Titel: Verbesserungen in der Düngerbereitung und in der Bodencultur, worauf sich Archibald Richard Francis Rosser, Esquire von New Boswell Court in der Grafschaft Middlesex, am 2. Aug. 1837 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 68, Jahrgang 1838, Nr. XXXIII., S. 134
Download: XML
XXXIII. Verbesserungen in der Duͤngerbereitung und in der Bodencultur, worauf sich Archibald Richard Francis Rosser, Esquire von New Boswell Court in der Grafschaft Middlesex, am 2. Aug. 1837 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Maͤrz 1838, S. 168. Rosser's Verbesserungen in der Duͤngerbereitung und in der Bodencultur. Meine Erfindung betrifft eine Methode, nach welcher man nicht nur Dorngestraͤuch, Ginster, Heidekraut, Stachelginst, Binsen und andere bisher nicht zur Duͤngererzeugung verwendete Gewaͤchse, sondern auch Unkraͤuter, wie z.B. Queken, die man bisher wegen ihrer hartnaͤckigen Vegetationskraft nicht auf Duͤnger zu benuzen wagte, in einen Duͤnger verwandeln kann, womit sich der Boden mit groͤßerem Vortheile als bisher begailen, befruchten und bebauen laͤßt. Die Hauptaufgabe bei dieser meiner Erfindung ist die Erzeugung einer rasch verlaufenden Gaͤhrung, deren Grad eine beliebige Regulirung zulaͤßt, und durch welche die in Duͤnger zu verwandelnden Substanzen rasch und gleichmaͤßig zersezt werden. Um diese Umwandlung zu beguͤnstigen, bereite ich mir vorlaͤufig eine Fluͤssigkeit, welche ich das Saͤttigungswasser (eau à saturer, saturating water) nennen will. Zu dieser Bereitung verwende ich einen Bottich oder eine wasserdicht gemachte Grube von 12 Fuß Laͤnge auf 6 Fuß Breite und 6 Fuß Tiefe. Wenn diese Grube zur Haͤlfte mit Wasser gefuͤllt worden ist, so fuͤlle ich sie noch bis zu 2/3 ihrer Tiefe mit solchen krautartigen oder selbst holzigen Pflanzen, wie eben zur Hand sind, wobei ich jedoch den weichsten und schleimigsten den Vorzug gebe; dann trage ich von der naͤchsten besten Erde so viel ein, daß die Grube bis auf einen Fuß vom Rande voll wird, worauf ich noch 10 Pfd. ungeloͤschten Kalk und 3 Unzen Salmiak zuseze. Endlich fuͤlle ich die Grube vollends mit Kuͤchenspuͤlicht, Kehricht, tobten Thieren und verschiedenen Abfaͤllen, womit ich sie auch gefuͤllt erhalte. Diesen ganzen Inhalt lasse ich von Zeit zu Zeit umruͤhren; sollte sich zu viel Gestank oder Ungeziefer entwikeln, so wuͤrde ich noch mehr ungeloͤschten Kalk zusezen. Zunaͤchst hierauf richte ich mir ein kleineres wasserdichtes Gefaͤß oder eine derlei Grube zu, worin ich die sogleich naͤher anzugebenden Ingredienzen in einer hinreichenden Menge Saͤttigungswasser aufloͤse oder damit vermenge. Waͤre kein solches Wasser zubereitet worden, so nehme ich hiezu unreines, faules Wasser, worin die moͤglich groͤßte Menge thierischer und vegetabilischer Stoffe enthalten ist. Das mit den anzugebenden Substanzen vermengte Wasser nenne ich die Lauge (lessive); dagegen verstehe ich unter dem Namen Faͤcalsubstanz nur Menschenkoth. Um 1000 Pfd. Stroh oder 2000 Pfd. gruͤne holzige, vegetabilische Stoffe in 4000 Pfd. Duͤnger zu verwandeln, bereite ich mir gegen 130 Gallons Lauge, und zu dieser nehme ich naͤchst einer hinreichenden Menge des angegebenen Saͤttigungswassers oder eines sonstigen unreinen Wassers 200 Pfd. Faͤcalsubstanz und Urin (je mehr erstere vorherrscht um so besser), 50 Pfd. Ruß, 400 Pfd. Gypspulver, 60 Pfd. ungeloͤschten Kalk, 20 Pfd. unausgelaugte Holzasche, 1 Pfd. Kochsalz, 10 Pfd. raffinirten Salpeter, und 50 Pfd. von mir sogenannte Duͤngerhefen (leaven of manure): d.h. was bei der naͤchst vorhergehenden Operation zulezt ablief. Das Saͤttigungswasser wird gut abgeruͤhrt, bis es dik wird, und gleich darauf gieße ich einen Theil davon in den Laͤngenbottich, in den zuerst der Kalk und Ruß, dann die Asche und die Faͤcalsubstanz, hierauf das Salz und zulezt der Salpeter gebracht wurde. Hierauf wird das Gypspulver in kleinen Portionen und unter bestaͤndigem Umruͤhren, damit sich die Masse nicht zusammenbakt, eingetragen, und zulezt, nachdem das Ganze gut umgeruͤhrt worden ist, auch noch die Duͤngerhefen beigefuͤgt. Sollte man sich die zur Laugenbereitung angegebenen Stoffe nicht allerwaͤrts wohlfeil verschaffen koͤnnen, so koͤnnte man auch Surrogate an deren Stelle anwenden. So dienen anstatt der Faͤcalsubstanzen 250 Pfd. Pferde-, Hornvieh- oder Schweinemist; anstatt des Rußes 100 Pfd. Schaf- oder Ziegenmist; anstatt des Gypses 100 Pfd. gebrannte oder geroͤstete Erde, oder ein gleiches Gewicht Fluß- oder Seeschlamm oder fette Lauberde, oder Mergel, oder Straßenstaub, oder derlei Schlamm; anstatt der unausgelaugten Holzasche 50 Pfd. ausgelaugte Asche oder 2 Pfd. Potasche; anstatt des Kochsalzes 100 Pfd. Meerwasser; anstatt des raffinirten Salpeters endlich irgend eine Quantitaͤt rohen Salpeters oder Salpetermutterlauge, worin 10 Unzen reiner Salpeter enthalten sind. Sollte die zu einer Operation noͤthige Lauge nicht ausreichen, so wuͤßte man sie durch Saͤttigungswasser, und dieses wieder durch Wasser, welches immer so unrein und faul als moͤglich zu nehmen waͤre, ersezen. Bevor die in Duͤnger zu verwandelnden Substanzen zu diesem Zweke in Haufen aufgeschichtet werden, muß man den Boden, worauf sie zu liegen kommen, vorher durch Schlagen, Stampfen, oder an andere Weise wasserdicht machen, damit sich die von den Hausen ablaufenden Fluͤssigkeiten, ohne absorbirt zu werden, in Behaͤlter oder Gruben, welche auf einem niedrigeren Niveau angebracht sind, ansammeln koͤnnen. Zum Anmachen solcher Haufen kann man Stroh verwenden; mit gutem Erfolge kann man auch ganze Dornstraͤucher, Ginster und andere holzige Staͤngel in Stuͤke von 6 bis 8 Zoll Laͤnge zerschneiden oder zermalmen, damit sie sich dichter an einander legen und die Lauge besser an sich halten. Sehr gut ist es, wenn man die zu Duͤnger zu verwendenden vegetabilischen Stoffe in einen Behaͤlter oder in eine Grube bringt, worin sich eine Quantitaͤt Lauge, die durch Umruͤhren so schlammig als moͤglich gemacht worden ist, befindet; wenn man sie in dieser Lauge zertreten oder zerstoßen laͤßt, und wenn man sie dann durch und durch getraͤnkt auf den Haufen wirft. Der Haufen laͤßt sich gegen 7 Fuß hoch aufschichten, wobei auf jede Schichte von einem Fuß Dike gut aufgeruͤhrte Lauge gegossen werden muß. Zulezt breitet man oben uͤber die Oberflaͤche des Haufens den schlammigen Bodensaz der Lauge aus, um ihn endlich mit Stroh, alten Brettern, Zweigen oder anderen entsprechenden Substanzen zu bedeken. Waͤhrend des Aufschichtens der Haufen muͤssen die dazu verwendeten Substanzen getreten oder gestampft werden, damit sie dicht und fest an einander zu liegen kommen. 48 Stunden nach Vollendung der Haufen tritt eine Gaͤhrung ein, bei der die Temperatur auf 15 bis 20° R. steigt; am naͤchstfolgenden Tage hat die Temperatur bereits 30 bis 40° R. erreicht. Am dritten Tage oͤffnet man den Haufen oben am Scheitel mit einer Gabel bis auf 6 Zoll Tiefe; den Bodensaz, womit der Haufen bedekt worden ist, wendet man um, und wenn dieß geschehen, begießt man ihn reichlich mit Lauge, um ihn zulezt abermals sogleich zu bedeken. Am siebenten Tage macht man in Entfernungen von 6 Zoll von einander mit einer Gabel Loͤcher von 3 Fuß Tiefe in den Haͤufen, um denselben abermals zu begießen und neuerdings zu bedeken. Am neunten Tage wird das Begießen durch neu gemachte, aber etwas tiefere Loͤcher wiederholt, und der Haufen wieder bedekt. Am zwoͤlften bis fuͤnfzehnten Tage, vom Tage der Aufschichtung an, ist der Duͤnger fettig, so daß man ihn ausbreiten kann. Die Gaͤhrung wird dann durch sehr starkes Begießen oder durch Auseinanderlegen des Haufens unterbrochen. Besteht das zum Duͤnger verwendete Material aus Stroh, so kann diese Unterbrechung bei 55° R. Statt finden; ist es hingegen aus anderen Pflanzenstoffen zusammengesezt, so soll man sie bis auf 75° steigen lassen. Alles was waͤhrend der Gaͤhrung ablaͤuft, ist sorgfaͤltig aufzufangen und immer wieder zum Begießen zu benuzen; der Ruͤkstand ist bei der naͤchstfolgenden Duͤngerbereitung zu verwenden. So wie bei allen Gaͤhrungsprocessen uͤberhaupt wechselt auch hier sowohl die Hize als die Dauer je nach der Temperatur der Luft, nach den der Behandlung unterliegenden Materialien, und nach an, deren Umstaͤnden. Es ist rathsam, die Haufen bei nicht zu kalter Witterung aufzuschichten. Der erfahrene Landwirth wird uͤbrigens bei der Zusammensezung der Lauge die Beschaffenheit des Bodens, fuͤr den der Duͤnger bestimmt ist, gehoͤrig zu beruͤksichtigen wissen, und namentlich von dem Kalke oder von den Alkalien eine groͤßere oder geringere Menge anwenden, je nachdem der Boden waͤrmer oder kalter ist. Die Erfindung beruht in der Zusammensezung der Lauge und in der wiederholten Benuzung derselben zur Erzeugung der Gaͤhrung, die sich beinahe nach Belieben reguliren laͤßt, obschon sich die Bestandtheile derselben in Hinsicht auf das Zahlenverhaͤltniß verschieden abaͤndern lassen.Es erhellt aus der hier gegebenen Beschreibung so ziemlich deutlich, daß Hr. Rosser fuͤr England der Besizer der Patent-Duͤngerbereitung nach Jauffret geworden ist. Wir verweisen daher unsere Leser auf das, was wir im polytechn. Journal Bd. LXVI. S. 320, 399 und 442 uͤber die in Frankreich angestellten Versuche mit der Jausfret'schen Methode Duͤnger zu bereiten, mittheilen.A. d. R.