Titel: Ueber eine neue Art von hohlen Schienen für Eisen- oder Schienenbahnen.
Fundstelle: Band 65, Jahrgang 1837, Nr. III., S. 9
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III. Ueber eine neue Art von hohlen Schienen fuͤr Eisen- oder Schienenbahnen. Aus dem Mechanics' Magazine, No. 716. Mit Abbildungen auf Tab. I. Ueber eine neue Art von hohlen Schienen. Ich erlaube mir die Aufmerksamkeit der Ingenieurs auf eine neue Art von Schienen, die sich wie mir scheint durch einen hohen Grad von Staͤrke und Festigkeit auszeichnen duͤrften, zu lenken. Fig. 40 gibt eine perspectivische Ansicht der Enden zweier Schienen A, A mit einem Querbalken B, der, wenn er in die Ausschnitte a, a' dieser Schienen gebracht wird, dieselben fest und dauerhaft an die Laͤngenbalken D bindet. Fig. 41 zeigt eine meiner Schienen in einem Querdurchschnitte, woraus man nicht nur deren elliptische oder cylindroidale Gestalt ersieht, sondern zugleich auch deren Einbettung und Befestigung in den Laͤngenbalken D, und die Form, welche den Radkraͤnzen F der Wagen, die auf einer derlei Schienenbahn zu laufen haͤtten, zu geben waͤre. Fig. 42 endlich gibt eine perspectivische Ansicht einer nach meinem Systeme gebauten Bahn. Die Laͤngenbalken muͤßten aus kyanisirtem, in Steinmoͤrtel eingebetteten Eichenholze bestehen, und durch Spannbalken miteinander verbunden werden, um sie in vollkommenem Parallelismus zu erhalten. Die Laͤngenfurche, in welche die Schienen zu liegen kaͤmen, ließe sich leicht mittelst einer Maschinerie so ausscheiden, daß sie vollkommen genau den Schienen anpaßt. Die Vortheile, welche von dieser Anordnung zu erwarten waͤren, duͤrften in Folgendem bestehen. 1) in einer groͤßeren Leichtigkeit und Ruhe in der Bewegung der Wagen. Die Raͤder wuͤrden durch das Gesez der Schwere in vollkommen gerader Richtung erhalten werden. Durch die angegebene Verbindung der Schienen mit den Laͤngenbalken ließe sich alles seitliche Ausweichen der Tragoberflaͤchen ganz unmoͤglich machen, und dadurch alles Stoßen verhuͤten. Zu beiden Seiten des hohlen Cylinders waͤre eine Rippe b, b anzubringen, welche nicht nur zu noch groͤßerer Sicherheit dienen, sondern auch das Eindringen von Feuchtigkeit zwischen die Schienen und die Balken verhindern wuͤrde. Die Fuge E, E, in der sich der Querbalken schiebt, wird die durch die Bewegung der Treibraͤder veranlaßte gewaltsame Einwirkung auf die Schrauben c, c vermindern. Ich kann hier bei dieser Gelegenheit ungeachtet aller Achtung vor den Kenntnissen und der Erfahrung des Hrn. Vignoles die Frage nicht unterdruͤken, ob ein oͤfter wiederholtes rasches Hinrollen einer Eisenmasse von 6 bis 8 Tonnen Schwere die Schienen nicht in Kuͤrze los machen muͤßte, wenn dieselben nach seiner Angabe bloß auf ihre Unterlage genagelt oder geschraubt, und nicht in sie eingelassen waͤren? 2) in einer groͤßeren Staͤrke der Schienen bei gleichem Gewicht an Eisen; denn wenn die untere Haͤlfte der Schiene fest in Eichenholz eingebettet ist, so bietet die obere Haͤlfte dem auf sie wirkenden Druke einen Bogen dar. 3) in einer zwekmaͤßigeren, und wie bereits oben gezeigt wurde, auch festeren Fixirungsmethode der Schienen. Um eine Schiene zum Behufe der Ausbesserung abzunehmen, braucht man nur vier große Schrauben abzuschrauben, und zwei Staͤbe oder Querbalken heraus zu treiben. 4) in einer geringeren Abnuͤzung. Wenn eine Schiene in der Stellung, in der sie urspruͤnglich gelegt wurde, nicht mehr genug Sicherheit darbietet, so braucht man sie nur umzukehren, um der fruͤheren Staͤrke abermals versichert zu seyn. Eine gewoͤhnliche Schiene dagegen wuͤrde, nachdem sie umgekehrt worden ist, in dieser Stellung offenbar geringere Sicherheit gewaͤhren, als in ihrer urspruͤnglichen Stellung. Uebrigens kann man zu aller Vorsicht jenen Theilen der Roͤhren, mit denen sie aufliegen, eine etwas groͤßere Dike geben. Sollte man mir einwenden wollen, daß die Raͤder wegen der Schmaͤle der Tragoberflaͤchen eine rasche Abnuͤzung erleiden wuͤrden, so muß ich dagegen erwiedern, daß man bei meinem Systeme das Gewicht der Maschinen wahrscheinlich vermindern koͤnnte. Bei dem dermaligen System ist ein betraͤchtlicher Theil des Gewichtes der Maschine nur deßhalb noͤthig, um die gehoͤrige Cohaͤsion zwischen den Treibraͤdern und den Schienen zu erzielen. Dasselbe ließe sich, wie ich glaube, bei meinem Systeme erreichen, wenn man den Radkraͤnzen die aus Fig. 43 ersichtliche Gestalt gaͤbe; hiedurch wuͤrde zugleich auch das Ablaufen der Raͤder von den Schienen bei großen Geschwindigkeiten sicherer verhuͤtet. Was die Fabrication solcher hohlen Schienen betrifft, so koͤnnte man sie wahrscheinlich am besten und wohlfeilsten aus Gußeisen verfertigen; uͤbrigens ließen sie sich aber auch nach Art der Flintenlaͤufe uͤber einem Dorne auswalzen. Endlich kann ich nicht umhin zu bemerken, daß, wenn sich die Herstellung akustischer Communicationen mittelst Roͤhren als ausfuͤhrbar bewaͤhren sollte, meine Schienen zugleich auch zu diesem Zweke dienen duͤrften, indem man sie in diesem Falle nur auf eine andere, als auf die hier angegebene Art und Weise miteinander zu verbinden brauchte. Ich empfehle meinen Vorschlag, uͤber dessen Ausfuͤhrung ich in Hinsicht auf die Kosten nicht wohl etwas sagen kann, da ich hierin keine praktischen Kenntnisse besize, der Beruͤksichtigung der Eisenbahn-Gesellschaften; denn nur ein Versuch duͤrfte uͤber den Werth oder Unwerth desselben entscheiden.

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