspart dadurch nach seiner Angabe ein Drittel an Brennmaterial und Zeit, indem seine Dampfboote 108 (engl.) Meilen in 8 Stunden zuruͤklegen, Nach seiner Beschreibung scheint die Eigenthuͤmlichkeit dieser Ruderraͤder in Folgendem zu bestehen: die Schaufeln, anstatt wie bei den gewoͤhnlichen Ruderraͤdern in das Wasser mit einer schief gegen dasselbe geneigten Flaͤche einzutreten. wobei ein Theil der Kraft der Maschine unnuͤz darauf verwandt wird, dasselbe niederzudruͤken und eben so beim Austreten aus dem Wasser, es aufwaͤrts zu heben, koͤnnen nach der neuen Einrichtung senkrecht in das Wasser eintreten, und wenn sie auf die erforderliche Tiefe gekommen sind, es horizontal antreiben, in welcher Richtung sie mit ganzer Kraft zum Forttreiben des Fahrzeuges wirksam sind, endlich das Wasser, so wie sie hineinkamen, auch durch eine senkrechte Bewegung oder eine Bewegung in der Richtung der Ebene der Schaufel selbst wieder verlassen. Sehr wichtig ist auch der Umstand, daß die Bewegung eines mit solchen Ruderraͤdern versehenen Bootes so sanft ist, daß man sogar auf dem Gehaͤuse des Ruderrades leicht einen Brief schreiben kann. (Athenaeum, No. 463.) Ueber die Wirkung des Wassers auf die Ruderraͤder der Dampfboote. Hr. Robison machte in der Versammlung der British assoc. for the advanc. of science die wichtige Bemerkung, daß die Ruderraͤder der Dampfboote weder durch das Wasser auf der Oberflaͤche, noch durch dasjenige an den Seiten des Raumes, durch welchen sich das Rad bei jeder Umdrehung im Wasser bewegt, sondern von Unten mit Wasser gespeist werden. Dieß wurde folgender Maßen bewiesen: man ankerte ein Dampfboot in tiefem Wasser, dessen Oberflaͤche auf eine betraͤchtliche Entfernung in der Runde (bei Windstille) mit Saͤgespaͤnen bestreut wurde. Als man nun die Dampfmaschine in Bewegung versezte, bemerkte man, daß die Saͤgespaͤne rings herum und allenthalben, ausgenommen unmittelbar hinter den Ruderraͤdern, unverruͤkt blieben. (Athenaeum, No. 463.) Neuere Fortschritte des Themse-Tunnels. Der beruͤhmte und viel besprochene Themse-Tunnel naͤhert sich nunmehr langsam, aber sicher seiner Vollendung, indem man seit der Wiedereroͤffnung der Bauten durch keinen Unfall mehr in den Arbeiten gestoͤrt wurde. Man arbeitet Tag und Nacht; alle 8 Stunden wechseln die Arbeiter, deren jedes Mal 112 in Thaͤtigkeit sind; waͤhrend dieser 8 Stunden bekommen sie nur ein Mal Erfrischungen, zu deren Einnahme eine halbe Stunde Zeit bestimmt ist. Der Taglohn betraͤgt woͤchentlich 40 bis 45 Schill. (24 bis 27 fl.) und deßhalb werden nur die besten Arbeiter angenommen. Es ist keine bestimmte Arbeit innerhalb einer gewissen Zeit vorgeschrieben, sondern man verlangt nur Emsigkeit und gute Arbeit. Der verwendete Cement ist von der besten Sorte; man nimmt ungefaͤhr ein Barrel feinen Sand auf 100 Barrels Cement. Das Erhaͤrten erfolgt sehr schnell, und nach zwei Stunden wird daher der neue Bau schon auf eine harte Probe gestellt. Die Aufseher gehen naͤmlich mit Haͤmmern von 44 Pfund Schwere herum, und vollbringen damit auf jeden einzelnen Ziegel einen kraͤftigen Schlag; gibt der Kitt hiebei auch nur so weit nach, daß der kleinste Sprung zwischen den Baksteinen entsteht, so hat der Arbeiter die fehlerhafte Stelle alsogleich auszubessern und einen Schilling (36 kr.) in die Armencasse als Strafe zu bezahlen; macht sich vollends ein Stein bei einem solchen Schlage ganz los, so retten nur die triftigsten Entschuldigungsgruͤnde den Arbeiter von augenbliklicher Entlassung. Bei dieser Vorsicht geht der Bau natuͤrlich sehr langsam, und man glaubt schon ein gutes Stuͤk geleistet zu haben, wenn der Schild nach 24 Stunden um 9 Zoll vorgeschoben werden kann. Der Schild enthaͤlt 36 Kasten, und in jedem derselben wird zugleich gearbeitet, so daß also das Vorwaͤrtsschieben nur dann Statt finden kann, wenn der Bogen von der Basis bis zum Schlußsteine vollendet ist. Manchmal vergeht mit dem Vorschieben des Schildes allein ein ganzer Tag. Gegenwaͤrtig sind 620 Fuß des Bogenganges vollendet und gegen 1200 Fuß noch uͤbrig; von dieser lezteren Streke faͤllt jedoch ein großer Theil uͤber den Wasserstand bei der Ebbe hinaus und in einen festeren Boden, so daß dort keine so großen Vorsichtmaßregeln noͤthig sind, als unter der Mitte des Flusses, wo man leider mit einem losen Sandboden zu thun hatte. (Mechanics' Magazine, No. 669.) Maréchal's bewegliche Eisenbahn als die Erfindung Fouilloux's in Anspruch genommen. Der Sémaphore de Marseille enthaͤlt in seinem Blatte vom 21. Mai l. J. einen Artikel, in welchem die Ehre der Erfindung der beweglichen Radbahnen des Hrn. Maréchal in Bruͤssel, woruͤber beinahe in allen Blaͤttern Ankuͤndigungen zu lesen waren, fuͤr Hrn. Ch. Fouilloux, Fabrikanten thierischer Kohle in Marseille in Anspruch genommen wird. Hr. Fouilloux hat am 3. Oktober 1832 ein Patent auf seine Erfindung genommen, und die Beschreibung dieses Patentes soll vollkommen auf die Maréchal'sche Radbahn passen; nur die unguͤnstigen Aeußerungen, welche mehrere einflußreiche Maͤnner und Gelehrte uͤber seine Vorrichtung machten, und der Mangel an entsprechenden Arbeiten sollen ihn bisher davon abgehalten haben seiner Idee Folge zu geben, worin Hr. Maréchal gluͤklicher gewesen zu seyn scheint. Wir bemerken uͤbrigens hiezu, daß die beweglichen Radbahnen schon fruͤher in England und Amerika in Vorschlag gebracht wurden, namentlich auch von Hrn. Lewis Gompertz, wie im Polytechnischen Journal Bd. XLIII., S. 351 gezeigt ist. Pruͤfung der Cochenille auf ihren Carmingehalt. Der Preis, welchen die Société industrielle in Muͤlhausen auf die Bestimmung des vergleichsweisen Gehaltes, der Cochenillen ausgeschrieben hatte, hat im J. 1835–36 nur Einen Bewerber gefunden. Die von diesem vorgeschlagene Methode gruͤndet sich auf die Eigenschaft der frischgefaͤllten gallertartigen Thonerde den Carmin aus seiner Aufloͤsung niederzuschlagen. Die Mittel, deren er sich bedient, sind ein sogenannter Carminometer, der nichts weiter als ein graduirtes Probirglas mit einem Fuße von einem Zolle im Durchmesser auf zwei Zoll Hoͤhe ist; eine mit Ammoniak gesaͤttigte Alaunaufloͤsung, welche einen Theil Alaun auf 32 Theile Wasser enthaͤlt, und welche eher etwas saͤuerlich als alkalisch reagiren muß; und endlich Carmin, den man sich bereitete, indem man die. Cochenille mit Wasser auszog, die Aufloͤsung zur Syrupconsistenz eindikte, mit concentrirtem Alkohol behandelte, filtrirte, eindampfte und bei gelinder Waͤrme troknete. Die Graduirung des Probeglaͤschens soll vorgenommen werden, indem man eine waͤsserige Aufloͤsung von 7 Gran Carmin, welche das Glaͤschen bis auf 3 Zoll Hoͤhe fuͤllt, in dasselbe gießt; die Stelle, bis zu der die Fluͤssigkeit reicht, mit 0 bezeichnet, und dann nach und nach unter bestaͤndigem Schuͤtteln die Probefluͤssigkeit zusezt. Ist die. Fluͤssigkeit hiedurch nach Abscheidung des Bodensazes farblos geworden, so soll man die Stelle, bis auf welche die Fluͤssigkeit in Folge des Zusazes gestiegen ist, mit 70 bezeichnen, und den Raum zwischen 0 und 70 in Grade eintheilen. Will man mit diesem Apparate eine Cochenille probiren, so soll man 10 Gran derselben durch mehrmalige Behandlung mit siedendem Wasser ausziehen, und hiemit die Probirroͤhre bis zu 0 empor fuͤllen; hierauf soll man von der Probefluͤssigkeit zusezen bis die Fluͤssigkeit farblos geworden, wo dann der Grad, bis auf den die Fluͤssigkeit gestiegen seyn wird, den Carmingehalt der Cochenille in Procenten andeuten wird. – Hr. Bernh. Schwartz, der der Gesellschaft Bericht hieruͤber erstattete, erklaͤrt, daß dieses Verfahren hoͤchstens auf eine ganz reine Cochenille anwendbar ist, keineswegs aber auf die so haͤufig im Handel vorkommenden verfaͤlschten Cochenillen. Beinahe alle rothen Farbstoffe werden naͤmlich durch Thonerde gefaͤllt, und muͤssen daher die fragliche Probirmethode haͤufig irrig machen. So wird z.B. der Fernambuk, dessen Schattirungen sich der Cochenille am meisten naͤhern, durch uͤberschuͤssige nach obiger Angabe bereitete Thonerdeaufloͤsung beinahe ganz aus seiner waͤsserigen Aufloͤsung gefaͤllt. Man nehme nur eine Aufloͤsung, welche 7 Theile Cochenille, und eine andere, welche 3,5 Cochenille und 2 Fernambuk enthaͤlt, und man wird bei Anwendung des beschriebenen Carminometers finden, daß erstere 30, und leztere 40 Theile Probefluͤssigkeit zur vollkommenen Faͤllung erfordert. Die Verfaͤlschung der ungemahlenen Cochenille mit Fernambuk ist auch wirklich nicht so unmoͤglich, wie man glauben duͤrfte. Man brauchte naͤmlich die Insecten nur in starken Fernambukabuͤden zu toͤdten; oder Fernambukextract, dem man das Aussehen der Cochenille gegeben, unter diese zu mengen. (Bulletin de la Société industrielle de Mulhausen, No. 44.) Ueber die Entstehung eines dem Alizarin aͤhnlichen Farbstoffs bei Behandlung der Gallussaͤure mit concentrirter Schwefelsaͤure. Wenn man die Gallussaͤure fuͤr sich rasch destillirt, so erhaͤlt man außer Brenzgallussaͤure eine gelblichrothe Substanz, die man von ersterer leicht mittelst Wasser trennen kann, da sie hierin unaufloͤslich ist. Hiebei erzeugt sich jedoch nur eine sehr kleine Menge von dieser Substanz, so daß man große Massen Gallussaͤure aufopfern muͤßte, um von ihr eine zur Untersuchung hinreichende Quantitaͤt zu erhalten. Doch konnte Hr. Robiquet mit der sehr geringen Menge der gefaͤrbten Materie, welche er auf diesem Wege bekam, einige Eigenschaften derselben ausmitteln, wodurch sie sich sehr der acide ellagique zu naͤhern scheint. Nun weiß man aber durch die Versuche von Pelouze, daß die Gallussaͤure sich von jener nur durch ein Atom Wasser unterscheidet. Um die gefaͤrbte Substanz zu erzeugen, handelte es sich also bloß darum, diese Modification der Gallussaͤure auf eine ergiebigere Weise zu erhalten, und Hr. Robiquet glaubte durch Schwefelsaͤure den Zwek erreichen, zu koͤnnen, weil leztere das Wasser sehr begierig anzieht. Es war jedoch sehr zu befuͤrchten, daß ein so kraͤftiges Agens einen so leichtzersezbaren Koͤrper wie die Gallussaͤure gaͤnzlich zerstoͤren moͤchte, weswegen er sehr vorsichtig verfahren mußte. Er vermengte also 10 Gramme Gallussaͤure mit 50 Grammen concentrirter Schwefelsaͤure; das anfangs sehr fluͤssige Gemenge nahm bald die Consistenz eines duͤnnen Breies an, so daß es etwas schwierig in einen Kolben zu bringen war. Man erhizte anfangs sehr gelinde und schon bei der ersten Einwirkung der Waͤrme wurde der Brei duͤnner und durchscheinend, d.h. die Gallussaͤure loͤste sich gaͤnzlich auf, ohne daß sich die Fluͤssigkeit merklich faͤrbte. Bei fortgeseztem vorsichtigem Erhizen nahm die Fluͤssigkeit zuerst eine helle falbe, dann rosenrothe Farbe an, und ging von lezterer durch alle Nuancen bis zum schoͤnsten dunklen Carminroth uͤber; die Fluͤssigkeit war zugleich klebrig geworden. Der Thermometer zeigte nun 140° C. und es ließen sich Spuren von schwefliger Saͤure bemerken; Hr. Robiquet wollte hierauf das Gemenge nicht mehr weiter erhizen und verduͤnnte es nach dem Erkalten allmaͤhlich mit kaltem Wasser, wodurch ein reichlicher schoͤn braunrother, theils flokiger, theils krystallinischer Niederschlag entstand. Er trennte diese beiden Producte durch bloßes Schlaͤmmen, sammelte jedes auf einem besonderen Filter und suͤßte sie so lange aus, bis alle Schwefelsaͤure entfernt war. Baumwollenzeuge, die mit essigsaurem Eisen von verschiedenen Graden gebeizt waren, konnten mit dieser rothen Saͤure in allen Nuancen vom Hellviolett bis zum Dunkelschwarz gefaͤrbt werden und eben so mit essigsaurer Alaunerde gebeizte in allen Nuancen von Roth; die Farben waren jedoch nicht so lebhaft wie diejenigen, welche man mit Krapp erhaͤlt. (Messager, No. 161.) Cagniard-Latour's Untersuchungen uͤber den Gaͤhrungsstoff. Hr. Cagniard-Latour zeigte am 27. April 1835 der Akademie der Wissenschaften in Paris an, daß der Gaͤhrungsstoff seiner Ansicht nach ein organischer Koͤrper ist, indem er nach mikroskopischen Untersuchungen die Bierhefen aus runden den oder eifoͤrmigen Kuͤgelchen von 1/150 Millimeter und das Gelaͤger eines alten Tafelweines aus Kuͤgelchen bestehend fand, welche Kuͤgelchen, so lange sie sich im Weine befanden, unbeweglich waren, in Wasser gebracht aber verschiedene Bewegungen machten. Es schien hienach, daß Hr. C. L. diese Kuͤgelchen damals fuͤr Thierchen hielt, obschon er dieß nicht aussprach. Neuerlich kam er in einer vor der Société philomatique zu Paris vorgetragenen Abhandlung abermals auf diesen Gegenstand zuruͤk, und nunmehr erklaͤrt er diese Kuͤgelchen fuͤr Vegetabilien. Auf welche Weise, durch Bierhefen, Eiweiß, Gallerte, Weingelaͤger etc., er auch den in Wasser aufgeloͤsten Zuker in Gaͤhrung versezen mochte, so war das Product der Gaͤhrung doch stets ein weißer, aus Kuͤgelchen bestehender Bodensaz, der abermals Gaͤhrung erzeugen konnte. Die Kuͤgelchen zeigen sich unter dem Mikroskope nicht als einfach, sondern viele sind zusammen geklebt, so daß sie gleich den Schimmelkeimen eines Wachsens faͤhig sind. Da sie weder eine bemerkbare Contractilitaͤt, noch Zeichen willkuͤrlicher Verrichtungen zeigen, so muß man sie fuͤr sehr einfache Vegetabilien halten. Ob sie das Resultat der Entwikelung hoͤchst kleiner, vor der Gaͤhrung in den angewendeten Substanzen enthaltener Keime sind, daruͤber spricht sich Hr. Cagniard-Latour nicht bestimmt aus, obschon er es vermuthet. In jedem Falle scheinen sie einer weiteren Entwikelung faͤhig, und auch im Stande der Wirkung des Vertroknens zu widerstehen. Außerdem laͤßt sich noch fragen, ob die Entwikelung der Kohlensaͤure waͤhrend der Gaͤhrung zum Theil das Resultat der Vegetation dieser Kuͤgelchen ist, oder ob sich die Kuͤgelchen selbst unter dem guͤnstigen Einflusse dieser Gasentwikelung bilden, kurz oh sie die Ursache oder die Wirkung der Gaͤhrung sind. (Hermés, No. 20). Ueber den Einfluß der Elektricitaͤt auf die Vegetation. Der Einfluß der Waͤrme auf die Erzeugung lebender Wesen ist ganz unbestreitbar; jener des Lichtes ist es eben so, obschon sich derselbe mehr bei der Entwikelung, als bei der Erzeugung offenbart. Nicht so ganz eben so verhaͤlt es sich mit dem Einflusse des Magnetismus und der Elektricitaͤt; wenigstens sind wir mit jenen Mitteln, die uns die Wissenschaft gegenwaͤrtig an die Hand gibt, nicht im Stande ihn zu ermessen. Zahlreiche Versuche wurden bereits angestellt, um zu beweisen, daß die Elektricitaͤt die Vegetation bethaͤtige, und namentlich ward behauptet, daß die Pflanzen am negativen Pole einer Volta'schen Saͤule weit kraͤftiger vegetirten, als am positiven. Hr. Peltier machte neuerlich gleichfalls Beobachtungen hieruͤber, deren Resultate jedoch nach einer vor der Société philomatique vorgetragenen Abhandlung verneinend ausfielen. Pflanzen, die er der Einwirkung einer Volta'schen Saͤule aussezte, konnte er nur krank machen oder toͤdten; denn es erzeugte sich an dem positiven Pole eine freie Saͤure, welche der Vegetation nachtheilig war, und an dem negativen Pole eine alkalische Fluͤssigkeit, welche gleichfalls nur so lange bethaͤtigend wirkte, als sie in sehr geringer Menge vorhanden war. Aehnliche Ergebnisse resultirten aus den uͤber die Infusorien angestellten Versuchen. Wenn naͤmlich die Saͤule so stark ist, daß das Wasser an dem einen Pole sauer, an dem anderen alkalisch wird, so findet man keine Infusorien in dem Wasser; ist die Saͤule so schwach, daß nur sehr wenig Saͤure und Alkali frei wird, so zeigen sich einige wenige Infusorien, und deren Anzahl steht mit der Staͤrke der Saͤule in umgekehrtem Verhaͤltnisse. Laͤßt man einen elektrischen Strom durch eine Roͤhre, welche mit infusorienhaltigem Wasser gefuͤllt ist, treten. so scheinen diese Thiere dadurch keineswegs beeintraͤchtigt zu werden, so wie hingegen das Wasser an den beiden Enden seine Neutralitaͤt verliert, so entfernen sich die Thierchen von diesen Enden und sterben, wenn sie die Mitte nicht erreichen koͤnnen. Die Stroͤmung vermag also nichts auf sie, wohl aber werden sie getoͤdtet, wenn man einen Funken durch das Wasser uͤberspringen laͤßt. Der Hermés gibt diese Notizen in seiner Nr. 27 ohne alle Bemerkung; uns scheint jedoch nichts weiter daraus hervorzugehen, daß wir durch kuͤnstliche Anwendung der Elektricitaͤt noch keineswegs das zu bewirken im Stande sind, was dieses Agens in der Natur ohne unser Zuthun bewerkstelligt. Geseze fuͤr das Ausstroͤmen von Fluͤssigkeiten aus schmalen Laͤngenspalten. Hr. Plateau zu Bruͤssel hat bemerkt, daß eine Fluͤssigkeit, welche man bei einer schmalen, geradlinigen, senkrechten Spalte aus einem Behaͤlter ausfließen laͤßt, eine duͤnne Wasserflaͤche bildet, die sich mit einer vollkommen geraden Linie endigt, und nur oben gegen die Wand des Behaͤlters zu in Folge der Capillaritaͤt etwas concav ist. Diese Linie sollte genau eine Neigung von 45° haben, weil sie die Graͤnze saͤmmtlicher von den einzelnen Fluͤssigkeitsstrahlen gebildeter Parabeln bildet; allein der Widerstand der Luft tragt etwas zur Verminderung dieser Neigung bei. Das Zusammentreffen saͤmmtlicher Strahlen in dieser Linie, welche deren gemeinschaftliche Graͤnze bildet, erzeugt eine Anschwellung, welche nach Unten zu diker wird. Hr. Plateau hat seither in Gemeinschaft mit Hrn. Francois seine Versuche auf den Fall ausgedehnt, in welchem die Wand des Behaͤlters eine Neigung hat, und an der Basis oder nach der Linie des kuͤrzesten Abfalles mit einer senkrechten Spalte versehen ist. Die erzielten Resultate sind folgende: 1) Die Linie, welche nach Außen zu die Wasserflaͤche endigt, ist immer eine gerade. – 2) Saͤmmtliche, von den Wasserstrahlen beschriebene Parabeln haben eine und dieselbe Directionslinie, und diese ist die in ihrer Grundflaͤche gelegene wassergleiche Linie. – 3) Ihre Scheitel fallen in eine gerade Linie, welche durch jenen Punkt laͤuft, in welchem die Spalte die wassergleiche Linie durchschneidet. – 4) Die Stelle fuͤr die Brennpunkte ist gleichfalls eine gerade, durch denselben Punkt gehende Linie. – 5) Die gerade, die ausstroͤmende Wasserflaͤche begraͤnzende Linie schneidet den Winkel, den die wassergleiche Linie mit der Linie der Brennpunkte bildet, in zwei gleiche Theile. – 6) Da die Wand nach und nach von beiden Seiten belastet werden kann, so bestehen fuͤr eine und dieselbe Stellung der Spalte zwei gerade Linien, welche die Graͤnze der springenden Wasserflaͤche bilden, und diese beiden Linien durchschneiden einander unter einem rechten Winkel. – 7) Die beiden Schenkel der Parabel, welche beiderseits von der Wand entstehen und einem und demselben Punkte der Spalte entsprechen, sind die Verlaͤngerung beider. – 8) Nennt man A die Neigung der Spalte gegen den Horizont, so wird die Stelle der Brennpunkte mit der Diagonale eines Rechtekes zusammenfallen, dessen Seiten nach der vertikalen Richtung 2 sin. 2 A, nach der horizontalen dagegen Cos. A + sin. 2 A. sind. Hienach laͤßt sich die Graͤnzlinie leicht berechnen. (Hermés, No. 27). Ueber ein von Dr. Reid erfundenes Ventilirsystem fuͤr Gebaͤude. Hr. Dr. Reid in Edinburgh hat ein neues System der Ventilirung fuͤr Gebaͤude erfunden, und daruͤber in einer der lezten Sizungen der Philosophical Society in Edinburgh einen Vortrag gehalten. Er fuͤhrte die Gesellschaft in einen Saal von 52 Fuß Laͤnge auf 18 Fuß Breite, in dessen Boden seinem Systeme gemaͤß 50,000 Oeffnungen zum Eintritte der Luft angebracht waren. Man ließ in diesen Saal, in welchem sich gegen 100 Personen befanden, zur Probe abwechselnd warme und kalte Luft, so wie auch Luft, die mit Aether und Salpetergas geschwaͤngert war, eintreten. Die Luft wurde jedes Mal innerhalb 5 Minuten durch eine unmerkliche Stroͤmung vollkommen erneuert, und die Veraͤnderungen erfolgten dabei so allmaͤhlich, daß es unmoͤglich war, deren Anfang zu bestimmen. Das neue System ist eben so gut auf oͤffentliche Gebaͤude, Krankenhaͤuser, Kirchen etc., wie auf Privatwohnungen anwendbar. (Mechanics' Magazine, No. 678) Verbesserte Methode messingene Schraubenmuttern zu gießen. Nach der gewoͤhnlichen Methode geschieht dieß, indem man eine Schraube in einen Model von geeigneter Form einsezt, und dann um diese herum die Schraubenmutter gießt. Diese Schraubenmuttern werden allerdings sehr vollkommen; allein es ist oft sehr schwierig, sie von der Schraube, welche als Kern diente, los zu machen. Um dieß zu vermeiden, soll man nach der bisherigen Methode eine bleierne Schraubenmutter, die jederzeit leicht losgemacht werden kann, gießen, und nach dieser dann einen Kern aus Sand bilden. Dieß geschieht, indem man die Schraubenmutter mit Formsand fuͤllt, beide in einen Trokenofen bringt, und indem man nach vollendetem Troknen das Ganze in geschmolzenes Blei einsenkt, wodurch der Bleimodel abschmilzt und der Sandkern frei zuruͤkbleibt. Dieser Sandkern dient dann anstatt der bisher angewendeten metallenen Schraube. (Aus dem dritten Berichte der Cornwall Polytechnic Society im Mechanics' Magazine, No. 668.) Jones's Stangenbohrer. Hr. William Jones von Portsmouth in Virginien erhielt ein Patent auf einen Stangenbohrer, der hauptsaͤchlich dazu bestimmt ist, die Bolzen, Naͤgel und andere zur Befestigung verwendete derlei Dinge aus dem Holze auszubohren, ohne daß man das Holz deßhalb zu zertruͤmmern braucht. Die Erfindung besteht ganz einfach darin, daß der Bohrer hohl ist, und mithin die Bolzen, die er auszubohren hat, umfaßt oder einschließt. (Mechanics' Magazine, No. 663.) Reynold's Maschine zum Biegen der Radfelgen etc. Das Mechanics' Magazine enthaͤlt in Nr. 668 aus dem Franklin Journal entnommen folgende Notiz uͤber eine Maschine zum Biegen von Radfelgen, Radkraͤnzen, Reifen, Mastbaͤndern etc., worauf sich Hr. Edward Reynolds von Haddonfield in New Jersey in den Vereinigten Staaten ein Patent ertheilen lies. „Die Maschine, welche ihrem Zweke allerdings zu entsprechen scheint, besteht aus zwei, in einem starken Gestelle aufgezogenen Raͤdern, die mit ihrem Umfange beinahe mit einander in Beruͤhrung stehen. Um eines dieser Raͤder wird das Holz, nachdem es vorher durch Sieden oder durch Daͤmpfen darauf vorbereitet worden ist, gebogen, indem man das andere Rad, welches stark auf ersteres druͤkt, umtreibt. Um die aͤußere Seite des gebogenen Holzes ist ein eisernes Band geschlagen; auch ist fuͤr entsprechende Klammern und anderes Zugehoͤr zur Maschine gesorgt.“ Das Mechanics' Magazine meint, diese Maschine duͤrfte namentlich zum Biegen der Radfelgen gute Dienste leisten. Auspressen von erhabenen Figuren und Zeichnungen aus Holz. Das Mechanics' Magazine spricht in seiner Nr. 643 von einer von Hrn. Caccia erfundenen Maschine, womit man aus Holz mannigfache erhabene Figuren, die wie geschnizt aussehen, pressen kann, und die sich zugleich auch benuzen laͤßt, um Papier, Pappendekel und Zeuge aller Art mit erhabenen Mustern zu pressen. Wir sehen in dieser Erfindung in dieser Hinsicht nichts Neues, da man dergleichen Pressen schon lange besizt; neu duͤrfte es aber seyn, daß Hr. Caccia einzelnen Theilen der ausgepreßten Figuren beim Auspressen selbst verschiedene Farben mitzutheilen im Stande seyn soll. Verhuͤtung des Getoͤses der Amboße. Der Grobschmied Ponti in Mailand hat, wie die Times schreiben, die Erfahrung gemacht, daß sich das Getoͤse der Amboße beim Daraufschlagen bedeutend vermindern laͤßt, wenn man an der einen Eke derselben mit einem Ringe eine Kette aufhaͤngt. (Mechanics' Magazine, No. 672.) Kerzen aus Kautschuk. Bei einer der Vorlesungen, welche Dr. Birkbeck uͤber die Eigenschaften und die Anwendung des Kautschuks hielt, zeigte derselbe auch ein Paar Kerzen vor, die nach seiner Anweisung aus dieser Substanz verfertigt worden waren. Das dem gelehrten Doctor sehr feindliche Mechanics' Magazine bemerkt hieruͤber, daß man diese Kerzen nach langer Muͤhe endlich wirklich zum Brennen brachte; daß dergleichen Dinge aber nur dann in Anwendung kommen duͤrften, wann ein Mal Nachfrage nach schwer entzuͤndbaren, schlecht brennenden, stark ablaufenden: und oft ausloͤschenden Kerzen entsteht. Apparat zum Troknen von Zeugen, die mit Kautschukaufloͤsung uͤberzogen worden sind. Die HH. John Goulding von Boston und Reuben Brackett von Lynn nahmen ein Patent auf einen Apparat, womit das Troknen der mit Kautschukaufloͤsung wasserdicht gemachten Zeuge nicht nur sehr beschleunigt, sondern zugleich auch das fluͤchtige Aufloͤsungsmittel wieder gewonnen werden soll. Der uͤberzogene Zeug wird der Patentbeschreibung gemaͤß spiralfoͤrmig auf einen Haspel aufgewunden, so daß zwischen jeder Windung ein leerer Raum bleibt. Mit diesem Haspel wird der Zeug dann in einen hoͤlzernen oder metallenen Kasten gebracht, welcher so genau schließen muß, daß keine Luft eindringen kann, und von dessen Scheitel eine Roͤhre auslaͤuft, die in einen Verdichtungsapparat von irgend geeigneter Form fuͤhrt. In den Kasten wird zum Behufs des schnelleren Troknens durch die Achse des Haspels, welche zu diesem Zweke hohl seyn soll, oder durch irgend eine andere Oeffnung erhizte Luft oder Dampf eingelassen. (Mechanics' Magazine, No. 670.) Runkelruͤben als trokenes Futter. In der Gegend von Valenciennes ist es nach mehreren Versuchen gelungen, das ausgepreßte Runkelruͤbenmark in Oefen aͤhnlich denen, deren man sich zur Fabrication des Cichorienkaffees bedient, gut zu troknen, und in diesem Zustande beliebig lange Zeit als Viehfutter aufzubewahren. Das getroknete und leicht geroͤstete Runkelruͤbenmark sieht kleienartig aus, und wird gehoͤrig mit Wasser befeuchtet, von dem Rindvieh begierig gefressen. (Hermes, No. 23.) Zunahme der in den Vereinigten Staaten von Nordamerika ertheilten Patente. Aus der Einleitung, welche die mit Abfassung eines neuen Patentgesezes fuͤr die Vereinigten Staaten beauftragte Commission ihrem Gesezesentwurfe vorausschikte, ergibt sich, daß vom Jahre 1790 bis 1800 im Durchschnitte jaͤhrlich nur 26; von 1800 bis 1810 schon 91; von 1810 bis 1820 bereits 200, und in den lezten 10 Jahren jaͤhrlich gegen 535 Patente ertheilt wurden. Im Jahre 1835 belief sich deren Zahl auf 776, und nach dem ersten Vierteljahre von 1836 zu schließen wird diese Zahl in diesem Jahre wahrscheinlich auf 1096 steigen, wofuͤr gegen 30,000 Dollars bezahlt werden muͤssen. So lange das Patentgesez besteht, wurden im Ganzen bis Ende Maͤrz 1836 nicht weniger als 9731 Patente geloͤst: eine Zahl, die doppelt so groß ist, als jene der in England und Frankreich innerhalb derselben Zeit ertheilten Patente! In England kamen naͤmlich vom Jahre 1820 bis zum Jahre 1830 im Durchschnitte auf ein Jahr nur 145 Patente. (Mechanics' Magazine, No. 673.) Frankreichs Ausfuhr nach seinen Colonien. Damit man die Unzwekmaͤßigkeit der Maßregel, womit die franzoͤsische Regierung die Runkelruͤbenzuker-Fabrication in Frankreich bedroht, auch von rein numerischen Daten ausgegangen noch deutlicher ersehe, geben wir aus Galignani's Messenger folgende Zusammenstellung der Ausfuhr Frankreichs nach seinen Colonien. Die ganze Ausfuhr betrug naͤmlich 50 Mill. Fr. im Werthe; und davon kamen 6 Mill. Fr. auf Weine und Liqueure; 2,400,000 Fr. auf Oehle; 500,000 Fr. auf Juwelirarbeiten; 500,000 Fr. auf Papier; 500,000 Fr. auf Toͤpfer- und Glaswaaren; 2 1/2 Mill. Fr. auf verschieden zubereitete Haͤute; 1,600,000 Fr. auf Eisenwaaren; 20 Mill. Fr. auf Baumwollen-, Wollen-, Seiden- und Filzwaaren; 3 Mill. Fr. auf Mehl, und 13 Mill. Fr. auf verschiedene Artikel. Dagegen bezieht Frankreich aber von seinen Colonien an Zuker allein fuͤr beinahe 70 Mill. Fr. im Werthe!