Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 75, Jahrgang 1840, Nr. XXXII., S. 155
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XXXII. Miszellen. Miszellen. Eine neue Volta'sche Säule von ungewöhnlicher Kraft. Bei dem immer wachsenden Interesse, welches in wissenschaftlichen und industriellen Kreisen an allem dem gewonnen wird, was dahin zielt, die Volta'sche Elektricitaͤt fuͤr technische Zweke, chemischer Art sowohl als mechanischer, in Anwendung zu bringen, duͤrfte es vielleicht passend und nuͤzlich seyn, einige Notizen bekannt zu machen uͤber eine neue Volta'sche Saͤule, welche ihrer außerordentlichen chemischen und magnetischen Wirkungen wegen von praktischer Wichtigkeit zu werden verspricht. Die interessanteste Mittheilung, welche bei der dießjaͤhrigen Versammlung der brittischen Naturforscher in Birmingham (der chemischen Sektion) gemacht wurde, ruͤhrte von meinem Freunde, Hrn. Grove aus Wordsworth, her. Derselbe zeigte einen Volta'schen Apparat vor, der, obwohl nur einen Raum von wenigen Kubikzollen einschließend und aus vier kleinen Plattenpaaren von Platinzink bestehend, dennoch eine ungewoͤhnliche chemische Wirksamkeit besaß. Waͤhrend meines neulichen Aufenthalts in London ließ ich mir bei dem bekannten Mechaniker Watkins in Charing-Croß eine Volta'sche Saͤule nach dem Grove'schen Princip construiren, in etwas groͤßern Dimensionen jedoch, als sie die von mir in Birmingham gesehene Vorrichtung hatte. Mein Apparat ist zusammengesezt aus fuͤnf Plattenpaaren, jedes aus einem duͤnnen Platinblech von 8'' Laͤnge und 2'' Breite, und aus einem amalgamirten Zinkstreifen von 14'' Lange und 2'' 9''' Breite bestehend. Diese Plattenpaare werden, wenn man die Saͤule in Thaͤtigkeit sezen will, in einen kleinen Trog gestellt, in der Weise, daß jede Platinplatte in eine poroͤse, mit gewoͤhnlicher Salpetersaͤure gefuͤllte Thonzelle von parallelopipedischer Form eintaucht. Jede dieser Zellen steht in einem eigenen im Trog befindlichen, ebenfalls zellenfoͤrmigen und mit verduͤnnter Schwefelsaͤure oder Salzsaͤure angefuͤllten Raum, und ist von einem Zinkstreifen umgeben, welcher mit der Platinplatte einer benachbarten Thonzelle communicirt. Der wirksame Theil des Apparats nimmt kaum 80 Kubikzoll, die ganze Vorrichtung nicht voͤllig einen Viertelkubikfuß ein – ein Volumen, das man sicherlich nicht groß nennen kann, und das sich noch leicht um die Haͤlfte vermindern ließe, ohne dadurch der Wirksamkeit der Vorrichtung Eintrag zu thun. Eine so beschaffene Saͤule nun liefert einen Strom, welcher, durch schwefelsaͤurehaltiges Wasser von 1,3 specifischem Gewicht geleitet, in einer Stunde 900 Kubikzoll gemischten Gases (Knallgases) an den Elektrodon liefert, oder in jeder Minute 15 Zoll. Meines Wissens ist bis jezt noch kein Apparat construirt worden, welcher selbst bei viermal groͤßern Dimensionen an chemischer Wirksamkeit dem in Rede stehenden gleich kaͤme; ich zweifle sogar daran, ob die so beruͤhmt gewordene Riesensaͤule der Royal Institution in London, welche bekanntlich aus 2000 Plattenpaaren bestand, die chemische Energie der meinigen besaß. Was aber die fragliche Vorrichtung noch besonders werthvoll fuͤr den Physiker macht, ist der Umstand, daß sie einen Strom von konstanter Starke liefert. Man war fruͤher der Meinung, daß eine Saͤule von großer chemischer Wirksamkeit auch bedeutende physiologische Effecte hervorbringen muͤsse. Diese Ansicht wird durch meinen Apparat keineswegs bestaͤtigt, denn wenn man denselben durch die Haͤnde schließt, so wild auch nicht die geringste Erschuͤtterung empfunden; waͤhrend Saͤulen, die aus vielen Plattenpaaren bestehen und kaum einen Zoll Knallgas in der Minute entwikeln, heftige Schlage zu ertheilen vermoͤgen. Was die Waͤrmeeffecte meines Apparats betrifft, so habe ich noch nicht Zeit gehabt, die Groͤße derselben genau zu bestimmen; allein aus dem Umstaͤnde, daß mittelst desselben Platindraͤhte von der Dike einer gewoͤhnlichen Striknadel in wenigen Secunden geschmolzen werden, daß in Kohlenstuͤken, die als Schließungsmittel dienen, ein fuͤr das Auge kaum ertraͤglicher Lichtglanz hervorgebracht wird, muß ich schließen, daß die Waͤrmewirkungen meiner Saͤule ebenfalls ungewoͤhnlich groß sind. Das Maximum des elektro-magnetischen Vermoͤgens, das mein Apparat besizt, habe ich ebenfalls noch nicht genau ermittelt, daß es aber von Bedeutung sey, erhellt aus dem Resultat eines einzigen Versuchs, den ich vor wenigen Tagen angestellt. Ein Stuͤk weichen Eisens von 2' Laͤnge und 5/4'' Dike, in Hufeisenform gebogen und mit einer Spirale von Kupferdraht umgeben, trug 3 1/2 Cntr. Eisen, als ich durch leztere den Strom meiner Saͤule kreisen ließ. Dieses Gewicht druͤkt aber keineswegs das Maximum der Tragkraft des fraglichen Elektromagneten aus, denn lezterer haͤtte mit einer noch viel groͤßern Last beschwert werden koͤnnen, ehe der Anker abgerissen waͤre, es fehlte mir aber im Augenblik des Versuchs weiteres Gewicht, um die Graͤnze des Ziehvermoͤgens genau zu bestimmen. Vergleicht man die Dimensionen meiner Saͤule mit den von ihr hervorgebrachten Wirkungen, so muͤssen leztere als außerordentlich groß erscheinen, und wird man die Ueberzeugung gewinnen, daß Volta'sche Apparate, nach der Grove'schen Weise construirt, allen anderen vorzuziehen sind, sobald es sich naͤmlich darum handelt, in einem moͤglichst kleinen Raum eine moͤglichst große Kraft zu erzeugen. Die bedeutende und constante Wirksamkeit des in Rede stehenden Apparats eroͤffnet uͤberdieß die Aussicht, daß die Staͤrke des Elektromagnetismus bis zu jedem beliebigen Grade gesteigert, und somit derselbe als Bewegkraft im Großen angewendet werden koͤnne. Was leztern Punkt betrifft, so ist freilich noch eine wichtige Frage zu entscheiden, naͤmlich diejenige der Oekonomie, denn alle uͤber diesen Gegenstand bekannt gewordenen Daten sind noch zu vag und unzuverlaͤssig, als daß darauf hin eine sichere Kostenvergleichung zwischen Dampf- und elektromagnetischer Kraft (fuͤr eine gegebene OertlichkeitOertlichkeeit guͤltig) angestellt werden koͤnnte. Ohne Zweifel werden wir aber bald von einem Manne, der schon seit Jahren mit der Aufloͤsung des Problems: die Volta'sche Elektricitaͤt der Mechanik dienstbar zu machen, mit so vielem Eifer sich beschaͤftigt, und welcher dieser wichtigen Aufgabe um so mehr gewachsen ist, als demselben durch kaiserliche Munificenz alle nur wuͤnschbaren Mittel zur Verfuͤgung gestellt sind – wir werden, sage ich, von dem scharfsinnigen und unermuͤdlichen Jacobi in St. Petersburg bald Aufschluͤsse uͤber die zweifache Frage erhalten: gestatten physikalische und oͤkonomische Gruͤnde die Anwendung des Elektromagnetismus als Bewegkraft fuͤr technische Zweke? C. F. Schoͤnbein. (Allgem. Zeitung von Augsburg, Nr. 12.) Das Dampf- und Segelschiff Vernon. Die Dampfschifffahrt von England nach Indien wird immer eifriger in Anregung gebracht, und man hat kuͤrzlich wirklich ein dahin bestimmtes Schiff, welches fuͤr die Dampf- und Segelschifffahrt zugleich eingerichtet ist, abgehen lassen. Dieses Schiff, der Vernon genannt, hat 170 Fuß Laͤnge auf 36 Fuß Breite und 22 Fuß Tiefe, es traͤgt 1000 Tonnen und geht 15 Fuß 6 Zoll tief im Wasser. Die Triebkraft liefert eine von den HHrn. Seaward gebaute Dampfmaschine von 32 Pferdekraͤften, welche bei ruhiger Witterung auf 30 Umlaͤufe in der Minute berechnet ist. Die Kessel verzehren ungefaͤhr 2 1/2 Cntr. Steinkohlen in der Zeitstunde. Nach den Berichten, welche man seit der Abfahrt des Schiffes von demselben erhielt, erwartet man, daß es in 70 Tagen an dem Orte seiner Bestimmung eintreffen wird. (Civil Eng. and Archit. Journal.) Ueber einige Verbesserungen an den Wagenrädern. Wir entnehmen aus einem der lezten Hefte des London Journal of arts nachstehende Notizen uͤber einige Wagenraͤder, welche in den lezten Jahren in England patentirt wurden. I. Patent des Hrn. Patrick Seyton Hynes in Paddington vom 25. Febr. 1835. Das Wesentliche betrifft eine Methode die Raͤder eines Wagens zu sperren. Bewerkstelligt soll dieß werden durch Federbolzen, welche an der Radachse oder an dem unteren Theile des Wagens angebracht sind, und welche, wenn man es fuͤr noͤthig findet, zum Behufe des Sperrens der Raͤder in entsprechende Loͤcher eindringen, welche zu deren Aufnahme in die Nabe gebohrt sind. Die Bolzen sind in Rahmen oder Baͤnder, welche zu beiden Seiten des Wagens an der Radachse befestigt sind, eingelassen, und werden durch Ketten zuruͤkgehalten und durch Spiralfedern vorwaͤrts getrieben. Sollen die Raͤder gesperrt werden, so laͤßt der Kutscher oder eine der im Wagen befindlichen Personen die Ketten nach, wo dann die Bolzen vorspringen und in die in die Nabe gebohrten Loͤcher eindringen. Will man die Raͤder wieder frei machen, so zieht man die Bolzen mit einem Strike oder einer Kette zuruͤk. In dem massiven Theile der Buͤchsen ist ein concentrischer Ausschnitt angebracht, der zur Aufnahme von Oehl dient, und von dem aus das Oehl in kleinen Canaͤlen an die Achse fließt. – II. Patent des John Ingledew in Brighton vom 14. April 1835. Die Erfindung betrifft hauptsaͤchlich die Fabrikation eiserner Raͤder fuͤr die Eisenbahnwagen. Die Speichen sind in einen centralen Ring, der die Nabe bildet, verschultert, und mit quer durchgeschlagenen Keilen darin befestigt. Die beiden Flaͤchen des Rades sind mit Scheiben aus Eisenblech bedekt. Die aͤußeren kruͤkenfoͤrmigen Enden der Speichen sind mit Schwalbenschwaͤnzen und Keilen in den eisernen Felgen befestigt. Diese Raͤder sind an kurzen Achsen festgemacht, welche in Dillen, die an dem Wagen angebracht sind, umlaufen. Zur Verminderung der Reibung beim Umlaufen sind die Enden der kurzen Achsen kegelfoͤrmig gebildet. – III. Patent des Robert Whireside in Air in Nordengland, vom 20. Nov. 1834. Die Erfindung hat einen doppelten Zwek 1) soll den Laufraͤdern der Dampfwagen Elasticitaͤt gegeben werden; und 2) betrifft sie das Schmieren der arbeitenden Theile einer rotirenden Dampfmaschine. Man hat bereits mehreremale Raͤder mit elastischen Speichen in Vorschlag gebracht, und ist dabei von der irrigen Ansicht ausgegangen, daß die Achse, indem sie durch den Druk, den sie erleidet, und durch das Bewegungsmoment des Wagens aus dem Mittelpunkte geraͤth, vermoͤge dieser in Folge der Elasticitaͤt erlangten Stellung dem Vorwaͤrtstreiben des Wagens foͤrderlich wird. Der Patenttraͤger hat, ohne auf das Widersinnige dieser Idee zu achten, wie er glaubt, einigen der praktischen Mangel dieser Raͤder abgeholfen, und zwar indem er anstatt der Anwendung elastischer Speichen die Achse in den Mittelpunkt einer vierekigen Platte einzusezen vorschlagt. Diese Platte will er beinahe nach Art der Patrone einer excentrischen Drehebank in einem an der Radfelge angebrachten Rahmen nach zwei Richtungen verschiebbar machen, wobei die centrale Stellung dieses Rahmens durch vier kraͤftige Spiralfedern, die sich von der Achse aus an die Eken des Rahmens erstreken, erhalten wird. Dieses Wenige duͤrfte genuͤgen, um darzuthun, wie complicirt und nuzlos diese Vorrichtung ist. – Das Verfahren, wonach der Patenttraͤger die arbeitenden Theile einer rotirenden Dampfmaschine schluͤpfrig erhalten will, beruht darauf, daß er uͤber der Maschine ein Beken anbringt, in welchem der Talg oder die sonstige Schmiere enthalten ist, und daß er dieses Beken mit dem Inneren der Maschine communiciren laͤßt. Dabei soll auf die obere Flache des Talges Dampf druͤken, theils um diesen hiedurch in fluͤssigem Zustande zu erhalten, theils um ihn die Leitungsroͤhren entlang an die im Inneren der Dampfkammer spielenden Kolben zu leiten. Die Schmiere wird, nachdem sie ihren Dienst in der Maschine geleistet, wieder abgeleitet, und dann mit Pumpen wieder in das Beken emporgetrieben. Eine der größten Steknadel-Fabriken ward kuͤrzlich von den HHrn. John Edelston und Sohn von Warrington in Lachford an den sogenannten Mersey Pin Works errichtet. Die Fabrik beschaͤftigt gegen 1000 Individuen, worunter Maͤnner, Weiber und Kinder; sie erzeugt ausschließlich nur Steknadeln, und liefert von diesen woͤchentlich 15 bis 16 Mill. Stuͤke! (Mechanics' Magazine.) Jenkins's mechanische Violine. Eine der sinnreichsten Erfindungen an den Musikinstrumenten, schreibt das Mechanics' Magazine in Nr. 846, verdanken wir Hrn. Jenkins, Organisten an der Lurgan's Kirche in Belfast. Das Instrument besteht aus einem großen Violinsarge ohne Hals oder Fingerbrett, welcher horizontal in einem Gestelle angebracht ist, und auf dem eine groͤßere Anzahl von Saiten als an einem Violoncelle aufgezogen ist. Die Saiten werden an dem einen Ende des Sarges mit einem Bogen gestrichen, waͤhrend sich an dem der linken Seite des Spielers entsprechenden Ende ein Griffbrett befindet, welches mit dem an den Pianofortes gebraͤuchlichen Ähnlichkeit hat. Saͤmmtliche Saiten befinden sich gleichzeitig unter dem Striche des Bogens; um jedoch die Discordanz zu verhuͤten, welche eintreten wuͤrde, wenn ein Pianoton erfordert wird, kann jede Saite nach Belieben außer Beruͤhrung mit dem Bogen gebracht werden, und zwar mittelst einiger Tritte, die mit den Fuͤßen in Bewegung gesezt werden, und mit einem innerhalb des Instrumentes angebrachten Daͤmpfer in Verbindung stehen. Das Instrument gibt aͤußerst kraͤftige Toͤne, und bildet bei der großen Mannichfaltigkeit seiner Toͤne eines der trefflichsten Orchesterinstrumente. Neben einem großen Piano gespielt, vermag es dessen Toͤne beinahe zu erstiken. Wenn auch das Princip desselben nicht ganz neu genannt werden kann, so ist doch wenigstens diese Anwendung desselben ganz neu und in der That einzig. Ueber das Einsezen der Eisenstangen in Blei. Man pflegt die unteren Enden der zu Gelaͤndern und anderen derlei Zweken bestimmten Eisenstangen gewoͤhnlich in Blei einzusezen, ohne, wie Hr. Kentish in einem an das Mechanics' Magazine gerichteten Schreiben bemerkt, daran zu denken, daß hiedurch eine starke galvanische Wirkung und eine rasche Zerstoͤrung des Eisens erfolgen muß. Als Abhuͤlfe hiefuͤr empfiehlt er anstatt des Bleies Zink zu nehmen, indem hier die galvanische Wirkung auf das Zink fallen, und diesem als einem minder leicht oxydirbaren Metalle weniger Schaden zufuͤgen wird. Bei der Anwendung des Zinks schuͤzt dieser das Eisen, waͤhrend bei der Anwendung des Bleies das Eisen das Blei schuͤzt. Aus demselben Grunde wird in diesem Schreiben auch empfohlen, zu den fuͤr Eisen bestimmten Anstrichen statt des Bleioxydes Zinkoxyd zu verwenden. Man sieht, daß das Ganze auf eine Empfehlung der Sorel'schen Galvanisation des Eisens hinausgeht. Ueber ein Verfahren um das Eisen auf nassem Wege in metallischem Zustande zu erhalten. Hiezu braucht man nur reines Zink in eine moͤglichst neutrale Aufloͤsung von salzsaurem Eisenoxydul zu tauchen. In kurzer Zeit, besonders wenn man die Fluͤssigkeit zum Sieden erhizt, wird das Zink sproͤde und vom Magnet anziehbar; laͤßt man es lange genug in der Fluͤssigkeit, so hinterbleibt nur noch ein zerreibliches Stuͤk reinen Eisens. Da man jedoch befuͤrchten koͤnnte, daß immer ein wenig Zink im Eisen zuruͤkbleiben moͤchte, so schlaͤgt Hr. Capitaine zur Vermeidung dieses Umstandes ein sehr einfaches Verfahren vor. Es besteht darin, in die Eisenaufloͤsung ein ganz reines Kupferblech zu tauchen, dessen eines Ende an ein Zinkstuͤk geloͤthet ist; das Eisen sezt sich in duͤnner und zerreiblicher metallisch glaͤnzender Schichte auf dem Kupfer ab, welche jedoch keine Spur von Krystallisation zeigt. Diesem Verfahren kann man nur den Vorwurf machen, daß es sehr langsam von Statten geht; es entwikelt sich dabei immer so lange Wasserstoffgas, als noch Eisen niedergeschlagen wird. (Comptes rendus, No. 23. 1839) Ford's schwimmende Glaubersalzfabrik. Ein Hr. Edward Ford nahm unterm 8. Maͤrz 1839 ein Patent auf eine verbesserte Methode Glaubersalz, Salzsaͤure und andere Saͤuren zu fabriciren und uͤberhaupt solche chemische Processe, bei denen fuͤr die Nachbarschaft und die Vegetation schaͤdliche Duͤnste entweichen, zu leiten. Das Ganze beruht lediglich auf der Idee, derlei Fabriken auf die See und ihre Buchten oder auch auf groͤßere Fluͤsse zu verlegen! Das Schiff oder das Floß, aus welchem die Fabrik errichtet ist, koͤnnte je nach Beschaffenheit der Kuͤste und je nach der Richtung, in der der Wind blaͤst, in groͤßerer oder geringerer Entfernung von dieser vor Anker gelegt werden. Je naͤher das Floß dem Lande liegt, um so niedriger kann nach der Erfahrung des Patenttraͤgers der Rauchfang seyn. An den zur Fabrikation dienenden Apparaten und an dem Verfahren, wonach in diesen Apparaten gearbeitet wird, hat der Patenttraͤger auch nicht das Geringste geaͤndert. (London Journal. Decbr. 1839.) Ueber die Gegenwart des Jods in den Producten, welche man bei der Verbrennung der Steinkohlen erhält. Ich entdekte, schreibt Hr. Bussy im lezten Novemberhefte des Journal de Pharmacie, in einigen der Muster, welche mir von den Producten der Steinkohlengrube in Commentry eingesandt worden, hydrjodsaures Ammoniak, welches bisher noch nirgendwo in natuͤrlichem Zustande gefunden worden. Die im Dept. de l'Allier gelegene Grube wird großen Theils unter freiem Himmel ausgebeutet. Durch die Einwirkung der Luft auf die in den Kohlen enthaltenen Schwefelkiese trat eine Entzuͤndung ein, welche sich fortwaͤhrend hie und da erhaͤlt, und in deren Folge aus den in dem Boden befindlichen Spruͤngen weiße Daͤmpfe aufsteigen, die nach Schwefel und zugleich auch nach Salzsaͤure riechen. Durch Verdichtung dieser Daͤmpfe bilden sich an der Oberflaͤche des Bodens krystallinische Efflorescenzen, welche zum Theil weiß, zum groͤßeren Theil aber roͤthlich gelb und selbst dunkelroth sind. Der rothe und gelbe Theil besteht aus Schwefel, aus rothem Schwefelarsenik, aus Salmiak, den man schon laͤngst in den Verbrennungsproducten der Steinkohlen entdekt hatte, und aus sublimirtem hydrjodsaurem Ammoniak. Lezteres entdekte ich bisher noch in keinem der Muster in isolirten Massen, sondern immer mit Salmiak vermengt. Die Aufloͤsung dieses jodhaltigen Salmiaks gibt mit Staͤrkmehlaufloͤsung versezt erst dann eine blaue Farbe, wenn man ihr einen Tropfen Chlorwasser zusezt; zum Beweise, daß das Jod nicht frei darin enthalten ist. Der Luft ausgesezt faͤrbt sich das Salz, indem die Hydrjodsaͤure eine Zersezung erleidet; allein nach einiger seit verschwindet auch das Jod so, daß man in demselben Muster auch keine Spur mehr davon findet. Ich wuͤrde die Resultate meiner ersten Versuche fuͤr irrig gehalten haben, wenn ich mich nicht durch die Pruͤfung frischer Muster, die mir mit aller Vorsicht von der Grube aus zugesandt worden, uͤberzeugt hatte, daß sich die Hydrjodsaͤure mit der Zeit und unter dem Einfluͤsse der Luft so zersezt, daß das Jod gaͤnzlich verschwindet. Man muß daher, um das Jod aufzufinden, mit Mustern arbeiten, welche gegen die die Zersezung bewirkenden Einfluͤsse geschuͤzt gewesen. Eine Einwikelung derselben in Papier reicht hiezu nicht aus; denn das Papier faͤrbt sich wegen des in ihm enthaltenen Staͤrkmehles blau, indem sich das Jod von dem Wasserstoffe scheidet, und lezterer sich mit dem Sauerstoffe der Luft verbindet. Ich haͤtte zu erforschen gewuͤnscht, ob das Jod auch in anderen Steinkohlen als jenen von Commentry enthalten ist; da dergleichen Versuche jedoch so zu sagen an Ort und Stelle vorgenommen werden muͤssen, so muß ich sie Anderen uͤberlassen und mich damit begnuͤgen, die Sache in Anregung gebracht zu haben. In welchem Zustande das Jod in den Steinkohlen enthalten ist, ist schwer zu sagen; doch scheint es ziemlich wahrscheinlich, daß die Salzsaͤure des Salmiaks durch die Einwirkung der bei der Verbrennung frei werdenden Schwefelsaͤure auf das Kochsalz, welches in den Steinkohlen enthalten seyn duͤrfte, geliefert wird. Wenn man nun bedenkt, daß die alkalischen Chlorverbindungen beinahe immer mit dergleichen Jodverbindungen vergesellschaftet sind, so duͤrfte man annehmen, daß das Jod wahrscheinlich als Jodkalium in den Steinkohlen enthalten ist. Erwaͤgt man ferner, daß das Jod gewoͤhnlich auch von Brom begleitet ist, so wird man spaͤter wohl auch das Brom in einer aͤhnlichen Verbindung auffinden. Ueber die Reinigung des aus den Fichten geflossenen Peches. Die Reinigung des aus den angehauenen Fichten geflossenen Peches geschieht, wie Hr. Graf Lambel an die Société d'encouragement schreibt, im Departement des Landes dadurch, daß man dasselbe in offenen Kesseln siedet, und die siedende Fluͤssigkeit auf Filter aus Stroh gießt. Was durch das Filter laͤuft, wird, um den Terpenthingeist daraus zu gewinnen, in einen Destillirkolben gebracht. Das Strohfilter wird jedesmal erneuert, und haͤlt mehr oder weniger von dem Peche an sich, welches man in trokenes Pech (brai sec) verwandelt, wodurch es an Werth verliert. Wegen der Feuersgefahr muͤssen sich die Orte, an denen die beiden Operationen vorgenommen werden, in einiger Entfernung von einander befinden, was ein laͤstiges Hin- und Hergeschlepp veranlaßt, und die Kosten erhoͤht. Das Strohfilter hat uͤbrigens nicht nur das Unangenehme, daß es einen Theil des Peches in sich aufnimmt, sondern es gibt auch einen truͤben und mithin unreinen Ruͤkstand. Es handelt sich daher um ein besseres Filter, welches sich die Temperatur des Peches anzueignen im Stande ist, welches, ohne erneuert werden zu muͤssen, das Pech bestaͤndig durchfließen laͤßt, und welches endlich all das Harz, welches es einsog, auch wieder abgibt. Sand von einem diesem Zweke entsprechenden Korne hat mir in dieser Hinsicht Genuͤge geleistet; man kann statt desselben aber auch irgend eine andere gekoͤrnte mineralische Substanz anwenden. Das Pech laͤuft klar und rein durch dieses Filter, wenn man oben auf dasselbe ein Drahtgitter von gehoͤriger Feinheit legt, wodurch die umfangreicheren fremdartigen Stoffe zuruͤkgehalten werden. Nach dem Erkalten laͤßt sich das Filter mittelst Terpenthinoͤhl vollkommen von dem darin zuruͤkgehaltenen Harze reinigen. Wenn man das Filter in einer Troknenkammer, deren Temperatur sich allmaͤhlich steigern laͤßt, anbringt, so kann man verschiedene Qualitaͤten von reinem und durchsichtigem Harze gewinnen; und sezt man auf die Troknenkammer, welche luftdicht schließt, einen Helm, so kann man auch das Oehl sammeln, welches an den dermalen gebraͤuchlichen offenen Kesseln beim Sieden verloren geht. Die aus Baksteinen gebaute Troknenkammer kann ohne Nachtheil in geringer Entfernung von den Destillirapparaten untergebracht werden. Man kann sogar zur Ersparnis des Transportes das gereinigte weiche Harz durch einen gut schließenden Hahn in die Destillirapparate laufen lassen. (Bulletin de la Société d'encouragement. Aug. 1839.) Appretur für Hanf- und Leinengarn. Der leinene Faden, von welcher Starke er auch seyn mag, verliert gewoͤhnlich beim Naͤhen an Qualitaͤt; die folgende, von Odelant in Lille erfundene Appretur (Brevets d'invention Bd. XXXV. S. 360) soll nun diesem Uebelstande abhelfen. Man loͤse 1 Pfd. arabisches Gummi in 32 Pfd. Regenwasser, 1/4 Pfd. Hausenblase in 16 Pfd. Wasser, 1/2 Pfd. Pergamentleim gleichfalls in 16 Pfd. Wasser, mische die klaren Loͤsungen zusammen, seze 14 Pfd. Potasche und 1 Pfd. weißes Wachs (beides durch Kochen mit Wasser verseift) hinzu, und schuͤtte Alles in 100 Pfd. Wasser. Diese Fluͤssigkeit wird nun heiß gemacht und Lein oder Hanf fuͤnf bis sechsmal eingetaucht, noch naß aufgewunden, dabei durch ein weißes Leinen, welches man in der Hand haͤlt, durchgezogen, an der Luft getroknet, und hierauf aufgespult. Hiebei laͤßt man das Garn nochmals durch ein weißes Leinen, das man zwischen den Fingern haͤlt, laufen, und welches mit folgender Composition uͤberzogen ist: 12 Pfd. arabischem Gummi, 1 Pfd. Wachs, 1/2 Pfd. Hausenblase, 1/2 Pfd. Pergamentleim mit 16 Pfd. Wasser im Wasserbade geschmolzen und beim Gebrauche etwas Alkohol zugesezt. Der Faden wird nun fast der Seide gleichen. Bei schwarzen oder anders gefaͤrbten Faͤden laͤßt man das Wachs und die Potasche weg, wendet die Appretur nur kalt an und troknet das Garn, in Straͤhnen gemacht, im Schatten. (Zeitschrift fuͤr Oesterreichs Industrie. Nr. 99. 1839.) Ueber den Zukergehalt der Cocosnuß und des Feigencactus. Hr. Payen analysirte kuͤrzlich die in der Cocosnuß enthaltene milchige Fluͤssigkeit, und fand in derselben die stikstoffhaltigen Substanzen, die der Bildung aller vegetabilischen Stoffe vorausgehen und sie begleiten; Kuͤgelchen einer fetten krystallisirbaren Substanz; mehrere Salze und eine bedeutende Menge weißen krystallisirbaren Zukers, welcher in seinen Eigenschaften dem Rohrzuker vollkommen gleichkommt. – Einige Fruͤchte des Feigencactus (Cactus Fiscus indica) gaben ihm gleichfalls krystallisirbaren Zuker, und zwar in einer Menge, welche er zu 10 Proc. anschlaͤgt. (Comptes rendus des scéances de l'Académie 2e sem. 1839, No. 12.)