Titel: Ueber ein Gebläse mit stätigem Winde. Vom Premierlieutenant Ph. Braun in Marburg.
Autor: Ph. Braun
Fundstelle: Band 68, Jahrgang 1838, Nr. XI., S. 34
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XI. Ueber ein Geblaͤse mit staͤtigem Winde. Vom Premierlieutenant Ph. Braun in Marburg. Braun, uͤber ein Geblaͤse. Nachdem ich vor Kurzem durch einen besonderen Anlaß das Beduͤrfniß eines Geblaͤses mit ununterbrochenem Luftstrome bei beliebig moͤglicher An- und Abschwellung des Windes erkannt hatte, war ich seitdem bemuͤht, ein solches aufzufinden. Dieß gelang mir auch unter Beschraͤnkung auf und fuͤr einen gewissen Zwek. Als ich nun in Entwerfung der Zeichnung begriffen war, gelangte das 4te H. des polyt. Journ. Bd. LXVI. in meine Hand, mir Kunde gebend von Paillette's „Geblaͤse mit ununterbrochenem Winde.“ Dieß war unter diesen Umstaͤnden eine um so lebhafter anregende Bekanntschaft, wiewohl sie mir nur in der Form, keineswegs im Principe, neu war. – Jener im Allgemeinen meinen vollen Beifall bei naͤherer Betrachtung zollend, wollte es mir doch scheinen, als sey der große lederne Canal fuͤr die Hebel- und Gewichtsstange mitten durch den ganzen Apparat und der kleine durch den mittleren Blasbalg fuͤr den Luftstrom aus dem unteren in den Luftbehaͤlter, nicht bloß eine betraͤchtliche Verminderung der Raumwirkung, sondern auch ein ansehnliches technisches und bedeutendes Guͤte-Erschwerniß; es war mir so fort klar, in Folge der Resultate fruͤherer eigenen Forschung, daß diese Ueberladung als ein dreiseitiger Mangel, sich einfach beseitigen lasse, so daß also dem Apparate eine wesentliche Verbesserung zuzuwenden stehe. Dieß aber kann kurz auf zweierlei Art geschehen. I. Mit Veraͤnderung der Anordnung Paillette's. 1) Die obere Abtheilung C, als Luftbehaͤlter, wird zwischen die beiden Blasbaͤlge A und B verlegt, und ihr Boden an den beiden Staͤndern E des Gestells befestigt, waͤhrend ihr Dekel auf und ab beweglich bleibt. 2) Die beiden Staͤnder nehmen in ihrer oberen Verlaͤngerung den Boden des oberen Blasbalgs A fest auf und zwar in dem Raumverhaͤltnisse, daß sich unter ihm der Luftbehaͤlter voͤllig frei ausdehnen kann, waͤhrend der Dekel auf und ab beweglich ist. 3) Der feststehende Boden des Luftbehaͤlters bildet zugleich den Dekel des unteren Blasbalgs B, dessen Boden dagegen sich zu bewegen hat. 4) Die Kette des Hebelarmes F ist auf der Mitte des beweglichen Dekels des oberen Blasbalgs befestigt. 5) Der bewegliche Dekel des oberen und der bewegliche Boden des unteren Blasbalgs sind mittelst 2 (bei großen Apparaten auch 3) gleichgroßen Ketten (oder Staͤben von Holz oder Eisen) miteinander verbunden; leztere – an ersteren an entgegengesezten Seiten in Gleichgewichtspunkten geeignet befestigt – laufen nahe am Apparate, jedoch ohne Beruͤhrung, senkrecht hinab mit einer solchen Laͤnge, daß, wenn sie den einen Blasbalg geschlossen erscheinen lassen, der andere zugleich geoͤffnet ist. 6) Der obere Blasbalg hat ein glattes Einlaß-Feder ventil innen am Dekel und ein dergleichen Auslaßventil außen an der Mitte seines Bodens mit nach innen liegender Feder; es befindet sich innerhalb. 7) eines luftdichten ledernen Luftkanals, welcher, von angemessener Laͤnge und Weite, die Hohlraͤume des Blasbalgs und des Luftbehaͤlters miteinander verbindet und im Spielraume des lezteren den seinigen mitfindet. 8) Der untere Blasbalg hingegen hat sein gewoͤhnliches Einlaßventil innerhalb in der Mitte seines Bodens und sein dergleichen Auslaßventil außerhalb in der Mitte seines Dekels. Das Duͤsenventil wie bei Paillette. 9) Der Dekel des Luftbehaͤlters erhaͤlt eine angemessene Beschwerung rings um den Luftkanal; deßgleichen 10) der Boden des unteren Blasbalgs sein Zugewicht an einem V Henkel unter der Ventilpforte. II. Mit Beibehaltung der uͤbrigen Anordnung Pailtette's – wird der Boden des unteren Blasbalgs an das Gestell so weit unter dem ebenfalls daran befestigten Boden des Luftbehaͤlters (welcher zugleich Dekel des oberen Blasbalgs ist) befestigt, daß, wenn die, zwischen vorigen festen Theilen befindliche auf und ab bewegliche Scheidewand (Dekel des unteren und Boden des oberen Blasbalgs) abwechselnd den einen Blasbalg schließt, sie den anderen zugleich oͤffnet. Alsdann werden noch sowohl die, uͤber der Mitte des (ausgedehnten) Luftbehaͤlters in ein gesperrtes A zusammenverbundenen Hebeketten als die eben so fuͤr das Zuggewicht anzuordnenden an vorige bewegliche Verbindungswand der beiden Blasbaͤlge an den geeigneten Stellen befestigt, und die zweite augenfaͤllige Verbesserung ist schon vollbracht. Das Spiel des Apparats uͤbrigens erklaͤrt sich von selbst; und bei der Deutlichkeit der Sache bedarf es auch keiner besonderen Zeichnung, indem die Beziehung auf die im obenbesagten Hefte enthaltene voͤllig hinreichend erscheinen duͤrfte.