Titel: Ueber eine Verbesserung an den Eisenbahnwagen. Von Hrn. W. I. Curtis in Grange-road, Bermondsey.
Fundstelle: Band 63, Jahrgang 1837, Nr. XLIX., S. 245
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XLIX. Ueber eine Verbesserung an den Eisenbahnwagen. Von Hrn. W. I. Curtis in Grange-road, Bermondsey. Aus dem Mechanics' Magazine, No. 673, S. 226. Mit Abbildungen auf Tab. V. Curtis's verbesserte Eisenbahnwagen. Ich beabsichtige durch meine gegenwaͤrtige Mittheilung das technische Publikum mit den sogenannten Sicherheitswagen, welche ich fuͤr die London-Greenwich-Eisenbahn erbaute, bekannt zu machen. Ein Zug von 6 solchen Wagen befindet sich bereits gegenwaͤrtig auf dieser Bahn, und die uͤbrigen aͤlteren Wagen sollen nach demselben Systeme abgeaͤndert werden. Der Unterschied meines Systemes von jenem, welches man bisher befolgte, liegt hauptsaͤchlich in der Aufhaͤngung des Wagens. Das Gestell befindet sich, wenn es belastet ist, nur 4 Zoll hoch uͤber der Schiene; diese Hoͤhe reicht hin, damit dasselbe uͤber alle an den Kreuzungen befindlichen Erhabenheiten hinweggehen kann. Im Falle die Achse der Raͤder bricht, faͤllt dann das Gestell auf die Schiene nieder und bildet so eine Art von Schlitten, dessen Reibung selbst wenn die Wagen leer sind, genuͤgt, um die Maschine zum Stillstehen zu bringen. Laͤuft ein Rad von der Schiene ab, so faͤllt das Gestell, welches um 8 Zoll uͤber das Rad vorsteht, gleichfalls auf die Schiene, und die hiedurch erzeugte Reibung bringt den Wagenzug abermals zum Stillstehen. An dem vorderen und den seitlichen Balken des Gestelles sind Randvorspruͤnge angebracht, womit die Gestelle auf den Schienen erhalten werden. Eine andere, wie mir scheint schaͤzbare, mit meinem Systeme verbundene Vorrichtung duͤrfte die seyn, daß an jedem Ende der Bahnlinie oder an jedem Anhaltplaze bewegliche Nebenschienen fixirt werden sollen. Wenn naͤmlich der Wagenzug wegen Naͤsse der Schienen, oder wegen eines Durchgehens der Maschine mit den Wagen, oder aus irgend einem anderen Grunde nicht genau an den verlangten Plaͤzen zum Stillstehen kaͤme, so wuͤrden die Wagen mit ihrem Gestelle und nicht mit den Raͤdern auf diese Nebenschienen gelangen. Ich habe diese Vorrichtung mit einem einzelnen Wagen probirt, und in ihr ein vortreffliches Mittel die Wagen zum Stillstehen zu bringen gefunden. Die Stellung dieser Nebenschienen ist in Fig. 49 durch die punktirte Linie z angedeutet. Eine weitere Verbesserung ist in der Verbindung der Wagen mit einander gelegen. Es ist naͤmlich nur ein Stoßaufhaͤlter (buffer), d. h. an dem den Zug anfuͤhrenden Wagen vorhanden; an der Maschine ist eine Feder (draught-spring) befestigt, und beide sind durch eine unbiegsame Stange verbunden. Hiedurch ist alles Zittern und Schaukeln verhuͤtet; weder beim Abfahren, noch beim Anhalten, noch beim Maͤßigen der Geschwindigkeit tritt ein Zusammenstoß oder ein Knarren ein; das Geraͤusch ist auffallend geringer als an den aͤlteren Wagen, und zwischen je zwei Wagen ist uͤberdieß Raum fuͤr zehn Außen-Passagiere gewonnen. Bei der verminderten Hoͤhe lassen sich die Wagenzuͤge beinahe um die Haͤlfte schneller auf- und abladen, als dieß bei dem alten Systeme moͤglich ist. Fig. 49 ist ein Aufriß der Wagen, so wie sie gegenwaͤrtig auf die Bahn gebracht sind. a ist der Koͤrper, b der aufgehaͤngte Wagen, c die Fußtritte, d,e die Size fuͤr die Passagiere an der Außenseite; f die Kutschenthuͤre. Die innere Einrichtung ist wie an den gewoͤhnlichen Omnibus. Fig. 50 ist ein Durchschnitt eines nach demselben Systeme erbauten, aber verbesserten Wagens aus 5 Kaͤsten bestehend. a ist ein Kutschenkasten; b,c sind Cabrioletkaͤsten, deren Boden sich in gleicher Hoͤhe mit dem Gestelle 10 Zoll hoch uͤber dem Erdboden befindet. d, e sind entweder Size fuͤr Passagiere, die an der Außenseite fahren wollen, oder auch Kutschenkaͤsten, die sich uͤber den Raͤdern in der Hoͤhe der gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Wagen befinden. Auf laͤngeren Bahnen, wie z. B. auf der von London nach York oder Birmingham, duͤrften die Kaͤsten d,e besser in Behaͤlter fuͤr die Bagage umgewandelt werden, indem hiedurch die groͤßte Schwere unmittelbar uͤber die Raͤder zu liegen kaͤme. Die Deke koͤnnte dann gleichfalls mit Sizen fuͤr Reisende versehen werden; oder man koͤnnte uͤber ihr auch einen Omnibuskasten oder einen Kutschenkasten zweiter Classe anbringen. Man sieht, daß hier die Federn uͤber der Achse angebracht sind: eine Methode, welche uͤberall, wo sie thunlich ist, empfohlen zu werden verdient. Fig. 51 ist ein Aufriß von Fig. 50. Ich bemerke nur noch, um allenfallsigen Einwendungen zu begegnen, daß die Maschinen den ganzen Zug mit seiner vollen Ladung mit einem Mal ohne alle Schwierigkeit in Bewegung sezen. Aeltere Wagen von jeder Art koͤnnen fuͤr verhaͤltnißmaͤßig geringe Kosten nach dem neuen Systeme abgeaͤndert werden.

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