Titel: Verbesserungen im Baue und im Treiben der zur Schifffahrt dienenden Fahrzeuge, worauf sich John Lane Higgins Esq., von Oxford Street in der Grafschaft Middlesex, am 26. August 1835 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 62, Jahrgang 1836, Nr. XXXIV., S. 196
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XXXIV. Verbesserungen im Baue und im Treiben der zur Schifffahrt dienenden Fahrzeuge, worauf sich John Lane Higgins Esq., von Oxford Street in der Grafschaft Middlesex, am 26. August 1835 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. September 1836, S. 165. Mit Abbildungen auf Tab. III. Higgins's verbesserte Fahrzeuge zur Schiffahrt. Fig. 25 ist ein Laͤngendurchschnitt eines Fahrzeuges mit zwei kreisrunden Raͤdern A, A, welche sich, je nachdem es die Umstaͤnde erfordern, in den schmalen, in der Mittellinie des Fahrzeuges befindlichen Kasten B, b, b, b, b hoͤher oder tiefer stellen lassen. Diese Raͤder vertreten die Stelle von verschiebbaren Kielen oder sogenannten Schwertern (lee-boards), womit das Fahrzeug, wenn es in tiefem Wasser segelt, windwaͤrts gehalten werden kann, waͤhrend es aufgerichtet wird, sobald es vor dem Winde herlaͤuft oder auf seichten Fluͤssen segelt. Das vordere Rad ist mit Ketten oder Tauen, die uͤber oͤle Rollen C, C laufen, und an denen zu beiden Seiten des Kastens die Gegengewichte D, D befestigt sind, aufgehaͤngt. Die Enden dieses Gewichte ragen uͤber das Ende des Kastens hinaus, und an ihnen ist eine Platform befestigt, welche man bei D, D sieht. Wenn das Fahrzeug umgehen oder schnell zusegeln soll, so bewirkt ein Mann, indem er auf die Platform tritt, daß das Rad in dem Kasten emporsteigt, und daß das Fahrzeug mithin dem Steuerruder williger Folge leistet. E ist das Steuerruder, welches sich zwischen den beiden Wangen F auf und nieder bewegen kann, und welches mit einer uͤber eine Rolle laufenden Kette oder mit einem derlei Taue so aufgehaͤngt ist, daß es nach Belieben emporgezogen oder herabgelassen werden kann. In Fig. 26 sieht man die Kiele und das Ruder aufgezogen. Fig. 27 ist ein Querdurchschnitt, an welchem der Kiel herabgelassen dargestellt ist. Ich weiß wohl, daß schon oͤfter verschiebbare Kiele angewendet wurden; meine Erfindung beruht daher auch nicht auf der Benuzung solcher, sondern auf der Form, die ich ihnen gebe, und auf der Art und Weise, auf welche ich sie handhabe. Ich schlage naͤmlich vor, diesen Kielen eine runde, oder die aus Fig. 23 ersichtliche Gestalt zu geben, damit sie, wenn sie ja gegen den Boden stoßen, sicher in den Kasten zuruͤkgetrieben werden. Die verschiebbaren Kiele dienen, wenn sie aus Eisen oder irgend einem anderen schweren Materiale verfertigt werden, als Ballast. Die Gegengewichte lassen sich auf verschiedene Weise anbringen; auch koͤnnen die Kiele, wie man in Fig. 25 bei b, c, b, c sieht, mit Tauwerken aufgehaͤngt werden. Fuͤr solche Fahrzeuge, die durch Dampf oder Menschenkraft getrieben werden, schlage ich vor, bis zur Hoͤhe der Wasserlinie empor das Schiff aus zwei Theilen bestehen zu lassen, wie dieß in Fig. 29 und 30 angedeutet ist, und in der Mitte einen Kasten anzubringen, der je nach der Groͤße des Fahrzeuges 5–6 Fuß lang ist. In diesem Kasten soll ein doppeltes Rad oder ein Raͤderpaar mit einer oder mehreren Schaufeln, welche an dem Excentricum A umlaufen, aufgehaͤngt seyn. Das Ruderrad kann mittelst einer Kurbel oder mit Zahnraͤdern, welche an den kurzen Spindeln B, B aufgezogen sind, umgetrieben werden. Der Winkel der Schaufeln muß sich beliebig abaͤndern lassen, und die Laͤnge und Tiefe des Schlages kann mit Huͤlfe der Verbindungsstangen C, C regulirt werden. Wenn das Fahrzeug segelt, so kann das Rad, an welchem die Ruderschaufeln angebracht sind, so herabgelassen werden, daß es die Stelle eines verschiebbaren Kieles vertritt, und daß das Fahrzeug windwaͤrts gehalten wird. Die Form des Fahrzeuges ist unwesentlich; sie kann je nach Umstaͤnden verschieden abgeaͤndert werden; im Allgemeinen halte ich die aus Fig. 29 ersichtliche fuͤr eine der empfehlenswerthesten. Fig. 31 zeigt eine Winde zum Aufrichten der Maste an Barken und Fahrzeugen, welche unter Bruͤken wegzufahren haben. Der Mast erfordert, wenn er niedergelegt ist, eine große Kraft, wenn er wieder aufgerichtet werden soll; diese Kraft kann jedoch in dem Maaße abnehmen, als der Mast hoͤher und hoͤher emporsteigt. Die hier abgebildete Winde wirkt nun mit sehr bedeutender Kraft, wenn der Mast in die unguͤnstigste Stellung herabgesenkt ist; ihre Geschwindigkeit nimmt hingegen in dem Maaße zu als die erforderliche Kraft abnimmt; es geht also weder Zeit noch Kraft verloren, und der Mast ist in kuͤrzerer Zeit aufgerichtet, als mit den gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Winden. A, B, C sind drei doppelte Raͤder oder Rollen, von denen jede eine große und eine kleine Trommel hat, wie man in Fig. 32 ersieht. D ist eine Kette, welche mit dem einen Ende an das Masthaupt, mit dem anderen hingegen an die kleine Trommel von A gehakt ist. Eine andere Kette ist an die groͤßere Trommel von A gehakt, auf diese Trommel so aufgewunden, daß diese damit gefuͤllt ist, und dann mit dem anderen Ende an die kleine Trommel von B gehakt. Eine dritte Kette ist an die große Trommel von B gehakt, auf diese bis zur Fuͤllung der Trommel aufgewunden, und mit dem entgegengesezten Ende an die kleine Trommel von C gehakt, Leztere wird mittelst einer Kurbel oder mit Zahnraͤdern, die an der Spindel von C aufgezogen sind, in Bewegung gesezt. In Fig. 31 ersieht man die Anordnung der Rollen; eine große und eine kleine Trommel sind in eine Linie mitsammen gebracht. Die punktirten Linien bezeichnen die Stellung der Ketten bei niedergelegtem Maste, wobei die Rollen mit Huͤlfe der Ketten wie Raͤder und Getriebe auf einander wirken. In dem Maaße, als der Mast aufsteigt, winden sich die Ketten von den groͤßeren Trommeln ab und auf die kleineren Trommeln auf, wodurch der Unterschied zwischen den beiden Durchmessern vermindert, und der Mast in dem Maaße schneller aufgerichtet wird, als der Widerstand abnimmt. Es muß, wie an anderen aͤhnlichen Winden, fuͤr ein Haupt (paul) und fuͤr eine Bremse gesorgt seyn. Die Zahl und Groͤße der Rollen muß der Groͤße des Fahrzeuges angepaßt seyn. Fig. 33 zeigt eine Winde zum Aufziehen der Anker mit Kettentauen. A, B, C sind Raͤder mit Armen, welche aus Guß- oder Schmiedeisen, oder irgend einem anderen Materiale von gehoͤriger Festigkeit bestehen, und welche in einem geeigneten Gestelle in einer Linie angebracht sind. In den Enden dieser Arme befindet sich, wie aus Fig. 34 ersichtlich ist, eine Auskerbung. Das Kettentau ist abwechselnd uͤber und unter diesen Raͤdern weggefuͤhrt, und jedes der Raͤder wird mit Kurbeln oder Zahnraͤdern, die an deren Spindeln oder Wellen aufgezogen sind, umgetrieben. Die Kette wird auf diese Weise eingezogen, ohne daß sie emporzusteigen brauchte. Die Winkel, welche die Kette mit den gabelfoͤrmigen Armen der Raͤder bildet, verhuͤten das Abgleiten derselben. Die Zahl der Raͤder und ihrer Arme, so wie auch die Groͤße derselben kann je nach Umstaͤnden abgeaͤndert werden; ich halte 3 bis 4 Arme fuͤr jedes Rad fuͤr die geeignetste Anzahl. Fig. 35 zeigt eine andere Art von Winde, welche gleichfalls zum Aufziehen der Anker bestimmt ist. Sie kann mit der zum Aufstellen des Mastes bestimmten Winde in einem und demselben Gestelle angebracht werden.

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