Titel: Verbesserte Methode Lettern, Figuren, Aufschriften etc., welche eine ebene Oberfläche haben und mittelst Farben in Projection erscheinen, aus Metall, Holz und anderen Substanzen zu erzeugen, worauf sich Theophilus John Nash, Letterngießer von John-Street Devonshire-Hill, in der Grafschaft Middlesex, und John Roß, Messinggießer von Wyld-Street Lincoln-Inn-Fields in derselben Grafschaft, am 19. Jun. 1837 ein Patent ertheilen ließen.
Fundstelle: Band 69, Jahrgang 1838, Nr. LV., S. 269
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LV. Verbesserte Methode Lettern, Figuren, Aufschriften etc., welche eine ebene Oberflaͤche haben und mittelst Farben in Projection erscheinen, aus Metall, Holz und anderen Substanzen zu erzeugen, worauf sich Theophilus John Nash, Letterngießer von John-Street Devonshire-Hill, in der Grafschaft Middlesex, und John Roß, Messinggießer von Wyld-Street Lincoln-Inn-Fields in derselben Grafschaft, am 19. Jun. 1837 ein Patent ertheilen ließen. Aus dem London Journal of arts. Jun. 1838, S. 161. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Nash's verbesserte Methode Lettern etc. aus Metall zu erzeugen. Die der neuen Methode gemaͤß erzeugten Lettern, Figuren, Aufschriften etc. haben vor den aͤlteren erhabenen oder projectirenden Lettern oder Figuren daß voraus, daß sie sich zu Verzierungen, zu Aufschriften an Kauflaͤden, Hausthuͤren, Straßenzeigern, Kirchenstuͤhlen, Schiffen, kurz uͤberall da, wo man Buchstaben oder Namen aufzumalen pflegt, anbringen lassen; und daß man sie wieder beliebig abnehmen kann, um sie anderwaͤrts neuerdings anzubringen. Die neuen flachen Lettern sind ferner viel leichter, als die dermalen gebraͤuchlichen erhabenen Lettern; auch lassen sie sich zu verschiedenen Zweken benuzen, zu welchen leztere ungeeignet sind, wie z.B. zu Aufschriften fuͤr Waaren, Fenster, Tafeln u. dergl.; endlich kann sich an ihnen nicht so viel Staub und Schmuz ansammeln, als an den aͤlteren Buchstaben. Was ferner die gleichfalls unter gegenwaͤrtigem Patente begriffenen neuen gewoͤlbten Lettern (domed letters) oder Figuren ohne Saum oder Fuge betrifft, so sind sie dauerhafter als die aͤlteren derlei Lettern, welche mit der Zeit sehr leicht angegriffen und an den Gefuͤgen etc. durch Einwirkung von Feuchtigkeit etc. lose wurden. Sowohl die gewoͤlbten als auch die flachen, schattirten Lettern, Figuren etc. lassen sich, wenn sie aus Metall verfertigt und lakirt wurden, selbst in tropischen Klimaten benuzen, ohne der schnellen Zerstoͤrung zu unterliegen. Um sich die flachen Lettern, Figuren etc., die mittelst Farben in Projection erscheinen, zu verfertigen, verzeichnet man zuerst deren Umriß, den man dann in Weißblech oder irgend einer anderen geeigneten Substanz, welche als Patrone dient, ausschneidet. Diese Patrone legt man zweitens flach auf Weißblech oder auch auf ein anderes Metallblech, und indem man deren Raͤnder mit einem scharfen Instrumente nachfaͤhrt, uͤbertraͤgt man den Umriß auf das Blech, wie man ihn in Fig. 42 A angedeutet sieht. Drittens zieht man unter diesem Umrisse und in einer der gewuͤnschten Projection entsprechenden Entfernung eine Linie B. Wenn z.B. die Letter oder Figur eine Projection von einem Zoll bekommen soll, so muß diese Linie 1 Zoll unter der Letter gezogen werden; und wenn der Schatten nach Rechts zu fallen soll, so muß die Linie 1 Zoll von dem linken Letternende weg beginnen. Wollte man den Schatten nach Links fallen lassen, so waͤre diese Vorschrift umzukehren. Viertens verschiebe man die Patrone auf die gezogene Linie B und markire gleichfalls mit einem scharfen Instrumente jene Raͤnder der Patrone, die nunmehr uͤber die zuerst gezogenen Umrisse hinaus fallen. Dann entferne man die Patrone und ziehe nach den Regeln der Perspective jene Linien, welche die um die Raͤnder der verschobenen Patrone gezogenen Linien mit dem urspruͤnglichen Umrisse zu verbinden haben. Wenn endlich auch noch jene Punkte gebildet sind, welche erforderlich sind, um vollends das Aussehen einer Projection zu erzielen (wie man sie in Fig. 43 D durch punktirte Linien angedeutet sieht), so ist die flache Letter oder Figur in Projection fertig. Fig. 44 C zeigt die Stellung der Patrone, nachdem dieselbe verschoben worden ist; Fig. 43 D zeigt die Letter, nachdem die Linien um die verschobene Patrone gezogen worden sind. Die Patrone D legt man auf Bleck oder auf irgend ein anderes Material, auf dem man die Letter oder Figur erhalten will, und faͤhrt deren Umriß auf die oben unter dem zweiten Absaze angegebene Art und Weise nach; schneidet man hienach die Letter aus, so erhaͤlt man sie im Umrisse. Um eine flache Letter oder Figur, welche sowohl einen Ruͤken- als einen Seitenschatten hat, zu erhalten, zieht man zuerst den Umriß der zweiten Patrone nach der oben im zweiten Absaze gegebenen Vorschrift, Fig. 45 E. Hierauf ziehe man in einer dem gewuͤnschten Schatten entsprechenden Entfernung unter diesem Umrisse die Linie F, welche in derselben Entfernung von dem aͤußersten Umrisse der Patrone nach Links hin zu beginnen hat. Dann seze man die erste Patrone A auf diese Linie F, und fahre mit einem scharfen Instrumente jene Raͤnder derselben nach, die uͤber die linken Raͤnder des Umrisses hinaus fallen. Wenn man dann die erste Patrone wieder beseitigt hat, so vollendet man den Umriß, indem man jene Linien zieht, welche die Raͤnder der Patrone und den Umriß zu verbinden haben, und welche in Fig. 46 H durch punktirte Linien angedeutet sind. Man erhaͤlt auf diese Weise eine flache Letter oder Figur, welche in Projection erscheint und einen Ruͤken- und Seitenschatten hat. Fig. G zeigt die Stellung der ersten Patrone auf der zweiten Figur; Fig. H hingegen ist ein Umriß der dritten vollendeten Patrone. Diese Patrone legt man auf Blech oder auf irgend ein anderes Material, in welchem man die Letter oder Figur erzeugen will, und zieht deren Umriß nach der im zweiten Absaze gegebenen Vorschrift, so daß man die Letter dann nur mehr auszuscheiden braucht. Wenn man die Lettern oder Figuren nach diesen Patronen aus Blechstuͤken oder anderen Materialien ausgeschnitten, und wenn man sie abgeebnet und den beim Lakiren gebraͤuchlichen Farben gemaͤß grundirt hat, so legt man die erste Patrone so darauf, daß deren oberer Rand auf den oberen Rand der zu malenden Figur faͤllt. Dann zieht man der im zweiten Absaze gegebenen Vorschrift gemaͤß die Umrisse, wonach alle uͤbrigen Linien, welche zur Erzielung der Projektion erforderlich sind, gezogen werden koͤnnen. Man braucht endlich die Lettern oder Figuren nur mehr mit den in der Lakirkunst gebraͤuchlichen Farben zu malen und zu schattiren oder auch auf Goldgrund zu vergolden, um sie zulezt, nachdem sie in einem Lakirofen getroknet worden sind, auf die bei den Lakirern gebraͤuchliche Weise zu lakiren. Um gewoͤlbte Lettern aus Metall, Holz oder einem anderen Materiale ohne Saum oder Fuge zu verfertigen, verschaffe man sich zuerst eine entsprechende Patrize und Matrize, bringe das Metall, Holz oder sonstige Material zwischen beide und presse sie in einer Presse mit Handschraube oder auf andere Weise aus. Nimmt man Holz, so muß dieses duͤnn und biegsam seyn. Die ausgepreßten Lettern brauchen nur mehr nach dem oben angegebenen Verfahren gemalt und lakirt zu werden. Man kann sich die flachen, in Projection erscheinenden Lettern auch nach den gewoͤhnlichen Regeln der Perspective verzeichnen; das angegebene Verfahren faͤhrt jedoch am schnellsten zum Zweke.

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