Titel: Verbesserungen im Gerben von Häuten und Fellen, worauf sich William Hinkes Cox, Gerber von Bedminster bei Bristol, am 15. März 1838 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 69, Jahrgang 1838, Nr. XLIII., S. 229
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XLIII. Verbesserungen im Gerben von Haͤuten und Fellen, worauf sich William Hinkes Cox, Gerber von Bedminster bei Bristol, am 15. Maͤrz 1838 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jun. 1838, S. 343. Cox's Verbesserungen im Gerben von Haͤuten und Fellen. Nach dem gewoͤhnlichen Gerbeprocesse werden die Haͤute und Felle, nachdem sie der Haare beraubt worden und noch einige andere vorlaͤufige Behandlungen erlitten haben, in die sogenannten Gerbergruben gebracht, bis sie in diesen durch die Einwirkung der Gerbebruͤhe hinlaͤnglich gahr geworden, was die Sachverstaͤndigen leicht zu beurtheilen wissen. Da dieses Verfahren eine sehr lange Zeit erfordert, so hat man dasselbe schon auf sehr verschiedene Weisen abzukuͤrzen versucht. Nach einer der in Vorschlag gebrachten Methoden verband man zwei Haͤute an ihren Raͤndern mittelst metallener Klammern oder Rahmen zu einer Art von Sak, den man, nachdem er aufgehaͤngt worden, mit Gerbebruͤhe fuͤllt. Da man hiebei, je nachdem man es fuͤr noͤthig erachtete, einen groͤßeren oder geringeren hydrostatischen Druk wirken ließ, so drang die Bruͤhe rascher in die Haͤute ein. Gegen dieses Verfahren konnte jedoch eingewendet werden, daß die Haͤute dadurch ausgedehnt wurden, wodurch nothwendig deren Theilchen eine Trennung erlitten, waͤhrend sie durch den Gerbeproceß eher verdichtet werden sollten. Besonders auffallend zeigte sich dieser Nachtheil, wenn die Haͤute schwaͤchere Stellen hatten. Da also dieses Verfahren nicht jene Vortheile gewaͤhrte, die man sich davon versprach, so suchte man dadurch nachzuhelfen, daß man den in Saͤke verwandelten Haͤuten von Außen mehrere Stuͤzpunkte gab, indem man sie zwischen Rahmen, die aus starren Stangen bestanden, und die der erwaͤhnten nachtheiligen Ausdehnung der Haͤute widerstehen sollten, brachte. Allein an diesem Apparate wurden jene Theile der Haͤute, die nicht wirklich mit den Stangen in Beruͤhrung standen, in die zwischen den Stangen gelassenen Zwischenraͤume eingedruͤkt und also ausgedehnt, waͤhrend die den Stangen wirklich anliegenden Theile der Einwirkung der Gerbebruͤhe in geringerem Grade ausgesezt waren. Man riech zwar, die Stellung der Stangen von Zeit zu Zeit zu veraͤndern; allein auch hiebei war keine gleichmaͤßige Wirkung zu erzielen, so daß der Gerbeproceß immer nur unvollkommen gelang. Meiner Erfindung gemaͤß sollen nun die durch Naͤhen oder eine andere Verbindung aus einer oder mehreren Haͤuten gebildeten Saͤke mit einem faserigen Materiale uͤberzogen werden, welches den Haͤuten an der einen Seite eine Stuͤze gewaͤhrt, waͤhrend sie auf der anderen Seite den Druk der Gerbebruͤhe erleiden. Da dieser Faserstoff so biegsam ist, daß er sich allen Formen der Saͤke anpaßt, so erleidet kein Theil einen staͤrkeren Druk als der andere; und zugleich ist auch der Gerbebruͤhe ein vollkommen freies Durchsikern gestattet. Das Material, dessen ich mich vorzugsweise bediene, und welches ich in der Praxis vollkommen entsprechend fand, ist ein grober, etwas loker geschlagener Canevaß, der hinreichende Unterstuͤzung gewaͤhrt und dabei dem Abflusse auf keine Weise hinderlich ist. Mein Verfahren ist folgendes. Ich nehme eine Haut, die, um ihr eine gute Lederfarbe zu geben, in einer Nachbruͤhe behandelt worden, und naͤhe, wenn sie zur Aufnahme einer staͤrkeren Bruͤhe geeignet ist, deren Raͤnder bis auf eine kleine, zum Einfuͤllen der Gerbebruͤhe dienende Oeffnung mittelst eines gewichsten Fadens zusammen. Allenfalls in der Haut befindliche Loͤcher nahe ich gleichfalls zu. Wenn die Haͤute auf diese Weise und zwar am besten mit der Fleischseite nach Innen gekehrt in Saͤke verwandelt worden sind, so haͤnge ich sie an zwei Schleifen so auf, daß sie den Boden nicht beruͤhren. In diesem Boden sollen sich Rinnen befinden, damit die aus den Saͤken abtropfende Fluͤssigkeit in eine Grube oder in den sonstigen Behaͤlter ablaufen kann. Hierauf umgebe ich die aufgehaͤngten Saͤke mit einem Ueberzuge aus grobem Canevaß, in dessen Raͤnder Schnuͤrloͤcher angebracht sind, damit man ihn mit einem Schnuͤrriemen so zusammenziehen kann, daß er dem Hautsake allerwaͤrts als Stuͤze dient. Nunmehr fuͤlle ich die Haut mittelst einer Roͤhre und von einem gehoͤrig angebrachten Behaͤlter her mit Gerbebruͤhe. Damit dieß mit moͤglichster Zeitersparniß geschehen koͤnne, soll die Werkstaͤtte gehoͤrig hiezu eingerichtet seyn; d.h. man soll die Saͤke in Reihen aufhaͤngen, und fuͤr jede Reihe eine gemeinschaftliche Fuͤllroͤhre anbringen, von der den Saͤken entsprechende Arme auslaufen muͤßten. An dem oberen Theile eines jeden Sakes bringe ich einen Sperrhahn an, der, wenn er waͤhrend des Einfließens der Gerbebruͤhe in den Sak offen gelassen wird, die Luft aus diesem austreten laͤßt. Wenn die Speisungsroͤhre in dem oberen Theile des Sakes fixirt worden ist, so wird, wie sich von selbst versteht, der Druk, den die Gerbebruͤhe ausuͤbt, der senkrechten Hoͤhe der Saͤule der Fluͤssigkeit entsprechen. So wie der Sak gefuͤllt ist, schließe ich den Sperrhahn, wo dann die Gerbebruͤhe in Kuͤrze beginnen wird, durch die Poren der Haut zu sikern. Die theils hierdurch, theils durch das Auslaufen an den Naͤhten bedingte Abnahme der Gerbebruͤhe im Sake, ersezt man, indem man von Zeit zu Zeit frische Gerbebruͤhe nachfließen laͤßt. Die zur Vollendung des Gerbeprocesses noͤthige Zeit haͤngt von der Beschaffenheit und Dike der Haͤute ab; jeder Sachverstaͤndige wird erkennen, wann die Haut gahr ist. Ein ganz sicheres Urtheil kann man faͤllen, wenn man ein Stuͤkchen der aͤußeren Oberflaͤche abschneidet, um zu sehen, wie die Haut in ihrem Inneren und bis auf die Mitte hinein aussieht. Sind die Haͤute gahr, so schneide ich an dem unteren Ende der Saͤke einen Theil der Nach auf, damit die Gerbebruͤhe ausmaßen kann, wo ich dann den Ueberzug abnehme, die Nath vollends aufschneide und die Haͤute auf die gewoͤhnliche Weise behandle und trokne. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß mein Verfahren alle die Vortheile der Schnellgerberei gewaͤhrt, ohne daß irgend eine der oben beruͤhrten Einwendungen dagegen erhoben werden kann. Denn jeder Theil des Sakes, dieser mag aus einer oder aus mehreren Haͤuten bestehen, erhaͤlt von Außen eine gleiche und gehoͤrige Stuͤze, und unterliegt daher in gleichem Grade der Einwirkung des Gerbeprocesses. Es versteht sich uͤbrigens von selbst, daß der erwaͤhnte Ueberzug auch aus einer anderen Substanz als aus dem beschriebenen Canevasse verfertigt werden kann.