Titel: Verbesserungen in der Seifenfabrication, worauf sich Frederick Joseph Burnett, Assecuranzagent von St. Mary at Hill in der City of London, und Hippolyte Francois Marquis de Bouffet-Montauban, Cavallerie-Oberst in Sloane-Street, Chelsea in der Grafschaft Middlesex, am 4. Julius 1838 ein Patent ertheilen ließen.
Fundstelle: Band 72, Jahrgang 1839, Nr. LXIII., S. 296
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LXIII. Verbesserungen in der Seifenfabrication, worauf sich Frederick Joseph Burnett, Assecuranzagent von St. Mary at Hill in der City of London, und Hippolyte Francois Marquis de Bouffet-Montauban, Cavallerie-Oberst in Sloane-Street, Chelsea in der Grafschaft Middlesex, am 4. Julius 1838 ein Patent ertheilen ließen. Aus dem London Journal of arts. April 1839, S. 36. Burnett's und de Bouffet-Montauban's Verbesserungen in der Seifenfabrication. Gegenstand unserer Erfindung ist die Fabrication von Seife aus thierischen Abfaͤllen, welche bisher noch nicht zu diesem Zweke verwendet wurden, wodurch manche Stoffe, die bisher hoͤchstens zu Duͤnger benuzt wurden, eine nuͤzlichere Verwendung erhalten. Wir unterwerfen naͤmlich die Eingeweide der Thiere und verschiedene andere gallerthaltige oder faserige Theile von Thieren und selbst von Fischen, einem Verseifungsprocesse, bei welchem dieselben in Seife verwandelt werden. Wir bemerken, bevor wir zur Beschreibung unseres Verfahrens uͤbergehen, daß uns ganz wohl bekannt ist, daß alle thierischen und vegetabilischen oͤhligen und fettigen Stoffe schon laͤngst zur Seifenfabrication benuzt wurden; und daß man sich zur Verseifung derselben des Aezkali's bediente. Wir nehmen deßhalb auch die Benuzung dieser Stoffe nur dann in Anspruch, wenn sie in Verbindung mit gallertartigen und faserigen Stoffen, wie in den thierischen Abfaͤllen, Statt findet, wobei wir uns jedoch vorbehalten, zur Erzeugung einer besseren Seife, diesen Abfaͤllen auch noch Fette und Oehle zuzusezen. Wir geben die Eingeweide, nachdem sie gut ausgewaschen und gereinigt worden, in geeignete Bottiche, in denen wir sie, um sie bis zum Gebrauche vor Faͤulniß zu bewahren, in aͤzender Natron- oder Kalilauge einweichen. Die Quantitaͤt der Lauge im Verhaͤltnisse zu den Eingeweiden muß je nach Umstaͤnden verschieden seyn; 7 bis 8 Proc. Alkali haben sich unserer Erfahrung gemaͤß als hinreichend bewaͤhrt. Die thierischen Stoffe haben in den angegebenen Bottichen 7 bis 8 Tage oder so lange zu verbleiben, bis sie die alkalische Aufloͤsung an sich gezogen haben, und bis eine theilweise Verseifung begonnen hat. Will man die Eingeweide dann verarbeiten, so muͤssen sie sorgfaͤltig ausgewaschen und auf Flechten oder Nezen getroknet werden. In diesem Zustande bringt man sie in einen kupfernen oder anderen Kessel, welcher die Aezlauge enthaͤlt. Diese Lauge muß waͤhrend der Zeit, die zur gaͤnzlichen Verseifung der thierischen Stoffe erforderlich ist, warm gehalten werden; doch darf das Feuer hiebei nur schwach seyn, indem die Fluͤssigkeit nie zum Sieden kommen soll; Nach einigen vorausgegangenen Versuchen und bei gehoͤriger Vorsicht, welche die Uebung bald geben wird, laͤßt sich dieß leicht erzweken. noch viel leichter wird es aber gehen, wenn man den Kessel mit Dampf oder heißem Wasser heizt. Wenn die Verseifung erfolgt ist, gießen wir die Seife in Model, in denen wir sie abkuͤhlen und erhaͤrten lassen. Die nach diesem Verfahren gewonnene Seife enthaͤlt eine bedeutende Menge Wasser, und troknet daher viel schwerer als die gewoͤhnliche Seife. Will man eine harte Seife bekommen, so soll man, nachdem obige Operationen einige Stunden lang gewaͤhrt, eine hinlaͤngliche Menge Harz in den Kessel geben, wodurch die Masse eine viel groͤßere Festigkeit bekommt. Das Mischungsverhaͤltnis der verschiedenen, zur Bereitung dieser Seifen dienenden Stoffe, laͤßt sich nicht genau angeben, weil die thierischen Eingeweide in ihrem Fettgehalte sehr verschieden sind; immer wird man aber nach einigen wenigen Versuchen das geeignete Verhaͤltniß zu finden wissen. Soll die Seife sehr weiß ausfallen, so muß man, sobald die Verseifung beendigt ist, und wenn kein Harz angewendet wurde, eine gehoͤrige Quantitaͤt Chlornatron oder einen anderen bleichenden Stoff zusezen, und die ganze Masse eine gehoͤrige Zeit lang gut umruͤhren. Wir muͤssen bemerken, daß die Aufloͤsung des aͤzenden Alkali's mit den thierischen Stoffen verkoͤrpert wird, und daß daher nach der Verseifung kein uͤberschuͤssiges Wasser aus der Masse ausgepreßt werden kann, wie dieß bei der Fabrication von Seife aus Fetten der Fall ist. Ferner muͤssen wir darauf aufmerksam machen, daß die Verseifung der gallertartigen und faserigen Stoffe ein kizlicher Proceß ist, welcher viele Sorgfalt erfordert. Temperatur, Klima und der Fettgehalt der Gedaͤrme muͤssen gewissermaßen das quantitative Verhaͤltniß des anzuwendenden Alkali's bestimmen; jeder erfahrne Seifensieder oder Chemiker wird dieß leicht zu ermitteln im Stande seyn. Um weißes Foͤhrenharz (barras or gallipot) oder andere harzige Stoffe unter die Seife zu bringen, soll man dasselbe vorher in der Lauge oder alkalischen Loͤsung oder in den fetten Substanzen aufloͤsen, und dann mit der Seife vermengen. Weißes Foͤhrenharz ist am besten, weil es der Seife am wenigsten Farbe gibt; kommt es nicht auf die Farbe an, so kann man uͤbrigens auch Colophonium oder gewoͤhnliches Pech verwenden. Das hier beschriebene Verfahren bezieht sich nicht bloß auf die Anwendung von Eingeweiden, sondern es koͤnnen demselben auch alle gallertartigen und faserigen thierischen Stoffe, die bisher noch nicht auf Seife benuzt worden, unterworfen werden; wie z.B. die Abfaͤlle von Haͤuten, Sehnen, Muskeln, Klauen, sowie auch alle Arten von Fischen. Der einzige Unterschied in der Behandlung beruht darauf, daß je nach der Beschaffenheit dieser Stoffe verschiedene Quantitaͤten der alkalischen Lauge genommen werden muͤssen; und daß die Dauer der Operation eine verschiedene ist. Die Aezlauge kann mit kaͤuflicher Soda oder Pottasche und Aezkalk oder mit einem Gemische von allen diesen Alkalien bereitet werden. Wir binden uns weder an ein bestimmtes Alkali, noch an irgend ein bestimmtes Mischungsverhaͤltniß, noch auch an eine bestimmte Zeit, welche die Operation zu dauern hat, da alles dieß nach der Beschaffenheit des Materiales, womit man arbeitet, verschieden seyn wird. Auch behalten wir uns vor, den gallertartigen und faserigen Stoffen Fette oder Oehle zuzusezen, wenn es sich um die Fabrication einer Seife von besserer Qualitaͤt handelt.