Titel: Verbessertes Verfahren dem Kautschuk seine klebende Beschaffenheit zu nehmen und ihn zu bleichen, worauf sich Charles Goodyear in New York ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 69, Jahrgang 1838, Nr. LXXXII., S. 383
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LXXXII. Verbessertes Verfahren dem Kautschuk seine klebende Beschaffenheit zu nehmen und ihn zu bleichen, worauf sich Charles Goodyear in New York ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Mechanics' Magazine, No. 777. Goodyear's verbessertes Verfahren dem Kautschuk seine klebende Beschaffenheit zu nehmen. Der Zwek, den sich der Patenttraͤger sezte, ist dem Kautschuk nicht bloß auf seiner Oberflaͤche, sondern bis auf einige Tiefe, und unter gewissen Umstaͤnden auch durch seine ganze Dike seine klebende Beschaffenheit zu nehmen. Sein Verfahren ist entweder auf den rohen, oder auf den mittelst Aufloͤsung in irgend einem Loͤsungsmittel in Blaͤtter verwandelten, oder auch auf den zu verschiedenen Zweken verarbeiteten Kautschuk anwendbar. Ich wende, sagt der Patenttraͤger, verschiedene, entweder vollkommen oder zum Theil gesaͤttigte Aufloͤsungen von Metallen in Saͤuren an, und wasche damit die Oberflaͤche des Kautschuks, dem das Klebende benommen werden soll, oder ich tauche ihn oder den mit ihm uͤberzogenen Gegenstand wohl auch ganz in diese Aufloͤsung. Handelt es sich um einen Zeug, der nur an der einen Seite mit Kautschuk uͤberzogen ist, und der also an der anderen gegen die Einwirkung der sauren Fluͤssigkeit geschuͤzt werden soll, so naͤhe ich ihn an den Raͤndern so zusammen, daß er einen Sak bildet, den ich ganz untertauchen kann, ohne daß deßhalb sein Inneres mit der Fluͤssigkeit in Beruͤhrung kommt. Die Metallaufloͤsungen haben in der angegebenen Hinsicht nicht saͤmmtlich gleiche Wirksamkeit. Die staͤrkeren Saͤuren geben im Allgemeinen einen vollkommeneren Erfolg. Eben so wenig ist es gleichguͤltig, welches Metall man anwendet. Starker unverduͤnnter Salpetersaͤure gebe ich in den meisten Faͤllen den Vorzug; und unter den Metallen waͤhle ich besonders Kupfer und Wismuth, da die Aufloͤsungen dieser in Salpetersaͤure in einer bis zu fuͤnf Minuten schon ihre volle Wirkung vollbracht haben. Haͤlt man die Wirkung fuͤr erzielt, so muß der Gegenstand mit Wasser rein von aller Saͤure befreit werden, wo man dann finden wird, daß seine Oberflaͤche weichem Tuche gleicht; und daß diese Oberflaͤche bis auf eine bedeutende Tiefe hinein abgerieben werden kann, ohne auch nur die geringste Klebrigkeit zu zeigen. Ja der Kautschuk erleidet hiedurch selbst eine solche Veraͤnderung, daß er jenen Substanzen, die ihn sonst aufzuloͤsen pflegen, widersteht. Man kann ihn z.B. mit Terpenthingeist oder Sassafrasoͤhl abwaschen, ohne daß er klebrig wird. Ebenso widersteht er der Sonnen- und bei allen gewoͤhnlichen Temperaturgraden auch der kuͤnstlichen Hize. Nicht alle Metallaufloͤsungen besizen, wie gesagt, gleiche Kraft; ja einige, wie z.B. der Bleizuker und die Aufloͤsungen von Metallen in vegetabilischen Saͤuren uͤberhaupt, duͤrften sich gar nicht eignen. Einige wirken minder vollkommen als die angegebenen salpetersauren Salze, und beduͤrfen daher einer laͤngeren Zeit, um den gewuͤnschten Erfolg hervorzubringen. Ich brauche jedoch nicht einzeln hierauf einzugehen, weßhalb ich denn nur noch beizufuͤgen habe, daß ich mich nicht an das Waschen oder Eintauchen des Kautschuks in die genannten Aufloͤsungen binde, sondern daß derselbe Zwek auch durch ein anderes Verfahren erreicht werden kann. So uͤberstreuete ich z.B. den Kautschuk manchmal mit Bronzepulver, worauf ich ihn mit Salpetersaͤure wusch. In diesem Falle wurde die Metallaufloͤsung unmittelbar durch die Einwirkung der Saͤure auf das Metall auf dem Kautschuk selbst erzeugt. Man pflegt der Kautschukaufloͤsung gewoͤhnlich absorbirende Erden oder irgend einen Farbstoff zuzusezen. Ist dieß geschehen, so kann man die Metallaufloͤsung leicht durch eine Kautschukmasse von bedeutender Dike wirken lassen. Anstatt mich dieses Verfahrens zu bedienen, oder als Vorbereitung zu demselben verbinde ich den Kautschuk mit Aezkalk, den ich am besten geeignet fand, wenn die Metallaufloͤsung durch die ganze Dike des Kautschuks wirken sollte. Außerdem hat aber der Kalk auch noch die Eigenschaft, den Kautschuk zu bleichen und ihm eine Oberflaͤche und ein Gefuͤge zu geben, in Folge dessen er mit Kupferplatten oder auf andere Weise bedrukt werden kann: er mag fuͤr sich allein oder als Ueberzug verschiedener Zeuge der Behandlung unterliegen. Der mit Kalk zubereitete Kautschuk wuͤrde jedoch durch die Einwirkung von Hize oder von Aufloͤsungsmitteln klebrig werden, wenn man ihn nicht vorher noch mit Metallaufloͤsungen behandelte. Freilich wird hiedurch die Bleiche, die der Kalk dem Kautschuk gab, beeintraͤchtigt. Ich loͤsche eine Portion feinsten Aezkalk, und ruͤhre ihn mit Wasser zur Milchconsistenz an. Wenn sich die groͤberen Theile durch kurzes Stehen zu Boden gesezt haben, so gieße ich die obere Fluͤssigkeit mit den feineren Kalktheilchen ab. Hat sich aus dieser der feinere Kalk durch Stehen abgeschieden, so gieße ich das Wasser ab. Der Kalkschlamm, den ich hiebei erhalte, eignet sich ganz zur Vermengung mit der Kautschukaufloͤsung; und wenn er mit dieser zu einem diken Teige angemacht worden ist, so wird dann lezterer zu Platten ausgewalzt.