Titel: Ueber die Anwendung des Wasserdampfes zur Ersparung an Brennmaterial; von Dr. Andrew Fyfe.
Fundstelle: Band 66, Jahrgang 1837, Nr. XXVIII., S. 143
Download: XML
XXVIII. Ueber die Anwendung des Wasserdampfes zur Ersparung an Brennmaterial; von Dr. Andrew Fyfe. Aus dem Edinburgh new Philosophical Journal. Julius 1837, S. 173. Fyfe, uͤber die Anwendung des Wasserdampfes etc. Es ist schon lange bekannt, daß wenn Wasserdampf bei Ausschluß der Luft uͤber rothgluͤhende Holzkohle geleitet wird, sich eine brennbare Gasart entbindet, welche von einigen Chemikern als ein Kohlenwasserstoff betrachtet wurde. Ich habe uͤber diesen Gegenstand Versuche angestellt, theils um die Zusammensezung der Gasart auszumitteln, theils auch um zu erfahren, welche Wirkung der Wasserdampf auf die gewoͤhnlichen Brennmaterialien waͤhrend ihrer Verbrennung hat. Die Gasart, welche man erhaͤlt, wenn Wasserdampf uͤber weißgluͤhende Holzkohle geleitet wird, wurde zuerst von Cruickshank und dann von Berthollet untersucht; jener war geneigt sie als eine Verbindung von Kohlenstoff, Wasserstoff und Wasser zu betrachten; 100 Kubikzoll derselben (welche 14,5 Gr. wiegen) enthalten naͤmlich nach ihm 4 Gr. Kohlenstoff, 1,3 Wasserstoff und 9 Wasser, waͤhrend Berthollet aus seinen Versuchen schloß, daß sie aus 5 Gewichtstheilen Kohlenstoff und 4 Wasserstoff besteht. Aus diesen abweichenden Resultaten muß man schließen, daß entweder die Zusammensezung des entstehenden Gases nach seiner Bereitungsart eine verschiedene ist, oder daß die Versuche wegen der unvollkommenen analytischen Methoden der damaligen Zeit auf irrige Folgerungen fuͤhrten. Zu meinen Versuchen verschaffte ich mir das Gas dadurch, daß ich Wasserdampf durch eine Porzellanroͤhre leitete, welche an einigen Stellen mit Holzkohle und an anderen mit Kohks ausgestopft und in einem Ofen der Rothgluͤhhize ausgesezt war; dabei gebrauchte ich jedoch immer die Vorsicht, daß ich die Roͤhre einige Zeit im Gluͤhen erhielt, ehe ich den Dampf hineinstroͤmen ließ. Das Gas wurde gewoͤhnlich uͤber einer Wasserwanne aufgefangen. Anfangs war es etwas undurchsichtig, wurde aber bald durchsichtig. In Beruͤhrung mit Kalkwasser verminderte es sein Volum und das Wasser truͤbte sich, ein Beweis, daß es Kohlensaͤure enthaͤlt. In einem Falle, wo ich das Gas uͤber Queksilber sammelte, betrug die Volumverminderung durch Kalkwasser 18 Proc. Nach Abscheidung der Kohlensaͤure war das specifische Gewicht des Gases in der Regel ungefaͤhr 470; manchmal war es etwas groͤßer, uͤberstieg jedoch nie 480. In Beruͤhrung mit Luft erhizt, verbrennt es mit einer blauen Flamme, Kohlensaͤure und Wasser erzeugend, was beweist, daß es Kohlenstoff und Wasserstoff enthaͤlt. Bei seiner Verbrennung unterscheidet es sich vom leichten Kohlenwasserstoffgase (Sumpfluft) nicht nur im Aussehen der Flamme, sondern auch dadurch, daß es ein anderes Verhaͤltniß von Luft und Sauerstoff erfordert. Das leichte Kohlenwasserstoffgas laͤßt sich durch den elektrischen Funken nicht mehr entzuͤnden, wenn es mit mehr als 2 1/4 Sauerstoff vermischt ist, waͤhrend dieses Gas selbst mit seinem vierfachen Volum Sauerstoff gemischt, noch entzuͤndet werden kann. Eigenthuͤmlich ist auch die Wirkung des Platinschwamms auf dasselbe; treibt man naͤmlich das Gas gegen den Schwamm, so wirken sie bei der gewoͤhnlichen Temperatur nicht auf einander, ist aber der Schwamm vorher erhizt worden, so entzuͤndet er das Gas. Auf ein Gemisch von gleichen Theilen Gas und Sauerstoff wirkt der Schwamm auch nicht, ohne daß er vorher erhizt worden ist. Obgleich der Platinschwamm nicht unmittelbar auf das Gas wirkt, so beginnt doch die Wirkung auch bei gewoͤhnlicher Temperatur nach einiger Zeit, denn die Mischung explodirte mir in einem Falle nach vier und in einem anderen nach zwei Tagen. Diese Versuche beweisen also offenbar, daß sich das Gas in seinem Verhalten zum Platinschwamme vom leichten Kohlenwasserstoffgase unterscheidet, denn wenn lezteres mit Sauerstoff vermischt wird, so wirkt derselbe nach Henry selbst bei einer Temperatur von 555° F. nicht darauf. Vermischt man das Gas uͤber Wasser mit Chlor, so erfolgt keine Einwirkung davon in der Dunkelheit; im Sonnenlicht aber bilden sich Salzsaͤure und Kohlensaͤure. Die Verdichtung ist nicht immer gleich; in keinem Falle verzehrt jedoch das Gas so viel Chlor wie der leichte Kohlenwasserstoff, welcher zur vollstaͤndigen Verdichtung sein vierfaches Volum davon erfordert und dann sein gleiches Volum Kohlensaͤure und acht Volume Salzsaͤure liefert, von welchen lezteren vier durch den Wasserstoff des Wassers und eben so viele durch den des Gases erzeugt werden. Das Gas, welches durch die Einwirkung von Wasserdampf auf Kohks erhalten wurde, gab nie so viel Kohlensaͤure, daß sie sein halbes Volum betrug und nicht viel mehr als sein gleiches Volum Salzsaͤure, daher es offenbar nur sehr wenig Wasserstoff in Vergleich mit dem Kohlenwasserstoffgase enthielt. Die angefuͤhrten Versuche beweisen meiner Meinung nach genuͤgend, daß das fragliche Gas nur sehr wenig Kohlenwasserstoff enthalten kann; da sich aber sowohl bei seiner Verbrennung als bei der Einwirkung von Chlor Kohlensaͤure bildet, so muß Kohlenstoff darin vorhanden seyn, und wenn dieser nicht mit Wasserstoff verbunden ist, so laͤßt sich nur annehmen, daß er sich in Verbindung mit Sauerstoff als Kohlenoxydgas darin befindet. Daß die gasfoͤrmige Fluͤssigkeit bloß ein Gemisch von Kohlenoxyd und Wasserstoff ist, laͤßt sich meiner Meinung nach auch nicht anders erwarten, wenn man den Proceß waͤhrend ihrer Erzeugung und die oben angefuͤhrten Thatsachen zusammenfaßt. Ich sammelte einmal das gasfoͤrmige Product, welches Wasserdampf mit vorher stark erhizter Holzkohle liefert, uͤber Queksilber auf und behandelte es mit Aezkali, das ihm 18 Proc. Kohlensaͤure entzog. Wuͤrde sich nun aller Sauerstoff des Wasserdampfs mir Kohlenstoff zu Kohlensaͤure und der Wasserstoff zu Kohlenwasserstoff verbunden haben, so haͤtte die Kohlensaͤure 50 Proc. betragen muͤssen; die Saͤure und der Kohlenwasserstoff haͤtten naͤmlich zu gleichen Volumen vorhanden seyn muͤssen, weil das Wasser aus 1 Volum Sauerstoff und 2 Wasserstoff besteht, 1 Volum Sauerstoff aber 1 Kohlensaͤure und 2 Wasserstoff ebenfalls 1 Kohlenwasserstoff liefern. Verbaͤnde sich aber auch der Wasserstoff nicht mit Kohlenstoff, so muͤßte die Kohlensaͤure doch 33,3 Proc. betragen, oder das halbe Volum vom Wasserstoff, waͤhrend sie in unserem Falle nur 18 Proc. betrug. Ziehen wir nun den Sauerstoffgehalt derselben von dem ganzen Sauerstoffgehalte des Wasserdampfs ab, so bleiben 15,3 Proc. uͤbrig, welche als Kohlenoxyd angenommen 30,6 von diesem Gase geben wuͤrden, so daß also dann das Kohlenoxyd und der Wasserstoff nach Abscheidung der Kohlensaͤure im ruͤkstaͤndigen Gas im Verhaͤltnisse von 30,6 : 66,6 oder in runden Zahlen von 1 : 2 stehen muͤssen. Daß dieses wirklich die Zusammensezung des Gases ist, beweist auch seine Verpuffung mit Sauerstoff im Volta-Eudiometer. Obgleich die Resultate bei verschiedenen Versuchen nicht ganz mit einander uͤbereinstimmten, so lieferte das Gas doch in der Regel ungefaͤhr den dritten Theil seines Volums Kohlensaͤure. Kohlenoxyd mit Sauerstoff verbrannt gibt aber sein gleiches Volum Kohlensaͤure, so daß, wenn man annimmt, die gasfoͤrmige Fluͤssigkeit enthalte ein Drittel ihres Volums Kohlenoxyd, sie gerade so viel Kohlensaͤure liefern muß, als sie bei den Versuchen wirklich erzeugte. Ich bin jedoch weit entfernt zu behaupten, daß das Gas immer genau in diesem Verhaͤltnisse zusammengesezt ist, denn das abweichende specifische Gewicht desselben und die verschiedenen Resultate, welche man bei seiner Behandlung mit Chlor und bei seiner Verbrennung im Volta-Eudiometer erhaͤlt, beweisen genuͤgend, daß das Verhaͤltniß zwischen Kohlenoxyd und Wasserstoff in der Gasart differirt, was vielleicht von der verschiedenen Temperatur, wobei sie entstand, oder von der groͤßeren oder geringeren Geschwindigkeit, womit der Wasserdampf uͤber die gluͤhende Kohle streicht, herruͤhrt. Ich habe mich auch bemuͤht, den Sauerstoffgehalt des Gases zu erweisen und brachte es daher, nachdem es von der hygrometrischen Feuchtigkeit befreit war, mit Kalium in Beruͤhrung, welches bekanntlich das Kohlenoxydgas zersezt, indem es ihm seinen Sauerstoff entzieht und Kohle absezt. Das Gas erlitt aber selbst im Verlaufe mehrerer Tage durch Kalium nicht die geringste Veraͤnderung; durch einen Gegenversuch uͤberzeugte ich mich jedoch, daß wenn man Kalium in trokenes Kohlenoxydgas bringt, welches mit seinem doppelten Volum Wasserstoffgas vermischt ist, es auch nach mehreren Tagen nicht im Geringsten veraͤndert wird, daher man aus dem Versuche mit Kalium keineswegs schließen darf, daß das bei Behandlung von Kohle mit Wasserdampf entstehende Gas sauerstofffrei ist. Die vorhergehenden Versuche beweisen meiner Meinung nach zur Genuͤge, daß wenn Wasserdampf uͤber gluͤhende Holzkohle geleitet wird, eine Gasart sich entbindet, welche Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlenstoff, die beiden lezteren als Kohlenoxyd enthaͤlt; auch liefert sie ja bei der Verbrennung Kohlensaͤure und Wasser. Dieß brachte mich auf den Gedanken, daß wenn man Dampf uͤber brennende Holzkohlen oder Kohks, zu welchen die Luft freien Zutritt hat, leitet, das Wasser wohl auch verzehrt werden und eine brennbare Gasart bilden duͤrfte, welche dann die Hize waͤhrend der Verbrennung der Kohlen noch verstaͤrken muͤßte, kurz, daß das Wasser, wenn ich mich so ausdruͤken darf, auch verbrannt oder als Brennmaterial mit den gewoͤhnlich hiezu dienenden Substanzen gebraucht werden koͤnnte. Um daruͤber Gewißheit zu erhalten, ermittelte ich natuͤrlich zuerst, ob die Temperatur erhoͤht wird, wenn man Wasserdampf uͤber brennende Kohls streichen laͤßt; zu diesem Zweke wurde ein kleiner Ofen gebraucht, welcher an der Seite nahe am Boden eine Oeffnung hatte, durch die ich eine mit einem Dampfkessel verbundene eiserne Roͤhre einfuͤhrte. Nachdem der Ofen mit Kohks angeschuͤrt und in guten Zustand gebracht war, stellte ich ein Gefaͤß mit Wasser daruͤber und notirte die Zeit, welche erforderlich war, um dasselbe ins Kochen zu bringen; bei allen Versuchen benuzte ich dann immer dasselbe Gefaͤß und Wasser von gleicher Temperatur (50° F.). Folgendes ist das Resultat einiger Versuche, wobei das Gefaͤß zwei Pinten Wasser enthielt. Ohne Dampf. Mit Dampf. In 5 Min. 130° F.; in 10, 180°; 15, 200°; 20, 210°. In 5 Min. 120°; 10, 185°; 13, 208°; kochte rasch in 14 Min. In 5 Min. 145°; kochte in 10 1/2. In 5 Min. 150°; kochte in 10; Wieder so; deßgl. in 10. kochte in 9. Bei anderen Versuchen wurde nur eine Pinte Wasser genommen. In 3 Min. 120°; 5, 160°; 7, 190°; 8 1/2 kochte es. In 3 Min. 140°; 5, 190°; 6 1/2 kochte es. In 3 Min. 140°; 5, 190°; 6 1/4 kochte es. In 3 Min. 160°; in 5 kochte es. Bei zahlreichen anderen Versuchen waren die Resultate immer dieselben, indem das Wasser stets schneller ins Kochen kam, wenn Dampf durch den Ofen geleitet wurde, ein Beweis, daß er die Hize verstaͤrkt. Folgende Versuche, wobei die Menge des in einer bestimmten Zeit verdampften Wassers gemessen wurde, sprechen auch dafuͤr. Es wurde dabei derselbe Ofen und Dampfapparat, aber ein kleineres Gefaͤß zum Verdampfen des Wassers benuzt. Als Brennmaterial wurden Kohks angewandt und die Pfanne enthielt eine halbe Pinte Wasser. Ohne Dampf.     Mit Dampf. In 2 1/2 Min. kochte es; in 8 Min. verlor es auf    dem Ofen 4 Unzen.     In 2 1/4, Min. kochte es; in 8 Min. verlor es        5 Unzen. Mit einer Pinte Wasser – In 7 Min. kochte es; in 15 verlor es 4 1/2. Unzen. In 5 Min. kochte es; in 15 verlor es 7 Unzen. In 4 Min. kochte es; in 12 verlor es 6 3/4. In 3 3/4 Min. kochte es; in 12 verlor es 7 1/4. Bei allen diesen Versuchen uͤberzeugte ich mich, daß bei Anwendung von Wasserdampf die Luft freien Zutritt zu dem Brennmateriale haben muß, weil sonst die Hize vermindert anstatt erhoͤht wird; wenn dieses nicht der Fall war, kochte naͤmlich das Wasser in der Pfanne, waͤhrend Dampf das Brennmaterial durchstrich, nicht so schnell, als bei weggelassenem Dampfe. Diese Versuche beweisen nun zwar, daß die Hize waͤhrend der Verbrennung von Kohlen erhoͤht wird, wenn man diese von Dampf durchstreichen laͤßt; es entsteht aber jezt die Frage, ob die gewonnene Waͤrme bloß in derjenigen besteht, welche der Dampf zufuͤhrt, oder ob sie noch durch eine andere Quelle erhoͤht wird. Um diese Frage durch Versuche zu loͤsen, mußte ich die Dampfmenge, welche das Brennmaterial durchstrich, mit der aus dem Abdampfgefaͤße entwichenen vergleichen. Bei einem Versuche, wo das Kochen zehn Minuten lang unterhalten wurde, betrug der Unterschied in der verdampften Wassermenge, je nachdem man Dampf durch das Brennmaterial leitete oder nicht, 2 3/4 Unzen, waͤhrend die Menge des durch das Brennmaterial geleiteten Dampfes nur eine halbe Unze oder beilaͤufig ein Fuͤnftel davon ausmachte. Bei anderen Versuchen stieg der Unterschied auf das Vierfache von der Menge des eingeleiteten Dampfes: er betrug bald etwas mehr bald etwas weniger, nach der Geschwindigkeit, womit das Wasser in dem Gefaͤß kochte. Im Allgemeinen kann ich sagen, daß auf jede Unze in den Ofen geleiteten Dampfes vier Unzen Wasser in dem Gefaͤße mehr verdampften, als ohne hindurchgeleiteten Dampf verdunstet waͤren, vorausgesezt daß der Dampf vorsichtig eingeleitet wurde; denn wenn man ihn in zu großer Menge eintreibt, wird die Temperatur wie gesagt, nicht erhoͤh, wahrscheinlich weil nicht aller Dampf zersezt und verzehrt wird. Es kann wohl kein Zweifel daruͤber seyn, durch welchen Umstand bei diesen Versuchen die Temperatur erhoͤht wurde; offenbar geschah es dadurch, daß die Gasart, welche bei der Einwirkung des Wasserdampfs auf das Brennmaterial entstand, sich entzuͤndete, waͤhrend sie den Ofen hinaufstrich, und gerade deßwegen muß in den Ofen auch mehr Luft gelangen koͤnnen, als wenn das Brennmaterial fuͤr sich allein angewandt wird. Daß die Gasart, welche der in den Ofen geleitete Dampf erzeugt, wirklich verbrannt wird, beweist die Veraͤnderung im Aussehen des Brennmaterials, denn kaum hat man Dampf hinzugelassen, so steigen viele Flammen von ihm auf und diese verschwinden auch augenbliklich wieder, wenn man den Dampf absperrt. Um diesen Versuch auffallend anzustellen, muß man in ein dunkles Zimmer einen kleinen Ofen bringen, der oben offen ist und worin das Brennmaterial rasch, jedoch ohne Flamme brennt; wenn der Dampf von Unten in denselben geleitet wird, sieht man die Flamme mehrere Zoll uͤber das Brennmaterial hinaufreichen. Obgleich nun erwiesen ist, daß die Hize erhoͤht wird, wenn man Wasserdampf durch das Brennmaterial leitet, wodurch also bei manchen Processen viel Zeit erspart werden kann, so bleibt doch noch ein wichtiger Punkt zu untersuchen uͤbrig, naͤmlich ob diese groͤßere Hize nicht durch einen groͤßeren Brennmaterialverbrauch gewonnen wird, was man nach der Wirkung des Wassers auf dasselbe auf den ersten Blik zu glauben geneigt seyn koͤnnte. Ich hatte bei dieser Untersuchung mit einigen Schwierigkeiten zu kaͤmpfen, die mich beinahe verleitet haͤtten die ganze Sache fahren zu lassen; denn obgleich ich nach einigen Versuchen allen Grund hatte ein guͤnstiges Resultat zu erwarten, so waren doch bei vielen die Resultate nicht nur nicht guͤnstig, sondern gerade von der Art, daß wenn keine Fehlerquelle vorhanden gewesen waͤre, sie zu der Folgerung gefuͤhrt haͤtten, daß mehr Brennmaterial verzehrt wird und folglich dieses Verfahren mit keiner Ersparniß verbunden ist. Bei meinen ersten Versuchen fand ich, daß das Brennmaterial wenn Dampf durch dasselbe streicht, nicht schneller verzehrt wird, als wenn es ohne solchen verbrennt. So waren bei einem Versuche, wo 32 Theile Kohks in den Ofen gebracht und die Verbrennung anderthalb Stunden unterhalten wurde, nach Verlauf dieser Zeit 25 1/4 Theile verzehrt; und als ich dieselbe Menge Brennmaterial gleich lange mit Beihuͤlfe von Dampf brennen ließ, wurden nur 23 3/4 verzehrt. Bei anderen Versuchen erhielt ich aͤhnliche Resultate, indem die Menge der verzehrten Kohks, wenn Dampf sie durchstrich, bald etwas weniger, bald ziemlich eben so viel betrug. Nur in einem Falle war sie groͤßer und in diesem Falle wurde doch nur 1/26tel des ganzen Brennmaterialverbrauchs mehr verzehrt. Bei diesen Versuchen stand die Menge des verzehrten Brennmaterials in folgendem Verhaͤltniß: Mit Dampf. Ohne Dampf. Ueberschuß.   840   970 130 4840 5190 350 1330 1370   40 1330 1570 240 Verbindet man nun diese Thatsache mit den Resultaten der Versuche uͤber die Menge des innerhalb einer gewissen Zeit verdampften Wassers, welche wie wir sahen bei Anwendung von Dampf immer groͤßer ist, als ohne solchen, so hat man allen Grund zu glauben, daß wirklich durch den Gebrauch von Dampf etwas gewonnen wird; als ich aber die wirklich verdampfte Wassermenge mit dem angewandten Brennmaterial zu vergleichen begann, fand ich sogleich, daß sie bisweilen nicht groͤßer und in vielen Faͤllen sogar geringer war. Dieß ließ mich natuͤrlich irgend eine Fehlerquelle vermuthen und als ich nun die Versuche vielfach und mit allen erdenklichen Abaͤnderungen wiederholte, fand ich, daß gegen das Ende der Operation, also wenn das Brennmaterial nahe erschoͤpft und folglich die Temperatur verhaͤltnißmaͤßig niedrig ist, der Dampf der Zersezung zu entgehen scheint. Dieß veranlaßte mich die Versuche auf eine andere Art anzustellen, wo ich dann Resultate erhielt, wie ich sie erwartete. Die Methode, welche ich jezt befolgte, war die, daß ich die Wirkung nicht so lange andauern ließ wie fruͤher, ich mochte Dampf anwenden oder nicht, und den Ofen die ganze Zeit in gutem Zustande zu erhalten mich bemuͤhte, waͤhrend ich zuvor das Brennmaterial fast ganz sich verzehren ließ und folglich zeitweise eine zu niedrige Hize hatte. Bei dieser Operationsweise fand ich mit sehr wenigen Ausnahmen, daß eher weniger Brennmaterial verzehrt wurde, wenn man Dampf durch dasselbe leitete, als ohne dieß, waͤhrend zugleich mehr Wasser in dem Gefaͤß verdampfte. Ich kam auch auf den Gedanken, ob die Verstaͤrkung der Hize, wenn man das Brennmaterial von Dampf durchstreichen laͤßt, nicht großen Theils daher kommen duͤrfte, daß dieser Dampf einzig als Geblaͤse wirkt, indem er eine große Menge Luft mit sich in den Ofen zieht. Daß dieß aber nicht der Fall ist, davon uͤberzeugte ich mich durch viele Versuche, wobei ich den Dampf auf verschiedene Weise in den Ofen leitete, besonders aber auf die Art, daß ich die Dampfroͤhre an der Seite des Ofens verkittete, so daß keine Luft mit dem Dampf in ihn gelangen konnte; in allen diesen Faͤllen wurde naͤmlich die Hize ebenfalls verstaͤrkt. Ueberdieß habe ich immer gefunden, daß wenn der Dampf sehr schnell eingefuͤhrt wird, die Hize bei weitem nicht so stark wird, als wenn man ihn langsam einstroͤmen laͤßt. Offenbar muͤßte aber das Umgekehrte der Fall seyn, wenn der Dampf bloß als Geblaͤse wirken wuͤrde. Die bis jezt mitgetheilten Versuche sind meiner Meinung nach hinreichend um zu beweisen, daß die Hize betraͤchtlich verstaͤrkt wird, wenn man Dampf durch das Brennmaterial leitet, ohne daß deßhalb von lezterem mehr verbraucht wuͤrde; daß in der That der Wasserdampf, waͤhrend er das Brennmaterial durchstreicht, nicht bloß als eine Art Geblaͤse wirkt, sondern selbst verbrannt wird, indem er sich in brennbare gasartige Producte verwandelt, die dann verzehrt werden. Man koͤnnte gegen die Anwendung des Dampfes allenfalls einwenden, daß eine gewisse Menge Brennmaterial verschwendet werden muß, um das Wasser in Dampf zu verwandeln. In vielen Faͤllen muß dieß auch der Fall seyn; in der Regel wird man sich jedoch den Dampf durch die von den Oefen abgegebene Hize verschaffen koͤnnen, ohne zu seiner Erzeugung noch besonders Brennmaterial aufzuwenden. Selbst wenn dieß aber nicht der Fall ist, wird doch die Verstaͤrkung der Hize durch eine verhaͤltnißmaͤßig geringe Menge Dampf die besonderen Auslagen fuͤr die Verwandlung des Wassers in Dampf mehr als ausgleichen. Warum sollte man aber, koͤnnte man fragen, das Wasser nicht geradezu in fluͤssiger Form anwenden? Die Antwort darauf ist leicht; die Fluͤssigkeit muß nicht nur in dem Augenblik, wo sie das Brennmaterial beruͤhrt, dasselbe an dieser Stelle seines Waͤrmestoffs berauben und so die Verbrennung dort sehr vermindern, wo nicht ganz aufheben; sondern sie kann, indem sie unvollstaͤndig in Dampf verwandelt wird, auch nur unvollkommen auf das Brennmaterial wirken und folglich nur theilweise selbst verbrannt werden. Dieß ist wohl auch der Grund, warum das Verfahren die Hize zu verstaͤrken, welches von mehreren Gasfabriken vor einiger Zeit empfohlen wurde und darin besteht, ein Gemisch von Wasser und Theer in einem duͤnnen Strome auf das Brennmaterial fallen zu lassen, fehlschlug. Das Wasser wird hier in einer ganz anderen Absicht angewandt als bei der von mir vorgeschlagenen Operationsweise, naͤmlich um der brennbaren Substanz des Theers Sauerstoff zu verschaffen; es ist jedoch wie ich schon gesagt habe, gar nicht wahrscheinlich, daß bei dieser Anwendungsart desselben die Hize im Geringsten erhoͤht werden sollte, denn selbst zugegeben, daß der Sauerstoff des Wassers auf die brennbare Substanz wirkt, so muß er doch, indem er sich mit dem Kohlenstoff verbindet und die Gasform annimmt, Waͤrme absorbiren und in diesem Zustande dann zuruͤkhalten, waͤhrend wenn man Dampf anwendet, die latente Waͤrme bereits erlangt ist und dann das durch Zersezung des Wasserdampfs erzeugte Kohlenoxydgas und Wasserstoffgas (vorausgesezt daß die Luft freien Zutritt hat) beim Hinaufstreichen durch den Ofen oxydirt oder verzehrt werden, und dadurch ebenfalls Hize abgeben koͤnnen. Es ist mir nur ein Fall bekannt, wo Wasserdampf in bestimmter Absicht mit Brennmaterial in Beruͤhrung gebracht wurde und dieß geschah durch Hrn. Mushet an den Clyde Eisenwerken. Er erwaͤhnt im VI. Band von Tilloch's Magazine, wo er von den verschiedenen Methoden spricht, sich Geblaͤse fuͤr Hohoͤfen zu verschaffen, unter anderen eines Verfahrens, wobei man Luft durch Pumpen in Gehaͤuse treibt, die in Wasser umgestuͤrzt sind, so daß also die Luft mit Feuchtigkeit gesaͤttigt werden muß. Obgleich man sich auf diese Art ein stetig kuͤhles Geblaͤse verschafft, so ist diese Methode nach Mushet doch nicht zu empfehlen, indem nach seiner Angabe durch die große Menge Feuchtigkeit, welche die Luft mit sich in den Ofen reißt, die Hize an der Duͤse so stark wird, daß der beste feuerfeste Thon in Fluß kommt und sogar die Seiten des Ofens nachgeben koͤnnen. Obgleich er aber hiemit die Thatsache zugibt, daß die Hize verstaͤrkt wird, wenn man mit Feuchtigkeit gesaͤttigte Luft in den Ofen gelangen laͤßt, so erklaͤrt er doch den Umstand, daß die Hohoͤfen im Sommer kein so gutes Roheisen liefern wie im Winter, gerade durch den hygrometrischen Zustand der Luft, indem er sagt sie sey zum Verbrennungsproceß nicht mehr so geeignet, weil sie viel mehr Feuchtigkeit aufgeloͤst enthalte. Durch den Feuchtigkeitsgehalt der atmosphaͤrischen Luft erklaͤrt sich auch nach Mushet die merkwuͤrdige Erscheinung, daß das Roheisen im Sommer weniger Kohlenstoff aufnimmt, als im Winter, selbst wenn es mit einer groͤßeren Menge Brennmaterial reducirt wird; die eingeblasene Luft enthaͤlt naͤmlich hoͤchst wahrscheinlich weniger Sauerstoff, und doch ist das Metall viel weniger kohlenstoffhaltig als zu anderen Zeiten, was daher kommen kann, daß ein Theil des Kohlenstoffs durch den Wasserstoff der Feuchtigkeit weggefuͤhrt wird. Dieß veranlaßte Jemand, die Einfuͤhrung von Dampf in den Hohofen zu versuchen, in der Hoffnung, daß dadurch die Sauerstoffmenge erhoͤht und so die Verbrennung vollstaͤndiger wuͤrde. Dieser Versuch mißlang aber, weil sich die Stellen, wo der Dampf hingelangte, sogleich abkuͤhlten und uͤberdieß durch die erzeugte groͤßere Hize nach und nach die Materialien, woraus der Ofen erbaut war, erweicht wurden. Der Zwek, wozu der Dampf angewandt wurde, war in diesem Falle ein ganz anderer, als derjenige, wozu ich ihn in Vorschlag bringe. Nach meiner Ansicht muß der Dampf, wenn er auf gehoͤrige Art in den Ofen geleitet wird, die Hize durch die Verbrennung seines Wasserstoffs erhoͤhen, waͤhrend er in dem oben erwaͤhnten Falle in der Meinung benuzt wurde, daß er dieses durch Abgabe von Sauerstoff an das Brennmaterial bewirken koͤnnte, was deutlich aus Hrn. Mushet's eigenen Worten hervorgeht, denn er sagt, daß die Zersezung des Wassers, indem dasselbe eine groͤßere Menge Sauerstoff liefert, die Wirkungen der Verbrennung erhoͤht. In der angefuͤhrten Abhandlung gibt Hr. Mushet keineswegs zu, daß der ganze Betrag der Hize im Ofen im geringsten groͤßer wird, sondern sie nimmt nach ihm nur an der Stelle, wo die Zersezung des Wassers unmittelbar erfolgt, zu; das Wasser, welches den unteren Schichten im Ofen Hize entzogen hat, wird bei seinem Aufsteigen zersezt und gibt dann die Waͤrme, welche es fruͤher entzog, wieder ab, nebst der in seinem frei gewordenen Sauerstoffe enthaltenen, so daß es in der That bloß die Waͤrme von einem Theile des Ofens zum anderen fuͤhrt und folglich die Summe der Hize im ganzen Ofen in der That nicht groͤßer wird. Hierin kann ich jedoch nicht mit ihm uͤbereinstimmen, denn daß die Hize im Ganzen genommen durch zwekmaͤßig eingeleiteten Dampf wirklich zunimmt, glaube ich durch die oben erwaͤhnten Versuche hinreichend dargethan zu haben. Sollte auch wirklich der Dampf in Hohoͤfen durch Entziehung von Kohlenstoff nachtheilig wirken, so betrachte ich doch Mushet's Angaben als wichtig, weil sie bestaͤtigen, was ich vorher erwaͤhnte, daß naͤmlich der Dampf nicht in der Absicht angewandt werden darf, um der brennbaren Substanz Sauerstoff zuzufuͤhren, waͤhrend im Gegentheil Luft oder mit anderen Worten Sauerstoff mit dem Dampfe in hinreichender Menge zugelassen werden muß, so daß die Verbrennung der entzuͤndbaren Zersezungsproducte des Wasserdampfes unterhalten wird. Daher wurde auch in den Faͤllen, wo ich den Dampf in zu großer Menge in den Ofen leitete und nicht zugleich eine entsprechende Menge Luft zuließ, die Hize vermindert anstatt erhoͤht. Ich habe auch einige Versuche mit Hochdrukdampf angestellt; derselbe stroͤmte natuͤrlich mit großer Gewalt auf das Brennmaterial und der Erfolg war, daß die Hize in der Naͤhe der Stelle, wo der Dampf eindrang, sich verminderte und das Brennmaterial fast ganz ausloͤschte. Damals versuchte ich nicht, ob er beim Aufsteigen durch den Ofen sich zersezen und verbrennen wuͤrde; hoͤchst wahrscheinlich geschieht dieß aber, wenn die Temperatur hoch genug ist und eine hinreichende Menge Luft zutritt. Derselbe Hochdrukdampf loͤschte auch ein mit Kohks gefuͤlltes Waͤrmbeken fast ganz aus, wie es zu erwarten war, da die Hize in demselben zur Zersezung des Dampfes und folglich zur Verbrennung seiner entzuͤndbaren gasfoͤrmigen Producte nicht groß genug war. Nach den Resultaten, welche ich erhielt, waͤre es offenbar sehr wuͤnschenswerth, daß an Werken, wo große Massen Brennmaterial verbraucht werden, durch in großem Maaßstabe angestellte Versuche ermittelt wuͤrde, wie weit die Ersparniß an Brennmaterial durch Anwendung von Dampf getrieben werden kann; ich schlage dazu vor, Dampf von gewoͤhnlichem Druke an verschiedenen Theilen des Ofens einzufuͤhren und zugleich Luft genug zuzulassen. Wenn dieses Verfahren eine vortheilhafte Anwendung gestatten sollte, so verdiente dann auch untersucht zu werden, ob es nicht gut waͤre, den Dampf durch Roͤhren, welche in die Ofenmauern eingebettet sind, streichen zu lassen, um seine Temperatur bedeutend zu erhoͤhen, ehe er zum Brennmateriale gelangt; gerade so wie man nach Neilson's (gegenwaͤrtig in allen englischen Eisenwerken eingefuͤhrter) Methode sich erhizte Luft fuͤr die Hohoͤfen verschafft.