Titel: Ueber die Anwendung glasirter irdener Töpfe zur Bereitung der Nahrungsmittel; von Hrn. Guibourt.
Fundstelle: Band 63, Jahrgang 1837, Nr. LXXXV., S. 444
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LXXXV. Ueber die Anwendung glasirter irdener Toͤpfe zur Bereitung der Nahrungsmittel; von Hrn. Guibourt. Aus dem Journal de Chimie médicale, 1836, No. 4. Guibourt, uͤber die Anwendung glasirter irdener Toͤpfe zur Bereitung der Nahrungsmittel. Bekanntlich pflegt man in vielen Haushaltungen in den neuen irdenen Toͤpfen, ehe man sie zum Kuͤchengebrauch verwendet, Wasser mit Asche kochen zu lassen, damit sie den Nahrungsmitteln keinen widrigen Geschmak mittheilen koͤnnen. Auf Veranlassung eines Arztes stellte ich einige Versuche an, um zu erfahren, wie die Asche auf ein irdenes Gefaͤß mit Bleiglasur wirkt und welche Substanzen ein solcher Topf an die Nahrungsmittel abgeben kann. Ich nahm daher einen neuen irdenen Topf mit gelber Bleiglasur, fuͤllte ihn mit destillirtem Wasser und dampfte dieses unter lebhaftem Sieden bis auf einen kleinen Raum ein. Diese Fluͤssigkeit enthielt Blei und gab mit schwefelwasserstoffsauren Salzen einen schwarzen Niederschlag. Um dieselbe auf einen Arsenikgehalt zu pruͤfen, schaͤrfte ich sie mit Salzsaͤure, leitete dann einen Strom Schwefelwasserstoff hindurch, suͤßte den schwarzen Niederschlag aus, troknete ihn und erhizte ihn dann mit Kohle und Aezkali vermengt, in einer Glasroͤhre, welche an einem Ende verschlossen und am anderen ausgezogen war; es zeigte sich aber im oberen Theile der Roͤhre keine Spur von Arsenik. In einen anderen neuen irdenen Topf wurde Aschenlauge gebracht und ebenfalls auf einen kleinen Raum eingekocht; die Fluͤssigkeit wurde dann mit Salzsaͤure uͤbersaͤttigt, filtrirt und Schwefelwasserstoff hindurchgeleitet. Den schwarzen Niederschlag suͤßte man gut aus und behandelte ihn mit Ammoniak, welches sich roͤthlichgelb faͤrbte, indem es den durch die Zersezung des Schwefelwasserstoffs an der Luft frei gewordenen und dann mit dem Schwefelblei niedergefallenen Schwefel aufloͤste. Die ammoniakalische Aufloͤsung wurde abgedampft, der trokene Ruͤkstand mit kohlensaurem Kali und Kohle vermengt und in einer geschlossenen Glasroͤhre erhizt; er lieferte jedoch nicht die geringste Spur Arsenik, dessen Vorkommen auch schon deßwegen nicht wahrscheinlich war, weil die Hize, welche noͤthig ist, um die Glasur in Fluß zu bringen, mehr als hinreicht, den allenfalls im angewandten Schwefelblei enthaltenen Arsenik zu verfluͤchtigen. Dieser Versuch beweist, daß wenn man einen neuen glasirten Topf mit Aschenlauge auskocht, demselben dadurch nicht mehr entzogen wird, als reines Wasser ebenfalls aufloͤsen wuͤrde. Viel staͤrker als die Asche wirkt hingegen das Kochsalz auf die Bleiglasur. Ich fuͤllte den Topf, welcher zum ersten Versuche gedient hatte, mit destillirtem Wasser und sezte demselben ein Mal ein Quentchen und ein anderes Mal drei Quentchen reines Kochsalz zu; die Fluͤssigkeiten wurden dann bis auf ein kleines Volum eingekocht. Selbst die vom lezten Absud gab mit Schwefelwasserstoff einen sehr reichlichen schwarzen und mit Ammoniak einen weißen Niederschlag. Sie enthielt folglich eine betraͤchtliche Menge Blei; was mich aber einen Augenblik wunderte, war, daß sie sich durch schwefelsaures Natron nicht truͤbte. Bald fand ich aber den Grund hievon: die Fluͤssigkeit war naͤmlich alkalisch. Wenn man Kochsalz uͤber Bleioxyd kochen laͤßt, so loͤst sich bekanntlich eine gewisse Menge von lezterem auf und zugleich wird etwas Natron frei; nun wird aber in einer alkalischen Fluͤssigkeit aufgeloͤstes Bleioxyd durch schwefelsaure Salze nicht gefaͤllt. Endlich lieferte diese Fluͤssigkeit, nachdem sie durch Schwefelwasserstoff gefaͤllt war, mit kleesaurem Ammoniak noch eine große Menge Kalk. Gesalzenes Wasser, welches man in einem irdenen Topfe kocht, loͤst also Kalk und Bleioxyd auf, und dieß muß bei demselben Topfe jedes Mal geschehen, so lange noch etwas von der Glasur uͤbrig ist. Es ist schwer zu sagen, ob eine geringe Menge Bleioxyd, welche in die Nahrungsmittel kommt, wirklich gefaͤhrlich ist; da man sich aber der irdenen Toͤpfe so haͤufig bedient, ohne Klagen daruͤber zu vernehmen, so sollte man glauben, daß dieser Umstand von keiner großen Bedeutung ist.