Titel: Bericht des Hrn.Grafen Lambel über einen von Hrn. Vaussin-Chardanne in Villeneuve St. Georges erfundenen Celerimeter.
Fundstelle: Band 72, Jahrgang 1839, Nr. LXXXI., S. 429
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LXXXI. Bericht des Hrn.Grafen Lambel uͤber einen von Hrn. Vaussin-Chardanne in Villeneuve St. Georges erfundenen Celerimeter. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. April 1839, S. 9. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Ueber Vaussin-Chardanne's Celerimeter. Der von Hrn. Vaussin-Chardanne erfundene Celerimeter ist zum Messen der auf ebenen Flaͤchen durchlaufenen Raͤume bestimmt. Das Instrument ruht auf zwei an der Achse fixirten Raͤdern von einem Meter im Durchmesser. An der Achse befindet sich eine endlose Schraube, welche in zwei uͤber einander befindliche Zahnraͤder, von denen das obere 100 und das untere 101 Zaͤhne hat, eingreift. Bei dem geringen Unterschiede in der Breite der Zaͤhne kann eine und dieselbe Schraube beide Raͤder zugleich treiben, und zwar so, daß das erste Rad nach je 100 Umlaͤufen auf Null zuruͤkkommt, waͤhrend das zweite Rad auf einen Grad deutet: naͤmlich mit einem Zeiger, dessen Spindel an dem zweiten Rade fixirt ist. Das Instrument kann demnach 10,000 Meter durchlaufen, ohne daß man es zu beobachten braucht; denn das untere Rad deutet die Hunderte der Meter, das obere hingegen die Einheiten von 1 bis 99 an; und ein Vernier die Hunderttheile des Meters. Das Instrument hat ferner einen Stiel von einem Meter Laͤnge, an dessen Mitte sich ein Stab mit einem Senkbleie und eine Graduirung befindet, welche die Grade der Neigung des Bodens angibt, wenn man den am Ende des Stieles befindlichen Stab, der mit den Radien der Raͤder gleiche Hoͤhe hat, auf den Boden sezt. Wenn die Laͤnge des Senkbleies und die Eintheilungen aliquote Theile des Meters sind, und wenn man die Eintheilungen senkrecht gegen den Stiel stellt, so erhaͤlt man ohne Berechnung das Verhaͤltnis zwischen der Neigung des Bodens und seiner Basis. Zur Verhuͤtung des Anklebens von Koth an den Raͤdern ist eine eigene Vorrichtung angebracht. Das ganze Instrument laͤßt sich zerlegen und in einem Kasten unterbringen; des den Stiel bildenden Meters kann man sich als Stokes bedienen. Der abgedrehte Umfang der gußeisernen Raͤder behaͤlt lange genau das Maaß eines Meters; nuͤzt er sich ab, so kann man, da man den Betrag der Abnuͤzung kennt, leicht eine Correction danach machen. Dieses Instrument gibt demnach von ebenen Flaͤchen eine ziemlich genaue Messung, und deutet zugleich deren Gefaͤll an. Man kann, wenn man eigene Tabellen hiezu anfertigt, auch die horizontalen Dimensionen rasch und so genau als moͤglich bestimmen, so daß man sich seiner auch zum Vermessen bedienen koͤnnte. Es ist dabei einfach und von hinreichender Festigkeit. Fig. 1 gibt einen seitlichen Aufriß des Celerimeters. Fig. 2 zeigt denselben in einem Grundrisse. Fig. 3 ist die zur Reinigung der Raͤder dienende Vorrichtung im Aufrisse und Grundrisse. Fig. 4 sind die beiden auf einander gelegten Scheiben, und das Zifferblatt im Aufrisse und im Profile. Fig. 5 zeigt die Radachse mit der endlosen Schraube. A, A sind die beiden gußeisernen Raͤder, deren Umfang genau einen Meter haben muß. B ist der Stiel oder die Deichsel des Instrumentes, welche zugleich auch als Maaßstab dienen kann. An ihr wird ein Gradbogen befestigt, auf dem ein Senkblei den Neigungswinkel des Bodens andeutet. Vor den Raͤdern befindet sich die Vorrichtung D, durch welche das Anhaͤufen von Koth an den Raͤdern verhindert wird. In die Achse E der Raͤder ist bei a eine endlose Schraube geschnitten. An dem Ende der Deichsel bemerkt man den Stab F, der mit dem Halbmesser der Raͤder von gleicher Hoͤhe ist. Die Buͤchse G enthaͤlt zwei uͤber einander befindliche Scheiben b, c, welche sich an einer gemeinschaftlichen Spindel bewegen, und die mit Zahnraͤdern ausgestattet sind, in welche die endlose Schraube der Achse eingreift. Die Buͤchse ist, wie man in Fig. 1 sieht, unter einem Winkel an der Achse befestigt. Auf dem Zifferblatte H bemerkt man zwei concentrische Eintheilungen. Der an der unteren Scheibe fixirte und mit ihr umlaufende Zeiger d deutet auf die innere dieser Eintheilungen. Der an der Achse befestigte graduirte Kreisbogen gibt die Bruchtheile des Meters; auf ihn deutet ein kleiner Zeiger e, welcher an der die Scheiben enthaltenden Buͤchse angebracht ist. Die untere Scheibe hat 101, die obere 100 Zaͤhne. Ein an dem Rande der Buͤchse G befindlicher Ausschnitt dient als Ausgangspunkt, wonach der Gang der aͤußeren Eintheilung bemessen wird. Hieraus ergibt sich, daß, wenn die Raͤder A, A einen ganzen Umgang vollbringen, die aͤußere Eintheilung des Zifferblattes um einen Grad uͤber den Ausschnitt, welcher Null andeutet, hinausruͤkt; und daß, wenn sie 100 Umlaͤufe vollbracht haben, man 100 Meter zaͤhlen wird: d.h. wenn die obere Scheibe einen ganzen Umlauf zuruͤkgelegt hat, wird die untere Scheibe um einen Grad zuruͤkgeblieben seyn. Der Zeiger d wird also dem ersten Grade der inneren Eintheilung entsprechen und die Zahl der durchlaufenen 100 Meter andeuten; vorausgesezt, daß dafuͤr gesorgt ist, daß die endlose Schraube a stets in die Raͤder eingreift. Die passendste Art, sich des Instrumentes zu bedienen, ist, dasselbe vor sich her zu treiben. Mit der Deichsel, welche sich losmachen laͤßt, kann man jene Messungen anstellen, die sich mit dem Instrumente nicht machen lassen. Das Instrument wiegt mit allem Zugehoͤr nicht mehr als 4 1/2 Kilogr., und kostet bei Hrn. J. Wagner in Paris, rue Montmartre, No. 118, nicht mehr als 50 Fr.

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