Titel: Verfahren das Wasserstoffgas als Triebkraft zu benuzen, worauf sich Ambrose Ador, Chemiker im Leicester Square in der Grafschaft Middlesex, am 20. Januar 1838 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 70, Jahrgang 1838, Nr. XL., S. 176
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XL. Verfahren das Wasserstoffgas als Triebkraft zu benuzen, worauf sich Ambrose Ador, Chemiker im Leicester Square in der Grafschaft Middlesex, am 20. Januar 1838 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Sept. 1838, S. 153. Mit Abbildungen auf Tab. III. Ador's Verfahren das Wasserstoffgas als Triebkraft zu benuzen. Ich bezweke durch meine Erfindung das Wasserstoffgas zur Erzeugung von Triebkraft zu benuzen. In Fig. 14 sieht man eine meinem Systeme gemaͤß eingerichtete Maschine im Durchschnitte und zum Fortschaffen eines Fahrzeuges verwendet. Fig. 15 ist ein Querdurchschnitt des Schiffes, woraus mehrere der einzelnen Theile der Maschinerie erhellen. Es ist bekannt, daß, wenn man gewisse Metalle, wie z.B. Eisen oder Zink, der Einwirkung gewisser, mit Wasser verduͤnnter Saͤuren, wie z.B. der Schwefelsaͤure, Salzsaͤure etc. aussezt, eine Entbindung von Wasserstoffgas Statt findet; und daß, wenn man einen Strom dieses Gases mit Platinschwamm oder Platinpulver in Beruͤhrung kommen laͤßt, das Gas entzuͤndet wird (aber nur bei Gegenwart von atmosphaͤrischer Luft! Die Maschine des Patenttraͤgers, welche offenbar nur auf dem Papiere ausgefuͤhrt wurde, wovon jedoch einzelne Theile nuͤzliche Anwendungen gestatten duͤrften, wird folgendermaßen beschrieben). A ist ein cylindrisches Gefaͤß mit halbkugelfoͤrmigen Enden, welches innen mit Blei oder einer anderen Substanz, welche die Einwirkung der Schwefelsaͤure auf das Metall des Gefaͤßes zu verhuͤten im Stande ist, ausgefuͤttert ist. Von diesem Gefaͤße a laͤuft die mit einem Sperrhahne versehene Roͤhre b aus, durch die eine hinreichende Menge Schwefelsaͤure und Wasser eingetragen werden kann. Ebenso befindet sich aber an dem Gefaͤße a auch eine Roͤhre c, bei der die Saͤure und das Wasser, wenn ihre Kraft erschoͤpft ist, wieder aus dem Gefaͤße abgelassen werden kann, und die zu diesem Zweke gleichfalls mit einem Sperrhahne versehen ist. Innerhalb des Gefaͤßes a ist ferner ein zweites, aus Blei gearbeitetes, cylindrisches Gefaͤß d, d angebracht, welches man uͤbrigens aber auch aus einem anderen von Saͤuren unangreifbaren Stoffe verfertigen lassen kann. Dieses Gefaͤß ist mittelst einer Kette, die uͤber eine Rolle e laͤuft, aufgehaͤngt; leztere ist an der Spindel f, die sich in entsprechenden Zapfenlagern bewegt, befestigt. Das Aeußere dieser aus Fig. 14 ersichtlichen Zapfenlager wirkt zugleich als Stopfbuͤchse, und hat das Entweichen des Gases zu verhuͤten. g ist eine Art von Zifferblatt, d.h. eine kreisrunde, in Grade eingetheilte Platte; der dazu gehoͤrige Zeiger h, welcher zugleich auch mit einem Griffe h' ausgestattet ist, ist an dem aͤußeren Ende der Spindel f befestigt. Mittelst dieses Griffes kann man die Spindel umdrehen und dadurch das Gefaͤß d, d aus der Saͤure herausheben oder mehr oder minder tief in sie versenken, so daß man die Gasentwikelung entweder ganz hemmen oder je nach dem Bedarf an Triebkraft reguliren kann. i ist eine durchloͤcherte, aus Blei oder einem anderen entsprechenden Materiale gearbeitete Platte. Der Cylinder a ist aus zwei Stuͤken gearbeitet; die Platte i wird auf das untere dieser Stuͤke, welches mit dem oberen kegelfoͤrmig gebildeten Ende in das obere Stuͤk einpaßt, gelegt. Ihre Raͤnder, die etwas uͤber jene des unteren Stuͤkes hinaus reichen, sind nach Abwaͤrts gebogen, und werden also, wenn beide Stuͤke mittelst aͤußerer Schraubenbolzen zusammengezogen werden, zwischen beide Stuͤke hineingepreßt, so daß auf solche Art ein hermetisches Gefuͤge gebildet ist. Diese Platte i dient aber auch noch zu einem anderen Zweke; denn sie verhindert das Emporreißen von waͤsserigen Theilchen durch das entwikelte Gas. In ihrer Mitte befindet sich uͤbrigens eine groͤßere Oeffnung, welche zum Eintragen der Substanzen, mit denen das Gefaͤß i gefuͤllt werden muß, bestimmt ist. Das Eintragen dieser Substanzen, die aus kleinen Stuͤken Zink, Eisen oder anderen zwekdienlichen Metallen bestehen, geschieht durch das Sicherheitsventil j, indem man dieses zu diesem Behufe aufhebt. k ist eine gewoͤhnliche Meßroͤhre, die den Druk des im Gefaͤße a entwikelten Gases andeutet. Das Gas steigt, so wie es entbunden wird, in den oberen Theil des Gefaͤßes a empor, und entweicht aus diesem durch die Roͤhre l in eine sogenannte Sicherheitskammer m, die mit zwei Ventilen m¹ und m² ausgestattet ist. Das erstere dieser Ventile schließt die Muͤndung der Roͤhre I; das zweite hingegen schließt den oberen Theil des Gefaͤßes oder die Sicherheitskammer m. Leztere selbst hat gleichfalls zwei Sicherheitsventile n, n, deren Zwek aus der weiteren Beschreibung erhellen wird. Das Wasserstoffgas hebt, um durch die Kammer m zu gelangen, die beiden Ventile m¹, m² empor, und stroͤmt dann durch die Roͤhre o, wenn ich diesen Theil so nennen darf. Diese Roͤhre wird naͤmlich durch Vereinigung zweier Anhaͤngsel gebildet, von denen sich das eine an dem Gefaͤße m, das andere dagegen an dem naͤchstfolgenden Gefaͤße p befindet. Die Muͤndung des lezteren, welches kugelfoͤrmig gebildet ist, ist durch ein Ventil m³ erschlossen. Das Gas stroͤmt, nachdem es dieses Ventil aufgehoben, durch drei Loͤcher q in das Gefaͤß p, in welchem sich Platinschwaͤmme oder mit einem Worte so zubereitetes Platin befindet, daß das Wasserstoffgas dadurch entzuͤndet wird. Durch die ploͤzlich eintretende Entzuͤndung erleidet das Gas eine so bedeutende Ausdehnung seines Volumens (!!), daß es eine hohe Spannkraft dadurch bekommt. Im Momente der Entzuͤndung und der Ausdehnung des Gases wird das Ventil m³ durch die hiedurch bedingte Ruͤkwirkung geschlossen, und zwar indem die von Oben gegen das Ventil druͤkende Kraft momentan staͤrker ist, als der Druk des Gases von Unten. Waͤre die Entzuͤndung so rasch erfolgt, daß sie sich bis uͤber das Ventil m3 zuruͤk erstrekt haͤtte, so wuͤrde sie wenigstens von dem Ventile m2 im Fortschreiten aufgehalten werden; und waͤre auch dieß nicht der Fall, was sehr unwahrscheinlich ist, so wuͤrde dieß durch das Ventil m¹ erfolgen. Damit fuͤr diesen Fall das Gefaͤß m nicht durch die ploͤzliche Ausdehnung des in ihm enthaltenen und zufaͤllig entzuͤndeten Gases Schaden leiden koͤnne, ist dasselbe mit den Ventilen n, n, die nunmehr das ausgedehnte Gas entweichen lassen, ausgestattet. Das Gefaͤß p ist mit einem Sicherheitsventile r, einem Thermometer und einem Manometer ausgestattet, wie dieß aus der Zeichnung deutlich erhellt. Da es in aͤußerst kleinen Pausen in Folge der Gasentzuͤndungen einer ploͤzlichen Vermehrung des Drukes ausgesezt ist, so muß es von groͤßerer Festigkeit seyn, als die uͤbrigen bisher beschriebenen Theile der Maschine. Die Spannkraft, welche das Gas auf die angegebene Weise erlangt, kann zum Betriebe verschiedener Maschinen verwendet werden, namentlich anstatt des Dampfes zum Treiben von Schiffen und Locomotiven, von Pumpen, Wasserhebmaschinen u. dergl. Man kann die bisherige Maschinerie der Dampfmaschine beibehalten; nur waͤre an die Stelle der Dampfkessel oder sonstigen Dampfgeneratoren der zur Erzeugung und Entzuͤndung des Wasserstoffgases bestimmte Apparat zu sezen. Ich will jedoch eine andere Vorrichtung angeben, die, wie mir scheint, zur Benuzung meines Gases mehr geeignet ist, und zwar in ihrer Anwendung auf ein Boot. s ist naͤmlich die Roͤhre, die das Gas aus dem Gefaͤße p an die zu diesem Zweke bestimmte Maschinerie leitet, welche eine Dampfmaschine rotirender Art und nach dem Principe der sogenannten Barker'schen Muͤhle gebaut ist. Sie besteht, wie die Zeichnung zeigt, aus sechs hohlen gebogenen Armen oder Roͤhren t, t, t, v, v, v. Die Enden von dreien dieser Roͤhren sind nach der einen, jene von den drei anderen hingegen nach entgegengesezter Richtung gebogen. Die Richtung, in welcher die rotirende Bewegung Statt findet, wird also davon abhaͤngen, ob man das Gas durch die Roͤhren t, t, t oder durch die Roͤhren v, v, v ausstroͤmen laͤßt. Es laͤßt sich leicht eine Einrichtung treffen, gemaͤß der die Richtung der Bewegung rasch umgewechselt werden kann. Man sieht dieß z.B. aus Fig. 15, wo zu beiden Seiten des Bootes eine Maschine so angebracht ist, daß beide in ihrer Bewegung von einander unabhaͤngig sind. Die von dem Gefaͤße p herfuͤhrende Roͤhre s muͤndet in die nach der Quere laufende Roͤhre w ein, an der sich die beiden Sperrhaͤhne w¹, w² befinden. Die beiden Wellen x, x fuͤhren die Schaufeln oder Ruder y, und an diesen Wellen sind die beiden Maschinen angebracht. In der hohlen Mitte einer jeden Maschine befindet sich eine kegelfoͤrmige Roͤhre oder ein Hahn, dessen Oeffnungen so gestellt sind, daß sie sich in die offenen Enden eines jeden der Arme t, t, t oder v, v, v oͤffnen. An den entgegengesezten Enden bewegen sich die kegelfoͤrmigen Roͤhren in Stopfbuͤchsen, welche sich an den Enden der querlaufenden Roͤhre w befinden, wie dieß deutlich erhellt. z, z sind Rollen oder Raͤder, welche an den Roͤhren mit kegelfoͤrmigen Enden befestigt sind. Wenn man also die Richtung der Maschinenbewegung dadurch, daß man die Oeffnungen der kegelfoͤrmigen Roͤhren von den Enden der Arme t, t, t entfernt, und sie dagegen den Enden der Arme v, v, v annaͤhert, umaͤndern will, so kann dieß geschehen, indem man die Rollen oder Raͤder z mit Bremsen, wie man in Fig. 16 eine sieht, bremst. Dadurch wird naͤmlich die Bewegung jener Roͤhren unterbrochen, und die Arme t, v werden, indem sie sich bewegen, die gegenseitige Stellung der Oeffnungen der kegelfoͤrmigen Roͤhren zu einander veraͤndern, was mittelst der Platten und Sperrer geschieht, die man in Fig. 17 einzeln fuͤr sich abgebildet sieht. Ich habe schließlich nur noch zu bemerken, daß man in Hinsicht auf die Verbindung der Theile der Maschine und der Benuzung dieser lezteren verschiedene Modificationen treffen kann. Auch kann man anstatt bloß Wasserstoffgas allein zu entbinden und zu entzuͤnden, auch andere Gase oder Daͤmpfe entwikeln und diese durch entsprechende Roͤhren in die Roͤhre s leiten, damit sie daselbst ausgedehnt werden und zugleich mit dem ausgedehnten Wasserstoffgase in die Maschine gelangen.

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