Titel: Ueber den von Dr. Lardner angegebenen Indicator für Dampfmaschinen.
Fundstelle: Band 68, Jahrgang 1838, Nr. LXIX., S. 335
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LXIX. Ueber den von Dr. Lardner angegebenen Indicator fuͤr Dampfmaschinen. Aus dem Mechanics' Magazine, No. 762. Ueber Lardner's Indicator fuͤr Dampfmaschinen. Bei der in Liverpool gehaltenen Versammlung der British-Association wurden einer Commission Fonds angewiesen, welche zur Erforschung der wirkichen Leistung der Dampfschiffe in Hinsicht auf deren Geschwindigkeit, deren Verbrauch an Brennmaterial und andere auf deren Leistung im Allgemeinen bezuͤgliche Umstaͤnde verwendet werden sollten. Anlaß hiezu gab eine Discussion, bei welcher selbst von Praktikern uͤber die Tauglichkeit der Dampfschiffe zu großen Seereisen sehr niederschlagende Behauptungen aufgestellt und Ansichten geaͤußert wurden. Die Commission wuͤnschte zu diesem Zweke eine verbesserte Methode die wirkliche Leistung des Dampfschiffes in ein Logbuch zu registriren, eine Methode, welche nicht so vielen Irrungen und Maͤngeln unterworfen ist, wie die dieserwegen mehr oder minder unbrauchbaren Dampflogs. Hr. Dr. Lardner hat nun in dieser Absicht versucht einen Mechanismus anzufertigen, womit die Dampfmaschine selbst das Journal ihrer Leistungen zu fuͤhren im Stande seyn soll. Die Vorrichtung wird an dem großen und kraͤftigen Dampfboote Tagus angebracht, welches der Halbinsel-Dampfschiff-Gesellschaft gehoͤrt. Die Umstaͤnde, auf denen die Leistung der Maschinerie und des Schiffes hauptsaͤchlich beruht, und die registrirt werden muͤssen, sind folgende: 1) Die Hoͤhe des Barometers, des das von dem Verdichter erzeugte Vacuum angibt; 2) die Hoͤhe des Manometers, der den wirklichen, den Kolben treibenden Dampfdruk angibt; 3)die Hoͤhe des Manometers, der den wirklichen Druk des Dampfes im Kessel zeigt; 4) die Zahl der Umgaͤnge, welche die Ruderraͤder in einer Minute machen; 5) die Tiefe des Wassers im Kessel; 6) der Salzgehalt des im Kessel befindlichen Wassers; 7) die Geschwindigkeit des Fahrzeuges; 8) dessen Wassertracht oder Tauchung; 9) die Richtung und Staͤrke des Windes; 10) der Lauf des Fahrzeuges. Die Vorrichtung, welche dermalen vollendet ist, registrirt bereits die sechs ersten dieser Punkte; doch ist auch bereits fuͤr Mittel zur Registrirung des siebenten und achten, in so fern dieß noͤthig seyn sollte, Vorsorge getroffen. Der Verbrauch an Brennmaterial ergibt sich leicht aus den Quantitaͤten Steinkohle, welche das Boot an verschiedenen Orten einnimmt, wenn man den Verbrauch in der Kuͤche, Kajuͤte etc. abzieht. Auf dem Queksilber des Barometers ist ein Schwimmer angebracht, und an der von diesem Schwimmer auslaufenden Stange ist ein Zeichenstift befestigt, der sich in dem Maaße bewegt, als die Queksilbersaͤule steigt oder faͤllt, und der, indem er gegen ein an der Roͤhre angebrachtes Papier angedruͤkt wird, auf diesem die Schwankungen der Queksilbersaͤule andeutet. Die Hoͤhen der Manometer werden auf gleiche Weise durch Zeichenstifte aufgezeichnet. Die einzelnen Zeichenstifte haben verschiedene Farben, damit man sie leicht von einander unterscheiden kann; und außerdem ist eine solche Einrichtung getroffen, daß deren Spiel auf verschiedene Theile des Cylinders beschraͤnkt ist. Nach jeder Reise wird das Papier vom Cylinder abgenommen und durch ein neues ersezt. Die verschiedenen, von den Zeichenstiften gezogenen Curven lassen sich, wenn man will, spaͤter in die gewoͤhnliche Sprache der Logbuͤcher uͤbersezen. Der ganze Apparat ist mit einem Gehaͤuse von 3 1/2 Fuß Hoͤhe auf 3 Fuß im Durchmesser umschlossen; er wird beim Abfahren des Schiffes versperrt und erst bei der Ruͤkkunft geoͤffnet. Waͤhrend der ganzen Dauer der Fahrt braucht man nichts weiter als das Uhrwerk aufzuziehen. Wahrscheinlich laͤßt sich auch noch ein Windmesser und ein Apparat, womit der kauf des Fahrzeuges registrirt werden kann, und der wenigstens eben so sichere Andeutungen gibt, wie man sie sich mit den gewoͤhnlichen Mitteln verschaffen kann, erfinden. Wenn dieser Apparat seinem Zweke entspricht, so duͤrfte er nicht bloß in wissenschaftlicher Hinsicht zu wichtigen Resultaten fuͤhren, sondern mit seiner Huͤlfe koͤnnten sich dann auch die Schiffseigenthuͤmer leicht von der Fuͤhrung ihrer Schiffe uͤberzeugen. So wird jede Nachlaͤssigkeit oder Ungeschiklichkeit der Heizer durch den dritten Zeichenstift; jede Nachlaͤssigkeit in der Speisung oder im Ausblasen der Kessel durch den fuͤnften und sechsten; die auf den Verdichtungsapparat verwendete Aufmerksamkeit hingegen durch den ersten Zeichenstift angedeutet werden. Im Falle die Thaͤtigkeit der Maschine zum Behufe einer Adjustirung oder aus irgend einem anderen Grunde unterbrochen werden mußte, wird man auch von dieser Unterbrechung und deren Dauer Kenntniß bekommen. Durch eine Verbindung saͤmmtlicher Indicatoren mit einem Uhrwerke kann man sogar genau die Stunde oder Minute, waͤhrend der dieß oder jenes vorging, aufgezeichnet erhalten.Wir bemerken hiezu, daß Hr. Henwood in einer Sizung der Institution of Civil Engineers eine Abhandlung uͤber einige Versuche vortrug, die an den Pumpen in Cornwallis zur Ermittelung der Quantitaͤt des verbrauchten Dampfes, seiner Vertheilung bei dem Hube, der vollbrachten Leistung und der fuͤr einen bestimmten Kostenaufwand erzielten Arbeit angestellt wurden. Man bediente sich naͤmlich auch hiebei eines sogenannten Indicators. Dieser bestand jedoch nur aus einem gegen 11 Zoll langen, an beiden Enden offenen Cylinder von l,6 Zoll im Durchmesser, in den ganz genau ein Kolben einpaßte. An diesem Kolben war eine mit dem oberen Ende des Cylinders verbundene staͤhlerne Spiralfeder angebracht, die den Kolben in der Mitte des Cylinders zu erhalten strebte. An dem oberen Ende der Kolbenstange befand sich eine Dille zur Aufnahme eines Zeichenstiftes; an dem unterm Ende des Cylinders hingegen war ein allmaͤhlich duͤnner zulaufender Hahn befestigt, der in die Schmierloͤcher der arbeitenden Cylinder einpaßte. Oben an dem Cylinder des Indicators war ein 18 Zoll langer hoͤlzerner Rahmen befestigt, in welchem sich in horizontaler Richtung eine Tafel hin und her schob, die zu diesem Zweke mit der Halbmesserstange des Parallelogrammes in Verbindung stand. Auf dieser Tafel ward ein Papier befestigt, auf dem der erwaͤhnte Zeichenstift gerade Linien oder Curven verzeichnete, je nachdem sich der Kolben und der Schieber zu verschiedenen Zeiten oder gleichzeitig bewegten. Die Curven gaben genaue Andeutungen uͤber die Leistung der Maschinen, woruͤber hienach von Hrn. Henwood ausfuͤhrliche Tabellen vorgelegt wurden.A. d. R.