Titel: Ueber die Anwendung des Stahles und die Art ihn zu bearbeiten.
Fundstelle: Band 64, Jahrgang 1837, Nr. LXI., S. 299
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LXI. Ueber die Anwendung des Stahles und die Art ihn zu bearbeiten. Aus den Annales des Minister. Bd. X. im Journal fuͤr praktische Chemie 1837, No. 3. Ueber die Anwendung des Stahles und die Art ihn zu bearbeiten. Es gibt Werke, die bei ihrem Verfasser ein Zusammentreffen von Eigenschaften voraussezen, deren Vereinigung bis jezt nur allzu selten gewesen ist, und die nur von einem Manne unternommen werden koͤnnen, der eben sowohl in den physischen und chemischen Wissenschaften bewandert, als mit den Verfahrungsarten der Kuͤnste vertraut ist. Die Gelehrten, vermoͤge der Natur ihrer Kenntnisse und vermoͤge der bestaͤndigen Richtung ihrer Untersuchungen so vorzuͤglich geeignet, die Wirkungen auf ihre Ursachen zuruͤkzufuͤhren, haben selten die Gelegenheit und noch seltener die Neigung, diese Verfahrungsarten in ihren kleinlichsten Details zu studiren und in den Werkstaͤtten die Erfahrungen selbst zu wiederholen, die daselbst taͤglich gemacht werden. Ihre Entfremdung von diesen Orten der Beobachtung gestattet ihnen nicht, diese dem Anscheine nach unregelmaͤßigen Erscheinungen selbst zu beobachten, die nur zufaͤllig und dann und wann erfolgen, die aber, gehoͤrig beurtheilt, das Princip zu einem neuen Zweige von Kenntnissen in sich enthalten koͤnnen. Selten haben auch die Gelehrten die Geduld, aus der unermeßlichen Masse praktischer Beobachtungen, welche die Handwerker gemacht haben, zu schoͤpfen und unter einer Menge den Fundamentalgesezen der Wissenschaft dem Anscheine nach entgegengesezter Behauptungen die genauen Thatsachen von denjenigen zu unterscheiden, die nicht richtig beobachtet worden sind. Und doch beruht großen Theils auf der Beobachtung solcher Thatsachen der Fortschritt der Wissenschaft, die heutiges Tages in so vieler Hinsicht ohnmaͤchtig ist, darum weil sie unvollstaͤndig ist. Diese Betrachtungen sind besonders auf die Kuͤnste anwendbar, welche die Anwendung und Bearbeitung des Stahles zum Gegenstand haben, denn es gibt keine Substanz, deren physische und chemische Eigenschaften mehr Eigenthuͤmlichkeiten darbieten. Wenn auch hie chemische Natur des Stahles seit langer Zeit ziemlich bekannt zu seyn scheint, und die neueste Entdekung der Geseze des Isomerismus bereits einiges Licht auf die charakteristischen Erscheinungen des Haͤrtens und Anlassens wirft, so muß man doch gestehen, daß alle die Umstaͤnde, welche diese leztere Erscheinung begleiten, noch bei weitem nicht gehoͤrig gewuͤrdigt worden sind. Wir sehen zum Beispiel, daß es den meisten Kuͤnstlern unmoͤglich ist, unter dem Anscheine nach gleichen Umstaͤnden, gewisse Resultate des Verstaͤhlens und des Haͤrtens hervorzubringen, die an einigen Orten taͤglich erhalten werden. Daher ist diese Gleichheit nicht vollstaͤndig. Der Grund davon ist, daß bei den, diese so geschaͤzten Producte liefernden Manipulationen Nuancen Statt finden, die fuͤr den jezigen wissenschaftlichen Gesichtspunkt unmerklich, die aber gewissen Fabrikanten voͤllig bekannt sind, oder welche die Arbeiter, bei den Umstaͤnden, unter denen sie arbeiten, bestaͤndig, vermoͤge einer Art Instinct und ohne sich dessen bewußt zu seyn, hervorbringen. Man kann also der wirklichen Sachlage nach behaupten, daß bei der Stahlbereitung die Praxis der Theorie bei weitem vorgeschritten sey. Ohne Zweifel wird eine der wissenschaftlichen Entdekungen, die jeden Tag unserer Epoche der Fortschritte bezeichnen, so viele heut zu Tage noch dunkle Thatsachen ploͤzlich aufklaͤren. Indessen ist es wahrscheinlicher, daß diese Aufklaͤrung nur aus der tiefen Untersuchung der Thatsachen selbst entspringen kann. Kurz bei einem Gegenstande der Untersuchung, der auf der gehoͤrigen Beurtheilung vieler so feinen Nuancen beruht, scheint der ploͤzliche Erfolg vielmehr dem mit den allgemeinen Resultaten der Wissenschaften vertrauten Praktiker, als dem Gelehrten vorbehaltet zu seyn, der sich an das Studium der Thatsachen machen wuͤrde. Die Lecture eines von Hrn. H. Damemme herausgegebenen Werkes: Essai practique sur l'emploi de l'acier et la manière de le travailler par H. Damemme 1 vol. 8. Paris, leitete auf diese Betrachtungen. Indem der Verfasser darin alle durch die Praxis der Werkstaͤtte dargethane Thatsachen sammelte, und vornehmlich die aus seiner langen Praxis hervorgegangenen Thatsachen darin niederlegte, hat er den Weg eingeschlagen, welcher dem Stande der Sache nach am meisten zu den Fortschritten der Wissenschaft und Kunst beitragen muß. Der praktische Versuch uͤber die Anwendung des Stahles ist ein vollstaͤndiges Werk daruͤber, weil es nach einander in 9 Capiteln von der Bereitung und der Natur der verschiedenen Stahlsorten, dem Schmieden, dem Anlassen nach dem Schmieden, dem Harten, dem Anlassen nach dem Harten, den Stahlproben, dem Einsezen und dem Widerstande des Stahles handelt. Die zwei vornehmsten Operationen der Stahlbereitung, das Haͤrten und Anlassen nach dem Haͤrten, sind besonders Gegenstand der Untersuchungen des Verfassers gewesen. Diese beiden Capitel, welche zahlreiche aus den Untersuchungen des Hrn. H. Damemme hervorgegangene Erfahrungen enthalten, empfehlen sich von selbst der Aufmerksamkeit der Gelehrten, und sind gaͤnzlich uͤber das Unheil erhaben, welches ein Kritiker daruͤber fallen koͤnnte, der von der Praxis nur eine allgemeine Kenntniß hat. Wenn mehrere Schluͤsse, auf die der Verfasser geleitet wurde, gewissen heut zu Tage angenommenen Principien entgegen zu seyn scheinen, so muß man sich erinnern, daß diese Principien keine ausschließliche Autoritaͤt haben koͤnnen, weil sie zur Erklaͤrung der bekannten Erscheinungen unzureichend sind. Uebrigens sollte man bei einer so schwierigen Materie mit Aufmerksamkeit die Theorien betrachten, die beim ersten Anblike unvollstaͤndig oder ungenau zu seyn scheinen, wenn sie von einem Praktiker herruͤhren, der nur nach einer langen und bis in die kleinsten Details eingehenden Beobachtung der Thatsachen darauf gebracht worden ist. Der folgende Auszug des Werkes des Hrn. H. Damemme wird hoffentlich eine Idee von der praktischen Nuͤzlichkeit geben, die darin bestaͤndig mit dem wissenschaftlichen Interesse verbunden ist. Von der Pruͤfung der Stahlarten. Die Kenntniß der Stahlsorten erfordert Uebung; der Handwerker, dem seine Kunst am Herzen liegt, kann sich nicht genug damit beschaͤftigen. Nur zu oft sieht man Handwerker, die den Stahl, den sie kaufen, eben so wenig kennen, als der Kaufmann, von dem sie ihn kaufen, und seine Qualitaͤt nach dem Preise beurtheilen. So nehmen sie auch oft mittelmaͤßigen Stahl fuͤr guten. Es wuͤrde daher von großer Wichtigkeit fuͤr sie seyn, gewisse Grundregeln zu haben, nach denen sie denselben versuchen koͤnnten. Solche Grundregeln werden wir uns bemuͤhen aufzustellen. Einen Stahl probiren, heißt seine Qualitaͤt in Vergleichung mit der eines anderen untersuchen. Um diesen Unterschied richtig zu beurtheilen, muß man ihn den Operationen unterwerfen, die er zu erleiden hat, und diese sind das Schmieden, das Haͤrten, das Anlassen nach dem Harten und das Poliren. Mit Huͤlfe dieser Operationen ist man im Stande zu beurtheilen: 1) ob ein Stahl sich leicht schmieden lasse; 2) ob er sproͤde oder geschmeidig bei der Waͤrme oder bei der Kaͤlte sey; 3) ob er faͤhig sey, durch das Harten eine große Haͤrte anzunehmen; 4) ob diese Harte gleichmaͤßig sey; 5) ob er in seinem Bruche ein regelmaͤßiges oder blaͤtteriges Korn darbiete; 6) ob er durch das Anlassen nach dem Haͤrten Elasticitaͤt, Federkraft erhalte, was man unter Koͤrper des Stahles versteht; 7) ob er nach erfolgter Politur ein reines, schattirtes oder faseriges Aussehen hat. Das sind die vornehmsten Fragen, die man daruͤber aufwerfen kann. Wir wollen es versuchen, dieselben zu beantworten. Erste Frage: Ob der Stahl leicht sich schmieden lasse. Man kann uͤber diese Eigenschaft des Stahles urtheilen, wenn man eine Stahlstange mit dem einen Ende ins Feuer legt; man erhizt das Metall, bis es geschweißt werden kann; nachher schmiedet man es. Bietet es bei dieser Operation ein reines Aussehen, ohne Rizen und Risse, dar, so kann man uͤberzeugt seyn, daß dieser Stahl sich schweißen laͤßt. Man weiß, daß er dem oder jenem Grade des Feuers widersteht. Wird feiner Stahl unbedekt ins Feuer gebracht, so verbrennt er, wenn die Hize zureichend ist, um ihn zu schweißen; man sagt alsdann, daß dieser Stahl troken sey; das Feuer verzehrt ihn aͤußerlich, zersezt ihn, wenn man nicht sehr aufmerksam darauf ist, den Grad des Feuers in seine Gewalt zu bekommen; es legen sich Schlaken an, und hindern oft ihn zu schweißen. Um diesen Fehler zu vermeiden, pflegt man ihn mit klein gemachter Thonerde, feinem Lande oder zerstoßenem Sandsteine zu bestreuen, was die Operation erleichtert. Wenn der Stahl, nachdem er einer schweißenden Waͤrme unterworfen worden war, gut gehaͤmmert wurde, und man findet nach der Operation seine Oberflaͤche voll von Rissen, so schmiedet sich dieser Stahl schwer, und er erfordert weniger Waͤrme. Ist es ein gemeiner Stahl (Rohstahl, Schmelzstahl, kuͤnstlicher Damast), so ist er fuͤr die Waͤrme allzu sproͤde, und muß verworfen werden. Hat man mit der Feile die Risse, welche dieser Stahl darbietet, weggenommen, und ihn von Neuem erwaͤrmt, so taugt er nichts, wenn er beim Biegen noch immer an der aͤußeren Kruͤmmung zerreißt; er ist alsdann zu sproͤde fuͤr die Waͤrme. Die Klinge, die man daraus machen wuͤrde, haͤtte keine Schaͤrfe zum Schnitte. Gewoͤhnlich sagen die Handwerker, daß ein solcher Stahl leinen Koͤrper habe. Ein leicht zu verarbeitender Stahl von guter Qualitaͤt kann diese unguͤnstigen Anzeichen darbieten, wenn man ihn allzu sehr erhizt hat. Das Uebermaaß der Waͤrme ist dem Stahle voͤllig zu, wider; es veraͤndert seine Natur und bringt ihn auf seinen urspruͤnglichen Zustand als Eisen zuruͤk. Man darf jedoch nicht, weil ein Stahl ploͤzlich unter dem Hammer zerbricht, ein unguͤnstiges Unheil uͤber ihn fallen. Je feiner die Stahlsorten sind, desto weniger lassen sie sich umbiegen, desto eher zerbrechen sie in der Kaͤlte; ihr Gewebe ist feiner, da die Eisentheile, welche die Grundlage derselben ausmachen, durch die Anwesenheit der eingefuͤhrten Fluͤssigkeit getrennt, sich unter einander mit weniger Oberflaͤche beruͤhren, und weniger adhaͤriren. Obgleich diese Stahlsorten im Allgemeinen der Gewalt mehr widerstehen, so sind ihre durch einen feinen und zarten Koͤrper vereinigten Molecuͤle weniger im Stande dem Druke, dem Schlage des Hammers zu widerstehen. Es gibt jedoch gemeine Stahlsorten, die auch in der Kaͤlte leicht zerbrechen; fast alle gewoͤhnlichen Stahlsorten, die in der Waͤrme sproͤde sind, haben diese Eigenschaft auch in der Kaͤlte, wie es auch solche gibt, die in der Waͤrme geschmeidig und sehr sproͤde in der Kaͤlte sind. Wenn ein Stahl in der Schmiede erhizt worden ist, so wird ein guter Schmied ihm beinahe das Korn geben, das er urspruͤnglich gehabt hatte. Wird aber dieser Stahl die naͤmliche Qualitaͤt haben? Nein, man muß sich nicht taͤuschen lassen, da die Feinheit des Stahles nicht immer eine Probe seiner Qualitaͤt ist. Wir haben gemeine Stahlsorten, die, wenn man sie mit Sorgfalt bearbeitet, oft bis zum Verwechseln ein eben so feines Korn darbieten, als guter Cementstahl, ohne jedoch seine Guͤte zu besizen. Wir haben noch den Rosenstahl und den von Souppes, die, obgleich sehr gemein, bei einer zur rechten Zeit vorgenommenen Haͤrtung auch ein sehr feines Korn darbieten. Es gehoͤrt das Auge eines aͤußerst erfahrenen Kuͤnstlers dazu, um diese Stahlsorten nach der Ordnung des Kornes, das jede derselben darbietet, zu unterscheiden, wenn sie bei der ihnen angemessenen Farbs gehaͤrtet worden sind; oft noch irrt er sich hierin. Zweite Frage: Ob der Stahl in der Waͤrme oder in der Kaͤlte geschmeidig sey. Wenn man einen mit Vortheil einer schweißenden Hize unterworfenen Stahl schmiedet, und man faͤhrt fort ihn zu schmieden, um daraus ein mehr oder weniger breites Band zu verfertigen, ohne ihn von Neuem zu erhizen, und man dehnt ihn unter dem Hammer aus, ohne daß er an den Raͤndern zerspringt, so ist dieß ein geschmeidiger Stahl. Hat man diesen Stahl auf solche Welse geschmiedet, laͤßt ihn dunkelroth oder braunroth gluͤhen, und man kann ihn nach erfolgtem Eintauchen in Wasser nach verschiedenen Seiten biegen oder ihn kalt haͤmmern, ohne daß er zerspringt oder an den Rindern einreißt, so kann man ebenfalls uͤberzeugt seyn, daß dieß ein geschmeidiger Stahl sey. Die feinen und guten, mit Sorgfalt geschmiedeten Stahlsorten haben diese Eigenschaft; endlich sind die mit Geschiklichkeit bereiteten guten Stahlsorten desto geschmeidiger, je feiner sie sind. Es gibt Stahlsorten, die, waͤhrend man sie schmiedet, oder, um sie zu schweißen, erhizt, eine zuverlaͤssige Probe von ihrer schlechten Qualitaͤt gewahren. Sie blaͤhen sich in der Hize auf, sie werden blasig, es reißen sich Funken davon los, die mitten in der Flamme funkelnd aufsteigen, was ein deutlich wahrnehmbares Geraͤusch verursacht, und einen angenehmen Anblik darbietet. Eine Stahlsorte, welche dergestalt blasig wird, geht bei den ersten Hammerschlaͤgen in Gluͤke; sie muß verworfen werden. Diese Art des Versuches, die Schweißhize, paßt nicht fuͤr alle Stahlsorten ohne Unterschied; der Cementstahl kann ihr kaum widerstehen; er schweißt sehr schwer bei maͤßiger Hize (à chaude portée). Man kann ihn nur mit Muͤhe allein schweißen, wenn er auf sich selbst zuruͤkgebogen wird, wofern er nicht gut gedekt worden ist. Man schweißt selbst das Ende einer Stange von diesem Stahl nur mit Schwierigkeit, welcher bruͤchig seyn wuͤrde. Die feinen Stahlsorten Steyermarks, Schwedens, die englischen Cementstahlsorten, solche wie Brennstahl und Sporenstahl, die franzoͤsischen Cementstahlsorten sind im Allgemeinen empfindlich gegen das Feuer. Der Gußstahl erfordert noch groͤßere Behutsamkeit, man kann ihn nicht demselben Hizgrade aussezen, welchen die vorhergehenden Stahlsorten leicht ertragen, er verbrennt darin voͤllig. Wenn er aus dem Feuer herauskommt, so springt er von selbst bei Gegenwart der Luft auf; wenn man ihn so weit erhizt hat, daß man ihn wie gemeinen Stahl schweißt, so zerfallt er in Kluͤmpchen, wenn er aus dem Feuer herauskommt, und zerspringt gaͤnzlich bei den ersten Hammerschlaͤgen. Hat man im Gegentheil den rechten Hizgrad angewendet, und den Stahl bloß bis zum Hellroth erhizt, so schmiedet man ihn mit Leichtigkeit, kann ihn sogar fast ganz, ohne daß er zerbricht, unter dem Hammer streken. Je mehr man fortfaͤhrt ihn zu schmieden, desto mehr muß man die Waͤrme vermindern; alsdann ist dieser Stahl geschmeidig, biegsam und nachgiebig unter dem Hammer und kann eben sowohl wie die anderen Stahlsorten auf alle Formen gebracht werden, die man ihm geben will; er widersteht nur in so fern, als er allzu sehr erhizt worden ist. Dritte Frage: Ob der Stahl fuͤr eine große Haͤrte vermittelst des Haͤrtens empfaͤnglich. Vierte Frage: Ob diese Haͤrte gleichfoͤrmig sey. Um diese Eigenschaft zu beurtheilen, schmiedet man eine Stahlstange an einem Ende, und wenn man sie von 5 bis 6 Zoll gestrekt hat, so macht man alle sechs Linien Einschnitte bis auf den vierten Theil ihrer Dike; man bezeichnet jedes der durch die Schnitte gebildeten Stuͤke mit einem kalten Meißel, oder einem Stichel. Man macht eine hinlaͤngliche Menge von Punkten, um die Folge der Stuͤke anzuzeigen, bringt nachher den Stahl an demselben Ende ins Feuer, wobei man Sorge traͤgt, ihn so weit hinauf wie das vorige Mal zu erhizen, bis er an dem Ende die Safranfarbe annimmt, jedoch maͤßigt man die Hize nach dem Ende zu, das nicht geschmiedet wurde. Wenn man ihn in diesem Zustande ins Wasser taucht, so wird er nach und nach die verschiedenen Grade der Haͤrte annehmen, deren er faͤhig ist. Man untersuche ihn alsdann entweder mit der Feile oder mit einem Zahnmeißel; man kann ihn, wenn man will, mit einem Feuerstein rizen. Diese Versuche werden in den Stand sezen zu urtheilen, ob die Haͤrte gleichfoͤrmig, ob er eisenhaltig oder gesund sey, je nachdem man Theile findet oder nicht, die sich feilen lassen, oder in die man mit dem Zahnmeißel einhauen kann. Fuͤnfte Frage: Ob das Korn des Stahls krystallisirt oder blaͤtterig erschien. Hat man gefunden, bei welchem Punkte der zu pruͤfende Stahl die groͤßte Harte darbietet, so fasse man ihn in einen Schraubstok, so daß man nur eins von den durch die Schnitte gebildeten Stuͤken uͤber das Gebiß herausstehen laͤßt. Man zerbreche dieses Stuͤk mit einem Hammerschlage, eben so auch die anderen. Alsdann stelle man sie aufrecht vor sich und nach ihrer Nummer, so daß das Korn des Stahls oben ist. Ihre Bruͤche werden alsdann eine Folge von mehr oder weniger verschiedenem Korne darbieten; dieses Korn erscheint mehr oder weniger grob, je nach dem groͤßeren oder geringeren Grade von Hize, den der Stahl erhalten hat, oder je nach seiner Natur. Es wird um so viel groͤßer seyn, je heißer der Stahl gehaͤrtet worden ist, wie es auch um so viel groͤber seyn wird, je feiner der Stahl ist, wenn die Temperatur des Haͤrtens so ist, wie sie fuͤr den gemeinen Stahl paßt. Das Korn des Stahles wird dagegen desto feiner seyn, je besser der Stahl ist, wenn der Hizgrad nicht zu hoch war; denn je feiner der Stahl ist, desto weniger erfordert er Hize. Man kann sich des eben erwaͤhnten Mittels bei allen Stahlsorten ohne Unterschied bedienen; das folgende paßt aber bloß fuͤr solche Stahlsorten, die sich leicht schweißen lassen; wir haben es dem unsterblichen Réaumur zu verdanken. Es besteht darin, daß man das Ende einer Stahlstange an eine eben so breite und halb so dike Eisenstange schweißt. Sind diese beiden Stangen an ihren Enden in einer Laͤnge von 5 bis 6 Zoll an einander geschweißt, so spaltet man das Eisen in der Mitte seiner Breite, seiner ganzen Laͤnge nach, so weit es geschweißt worden ist, und seiner ganzen Dike nach bis zum Stahle. Nachher erhizt man diese neue Stange, um sie zu haͤrten. Ist dieß geschehen, so laͤßt man sie am Feuer troknen, legt sie auf den Ambos, eine der Seiten des Eisens auf eine andere Eisenstange gestuͤzt, so daß sie nicht senkrecht steht, und schlage in der Mitte ihrer Breite darauf, um den Stahl seiner Lange nach zu zerbrechen; oder man fasse die neue Stange in das Gebiß eines Schraubstokes. so daß der Schnitt sich mit demselben in horizontaler Lage befindet. Man schlage an den Theil, der uͤber den Schraubstok hinausgeht, oder man zerbreche den Stahl seiner Laͤnge nach. Man uͤbersieht dann mit einem Blike alle Reihen des Kornes, die dieser Stahl darbietet. Durch dieses Mittel hat man den dreifachen Vortheil, daß man 1) erkennt, ob sich dieser Stahl leicht schweißen lasse, 2) seine Haͤrte pruͤfen, 3) sein Korn mit dem eines anderen Stahles leicht vergleichen kann. „Ziemlich allgemein ist die Reihe des feinen Kornes bei den feinen Stahlsorten doppelt so groß, als die anderen Reihen des Kornes von dem naͤmlichen Stahl; sie ist folglich ausgedehnter, laͤnger, als es diese naͤmliche Reihe des Kornes bei den gemeinen Stahlsorten ist.“ Es gibt noch eine andere Art von Probe, wodurch der Handwerker auch in den Stand gesezt wird, uͤber die Natur seines Stahls zu urtheilen. Eine an dem Ende geschweißte Stahlstange strekt man in einer Laͤnge von 5 bis 6 Zoll zu einer Breite von 8 bis 10 Linien aus. Auf der einen Seite laͤßt man sie diker als auf der anderen, so daß sie die Gestalt einer Messerklinge erhaͤlt. Wenn man diesen Theil des Stahles gehaͤrtet hat, so zerbricht man ihn an der duͤnneren Seite, indem man durch Hammerschlaͤge auf die Raͤnder des halbgeoͤffneten Schraubstoks in den gehaͤrteten Theil seiner ganzen lange nach Luͤken macht. Man uͤbersieht dadurch mit einem Blike alle Arten des Kornes, welche der Stahl bei dem Haͤrten nach den verschiedenen Hizgraden, die er erhaͤlt, annehmen kann; wie man auch leicht sieht, ob er sich leicht schweißen lasse, und die Haͤrte erkennt, welche er durch das Harten erlangt. Obgleich vermittelst des Haͤrtens bei dieser Art von Versuch das Korn wie in den beiden oben erwaͤhnten Faͤllen nach Verhaͤltnis des Hizgrades verschieden ist, so ist es doch nicht eben so empfindlich; da der Stahl duͤnner war, so sieht man es schwerer; die andere Art des Versuches ist daher vorzuziehen. Es ist gewiß, daß der Stahl nach Verhaͤltnis des hoͤheren oder niederen Grades von Hize, dem er unterworfen wird, ein verschiedenes Korn annimmt, und daß das Korn des Stahles in einem einzigen Bruche oft ein zweideutiges und truͤgerisches Zeichen ist; guter Stahl kann daher von dem fuͤr schlecht befunden werden, der keine Geschiklichkeit besizt ihn zu gebrauchen. Wenn man aber eine der Proben anwendet, die vorher beschrieben worden sind, und man gibt dem Stahl bei der Verarbeitung einen Hizgrad, der geeignet ist, ihn die Reihe des feinen Kornes annehmen zu lassen, so wird man den Fehler, den man haͤtte begehen koͤnnen, immer verbessern. Nicht gehaͤrteter Stahl bietet oft in seinem Bruche Fasern, Eisenadern, laͤngliche Blaͤtter, in dem einen Theile seines Bruches groͤberes Korn, als in dem anderen dar. Dieß zeigt einen eisenhaltigen Stahl an, der zu Schneidinstrumenten nicht paßt. Diese Blaͤtter und Fasern sind oft sichtbarer bei dem nicht gehaͤrteten, als bei dem gehaͤrteten Stahle, weil sie bei dem lezteren sich mit dem Korne des Stahles vermischen. Wenn sie selbst mehr oder weniger aus Stahl bestehen, so nehmen sie mehr oder weniger Korn, so wie auch mehr oder weniger Haͤrte an; alsdann kann der Kuͤnstler nur mit Schwierigkeit es erkennen. Um diese Blaͤtter in dem nicht gehaͤrteten Stahle sichtbarer zu machen, schneide oder haue man in eine der Seiten der Stange hinein; alsdann stelle man den Stahl senkrecht auf den Ambos, und schlage mit dem Hammer auf die dem angebrachten Einschnitt entgegengesezte Seite, und man erhaͤlt das ganze Korn, das dieser Stahl darbieten kann. Will man im Gegentheil die Stahlstange auf der Flaͤche zerbrechen, so geschieht es oft, daß sie sich biegt, man biegt sie dann zuruͤk, biegt sie wieder auf die entgegengesezte Seite, was oft zwei bis drei Mal wiederholt wird. Der Stahl bietet alsdann in seinem Bruche nur noch Gewebe von Blaͤttern, zusammenstoßenden Fasern dar, die nicht eben sehr in Stand sezen, ein Unheil uͤber ihn zu faͤllen, was im anderen Falle, wenn man ihn auf der Flaͤche oder der Seite zerbricht, nicht geschieht. Der Stahl, welcher auf diese Weise zerbrochen worden ist, bietet oft in seinem Bruche die Gestalt eines Rehfußes dar. Viele Kuͤnstler und selbst Kaufleute nehmen dieses Zeichen als einen Beweis von her Guͤte des Stahles an. Zwar bietet ein schlechter Stahl dieses sehr deutlich ausgesprochene Kennzeichen nicht dar; indessen wuͤrde man sich sehr irren, wollte man beim Urtheile uͤber die Qualitaͤt einer Stahlsorte sich auf diesen Bruch stuͤzen. Wir haben sehr gemeine, trokene, in ihrer Anwendung sehr undankbare Stahlsorten, die diesen deutlich ausgesprochenen Charakter an sich tragen; wie es auch wohl vorkommt, daß ein sehr guter Stahl ihn nur unvollkommen darbietet. Diese Art von Bruch haͤngt von dem Willen desjenigen ab, der die Stahlstange zerbricht, wenn er das kennt, wodurch er bewirkt wird. Hat man einen kleinen Einschnitt in eine Stahlstange gemacht, sezt sie nicht senkrecht auf einen Ambos und schlaͤgt von der dem Einschnitte entgegengesezten Seite, so beschreibt der Bruch eine mehr oder weniger lange Curve, je nachdem der Theil, wohin geschlagen wurde, mehr oder weniger vom Schnitte entfernt ist, und nachdem der Hammerschlag mehr oder weniger troken, mehr oder weniger heftig war. Es ist eine uͤble Gewohnheit den Stahl zu haͤrten, ohne ihn geschmiedet zu haben. Die Molecuͤle des Stahles nehmen nicht die naͤmliche Stelle ein, die ihnen der Hammer gegeben haben wuͤrde. Es verhalt sich eben so, wenn man den Stahl allzu sehr erhizt und ihn nachher erkalten oder auf den Grad von Hize kommen laͤßt, der fuͤr das Harten paffend ist. Die Theile des Stahles nehmen nicht die naͤmliche Stelle wieder ein, die ihnen das Feuer bei diesem Grade der Temperatur gibt. Ohne Zweifel findet bei dem Stahle bei diesem Hizgrade ein Zusammentreten der Theilchen Statt, eine gewisse Schmelzung einiger Antheile oder eine innige Durchdringung seiner Theile mit den Eisentheilen, welche die Grundlage desselben ausmachen. Endlich bietet der Stahl bei diesem Hizgrade nach dem Hirten ein regelmaͤßiges, feines und ganz gleichfoͤrmiges Korn dar; waͤhrend, wenn man ihn zu sehr erhizt hat, ob man gleich ihn zu einer niedrigen Temperatur herabsinken ließ, sich seine Poren erweiterten, seine Grundstoffe sich nach der Oberflaͤche hinzogen, jede der Molecuͤle derselben beraubt wurde, und sie die naͤmliche Form nach dem Haͤrten behielten, ob sie gleich nicht so warm geworden waren, als sie gehaͤrtet wurden. Nach dem Haͤrten bilden sie grobe, zerstreute und vertheilte Kluͤmpchen, die fast eben so sichtbar sind, als wenn der Stahl bei der Temperatur gehaͤrtet worden waͤre, bis zu der er vorher gebracht wurde. Er hat immer weniger Haͤrte als derselbe Stahl, wenn er in der passenden Temperatur gehaͤrtet worden ist; wie auch seine Schneide niemals so scharf ist; leicht bekommt er bei der geringsten Anstrengung Luken. Viele Kuͤnstler pruͤfen ihren Stahl noch auf folgende Weise: Sie geben ihm an dem Ende eine Schweißhize, streken ihn in eine Spize aus und Haͤrten ihn. Sie schlagen mit einem Hammer auf das Ende der Stange, das nicht gehaͤrtet worden ist, und ein Stil des gehaͤrteten Theiles zerbricht durch die Erschuͤtterung, die es erleidet. Dieser Bruch findet nicht immer bei einer kleinen Stahlstange Statt; folglich ist diese Probe dem Irrthume unterworfen. Statt den Stahl zu zerbrechen, wie wir so eben gesagt haben, zerbrechen ihn manche Kuͤnstler auf dem Amboße in kleine Stuͤke, und schlagen darauf, als wollten sie ihn zerschmettern. Sie beurtheilen die Haͤrte des Stahls nach der Art, wie die Stuͤke bei dem Stoße oder Druke stumpf werden. Allerdings erkennt man auf diese Weise, ob der Stahl dem Feuer widersteht; man sieht aber sein Korn mit Schwierigkeit. Man urtheilt nicht richtig uͤber seine Harte, und man kann weder uͤber seine Dehnbarkeit noch uͤber seinen Koͤrper urtheilen. Sechste Frage: Ob durch das Anlassen nach dem Haͤrten der Stahl Elasticitaͤt, Spannkraft erhaͤlt, was man unter dem Koͤrper des Stahles versteht. Die Woͤrter Koͤrper des Stahles (corps de l'acier) oder Nerv des Stahles (nerve de l'acier) als Ausbruͤte der Schmiede bedeuten oft das Naͤmliche; aber sie druͤken bei ihm bald die Haͤmmerbarkeit, bald die Dehnbarkeit, Zaͤhigkeit, Geschmeidigkeit oder Elasticitaͤt, Spannkraft, Staͤrke u.s.w. aus. Die Arbeiter sagen von einem Stahle, der sich leicht schweißen laͤßt, der dem Feuer ohne Risse zu bekommen widersteht, der geschmeidig ist: dieser Stahl hat Koͤrper, dieser Stahl hat Nerv; man meint damit einen dehnbaren, haͤmmerbaren Stahl. Im entgegengesezten Falle sagen sie: dieser Stahl ist troken, er hat keinen Koͤrper; und oft hat der, von dem geurtheilt wurde, daß er heiß Koͤrper habe, wenn man ihn kalt zu sehr haͤmmert, keinen. Wenn man diesen Stahl kalt schlaͤgt, ohne daß er an seinen Raͤndern zu sehr zerreißt, so sagt man ebenfalls, dieser Stahl habe Koͤrper, Nerv. Darunter versteht man Zaͤhigkeit. Wenn man aus zwei oder mehreren verschiedenen Stahlsorten Zahnmeißel (Meißel, um das Eisen oder den Stahl zu zerschneiden) macht, so sagt man auch von dem Stahle, dem der daraus gefertigte Meisel am besten widerstanden hat: dieser Stahl hat Koͤrper, hat Nerv. Zuweilen geraͤth man in dieselbe Schwierigkeit, wie in den vorhergehenden Fallen. Ein solcher Stahl, der kalt und heiß weder Koͤrper noch Nerv haben sollte, hat deren viel, wenn er ein Mal gehaͤrtet worden ist und umgekehrt. Diese Eigenschaft haͤngt also wesentlich von der Art ab, wie der Stahl im Feuer behandelt worden ist. Hier ist Koͤrper des Stahles mit Harte gleichbedeutend. Man sagt ebenfalls, daß ein Stahl Koͤrper, Nerv habe, wenn er nach dem Haͤrten und Anlassen mehr oder weniger dem Stoße widersteht, mehr oder weniger fuͤr Elasticitaͤt empfaͤnglich ist. Auf diese Eigenschaft haben einige Schriftsteller, die uͤber den Stahl geschrieben haben, am meisten ihre Aufmerksamkeit gerichtet. Réaumur hat viele Versuche angestellt, die er in seiner Abhandlung uͤber den Stahl angegeben hat. Er hat z.B. Stahl zu Draht ausgestrekt, hat das eine Ende an die Deke befestigt und das andere an die Mitte eines Hebels, der an dem einen Ende befestigt war, und an dem anderen ein Gewicht zu tragen hatte; dieß erhielt den Stahldraht ausgespannt. Vermittelst einer kleinen beweglichen Blechplatte, auf der er gluͤhende Kohlen hatte, und durch welche sein Stahldraht ging, erhizte er einen Theil desselben; er ließ nachher die Platte nieder, schuͤttete Wasser auf den Stahl und haͤrtete ihn auf diese Weise. Nachher hing er an das Ende des Hebels so viel Gewicht, als hinreichte, den Bruch seines Stahles zu bewirken. Dieß Mittel wendete er an, um den Widerstand, die Zaͤhigkeit, die Starke desselben zu beurtheilen. Dadurch erhielt er jedoch nur unvollkommene Resultate; denn wenn der Stahl in einem Theile seiner Laͤnge heiß geworden war, verlaͤngerte er sich nothwendig durch die Wirkung des Gewichtes, das er trug; er mußte also in diesem Theile schwacher seyn als in jedem anderen. Es war daher der Widerstand, den er entgegensezte, nicht so groß, als er bei demselben Stahldrahte in seiner fruͤheren Dimension gewesen waͤre. Siebente Frage: Ob der Stahl reine, dunkle, oder faserige Flaͤchen darbiete. Um zu beurtheilen, ob der Stahl auf allen seinen Flaͤchen rein sey, ob er zu jeder Art gemeiner oder polirter Arbeiten passe, nimmt man seine Zuflucht zu folgendem Mittel. Man erhizt das eine Ende des Stahles und schmiedet es bloß bis auf eine Laͤnge von 3 bis 4 Zoll vierekig. Man haͤrtet es bei einem mittleren Hizgrade zwischen Kirschbraun und Rosenroth. Darauf macht man es auf einer der Seiten blank, sezt es einem milden Feuer aus, damit es die violette oder dunkelblaue Farbe annehme, polirt es auf zwei Flaͤchen, der Breite und Dike. Auf seiner Breite sieht man die Abstufungen, Schattirungen, Fasern, welche dieser Stahl darbietet, auf seiner Dike die Schichten, aus denen er besteht. Soll der Stahl zu jeder Art von Arbeiten passen, so darf er keine, oder nur wenig solcher eben erwaͤhnten Abstufungen darbieten. Findet man deren daran, so ist das fast immer die Folge davon, daß ein Theil des Eisens mehr oder weniger mit dem Koͤrper des Stahles vermischt ist. Diese Abstufungen und Fasern treten noch mehr hervor, wenn man ein wenig verduͤnnte Salpetersaͤure auf den Stahl gießt. Alsdann verkohlen sich die Theile des Stahles durch die Wirkung der Saͤure und bilden einen schwarzen Ruͤkstand, waͤhrend das Eisen nur eine gelbliche, der Saͤure etwas mehr widerstehende Farbe darbietet. Die Abstufungen, von denen wir so eben sprachen, sind zufaͤllig, wie oben bemerkt wurde, und sind nach der Form des Gegenstandes und dem Hizgrade verschieden, dem der Stahl bei dem Haͤrten unterworfen wurde. Es findet daher in dem Koͤrper des Stahles eine bestaͤndige Bewegung zur gehoͤrigen Anordnung seiner Theile Statt, wodurch diese Abstufungen und diese Abwechselung in dem Korne des Stahles bei dem Haͤrten entsteht. Ein bei einem geringeren und fuͤr ihn nicht passenden Hizgrade erhizter und gehaͤrteter Stahl bietet nicht die Ordnung des Kornes dar, die er bei einem etwas hoͤheren Hizgrade annimmt. Die Molecuͤle haben sich nicht genug ausgedehnt, sie sind nicht durch die Fluͤssigkeit befeuchtet worden, die um jede derselben bei der Feuerung schwimmt, die Theile sind nicht in die Ordnung getreten, welche die Folge eines milden und maͤßigen Feuers ist, das Korn ist groͤber, als vor dem Haͤrten. Wird der Stahl etwas heißer gehaͤrtet, so bietet er das Korn in Streifen dar und wird nicht hart. Die vorher aufgestellten Grundsaͤze und Thatsachen lehren, daß das Haͤrten neben seinen Vortheilen auch verschiedene Maͤngel dem Stahle mittheile, wie z.B. Biegungen, Drehungen, Bruͤche, eine unvermeidliche Folge der Zusammenziehung, welche er erleidet. Wenn man ihn daher erhizt und ihn mehrere Mal haͤrtet, so ist es wahrscheinlich, ja sogar gewiß, daß diese Maͤngel bei jedem Haͤrten sich mehr oder weniger zeigen werden; aber jedes folgende Haͤrten zerstoͤrt die Eigenschaft, welche der Stahl durch das vorhergehende erhalten hatte. Daher ist das wiederholte Harten unnuͤz und selbst nachtheilig wegen der Maͤngel, die es nach und nach erzeugt. Man irrt sich daher, wenn man es lobt. Nur erst, nachdem ich durch eine große Anzahl Versuche die Wahrheit erkannt hatte, daß der Stahl durch einen hohen Hizgrad eine Veraͤnderung erleidet, stellte ich folgende Beobachtung an. Klingen von fuͤnf Zoll langen Rasirmessern, deren Schneide drei Zoll betrug, im Sonnenmikroskop betrachtet, schienen fuͤnfzehn Zell lang zu seyn. Die an der Schneide durch die Poren des Stahles gebildeten Ungleichheiten waren weit merklicher bei den aus gemeinem, als bei den aus feinem Stahl verfertigten. Jeder Zahn war wieder gezaͤhnt, und diese Zaken schienen eben so viel Hahnkamme zu seyn, die sich beruͤhrten. Die Schneide der aus feinem Stahl verfertigten und zum Rasiren wohl geeigneten Rasirmesser, die keine fuͤr unsere Organe bemerkbare Zaken hatte, und bei dem fuͤr den feinen Stahl angemessenen Hizgrad gehaͤrtet worden war, schien eine feine und regelmaͤßige Sage zu seyn; waͤhrend bei den aus dem naͤmlichen Stahl verfertigten Rasirmessern, die aber bei dem Harten zu sehr erhizt worden waren, sey es nun, daß sie unmittelbar nach erfolgter Erhizung gehaͤrtet, oder daß sie wieder an die Luft gebracht, bei der angemessenen Farbe gehaͤrtet worden waren, die Schneide eine viel groͤbere und schlecht begraͤnzte Auszakung darbot, obgleich sie auf dem naͤmlichen Steine, wie die ersteren, abgezogen worden waren. Ich zog sie alle von Neuem ab, indem ich mich eines anderen Steines von groͤberem Korne bediente. Die an jeder Schneide entstandene Auszakung trat dann weit mehr hervor, es fand aber in den Dimensionen der Zaken die naͤmliche Ordnung Statt. Die Schneide der aus feinem Stahle verfertigten und gut gehaͤrteten Rasirmesser hatte immer den Vorzug vor der der anderen Rasirmesser. Die Auszakung haͤngt, wie man sieht, sowohl von dem Korne des Stahles, als auch von dem des Steines ab, weil das Korn und die Auszakung nach Verhaͤltniß des Uebermaaßes der Hize, die der Stahl erhalten hat, verschieden ist. Die allzu große Hize beim Haͤrten des Stahles ist daher ein Fehler, weil dadurch die Qualitaͤt des Metalles veraͤndert wird.