Titel: Ueber die Erhizung der den Dampfkesselöfen zugeführten Luft.
Fundstelle: Band 65, Jahrgang 1837, Nr. XXIV., S. 81
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XXIV. Ueber die Erhizung der den Dampfkesseloͤfen zugefuͤhrten Luft. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhausen, No. 48. Mit Abbildungen auf Tab. II Ueber die Erhizung der den Dampfkesseloͤfen zugefuͤhrten Luft. Die Gesellschaft erhielt im Februar 1835 durch Hrn. Jeremias Risler einige Mittheilungen uͤber die Anwendung von erhizter Luft zur Unterhaltung des Feuers in den Dampfkesseloͤfen. Bei dem großen Interesse, welches sie an der Benuzung der erhizten Luft bei dem Hohofenprocesse und anderen metallurgischen Arbeiten nahm, und welches daraus hervorgeht, daß sie schon seit mehreren Jahren einen Preis fuͤr die Beschreibung der besten hiebei befolgten Methoden ausschrieb, mußte sie natuͤrlich auch diesem Gegenstande ihre ganze Aufmerksamkeit schenken. Sie ließ sich daher im December 1835 durch Hrn. Albert Schlumberger einen Bericht hieruͤber erstatten, dem im Jan. 1837 ein zweiter von Hrn. Leonhard Schwartz abgefaßter Bericht folgte. Diese beiden Berichte sind es, die wir unseren Lesern zur Einsicht vorlegen. I. Bericht des Hrn. A. Schlumberger. Es ist bekannt, daß man sich sowohl in England, als in Frankreich und Deutschland schon seit einigen Jahren beim Hohofenbetriebe erhizter Luft bedient, und daß man die Luft zu diesem Behufe entweder mittelst Geblaͤsen durch Roͤhren treibt, die durch die bei der Gicht entweichenden Flamme erhizt werden, oder die man wohl auch laͤngs der inneren Waͤnde des Ofens anbringt, oder in eigenen Oefen erhizt. Die Commission wollte sich auf einige allgemeine Betrachtungen und auf eine einfache Darlegung der Versuche beschraͤnken, welche sie zur Bestaͤtigung der Vortheile, die aus der neuen von Hrn. Risler vorgeschlagenen Methode erwachsen muͤßten, an dem Kessel einer Dampfmaschine von 20 Pferdekraͤften in den Werkstaͤtten der HH. André Koͤchlin und Comp. in Muͤlhausen anstellte; ohne dabei in eine Beschreibung des Apparates selbst einzugehen. Bei der Aehnlichkeit, welche jedoch dieses Verfahren mit dem an den Hohoͤfen gebraͤuchlichen hat, duͤrfte es gut seyn, Einiges uͤber die guͤnstigen Resultate vorauszuschiken, welche man an diesen erzielte, und die bereits durch eine mehrjaͤhrige Erfahrung bewaͤhrt sind. An den Huͤttenwerken in Wasseralfingen in Wuͤrtemberg bedurfte man, nach den Angaben des Hrn. Voltz Wir haben den Bericht, den Hr. Voltz erstattete, im polyt. Journal Bd. LII. S. 100 ausfuͤhrlich bekannt gemacht.A. d. R., bei dem Betriebe mit kalter Luft zum Ausbringen von 100 Pfd. Roheisen zwischen 175 und 185 Pfd. Holzkohlen, wovon 100 Pfd. Buchen- und 85 Pfd. Fichtenkohlen. Bei der Anwendung von heißer Luft nahm der Verbrauch an Kohlen in dem Maaße ab, als die Temperatur hoͤher stieg, so daß bei Luft von 195 bis 200° R. zum Ausbringen von 100 Pfd. Roheisen nur mehr 113 Pfd. Holzkohlen erforderlich waren. Der Verbrauch an Kohlen per Woche erlitt bei der Anwendung von heißer Luft kaum eine Veraͤnderung; dagegen stieg aber die Production an Roheisen von 527 auf 735; auch lieferten die Oefen bei einem regelmaͤßigeren Gange Eisen von besserer Qualitaͤt und besser verglaste Schlaken. An dem Huͤttenwerke in Vienne im Dept. de l'Isère, wo die Luft in eigenen Oefen bis zum Schmelzpunkte des Bleies erhizt wird, bedurfte man auf 100 Pfd. Roheisen 250,87 Pfd. Kohks, die aus Steinkohlen von St. Etienne bereitet worden waren. Seit der Anwendung der erhizten Luft sank dieser Verbrauch auf 131,82 Pfd. Kohks, und 14,42 Pfd. Steinkohlen, womit die Luft erhizt wird, herab. An mehreren Huͤttenwerken Englands und Schottlands, an denen man die Luft noch uͤber den Schmelzpunkt des Bleies hinaus erhizte, konnte man mit groͤßerer Ersparniß die Kohks durch rohe Steinkohlen ersezen.Man vergleiche hieruͤber den Bericht des Hrn. Gueymard im polyt. Journal Bd. XLIX. S. 189.A. d. R. So ist z.B. an dem Huͤttenwerk von Clyde in Folge dieser Veraͤnderung die taͤgliche Production von 6 auf 9 gestiegen. Dabei kam eine Tonne Roheisen im Jahre 1829 beim Betriebe mit kalter Luft und mit Kohks auf 95 Fr. 86 Cent.; im Jahre 1833 hingegen beim Betriebe mit heißer Luft und mit Steinkohlen nur auf 62 Fr. 42 Cent. In Calder sank der Gestehungspreis einer Tonne Roheisen von 99 Fr. 46 Cent., im Jahre 1833 in Folge der Anwendung von heißer Luft und rohen Steinkohlen auf 62 Fr. 15 Cent. An den Cupoloͤfen oder an den Oefen à la Wilkinson brachte man es durch Anwendung von erhizter Luft innerhalb gleicher Zeit auf eine doppelte Production und auf eine Ersparniß an Brennmaterial und an dem uͤbrigen Kostenaufwande, um beinahe die Haͤlfte. Diese durch lange Erfahrung bewaͤhrten Thatsachen genuͤgen, um zu beweisen, welcher Nuzen wenigstens beim Ausschmelzen des Roheisens aus der Anwendung von heißer Luft erwachsen muß. Von deren Anwendung bei der Dampfkesselfeuerung waren keine so schoͤnen Resultate zu erwarten. Denn der Theorie nach kann 1 Kilogr. Steinkohlen beilaͤufig nur 10 Kilogr. Wasser verdampfen. Da nun durch viele Beobachtungen hergestellt ist, daß man bei einem wohl verstandenen Kesselsysteme, bei einem sorgfaͤltigen Baue und bei guten Steinkohlen mit einem Kilogr. Kohlen uͤber 6 Kilogr. Wasser verdampfen kann; und da man es, wenn man den Angaben trauen darf, selbst auf mehr dann 7 Kilogr. Wasser gebracht hat, so erhellt, daß bei der Kesselfeuerung keine so große Ersparniß mehr zu erzielen war, wie bei dem Hohofenbetriebe. Denn, obiges Verhaͤltniß von 6 zu 9 beibehalten, wuͤrde man hier das theoretische Maximum, naͤmlich 7 zu 10 1/2 erreichen, unter welchem man nothwendig immer bleiben wird, besonders so lange man zur Erzeugung eines gehoͤrigen Luftzuges und zur Erhizung der Luft heiße Luft in den Schornstein eintreten lassen muß. Die Anwendung erhizter Luft scheint daher hauptsaͤchlich bei unvollkommenen pyrotechnischen Apparaten vortheilhafte Resultate zu versprechen. Nimmt man z.B. an, daß man in einem fehlerhaft und schlecht gebauten Kessel mit einem Kilogr. Steinkohlen nur 3 Kilogr. Wasser verdampfen koͤnne, waͤhrend man in einem besseren Kessel mit gleichem Aufwande 6 Kilogr. Wasser zu verdampfen vermag, so wird man in ersterem Falle zur Verdampfung von 1000 Kilogr. Wasser 333 1/3, in lezterem Falle hingegen nur 166 2/3 Kilogr. Steinkohlen beduͤrfen. Sezt man nun die aus der Anwendung von erhizter Luft erwachsende Ersparniß zu 1/3 an, so wird sich fuͤr je 1000 Kilogr. verdampften Wassers in ersterem Falle eine Ersparniß von 111 Kilogr., im zweiten hingegen nur eine von 55 1/2 Kilogr. Steinkohlen ergeben, so daß also bei dem besseren Kessel die Ersparniß um die Haͤlfte geringer seyn wird, als an dem schlechteren. Eine zweite Frage, welche noch erhoben werden kann, betrifft den Zug der Luft. Bei der Anwendung von kalter Luft hat man bisher die Bemerkung gemacht, daß unter uͤbrigens ganz gleichen Umstaͤnden jene Kessel, deren Oefen den staͤrksten Zug hatten, innerhalb einer bestimmten Zeit und mit einer gegebenen Quantitaͤt Steinkohlen die groͤßte Menge Wasser verdampften; daß das Brennmaterial um so besser brannte, je staͤrker der Zug war; und daß die Geschwindigkeit des Luftzuges in dem Maaße stieg, als die Temperatur im Inneren des Schornsteins zunahm: woraus man denn den Schluß zog, daß man, um eine gute Verbrennung oder Verdampfung zu erzielen, die Temperatur im Schornstein nicht zu sehr erniedrigen darf. Wenn zum Erhizen der kalten, zur Speisung des Feuers bestimmten Luft die verbrannte Luft vor ihrem Eintritte in den Schornstein benuzt wird, so scheint es, als ob diese verbrannte Luft nur mit einer weit niedrigeren Temperatur, als sie ohne Anwendung des Apparates gehabt haͤtte, in den Schornstein gelangen koͤnnte; allein, wenn man bedenkt, daß der groͤßere Theil des der verbrannten Luft entzogenen Waͤrmestoffes an die in die Feuerstelle gelangende Luft abgegeben wird, und daß hiedurch auf der Feuerstelle selbst eine raschere Absorption, eine vollkommenere Verbrennung und eine weit hoͤhere Temperatur erzeugt wird, so wird man finden, daß die geringe Menge des dem Schornsteine entzogenen Waͤrmestoffes reichlich ersezt wird. Erwaͤgt man, daß durch die Speisung der Heizstelle mit heißer Luft die Intensitaͤt der Hize auf dieser erhoͤht werden muß, und daß mithin in Folge der großen Differenz zwischen der Temperatur der Heizstelle und jener des im Kessel befindlichen Wassers innerhalb einer bestimmten Zeit mehr Waͤrmestoff von dem Wasser absorbirt werden muß, so kann man im Voraus den Schluß ziehen, daß aus der Anwendung von erhizter Luft bei den gewoͤhnlichen Kesselfeuerungen ein Vortheil erwachsen muß, der, wenn auch geringer als an den Hohoͤfen, doch immer noch sehr betraͤchtlich ist. Nunmehr zu den Versuchen, von denen die beiden ersteren bei den HH. André Koͤchlin und Comp. an dem blechernen Kessel einer Dampfmaschine von 20 Pferdekraͤften und mit niederem Druke angestellt wurden. Zur Feuerung verwendete man Steinkohlen von Ronchamp, und zwar zur Haͤlfte von erster und zur Haͤlfte von zweiter Qualitaͤt; sie wurden in unserer Gegenwart abgewogen. Das Einsteigloch blieb bestaͤndig offen; bei ihm entwich der Dampf und bei ihm wurde auch das Wasser eingetragen, um den Wasserstand im Kessel so viel als moͤglich immer auf gleichem Niveau zu erhalten. Nachdem das Wasser zum Kochen gebracht worden war, reinigte man den Heerd, und begann die Heizung mit den im Voraus abgewogenen Steinkohlen. Erster Versuch. Mit kalter Luft. Dauer 2 3/4 Stunden. Man brauchte 40 Minuten, um das Wasser zum Sieden zu bringen. 362 Kilogr. Steinkohlen verdampften 1425 Kilogr. Wasser, wonach auf 1 Kilogr. von ersteren 3,92 Kilogr. Dampf kamen. Die gaͤnzlich verbrannte Steinkohle gab 105 Kilogr. oder 29 Proc. Schlake. Zweiter Versuch. Mit heißer Luft. Dauer 3 Stunden. Das Wasser kam schon in 10 Minuten zum Sieden. 372 Kilogr. Steinkohlen verdampften 2070 Kilogr. Wasser, wonach auf 1 Kilogr. Kohlen 5,70 Kilogr. Dampf kamen. Als Schlakenruͤkstand blieben 94 Kilogr. oder 26 Proc. Wir konnten den Hizgrad, den die Luft hatte, nicht messen; gewiß befand sie sich jedoch unter dem Schmelzpunkte des Bleies, da mehrere in den Luftstrom gebrachte Stuͤkchen Blei nicht in Fluß kamen. Da 1 Kilogr. Steinkohlen mit kalter Luft nicht ganz 4 Kilogr. Dampf gab, und dabei einen Schlakenruͤkstand von 29 Proc. ließ, so konnte man schließen, daß das System, nach dem der Kessel gebaut war, fehlerhaft und die Steinkohle von sehr mittelmaͤßiger Guͤte war. Um sich von lezterer zu uͤberzeugen, wurden an zwei verschiedenen Kesseln mit Kohlen, die von einem und demselben Haufen genommen wurden, Versuche angestellt. Einer dieser Kessel, der sich auf der Bleiche der HH. Schlumberger, Koͤchlin u. Comp. befand, aus Kupferblech bestand, und mit niederem Druk arbeitete, bildete einen Cylinder von 20 Fuß Laͤnge, 5 Fuß im Durchmesser, und hatte zwei quer durch ihn laufende Siederoͤhren. Dritter Versuch. Mit kalter Luft. Dauer 3 Stunden. 300 Kilogr. Steinkohlen verdampften 1600 Kilogr. Wasser, oder 1 Kilogr. Kohlen gab 5,33 Kilogr. Dampf. Die Kohlen ließen nach gaͤnzlicher Verbrennung nur 60 Kilogr. Schlaken, d.h. 20 anstatt 29 Proc. Der andere Kessel, der sich in der Spinnerei der HH. Schlumberger, Koͤchlin und Comp. befand, gehoͤrte einer Dampfmaschine von 20 Pferdekraͤften, welche mit einem Druke von 2 1/2 bis 3 1/2 Atmosphaͤren arbeitete; er bestand aus Gußeisen, hatte eine cylindrische Gestalt, und unterhalb zwei Siederoͤhren aus Eisenblech. Das Einsteigloch blieb gleichfalls bestaͤndig offen. Vierter Versuch. Mit kalter Luft. Dauer 2 3/4 Stunden. 362 Kilogr. Steinkohlen verdampften 1737,60 Kilogr. Wasser, oder 1 Kilogr. Kohlen gab 4,80 Kilogr. Dampf. Nach gaͤnzlicher Verbrennung waren 76 Kilogr. oder 21 Proc. Schlaken geblieben. Die weiteren Versuche wurden mit dem lezteren Kessel mehr im Großen angestellt, und waͤhrend der Dampf der Maschine, die mit einem Druke von beilaͤufig 3 Atmosphaͤren arbeitete, zugefuͤhrt ward. Zur Feuerung wurden Steinkohlen von verschiedener Qualitaͤt genommen. Die Speisung des Kessels geschah theils mit kaltem Wasser von 9 bis 10°, theils mit Wasser, welches in einem zweiten Kessel, um den die heiße Luft vor ihrem Entweichen in den Schornstein circulirte, vorher auf 80 bis 90° C. erhizt wurde. Die zwischen dem Mantel und den Cylindern verdichtete Quantitaͤt Dampf, welche als Wasser an den Kessel zuruͤkkehrte, wurde bei saͤmmtlichen Versuchen ganz vernachlaͤssigt, da wir keine zum Abschaͤzen derselben geeignete Vorrichtung hatten. Das Speisungswasser wurde mittelst des Wasser-Reservoirs, welches vorher genau geeicht worden war, gemessen. Wir nahmen beim Beginne eines jeden Versuches sorgfaͤltig die Hoͤhe des Wassers im Kessel, und stellten am Schlusse der Arbeit dieses Niveau jedes Mal wieder her. Zur Speisung des Heerdes diente ein Speisungsapparat, der das Kohlenklein aufgab, waͤhrend die groben Kohlen durch die Feuerthuͤr eingetragen wurden. Fuͤnfter Versuch. Mit kalter Luft. Dauer 14 1/2 Stunden. Speisungswasser zu beilaͤufig 80° C. Steinkohle von Saarbruͤck, zur Haͤlfte klein, zur Haͤlfte grob. 3375 Pfd. davon verdampften 20,700 Pfd. Wasser; 1 Kilogr. lieferte also 6,02 Kilogr. Dampf. Der Schlakenruͤkstand betrug 440 1/2 Pfd. oder 13 Proc. Sechster Versuch. Dauer 13 Stunden. Speisungswasser zu beilaͤufig 80°. Steinkohle von Saarbruͤck, zu 2/3 klein und 1/3 grob. 3100 Pfd. davon verdampften 18,800 Pfd. Wasser, wonach auf 1 Kilogr. Steinkohlen 6,06 Kilogr. Dampf kamen. Als Ruͤkstand blieben 353 Pfd. oder 11 Proc. Schlaken. Siebenter Versuch. Dauer 14 Stunden. Kaltes Speisungswasser von 8 oder 9°. Steinkohlen von Saarbruͤck, zur Haͤlfte klein und zur Haͤlfte grob. 3950 Pfd. davon verdampften 21,300 Pfd. Wasser, so daß auf 1 Kilogr. Kohlen 5,39 Kilogr. Dampf kamen. Als Ruͤkstand verblieben 497 Pfd. oder 12 Proc. Schlaken. Achter Versuch. Dauer 14 Stunden. Speisungswasser von beilaͤufig 80°. Steinkohle von St. Etienne, durchaus klein. 3400 Pfd. davon verdampften 20,500 Pfd., mithin gab 1 Kilogr. Kohlen 6,03 Kilogr. Dampf. Der Schlakenruͤkstand betrug 395 Pfd. oder 11 1/2 Proc. Neunter Versuch. Dauer 13 1/2 Stunden. Kaltes Speisungswasser von 8 bis 10°. Steinkohle von St. Etienne, durchaus klein. 3900 Pfd. davon verdampften 20,300 Pfd. Wasser, wonach auf 1 Kilogr. Kohlen 5,20 Kilogr. Dampf kommen. Der Ruͤkstand an Kohlenschlaken betrug 439 Pfd. oder 11 Proc. Zehnter Versuch. Dauer 13 1/3 Stunden, 1/3 Steinkohlen klein von St. Etienne, 2/3 von Ronchamp, wovon die eine Haͤlfte von erster und die zweite Haͤlfte von zweiter Qualitaͤt. 3800 Pfd. davon verdampften 21,400 Pfd. Steinkohlen, so daß 1 Kilogr. Kohle 5, 55 Kilogr. Dampf lieferte. Der Schlakenruͤkstand betrug 710 Pfd. oder 18 Proc. Aus diesen Versuchen kann man den Schluß ziehen: 1) daß 1 Kilogr. reiner Steinkohle von Saarbruͤck und von St. Etienne 6 Kilogr. Wasser verdampfte, wenn man die heiße Luft um einen zweiten Kessel circuliren ließ, bevor man ihr in den Schornstein uͤberzugehen gestattete; und wenn man den Kessel mit Wasser welches bereits bis nahe an 80° des 100 gradigen Thermometers erhizt war. 2) daß, wenn man 1/3 Steinkohle von Saarbruͤck mit 2/3 Steinkohle von Ronchamp vermengte, auf 1 Kilogr. dieses Gemenges 5 1/2 Kilogr. verdampftes Wasser kamen. 3) daß, wenn man kaltes Speisungswasser anwendete, reine Saarbruͤcken Steinkohle und reine Steinkohle von St. Etienne per Kilogramm Kohle 5 1/3 Kilogr. Wasser verdampfte. Obschon aus einer Vergleichung dieser Versuche hervorgeht, daß die mit kalter Luft gespeisten Heerde bei einer Kesselspeisung mit kaltem Wasser Resultate gaben, die jenen des mit heißer Luft gespeisten Kessels kaum nachstanden; und daß die Kessel, welche mit Wasser von 80° gespeist wurden, und an deren Heerd kalte Luft zugefuͤhrt wurde, selbst vorteilhaftere Resultate lieferten, so laͤßt sich daraus doch noch durchaus kein Schluß gegen das Princip der Speisung der Heerde mit heißer Luft ziehen. Es hat vielmehr den Anschein, daß bei dem ersten dem Versuche unterworfenen Apparate das System des Kessels und vielleicht auch die Dimensionen und Einrichtungen des Rauchfanges und der Feuerzuͤge fehlerhaft waren. Da die Commission wußte, daß in Kuͤrze in der Fabrik der HH. Dollfus, Mieg und Comp. ein neuer Apparat an einem anders eingerichteten Kessel angebracht werden sollte, so hat die Commission auch die an diesem sich ergebenden Resultate abwarten wollen. Diese lauten nun folgender Maßen. Bei Anwendung von kalter Luft verbrauchte man am 2. Dec. 1835    7130 Pfd. Steinkohlen von Gémonval. 3.   –       –    7130   –       –               –           – 4.   –       –    6800   –       –               –           – 5.   –       –    7130   –       –               –           – –––––– Summa 28,290 Pfd. Dieß gibt also im mittleren Durchschnitte einen taͤglichen Verbrauch von 7072 1/3 Pfd. Mit heißer Luft von   50° R. hingegen verbr. man am   9. Dec. 1835 v. ders. Kohle 5980 Pfd. 101° –       –             –         – 10.   –       –       –         – 5750 – 120° –       –             –         – 11.   –       –       –         – 5636 – 130° –       –             –         – 12.   –       –       –         – 5395 – Man hofft die Temperatur der zur Speisung dienenden Luft auf 150° erhalten zu koͤnnen; allein selbst wenn man nur eine Temperatur von 130° annimmt, wuͤrde sich die Ersparniß immer noch verhalten wie 7072 : 5395 = 100,76 oder 24 Proc. gleichkommen. Wir glauben uͤbrigens, daß der Apparat noch laͤnger arbeiten muͤsse, bevor man wagen darf, begruͤndete Schluͤsse aus dessen Leistungen zu ziehen. Nur so viel scheint schon jezt hergestellt, daß die heiße Luft unter uͤbrigens ganz gleichen Umstaͤnden an den Dampfkesseln mit großem Vortheile benuzt werden kann; daß sich diese Vortheile um so augenscheinlicher ergeben werden, je fehlerhafter die Kessel gebaut sind; und endlich, daß man auf diese Weise in Stand gesezt wird, selbst ganz schlechte Steinkohlen mit gutem Erfolge zu benuzen. II. Bericht des Hrn. Leonhard Schwartz. Seit den im Jahre 1835 angestellten Versuchen wurden mehrere Apparate zur Heerdspeisung mit heißer Luft gebaut. Die Commission hat deren Eigenthuͤmer bewogen, vergleichsweise Versuche mit denselben anzustellen. Die Resultate dieser lauten wie folgt. 1. Versuch bei den HH. Schlumberger, Koͤchlin und Comp. Der aus Kupferblech von 3 Linien in der Dike gebaute Dampfkessel, welcher zum Heizen einer Faͤrberei diene, besteht aus einem Cylinder von 5 Fuß im Durchmesser und 20 Fuß Laͤnge; mitten durch ihn laufen zwei Roͤhren, jede von 15 Zoll im Durchmesser. Das Feuer zieht laͤngs des Bodens des Kessels hin, kehrt dann durch die seitlichen Canaͤle, welche sich zur Rechten und zur Linken befinden, zuruͤk, um endlich, nachdem es durch die beiden erwaͤhnten Roͤhren gestroͤmt ist, in den Schornstein zu gelangen. In Hinsicht auf den Schornstein ist der Kessel so eingerichtet, daß man zwischen den beiden Heizmethoden Versuche anstellen kann, ohne daß Nachtheile fuͤr den Kessel oder fuͤr den Schornstein daraus erwachsen. 30 Fuß hoch uͤber dem Kessel sind zwei zur Speisung des Kessels dienende Wasserbehaͤlter angebracht, welche einzeln gefuͤllt und geleert werden koͤnnen, und in denen der Wasserstand mittelst eines Schwimmers regulirt und auf gleicher Hoͤhe erhalten wird. Der runde Schornstein hat 100 Fuß Hoͤhe; sein Durchmesser betraͤgt an der Basis 3 und am oberen Ende 2 Fuß; der Rost hat eine Oberflaͤche von 20 Quadratfuß, und man kann darauf stuͤndlich 4 Cntr. Steinkohlen verbrennen. Der Zug ist gut; das Feuer weiß, und die Steinkohlen werden gut verbrannt. Dieser Apparat gab bei den Versuchen, welche eine Woche lang Tag und Nacht dauerten, folgende Resultate: Mit kalter Luft. Temperatur des Rauchfanges 350° Celsius. Nr. 1 2000 Kilogr. Steinkohlen von Saarbruͤck von mittlerer Qualitaͤt verdampften 10,000 Kilogr. Wasser. Nr. 2 2000 Kilogr. Steinkohlen von Blanzy von geringerer Qualitaͤt verdampften 8000 Kilogr. Wasser. Mit heißer Luft. Temperatur der Luft 100°. Nr. 3. 2000 Kilogr. Steinkohlen von Saarbruͤck verdampften 10,600 Kilogr. Wasser. Nr. 4. 2000 Kilogr. Steinkohlen von Blanzy verdampften 8480 Kilogr. Wasser. Es ergab sich also zu Gunsten der heißen Luft ein Vortheil von 6 Proc. 2. Versuch bei den HH. Dollfus, Mieg und Comp. Der dem Versuche unterworfene Dampfkessel aus Eisenblech speist eine Dampfmaschine von 24 Pferdekraͤften, welche mir einem Druke von 2 1/2 Atmosphaͤren arbeitet, und zum Betriebe einer Maschinenweberei dient. Man verbrauchte bei Anwendung von kalter Luft in 76 Arbeitsstunden 283 Demihectol. oder 11,320 Kilogr. Steinkohlen von Blanzy, wonach also 3,72 Demihectol. oder 148,80 Kilogr. auf die Arbeitsstunde kommen. Mit heißer Luft verbrauchte man in 78 Arbeitsstunden 250 Demihectol. oder 10,000 Kilogr. derselben Steinkohle, so daß auf eine Arbeitsstunde nur 3,20 Demihectol. oder 128 Kilogr. kamen. Hieraus ergibt sich demnach zu Gunsten der heißen Luft eine Ersparniß von 14 Proc. Dieß wird auch allgemein anerkannt, denn alle jene Fabrikbesitzer, welche an ihren Kesselfeuerungen einen Apparat mit heißer Luft anbrachten, geben zu, daß ihnen ein wesentlicher Vortheil daraus erwuchs, und daß daher der neue Apparat als eine wahre Verbesserung zu betrachten ist. Ueber die Zahl, welche diese Ersparniß repraͤsentirt, konnte man sich bisher noch nicht vereinigen; nur so viel ist gewiß, daß sie an guten, mit kalter Luft gespeisten Heerden verhaͤltnißmaͤßig geringer ist, als an schlechten. Das mit heißet Luft gespeiste Feuer hat eine kuͤrzere, aber weißere, und also intensivere Flamme; auch wird das Brennmaterial vollkommener verbrannt. Besonders auffallend zeigt sich dieß an Steinkohlen von schlechter Qualitaͤt, die man bei Anwendung heißer Luft weit vorteilhafter benuzen kann. Da naͤmlich die Luft wenigstens 300° haben muß, um sich mit dem Brennstoffe verbinden zu koͤnnen, so ist gewiß, daß Luft, welche mit 100 anstatt mit 10° in den Heerd gelangt, die zu ihrer Zersezung noͤthige Temperatur von 500° weit schneller erreichen wird. Es ist wohl anzunehmen, daß es mehrere Wege gibt, dem Heerde eines Dampfkessels eine solche Einrichtung zu geben, daß eine vollkommene Verbrennung eintritt, und daß die Waͤrme des Rauches in solchem Grade absorbirt wird, daß derselbe im Schornsteine nur mehr so viele Grade andeutet, als der Apparat mit heißer Luft hat, nachdem dieser dem Rauche seinen Waͤrmeantheil entzogen. Allein, da man nicht immer im Stande ist, alle hiezu noͤthigen Umstaͤnde und Bedingungen zu vereinigen, so wird es immer gut seyn, sich des heißen Luftapparates zu bedienen, sobald man merkt, daß der Schornstein eine hoͤhere Temperatur hat, als zur Erzielung des gehoͤrigen Zuges noͤthig ist. Haͤtte der Heerd hingegen wegen zu enger Oeffnung des Schornsteines oder der Rauchzuͤge einen zu schwachen Zug, so waͤre der erwaͤhnte Apparat nicht an seinem Orte; sondern man muͤßte vielmehr ganz entgegengesezte Mittel anwenden: d.h. man muͤßte eine groͤßere Hize im Schornsteine erzeugen, oder was noch besser waͤre, dessen Dimensionen abaͤndern. Dieß ist Alles, was die Commission uͤber den von Hrn. Risler vorgeschlagenen Apparat auszusprechen wagt, bis weitere Erfahrungen damit gemacht worden sind. In Fig. 46 bis 50 sieht man den Apparat, welcher in der Fabrik der HH. Schlumberger, Koͤchlin und Comp. zur Erhizung der Luft, womit die Kesselfeuerung unterhalten wird, dient; und zwar in Fig. 46 in einem senkrechten Durchschnitte des Kessels, nach der Linie A, B des Grundrisses Fig. 48. In Fig. 47 in einem senkrechten Durchschnitte des Roͤhrencanals nach der Linie C, D des Grundrisses Fig. 49. Fig. 48 ist ein horizontaler Grundriß des Kessels nach der Linie E, F in Fig. 48. Fig. 49 ist ein solcher Grundriß des Roͤhrencanals nach der Linie G, H in Fig. 47. Fig. 50 endlich ist ein horizontaler Durchschnitt des Mauerwerkes des Roͤhrencanals nach der Linie K, L in Fig. 47. An allen diesen Figuren sind gleiche Theile mit gleichen Zahlen bezeichnet. 1 ist der Dampfkessel; 2 sind die inneren Roͤhren, durch welche der Rauch stroͤmt, wenn er aus den Feuerzuͤgen 3 ausstroͤmt. Durch den Canal 4 begibt sich der Rauch in den Roͤhrencanal 5, in dem er um die Heberroͤhren 6 und 7 circulirt, um die in diesen enthaltene Luft zu erhizen, und um sich endlich durch die Oeffnung 9 in den Rauchfang 8 zu begeben. Durch die beiden, in dem Mauerwerke des Roͤhrencanals angebrachten Oeffnungen 10,10 wird die aͤußere kalte Luft den Roͤhren 7 zugefuͤhrt, damit sie in diesen in Folge der Erwaͤrmung emporsteige; und damit sie dann wieder in den Roͤhren 6 herabstroͤme, um endlich in dem Canale 11 unter den Rost des Kessels zu gelangen. Die von Fig. 51 bis 55 gegebenen Abbildungen dienen zur Erlaͤuterung des in der Fabrik der HH. Dollfus, Mieg und Comp. errichteten Apparates. Fig. 51 zeigt einen horizontalen Durchschnitt des Kessels mit dem Rauchfange und dem Luftheizungsapparate nach der in Fig. 52 angedeuteten Linie e, f; waͤhrend Fig. 52 einen senkrechten Durchschnitt desselben Apparates nach den in Fig. 51 angedeuteten Linien a, b und c, d vorstellt. Fig. 53 ist ein senkrechter Durchschnitt des Roͤhrencanals nach der Linie g, h in Fig. 51. Fig. 54 ist ein horizontaler Durchschnitt oder ein Grundriß desselben nach der Linie g, h, welche man in Fig. 51 bemerkt; man ersieht hieraus die Anordnung der Oeffnungen, durch welche die aͤußere Luft in die Heber gelangt. Fig. 55 endlich ist ein Aufriß des Kessels nach der in Fig. 51 angedeuteten Linie l, m. An allen diesen Figuren ist 1 der mit drei Siedroͤhren ausgestattete Kessel. 2 und 3 sind die um den Kessel herum gefuͤhrten Feuer- oder Rauchzuͤge, an deren Muͤndung der Rauch in den großen Canal 4 tritt. Lezterer laͤuft unten durch den Rauchfang 5, und laͤßt den Rauch in den Roͤhrencanal 6 gelangen, wo er, indem er um die Heberroͤhren 7 circulirt, die in diesen enthaltene Luft erhizt, damit dieselbe erhizt durch die Muͤndung 8 in den Rauchfang 5 gelange. Die in dem Mauerwerke des Canals 6 angebrachten Oeffnungen 9 lassen die aͤußere Luft in die aufsteigenden Arme der Heber 7 gelangen. Bei dem Austritte aus diesen begibt sie sich in den aus drei gußeisernen Platten bestehenden Kasten 10, und von hier aus durch den Canal 11, welcher eine schwache Neigung hat, und der durch ein gemauertes Gewoͤlbe von dem Feuerzuge 4 getrennt ist, unter den Rost. Von diesen Oeffnungen 9 dienen zwei, welche von gleichen Dimensionen sind, zur Speisung von je zwei Hebern oder Roͤhren; waͤhrend die dritte, welche kleiner ist, nur zur Speisung der einzigen Heberroͤhre 12 dient. Leztere unterscheidet sich von den uͤbrigen nur dadurch, daß ihr aufsteigender Arm durch den gußeisernen Kasten tritt, um an die Oeffnung 9 zu gelangen, waͤhrend die aufsteigenden Arme der anderen Heber seitlich von diesem Kasten angebracht sind. Die Heberroͤhren bestehen in ihrer ganzen Laͤnge aus Eisenblech von einer halben Linie Dike; nur am Grunde hat dieses Blech bis auf eine Hoͤhe von beilaͤufig 3 Fuß gegen eine Linie in der Dike, weil es daselbst einer staͤrkeren Hize ausgesezt ist. Man kann uͤbrigens diesen dikeren Theil wohl auch aus Gußeisen verfertigen. Doch scheint die Abnuͤzung nicht groß, da nach nunmehrigem mehrjaͤhrigem Dienste weder an den blechernen noch an den gußeisernen Theilen eine solche zu bemerken ist.

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