Titel: Bericht des Hrn. Mallet über einen nach de Prony verfertigten dynamometrischen Zaum von Hrn. de Saint-Léger, Bergingenieur in Rouen.
Fundstelle: Band 65, Jahrgang 1837, Nr. LXII., S. 285
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LXII. Bericht des Hrn. Mallet uͤber einen nach de Prony verfertigten dynamometrischen Zaum von Hrn. de Saint-Léger, Bergingenieur in Rouen. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Junius 1837, S. 211. Ueber Prony's dynamometrischen Zaum. Hr. de Saint-Léger hat in der Ueberzeugung, daß aus der Anwendung des dynamometrischen Zaumes de Prony's zum Messen der Kraft der Dampfmaschinen im Vergleiche mit der verbrauchten Kohlenmenge, oder zur Bemessung der Genauigkeit der von einem gut eingerichteten und gut gehandhabten Apparate dieser Art gelieferten Resultate Vortheile erwachsen duͤrften, dieser lezteren Bedingung zu entsprechen gesucht. Es war dieß auch das Einzige, was noch zu thun uͤbrig blieb, nachdem das Princip des erwaͤhnten Instrumentes von einem der ersten Gelehrten Europa's aufgestellt, und spaͤter allgemein anerkannt wurde. Der von der Gesellschaft ernannte Ausschuß begab sich in die Wertstatten des Hrn. Pauwels, der zur Pruͤfung des fraglichen Apparates eine Hochdruk-Dampfmaschine von 12 Pferdekraͤften mit Doppelwirkung, mit Absperrung beim fuͤnften Theile des Kolbenhubes und ohne Condensator zur Disposition gestellt hatte. Der Durchmesser des Kolbens betrug 0,537 M.; die Laͤnge seiner Bahn 0,99; die gewoͤhnliche Zahl der Umgaͤnge des Schwungrades 30. Die Maschine arbeitete gewoͤhnlich unter einem Druke von 6 Atmosphaͤren. Der Zaum wurde an der Welle des Schwungrades, und beilaͤufig 1,60 Met. von dem vorderen Theile des Rahmens, in welchem die Kurbel, die ihm die rotirende Bewegung gibt, spielt, angebracht. Er bestand in der Hauptsache aus einem gußeisernen Drehlinge (lanterne) von 60 Centimetern im Durchmesser, welcher sich zwischen zwei hoͤlzernen Anwellen oder Zapfenlagern, einem oberen und einem unteren, bewegte. Auf dem oberen war ein Hebelarm angebracht, an dessen Ende ein Kreisbogen befestigt war, an den sich tangentiell eine an dem Ende des erwaͤhnten Hebelarmes festgemachte Schnur anlegte, waͤhrend sich eine zweite Schnur, die zwar gleichfalls an diesem Hebelarme, aber in einiger Entfernung von seinem Ende befestigt war, ebenfalls, jedoch in entgegengesezter Richtung an den Kreisbogen anlegte, und nachdem sie diesen nach der Tangente verlassen hatte, uͤber eine Rolle lief, welche an einem hoͤher gelegenen Punkte fixirt war. Jede dieser Schnuͤre endigte sich in eine mit Gewichten belastete Platte. Das untere Zapfenlager bestand aus Bogenrundungen, um welche ein eisernes Band lief, das den an dem oberen Zapfenlager befestigten Hebelarm durchdrang, und indem es uͤber diesen hinausragte, an dessen Ende einen mit einem Schraubengange versehenen Theil darbot. An lezterem wurden Schraubenmuttern angebracht, die, je nachdem sie angezogen oder abgeschraubt wurden, das Gleichgewicht zwischen der Kraft, welche die Reibung des Drehlings an den Zapfenlagern zu uͤberwinden strebte, und dem Widerstaͤnde herstellten. Zu beiden Seiten war zwischen dem oberen und dem unteren Zapfenlager ein Raum gelassen. Ein von Hrn. de Saint-Léger erfundener Zaͤhler deutete die Zahl der Umgaͤnge oder die Geschwindigkeit an, welche die Maschine der Welle, die den erwaͤhnten Widerstand zu uͤberwinden hatte, mittheilte. Eine Sprize, welche von dem mit deren Handhabung beauftragten Arbeiter auf das Innere des Drehlinges gerichtet wurde, diente zur fortwaͤhrenden Abkuͤhlung dieses Theiles. Ein anderer Arbeiter benuzte von Zeit zu Zeit den zwischen den beiden Zapfenlagern gelassenen Raum, um den sich reibenden Theil des Drehlinges mit Talg und Graphit zu schmieren. Ein dritter Arbeiter endlich suchte, indem er die erwaͤhnten Schraubenmuttern anzog oder nachließ, den Hebelarm des oberen Zapfenlagers in einer mit dem Horizonte parallelen Flaͤche zu erhalten. Hr. de Saint-Léger leitete, da er erkannte, daß die Angaben des Manometers nicht mit jenen der Ventile des Kessels uͤbereinstimmten, von lezteren den Druk des Dampfes im Kessel ab; und zwar so genau, als es die von ihm befolgte Art des Calculs gestattete. Zwei Personen endlich, naͤmlich an der einen Seite Hr. Saulnier, und an der anderen Hr. Delamotte, zeichneten gleichzeitig die Elemente zur Berechnung des Nuzeffectes der Maschine auf, wobei sie sich sowohl unter sich als auch mit Hrn. de Saint-Léger in Einklang sezten. Dieselben wohnten auch der Verificirung des Zustandes des Ofens und dem Abwaͤgen der vom Anfange bis zum Ende des Versuches verbrauchten Kohle bei. Erstere veranlaßte anfaͤnglich keinerlei Bemerkungen; allein am Schlusse des Versuches ergaben sich Zweifel uͤber die Frage: ob der Ofen in demselben Zustande war, wie am Anfange? und ob sich nach dem Schluͤsse eben so viel Kohle im Ofen befand, wie beim Beginne. Auch war man der Meinung, daß, wenn auch die Dauer des Versuches zu einer genauen Messung der Kraft der Maschine ausreichte, sie doch keineswegs in Hinsicht auf eine gehoͤrige Schaͤzung der zur Erzielung dieser Kraft verbrauchten Quantitaͤt Kohle genuͤgend gewesen feyn duͤrfte, indem der bei dieser Schaͤzung obwaltende Irrthum um so groͤßer seyn muß, je kuͤrzer die Dauer des Versuches ist. Uebrigens gewaͤhrt das Instrument des Hrn. de Saint-Léger unter lezterem Gesichtspunkte betrachtet den Vortheil, daß man die Dauer des Versuches um so viel verlaͤngern kann, als zur Vermeidung aller Irrthuͤmer noͤthig ist. Die von Hrn. de Saint-Léger waͤhrend des Versuches aufgezeichneten Noten sind in folgender Tabelle enthalten. Textabbildung Bd. 65, S. 287 Nummer; Stunde des Tages; Zeit des Versuches; Zahl der Umgaͤnge; Manometer; Schwimmer; Koyle; Bemerkungen; St. Min.; Kilogr.; Maschine von angeblich 12 Pferdekraͤften und mit einer Geschwindigkeit von 30 Umgaͤngen in der Minute; Hub des Kolbens 0,99; Durchmesser 0,337 Met.; Spannung des Dampfes im Kessel etwas uͤber 6 Atmosph.; Gesammtbelastung der Platte; Davon ab; Wonach; verbrannt 75 Kilogr.; NPR = 13 Pferdekraͤften. Gute Steinkohle von Mons Der Ausschuß machte sichs uͤbrigens nicht zur Aufgabe, den Verbrauch an Kohlen zu verificiren; er suchte nur zu ermitteln, ob mit der von Hrn. de Saint-Léger angegebenen Vorrichtung die Kraft der Dampfmaschinen oder anderer Triebkraͤfte mit hinreichender Genauigkeit gemessen werden koͤnne. Er hat die Gewißheit erlangt, daß sie in dieser Hinsicht vollkommen entspricht.