Titel: Bericht des Hrn. Lambel über einen auf Walzwerke anwendbaren dynamometrischen Zaum von der Erfindung des Hrn. Laborde.
Fundstelle: Band 71, Jahrgang 1839, Nr. XXXVIII., S. 196
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XXXVIII. Bericht des Hrn. Lambel uͤber einen auf Walzwerke anwendbaren dynamometrischen Zaum von der Erfindung des Hrn. Laborde. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Septbr. 1838, S. 362. Mit Abbildungen auf Tab. III. Ueber Laborde's dynamometrischen Zaum. Beim Auswalzen mehrerer auf einandergelegter Metallbleche geschieht es, daß sich die inneren Blaͤtter in groͤßerem Maaße streken als die aͤußeren, wodurch die in den einzelnen Paketen befindlichen Blaͤtter verschiedene Laͤngen bekommen. Der hieraus erwachsende Widerstand bringt oft die Manchons und selbst Cylinder von 16 Zoll im Durchschnitte und 47 Zoll Laͤnge zum Bruche. Um diesem Uebel zu steuern, mußte ein Mittel ausfindig gemacht werden, wodurch im Falle ein unvorhergesehener Widerstand eintraͤte, die Strekwalze beinahe augenbliklich, die Welle des Motors dagegen langsam zum Stillstehen kommen koͤnnte. Hr. Laborde, Mechaniker an dem Eisenwerke in Ougrée bei Luͤttich, hat zu diesem Zweke einen Zaum angegeben, der aus Folgendem erhellt. Das Schwungrad, welches gewoͤhnlich 10,000 Kilogr. wiegt, ist durch eine senkrechte Ebene in zwei Theile getheilt, von denen der an der Strekwalze angebrachte groͤßer ist als der andere. In den uͤber die kleinere Haͤlfte hinausragenden Theil der groͤßeren Haͤlfte sind 12 Loͤcher gebohrt, welche zur Aufnahme von Bolzen dienen, an denen sich außerhalb dem mit dem Motor verbundenen Theile des Schwungrades, eine aus Eisen gegossene Krone befindet. Diese Krone gestattet, daß gegen den oberen Rand des zweiten Theiles des Schwungrades zwei kreisrunde, hoͤlzerne Kronen angedruͤkt werden koͤnnen. Der Grad des Drukes und der hiedurch bedingten Reibung wird so bemessen, daß er durch die Triebkraft uͤberwunden werden kann, bevor noch die Welle Gefahr laͤuft zu brechen. Zum Nachlassen der Bolzen hat Hr. Laborde einen Percussionsbalancier nach Révillon's System angegeben, womit man dieses Geschaͤft an Ort und Stelle mit Sicherheit und in kurzer Zeit vollbringen kann. Man hat sich zwar schon fruͤher aͤhnlicher Mittel bedient; allein die von Hrn. Laborde angegebene Methode ist so einfach und sinnreich, daß die Commission glaubt, sie zur allgemeinen Kenntniß bringen, und dabei Hrn. Laborde den Dank der Gesellschaft fuͤr seine Mittheilung auszudruͤken zu muͤssen. Fig. 9 ist ein Durchschnitt, aus welchem die getroffene neue Einrichtung des Zaumes erhellt. Fig. 10 zeigt den zweiten, an der Welle B aufgezogenen Kranz von Vorne. Die Welle A des Wasserrades oder auch der Dampfmaschine traͤgt ein Schwungrad von 10,000 Kilogr. Mit ihr ist die an das Walzwerk fuͤhrende Welle B verkuppelt. Nach der gewoͤhnlichen Methode geschieht diese Verkuppelung mit einem einzigen Manchen, oder auch mit zweien, mit Klauen ausgestatteten Manchons. Hier dagegen befindet sich an der Welle A der Kranz C, der in der Mitte ausgebohrt und mit mehreren staͤhlernen Schließen fixirt ist. Dieser Kranz muß an den Flaͤchen a, b, c, d, e genau abgedreht seyn. D ist ein zweiter Kranz, in dessen Mitte sich zur Aufnahme der Communicationswelle ein kreuzfoͤrmiges Loch befindet; er soll ganz roh gelassen werden, wie er aus der Gießerei kommt. E ist eine kreisrunde, gleichfalls roh gelassene Krone. Wenn zwischen diese Krone und den Kranz C, ferner zwischen diesen Kranz C und den Kranz D zwei kreisrunde hoͤlzerne Kronen F, F eingelegt werden, und wenn man das Ganze mit zwoͤlf Bolzen, die am Umfange herum in gleichen Entfernungen von einander angebracht sind, anzieht, so erhaͤlt man einen Zaum, der in solchem Maaße angezogen werden kann, daß der Motor beinahe augenbliklich zum Stillstehen kommt. Der auf solche Art angezogene Zaum bildet eine gute Verkuppelung, und wird nur dann nachgeben, wenn der den Walzen dargebotene Widerstand so groß ist, daß ein Bruch entstehen koͤnnte. Er gibt auch ein gutes Mittel zur Bemessung der Triebkraft an die Hand; denn wenn man gegen die Radien des Kranzes D einen Hebel fixirt, so wird er dieselben Dienste leisten, wie der Zaum Prony's. Was die Mittel betrifft, womit die Cylinder schnell nachgelassen werden koͤnnen, sobald der Motor waͤhrend des Durchganges der Bleche stehen geblieben, so muß man in Betracht ziehen, daß das Hinderniß die Walzen zum Stillstehen bringt, bevor noch der Druk so hoch gestiegen, daß die Walzen zum Bruche kommen koͤnnten. Wenn man demnach an einer der Schrauben einen nach Révillon's System eingerichteten Percussionshebel anbringt, so kann man das Walzwerk nachlassen, ohne daß man weitere Geraͤthe dazu in Anwendung zu bringen brauchte. Der Motor wird sogleich wieder in Wirksamkeit kommen, wenn der Balancier zwei oder drei Schlaͤge gemacht hat. Der hier angegebene Zaum eignet sich fuͤr alle Blechwalzwerke; fuͤr Walzwerke, in denen Eisenstaͤbe ausgewalzt werden, eignet er sich jedoch nicht, da wegen der Geschwindigkeit, womit die Staͤbe durchlaufen, keine solche Abkuͤhlung eintreten kann, daß ein Bruch zu befuͤrchten stuͤnde.

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Tafel Tab.
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Tab. III