Titel: Beschreibung einer seit einigen Jahren am Reinhardtswalde eingeführen neuen Holzverkohlungsmethode, von C. Pfort.
Fundstelle: Band 67, Jahrgang 1838, Nr. XII., S. 38
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XII. Beschreibung einer seit einigen Jahren am Reinhardtswalde eingefuͤhren neuen Holzverkohlungsmethode, von C. Pfort. Pfort, uͤber eine Holzverkohlungsmethode. Die im Folgenden zu beschreibende, der an der Soͤhre bei Kassel uͤblichen aͤhnliche Methode hat sich am Reinhardtswalde seit einigen Jahren bewahrt und selbst allgemeinen Eingang gefunden. Sie zeichnet sich dadurch aus, daß man das Feuer ganz in der Gewalt hat, deßhalb auch dichtere und bessere Kohlen (wie sie nur bei gleichmaͤßigem Gange des Meilers gewonnen werden), nur aͤußerst selten Ueberfuͤllen, das sogenannte Sengeln nie und stets eine gleichmaͤßige Verkohlung, endlich weniger Quandelkohlen erhaͤlt. Bei einer Groͤße der Meiler von 3750 bis 4500 K' lieferte in den zwei lezten Jahren Buchenscheit- und Knuͤppelholz 60,8–61,79 Proc. vorzuͤgliche Kohlen. Die Kohlenstaͤtte wird horizontal ausgestrichen und in deren Mitte ein 2 bis 3'' starker, 3' langer Quandelpfahl fest und so eingerammt, daß derselbe noch 1 1/2 bis 2' uͤber die Statte herausragt, auf denselben dann eine 12 bis 15' lange und 1' starke Welle von Buschholz lothrecht aufgestellt und so zugerichtet, daß zunaͤchst um dieselbe, etwa 6' hoch, ganz kleines, nur 2 bis 3'' starkes Holz zu stehen kommt, bis sofort auf gewoͤhnliche Weise der Meiler fertig gerichtet und gut ausgeschmalt ist. Die Fußruͤstung kommt etwa 1' hoch uͤber die Statte an den Meiler, damit die 3 bis 4'' starke Laubdeke nicht herunterrutscht. Auf diese Laubdeke kommen Buͤsche und auf diese werden etwa 12' lange Ruͤstebaͤume in einer gegenseitigen Entfernung von 2' in der Peripherie des Meilers aufgelegt, welche die Laubdeke auf ihre ganze Hoͤhe festdruͤken; alsdann wird das 4 bis 5'' starke Erddach aufgeworfen und mit dem Schlagbrett so fest und dicht als moͤglich angeschlagen. Unter die Fußruͤstung kommt kein Laub, sondern die groͤbste Erddeke. Nun erst, nachdem der Meiler allerseits dicht zugemacht ist, schreitet der Koͤhler zum Anfielen, indem derselbe eine Schuͤppe voll gluͤhender Kohlen auf die aus der Meilerhaube ragende Buschwelle legt, welche sofort anbrennt. Sobald das Feuer an der Welle 2' heruntergebrannt ist, wird die dadurch entstandene Oeffnung mit kleinem Holze oder Quandelkohlen nachgefuͤllt. Der Meiler bleibt oben offen, bis das Feuer 6' tief an der Welle heruntergebrannt ist (3/4 bis 1 Stunde), alsdann aber wird er wieder nachgefuͤllt und zugemacht. Nach 2 Stunden ist das Feuer bis auf die Statte niedergebrannt, worauf der Haufen mit kleinem Holze oder Quandelkohlen vollgefuͤllt werden muß. So fuͤllt der Haufen gewoͤhnlich noch zwei Mal und bekommt Abends (12 Stunden nach dem Anfielen) die ersten Raͤume in der halben Meilerhoͤhe dicht uͤber dem Holzwechsel und zwar zwischen jedem Ruͤstebaum einen. In der Regel soll der Meiler erst 24 Stunden nach dem Anfielen die ersten Raͤume bekommen, jedoch ist dieß nicht immer noͤthig und richtet sich nach den uͤbrigen Umstaͤnden. Am zweiten Tage des Morgens wird gefuͤllt, eben so des Abends, wobei kleinere Meiler schon zu schwizen pflegen, groͤßere erst am dritten Tage. Dieses Nachfuͤllen geschieht dann regelmaͤßig 6 Tage lang des Morgens und Abends; spaͤter fuͤllen die Haufen nur alle 24 Stunden. Beim Fuͤllen werden die Raumloͤcher am Haufen nur in dem Falle zugemacht, wenn das Feuer mehr nach einer Seite sich ziehen sollte, sonst bleiben dieselben stets offen und waͤhrend der ganzen Verkohlungszeit wird die Meilerdeke mit dem Schlagbrette fortwaͤhrend sehr fest angeklopft, damit das Feuer, besonders beim Fuͤllen, nicht Gelegenheit findet, unter loser Deke in den Umfang des Haufens sich ziehen zu koͤnnen. Zieht die erste Reihe Raͤume nicht, so wird gleich am zweiten Tage noch eine zweite Reihe gestochen, am dritten Tage die dritte, jede etwa 3/4 von der anderen entfernt, und so bleibt der Hausen im Feuer, bis die oberste erste Raͤumereihe im ganzen Umkreise des Meilers blau geht; alsdann wird diese erste zugemacht und eine andere Reihe unter die dritte gestochen u.s.f. Nunmehr, nach 6 bis 8 Tagen, kohlt man auch mit Fußraͤumen, und wenn die zweite Reihe der Raͤume ebenfalls blau geht, macht man sie fest zu, nimmt die Ruͤstebaͤume ab, haͤlt den Haufen außer den vorgeschriebenen Raumloͤchern, aber allerwaͤrts dicht und fest zu, so, daß an keinem anderen Orte des Meilers außer in diesen Raͤumen Dampf durchdringen kann, wobei man die Deke auf den sich schon zusammensezenden Meiler vollkommen nachschlaͤgt. Die Gaare wird wie gewoͤhnlich gefuͤhrt und der Haufen kohlt bis dahin 2 1/2 bis 3 Wochen. – Ist der Fuß ausgekohlt und der Meiler gaar, so wird derselbe in der Art rein gemacht, daß Man außer dem Abharken des Dreks und der Laubdeke in 3' breiten und 6' hohen Streifen die Kohlen mit einem Busche sauber abkehrt und nun erst mit feinem Gestuͤbe wieder zuwirft und abkuͤhlt. (Studien des goͤtt. Vereins bergmaͤnnischer Freunde, Bd. IV.)