Titel: Ueber eine an den Strekwerken in Ronchamp gebräuchliche Art von Abstellung. Von Hrn. Emil Dollfus.
Fundstelle: Band 71, Jahrgang 1839, Nr. III., S. 17
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III. Ueber eine an den Strekwerken in Ronchamp gebraͤuchliche Art von Abstellung. Von Hrn. Emil Dollfus. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhausen. No. 53 u. 34. Mit Abbildungen auf Tab. I. Dollfus, uͤber eine Abstellklaue fuͤr Triebwerke. Ich lege der Gesellschaft hiemit eine, wie mir scheint, sehr sinnreich ausgedachte Abstellklaue (manchon à debrayage) vor, welche, selbst wenn sie in vollem Gange und an den staͤrksten Triebwerken angebracht ist, mit der groͤßten Leichtigkeit ausgehoben werden kann. Dieselbe besteht aus einem gewoͤhnlichen Manchon mit Klauen, oder aus einer Klauenbuͤchse mit doppelten Kragen oder doppeltem Randvorsprunge. Eine der Klauen an dem aushebenden Theile bildet an jenem Theile des Umfanges, den sie einnimmt, einen Vorsprung. Ein Hebel, der durch einen Support in der Naͤhe des Manchons erhalten wird, und dessen kuͤrzeres Ende sich in eine Art von Zunge endigt, tritt, wenn er aufgehoben wird, in die von den beiden Kragen gebildete Kehle, und bewirkt ohne die geringste Schwierigkeit die Aushebung, indem er zwischen die vorspringende Klaue und den ihr gegenuͤber liegenden Kragen eindringt. Diese Abstellung laͤßt sich uͤberall anwenden, wo arbeitende Maschinentheile zeitweise, und wenn man will, ploͤzlich in Stillstand gebracht werden sollen. Man wird, wenn man sich ihrer bedient, viele Unfaͤlle vermeiden. Der Erfinder dieser trefflichen Vorrichtung ist mir nicht bekannt; ich weiß nur, daß sie an den Strekwerken von Ronchamp nach den von Hrn. Cadiat dem aͤlteren gelieferten Zeichnungen angebracht wurde. Fig. 45 ist ein Grundriß der Vorrichtung; Fig. 46 ist ein Durchschnitt nach der Linie A, B; Fig. 47 ein Durchschnitt nach der Linie C, D. Dieselbe besteht aus zwei Manchons mit Klauen, von denen der eine an seiner Welle C' fixirt ist, waͤhrend der andere B, der in ersteren eingreift, mit gelinder Reibung an dem Zapfen F einer zweiten Welle gleitet. In die kreisrunde Kehle G, welche durch die Annaͤherung der Kragen a, b, c und e, f, g der beiden Manchons entsteht, greift das Ende O eines Kipphebels ein. Wenn die beiden Manchons umlaufen, und der Hebel O, O' die in Fig. 46 angedeutete Stellung einnimmt, wobei er sich gegen den an dem Supporte M befindlichen Vorsprung N stemmt, trifft die an dem Manchon B befindliche Klaue H, welche so an dem Umfange angebracht ist, daß sie mit dem Kragen a, b, c zusammenfaͤllt, auf das Ende O des Hebels, wodurch der Manchon B so lange an seiner Welle verschoben wird, bis die Klauen, nachdem sie den Punkt i uͤberschritten, nicht laͤnger mehr mit einander in Beruͤhrung stehen, womit der Manchon B zum Stillstehen kommt. Wurde auf diese Weise die Abstellung bewirkt, so faͤllt der Hebel O, O', der fruͤher emporgehoben worden, in die Stellung zuruͤk, welche in Fig. 46 durch punktirte Linien angedeutet ist. Zum Einstellen dient ein gewoͤhnlicher Hebel, dessen Achse oder dessen Zapfen man bei A sieht, und welcher in die kreisrunde Kehle R einfaͤllt. Es ist bekannt, wie schwer, wo nicht gar unmoͤglich, es mit den gewoͤhnlichen Mitteln ist, die Manchons, waͤhrend sie im Laufe sind, abzustellen, namentlich wenn sie an bedeutenden Triebwerken angebracht sind. Noch schwieriger wird dieß oft in Folge einer ungleichen Abnuͤzung der verschiedenen Theile oder wegen einer fehlerhaften Adjustirung derselben. Derselbe Fall tritt auch ein, wenn bei laͤngerem Stillstande der Maschinen oder wegen Nachlaͤssigkeit das Oehl mit dem Staube eine Masse bildet, welche die mit einander in Beruͤhrung stehenden Oberflaͤchen so fest zusammenkittet, daß man sie kaum mehr zu trennen im Stande ist. Hieraus ergibt sich die Wichtigkeit der hier beschriebenen Abstellung, welche mit Sicherheit und ohne Gefahr ihre Wirkung vollbringt, und die selbst von einem Kinde gehandhabt werden kann, welcher Widerstand auch zu uͤberwinden ist. Um in Faͤllen, wo die Geschwindigkeit der arbeitenden Theile gering ist, die Abstellung schneller zu vollbringen, koͤnnte man anstatt einer auch zwei Klauen anbringen.

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