Titel: Beschreibung eines Cementes oder einer Composition, welche zur Pflasterung von Straßen, zum Deken von Gebäuden und zu verschiedenen anderen Zweken, zu denen man sonst Cement, Kitt, Blei, Zink oder dergleichen Compositionen benuzte, anwendbar ist, und worauf sich Richard Tappin Claridge, Gentleman von Salisbury Street in der Grafschaft Middlesex, am 25. Novbr. 1837 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 69, Jahrgang 1838, Nr. XCVIII., S. 433
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XCVIII. Beschreibung eines Cementes oder einer Composition, welche zur Pflasterung von Straßen, zum Deken von Gebaͤuden und zu verschiedenen anderen Zweken, zu denen man sonst Cement, Kitt, Blei, Zink oder dergleichen Compositionen benuzte, anwendbar ist, und worauf sich Richard Tappin Claridge, Gentleman von Salisbury Street in der Grafschaft Middlesex, am 25. Novbr. 1837 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jul. 1858, S. 34. Claridge's Cement zur Pflasterung von Straßen etc. Die unter gegenwaͤrtigem Patente begriffene Erfindung beruht auf einer durch Anwendung von Waͤrme vermittelten Verbindung gewisser, sogleich naͤher zu bezeichnender Substanzen zu einem Cemente oder zu einer Composition, mit der man Straßen pflastern kann, und die sich auch zu verschiedenen anderen Zweken, zu denen man sonst Cement, Kitt, Blei, Zink oder andere Compositionen verwendet, benuzen laͤßt. Die eine dieser Substanzen besteht hauptsaͤchlich aus kohlensaurem Kalke und Erdharze mit einem geringen Antheile waͤsseriger und anderer Stoffe; sie findet sich in der Natur haͤufig in Pyrimont bei Seyssel im Département de l'Ain des Koͤnigreichs Frankreich, in anderen Theilen des Juragebirges und anderwaͤrts, und wird Asphalt genannt. Die zweite ist Erdharz oder Erdpech, auch Bitumen genannt. Der Asphalt von Pyrimont, dem ich den Vorzug gebe, und dessen ich mich in rohem Zustande, wie er aus der Grube kommt, bediene, enthaͤlt nebst etwas wenigen waͤsserigen und anderen Theilen in 100 Theilen 90 kohlensaure Kalkerde und 10 Erdharz. Er gibt einen besseren Cement als der an irgend einem anderen Orte gewonnene Asphalt. Er muß, um sich seiner bedienen zu koͤnnen, zuerst in Pulver verwandelt werden, was entweder lediglich durch mechanische Mittel bewerkstelligt oder auch durch Einwirkung von Waͤrme erleichtert werden kann. Ich bringe den rohen Asphalt zu diesem Behufe gewoͤhnlich in einen Ofen, dessen Boden aus Eisenblech besteht; nach halbstuͤndiger Unterhaltung eines lebhaften Feuers zerfaͤllt der Asphalt gewoͤhnlich zu Pulver, oder ist leicht in ein solches zu verwandeln. Den hiedurch oder auch bloß auf mechanischem Wege in Pulver oder kleine Theilchen umgewandelten Asphalt lasse ich hierauf durch ein Sieb laufen, dessen Maschen beilaͤufig 1/4 Zoll im Gevierte haben, worauf er zur Vermengung mit dem Bitumen oder Erdharze fertig ist. Dieses leztere findet sich in der Naͤhe von Pyrimont und auch anderwaͤrts in großen Quantitaͤten, und zwar in Verbindung mit erdigen oder anderen Stoffen. Ich bediene mich gewoͤhnlich des Erdharzes von Pyrimont; man kann jedoch auch das Erdharz aus anderen Gegenden und selbst andere Pechsorten anstatt desselben anwenden, ohne daß die Qualitaͤt des Cementes Schaden leidet. Die Reinigung des Erdharzes von den ihm beigemengten Substanzen geschieht auf die gewoͤhnliche Weise. Wenn ich mich des Asphaltes und des Erdharzes von Pyrimont bediene, so nehme ich zur Erzeugung des Cementes auf 93 Theile des auf die angegebene Weise gepulverten und gesiebten Asphaltes 7 bis 10 Theile Erdharz. Ich bringe lezteres zuerst in einen Schmelztiegel oder Ofen, und wenn es in diesem fluͤssig geworden ist, so seze ich allmaͤhlich den Asphalt zu, wobei ich sorgfaͤltig umruͤhre, theils damit die Masse nicht anbrenne, theils damit eine innige Vermengung erfolge. Ich halte die Masse so lange unter fortwaͤhrendem Umruͤhren uͤber Feuer, bis die Mischung durch und durch gleichmaͤßig und beinahe fluͤssig ist. Der Schmelztiegel muß einem gelinden Feuer ausgesezt bleiben, bis die Mischung beinahe zum Sieden gekommen, wo sie dann einen hellen weißen Dampf ausstoͤßt und zum Gebrauche fertig ist. Bedient man sich eines anderen Asphaltes als des Pyrimonter, so muß die Quantitaͤt des Erdharzes je nach der Beschaffenheit dieses Asphaltes modificirt werden, was man leicht durch einige Versuche ausmitteln kann. Ebendieß gilt auch, wenn man ein anderes Erdharz als jenes von Pyrimont anwenden will. Um nun den beschriebenen Cement zum Pflastern zu benuzen, verseze ich je 200 Pfd. beinahe fluͤssigen Cements mit ungefaͤhr einem halben Eimer (bucket) sehr feinen, reinen, heißen Sandes oder Kieses. Es geschieht dieß unter sorgfaͤltigem Umruͤhren, welches so lange fortgesezt werden muß, bis die Masse hinlaͤnglich fluͤssig geworden, d.h. bis sie den erwaͤhnten hellen, weißen Dampf ausstoͤßt, womit sie zum Gebrauche fertig ist. In diesem Zustande kann man Bloͤke oder Platten aus ihr gießen, die man bis nach dem Abkuͤhlen in den Modeln belaͤßt, und die man auf irgend eine geeignete Grundlage aus Steinmoͤrtel oder anderem Mauerwerke legen kann. Die Platten oder Bloͤke kitte ich zusammen, indem ich die zwischen ihnen befindlichen Fugen mit fluͤssig gemachtem Cemente, der gleichfalls mit Sand vermengt seyn kann, oder auch nicht, ausgieße. Zuweilen bringe ich auf die Grundlage eine duͤnne Schichte des Kittes, in den ich dann die Bloͤke oder Platten einbette. Soll das Pflaster ein mosaikartiges Aussehen oder eine sonstige Verzierung bekommen, so verschaffe ich mir zuerst eine große Flaͤche aus Holz oder Gyps, auf die das gewuͤnschte Muster gezeichnet wird. Diese Oberflaͤche oder einen Theil derselben umgebe ich dann mit eisernen Staͤben von der Dike der gewuͤnschten Platten, worauf ich sie mit einer duͤnnen Schichte eines durchsichtigen Kleisters uͤberstreiche. Dann bringe ich an die dem Muster entsprechenden Stellen Kiesel von verschiedenen Farben, Porzellan- oder Glasscherben oder auch andere Substanzen von gehoͤriger Form und Farbe; und wenn diese durch den Kleister gelinde angeklebt worden sind, so gieße ich den erhizten Cement mit Sand vermengt oder auch ohne solchen in den mit den Eisenstaͤben umschlossenen Raum, so daß er saͤmmtliche, zwischen den angeklebten Kieseln oder Scherben befindliche Zwischenraͤume ausfuͤllt. Die auf solche Weise verfertigten Platten werden nach Art der Bloͤke zusammengekittet. Bei der Bildung von Fußwegen verfahre ich gewoͤhnlich wie folgt. Ich bringe naͤmlich auf einer geeigneten Unterlage und mit einander parallel in Entfernung von 2 bis 3 Fuß von einander zwei flache Eisenstangen von der Dike an, in welcher der Cement aufgelegt werden soll, und welche gewoͤhnlich gegen einen halben Zoll betraͤgt. Zwischen diese Stangen gieße ich dann den fluͤssigen, mit feinem Sande oder Kiese vermengten Cement, dessen Oberflaͤche ich abebne, indem ich ein dikes Stuͤk Holz mit einer geraden Kante auf den Eisenstangen ruͤk- und vorwaͤrts schiebe. Oben darauf siebe ich gewoͤhnlich, waͤhrend die Oberflaͤche noch warm ist, feinen heißen Kies, den ich mit hoͤlzernen Stoͤßeln in den halbfluͤssigen Cement eintreibe. Dieses Verfahren wiederhole ich nach Erstarrung des Cementes so oft, bis der Fußpfad vollendet ist. Beim Straßenbaue wende ich den beschriebenen Cement entweder oberflaͤchlich an; d.h. ich gieße auf die Oberflaͤche einer aus den gewoͤhnlichen Materialien gebauten Straße, deren Grundlage nach dem herkoͤmmlichen Verfahren hergestellt worden ist, den bis zum Ausstoßen der hellen weißen Daͤmpfe erhizten, reinen, oder mit Sand und Kies vermengten Cement, so daß er mit den Steinen eine harte, compacte Oberflaͤche bildet. Oder ich bringe zwischen die Unterlage und die harten Materialien eine duͤnne Schichte des erhizten Cementes, damit die zur Straße verwendeten Materialien nicht durch Grundquellen Schaden leiden. Wenn es sich um die Dachbedekung eines Gebaͤudes mit dem fraglichen Cemente handelt, so spanne ich uͤber das Dach ziemlich straff einen Canevaß, auf den ich eine gegen 4/10 Zoll dike Schichte des erhizten Cementes auftrage. Ist dieser so weit abgekuͤhlt, daß er halbfluͤssig geworden ist, so siebe ich Sand oder Kies darauf, den ich vorher in einem Tiegel erhizt habe, und den ich mit flachen hoͤlzernen Schlaͤgeln von 15 Zoll Laͤnge auf 9 Zoll Breite in die Substanz des Cementes einschlage. Die Anwendung des Cementes zum Ausfuͤttern von Wasserbehaͤltern und zu verschiedenen anderen Zweken, zu denen man sonst Kitt, Blei, Zink oder andere Compositionen nimmt, ist der zulezt beschriebenen sehr aͤhnlich. Es kommt jedoch hier kein Kies oder Sand zu dem Cement, sondern man traͤgt ihn fuͤr sich auf, nachdem man ihn so weit erhizt, daß er eben weiße Daͤmpfe auszustoßen beginnt. Fuͤr die Boͤden der Wasserbehaͤlter reicht eine einfache solche Cementschichte hin. An den Seitenwaͤnden dagegen soll die nach Innen gerichtete und dem Wasser ausgesezte Seite eines jeden Ziegels zuerst mit einer duͤnnen Schichte Cement uͤberzogen werden. Man bewerkstelligt dieß, indem man die Ziegel mit ihren Seiten an einander gerichtet auf einen ebenen Boden legt, gleichsam als wollte man ein Pflaster aus ihnen bilden, und indem man hierauf uͤber die ganze Oberflaͤche eine duͤnne Schichte fluͤssigen Cementes auftraͤgt. Wenn diese Schichte nach einigen Secunden zu erstarren beginnt, und bevor sie noch hart geworden ist, trennt man die einzelnen Steine, indem man die Cementschichte an den Fugen mit einem großen Messer durchschneidet. Aus diesen Steinen baut man hierauf die Waͤnde der Wasserbehaͤlter, indem man die Steine in fluͤssigen Cement anstatt in gewoͤhnlichen oder auch hydraulischen Moͤrtel legt. Zu noch groͤßerer Sicherheit kann man zwischen den inneren und aͤußeren Ziegeln, welche die Seitenwaͤnde des Behaͤlters bilden, einen Zwischenraum von beilaͤufig einem halben Zoll lassen, den man dann mit fluͤssigem Cemente ausgießt. (Aus den hier beschriebenen Anwendungsweisen des Cementes ergibt sich zur Genuͤge, daß der Patenttraͤger ganz nach den in Frankreich gebraͤuchlichen und im vorhergehenden Aufsaze beschriebenen Methoden verfaͤhrt.)