Titel: Ueber die zum Messen der Geschwindigkeit der Schiffe und der Tiefe der See bestimmten Patent-Apparate der HHrn. Massey und Windham. Von Hrn. E. Whitley Baker.
Fundstelle: Band 70, Jahrgang 1838, Nr. LXXIII., S. 336
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LXXIII. Ueber die zum Messen der Geschwindigkeit der Schiffe und der Tiefe der See bestimmten Patent-Apparate der HHrn. Massey und Windham. Von Hrn. E. Whitley Baker. Aus dem Mechanics' Magazine, No. 753. Mit Abbildungen auf Tab. V. Ueber Massey's und Windham's Apparate. Ich erlaube mir hiemit die Aufmerksamkeit der Betheiligten auf zwei nautische Apparate von großer Wichtigkeit zu lenken und dieselben auch durch eine Zeichnung zu erlaͤutern. Fig. 54 zeigt naͤmlich das sogenannte perpetuirliche Log der HHrn. Massey und Windham, welches diesen Namen deßhalb fuͤhrt, weil es die Zahl der Knoten oder Seemeilen, die ein Fahrzeug innerhalb irgend einer bestimmten Zeitperiode im Wasser zuruͤkgelegt hat, angibt und auch bis 100 hinauf registrirt. Fig. 55 hingegen zeigt eine von denselben Erfindern verbesserte Vorrichtung zum Messen großer Seetiefen, wozu man sich bisher nur eines sehr unvollkommenen Apparates, der nur approximative Messungen gab, bediente. Ich finde mich, um die neuen Apparate fuͤr Jedermann vollkommen verstaͤndlich zu machen, veranlaßt, das bisher uͤbliche Meßverfahren mit wenigen Worten zu erklaͤren. Was naͤmlich das Log anbelangt, so bestand die aͤltere Methode darin, daß man am Buge des Schiffes ein Holz oder irgend einen anderen schwimmenden Koͤrper auswarf, und daß man aus der Geschwindigkeit, mit der er hinter dem Schiffe hergezogen wurde, auf die Geschwindigkeit, mit der das Schiff segelte, schloß. Eine Verbesserung dieser Methode war das sogenannte Logbrett, das aus einem Stuͤke Holz von der Form eines Quadranten, welches an dem kreisfoͤrmigen Rande mit Blei beschwert war, bestand. Man befestigte an zwei Eken dieses Logbrettes drei Schnuͤre, welche man an der Logleine festmachte; von dieser lezteren fuͤhrte man eine Schnur, welche mit den beiden ersteren gleiche Laͤnge hatte, an die dritte Eke, um sie mittelst eines Zapfens in dem daselbst befindlichen Loche zu befestigen. Das Logbrett hing auf diese Weise senkrecht an der Logleine, und wenn der Zapfen mit der dritten Schnur in das ihm entsprechende Loch eingelassen worden, warf man das Log aus. Der Widerstand, den die ebene Flaͤche des Logbrettes gegen das Wasser leistete, bewirkte, daß das Log beinahe unveraͤndert in der Stellung verblieb, in der es zuerst in das Wasser fiel. Wenn die Logleine so weit von dem an Zapfen umlaufenden Loghaspel abgelaufen war, daß sich das Logbrett in gehoͤriger Entfernung von dem Hintertheile des Schiffes befand (wobei man das Ende der Leine durch ein daran befestigtes Stuͤk rothen Tuches erkannte), so rief der das Log fuͤhrende Offizier einem Matrosen zu, damit dieser eine in seinen Haͤnden befindliche Sanduhr umstuͤrze. Hierauf ließ man die Logleine bei dem Hintertheile des Schiffes so lange auslaufen, bis aller Sand in den Bodentheil der Sanduhr uͤbergegangen war, wo man dann die Leine anhielt, und die Knoten der abgehaspelten Leine zaͤhlte. Durch das Anhalten der Leine ward der Zapfen aus dem Logbrette ausgezogen, damit man das Log leichter an Bord ziehen konnte. Die Knoten der Logleine waren Bruchtheile einer Seemeile, welche mit einem halben Minutenglase in Übereinstimmung gebracht worden. Bei stuͤrmischer Witterung bediente man sich einer anderen Sanduhr. Es erhellt von selbst, daß dieses Verfahren, obschon es vor dem ersteren bei weitem den Vorzug verdient, doch nur approximativ richtige Resultate geben kann, und selbst dieß nur fuͤr halbe Minuten. Das Fahrzeug kann in der ersten Stunde der Uhr um einen Knoten schneller segeln, als in der lezten, wo sich dann nothwendig Irrthuͤmer in das Logbuch einschleichen muͤssen, wie es denn auch die Erfahrung zeigte. Das verbesserte perpetuirliche Log registrirt an Bord, und da der Rotator a sich bestaͤndig im Wasser und in Thaͤtigkeit befindet, so muß er correcte Resulate geben. Die Registrirung an Bord gewaͤhrt fuͤr das Log denselben Vortheil, den die gehende Schneke fuͤr die Uhr gewaͤhrt; indem die Bewegung des Rotators waͤhrend der ganzen Reise ununterbrochen andauert. Wenn man annimmt, daß nach der alten Methode beim Einziehen der Leine, dem Ablesen der Distanz, dem Stellen der Zeiger und dem abermaligen Schießenlassen des Log alle zwei oder hoͤchstens alle vier Stunden nur eine Minute verloren geht, so gibt dieß bei einer Reise nach Westindien schon einen bedeutenden Irrthum im Logbuche. An dem verbesserten Log in Fig. 54 ist a, a der Rotator, der in einem gegebenen Raume umlaͤuft; V, V, V, V sind dessen Fluͤgel, welche den Rotator umlaufen machen, wenn derselbe in horizontaler Stellung dem Fahrzeuge nachgezogen wird. Der Rotator communicirt durch die Schnur c mit dem an Bord befindlichen Apparate. Jede Einteilung des ersten Kreises ist der 120ste Theil einer Meile: d. i. 51 Fuß oder Halbeminuten-Knoten. Dieser Kreis ist in 12 Theile getheilt; und die Anzahl solcher Eintheilungen, welche der Zeiger in einer halben Minute durchlaͤuft, gibt die Geschwindigkeit des Fahrzeuges in Meilen per Stunde. Der zweite Zeiger laͤuft in einer Seemeile, der dritte in 10, und der vierte in 100 ein Mal um. Fig. 56 zeigt die Art und Weise, auf welche das Log dem Fahrzeuge nachgezogen wird. A ist ein Blei, welches mit einem dreiseitigen Stabe C, der den Rotator D enthaͤlt, dargestellt ist. B ist die Leine, woran das Blei festgemacht ist, und E eine kleine Leine, welche von dem Rotator an Bord fuͤhrt, und dem Raͤderwerke im Register Bewegung mittheilt. Die Sondirvorrichtung ist darauf berechnet, ohne Anhaltung der Bewegung des Fahrzeuges im Wasser senkrechte Sondirungen zu erzielen: eine Aufgabe, die gewiß nicht leicht zu loͤsen ist. Nach der aͤlteren Methode ging man auf folgende Weise zu Werke. Man zog die Segel saͤmmtlich an dem einen Mast ein, damit der Wind so wenig als moͤglich auf die Segel wirken konnte. Dann fuͤhrte man das Senkblei, so daß ihm nirgendwo ein Hinderniß aufstieß, an das Bugspriet, wobei auf dem Gange des Schiffes Matrosen aufgestellt waren, in Bereitschaft, die in ihren Haͤnden befindlichen Leinenwindungen auf ein gegebenes Signal uͤber Bord zu werfen. Wenn hierauf das Blei ausgeworfen wurde, so rief ein Mann dem anderen zu: „Achtung“, um seinen Nachbar darauf aufmerksam zu machen, daß er den in seinen Haͤnden befindlichen Theil der Leine uͤber Bord zu werfen habe. Der Offizier hielt das Ende der Leine und konnte also leicht fuͤhlen, wenn das Blei auf den Boden auffiel, so daß er nur zu zaͤhlen hatte, welche Anzahl von Faͤden bis zur Wasserflaͤche von dem Haspel abgelaufen waren. Zur Ausgleichung des Winkels, den die Leine mit der senkrechten Linie machte, blieb es dem Officiere uͤberlassen, nach seinem Gutduͤnken eine beliebige Anzahl von Faͤden zuzugeben. Nach dieser Methode erhielt man bei 60 Faͤden Tiefe Messungen, welche je nach der Uebung, womit sie angestellt wurden, um 10 Faͤden von der Wahrheit abweichen konnten. Der verbesserte Sondirapparat macht das Einraffen der Segel unnoͤthig; er bedingt daher nicht nur eine bedeutende Ersparniß an Zeit und Arbeit, sondern er beseitigt auch manche Gefahr, die bei schlechtem Wetter aus diesem Einraffen erwachsen kann. In Fig. 55 ist o das Senkblei, an dessen Stange mittelst zweier Schrauben e, e eine Platte befestigt ist, welche den Rotator a enthaͤlt. Die Fluͤgel dieses Rotators sind so gestellt, daß sie in einer gegebenen Anzahl von Fußen, die auf Faͤden reducirt worden, einen Umgang vollbringen. An dem oberen Ende des Rotators befindet sich eine endlose Schraube, und diese treibt zwei Raͤder, welche die Anzahl der Faͤden, die das Blei bei seinem senkrechten Versinken durchlief, registriren. Das aus Messing gearbeitete Stuͤk p dient zum Sperren des Rotators und verhuͤtet das Umlaufen desselben waͤhrend des Einziehens des Senkbleies. Waͤhrend des Versinkens wird dieses Stuͤk p durch die Einwirkung des Wassers in senkrechter Stellung erhalten, in der es schattirt dargestellt ist; so wie aber das Blei auf den Boden faͤllt, faͤllt auch dasselbe herab, so daß sich der Rotator weder nach der einen, noch nach der anderen Richtung bewegen kann. An dem unteren Theile des Senkbleies ist eine Aushoͤhlung angebracht, die mit Talg ausgefuͤllt wird, damit beim Aufziehen des Bleies etwas von dem Boden der See daran kleben bleibt, und der Seemann sich von der Beschaffenheit des Meergrundes uͤberzeugen kann. Bei Sondirungen, die tiefer als auf 100 bis 120 Faͤden reichen, wird der Rotator durch den Druk des Wassers leicht zersprengt; da jedoch im Allgemeinen selten uͤber 80 bis 90 Faden tief sondirt wird, so ist hierauf kein besonderes Gewicht zu legen. Ich habe schließlich nur noch die Bemerkung beizufuͤgen, daß ich sowohl das verbesserte Log als auch das verbesserte Senkblei Versuchen unterwarf, und daß ich mich hiedurch uͤberzeugte, daß beide ihrem Zweke trefflich entsprechen.

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